Jugend im Kampf

Aussprache bei der Führertagung des Reichsausschusses der deutschen   Jugendverbände

An dem gigantischen Ringen um die Neu­gestaltung Deutschlands   ist die Jugend leidenschaft­lich beteiligt. Aus ihrer furchtbaren Arbeitsnot empfinden die jungen Menschen, daß es hierbei um die Zukunft einer ganzen Generation, vielleicht sogar um die Zukunft der Menschen geht.

Die öffentlichen Auseinandersetzungen sind durch den Mißbrauch der Jugend von den ertremen Flügelparteien immer mehr vom geistigen zum Faustkampf geworden, der zahlreiche blutige Opfer gefordert hat. Daß es trotz dieser Entartung des politischen Lebens noch möglich ist, junge Menschen mit unterschiedlichen und ent­gegengesetzten Ansichten zu einer sachlichen Aus­* sprache über die brennendsten Probleme der Gegenwart zusammenzubringen, bewies die Führertagung des Reichsausschusses der deutschen   Jugendverbände, die Ende November in Soest  ( Westfalen  ) abgehalten murde. Was auf der Tagung gejagt wurde, kann als Meinung des jungen Deutschland   angesprochen werden; denn im Reichsausschuß der deutschen Jugendverbände sind überhundert Jugend­organisationen aller meltanschaulichen und politischen Gruppen( mit Ausnahme der Kommu nisten) vertreten und kamen durch Haupt- und Ausspracheredner ausführlich zu Wort.

Diese Führertagung stand unter dem Gesamt­thema ,, Die Jugend im Kampf um Deutschland  ", und zwar um seine volkliche, staatliche, wirtschaftliche, gesellschaftliche und geistige Ordnung. Ueber die volkliche Ordnung sprach als Hauptredner Dr. Wagenbach( Berlin  ) als Ver­treter der Katholiken. Er zeigte auf, wie von dem wirtschaftlichen Zusammenbruch her die volkliche Ordnung bedroht wird und daß die Bildung einer Volksgemeinschaft nur möglich ist durch Beseitigung der Klassengegersäge, die vom Kapitalismus aufgerissen wurden. Wagenbach forderte eine volkhafte Form der Verbindung von Staat und Wirtschaft und eine neue Norm der gesellschaftlichen Bindungen.

Von den sozialistischen   Rednern wurde Der

Umbau der Wirtschaft als Voraussetzung der Bolt- und Nationbildung

gefordert. Zur staatlichen Ordnung hielt das Hauptreferat der Volksfonservative Arel Seeberg. Seine Ausführungen gipfelten in der Behauptung, der Staat sei um seiner selbst willen da. Er forderte einen starten, autoritären Staat und lehnte den totalen Staat des Faschis mus oder Bolschewismus ab Auf die Erwide­rungen der sozialistischen   Diskussionsredner, die als Grundlage für die Staatsordnung nur die Demokratie gelten lassen, mußte Seeberg zugeben, daß der Staat tein Ding an sich ist, sondern entscheidend beeinflußt mird von den ökonomischen Verhältnissen.

Den Höhepunkt der Führertagung bildeten die Aussprachen über die wirtschaftliche und gesellschaftliche Ordnung. Zur wirt­schaftlichen Ordnung sprach Giselher Wirsing  , der einer der Führer des Tatkreises ist. Am tapitalistischen System wurde von Wirsing   sehr heftige Kritik geübt, der in der Diskussion all­seitig zugestimmt wurde. Wirsing   forderte eine Wirtschaftsordnung jenseits von Kapitalismus   und Sozialismus; seine tonkreten Borschläge für eine wirtschaftliche Neuordnung waren aber fozialistische Teillösungen, wie bei­spielsweise die Forderung nach Verstaatlichung der Monopolindustrien und der Banken. Die katholische Gruppe entwickelte ihre Ansichten über den be= rufsständischen Aufbau der Wirtschaft.

Das Umbauprogramm der freien Gemert­schaften und der Sozialdemokratie

Staats

MA

Theater

Mittwoch, den 30. November Staatsoper Unter den Linden

20 Uhr

Wozzeck

Staatliches Schauspielhaus

20 Uhr

Nathan der Weise

VOLKSBUHNE

Theater am Bülowplatz Norden 6:36. Letzte 3 Vorst., 814 Uhr

FANNY on Marcel Pagro

Frank

Deutsch von Bruno Regie: Heinz Hilpert  

wurde von den sozialistischen   Rednern als Plan einer

wirtschaftlichen Ordnung, in der der Mensch in

den Bordergrund alles Wirtschaftens

rückt, vorgetragen. Der Gedanke einer ständischen Ordnung und der nationalistische Wirtschafts­sozialismus wurden als widerspruchsvoll und wegen ihrer Halbheiten abgelehnt. Ueber die ge­sellschaftliche Ordnung sprach als Vertreter der sozialistischen   Gruppe Genosse Dr. Otto Stammer( Breslau  ). Seine mit großem Schwung vorgetragenen Gedanken machten tiefen Eindruck auf die Jugendführer. Manch einer von ihnen hörte wohl zum ersten Male ohne agita­torische Verzerrung und Verdrehung, Sozialismus ist und wie sich die Sozialisten den Bau einer gesellschaftlichen Ordnung vorstellen.

was

Nach einer gründlichen Darstellung der sozialen Lage der Jugend und der sozialistischen   Absichten zur Ueberwindung der jezigen Zustände tam Ge nosse Stammer zu folgenden Schlußfolgerungen: Der Sozialismus will feine Gleichmacherei, er ist auch bei durchgeführter Konzentration und Ver= staatlichung der Produktionsmittel eine lebendige Gliederung, die Raum läßt für natürliche Unter­schiede der Menschen und Völker. Die kommende Gesellschaftsordnung ist ein Kampfprodukt und ein soziales Erziehungsprodukt. Die deutsche Jugendbewegung fann an beiden Stellen einsetzen, sie kann Auffangsstation der sozialistischen   Willensströme der jungen Generation werden. Dazu aber ist notwendig die Heraus: arbeitung eines flaren gesellschaftlich politischen Bewußtseins. Zur neuen gesellschaftlichen Ordnung tommt man nur durch die

praktische Eroberung der staatlichen Ausgangs­ftellungen.

In der sehr lebhaften Debatte und im Schluß­mort des Genossen Stammer wurde flar heraus­gearbeitet, was den bündischen und nationalisti­schen Sozialismus der Rechtsgruppen von dem fonstruktiven Sozialismus der Ar= beiterbewegung trennt. So sehr sich auch die nichtsozialistischen Gruppen darum mühten,

Der Scharlatan Hermann Kesten   hat in seinem

unjerem sozialistischen   Gesellschaftsbild ein eigenes Gesellschaftsbild auch von nur annähernder Klar­heit entgegenzustellen, der allgemeine Eindruc war, was auch von einem Katholiken offen zu= gegeben wurde, daß das sozialistische Gesellschafts­bild am eindeutigsten und am meisten durch­dacht ist.

Den Abschluß der Führertagung bildete ein Referat über die geistige Ordnung von Pastor Neugeschmender( Hamburg  ). Der Referent versuchte, den Drang zur Gemeinschaft, der gerade in der Jugend sehr stark ist, aus Religiosität her­zuleiten und alle sittlichen und geistigen Werte

aus

einer Gottheit zu begründen. Genosse Ollenhauer( Berlin  ) erklärte dazu, daß breite Schichten unseres Volkes zu dieser geistigen Ord­nung kein Verhältnis mehr finden können. Die sozialistische Bewegung ist nicht aufgebaut auf Materialismus und Egoismus, sie bezieht ihre stärksten Impulse aus dem Solidaritätsgedanken des Proletariats.

Ueber die politische und geistige Haltung der Jugend brachte die Führertagung des Reichsaus­schusses der deutschen   Jugendverbände manchen interessanten Aufschluß.

Bon keinem Redner wurde ein Wort für den Kapitalismus eingelegt,

teiner proflamierte einen faschistischen Staat, obwohl Vertreter der Hitler Jugend  anwesend waren, die aber zu keinem Thema sprachen, obwohl sie von den ihnen befreundeten Führern der bündischen und volksbürgerlichen Ver­Wenn bände darum geradezu gebettelt wurden. man bedenkt, welche Rolle der Faschismus in den öffentlichen Auseinandersetzungen spielt, kann man

beträgt nur 50 Pf. dafür fannst du allerlei ge­winnen: Landhäuser, Wochenendhäuser, komplette Küchen, Sportartikel, sowie vielerlei praktische Gegenstände für den Haushalt, Eßbestecke, Eßlöffel und Kuchengabeln aus rost= freiem Stahl, Scheren u. ä. Im ganzen werden in der am 20. und 21 Dezember d. J. stattfinden­den Ziehung 135 516 Gewinne und zwei Prämien mit einem Gesamtwert von 450 000 m. ausgespielt Wer es wünscht, kann auch Bargeld bekommen, denn alle Gewinne find mit 90 Proz ihres Wertes auszahlbar. Glücksbriefe mit 10 Losen kosten 5 M.

"

Der Weihnachtsmarkt Berliner   Künstler. Auf dem Weihnachtsmarkt Berliner   Künstler", der in der Zeit vom 3 bis 11. Dezember in der Halle IV am Funkturm stattfindet, wurde mit dem Ausstellen der eingelieferten Kunstgegenstände begonnen. Die Leitung dieser neuartigen Ver­anstaltung liegt in den Händen des Reichs= verbandes bildender Künstler, Gau Berlin, der die Maler Hans Bremer  , Martin Bloch und Peter Förster mit der Durchführung beauftragt hat. Die Beteiligung ist außerordentlich groß.

Refi Langer im Volksbildungsamt Wilmersdorf. Als legte diesjährige Veranstaltung des Wilmersdorfer Volks bildungsamtes findet am 1. Dezember 1932, 20 Uhr, im Festsaal des Stadthauses Wilmersdorf, Kaiserallee 1-12, ein Heiterer Abend mit Refi Langer statt. Die be­tannte Berliner   Bortragskünstlerin, die an diesem Tage ihr zwanzigjähriges Bühnenjubiläum begeht, wird u. a. die grotesten Gedichte Christian Morgensterns zum Vortrag bringen. Karten bei der Auskunft im Stadthaus Wilmers dorf, Kaiserallee 1-12, von 8-20 Uhr.

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Wetter in Berlin  : Meist bewölkt, feine wesent­lichen Niederschläge, Temperaturen im ganzen In Deutsch­wenig verändert, südliche Winde land: Im Westen und Nordwesten vereinzelt etwas Regen und ein wenig milder, im übrigen Reiche teine wesentliche Aenderung des herrschen­den Witterungscharakters.

ermeiſen, welche Niederlage die Nationalsozialisten Rundfunk am Abend

auf der Führertagung der deutschen   Jugendver­bände durch ihr Schweigen zu den wichtigsten Fragen der jungen Generation erlitten haben. Umgekehrt mußten sich alle Gruppen mit dem margistischen Sozialismus aus= einandersehen, und wir fonnten zu unserer großen Freude feststellen, wie sehr der Sozialis­mus auch in die Kreise der nichtproletarischen Jugend Eingang gefunden hat.

Gustav Weber.

lose Idealist, der überhaupt nicht an den Erfolg Denti, Es gibt in diesem Buche kaum ein Er­

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Mittwoch, den 30. November 1932

Berlin  : 16.15 Medizinisch- hygienische Plauderei( P. Frank). 16.30 Aus Hamburg  : Nachmittagskonzert. 17.30 Wie bringe ich ,, das" Buch an ,, den" Mann? 17.50 Günther Raphael. 18.15 Vulkane unter dem Meer ( E. Herrmann). 18.30 Unterhaltungsmusik. 18.55 Die Funkstunde teilt mit. 19.00 Stimme zum Tag. 19.10 Gelebtes Leben: Meinungs­kampf. 19.35 Mitteilungen des Arbeitsamtes. 19.40 Unterhaltungsmusik. 20.30 Meiseken. Lustspiel v. H. A. Kihn. 22.00 Wetter-. Tages­und Sportnachrichten. 22.15 Aus London  : Blaskonzert. Aus Frankfurt   a. M.: Nacht­konzert.

neueneignis, das nicht aus der Wirklichkeit geschöpft Königswusterhausen: 16.00 Päd­

Roman„ Der Scharlatan"( Gustav Kiepen­ heuer  , Verlag, Berlin  ) eine Chronik des 20. Jahr­hunderts zu schaffen versucht, ein Kolossalgemälde unserer Zeit und ihrer Menschen. Dieser Versuch ist infosern als gelungen anzusehen, als es der Autor verstand, den Herenkessel unserer Zeit unter Dampf zu setzen. Da brodelt es nun von Leiden­schaften und Begierden- ob nach Geld, Weibern  , Ehren oder Aemtern gleichviel-, es ist eine Jagd nach Geltung und Erfolg, die nicht nur über den Nächsten, sondern auch über sich selbst geht, wenn es das Ziel erfordert. Das Ziel eines " Fünfjahres planes", wie ihn sich ein Duzend junger Männer gelegentlich der Zehnjahrseier ihres Abituriententages als Lebens- und Entwic lungsplan festlegten. In diesem brutalen, mit allen Mitteln menschlicher Niedertracht und Ver­nunft geführten Daseinskampf und daneben auch, dem Suchen nach dem„ Sinn des Lebens  " bleiben zwei Sieger: Albert Stifter, der hem­mungslose Rationalist, der nur an den Erfolg glaubt und besessen von diesem fanatischen Glaubensbekenntnis die Liebe wie die Moral Lloß als hemmende und störende Momente in seinem Leben empfindet, und Karl Ballon, der grenzen­

Winter Garten

8 Uhr 15. Flora 3434. Rauchen erlaubt. Birkmeyer und sein Wiener Ballett 3 Arconas, 2 Burley's Hans Kolischer, 10 Brox, Yra& Ottare usw.

GROSSES SCHAUSPIELHAUS  

Täglich 8 Uhr

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Städt. Oper Deutsches

Charlottenbur Fraunhofer 0231 Mittwoch, 30. Nov.

20 Uhr

Turnus III

Theater Weidend. 5201 Heute geschloss Donnerstag, Uhr Premiere

Der Schmied Harmonie von Cent

Rode. Müller. Friedrich, Steier. Burgwinkel,

Gonszar, Gombert, Guttmann. Bau­

mann

Dirigent: Breisach

Deutsches Künstler- Th Nürnberger Str. Tel Bavaria 6466 Tägi Uhi

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in: Die Nach zum 17. April Schroth, Steinbeck.

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Kammerspiele

Täglich 8 Uhr Vorletzte Vorstellung

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Theater i. d. Stresemannstr. Täglich 84 Uhr

Metropol- Theater Zu wahr,

Täglich 8 Uhr Frigi

wäre, faum eine Persönlichkeit, die wir nicht als Zeitgenossen wiedererkennen würden. Bestechungs­skandale,., Betrugsaffären und Schiebungen, die uns in Atem hielten, werden wieder lebendig unter der Hand eines Dichters, der nicht bloß be= richtet, sondern auch wiedergestaltet und Dingen wie Menschen bis auf den Grund geht. Kesten gibt sich nicht mit der Tatsächlichkeit zufrieden, sondern analysiert und enträtselt. Er legt Hinter­gründe bloß und enthüllt das Denten. Er be­gnügt sich nicht mit der dokumentarischen Fest­stellung von Wirkungen, sondern es geht ihm mehr um die Erforschung ihrer Ursachen. Dieser Roman ist mehr wie jeder seiner früheren ein Denk und Bekenntnisbuch, aber reifer, geschlosse­ner, wie seine früheren Werke, und erfüllt von einem zwar äzenden, nicht immer freundlichen, ater schlagenden und bis zur Tragik erschüttern­den Humor. Friedrich Lichtneker.

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Verantwortlich für Politik: Rudolf Brendemühl; Wirtschaft: G. Klingelhöfer: Gewerkschaftsbe wegung: J. Steiner; Feuilleton  : Herbert e père; Lotales und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen: Otto Hengst: sämtlich in Berlin   Ver­lag: Vorwärts- Verlag G. m. 6 S., Berlin  . Drud: Borwärts- Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer 1. Co., Berlin   SW. 68, Lindenstr 3, Bezugs bedingungen und Anzeigenpreise werden in jeber Morgen- Ausgabe des Vorwärts" veröffentlicht.

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