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Schreckensurteil des Sondergerichts

Anderthalb Jahre Zuchthaus gegen eine Frau

Das Sondergericht unter Borfih des Land­gerichtsdirettors Iolf fällte geffern gegen eine Frau Strud ein Urteil, das nach dem Verlauf der Beweisaufnahme völlig überraschend fam. Es erscheint um so unmöglicher, wenn man es dem Freispruch gegenüberstellt, das vor wenigen Tagen un er noch schwierigeren Umständen gegen zwei Raz's gefällt wurde.

Am 6 November, dem Wahlsonntag, befand fich Frau Strud, Mutter zweier Kinder, in Gesell­schaft ihrer Freundin auf dem Wege zu ihrer Schwester in Friedenau . Gegen% 5 Uhr wurde sie durch einen Menschenauflauf in der Nähe des Rummels in der Grunewaldstraße von ihrer Freundin getrennt. Sie blieb einen Augenblic stehen in der Hoffnung, die Freundin wieder­zufinden, sah einen Bekannten per Rad die Straße entlangfahren, rief ihn an und machte ihm

mit der erhobenen rechten Hand Winkzeichen. Im selben Augenblid fuhr ein Wagen der Straßenbahnlinie 74 heran. Der Be­fannte entschwand ihren Blicken, sie wandte sich zum Gehen und hatte erst einige Schritte gemacht, als sie von Polizeibeamten verhaftet wurde: Sie habe gegen den Straßenbahnwagen einen Stein geschleudert, wurde ihr erklärt, so schilderte sie den Vorgang vor dem Sondergericht. Der Schupowachtmeister und der Polizeimajor be= haupteten aber mit größter Sicherheit, daß die Angeklagte gegen den Straßenbahnwagen einen Stein geschleudert, der die Scheibe zertrümmert und eine Frau verlegt habe. Sie könnten sich unter feinen Umständen irren. Die Frau habe allein gestanden, habe ein rotes Räppchen ge= tragen und sei nach dem Steinwurf ruhig weiter­gegangen.

Die Leiterin des Hauses des Kindes in der vor­jährigen Ausstellung Luft, Licht und Sonne er= flärte Frau Strud einer Tat des Fanatismus für unfähig. Und was sagten die Zeugen, die den Vorgang selbst beobachtet hatten? Der Rad­fahrer, der von der Angeklagten angerufen worden war, hatte seinen Namen rufen hören, sich um­gewendet und deutlich gesehen, wie Frau Strud ihm Wintezeichen machte. Im selben Augen­blid sei die Straßenbahn herangekommen und er sei von ihr getrennt worden. Ein völlig unbe teiligter Zeuge hatte Frau Struds Anruf: Hallo! gehört, er hatte sie im Auge behalten bis zum Augenblic, als die Straßenbahn heranfuhr und die Fensterscheiben trachten.

Als der Polizeibeamte Frau Strud verhaftete, jagte er fofort: Die Frau hat nicht geworfen. Bohl hatte er aber eine Gruppe junger Beute bemerkt, die Nieder! riefen. Zwei junge Mädchen befundeten, die Steine felen aus einer Gruppe junger Leute geworfen worden; fie hätten fich gewundert, daß gerabe die Angeflagte verhaftet worden sei.

So standen also die Aussagen dieser vier Zivil­zeugen den Aussagen der beiden Polizeibeamten gegenüber. Das Gericht erklärte aber die ersteren für bedeutungslos, da aus ihnen ber eigentliche Borgang des Steineschleuderns nicht zu ersehen sei. Die Aussagen der Beamten feien über allem 3metfel erhaben. Allerdings erscheine die Tat ber Angeklagten grundlos. Das Urteil lautete auf anderthalb Jahre Zuchthaus wegen Transport. gefährdung in Tateinheit mit gefährlicher Körper­verlegung.

Und nun vergleiche man diefes fürchterliche un verständliche Urteil mit dem Freispruch der zwei Nationalsozialisten aus Spandau . Dort standen die Aussagen von fünf Shupobeamten gegen vier Aussagen von SA.- Leuten, denen die Lüge auf der Stirn stand.

Das Gericht glaubte hier den National­fozialisten, nicht den Polizeibeamten.

In diesem Falle war es umgekehrt. Weshalb? Es gibt nur ein Mittel, den Opfern des Sonder­gerichts zu helfen: nämlich durch eine 2 m- ne stie ben Frevel an ihnen gutzumachen.

Schindluder mit dem Recht Der flüchtige Nazi- Abgeordnete Effen, 1. Dezember. Vor dem Essener Sondergericht stand zum dritten Male Termin gegen fünf National sozialisten, darunter den Reichstags abgeordneten Bergmann Schmidt,

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Privatzeugen gelten nichts

an wegen Landfriedensbruchs, versuchten Tot­schlags usw Schmidt hatte sich bekanntlich selbst bezichtigt, bei einem Zusammenstoß mit Kommunisten im Juli dieses Jahres in Bottrop Schüsse abgegeben zu haben, durch die zwei Kommunisten erheblich verletzt wurden, und durch den Verteidiger erklären laffen, daß er sich dem Gericht stellen werde. Schmidt erschien aber weder zum ersten, noch zum zweiten, noch zum britten Termin. Der Berteidiger beantragte Haftentlassung des noch in Haft befindlichen Hauptangeschuldigten Kondura, ferner freies Geleit für Schmidt, damit er in seiner Abge­ordneteneigenschaft nach Berlin , München usw. ungehindert reisen fönne, um nicht der Gefahr einer Verhaftung auf Grund des Haftbefehls aus­gesezt zu sein.

Der Vorsitzende des Sondergerichts, Land­gerichtsdirektor Dr. Kroener, verkündete nach furzer Beratung folgenden Beschluß: Schmidt habe die Verpflichtung, wie jeder Angeklagte vor Gericht zu erscheinen. Er müsse also, wenn er nicht rechtzeitig tomme, die Folgen tragen. Der An­trag, Schmidt freies Geleit zuzusichern, wurde abgelehnt. Gegen Schmidt läuft Haft befehl. Wenn er diesem nicht Folge leistet, so sei das eine Verhöhnung des Gerichts, die es sich nicht gefallen lassen kann. Er müsse in Kauf nehmen, daß er auf irgendeine Weise gefaßt und in Untersuchungshaft genommen wird. Man müsse berücksichtigen, in welcher Weise Schmidt mit dem Gericht ge= spielt habe: Am ersten Tage war er als Zeuge da, am zweiten Tage bezichtigte er sich selbst der Tat und bat um neuen Termin. Er würde bestimmt kommen. Drei bis vier Tage vor dem neuen Termin meldete er sich frank. Das Gericht lasse nicht derart mit sich spielen. Wenn alle Machtmittel in gehöriger Weise ausgenutzt würden, dann könne Schmidt jedenfalls gefaßt werden. Der Hauptangeklagte Kondura, der nach der Erklärung Schmidts unschuldig sein soll, bleibt in Haft." Die Verhandlung wurde auf unbe­stimmte Zeit vertagt.

Die Frondeure

Freche Drohungen der Agrarier

Die Organisation der nationalsozialistisch ver­feuchten Landwirtschaftskammern, der Deutsche Landwirtschaftsrat, forbert von dem fünftigen Reichsernährungsminister eine jofortige Durchführung der agrarischen Kontingente. In einer Entschließung heißt es, daß das bisher amtierende Reichstabinett durch den Mund bes Reichsernährungsministers feste und bin­

Der Führer

MITROPA SCHLAFWAGEN Göring

Hitler

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,, Aussteigen, Hitler, raus!" ,, Ja, wieso denn, wohin denn?"- ,, Geht Sie gar nichts an, dazu sind Sie der Führer, daß Sie mir zu folgen haben!"

dende zusagen wegen der Drosselung un­nötiger Auslandseinfuhr gegeben habe und daß diese Zusagen nicht eingelöst worden seien. Der Ständige Ausschuß des Landwirtschaftsrats stellt hierzu fest, daß die Empörung in allen Kreisen der deutschen Landwirtschaft dieserhalb aufs höchste gestiegen ist".

Weiter heißt es, daß die Landwirtschaft in ihrer Gesamtheit in scharfe Opposition zu jedem Reichstabinett treten würde, das nicht unverzüg lich die Kontingentierungspolitik durchführt. Jeder Reichsernährungsminister müßte sich auf die Opposition der Landwirtschaft gefaßt machen, menn er nicht seinen Eintritt in das Kabinett von der vorherigen Sicherstellung(!!) der Kontingentierungsforderungen abhängig mache.

Diese massiven Drohungen der Agrarier sprechen für sich selbst. Die Herren vom Landwirtschafts­rat, die feineswegs für die gesamte Landwirtschaft sprechen, und nur einen winzigen Bestandteil des deutschen Volkes vertreten, sollen sich aber gesagt sein lassen, daß jede Regierung, die es wagen würde nach Bapenschem Muster durch Kontingents­drohungen den deutschen Export zu zerschlagen und eine antibeutsche Einheitsfront im Auslande zu schaffen, nicht nur auf den schärf sten Widerstand der Berbrauchermassen, sondern auch sämtlicher Wirtschaftsgruppen in Deutsch­lano stoßen mürbe.

Sowjetunionerlaubt Auswanderung

Hohe Gebühr in Devisen

Mostau, 1. Dezember.

Auslandsreifen Don Sowjetbürgern waren in ben legten Jahren, abgesehen von seltenen Aus­nahmen, auf fogenannte Rommandierun= gen"( Reifen im staatlichen und dienstlichen Auf­trage oder im Parteiinteresse) beschränkt. Nur ausnahmsweise wurde Sowjetbürgern gestattet, Sowjetrußland für immer zu verlassen und nur gegen eine hohe Valutagebühr. Diese Uebersiedlung ist jetzt erleichtert. In der ,, Jswestija" vom 30. November erschien folgende Anzeige:

Das ftaatliche Reichsbüro Intourist" gibt be­fannt, daß es Aufträge übernimmt, Ausreife­dokumente für Personen zu beschaffen, die dauernd im Ausland Aufenthalt zu nehmen wünschen.

Die Kosten der Erledigung werden vom ,, Intouriſt" in ausländischer Währung erhoben. Die Gebühr für einen solchen Auslandspaß beträgt den Devisen- Gegenwert 500 Rubel für Werftätige, 1000 Rubel für andere. Zur Grundgebühr für den Paß tommt eine zehnprozentige Rotekreuzsteuer hinzu.

Diese Anzeige im Sowjet- Regierungsblatt ent­

hält nichts davon, daß der Antauf von Devisen zur Bezahlung dieser Gebühren( und der Reise foften ab Grenze) erlaubt wird; bisher ist In­ländern Devisenantauf ebenso wie ihr Besitz strengstens verboten. Ohne solche Erlaubnis wird von diesem Angebot nicht Gebrauch gemacht werden fönnen, dann aber würden auch diese Devisen­einnahmen ausbleiben.

Rundfunkrede Trotzkis

B

Leo Trozki hat am vergangenen Sonntag vom Kopenhagener Hauptpostamt für eine amerikanische Rundfunkgesellschaft eine Rebe von 15 Minuten Dauer in englischer Sprache ins Mikrophon ge= sprochen. Er erinnerte dabei zunächst an seine New Yorker 3eit, war aber sonstpolitisch sehr zurückhaltend und äußerte sich, ebenso wie in seinem Vortrag vor 5000 Hörern im Kopen­hagener Stadion, Dom historischen Stand­puntt über die russische Revolution. Die Rede Trogkis wurde per Kabel über London an 140 Sender in USA . geleitet. Tropki hat ein selbst für amerikanische Begriffe außerordentlich hohes Honorar erhalten, besgleichen auch für eine turze Ansprache, die in einer amerikanischen Ton filmmoche verwendet werden soll.

Heimwehr- Fey provoziert

Großer Sturm im Nationalrat

Wien , 1. Dezember.

Im Nationalrat hatten die Sozialdemokraten eine dringliche Anfrage gegen die militäri fchen lebungen des Heimwehrstudentenfrei torps eingebracht. In seiner Antwort erklärte Heimwehrstaatssekretär Fey, das Studentenfrei­torps habe sich niemals gegen die Staatsexekutive gewandt, Dagegen habe der Republikanische Schutzbund am 15. Juli 1927... Der Staatssekretär fonnte seinen Sah nicht beenden. Auf den sozialdemokratischen Bänken erhob sich ein derartiger Lärm durch Schreien, Schlagen mit den Pultdeckeln und Trommeln mit den Fäusten, daß kein Wort mehr verständlich war. Präsident Dr. Renner unterbrach die Sigung. In der Pause trat eine Dimännerfonferenz zusammen.

Nach Wiederaufnahme der Sigung ver­ließen die Sozialdemokraten für die Dauer der Rede Feys den Saal. Die Sigung wurde dann nach Erledigung belanglofer Dinge ge schloffen...

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Der Versuch des Fen, von den Bürgerkriegs rüstungen der Heimwehr durch eine Hegerei gegers den Republikanischen Schußbund abzulenten, mußte die Sozialdemokraten um so mehr em pören, als der Schutzbund am 15. Juli 1927 leider gar nicht aufgeboten war. Der Protest. marsch gegen die Freisprechung der Arbeiter mörder von Schattendorf war eine so elementare Antwort der Arbeiterschaft, daß alle Welt davon überrascht wurde. Als aber die Polizei bereits ge­schossen hatte, daraufhin Feuer in den Justizpalast geworfen und in aller Gile ein kleiner Schutz­bundtrupp herbeigeholt worden war, warf er sich mit fast übermenschlicher Energie zwischen die Massen, um der Feuerwehr Durchfahrt zu ver­schaffen. Es gelang weder ihm noch dem Bürger. meister Seiß.

Das war die Tätigkeit des Schutzbundes an dem fürchterlichen 15. Juli 1927. Troz stärkster Provokation der Arbeiterschaft durch das beispiel­los brutale Vorgehen der Polizei und trog vieler Aufforderungen ihrer Genossen haben die Schutz­bündler nirgends sich der schießenden Polizei ent­gegengestellt. Wenn nach alldem und fünfeinhalb Jahre später man den Schutzbund öffentlich zu verleumden sucht, tun babet anwesende Sozial® demokraten nur das Selbstverständliche, indem fie die Berleumdung ersticken.

Bomben in Agram. Auf einer leeren Baustelle in der Hauptstadt Kroatiens in einem unbewohn ten Straßenteil explodierten mehrere Bomben, ohne Schaden anzurichten.

195 Verhaffungen hat die Warschauer Polizei bei der Auflösung einer Kommunistenver­sammlung vorgenommen.

Hierzu 2 Beilagen

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Hast Du noch einen Wunsch, bevor ich Dich frühstücke.?

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Euch ver Schönern, Häuptling!

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So rasiert Jgemo- Rasiercreme!

Gross- ar- tig

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Dein Leben ist gerellet, aber... eine Bedingung: Jeden Tag rasierst Du mich mit Mouson's Jgemo- Rasiercreme.!

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