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SCHICKSAL WERK MASCHINE

201

ROMAN VON STEFAN POLLATSCHEK

( Copyright Saturn- Verlag.)

Weltlin schwieg. Im Park versuchte er Starta zum Reden zu bringen. Aber nur mühsam und bruchstückweise erfuhr er: Starka sei vor über einem Jahr abgebaut worden( Ich war in der Weltlinschen Zauberfabrik. weißt, wo alles die Maschinen machen und wo sie feinen Menschen mehr brauchen, dort lassen sie alle verrecken, dort geht's mit dem Teufel zu."), verzweifelt habe er nach Arbeit gesucht und keine gefunden. Die paar ersparten Mark waren bald dahin, die Arbeitslosenunterstützung langte nicht. Auch die Kinder waren ohne Arbeit, der älteste war eines Tages verschwunden, tein Mensch hatte mehr von ihm gehört, feiner wußte, ob er noch lebe oder schon längst ge= storben sei Die Tochter war auf den Strich gegangen, der ginge es gut, der Jüngste sei von der Gemeinde übernommen worden. ,, Und die Frau?"

,, Was geht's dich an?" brüllte Starta auf. Nach einer Weile fügte er hinzu: ,, Die ist tot! Die hat's gut!"

Das also ist aus dem Arbeiter Wenzel Starta geworden, dachte Weltlin. Ich hab's nicht gewollt ich habe ihn halten wollen. Der Schuft, der Hanau , hat ihn am Gewissen, nicht ich! Nicht ich, nicht ich, nicht ich! schrie es in ihm. Aber bin ich nicht schuld? Hab' ich nicht geschwiegen? Und die anderen? Habe ich nicht Hunderte am Gewissen? Hunderte und viele hunderte solcher Eristen­zen? Wer? Ich? Nein, nein, nicht ich, Crusius war es, Crusius, nicht ich! Schweißperlen standen ihm auf der Stirne.

Hast du noch Geld?" fragte Starka. Weltlin nickte.

,, Komm, laß uns trinken, ich hab' Durst! " Man ging wieder in einen Laden, in dem Alkohol ausgeschenkt wurde. Wieder das nämliche Bild. Viele Menschen standen um her und tranken stehend. Starfa hatte rasch ein Glas geleert und trant von neuem. Welf lin hielt fid, zurück, doch hatte er nicht das Herz, seinem Gefährten zu wehren, dem man das Wohlbehagen vom Gesicht ablesen fonnte. Was hat der noch anderes, mußte er denken, was bleibt ihm noch besonderes übrig vom Leben? Ihm und all den anderen hier? Was ist das doch für ein Leben? Ein Tier hat es besser, als diese Menschen! Und sind wir nicht schuld an all dem? Wir? Auch ich! Auch ich! Wir alle, die dies dulden, leiden darunter und wie gequält war mein Dasein! Aber doch: Wir leben in schönen Wohnungen, wir hungern nicht und machen Reisen, wir baden und gehen ins Theater und wissen nichts von all dem Elend. Wir verschließen unsere Augen, unsere Ohren, unsere Herzen, wir sehen nichts, fühlen nichts, hören nichts, wir dulden dies alles! Welcher Gott hat dies so eingerichtet? Warum läßt man das zu?... Weltlin wurde aus seinen Gedanken gerissen. Ein Mann stand vor ihnen:

,, Kommt 3hr nicht auch in die Versamm­lung, statt hier zu faufen?"

In welche Versammlung?" ,, Was fragst du denn so blöd? Zu den Großkapitalisten gehören wir nicht! Um achte ist eine Versammlung der Arbeitslosen." ,, Lauter Gequatsch und Dreck", lallte Starfa. Halt's Maul."

,, Selber halten!" rief Starfa und hob sein Glas. ,, Da reden immer wieder dieselben be= stochenen Kerle. Was soll das Reden? Wozu reden? Zündets an und ich geh mit, aber das Gequatschnee! Js' mir die Zeit zu leid!"

Ja, fannst saufen in der Zeit, Mensch!" Abends aber waren sie doch in der Ver­sammlung, Weltlin und Wenzel Starka. Sie tamen spät, ja beinahe schon zum Ende der Rundgebung. Der große, weite Saal war bis zum Rande voll. An kleinen Tischchen saßen sie, gedrängt standen die Menschen bis zur Stiege. Dicker, undurchdringlicher Tabak­rauch lag über dem Raum. Am Podium vor einem langgestreckten Tisch saßen ein paar Leute In der Mitte stand einer, der sprach laut, schreiend und heftig gestikulierend. Ab und zu trank er aus einem vor ihm stehenden Glas Bier. Seine Rede wurde fast bei jedem Saz unterbrochen, man brüllte Beifall oder stieß Verwünschungen aus, Weltlin fand sich nicht zurecht. Der Redner, der schon beim Schluß angelangt schien, überbrüllte mühelos. die Massen:

,, Und so sehen wir, Genossen, daß wir am Ende der alten, am Beginn der neuen Zeit stehen. Das Alte stürzt vor unseren Augen und fein Tag vergeht, an dem nicht der Riesengestant des absterbenden Kapitalismus aus einer neuen Bestbeule sich erbricht. Kein Tag, an dem nicht eine Banf zusammen­

fracht, Fabriken zusperren müssen. Aber was sehen wir? Anstatt das Faule zusammen frachen zu lassen, bilden die Bürger und mit ihnen diejenigen, die vorgeben, das Proleta riat zu vertreten, eine Rettungsgesellschaft und stützen die, die uns im Dred halten, retten unsere Stlavenhalter und mästen ihre eigenen Henter."-Nich endenwollende Pfuirufe durchhallten den Raum. Rufe wie: ,, Aufhängen!", Aufknüpfen!" ,, Nieder mit ihnen!" ertönten im Chor und der Red­ner hatte Mühe, weiter zu sprechen: ,, Und jetzt, wo es zu Ende geht und wo die

Schuldigen das Grausen angeht, da helfen sie sich mit Ausflüchten. Sie seien gar nicht schuld, die Maschinen sind schuld, sagen sie, die erzeugen billiger als der Mensch und mit dem frommen Fibelspruch, daß sie die Ma­schine nicht aufhalten fönnen, schmeißen sie uns aufs Pflaster. Uns reden sie ein, daß wir den Fortschritt nicht wünschen, daß wir gegen die Zeit fämpfen, daß wir die Maschine zerschlagen wollen. Hier, in dieser Stadt, da treiben sie es geradezu verbrecherisch! Bei uns hier haben wir ja so einen Musterbetrieb

den Weltlinschen Sauhaufen!" Als der Name Weltlin fiel, erdröhnte der Saal von Lärm und Getöse. Und auf der Stiege stand ein zerquälter, gebrochener Mann und falte Schauer jagten über seinen Rücken...

,, In diesem Betrieb", so tönte die unerbitt­liche Stimme fort ,,, haben sie ja besonders arg gewütet. Die Arbeiter von vielen Fa­briken haben sie brotlos gemacht und auf die Straße getrieben, dem Hunger, dem Elend, der Verzweiflung in die Arme! Die Maschine erfezt Euch! haben sie gerufen, aber sie haben sich nicht gefragt, was aus Euch werden foll! Statt einen Plan zu haben, nach dem

Das Eisenbahnunglück

Ein Erlebnis von Alfred Hein

Als es geschah, da war mir genau so gelähmt ruhig zumute wie in jenen Sekunden, da ich vor Berdun eine schwere Granate der großen Forts­geschütze herannahen hörte, ganz sicher wußte, die schlägt in deiner Nähe ein, mich hinwarf und gleich dem Beil des Henkers die Stunde des Gerichts erwartete: damals ward ich, während mehrere Kameraden im Umkreis getötet und verlegt wurden, nur von den aus dem riesigen Krater der explodierenden Granate aufgewirbelten Erdmassen verschüttet und konnte bald nach der Verschüttung ausgebuddelt werden. Damals wie jetzt bei dem Eisenbahnunglück verlor ich keine Minute lang das Bewußtsein, sondern erlebte mit seltsam wacher. ja verschärfter Beobachtung den jähen Ablauf der Ereignisse, die sich fast so abrollten, als gingen fie einen nichts an. Eine seltsame Stumpfheit der Gefühle hatte den Körper ergriffen.

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Ich durchschritt den Gang des D- Sitges, als ber Zug in die Kurve ging sonderbar schlingernd, so daß ich gegen das Fenster geworfen wurde. Das Fenster daneben war geöffnet plöglich sah ich durch dieses offene Fenster einen Bahnarbeiter mit entsegtem Gesicht aufschreien( man hörte den Schrei nur dünn in dem Getöse der Räder), der Mann hob mit wilden Gebärden die Arme- ich schaute zum Fenster hinaus erkannte an den zur Seite springenden Arbeitern, daß mir auf einem in Ausbesserung befindlichen, sehr defekten Gleis fuhren der Zug schleuderte hin und her der Zug neigte sich er stand nicht mehr gerade­ich sah mich um, die Fahrgäste in den Abteilen saßen wie erstarrt einzelne schimpfen schon schrien jetzt welche es knirschte in den Wänden des Wagens ächzte

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es

und ich ging langsam auf meinen Plazz. Ich dachte nichts als: Jetzt ganz ruhig! Abwarten nein, nicht einmal das: Nur überfam mich wieder jene lähmende Ruhe. Vielleicht lächelte ich sogar. Natürlich dachte ich auch an Verstümmelung und Tod aber seltsam: diese Gedanken hatten nichts Schreckhaftes ich setzte mich nur so hin, daß ich in dem Augenblick, in dem der Wagen sich etwa zusammenschob und die Sitzbänke zusammenquetschte, die Beine schnell hochziehen konnte. Das Gesicht hielt ich von den Fensterscheiben abgekehrt. Wie im Felde nahm ich in aller Ruhe volle Deckung. Doch auch hier ge­schah dies ohne jeden Heroismus sehr zweck­mäßig in einer gewissen passiven Erstarrung. Niemand sprach ein Wort als der Wagen aus dem Gleis kippte. Er legte sich nur mit einem riesigen Geflirr zur Seite und in diesen Se­funden hatte ich nur eine Befürchtung: daß feiner der schweren Koffer meines Gegenübers auf meinem Körper landete.

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Als es vorüber war, sahen wir durch das Fenster gen oben in den blauen Himmel. Wie friedlich die Sonne weiter scheint! dachte ich. Und sah etwas dösig einer Wolke nach dann aber begann das Blut zu brausen, und ein tiefer Jubel durchpulste die Adern: Ich lebe! Ich lebe!

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Alle andern schimpften nun wie toll, manche Frauen weinten, obwohl niemandem etwas Be­sonderes passiert war. Da und dort hatte einer leichte Schnittwunden von Glasscherben. Zwei Frauen waren ohnmächtig, ein Kind bekam einen Schreikrampf, als es die Stirn seiner Mutter bluten jah. Auch diese Verwundung rührte nur von einem herabgefallenen Koffer her. Unser Wagen war weder zerbrochen noch zusammen­gequetscht.

Doch wo ist mein Koffer?

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Mein Koffer war fort. Ich suchte ihn und fand ihn nirgends im Wagen. Darüber ärgerte ich mich mehr als über alles andere. was ge­schehen war, ein Zeichen, wie der Mensch an jeinem Gewohnheitsbesig hängt. Als wenn das

Gehirn für außerordentliche Ereignisse wenig Reattionsmöglichkeiten besaß, dagegen über den fehlenden Koffer sich ärgern, da schnappt es gleich ein.

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Draußen war das übliche Gerenne, Geschwätz und Getobe bei solchem Ereignis. Man hörte deutlich all diesem Lärm an, daß sich nun die im Augenblick des Unglücks gelähmten Sinne aus ihrer Stodung mit heftigen Entladungen befreiten. Auch ich bekam jetzt hinterher regelrechte Angstgefühle. Ich schrie plötzlich mit den andern mit, flopfte mit einem Stock gegen das über uns liegende Fenster, das merkwürdigerweise ganz ge­blieben war da erschien auch schon einer über dem Fenster nebenan mit einer Leiter.- und unter unaufhörlichem Schreien und Fluchen stieg einer nach dem andern aus.

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Erna Büsing:

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FREITAG, 18. NOV. 1932

sie langsam und bedächtig, vorsichtig und be­hutsam vorgehen, wie es Menschen gegen­über am Plage wäre, statt zu fragen, wie sie Euch andere Arbeit und Brot geben könnten, haben sie nur an Profit gedacht und an sonst nichts! Aber scheinbar hat diese geniale Rechnung ein Loch, stimmt sie irgendwo nicht! Gerade in diesem feinen Betrieb des Herrn Weltlin sehen wir es deutlich: Da passierte an irgendeiner Maschine etwas, ein wahrscheinlich alltäglich vorkommender De­fett. Und was tun die Herren? Sabotage! schreien sie, rufen nach dem Mütterchen Polizei und diese Hure kommt und verhaftet ungezählte Arbeiter. Seht her, so rusen sie: Ihr Arbeiter wehrt Euch gegen die moderne Maschine, Ihr stemmt Euch der neuen Zeit entgegen! Aber diesmal folgt der Gestank so­gleich: Ausgerechnet von dem Augenblick an, wo die Polizei die Arbeiter verhaftet, fehlt der saubere Herr Weltlin! Beruhigt Euch, Ge­nossen! Es wird ihm schon fein Leid ge­schehen sein, er wird schon irgendwo an der Riviera fizen, in irgendeinem Hotel der Reichen und Champagner ſaufen!"

( Fortsetzung folgt.)

Draußen lag mein Koffer. Er war durch das offene Fenster des Nebenabteils hinausgeflogen. Darüber mußte ich lachen, was mir ein paar empörte Blicke zuzog.

Unser Wagen war als einziger umgekippt. Die anderen standen. Deutlich unterschieden sich die Reisenden der anderen Wagen und die des umge­fippten. Als sie hörten, daß nicht viel passiert" sei, wurden wir nicht mehr als martyrerhafte Helden, sondern als Störenfriede betrachtet. Man hörte nur noch mißmutige Aeußerungen über die Verspätung und als unser Wagen- er war der letzte abgekoppelt und wir in die anderen Wagen einquartiert wurden, da spürten wir deut­lich, wie sehr man uns als lästige Eindringlinge empfand.

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Ja, wenn wir tot wären, hätten wir Anspruch auf Mitgefühl gehabt.

Seit diesem Erlebnis bin ich skeptisch gegen den Seismographen unseres Gefühls. Es ist nicht weit her damit. Wir verfügen nur über eine ziemlich ausgeleierte Stala. Alles reagiert in uns nach Schema F. Und wo dies Schema versagt, spüren mir gar nichts.

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non remetton

Der Gefangene und der Brummer

Sein ganzes Leben war eine loderne Flamme, brennend für die Gerechtigkeit. Er sah die Not der Unterdrückten, gewahrte die Schmach der Ge­knechteten, fühlte Hunger und Kälte der Armen. Aus Liebe murde sein Wesen schroff und hart und er stand auf zum Kampf gegen die ungerechtig­keit. Er dachte nicht an sich. die Drangsal der Schwachen ließ ihn handeln. Nur auf das Le­bensrecht aller berief er sich, er mußte nicht, daß man mächtig sein muß, um ungestraft mit der Ge­malt disputieren zu können. Da nahmen ihn die Herrschenden und warfen ihn in den Kerker. Sie waren es der Menschheit schuldig, ihren Freund in Gewahrsam zu nehmen. Der Kerker schloß ihn ein, den Gefangenen. Die dicken Mauern trennten ihn von der Welt, die graue Farbe der Wände nahm jede Möglichkeit des Fröhlichseins aus seinem Leben.

Draußen kam der Sommer und die leuchtende Sonne erinnerte den Gefangenen daran, daß irgendwo in der Welt Blumen blühten. Die kahlen Zellenwände blieben feucht, sie strahlten Kälte aus. Der Gefängnishof war mit zerbröckelten Stein­platten bedeckt, doch lag unter ihnen eine Kies. schicht, so daß nicht einmal ein vorwiziger Gras­halm in den sperrenden Fugen sprießen konnte. Da kam, als der Gefangene sich gerade auf dem hochummauerten Hofe aufhielt, von einem son­nendurchwärmten Luftstrahl getragen, ein schwerer Brummer dahergeflogen. Blau blizte sein dicker

Hof, legte die Ueberreste unter eine der großen, zerbröckelten Steinplatten, weil er es nicht dulden wollte, daß der Leichnam auf dem Kehrricht­haufen ende.

Dann kam der Tag, an dem man dem Gefangenen den Prozeß machte. Es war feierlich im Gerichts­saal, man sah schwarze Roben, brennende Kerzen und ein weithin leuchtendes Kruzifir. Man sprach selbstbewußt und doch um die eigene Macht so läppisch ängstlich besorgt, ein hartes Urteil. Für viele, viele Jahre hielt man den Gefangenen von der Welt fern.

Aber der Gefangene war, infolge der Haft und des plötzlichen Losgerissenseins aus dem Leben, ganz auf kleine Zufälligkeiten und sinnende Be­trachtungen eingestellt. Ihm ging, infolge des frampshaften Verstricktseins in Kleinigkeiten das Interesse am eigenen Schicksal verloren. Das war ein falsches Sehen der Welt und der sie treibenden Kräfte, jedoch war es ein Schutz für sein Gehirn. Er beachtete das Urteil kaum, er dachte an den toten Brummer, an einen ganz dünnen Vogel. ruf, den er am Morgen im Hof gehört und an den schweren Flügelschlag einer Krähe, und er grübelte darüber nach, ob auch er unrecht tat, als er den Brummer zu der Unfreiheit seiner Zelle verurteilte.

Leib. Sein mächtiges Gebrumme 30g einen weit Klassische Philosophen

hin tönenden Kreis um ihn. Plöglich erwachte all die Sehnsucht nach Lebendem in dem Gefange= nen. Alle Willenstraft strengte er an und fing sich den Brummer. Behutsam trug er ihn mit ge­schlossener Hand in seine Zelle.

Jezt hatte er Leben um sich. Er fand für den Brummer zärtliche Worte, suchte nach einem Namen und nannte ihn schließlich Minitout. So­bald Essen in die Zelle kam, stellte sich der Brummer ein. Bald war er dummvertraulich und die beiden Eingeschlossenen vertrieben sich auf ihre Art die Zeit. Sie speisten gemeinsam, der Brum mer summte, sobald der erste Sonnenstrahl sich bemerkbar machte, dem noch ruhenden Gefange­nen um die Nase und der Gefangene deckte sich abends ganz langsam mit seiner dünnen Wolldecke zu, damit er den an der Wand schlafenden Brummer nicht störte. Doch der Sommer ging zu Ende und es kam die Zeit, da der Brummer starb. Behutsam nahm der Gefangene den toten Brummer, jeinen Freund, und trug ihn auf den

Marc Aurel ( 121-180 n. Chr.) Habe Achtung vor deiner Denkkraft! Auf sie kommt es einzig und allein an, daß sich in deinem Geist nicht eine Meinung festsetzt, die mit der Natur und der Organisation des vernunftbegabten Wesens im Widerspruch steht. Sie ist es, die Festigkeit des Geistes. Anpassung an die Menschen und Gehorsam gegen die Götter in uns zu wirken verspricht.

Berachtet mich jemand? Das ist seine Sache. Meine Sache aber ist es, in meinem Handeln und Reden nicht der Verachtung würdig befunden zu werden. Haßt mich jemand? Das ist seine Sache; ich aber will freundlich und wohlwollend gegen jedermann sein und jenem selbst gegenüber be­reit sein, ihn auf sein Versehen aufmerksam zu machen, nicht im Tone des Vorwurfs und ohne ihn fühlen zu lassen, daß ich an ihm etwas zu tragen habe, sondern aufrichtig und ehrlich.