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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Der frierende Kachelofen

Abfuhr des Veltener Tones

Es ist schade um Velte n. Ein so sauberes Städtchen eine knappe Stunde von Berlin , aber bitterarm. So schmucke Häuschen, aber doch krank. Dabei kann dieser Kachelofen­stadt Norddeutschlands niemand helfen. Denn das Brennen von Kachelöfen ist nun einmal eine zu konjunkturempfind­liche Sache. Werden keine Häuser gebaut, braucht auch kein Mensch Kachelöfen. Aber wenn es nur hieran hapern würde, dann ginge es noch. Wird wieder gebaut, kommen auch wieder Oefen in die Stuben. Fragt sich nur, was für Oefen. Jedenfalls die alten weißen großen Schmelzkachelöfen nicht mehr. Und die gerade gaben Velten das Brot. Die neuen bunten kleinen Chamotteöfen sind nur noch halb so groß; für den Hausbewohner wunder­schön, der mit vier Briketts sich eine warme Stube machen kann, aber der große Kummer Veltens . Die Veltener sähen es am liebsten, wenn der Ofen jeweils so groß wie die halbe Stube wäre, dann brauchte er viele Kacheln. Aber wir reden immer von Kacheln, als ob es keine Zentralheizung gäbe. Denn das ist das doppelte Unglück Veltens : an sich schon die Krise, wo alles auf der Nase liegt und dazu noch der erbitterte Konkurrenzkampf gegen die Zentral­heizung. So sind heute Oefen in Velten feil wie sauer Bier. In den Schuppen liegen die Kacheln und frieren und mit ihnen frieren die Arbeiter, weil sie ihre Oefen nicht heizen können.

Im Kampf gegen Meißen

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Als es Velten noch gut ging, hatte es 42 Ofen­fabriken, dazu 2 in Fehlefanz, 2 in Marmitz und 1 in Hennigsdorf . Davon sind heute noch 13 Ofenfabriken in Betrieb. Einst verdienten 800 Töpfer und 1200 Hilfsarbeiter ein schönes Geld, heute haben noch 138 Töpfer besser gefagt Ofenformer, denn der Berliner und der Veltener Begriff vom Töpfer decken sich nicht ganz und 432 Hilfsarbeiter eine bescheidene Brotstelle. Und bei 42 Ofenfabriken hatte auch eine Maschinenfabrik ihr Auskommen, aber nicht mehr bei 13; die Maschinenfabrik hat ebenfalls ihre Tore geschlossen. Dafür ist auf dem Arbeitsamt der Betrieb um so größer. Früher, wenn den Winter über stille Zeit war, packten sich die leistungsfähigen Fabrikanten 4000 bis 5000 komplette Defen auf Lager. Wenn dann im Frühjahr die Bautätigkeit losging, waren Läger im Mai, spätestens im Juni geräumt. Und es fonnte von frischem ans Schanzen gehen. Heute ist ein bescheidenes Stoßgeschäft übrig­geblieben mit allen seinen Nachteilen: mal gehen ein paar Defen weg, dann wieder Wochen hin­durch überhaupt keine, da ist es beinahe besser, die Bude wird ganz zugemacht. Denn einen Brennofen in Gang halten, das lohnt nicht recht. Nun sprechen die Beltener nicht gern über 1903. Die Sache von 1903 erwähnen sie gewissermaßen ,, nur im Vertrauen". Damals, vor nunmehr 29 Jahren, begann am 1. Oktober der große Streit der Veltener Ofenarbeiter. Die Forderung betrug 2 Bf. Lohnerhöhung pro Stunde. Ein ganzes Vierteljahr lang dauerte dieser Streik, erst am 2. Januar 1904 gingen die Männer wieder in die Betriebe. Die Lohnbewe­gung war gewonnen, die 2 Pf. wurden bewilligt. Aber inzwischen hatte sich meißen in Berlin breitgemacht. Und seit 1903 ist Meißen nie mehr aus Berlin hinausgegangen. Denn Meißen ist die andere Kachelofenstadt Deutschlands . Mit Groß betrieben von über 1000 Mann Belegschaft und der hochwertigen Chamotteverarbeitung. Wenn man mit Veltenern über Meißen spricht oder auch Meißen nur erwähnt, hat man immer den leiſen Eindruck: gleich sträuben sich den Veltenern die Haare. Aber Meißen ist nun einmal bedeutender,

und den Streit von 1903 hat Meißen gerade noch gebraucht, um auf dem Berliner Markt festen Fuß zu fassen. Was kümmerte die Berliner Töpfermeister und Bauunternehmer der Streik in Belten; die Meißener Fabrikanten rannten ihnen ohnedies das Haus ein, und schließlich sagten die Töpfermeister: nun gut, nehmen wir jetzt von euch die Defen.

28 Kompagnons

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Nun hatte die Veltener Kachelofenindustrie ganz eigentümliche Unternehmungsformen. So wie es Kapitalisten gab, so gab es nicht minder Ge nossenschaften. Man kann das an heute verrottenden Gebäuden immer noch lesen: Mer­tens u. Co." oder ähnlich. Einer gab den Namen und die anderen waren die Kompagnons. Manch­mal waren nur vier, manchmal zwölf und in einem Fall sogar achtundzwanzig Genossenschafter an einem Betrieb beteiligt. Wenn wir uns recht erinnern, war um die Jahrhundertwende bereits für 5000 Mart eine Ofenfabrik in Velten zu haben. Das Geld brachten die Genossen auf, sparten, pumpten, beteiligten auch hier und da einen Bauern aus der Umgegend und einer von ihnen wurde nun ins Kontor gesezt. Der mußte den Kunden ein besonders herzliches Will­fommen" bieten, und wenn die Kunden aus­blieben, dann wurde er auf Reisen geschickt, um Aufträge zu sammeln. Unteredessen standen seine Genossen an den Brennöfen und produzierten fleißig Kacheln, daß es nur so eine Art hatte. Jede Woche erhielt jeder Genosse den ortsüblichen Handwerkerlohn. Die Abrechnung erfolgte zum Jahresschluß.

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Diese Abrechnung war der Knalleffekt. Man kommt nur mit den Veltenern nicht recht darüber zu Rande. In der Glanzzeit der Veltener Kachel­ofenindustrie brachten es zweifellos einfache Töpfergesellen zu einem gewissen Wohlstand; ihre gediegenen Eigenhäuser und die Grundstücke, die sie erwarben, sind heute noch die besten Zeugen dafür. Es stimmt schon: vielen war der große Sprung vom armen Verkäufer seiner Arbeitskraft zum Besizer von Produktionsmitteln gelungen. Zumal Belten in der Vorkriegszeit ein gesegnetes Exportgeschäft nach Osteuropa hatte. Andere alte

Genossenschaftler lehnen für ihren Teil diese An­ficht ab. Einer erzählte: Wir Genossen mußten manche Woche zufrieden sein, wenn wir einen Zwanzigmarkschein bekamen. Abrechnen konnten wir nachher unsere Pleite. Sehen Sie mal, wir nahmen damals 56 Mark für den kompletten Ofen. Das Geld mußten wir aber den Töpfermeistern kreditieren. Nun kreditieren Sie mal, wenn jeder sein Geld braucht. Dann kamen die Händler, die mehr Geld hatten als wir, legten bare 48 Mark auf den Tisch und zogen mit unserem Ofen ab. Was sollten wir machen, wir waren zufrieden, wenn wir neue Materialien kaufen konnten, aber bei 48 Mark war natürlich der Verdienst hin.

Ueberflüssige Arbeitshände

Und was hatten wir für Nackenschläge durch den Bauschwindel. Andauernd krachten Bauunter­nehmungen zusammen, mal in Schöneberg , mal in Pankom, mal in Neukölln. Dann verloren wir da 4000 Mark, dort 5000 Mark, die letzte Riesen­pleite hatten wir 1911. Damals verloren wir an die Berliner Bauschwindler glatte 14 000 Mark. Von diesem Schlage haben wir uns nicht mehr er= holt; 1914 zogen wir ins Feld, und nach dem Kriege machten wir unsere Bude gar nicht mehr auf. Wir hatten die Nase voll."

SONNTAG, 13. NOV. 1932

Uebrigens wäre es ein Wunder, wenn die Veltener Kachelofenindustrie von der Rationali­sierung verschont geblieben wäre. Früher machte ein Handformer 1000 Kacheln oder 500 Ecken in der Woche. Das waren die ,, Kanonen", ge= wiegte Facharbeiter, die in der ganzen Welt ge= sucht waren. Besonders nach Lodz 30gen in jungen Jahren die Beltener. Aber auch der Durch­schnittsarbeiter brachte es wöchentlich auf 700 bis 800 Kacheln oder 300 bis 400 Ecken. Diese Hand­former gehören unwiderruflich der Vergangenheit an. Nur noch in der Chamotteverarbeitung gibt es ein paar Handformer. Die Arbeit der anderen hat die Kachelpresse übernommen. An einem einzigen Tag verfertigt die Rachelpresse 700 bis 1000 Schmelztonkacheln.

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Einmal wollte Velten einen ganz großen Schritt tun: es wollte von 8000 Einwohnern, die es heute hat, auf 400 000 Einwohner steigen. Während der Franzosenzeit interessierte man Betriebe der Ruhr­industrie dafür, nach Velten überzusiedeln. Aber dann kam der wirre Inflationstaumel und alle Projekte zerflatterten wie dürre Blätter im Herbstwind. Aus jener Zeit ist nur noch ein Kanal übriggeblieben, der die neugebackene Veltener Industrie an den Großschiffahrtsweg anschließen sollte. Das Wasser dieses Kanals jedoch ist heute an einen Anglerverein verpachtet. Die Veltener möchten allesamt so gern Sonntags ihr Huhn im Topfe haben, aber seit der Jahrhundertwende will die Pechsträhne nicht recht abreißen. Die Sache von 1903, die Zentralheizung, die Elektroöfen, die neue Heiz­technik, dazu die Krise... und dennoch ist Belten eine reizende Stadt. Stadt ist aber auch schon wieder zuviel gesagt, denn Stadtrechte hat Velten gar nicht.

Verbrechen an einem Kind

Von der Grenzstraßenbrücke auf die Schienen gestürzt

Die Kriminalpolizei ist seit gestern mit der klärung eines geheimnisvollen Vorganges be­schäftigt. Auf dem Gelände der Stettiner Vorortbahn wurde gegen 8 Uhr von Bahn­beamten ein fleines Mädchen mit schweren Kopfverlegungen bewußtlos aufgefunden. Augenscheinlich war das Kind von der sogenannten Schwindsuchtsbrücke" in der Grenzstraße auf den Bahnkörper gestürzt. Niemand hat jedoch den Vorfall, der sich möglicher­weise schon nachts abgespielt hat, beobachtet. Das kind wurde sofort ins Lazaruskrankenhaus nach der Bernauer Straße gebracht.

Dort erwachte die Kleine auf wenige Minuten aus ihrer Betäubung. Die Schwester konnte gerade noch erfahren, daß es sich um die sechs= jährige Rosemarie Boddin aus der Lorgingstraße 15 handelte, dann verfiel das Mädchen wieder in tiefste Bewußtlosigkeit. Wie von den Aerzten festgestellt wurde, hatte das Kind außer

inneren Verlegungen einen schweren Schädelbruch erlitten. Während die Kriminal­polizei noch mit den ersten Ermittlungen be= schäftigt war, lief die Meldung von einem Ein= bruch in das Amtszimmer des Rektors der Mädchenschule in der Grenzstraße ein. Die nächtlichen Eindringlinge hatten die Tür­füllung herausgeschnitten und sich auf diese Weise Zutritt verschafft. Sonderbarerweise wurde die herausgeschnittene Türfüllung eben­falls auf dem Bahnkörper, unweit der Stelle, mo man das Kind entdeckt hatte, gefunden.

Im Verlauf der Untersuchung verdichtete sich der Verdacht immer mehr und mehr, daß an dem

Kinde ein Verbrechen verübt worden sei. An der Eisenbahnbrücke ist die Umfriedung etwa zwei Meter hoch, niemals fonnte es dem kleinen Mädchen also gelingen, den Zaun, der außerdem mit Stacheldraht verkleidet ist, zu überklettern. Mit größter Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, daß die Kleine von einem noch unbekannten Täter über den Brückenzaun auf die Güter­gleise geworfen worden ist.

Rosemarie Boddin ist offenbar einem Sifflich­teitsverbrecher in die Hände gefallen.

Die Kleine spielte noch am Freitag gegen 18 Uhr in der Nähe der Wohnung ihrer Eltern auf der Die Straße. Plötzlich war sie verschwunden. Eltern suchten in den gestrigen Abendstunden bis spät in die Nacht hinein die ganze Gegend ab, ohne eine Spur von dem Mädchen zu entdecken. Bei seinem Weggang war das Mädchen völlig be­kleidet und als es von den Bahnbeamten zwischen den Schienen aufgefunden wurde, hatte es unter seinem Mantel nur das Hemdchen an.

Es besteht kaum noch ein Zweifel, daß das Kind von einem Unhold an sich gelockt und ver­schleppt worden ist. Später hat der Bursche das Kind, das offenbar bewußtlos gewesen ist, auf die etwa acht Meter tief gelegenen Gleise geworfen.

Wie wir aus dem Krankenhaus erfahren, be­steht Hoffung, das kleine Mädchen trotz der schweren Verlegungen am Leben zu erhal= ten. Bom Polizeipräsidenten wird voraussicht­lich eine größere Belohnung für die Aufklärung des Verbrechens ausgesetzt werden.

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