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Erfolg" der Radauftudenten

Breslauer Universität geschlossen

Breslau  , 17. November.

Nachdem am Donnerstagvormittag Prof. Dr. Erich Cohn seine Vorlesungen beginnen wollte, ist es wiederum zu schweren Ausschreitungen der Nationalsozialisten innerhalb der Universität gekommen. Die Universität wurde auf Unordnung des Rektors bis auf weiteres geschlossen.

zeigung der Studentenkarte betreten werden, der

Ende niemand absehen kann. Die Herren Bracht und Kähler seien gewarnt! Im Interesse der deutschen   Hochschulen darf es im Breslauer Fall nur eins geben: schärfstes Durchgreifen gegen alle, die die Universität mit einem Radaulokal verwechseln.

kassenuntersuchung davon.

Das Univerſitätsgebäude konnte nur nach Bor Ende des Wahlschlagers Hörsaal nur mit einer besonders ausgestellten Die Harzburger laufen von der Preußen­Ausweiskarte Der Hörsaal war von Studenten, die an der Vorlesung teilnehmen wollten, gefüllt, Der Gang vor dem Hörsaal stand gedrängt voll Nationalsozialisten, die Professor Cohn, den Rektor und den stellvertretenden Dekan der juristischen Fakultät mit höhnischen Zurufen und Juden raus" begrüßte. als sie vom Dozenten­zimmer einmal nach dem Hörsaal wollten. Während der Vorlesung, die nur fünfzehn Minuten dauerte, erschollen auf dem Gang dauernd die Rufe ,, Cohn raus". Juden raus". Die Bedelle, die vor der Tür des Hörsaals standen, wurden bedrängt. Jedesmal, wenn ein Student den Hör­saal betrat und sich die Tür öffnete, wurden laute Schmährufe ausgestoßen. Als der Rektor den Hörsaal verließ, ertönte ihm entgegen: Polizei im Hause!", Ein Skandal!", Juden raus!".

Dem Dazwischentreten des Rektors ist es zu verdanken, daß sich die randalierenden national­sozialistischen Studenten nicht an einem Krimi­nalbeamten vergingen. Es kam im Universitäts­gebäude zu Schlägereien, wobei ein sozialistischer Student blutig geschlagen wurde. Er mußte im Krankenwagen in das Allerheiligen- Hospital ge­schafft werden.

Die Studenten verließen langsam das Haus, blieben aber zu Hunderten auf dem Universitäts­play versammelt, angeblich um den Termin zu erfahren, bis zu dem die Universität geschlossen bleiben soll. Die Führung der Tumulte liegt offensichtlich in den Händen der Nationalsozia­listen. Die Polizei geht mit erstaunlicher Milde gegen die Demonstranten vor.

Hetze gegen Professor Waldecker

Breslau, 17. November.

Der Defan der rechts- und staatswissenschaft­lichen Fakultät der Universität Breslau, Professor Dr. Waldecker, hat im Zusammenhang mit den Vorfällen, die sich an der Universität wegen der Borlesungen von Prof. Cohn ereigneten, die Detanatsgeschäfte abgegeben und um ministeriellen Schuß gebeten.

Am Schwarzen Brett der Universität veröffent lichte Prof. Waldeder eine Erklärung, in der er seinen Schritt mit Berdächtigungen begründet, bie in einem redaktionellen Auffaz eines Breslauer Blattes gegen ihn gerichtet worden seien.

Nazivertrauen zu Bracht

Er soll Professor Cohn abberufen

Zu den Universitätsfrawallen in Breslau   wird uns geschrieben:

Die Universität Breslau ist gestern infolge der Nazitrawalle gegen Prof. Cohn geschlossen worden. Prof. Cohn ist auf Vorschlag der juristi= schen Fakultät der Universität Breslau an die dortige Universität berufen worden. Es ist also nicht so, daß Minister Grimme etwa Cohn gegen den Willen der Uni­versität berief, sondern Cohn, der als Wissenschaft­ler einen guten Ruf hat, ist auf Grund feiner wissenschaftlichen Leistungen, die auch von seinen rechtsstehenden Kollegen aner­kannt werden, zum Professor bestellt worden. Der einzige Grund zu den Krawallen gegen Cohn, der politisch nicht hervorgetreten ist, ist die Tat­sache, daß er Jude ist.

Die Ausschreitungen in Breslau   fommen nicht überraschend. Nach der Absetzung Prof. Gumbels in Heidelberg   hat die nationalsozialistische ,, Deutsche Studentenschaft  " erklärt daß sie nicht eher ruhen werde, bis der letzte Funke un­deutschen Geistes auf Deutschlands   hohen Schulen zertreten ist". Der nächste Funke undeutschen Geistes", der zertreten werden soll, ist offenbar Prof Cohn Gegen die Radaumethoden der Hitier­Etudenten, die mit solchen Mitteln ihren An­hängerschwund verhindern wollen, müssen alle, denen es mit der Freiheit des Geistes ernst ist, energisch Widerstand leisten. Es ist daher zu be= grüßen, daß der Rektor der Universität Breslau den Nazistudenten nicht nachgegeben hat.

Es ist im Interesse der Studenten zu fordern, daß die Universität wieder eröffnet wird und alle Maßnahmen getroffen werden, um Professor Cohn die ungestörte Durchführung seiner Vorlesungen zu ermöglichen. Die Breslauer Nazi­studenten haben sich an Herrn Bracht gewandtund von ihm die Abberufung Cohns gefordert. Man darf gespannt sein, ob die kommissarische Verwaltung es wagen wird, der antisemitischen Hezpropaganda nachzugeben Sollte sie es tun, so muß sie sich darüber klar sein, daß ein solcher Schritt der schwerste Schlag gegen die geistige Freiheit ist, den die freiheitlichen Kreise des deutschen   Volkes nicht ruhig hinnehmen wer­den. Eine Unterstützung der Krawallstudenten durch Papens preußische Kommissare wäre das Signal zu schweren hochschulpoli. tischen Auseinanderseßungen, deren

Der Untersuchungsausschuß gegen Klepper und die Preußenkasse, mit dem Na zis und Deutsch­nationale ihre Agitation gegen ,, margistische Mißwirtschaft" vor den Wahlen zu bestreiten ver­sucht hatten, hat nach der Wahl für sie kein Inter­esse mehr. Als in seiner gestrigen Sitzung Finanzminister Klepper als Regierungs­vertreter auf der Regierungsbank Plaz nahm, erklärten die Nazis, sie wollten sich das nicht gefallen lassen. Dabei war Klepper schon als Zeuge vernommen worden und hatte alle seine Aussagen mit größter Offenheit gemacht!

Als Klepper auf seinem Recht bestand und seinen Plaz nicht verließ, ergriffen die Natio nalsozialisten ihrerseits die Flucht. Sie erklärten, unter diesen Umständen an den Beratungen des Ausschusses tein Interesse mehr zu haben. Der heldenmütige Sieg, den die Hitler­fochten hatten, ließ den anderen Flügel der ehe­Leute in ihrem Kampf gegen die Korruption er= maligen Harzburger Front nicht schlafen. Be= richterstatter Steuer( Dnat.) erklärte, daß man unter diesen Umständen sachlich nicht ver­handeln könne und kein Interesse an der Fort­segung der Ausschußarbeiten für heute hätte.

Abg. Hamburger( Soz.) erwiderte, man fönne von der Sozialdemokratie nicht erwarten, daß sie die Arbeit eines von den Deutschnationalen eingesetzten Ausschusses fördere, wenn die Antrag­steller und Nationalsozialisten selbst ihren Kampf gegen die angebliche Mißwirtschaft und Korruption einstellten. Er beantragte daraufhin Bertagung auf den 25. Januar näch sten Jahres.

Das war dem Vorsigenden Zubke nun wieder zu lange. Er wollte in den Kampf gegen Korruption nur einen fürzeren Erholungsurlaub einlegen und drohte, von seinem Platz weg­zulaufen, und den Ausschuß beschlußunfähig zu machen. Der Herr Rechtsanwalt aus Köslin  mußte sich daraufhin vom Abg. Leinert( S03.) über seine Pflichten als Borfigender belehren

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Zwei Kanzler

Sozialisten Gesetz

H

Trösten Sie sich, Herr von Papen: ich hab mir auch seinerzeit an dem Kerl die Zähne ausgebissen, und war doch immerhin der ,, eiserne" Kanzler und nicht von Pappe."

lassen; an sich wäre es ja ein sehr hübsches Bild gewesen, menn der unerschrockene pommersche Vorkämpfer Hugenbergs schließlich auch noch vor dem Margismus das Feld geräumt hätte. Dies erschien ihm aber offenbar doch als zu blamabel. Er ließ abstimmen und der Ausschuß ver­tagte sich gegen die Stimmen der Kommunisten und des Vorsitzenden in Abwesenheit des Dritten Reichs auf das Jahr 1933.

Das ist das Ende eines der größten Wahl­schlager der aufbauwilligen Elemente" aller Schattierungen!

Händedrud von Bozen  

Flüchtiger Bombenverbrecher als

Hitlers   Beauftragter

Durch eine Reihe deutscher Blätter ist ein Bild gegangen, das im Popolo d'Italia" über die Faschistenfeier am Bozener   Siegesdenkmal   ver.

od ciste

Bürgerblock ist Bersumpfung

Feststellungen Karl Renners  

Auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Wien   referierte Nationalratspräsident Dr. Karl Renner über die Wirtschaftspolitik der bürgera lichen Regierungen und die Forderungen der Arbeiterklasse.

Renner analysierte die Weltwirtschaftskrise und wies nach, wie in allen Ländern durch die Planlosigkeit der fapitalistischen Wirtschaft Arbeitslosigkeit und Zusammenbrüche herpor­gerufen wurden. Er erklärte: Wir haben in Europa   in den letzten Jahrzehnten in vielen Staaten den Wechsel von reinen Bürgerblock­regierungen und von solchen Regierungen, in denen auch Sozialdemokraten faßen, erlebt.

Man kann als Regel feststellen: Bürgerblod­regierungen waren wirtschafts- und sozial­politisch völlig unfruchtbar; gemischte Regierun­gen, in denen auch Sozialdemokraten jaßen, haben die Wirtschaft wenigstens rudweise auf dem Wege des Staatskapitalismus und der Sozialpolitik vorwärts gebracht.

Moderne Staatswesen lassen sich mit praktischem Erfolg und mit friedlicher Entwicklung ohne die Arbeiterklasse und ohne Sozialisten nicht mehr regieren. Eine privatfapitalistische Wirtschafts­politit tann ihre Aufgaben in der Krise nicht erfüllen. Und daraus ist zu erklären, daß diese Politik, an jedem Erfolg verzweifelnd, zu dem lange und verschwiegen gehegten und jegt im Nationalsozialismus offen ausgesprochenen Bekenntnis tommt: Wir können die Arbeiter nicht erhalten, also er= schlagen wir sie!" Auf diese einfache Formel läuft die nationalsozialistische Lehre von der Aus­scheidung der sogenannten sozialen Minus­varianten, die Hitlersche Lehre von den Minderwertigen" hinaus. Das Grund­übel unserer Wirtschaft und unserer Zeit sind noch der permanente Wirtschaftsfrieg zwischen den Staaten, die Zollabsperrung, die Devisenverord nung und andere Einrichtungen des Kapitalismus, die die Krise nur noch steigern. Reine nationa­liftische Politik kann sie ändern, sie könnten durch Autartiepläne nur verschlimmert werden. Es wird immer klarer:

Nur die wirtschaftliche Zusammenarbeit aller innereuropäischen Nationen, die allerdings

bisher immer wieder an den politischen Rivali­täten der großen Mächte scheiterte, fann aus dieser Krise herausführen.

Der Parteitag nahm eine Entschließung an, in der das Gelöbnis wiederholt wird. die Sozial­gefeggebung der Republit mit aller Kraft zu verteidigen. Herabsegung der Arbeitszeit auf 40 Stunden wöchentlich wird gefordert. Am Schluß der Resolution heißt es: Es kann bei dem herrschenden europäischen  System politischer Zerrissenheit, militärischer Rüstungen und des Wirtschaftsfriedens in Per­manenz die Arbeiterschaft des einzelnen Landes wie Desterreich sich unmöglich selbst den Weg ins Freie bahnen. Nur der gemeinsame Kampf der Arbeiter aller Länder um die wirtschaftliche und politische Neuordnung Europas   und der Welt, nur der siegreiche Kampf der proletarischen Internationale fann auch unserem Land wieder die Freiheit bringen.

Filmmagnat abgestürzt

Mit schnellstem Flugzeug der Welt

Bictoria Falls, 17. November. Das Flugzeug des amerikanischen Filmmag­naten Artur Loew, spirit of fun", angeb­lich der schnellste Eindecker der Welt, stürzte hier ab. Der Pilot wurde getötet, Artur Loew und sein Rechtsanwalt schwer verletzt.

Loem hatte den Flug von Australien   nach Südafrika   in fürzester Zeit zurückgelegt. Er wollte nach Beendigung der Geschäfte einen Rekordflug von Kapstadt   nach England antreten.

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Röhm taltgeftelt? Ein Spätabendblatt meldete am Donnerstag, daß Röhm, der Warme, von Hitler   taltgestellt worden sei Nach unserer Information trifft das nicht zu. So schnell trennt man sich im Braunen Haus nicht von Leuten, die die intim sten Geheimnisse der Bewegung ausplaudern fönnten. Außerdem; der bolivianische Liebhaber farbiger Soldaten paßt doch ganz gut in ein Milieu, wo ein größenwahnsinniger Selbst­herrscher vom Auto herunter mit Nilpferd= peitschen ins Bolt arbeiten läßt.

öffentlicht worden ist. Das Bild zeigt den Führer einer Able'lung uniformierter Nationalsozialisten, wie er vor dem Bozener   Siegesdenkmal   den 3a­schistenherzog von Pistoja die Hand drückt. Dies Bild beweist nicht nur die nationale Würdelosigkeit von Hitlers SA., sondern noch ein anderes. Dieser uniformierte SS.  - Führer ist, wie das Bild deutlich ausweist, niemand an­deres als der flüchtige Standarten­führer der pfälzischen SA.   und SS.  , jener Theodor Eicke  , der wegen Sprengstoffverbrechen zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist. Er hatte 80 hocherplosible Sprengstoffbomben hergestellt. Wenige Tage nach seiner Verurteilung wurde er angeblich wegen Hafiunfähigkeit aus der Haft entlassen. Er ist flüchtig geworden und seit­dem für die Justiz unauffindbar.

Dieser Bombenvertrecher, der sich in Deutsch­ land   einer Zuchthausstrafe durch die Flucht ent­30gen hat das mar der offizielle 4b. gefendte Adolf Hitters bei der Fa­schiffenfeier am Bozener   Siegesdenkmal. Als' de feinerzeit verhaftet wurde, ließ die NSDAP  . er­klären, daß die in die Bombenaffäre verwidelten Parteigenossen selbstverständlich aus der Partei ausgeschlossen" seien. Was darunter zu verstehen war, ist jetzt enthüllt. Der angeblich Ausgeschloffene hat den faschistischen Behörden vor dem Sieges­denkmal in Bozen   die persönlichen Grüße Hillers übermittelt!

Gin Aufbauer Nazi- Reichstagsfraktion

um 36 000 Mark bestohlen

Der Geschäftsführer des Sekretariats der nationalsozialistischen Reichstagsfrattion Franz Wilke hat die Kasse des Sekretariats um 36 000 Marf erleichtert. Die Unterschlagung dieses Betrages war der nationalsozialistischen Parteileitung zwar schon vor der Reichstagswahl bekannt geworden, aber sie hatte damals kein Interesse daran, diesen Fall an die Deffentlichkeit kommen zu lassen.

der Zu

Die Nationalsozialisten bestreiten den größten Teil ihrer Agitation mit Behauptungen über Korruption in anderen Parteilagern. Aber über die vielen Korruptionsfälle in der eigenen Partei wird der Mantel des Schweigens gebreitet. Als man die Unterschlagungen des Herrn Wilke ent­deckt hatte, sollte er sich vor dem, uschla", dem Untersuchungs- und Schlichtungsausschuß Nationalsozialistischen   Partei, verantworten. diesem Zwecke ,, versette" man ihn nach München  . Herr W. jedoch fuhr nicht nach dem Braunen Hause, sondern er begab sich mit Frau und Kind auf Reisen. Am 10 November teilte dann der ,, Angriff" an versteckter Stelle und in aller­tleinster Schrift mit, daß Wilfe angeblich schon am 25. Oktober aus der NSDAP  . ausgeschlossen worden sei.

Es war ursprünglich beabsichtigt, daß Herr Dr. Frick, der Führer der nationalsozialistischen Reichstagsfraktion, die Angelegenheit der Staats­anwaltschaft übergeben und die Verhaftung Wilkes veranlassen solle. Das hat man aber unterlassen, denn die Welt hätte dann die pein­liche Frage stellen können, wie es möglich gewesen sei, daß unter der Oberaufsicht der Herren Dr. Frick, Goebbels   und Göring   ein Aufbauer" die Fraktionskasse um einen so hohen Betrag prellen konnte.