daß tS oetn Einsturz droht oder sogar wenn der zur Sicherheitder Anwesenden gegen Erstickung?- und Feuersgefahr getroffenenpolizeilichen Anordnung, einen Mittelweg frei zu halten, trotzAufforderung hierzu nicht nachgekommen wird. Nicht berech-tigt ist aber z. B. das kürzlich deshalb erlassene Verbot einer Ver-fammlung, weil— in der Nähe des Versammlungslokals eineBadeanstalt sich befindet.Löst der Beamte auS gesetzlich zureichenden oderau? unzutreffenden Gründen— letzteres ist die Regel—eine Versammlung auf, so müssen sich die Versammeltenentfernen. Dein Einberufer und Leiter der Versamm-lung steht jedoch das Recht zu: die st r a f r ech t l i ch e Ver-folgung des Beamten wegen Mißbrauchs der Amtsgewaltzu beantragen, den Beschwerdeweg bei der vorgesetzten Ver»waltungsbehörde zu beschreiten und eventuell die Entscheidungüber die unberechtigte Auflösung im Verwaltungsstreit-v e r f a h r e n herbeizuführen, sowie endlich die Zivilrecht-l i ch e Klage gegen den Beamten auf Ersatz der Unkosten auzu-strengen. Welcher Weg— der eine schließt den anderen nichtaus— der zweckmäßigste ist, hängt von den Umständen desEinzelfalls ab. Die Zivilklage ist nach einer Entscheidung desKompetenzkonflikts-Gerichtshofs selbst bei ungerechtfertigter Auf-lösung ausgeschlossen, wenn der Beamte im gutenGlauben nach Ansicht des bezeichneten Gerichtshofsgehandelt hat. Eine Abweisung der Klage aus diesem Grundehat aber immerhin ebenso wie die Zurückweisung der Straf-Verfolgung aus einem ähnlichen Grunde das Gute für dieAgitation, daß für Viele klarer gestellt wird, daß Beamte denguten Glauben haben dürfen, sie verletzen Gesetze nicht, zu derenBewachung sie bestellt sind, wiewohl sie sie zweifellos verletzthaben, und daß die betreffenden Beamten für die Zukunft minder— unvorsichtig vorgehen werden. In jedem Fall sollten aberdie Genossen ungesetzliche Auflösungsgrunde durch die vorgesetztenBehörden im Beschwerdewege prüfen lassen und— das wird dieRegel bilden— falls diese die Auflösung als ungesetzliche zuerkennen nicht vermögen, die Entscheidung im Verwalwngs-streit-Berfahren anrufen. Das Bischen Versammlungsfreiheitdürfen wir uns durch Beamte mit und ohne gurrn Glauben nichtbeeinträchtigen lassen.Eine weitere Beschränkung der Versammlungsfreiheit er-achten mit Recht viele Genossen in der Behinderung, die Un-kosten der Versammlung durch Sammlungen decken zu lassen.Im Regierungsbezirk Potsdam pflegen zwei Regierungs-Verordnungen von einzelnen Beamten zur Rechtfertigung derUnterdrückung von Tellersammlungen u. dergl. herangezogen zuwerden: eine in dem Jahre 18K<Z geborene und eine am 7. Jan. 1891publizirte. Beide Verordnungen sind rechtsungiltig. Rechts-ungiltig die ältere nach konstanter Judikatur des Kammergerichtsschon deshalb, weil ihr Vater sie kopflos, nämlich ohne Bezeich-nung als Polizeiverordnung, ins Leben zu setzen versucht hat, diejüngere, allerneusten Datums, weil sie sich mit der preußischenVerfassung nicht verträgt. Nicht verträgt, weil sie der Verfassungwiderspricht und tz IS des Gesetzes über die Polizeiverwaltungvom 11. März 18S0 solch widerspruchsvolle Polizeiverordnunaennicht gestattet. Sie bedroht nämlich denjenigen mit Strafe, derohne ortspolizeiliche Genehmigung vor den, Beginn einer öffentlichenVersammlung oder während derselben oder im Anschlußan dieselbe Geldbeiträge, deren Zahlung oder Höhe dem B e-lieben der Theilnehmer überlasten ist, erhebt, solche Versamm-lung unternimmt oder leitet. Es würde zu weit führen, klarzu-legen, weshalb auch der für die Zeit vor oder n a ch der Ver-sammlung Vorsorge treffende Theil rechtsungiltig ist. Hierinteressirt als Beschränkung des Versammlungsrechts nur dasVerbot, während der Versammlung zu sammeln. Dies Verbotdürfte aber rechtsungiltig sein, weil nach dem klaren Wortlaut desArtikel 39 der Verfassung, den auch juristische Seiltänzereiennoch nicht wegzudisputiren vermocht haben, nur das Gesetzfür Versammlmigen Beschränkungen auferlegen darf, einRegierungspräsident aber kein Gesetzgebungsfaktor,sondern nur ein simpler V e r w a l t u n g s b e a m t e r ist. Indessen hat das Kcmnnergericht bis jetzt noch keinen Ausspruch überdie Verordnung vom 7. Januar 1391 machen können: unterwegsist ein Fall. S o l a n g e aber das Kammergericht noch nichtentschieden hat, mögen die Genossen, um Scheerereien sich mög-lichst vom Hals und vom Geldbeutel zu halten, folgendes Ver-fahren beobachten.Erstlich mögen sie bei Einberufung der Versammlung einfestes Eintrittsgeld zur Deckung der Unkosten(etwa 19 Pf.)festsetzen. Ferner mögen sie zu der Zeit auch in den öffent-lichen Bekanntmachungen einberufen, die sie als Beginn bei derAnmeldung angegeben haben. Um die festgesetzte Anfangs-zeit mögen sie dann pünktlich eröffnen, sodann auf eine halbeStunde vertagen: die dann vorzunehmenden Sammlungenfinden nicht vor, sondern swährend der Versamm-lung statt, sind also durch das Vereinsgesetz nichtgestatteten Behinderungen entzogen. Findet dennoch einbehördliches Verbot der Sammlung statt, dann mögendie Genossen nicht unterlassen, gegen den verbietenden Beamtenim Zivilwege auf Schadensersatz zu klagen und die Angelegen-heit außerdem zur juristischen Bearbeitung der Staatsanwaltschaftzu übergeben. Die Materie liegt dann so einfach, daß vielleichtbleiche Antlitz zu einem Dreieck von Spiegelglas erhob..Ich bin der Zwerg Napoleon".Der Kapitän trat mit ihm auS der Kammer und derZwerg betrat die Bühne, wo er, sobald der Vorhang auf-ging, die Worte zu sagen hatte:„Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen einenguten Abend."Gegen dreihundert Menschen erwarteten ihn, undzwischen ihnen wandelte„der Anblick, den jede Mutter sichleisten sollte", herum. Der junge Mensch wurde augenschein-lich von dem weiblichen Theil seiner Zuschauer als einStutzer betrachtet, und sein Skelettarm machte ihn nur inter-essanter. Dicht beim Eingang drehte ein kleines Mädchenden Griff eines Leierkastens und brachte damit eine ohren-zerreißende Musik hervor. Ab und zu kamen dieschwerterschwingende Männer herein, dann gingen sie wiederhinaus, um neue Zuschauer anzulocken. Mütter mitMarktkörben, alte Männer, Jünglinge, Mädchen undKinder, Alle erwarteten mit Ungeduld den Zwerg, undals Kapitän Lobe den Platz verließ, hörte er eine Frausagen:„Wie konnte der Herrgott nur etwas so Häßlichesschaffen!"Es war ein schöner Abend und als Kapitän Lobe insFreie hinaustrat, schaute er mit einem Gefühl der Er-leichterung zu den Sternen empor; sie schienen so weit, soklar, so voller Ruhe.— Die Worte„Grausiger Mord inWhitechapel" brachten seine Gedanken wieder ins East-Endzurück.Es war die alte Geschichte— eine Frau von ihrem be-trunkenen Liebhaber gemordet.„Schrecklicher Mord in Whitechapel!" hallte eS durchdie Straßen und das Volk strömte aus den Häusern undWirthschaften heraus, um zu vernehmen, wer gemordetworden und wer den Mord verübt.Die einzigen Dinge, für welche die Bewohner des East-End größeres Interesse zeigen, sind Morde und Begräbnisse.Ihr Leben ist so eintönig, daß nichts Anderes ihr Blut inBewegung zu bringen vermag. Ein Mord jedoch ruft ihnenzwei bestimmte Empfindungen wach, und ebenso ein Be-auch die Strafbehörde Bedenken trägt anzunehmen, daß derBeamte die Tragweite seiner Handlungen nicht habe übersehenkönnen. Gelangt die Staatsanwaltschaft aber zu einem entgegen-gesetzten Ergebniß, so kann die Feststellung unserer Agitationsicher nicht schaden, daß Polizeibeamten das Bewußtsein derTragweite ihrer Handlungen»ach behördlicher Ansicht abzu-sprechen ist, daß dieser Defekt aber die Ausübung ihres Amtesnicht unmöglich macht.Volikischc Tkelierlllslk.Berlin, 21. Juli.„Eine reiche Ernte ist ein Unglück für die Land-wirthschaft"— lautet der berühmte Spruch, durch welchender agrarische Kapitalismus seine Gemeinschädlich-k e i t, seinen diametralen Gegensatz zu allen Lebens-Interessen des Volkes in richtiger Selbsterkenntnißklassisch bekundet hat. Entsprechend der Anschauung, diediesem Satz zu Grunde liegt, sind deshalb die Agrarier inder Regel auch bemüht, die Ernteaussichten als mög-lichst ungünstige zu bezeichnen, durch pessimistische Be-richte die Getreidcpreise in die Höhe zu treiben, und sich so,auch bei mittleren und selbst guten Ernten die Vorthcileeiner schlechten Ernte wenigstens theilweise zu sichern.Dieses Jahr ist es nun gerade umgekehrt und wir'erleben— was in Deutschland wohl noch Niemand erlebthat—, daß die Herren Agrarier den Stand der Saatenund die Ernte-Aussichten systematisch und mitwundersamem Eifer durch die rosige Brille desOptimismus betrachten und für höchst günstig er-klären, obgleich ein Blick in die Wetterberichte der Zeitungen,auf die Felder und in die Listen der Getreidepreise die Un-begründetheit dieses studirten Optimismus sofort erkennenläßt.Wie erklärt sich diese veränderte Taktik?Sehr einfach. Das Motiv ist für den jetzigenOptimismus dasselbe wie für den sonstigen Pessimismus:das Streben nach Vertheuerung des Brots und Erhöhungder Profite! Während es sonst galt, durch Alarmnachrichieudie Getreidepreise in die Höhe zu treiben, soll jetzt diekü n st liche Brotvertheuerung durch die Korn-zölle aufrechterhalten werden.Die 250 Millionen Mark, welche der Kornzollvon 50 Mark auf jede Tonne Getreides denHerren Agrariern einbringt, sollen auch hinfür ausder Tasche des arbeitenden Volks geholt werden. Unddazu ist es nöthig, das Volk über den schlimmen Standder Saaten zu täuschen und die Ernte-Aussichten inrosigem Lichte erscheinen zu lassen.Und den biedern, meist christlich-germanischen HerrnAgrariern müffen wir bei dieser Gelegenheit das Komplimentmachen, daß die abgefeimtesten jüdischen Wucherer noch beiihnen in die Schule gehen könnten.—Inzwischen steigen, unter dem Einfluß der fortdauerndungünstigen Witterung die Getreidepreise immer höher.Wie schwer wir durch die r u s s r s ch e Mißernte ge-schädigt werden, erhellt aus der Thatsache, daß 85— fünf-undächtzig— Prozent unserer gesammten Roggen-Einfuhr während des letzten Jahres ails Rußland ge-kommen ist.Wenn nicht in Deutschland selbst die Ernte-Aussichtensich durch sofortigen Eintritt trockner Witterung nochunerwartet bessern, dann wird es der kräftigsten undumsichtigsten Majmgdii bedürfen, um eine Hungers-n o r h abzuwenden. Aber— es giebt keinen Roth-stand, sagt die Regierung.—Die Pastverschärfungen an der deutsch-französischenGrenze wurden mit der Entdeckung eines fürchterlichen„Revanchebundes" entschuldigt, der in Nancy gegründet seinsollte— in der Absicht, Elsaß-Lothringcn heimlich denDeutschen wieder abzunehmen. Natürlich hat sich heraus-gestellt, daß die ganze Geschichte ein schlechter Witz war,der uns beiläufig an den Geniestreich eines österreichischenSoldaten in Mainz erinnert. Es war noch in der altenbundestäglichen Zeit und unser Ocsterreicher hatte einigehundert Geschützrohre nebst Stückkugel-Pyramiden zubewachen. Er nahm sein Wächteramt sehr gewissenhaft, undals ein paar Schulbübchen in verdächtige Nähe der Riesen-räbniß. Wurde die Person vergiftet oder war derselbener Hals durchschnitten? Ist der Körper schwarz gewordenoder hielt er sich, bis die Nägel in den Sarg geschlagenwaren?Was Einem am meisten an dem Leben des East-Endauffällt, ist die Versumpftheit; man könnte glauben, innicht zu langer Zeit müssen Hunger und Durst eine Raffeempfindungsloser Idioten hervorbringen.Kapitän Lobe blieb stehen, um von einem Manne mitwettergebräunten, abgearbeiteten Gesicht, der einst See-mann gewesen, jetzt aber seinen Lebensunterhalt alsHändler auf den Straßen erwarb, einige geröstete Kartoffelnzu kaufen.„Wünschen Sie sie gepfeffert und gesalzen?" fragte ihnder Mmm� während er einige der besten Kartoffeln heraus-suchte,„oder wollen Sie sie, wie sie sind, Kapitän?"„Wie sie sind, bitte."Kapitän Lobe war eben dabei, die Kartoffeln in seineTasche zu stecken, als die Thür eines Wirtbshauses dichthinter ihm sich öffnete und eine Schaar Mädchen undMänner herausströmten, den Refrain eines im East-Endsehr beliebten Liedes singend.Im Vorübergehen stieß einer der Männer an desKapitäns Hand, und die Kartoffeln fielen in die Goffe.„Geben Sie es ihm tüchtig, Kapitän," sagte einMädchen.„Warum hat er auch so viel Branntwein ge-trunken, daß er nicht gerade vor sich sehen kann. Nur zu,Kapitän."„Weg mit Euch", rief ein Polizist dazwischen.„Machtkeine Dummheiten, vorwärts."Kapitän Lobe kaufte andere Kartoffeln und setzte seinenWeg nach Hause fort. Als er die„Kaserne" erreicht, stieger die Treppen hinauf zu einem langen- niedrigen Zimmer,das für den Gebrauch der Leute der Heilsarmee eingerichtetworden. Das Feuer war ausgegangen, und das Zimmerwar finster. Er wartete nicht erst auf Feuer und Licht,sondern setzte sich gleich aus ein altes Roßhaarsopha, umseine Kartoffeln zu verzehren. Er war hungrig und müde,nichts Ungewöhnliches für den kleinen Kapitän der Heils-armee. Als er die Kartoffeln aufgegessen und die Schalenröhre und Zentnerkugeln kamen, da hatte unser Oester-reicher keinen Zweifel mehr, und mit Donnerstimme riefer den Bübchen zu:„Geht weg, Ihr Sakermentser: Ich seh's Euch ja an,hr wollt die Dinger heimlich wegstibitzen!" Aber� dieiainzer wurden für die Schlauheit der österreichischenSchildwache doch nicht bestraft.—Der preußische Kultusminister— so lesen wir inverschiedenen Blättern— hat entgegen der Entscheidungeines Provinzial- Schulkollegiums eine Verfügung erlassen,daß Kinder, deren Eltern konfessionslos ge-worden, d. h. welche in der gesetzlichen Form aus ihrenReligionsgemeinschaften ausgetreten sind, nicht a n g e-halten werden können, an einem Religions-Unterricht an den öffentlichen Schulen Theil zu nehmen,selbst wenn die Eltern erklären, daß die Kinder auch imHause keinerlei Religionsunterricht genießen. Diese Sach-läge soll auch kein Hinderniß gegen die Zulassung derKinder in den staatlichen höheren Lehranstalten bilden.Wir wollen nur wünschen, daß diese Nachricht sich be-stätigen möge. Vielleicht folgen dann andere.deutscheStaaten dem guten Beispiele.—Großes Aufsehen erregte seine�eit eine Verfügung desMagdeburger Polizeipräsidiums, welche dendortigen Bezirksverein„Kaiser Friedrich" auf Grund derVerordnung vom 21. März 1879 aufforderte, das amSonnabend, 2. Mai, beabsichtigte„Frühlingsfest" um 12 UhrNachts zu beenden. Auf Vorstellung des Vorstandes, daßer das Lokal gemiethet hätte, hielt das Polizeipräsidiumseine Verfügung aufrecht, und als der Verein sich nichtfügte, wurde der Schluß des Festes um Mitter-nacht durch Schutzmannschasten erzwungen.Der Bezirksausschuß hat nun am 13. d. M. erkannt,„daßdas kgl. Polizeipräsidium die beiden, den Schluß des be-treffenden Festes um 12 Uhr Nachts festsetzenden Ver-sügungen, als der gesetzlichen Begründungentbehrend zurückzunehmen Hab e."„Tante Voß" setzt dieser ihrer Nachricht hinzu:„Auffällig ist, daß der Magdeburger Polizei-Präsident einer solchen Belehrung erst noch be-durfte."Wir können das an dem Magdeburger Polizei-Präsidenten gar nicht auffällig finden, und anseinen vielen gleichartig handelnden Kollegen im freienDeutschen Reiche auch nicht.Solange die Polizei für Gesetzesverletzungennicht in demselben Maße aus dem sf gestraft wird,als sie ihrerseits die geringste Lappalie ahndet, so langekann sie sich nonchalante Auffaffung der Gesetze ruhigleisten.—O snnota slmplioltns. Für den„ungenähtenHeiligen Rock", der nächsten Monat in Trier ausgestelltwerden soll, schreiben die katbolischen Blätter ellenlangeLeitartikel- Bandwürmer. Und gegen den„ungenähtenHeiligen Rock" schreiben die protestantischen knlturkämpfe-rischen Blätter ellenlange Leitartikel-Bandwürmer. Dierage ist blos, welche von beiden Leitartikel-Bandwürmer-orten die blutigste Satire aus unsere Zivilisationist.-Auch die Franzosen und Spanier haben nun par-l a m e n t a r i s ch e Ferien, die ihnen wohl zu gönnensind. Die Italiener ließen schon vor 3 Wochen denVorhang fallen, nachdem ihre Herren Volksvertreter denfamosen Radau aufgeführt hatten; die Engländer, dieam ausdauerndsten sind, wollen in diesen Tagen Schlußmachen, und dann wird es in Europa kein Landmehr geben, in welchem die Gesctzgebungs-Maschine durchihr störendes Knarren und Klappern die hundstägliche Stilleunterbricht.—Die griechischen Gemeinde wählen sind, soweitbis jetzt bekannt, im Sinne des bisherigen Ministeriumsausgefallen. Nach einem Wolff'schen Telegramm wurdendie Kandidaten der Opposition in etwa 20 Gemeinden,darunter Athen, Piräus, Korfu, gewählt.—Auf den Samoa-Jnseln, deren Namen kein deutscherKolonialpolitiker gern hört— zum Glück ist die Zahlunter den Feuerrost geworfen hatte, streckte er sich lang aufdas Sopha aus und hing seinen Gedanken nach.Mit einem Pfund die Woche zu leben, ist sicherlich schwer,doch die Hälfte davon wegzugeben und mit zehn Schillingenfertig zu werden, ist ein Problem, daß selbst Euclid zu lösenschwer geworden wäre. Die Reglements der Heilsarmeeschrieben leichte Abendmahlzeiten vor, und ein leichteresMahl als eine große und zwei kleine Kartoffeln in ihremNaturzustand— das heißt, weder gesalzen noch gepfeffert— kann man sich wohl kaum denken. Eine solch magereKost muß auf die Lebensgeister zurückwirken, und der Ka-pitän fühlte sich wirklich geistig und körperlich erschöpft.Er war klein gebaut und schwächlich. Das Leben, daser führte, rieb seine Kräfte auf, denn er fühlte jedes Wort,das er sprach, mit, und die Sympathie, die er seinen Mit-men'chen zeigte, war ein verzehrendes Feuer, das durchSelbstausopferung genährt wurde. Er war kein Milch-und Wasser-Heiliger, dieser kleine Kapitän. Er predigtenicht die Holle, um dann nach Haus zu gehen undeine gute Mahlzeit von Roastbeef und Plumpndding zuverzehren. Wenn er wirklich sich entschließen konnte, einenSünder zum Höllenfeuer zu verdammen, so gab er ihm seinhalbes Mittagsmahl auf die Reise mit; er anerkannte dieThatsacye, daß die Seele eines Menschen mit dem Magendesselben in inniger Verwandtschaft steht. Die Sünde haßteer als Abstraktnm, doch er liebte die Sünder, und ammeisten liebte er seine Whitcchapelleute. Selbst die Loaferwaren ihn» theuer. Und auch die„nmxbs- waren guteBursche, denen, wie er zu sagen pflegte, nur die Gelegenheitfehlte.Plötzlich sprang er vom Sopha auf und schritt mitverschränkten Armen das Zimmer auf und ab. Er dachteder Mädchen, die er im Londoner Hospital gesehenhatte, und wie er es anstellen solle, um Pattyzu veranlaffen, zurückzukehren. Er begriff nicht,weshalb das Mädchen ein billiges schmutziges Quartier derwohlthätigen Anstalt der Frau Booth vorziehen konnte, undebenso wenig, was Pattys Freundin unter„Langweiligkeit"verstand.Mädchen wie Patty waren dem Kapitän ein Räthsel.