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Pfarrer und Bomben

Ein Diener des Hakenkreuzes

Eigener Bericht des ,, Vorwärts"

Waldenburg, 9. Dezember. Die in Verbindung mit den Ermittlungen über den großen Kynauer Sprengstoff­diebstahl stehenden Verhaftungen ziehen immer weitere Kreise. Außer dem evangelischen Pfar= rer Fuchs aus Dittmannsdorf, dessen Einliefe= rung ins Schweidnitzer Gerichtsgefängnis am Mittwoch erfolgte, wurde am Donnerstag der Gastwirt Franke der Schloßbrauerei in Kynau  , so­mie der frühere Lokomotivführer Fröhlich aus Schweidnig festgenommen. meitere Personen werden gesucht. Demnach stehen noch mehr Verhaftungen in der Kynauer Spreng­stofffache bevor.

Zwei

Die Nachricht von der Festnahme des evange= lischen Geistlichen kam nicht überraschend. Das Verdachtsmaterial gegen diesen sonderbaren christ­lichen Seelsorger häufte sich mehr und mehr. Fuchs, der bei den Hafenkreuzlern eine große Rolle spielt und in der SA. den Rang eines Sturmbannführers(!) be­kleidet, ist vermutlich nicht nur der Begünstigung beim Attentat gegen Peschke schuldig, sondern er dürfte auch zu den geistigen Urhebern der zahlreichen Sprengstoffanschläge in Schlesien   überhaupt gehören.

AUS

DEUTSCHLANDS   SCHWERSTER

RET

RE

UNGS

PROGRAM

ZEIT

Wege aus der Krise

Sozialdemokratischer Gesetzentwurf zur Wirtschaftsbelebung

Die sozialdemokratische Reichstagsfrak­tion hat dem Reichstag einen Gesezentwurf über öffentliche Arbeitsbeschaffung vor­gelegt. Aber mit öffentlicher Arbeitsbe­schaffung allein ist die Wirtschaftskrise nicht zu überwinden, das Steuer der gesamten Wirtschaftspolitik muß radikal herumgeworfen werden. Nicht Zerstörung, son­dern Stärkung der Massenkauf= kraft, nicht Erdrosselung, son­dern Förderung der Ausfuhr­das sind die Grundgedanken des nach­stehenden Antrags der sozialdemokrati­schen Reichstagsfraktion.

Entwurf eines Gesetzes zur Belebung der Wirtschaft

Arbeitsbeschaffung. Um jede 3er­splitterung und Bergeudung öffentlicher Mittel und jede Begünstigung privater Unternehmer zu vermeiden, führen Reich und Gemeinden eine planmäßige Arbeitsbeschaffung durch.

Berkürzung der Arbeitszeit. Um alle verfügbaren Arbeitspläge auf möglichst viele Arbeitnehmer zu verteilen, wird die gesetzliche Arbeitszeit auf 40 Stunden wöchent lich festgesetzt. Dabei sind die ersparten Unter­stügungsmittel für den Lohnausgleich heranzu ziehen.

Stärkung der Massenkauftraft. Um die Massenkauftraft zu stärken und die Absatz­möglichkeiten zu verbessern, werden folgende Maßnahmen durchgeführt:

1. Erhöhung der Unterstützung der Arbeitslosen, Wohlfahrtsempfänger, Sozial­rentner und Kriegsbeschädigten und-hinter­bliebenen.

2. Schaffung einer Winterhilfe für den Winter 1932/33.

3. Gewährung von Mietbeihilfen und Senkung der Mieten.

Umbau der Steuerbelastung. Um die Steuerbelastung sozial gerecht zu verteilen, die Massenkauffraft zu stärken und die Erhöhung der Unterstützungssäge zu finanzieren, sind folgende Maßnahmen durchzuführen:

1. Von den hohen Einkommen und Ver­mögen werden Notabgaben erhoben.

2. Die Erhöhung der Massenbelastung auf Grund der Notverordnung vom 14. Juni 1932( Arbeitslosenabgabe, Salzsteuer, Auf­hebung der Freigrenze bei der Umsatzsteuer) wird wieder aufgehoben.

3. Die Lohnsteuererstattungen wer­den mit Wirkung für das Kalenderjahr 1932 wieder aufgenommen.

4. Die Bürgersteuer wird gemäß dem Gefeh zur Umgestaltung der Bürgersteuer ab­geändert.

Förderung der Ausfuhr. Um die deutsche Ausfuhr zu fördern und damit die Arbeitslosigkeit zu vermindern und die Lage des Binnenmarktes zu verbessern, ist die Handels­politik nach folgenden Richtlinien zu führen: 1. fp= fortige Einleitung von Verhandlungen über einen internationalen Zollwaffenstillstand und ein inter­nationales Zollsenfungsabkommen; 2. tatkräftige Unterstügung aller Bestrebungen auf internatio­nalen Abbau der Handelshemmnisse und auf Be­seitigung der Währungsschwierigkeiten; 3. ent­schlossene Maßnahmen zur Beendigung der Handelskriege und Rückkehr zu einer freiheitlichen Handelsvertragspolitik; 4. vollständiger Bruch mit der Kontingentierungspolitik und Auf­gabe aller Autartiepläne.

Landwirtschaft und Volfsernäh rung. Die gesamte Agrarpolitik muß von dem Grundsatz geleitet werden, daß die Interessen der schaffenden Landwirte und der werktätigen Ver= brauchermassen miteinander übereinstimmen. Des­halb müssen alle agrarpolitischen Maßnahmen darauf gerichtet sein, durch eine Verbesserung des Ernährungsstandes des Volkes den Absatz der

deutschen   Landwirtschaft zu heben. Dazu find neben der Enteignung des Großgrundbefizes folgende Richtlinien einzuhalten:

1. Die landwirtschaftlichen Preise find so zu gestalten, daß die Lebensmittelversor­gung der Bevölkerung verbessert und fein Zweig der Landwirtschaft zugunsten eines anderen be­nachteiligt wird; insbesondere sind zur Steigerung der Rentabilität der bäuerlichen Veredelungswirt­schaft die Futtermittelpreise zu senken. Dagegen find 1. alle Stüßungsmaßnahmen, die zu einer Steigerung der Getreidepreise führen können, zu unterlassen.

2. Um den 3uderabsaz zu heben und der Benachteiligung der bäuerlichen Zuckerwirtschaft gegenüber der großagrarischen entgegenzuwirken, ist der Zucker höchstpreis ausreichend zu senten.

Die Spanne zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen ist durch Abbau über­mäßiger Handelsspannen und durch Förderung der unmittelbaren Zusammenarbeit zwischen land­wirtschaftlichen Abjazgenossenschaften und Ver­brauchergenossenschaften zu verringern.

4. Alle Maßnahmen, die zu einer Verteuerung der Butter, der Margarine, des Schmalzes oder sonstiger Fette geführt haben oder führen müssen, sind rückgängig zu machen oder zu unterlassen.

5. Zur Besserung der Lage der kleinbäuerlichen Landwirtschaft ist die Bildung von Produktio genossenschaften, die Geldbereinigung und das landwirtschaftliche Bildungswesen zu fördern.

6. Um Landwirte, die infolge der Wirtschafts­frise ohne eigenes Verschulden in Not geraten find, vor der Gefährdung ihrer wirtschaftlichen Existenz zu bewahren, fönnen im Rahmen eines Gesezes über Entlastung notleiben­der Schuldner landwirtschaftliche Schuldverpflichtungen neu

werden.

geregelt

7. Um die Lage der landwirtschaftlichen Pächter zu bessern, werden gemäß dem Pacht­schutzgesetz die landwirtschaftlichen Pachten gesenkt und die Pachtverträge verlängert.

,, Ich euch retten? Is nicht! Erstens tu ich das erst, wenn ich Reichskanzler bin, und zweitens, wer sagt euch, daß mein Rettungsring schwimmt?"

100mal Mädchen in Uniform." Gibt es so etwas noch? Ein Stück, das Zeitkritik übt und den Geist von Potsdam   im Erziehungswesen an­prangert, erlebt die 100. Aufführung. Ja, menn es noch eine Operette wäre mit einem flötenden Singvogel! Also freuen wir uns der guten Auf­führung im Romödienhaus" unter der Spielleitung von Günther Start mit Emilia Unda  , der eingefleischten Vertreterin des Drill­prinzips, Margarete Melzer, der humanen Erzieherin, und Gina Falckenberg  , dem empfindsamen Opfer der weiblichen Kadetten­anstalt. Jede kleinste Rolle ist richtig besetzt; hier ist wirklich Zusammenspiel und Kollektiv vor­handen. Jeder Hieb, der dem Dunkel und Unver­stand eines überlebten Systems versezt wird, fißt. Möge das gute Stüd, dessen hervorragende Ber­filmung leider nicht genug gespielt wird, noch recht oft gegeben werden. d.

Ausstellung von Arbeiten erwerbsloser Buch­drucker. Im Buchgewerbesaal, Dreibundstr. 5, ist eine neue Ausstellung eröffnet, die Arbeiten der Erwerbslosenkurse für Buchdrucker in Berlin   und Leipzig   zeigt. Beide Kurse hatten zum Ziele, die zum Teil jahrelang durch Arbeitslosigkeit der praktischen Beschäftigung entwöhnten Berufs­angehörigen wieder mit dem Beruf in Verbindung zu bringen, auch sollen sie über die technischen Neuerungen unterrichten. Es nahmen Buchdrucker aller Altersstufen daran teil. Die Besichtigung fann wochentäglich in der Zeit von 9 bis 18 Uhr ( Sonnabends bis 14 Uhr), außerdem Sonntag, den 11. Dezember, und 8. Januar, von 11 bis 13 Uhr, geschehen. Eintritt frei.

Neue Tanzgruppe Mary Wigman  . Für ihre 3. Amerika­Tournee hat Mary Wigman   eine neue Tanzgruppe zu­sammengestellt, mit der sie ihre jüngste Tanzschöpfung Der Weg" zur Aufführung bringen wird. Kurz vor ihrer Abreise gelangt dieses Werk Sonntag, vormittags 11.30 Uhr, im Ufa- Palast am 300, zur Aufführung.

,, König der Schnorrer" von Dr. Bruno Lehrmann, nach dem Roman von Zangwill, tommt Sonnabend im ,, Babylon" in einer Nachtvorstellung( 11,30 Uhr) zur Uraufführung.

Das Rose- Theater veranstaltet Sonntag, vormittag 11.30 Uhr, eine Gerhart- Hauptmann- Feier; zur Auf­führung gelangt,& amilie Selide" von Holz und Schlaf.

Weihnachtsmesse. Die Studierenden der Staatsschulen für freie und angewandte Kunst baben am 4. Dezember ihre bis zum 23. Dezember dauernde Weihnachtsmesse eröffnet, auf der Studierenden- Arbeiten der freien und angewandten Stunft gezeigt und so zu niedrigen Preisen berkauft werden sollen.

Ludwig Wüllner   hat seinem Rezitationsabend vom 10. Dezember im Bechstein  - Saal das Motto ,, Klassische Monologe" gegeben.

Im Schiller- Theater wird ab Montag 3eitungs­Notizen" nach der erfolgreichen Studio- Ausführung in den Abendspielplan übernommen.

,, Abenteuer im Engadin  "

Ufa- Palast am Zoo

Lustige Wintersportfilme bereiten dem Publikum immer ehrliche Freude. Und warum sollte man sie nicht drehen, wo man so vorzügliche, urtomische Schneeschuh- Akrobaten wie Guzzi Lantschner  und Walter Riml   hat? Eine Handlung ist ja schnell ersonnen. Man läßt einfach eine verwöhnte junge Dame, die bislang nicht die Sportbegeisfe­rung ihres Verlobten teilte, in den Bergen Freude am Wintersport finden. Aus der lerneifrigen Schülerin wird sogar eine Meisterin und wir sehen in herrlichen Bildern, die Schneeberger und Angst schufen, alle Arten des Wintersports. Man weiß nicht, welches Bild am lebendigsten und reizvollsten ist, man schwelgt als Zuschauer all des bunten Treibens und genießt inzwischen wieder wunderbar ruhige Naturaufnahmen von der Berg­welt in ihrer Erhabenheit.

Der Regisseur Mag Obal stellt die sportlichen Leistungen und die lustige Handlung sehr fein in die Landschaft hinein. Es wird ein jeder auf­geräumten Sinnes, wenn die Hamburger Zimmer­leute ihre unverfälschte Schiffersprache auf alle Begebenheiten im Wintersportmilieu anwenden. Ihre drastische, naturgegeben humorvolle Art stedt an und Hella Hartwich, Arnold Hasen= clever und Uli Rizer werden ihnen froh­gelaunte Partner. Paul Dessau   wiederum forgte für eine ganz famose musikalische Illustra­tion. e. b.

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Bankrott

Gedenkfeiern im Rundfunk

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Die Berliner   Funkstunde beging Björnsons 100. Geburtstag mit einer Auf­führung der Sendebühne. Man hatte das Drama ,, Der Bankrott  " wohl wegen seiner Anklänge an die heutige Zeit gewählt; doch man gab mit ihm und mit der Aufführung den Hörern ein menig charakteristisches Bild des nordischen Dichters, dessen stärkste Kunst im dramatischen Schaffen ja überhaupt nicht zum Ausdruck fam. Immerhin hätten Szenen aus ,, leber unsere Kraft" tiefere Eindrücke hinterlassen können. Die unzulängliche Funtbearbeitung und Regie Gert Frickes tat ein übriges, um das Werk farblos zu machen. Statt Kontraste herauszuarbeiten, wurden sie verwischt. Der Zuschauer im Theater fann die tragische Gerechtigkeit des Ausganges begreifen( allerdings auch nicht den sentimentalen Schluß) aus dem Mosait, das in zahllosen kleinen Wendungen im bildhaft gemachten Dialog die Familie des Bankrotteurs zeigt.

Die rein sprachliche Nachformung des Dramas muß anders aussehen. Die bildhafte Herausarbei= tung der Menschen und der dramatischen Entwid­lung ihrer Schidjale fordert Unterstreichung der wesentlichen Momente auf Kosten der nebensäch­licheren; das wurde von Gert Fricke durchaus versäumt. Die hervorragenden, im sprachlichen Ausdruck den Menschen ihrer Rolle erfassenden

und formenden Sprecher Eugen Klöpfer   und Ilta Grüning wären wohl imstande gewesen, dem Werk auch als Hörspiel Gestalt zu geben. Besser als sie daran war Paul Wegner, der seine an sich schon auf farbigere Kontraste gestellte tigkeit allerdings auch noch charakteristisch ver­Rolle als Rechtsanwalt und Vertreter der Gerech= einfachte und damit besonders eindringlich prägte.

Daß der Jahrestag der Seeschlacht bei den Falklandinseln von der Funk­st unde und vom Deutschlandsender bes gangen wurde, versteht sich bei der Einstellung dieser Sender von selbst; auch wie er begangen wurde. Es war der Todestag von 2200 Deutschen  . Im Programm der Berliner   Funkstunde benutzte ihn Hans Pochammer, um in einer ausführ­lichen Biographie den Grafen Spee   zu feiern. Im Programm der Deutschen   Welle schwelgte Korvettentapitän J. Liezmann in heldischen Erinnerungen, um ein Vorbild hinzu­stellen ,,, menn früher oder später an uns die Reihe ist, das Vaterland aus seinen Ketten zu befreien". -lz.

Berliner Sezession

Künstlerischer Nachwuchs

Aus tausend Einsendungen hat die Jury der Berliner Sezession   etwa 120 Gemälde und 30 Skulpturen ausgewählt. Diese Lese stellt nun mohl einen guten Querschnitt durch unsere jüngste Malerei aus Berlin   und dem Reich dar. Daß sie nicht stärker ausgefallen ist, dafür trägt die Ge­zeffion keine Berantwortung; wohl aber dafür, daß fich unter lauter ehrlichen Kunstwerken cine poli­tische Provokation bemerkbar macht, wie der ,, SA.­Mann" mit prominentem Hakenkreuz: tattlos in auffallendem Maße, weil es sich um ein sehr mäßiges Machwerk handelt.

Denkt man an die reizenden und anregenden fleinen Ausstellungen, in denen Westheim vor ein paar Jahren die Blüte des Nachwuchses ans Licht zog, so empfindet man nur eine gedämpfte Freude. Man begegnet da neben Unbekannten vielen Namen, die in jenen Veranstaltungen unsere schönsten Hoffnungen wachwerden ließen. Jetzt liegt ein Schleier müden Verzichts über dieser Jugend. Typisch für diese deprimierte Stimmung sind die farbig schönen Bilder etwa von Freytag und Kuhn, auch Ivo Hauptmann  . Doch gibt es manches, das der Natur näher verbunden ist, wie das anmutige Karussell von Erich Rhein, das in Grün und Rosa heiter sich aufbauende Gärtnerhaus von Gerstel Dannenbaum, Fanny Remats Ponys, der fast zur Monumen­talität gesteigerte Ernst in den Fischerfrauen ton H. Uhl und Büchners hellfarbige Mutter und Kind". H. Hoerner hat sich zu maieris.her Intensität entwickelt, Gertrud Koreff- Stemm­Iér baut ihre südlichen Landschaften in hellen Farben zu einer schönen Synthese von Natur und Gesezmäßigkeit auf, weicher im Gefühl, aber ver­mandt in der Gesinnung: die griechischen Land­schaften von Gerda Stryi. Unter denen, die malerische Qualitäten pflegen, ragt 3ngmund

Menkes heraus und der begabte Teuber. Unter den Bildhauern befinden sich drei kräftige Begabungen: voran der ausgezeichnete Düssel­ dorfer   Schreiner, starf im geistigen Ausdruc des Plastischen; von einfacher Sinnenschönheit die Sigende von D. Lothar und der Torso einer Schreitenden von Kurt Lehmann.

Paul F. Schmidt.

Aerzte- und Hochschulchor

Pro musica

,, Pro musica" das ist die originellste musikalische Monatsschrift, die eristiert. Sie ent­hält nur Noten. Denn sie hat den Ehrgeiz, einen Querschnitt der jeweils neuesten Musik, der Liebhabermusik insbesondere, zu geben; in ein fachster Form, versteht sich, denn das Organ wendet sich strikt an Laien, die auf diese hier zum ersten Male versuchte Weise über das zeit­genössische. Schaffen orientriert und hinsichtlich des Musikleben auf dem laufenden gehalten werden sollen. Sie enthält fleine Stücke zum Singen, zum Spielen mit verschiedenen Instrumenten; mie auch Teile( Borabdruce gleichsam) von größeren Werken, sozusagen Musikfeuilletons. Vermittelt so starken Impuls zum Selbstmusizieren und stellt eine wertvolle Verbindung, eine der wenigen neuen Bindungen zwischen Schaffenden und Empfangenden dar, die um so nötiger werden, je fadenscheiniger die alten sich erweisen. Wenn sich dann noch die Herausgeber Reichenbach, 2. v. Knorr   und Jöde mit Freunden der Zeitschrift zu gemeinsamem Singen und Musi zieren zusammenfinden, wie es jüngst wieder der Fall war, dann ist die Kluft zwischen Ge­staltenden und Aufnehmenden völlig überwunden. Ueberaus reichhaltig war das Konzertprogramm des von Kurt Singer   forgfältig geleiteten tüchtigen Aerztechors. Weder Schüß noch Bach( deren Aufführung dem Andenken Siegfried Ochs  ' geweiht war) gelangen freilich sonderlich; die Solisten gar waren bedauernswerte Opfer herbstlicher Erkältungen. Ferner spielte das neue Bachorchester, eine vorderhand noch recht erziehungsbedürftige Vereinigung, unter seinem matten Dirigenten Wolfgang Herbert Bachs 3. Brandenburgisches Konzert. Interessanter war die Abteilung( zum Teil schon bekannter) neuer Musik; am interessantesten Hermann Simons Weihnachtsbotschaft, ein im Melodischen nicht sehr belangvolles, rhythmisch einfältiges, in der ganzen Anlage aber stilistisch geschlossenes, sehr eigenes, geprägtes Stüd

An der Spitze des aus Studierenden und Hospitanten bestehenden Hochschulchors präsentierte sich( nach Schrefers Ausscheiden) ein neuer Dirigent: Theodor Jakobi. Ein tüchtiger Chorerzieher offenbar, aber ein überaus mittel­mäßiger Interpret, mit dessen Tempi, mit dessen dynamischer Behandlung Händels( ungefähr: Stil der Singakademie) wir uns unmöglich einver­standen erklären können. Unter den Solisten fiel der sympathisch tragende Alt Elisabeth A. W. Höngens auf.

br