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BEILAGE

Vorwärts

Die Schmiede ohne Feuer

In den Gemeinden rings um Berlin schließt eine Schmiede nach der anderen ihre Tore. Bierzehn Jahre Nachkrieg haben die Struktur dieser Gemeinden bis ins Innerste ver­wandelt: aus oftmals stillen und abgeschiedenen Dörfern wurden Fabriforte, Wohnstädte, und an den Dorfangern von einst stehen heute die Ueber­land- Busse aus der Reichshauptstadt. Da war denn nirgendwo mehr Platz für die alte Schmiede. Erst machte der zu, dann jener, schließlich war der Schmied von Wittenau an der Reihe, dessen Werkstatt eine lokale Sehenswürdigkeit war, meil seine Tochter die Gesellenprüfung als Huf­schmied gemacht hatte und wacker mit am Amboß stand. Heute hat der alte Mann seine Stempel­karte in der Tasche und hockt wie alle anderen auf dem Arbeitsamt. Und als wir dieser Tage beim Schmied von Lübars durch die Fenster sahen, war auch kein Feuer in der Esse mehr.

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Atomisierte Bauernhöfe

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In Lübars das heute zu Groß- Berlin ge hört saßen vor dem Kriege 40 schwere Bauern, die zusammen über 200 Pferde verfügten. Und solange Menschen denken konnten, war schon die Dorfschmiede im Besitz der Familie D., immer war sie vom Vater auf den Sohn übergegangen. Das wäre auch beim Herrn M. so geblieben, der die Schmiede inzwischen erworben hatte, wenn nicht der Umformungsprozeß der Nachkriegszeit Lübars non Grund auf gewandelt hätte. Damals tamen die Siedlungsmänner nach Lübars , kauften das Land der Bauern auf, zogen Straßen, bauten Häuser, aber die reichen Lübarser Bauern haben

Kerter auf Lebenszeit Urteil gegen österreichischen Kürten

Linz , 23. November.

Nach zweitägiger Verhandlung fällte das Gericht folgendes Urteil: Der angeklagte Maffen­mörder eit göb wird wegen siebenfachen Mordes zu lebenslänglichem schwe­ren Herter verurteilt. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung machte Leitgöb einen Flucht versuch. Er stürzte sich in die im Gerichtssjaal anwesende Menschenmenge und es gelang ihm, das gegenüberliegende Fenster zu erreichen. Er stieß die Scheibe ein, sprang durchs Fenster auf den Hof und gelangte so ins Freie. Die Wacht­meister nahmen sofort die Verfolgung auf. Nach wildem Kampf mit dem Mörder, der von seinem Sturz aus dem ersten Stockwerk nur für wenige Augenblicke betäubt war, fonnten die Beamten ihn fesseln und wieder abführen. Bei seinem Sturz blieb Leitgöb unverletzt bis auf eine kleine Wunde über dem linken Auge.

Rosemaries Leiden

Die schändliche Tat der Frau Boddin hat in der Lorgingstraße unter den Nachbarn eine un­gewöhnliche Aufregung hervorgerufen. Vor dem Hause Lorgingstraße 15 kam es gestern im Laufe des Tages mehrmals zu großen Ansamm= lungen die durch Schupobeamte zerstreut

werden mußten.

Die Leute, die sich zu Hunderten angesammelt hatten, glaubten, daß die Mordkommission mit der Frau noch einmal in die Wohnung kommen

Aussterbende Dorfschmieden rings um Berlin

feinen Gewinn davon gehabt; als am 15. Novem­ber 1923 aus den Billionen wieder Einer geworden waren, ging die alte Rechnung: Mark Mark nicht mehr auf, da waren sie plötzlich arme Leute. Da sie uber leben mußten, nahmen sie dann ihre restlichen Aecker her, um sie parzelliert an Sied­lungslustige zu veräußern. Und aus den Bauern wurden Händler. Der eine kaufte sich einen alten Ford, damit fährt er frühmorgens auf die Dörfer zwischen Schönfließ und Schönerlinde, sammelt die Milch und beeilt sich, daß er sie seinen Kunden noch rechtzeitig ins Haus bringt. Der andere handelt mit Feuerung für die Tausende von wilden Siedlern ringsum, der dritte mit Futtermitteln; im ganzen stehen in Lübars nur noch 90 Pferde.

Am schlimmsten ging es den Tagelöhnern. Seitdem die Bauern feinen Acker mehr haben, gibt es auch für sie nichts mehr zu schaffen. Die Alten bekommen wenigstens noch Rente, aber die Dreißig­jährigen sizen müßig in der Stube und haben kein Brot. Das ist die oftmalige Zweischneidigkeit bei vielen Siedlungsvorhaben: Schlächter und Bäder kommen neu ins Dorf, aber Hufschmied und Stell­macher können auf ihre alten Tage den Bettelstab nehmen. Gewiß entscheiden keine Rührseligkeiten diese Fragen, es wird darauf ankommen, ob heute beim Schlächter mehr Geld im Kasten klingt als früher beim Schmied oder anders gesagt: mit welchem allgemeinen Nuzeffekt die Atomisierung jener Bauernhöfe in unzählige winzige Parzellen vollzogen werden konnte.

Zur Schmiede gehört nun einmal die lodernde Esse, aber es brennt kein Feuer mehr. Keine Hand zieht den Blasebalg, Feilbank und die ur­

würde. Das Verbrechen, das durch seine Grau­samkeit in der Kriminalgeschichte kaum seines­gleichen hat, steht im Mittelpunkt der Debatte. Frau Boddin war, wie übereinstimmend be= richtet wird, schon vor Bekanntwerden des Ver­brechens in der ganzen Gegend sehr unbeliebt. Die einzige Frau, die im Hause mit Frau Boddin auf Grußfuß stand, war die Nachbarin. Sie tat es, wie sie erzählte, aber auch nur, um mit der Frau nicht in Streit zu geraten. Am letzten Heiligabend hat die kleine Rosemarie nichts ge=

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alte Bohrmaschine werden rosten und in der Mitte der Schmiede, nicht weit vom Amboß , liegt ein kleines Häuflein gebrauchter Hufeisen. Ja, ja" lächelt der Schmied früher lagen die alten Hufeisen in einem besonderen Schuppen, zwei Meter hoch und drei Meter im Durchmesser hatte der Berg. Früher ging es uns gut. Da standen manchmal draußen zehn, zwölf Pferde an den Zaun gebunden, dazu noch die Wagen zum Reifen­beschlag. Heute braucht man gar kein Feuer mehr anzumachen. Aber als vor ein paar Jahren das Sterben der alten Dorfschmieden begann, da

DONNERSTAG, 24. NOV. 1932

schlossen sich die Leute, den Vertrag mit Fromm rückgängig zu machen.

Unterdessen war der Postinspektor seinen bis= herigen Geschäftspartnern schon so weit aus= geliefert, daß er sich nicht mehr von ihnen zurück­ziehen konnte. Er ließ sich von seiner Frau, mit der er in einer Beamtensiedlung in der Westend­allee wohnte, scheiden und heiratete bald danach die Schwester eines seiner Geschäftsfreunde. Da­durch kam jetzt der neue Skandal ins Rollen. Noch vor der Versetzung des Postoberinspektors wurden in seiner damaligen Wohnung in der Westendallee 30 000 Mark beschlagnahmt, die man als Dar­lehen bezeichnete, die aber Bestechungsgelder waren. In der Folge wurde Fromm dann nach Aschersleben versetzt, wo jetzt seine Verhaftung erfolgte.

konnten die Meiſter wenigstens noch in die Fabrik Greifenpaar überfallen

gehen, aber heute geht auch das nicht mehr."

Die kalte Esse

,, Was kostet eigentlich ein Hufbeschlag?"

,, Das geht nach der Größe und beginnt mit 1,40 Mark. So weit sind wir schon herunter­gegangen, aber Autos brauchen nun mal feine Hufeisen." Dabei war das durchaus nicht einfach, ein Pferd zu beschlagen. Erst den Kerb schneiden, wo das Eisen eingepaßt wird, und dazu beim Huf= nagel die Sicherheit im Anschlag: nur eine Idee ins Weiche und sofort lahmte das Pferd ein halbes Jahr. So mancher Lehrling ist nie hinter die Künste seines Hufschmiedemeisters gekommen und hat vorzeitig abgedankt.

Die Umstellung auf die Reparatur von Fahr-, Näh- oder Landmaschinen ist nur den wenigsten Schmieden gelungen. Als sie daran dachten, hatten sie schon längst nicht mehr das Geld zur An­schaffung der dazu nötigen Spezialwerkzeuge.

schenkt bekommen. Während alle anderen Kinder den Verhältnissen der Eltern entsprechend menigstens eine Kleinigkeit erhielten und darüber glücklich waren, weinte Rosemarie leise vor sich hin. Frau Boddin verprügelte sie und sperrte das

Raubversuch in der Linienstraße

In der Linien str. 250 wurde gestern abend ein frecher Raubversuch auf ein greises Ehe­paar unternommen. Im dritten Stockwerk des Hauses wohnt dort der 83 Jahre alte Kaufmann Oskar Reibold mit seiner 75jährigen Frau Hanna. Gegen 19 Uhr flopste es, und als Frau R. ahnungslos öffnete, sah sie sich zwei jungen Leuten gegenüber, die sofort auf sie ein= schlugen. Die Ueberfallene brach durch mehrere Schläge über den Kopf bewußtlos zu­jammen. Auf die Hilferufe der Frau eilte Rei­bold herbei. Auch er wurde von den Banditen sofort niedergeschlagen. Da die Burschen, die es auf einen Raub abgesehen hatten, durch die Hilferufe der Ueberfallenen ihre Entdeckung und Festnahme befürchten mußten, verließen sie fluchtartig das Haus. Einer von beiden verlor dabei seinen Hut. Bei dem Handgemenge wurde außerdem einem der Täter ein brauner Leder­knopf von der Jacke abgerissen. Die Kriminal­polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Frau Reibold mußte mit schweren Verletzungen ins Virchow- Krankenhaus gebracht werden.

Kind, wie es später ſelbſt erzählt hat, am Heilig Komponist Stransky tot

abend in den dunklen Keller. Mehrmals war ihr das Kind von Pflegern fortgenommen worden. Der Stiefvater hatte aber auf Drängen seiner Frau sich jedesmal dafür eingesetzt, daß es wieder zurückkam.

Bestechungsskandal aufgedeckt

Postoberinspektor verhaftet-- Fester Vertrag wurde abgeschlossen

Innerhalb der Untersuchung eines großen Be­ftechungsskandals, der sich gegen die früheren Leiter der Berliner Heimbau", Gemeinnützige Beamtensiedlungs G. m. b. H., Walter, Paul und Alfred Gerschel richtete, wurden Beamte der Berliner Poftfriminalffelle beauftragt, beauftragt, nach Aschersleben zu fahren, um dort die Verhaftung des Postoberinspektors Franz Fromm vorzu­nehmen, der in diese Affäre verwidelt ist. Fromm wurde sofort nach Berlin gebracht und legte hier bereits ein Teilgeständnis ab.

Die Heimbau" wurde im Jahre 1926 gegrün­det. Die Oberpostdirektion gab Darlehen in Höhe von 500 bis 2000 Mark pro Wohnung. Im Jahre 1927 tamen diese Darlehen für 31 Wohnungen zustande. 1928 wurden sie schon für 1600 Woh­

nungen gegeben. Von den Unternehmern der ,, Heimbau" wurde nunmehr eine neue Gesellschaft gegründet, die den Namen führte Bankow- Ber­liner Baugesellschaft". Die Büros der Firma be= fanden sich am Kaiserplay in Wilmersdorf .

An der Zuweisung der Bauten an die Leiter der Baugesellschaften war der Postoberinspektor Fromm beteiligt. Diese Zuweisungen erfolgten unrechtmäßig. Fromm bezog dafür riesige Be=

An der Ecke Bismard- und Kaiser­Friedrich- Straße in Charlottenburg wurde geffern gegen 19 Uhr beim Ueberschreiten des Fahrdammes der bekannte Kapellmeister und Komponist Offo Stransky, Charlottenburg , Olivaer Allee 109 wohnhaft, von einem in Rich­tung Bahnhof 300 fahrenden Straßenbahnwagen der Linie 58 angefahren und schwer ver­letzt. Er wurde nach dem Hildegard- Krankenhaus gebracht, wo er kurz nach der Einlieferung seinen Berletzungen erlegen ist.

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Otto Stransky , der noch in jungen Jahren stand, war ein sehr erfolgreicher Operetten- und Schlagerkomponist und ein außerordentlich be= liebter Kapellmeister.

Kommunisten vor dem ,, Kaiserhof"

Vor dem Hotel ,, Kaiserho f" am Wilhelm­play, in dem zur Zeit Hitler mit seinen Leuten

18.30 Uhr fommunistische Trupps an, die wiederholt Niederrufe gegen Hitler ausbrachten. Es kam zu nationalsozialistischen Gegendemon­strationen, so daß die Gefahr blutiger Zwischen­fälle drohte. Von der Polizei wurde kurzerhand der Platz vor dem Hotel geräumt und die Links- und Rechtsradikalen in die Seitenstraßen

ste chungsgelder. Als nach der Heimbau" ,, residiert", sammelten sich gestern abend gegen die neue Baugesellschaft gegründet wurde, forderte Fromm von den Unternehmern 30 Proz. der Ge­schäftsanteile dieser neuen Gesellschaft, die einem Wert von etwa 70 000 Mark entsprachen. Bei einem Notar Unter den Linden wurde zwischen Fromm und den Geschäftsleuten ein entsprechender Vertrag abgeschlossen. Als jetzt jedoch die dunklen Geschäfte langsam durchsickerten, ent­

abgedrängt.

Donnerstag, Freitag, Sonnabend Mit vollen Händen

kann heute niemand Geschenke austeilen. Trotzdem kann jeder nach seiner Kraft unter den vielen Waren, die wir als Festgaben anbieten, etwas Schönes, Praktisches u. fabelhaft Billiges finden. Besichtigen Sie unsere Riesenläger, aus denen wir nachfolgend nur einige Proben anführen:

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