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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Die entartete Mutter

Bestie im Menschen- Martyrium der kleinen Rosemarie Boddin

Im Laufe des geftrigen Tages ist die 25 Jahre alte Frau Martha Boddin, die sich, wie im ,, Borwärts" geschildert, ihres sechsjährigen Töchterchens entledigen wollte, um in den Besih der Versicherungssumme zu fommen, vom Krimi­nalkommissar Zapfe weiter vernommen worden. Jm Kreuzverhör hat die unmenschliche Mutter weitere Angaben über ihr vorbereitetes und ge­plantes Berbrechen gemacht.

In der betreffenden Nacht hat sie ihrem Kinde in einer Türnische des Hauses Grenzstr. 10 die Hemdhose, eine Wolljacke, eine Latschürze und das Samtkleidchen ausgezogen. Die Kleidung ver­staute sie in einer Aktentasche. Nachdem sie die Kleine dann über den Zaun der Bahnböschung in die Tiefe geworfen hatte, ging Frau Boddin noch eine halbe Stunde spazieren und suchte gegen ½3 Uhr nachts ihre Wohnung in der Lorging­

Gaunerstreich

Der falsche Kriminalbeamte

Einen dreisten Streich verübte am Montagnach­mittag ein unbekannter a uner in der Maske eines Kriminalbeamten.

Er erschien in den Nachmittagsstunden bei der Gattin eines Redakteurs D. in der Schlieffen­straße 30 in Zehlendorf . Der Mann trat sehr energisch auf. Er zeigte zunächst eine Marke, die der Ausweismarke der Kriminalbeamten ähnelt. Dann erklärte er der völlig überraschten Frau, daß ihr Mann von der Polizei festgenommen sei. Er befinde sich bereits in Untersuchungshaft. Er sollte jezt Wäsche, einen anderen Anzug und auch bares Geld bringen, damit er sich in der Haft etwas taufen könne. Um seine Angaben recht glaub­würdig zu machen, zog er eine Pistole und fuchtelte damit umher. Obzwar die Dame sich nicht vorstellen konnte, was ihr Mann begangen haben sollte, war sie doch zunächst von der Echtheit des Kriminalbeamten überzeugt. Auf sein Geheiß händigte sie ihm 32 Mart bares Geld aus, pacte Wäsche und einen Anzug zusammen. Der ,,, Be= amte" nahm dann alles unter den Arm und er= flärte der Frau, daß fie morgen näheres hören

" werde". Später stiegen Frau B. aber Bedenken

auf und sie benachrichtigte die Kriminalpolizei. Jetzt erschien ein richtiger Kriminalbeamter. An dem Auftreten seines ,, Kollegen" war sofort zu er­kennen, daß die Frau einem Schwindler zum Opfer gefallen war. Der falsche Beamte war etwa 30 bis 35 Jahre alt, 1,70 groß und trug einen auffallend dicken gestuzten Schnurrbart und eine blaue Brille. Bekleidet war er mit einer langen Joppe und einem dunklen Hut.

straße wieder auf. Das Kleid des Kindes und ihre eigenen völlig durchnäßten Schuhe hat sie noch in derselben Nacht verbrannt. Um 4 Uhr lief dann die Verbrecherin zum zuständigen Po­lizeirevier, um als verängstigte Mutter" das Verschwinden ihres Kindes zu melden. Als gestern von Kriminalbeamten eine Durchsuchung der Wohnung vorgenommen wurde, fanden die Be­amten unter schmutziger Wäsche versteckt den Schlüpfer des kleinen Mädchens sowie Schürze und Wolljäckchen.

Die Aufklärungsarbeit der Polizei wäre wahr­scheinlich schon vor Tagen weiter gediehen, wenn nicht in der fraglichen Nacht in der Mädchen­schule in der Grenzstraße jener Einbruch

verübt worden wäre, der zunächst mit der Tat an dem Kinde in Verbindung gebracht wurde. Be­kanntlich wurde die hölzerne Türfüllung auf den= selben Gleisen gefunden, zwischen denen die kleine Rosemarie Boddin- Pokorra lag. Die Kombi­nationen erwiesen sich im Laufe der Untersuchung aber als haltlos, und es ergab sich, daß der Zufall eine Rolle gespielt hatte.

Bei der Bernehmung des Ehemannes, die gestern Stunden hindurch andauerte, gab dieser an, daß seine Frau auch auf ihn einmal einen, Mordversuch unternommen habe. Boddin will davon durch die fleine Rosemarie erfahren haben. Der Vorfall soll sich vor etwa Jahresfrist abge= spielt haben. Danach hätte seine Frau, als er schlief, die Gashähne in der Wohnung geöffnet und sei mit dem Kind weggegangen. Er hätte das erst gar nicht gemerkt und es nachher auf eine Unvorsichtigkeit seitens der Frau zurückgeführt. Kurze Zeit darauf habe ihm Rosemarie gesagt: ,, Die Mama wollte dich totmachen." Frau Boddin ist bisher darüber noch nicht ver­nommen worden.

Ueber das Zusammenleben der Ehe­leute werden ganz eigenartige Schilderungen abgegeben. Danach sollen sie einmal sehr gut zu­sammen gelebt haben, dann hätte es wieder der= artige Streitigkeiten gegeben, daß es zu häßlichen Szenen gekommen wäre, in deren Verlauf sie sich verprügelten. Sie vertrugen sich aber immer wieder und lebten als gute Kameraden zusammen,

bis es wieder einen Anlaß gab, um über einander herzufallen.

Schon einmal Mordversuch

Schon einmal hatte Frau Boddin versucht, ihr Töchterchen zu töten. Im August dieses Jahres zwang sie das Kind, eine Tablette zu schlucken. Auf den Löffel hatte die Rabenmutter etwa se ch s bis sieben Stecknadeln gelegt, die mit einem Zwirnsfaden zusammengebunden waren. Aus Angst vor Schläge schluckte das kleine Mädchen die Tablette und die Stecknadeln hin­unter. Bald darauf stellten sich bei der Kleinen furchtbare Schmerzen ein. Als sie zu jammern begann, holte Frau B. einen Arzt, der aber nichts feststellen konnte und lediglich ein Gurgelwasser verschrieb. Noch am selben Abend besuchte Frau B. mit dem Kinde Verwandte und dort mußte sich Rosemarie erbrechen. Dabei kamen auch die Stecknadeln wieder zum Vorschein.

Die Verbrecherin wird heute megen versuchten Mordes dem Vernehmungsrichter des Polizei­präsidiums vorgeführt.

Gedenkfeier in Treptow

Zu einer eindrucksvollen Rundgebung gestaltete sich die Totengedenkfeier des Ortsvereins Trep= tom des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold. Unter

Auf die Straße getrieben!

Fürsorgejugend in Not Was wird mit den Neunzehnjährigen?

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Die von den preußischen Kommissaren erlassene Notverordnung gegen die Fürsorge erziehung will die 19jährigen jungen Menschen aus den Anstalten ausschließen. Wir haben, wenn es not tat, unsere Bedenken über die Art, in der leider noch allzu oft Fürsorgeerziehung gehand­habt wird, geäußert, geben aber gern im Auszug ein Schreiben wieder, das von vier 19jährigen Fürsorgezöglingen aus dem 1. Berliner Jugend­bewahrungsheim in der Parkstraße in Pankow unterzeichnet ist und einen ergreifenden Not­schrei darstellt.

In dem Schreiben wird geschildert, wie durch die letzte Notverordnung vom 4. November 1932 alle unter Fürsorge stehenden Jugendlichen, die das 19. Lebensjahr überschritten haben, mit dem 21. November aus den Heimen und Anstalten entlassen werden.

Die Jugendlichen fragen: ,, Was soll nun aus uns werden?" Sie legen dar, wie sie fast alle doch wegen eines Dummenjungenstreiches in die Anstalt kamen, und sie schildern, wie man sich zu Hause nicht um sie gefümmert habe, wie schlecht es ihnen außerdem wirtschaftlich ging, und wie äußere Einflüsse auf sie einwirkten. Da nahm man sie in Fürsorge, und der Sinn einer solchen Fürsorge sei doch, eine Berufsausbildung zu gewährleisten und sogenannte tüchtige Menschen zu erziehen. Man habe ihnen Lehr- oder Arbeitsstellen an­gewiesen, aber bei dem Ruf, in dem bei den meisten ein sogenannter Fürsorgezögling stehe, hätten sie nicht durchhalten können. Sie sind in

einem halboffenen Heim untergebracht. Jetzt sollen sie heraus.

Lassen wir in wenigen Säßen das Schreiben der vier jungen Menschen in all seiner Unvollkommen­heit und Hilflosigkeit selbst sprechen: Alle sind ohne Einkommen und haben draußen weder Eltern noch sonst irgendeinen Anhang, wodurch sie den Tausch zwischen der hier vorhandenen, vollkommen familienhaften Betreuung gegen das halflose und ungewöhnte freie Leben mit färglicher Unter­stützung aushalten können. Ist es nicht ein plötz­liches Auslöschen aller bisher gehandhabten er­zieherischen Maßnahmen, wenn wir, ohne uns eine Frist zu gewähren, auf die Straße gesetzt werden? Betrachtet man uns nicht im Lichte untergeordneter Geschöpfe, wenn man uns plötzlich abschüttelt, die Lehrverhältnisse als Folge davon

Dienstag, 22. Nov. 1932

Vorantritt eines Spielmannszuges und eines Musikkorps, den Fahnen der Kameradschaften und einer Ehrenwache zogen zwei Hundertschaften zu dem auf dem Friedhof Baumschulenweg gelegenen Ehrenhain für die Gefallenen des Weltkrieges. Ein Trommelwirbel des Tambourkorps und der Trauermarsch von Chopin leiteten die Feier ein. Dr. Helmuth Klotz gedachte der Opfer des großen Völkermordens. Wenn dunkle Mächte jetzt wieder am Werke seien, der Jugend als höchstes Ideal den Kampf mit Kriegsmaschinen zu weisen, so betonen wir unser Sehnen nach Frieden und Verständigung der Völker. Nach einem stillen Gedenken an die Opfer des Krieges und der Ar­beit erfolgte bei den Klängen des Liedes vom Kameraden die feierliche Kranzniederlegung, die Fahnen sentten sich über dem von Blumen ge= schmückten, herbstlichen Rasen, und die Ehren­wache erwies den militärischen Gruß.

Die Hitler - Schöffin

Reichsbanner vor Gericht

Vor dem Landgericht III hatten sich gestern die Reichsbannerleute Walter Besch, Kurt Neumann und Hermann Klopp zusammen mit dem Kommunisten Ernst Borchert wegen Landfriedensbruch und gemeinschaftlicher gefähr= licher Körperverlegung aus politischen Beweg­gründen zu verantworten. Bei einer Propaganda­fahrt des Reichsbanners im Kreise Osthavelland tam es am 28. Juli in Nauen zu einem Zusam­menstoß zwischen den Reichsbannerleuten und SA.- Leuten. Zwei von den Nazis erhielten

Messerstiche.

Die gestrige Verhandlung begann mit einer Ueberraschung. Rechtsanwalt Dr. Joachim lehnte die Schöffin wegen Befürchtung der Be­fangenheit ab: sie habe die Nazizeugen auf dem Gerichtsflur mit dem Faschistengruß be= grüßt. Nach längerer Beratung verkündete das Gericht seinen Beschluß, nach dem die Schöffin auch vom Gericht als befangen angesehen wird. Die Verhandlung mußte ausgesetzt werden und konnte erst, nachdem ein Ersatzschöffe herbeigeholt mar, fortgesetzt werden. Sämtliche Angeklagten bestritten, an dem Zusammenstoß mit den Natio= nalsozialisten teilgenommen zu haben. Die zahl= reichen Nazizeugen wollten aber in den Ange­flagten die Täter wiedererkennen, insbesondere behaupteten sie, daß Besch der Messerstecher ge= mesen sei. Die Nazizeugen verwickelten sich in Widersprüche, ihre Aussagen über den Verlauf der Schlägerei und über die Stelle, an der die Messerstiche verabfolgt worden sind, gingen aus­einander. Einige Entlastungszeugen bekundeten, daß die Nazis es gewesen seien, die die Reichs­bannerleute angerempelt haben. Die Verhand­lung wird am Donnerstag fortgesetzt.

abbrechen läßt und unser Borwärtskommen in der 10000M.und- wertlos

Wurzel zerschneidet?"

Zum Schluß erheben die Jugendlichen die Bitte, wenigstens die Frist auf einige Monate hinaus zu verlängern, damit sie den Winter überstehen und sich auf die neue Lage vorbereiten können. Auch die jetzt Regierenden sollten den Schrei hören, der mit den Worten schließt: Sonst aber öffnet man uns nur die Tore zu den Gefängnissen und Zuchthäusern, wenn man uns noch das allerlegte nimmt."

"

Man darf nicht vergessen, daß durch die kom­missarische Verordnung die Berufsausbildung der Jugendlichen jäh unterbrochen wird. Die durch eine engherzige Bürokratie geschaffene Verord­nung muß in ihren Härten gemildert, sie würde am besten ganz aufgehoben werden.

Auf dem 173. Polizeirevier stellte sich gestern der wohnungslose 52 Jahre alte Dreher Wil­helm D., der angab, aus dem Völkerkunde= museum in der Prinz- Albrecht- Straße eine wertvolle Pergamentrolle entwendet zu haben. D. hatte versucht, die Diebesbeute in einem Antiquariat zu Geld zu machen. Das war ihm aber nicht gelungen. Die Pergamentrolle hat einen Wert von 10 000 Mark; sie wurde noch gestern dem Direktor des Museums zurückgegeben. Gleich­zeitig wurde bei dem Dieb ein Stück antikes Holz entdeckt, das er im Postmuseum entwendet hatte. D. wird bereits heute durch den Schnell­richter abgeurteilt.

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