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Bücher, die uns angehen

Verlag ,, Der Bücherkreis

Ein Ueberblick- Von Richard Junge

Rilian Narr heißt der heißt der Held" in Josef Lenhards Roman ,, Mensch unterm Hammer". Auf dem Dorfe ge= boren, in der Stadt groß geworden, gerät Narr frühzeitig in Konflikt mit den Autoritäten des Lebens. In der Kindheit der Vater, später die Kirche in Gestalt eines katholischen Pfarrers, dann die Arbeit, deren Notwendigkeit er nicht immer einzusehen vermag, und nicht zuletzt die Kollegen. Er reibt sich an allem und mit allen, wird geschunden, gestoßen und geschlagen, hin und her geworfen in seinem Kampfe gegen Un­gerechtigkeiten und alle Widerwärtigkeiten des Arbeiterlebens, die auf ihn einstürzen. Hier ist das Schicksal des Arbeiters mit den Augen des Arbeiters gesehen und mit seinen Worten geschildert.

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Ein Drittel der Menschheit lebt in Ostasien  , seit Jahren, Jahrzehnten befindet sich dieses Drittel in einer ständigen und vollkommenen Umwälzung, alle Gebiete des Lebens umfassend, Wirtschaft, Politik, Kultur. Und alle diese Umwälzungen berühren uns mehr und mehr. Was immer in Ostasien   geschieht, geht uns an." Aber unsere Kenntnis von diesen Dingen ist im allgemeinen sehr gering. Die Fachliteratur ist schwer zu­gänglich, und die Reiseliteratur kommt, von sehr wenig Ausnahmen abgesehen, an das Wesentliche nicht heran. Hier füllt das Buch von Otto Mänchen- Helfen   Drittel der Mensch­heit" eine Lücke. Es beginnt gleich mit dem aktuellen Kampf um die Mandschurei  , zeigt das feudale Japan   und die Stellung der Arbeiter­flaffe, die Entwicklung Chinas   zur Republik, die Kuomintang, schildert das Treiben der Generäle und das Elend des chinesischen Proletariats und die Möglichkeiten eines neuen Weges der Ent widlung Chinas  . R. J.

Büchergilde Gutenberg

Otto Schröders neues Buch Klasse im Kampf" geht uns alle unmittelbar an. Die Menschen dieses Buches find Menschen aus unserer Umgebung, ihre Schwierigkeiten sind die unseren; die Kämpfe, in denen wir täglich stehen, die Aus­einandersetzungen in Partei und Gewerkschaft, zwischen Eltern und Kindern, Mann und Frau, Mitgliedern und Bürokratie zwischen Partei und Partei, Klasse und Klasse das ist hier einge­fangen und wird uns vorgehalten wie ein Spiegel. An diesem Buche, dessen Held die Klasse, deren alltäglichen Kampf es schildert, ist das Stärkste nicht die Handlung, die Begebenheiten einer furzen Zeit, mitreißend und padend gestaltet, sondern daß es zum Nachdenken zwingt. Solche Bücher brauchen wir heute.

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Wie in allen seinen Werken, gibt Vicente Blasco Ibanez   auch in seinem Roman Die Scholle" einen Ausschnitt aus dem Leben des spanischen   Boltes. Wir lernen die furchtbare Huerta kennen, den Garten Valencias", und die Bauern, die auf ihrem Boden sich abracern. Die meisten sind Pächter, seit Generationen wird die Erde mit dem Schweiße der Bauern gedüngt, denen sie nur noch ein Leben voller Arbeit gibt, weil den Hauptanteil der Besizer des Bodens erhält. Im Mittelpunkt dieses Buches steht der Kampf einer Familie um die Scholle, ein Kampf gegen alle, gegen Neid und Mißgunst, aber auch gegen das instinktive soziale Interesse der Bauern an der Erhaltung gerade des zerfallenen Hofes als eines Mahnzeichens für die Grenze der Macht ihrer habgierigen Verpächter.

Das Buch des Tschechen Ivan Olbracht  : ,, Der vergitterte Spiegel" schildert zwei Monate Gefängnishaft. Sie verlaufen so ruhig, so ohne Zwischenfälle, ohne Korrektionsanstalt, ohne Prügel und Mißhandlungen, so ganz und gra unpathetisch und unheroisch- wie das Leben der Menschen auch, die wegen geringer Vergehen für furze Zeit sich in diesem Gefängnis aufhalten müssen. Aber gerade diese einfachen Schicksale sind so erschütternd, daß das Buch, obwohl es auf jede empörte Geste und alle billigen Effekte verzichtet, zu einer Anklage an dieser Gesell­schaftsordnung wird, die die Menschen schuldlos schuldig werden läßt.

In Sergei Alymows Shanghai" repoltieren die Kulis in den Fabriken gegen die menschliche Ausbeutung und Unterdrückung durch weiße und gelbe Kapitalisten. Sie gehen aus den Fabriken, Dienstmädchen verlassen ihre Herr­schaft", Hotelbons verweigern die Arbeit, Tram­wagen bleiben stehen, Angst und Unruhe ver= breitet sich mit der zunehmenden Empörung der gelben Proletarier über die Stadt. Die Weißen Shanghais   zittern. Asien   erwacht. Dieses er­machende Asien   bildet den Hintergrund des Buches, im Vordergrund spielt sich das Leben der Weißen in Schanghai   ab, das sich aus Geschäf­ten, Schmuggel, Betrug und Vergnügen zu ſammenſegt.

Ernst Züchner schildert in dem Buch Der meiße Magnet" Polarfahrten in fünf Jahr­hunderten. Von den Versuchen, den Seeweg nach Indien   über das Eismeer zu entdecken, bis zur tragischen Fahrt Nobiles 1928, von Abenteurern, Ehrgeizigen und ernsten Forschern berichtet das Wert. Die bekannten Namen tauchen darin auf: Franklin, Roß, Nansen, Amundsen   und zum Schluß der unselige, eitle, ehrgeizige und ver­blendete Nobile. Der Autor vermeidet falsches Bathos; nüchtern, doch fesselnd erzählt er die

Abenteuer, mitreißend allein schon durch den sach­lichen Bericht. Es ist ein Buch, das Jungen be= geistern kann.

Armin T. Wegner  ( Jagd durch das tausendjährige Reich") ist mit dem Mo­torrad und dem Paddelboot in Palästina unter: wegs gewesen, überall beobachtend und forschend, ständig bemüht, in die sozialen und wirtschaft­lichen Verhältnisse des Landes einzubringen. Manchmal find es nur Skizzen, die Wegner gibt, Gespräche mit Eingeborenen und Eingewanderten, aber sie erhellen blitzlichtartig die Situation. Er berichtet von den anstrengenden Bemühungen der jüdischen Rückwanderer, dieses Land mit einer neuen Kultur zu durchdringen, von den Schwierig­keiten mit den Arabern, aber auch von dem Zu­sammenprall der Vertreter alten und neuen Judentums. Es gibt Stellen in diesem Reisebuch, die dichterisch erfüllt find. In der Ausstattung des Buches hat sich die Büchergilde selbst über­troffen, die Bilder sind ausgezeichnet.

Jahre, die

Aus den Erfahrungen langer André Demaison   einsam unter Schwarzen und Tieren gelebt hat, entstand das Buch Die Komödie der Tiere": Erlebnisse mit Tieren, aber nicht Kämpfe mit ihnen, sondern Freund­schaften, die der weiße Mann, der die Tiere liebt und sie versteht, mit ihnen schließt. Demaison hat eine eigene Art, die Tiere zu schildern, sie leben in diesem Buche. Da ist der Affe Julo, er ist eigentlich schon kein Tier mehr, eine be= zaubernde Freundschaft verbindet ihn mit seinem Herrn. Es gibt ernsthafte Verwicklungen seinet­

wegen mit den Eingeborenen, die nur dadurch behoben werden können, daß er dem Urwald zurückgegeben wird. Er geht dort zugrunde, denn er ist kein Urwaldtier mehr. Auch in der Geschichte von Pupah, dem Elefanten, wird die Komödie" zur Imagöoie, das seiner Freiheit beraubte Tier verendet am Unverständnis der Menschen. Man kann dieses schöne Buch nicht ohne Rührung lesen, es ist manchmal etwas be­schämend für den Menschen.

Rowohlt Verlag

Ernst von Salomon   Die Stadt" ist der Bericht über die geistige Situation einer nationalen Jugend, die sich die Soldaten im immer bereiten Heere der Revolution nennt", und die schließlich, da ihr vor lauter Suchen, Dis­kutieren und Fragen, vor richtungsloser Aktivität, jedes Ziel verschwimmt, in einem aussichtslosen Radikalismus und politischen Seftierertum endet. Ein Landsknechtstyp, dessen Heimat die Front, dessen Familie die Kompanie war", gerät in die schleswigsche Bauern und Bombenlegeraffäre, geht freigesprochen nach Berlin  , diskutiert in end­losen Debatten, die das halbe Buch füllen, erlebt den Betrieb im Rechtslager und landet bei den Kommunisten. Salomon berichtet in einer außer= ordentlich zwingenden, instruktiven Art von einer Jugend, die aller Bindungen beraubt, im geistigen und politischen Niemandsland umherirrt. Wenn für ihre Haltung auch nicht voll verbindlich, so doch aufschlußreich, heißt es einmal: Er sah im Maschinengewehr ein Mittel, mit einer Reihe von

Lebende deutsche Kunst

Ausstellung bei Paul Cassirer  

In den Ausstellungsräumen in der Viktoria­straße zeigt Caffirer in Verbindung mit Flecht­ heim   eine Uebersicht über die deutsche Kunst der Gegenwart, in drei Abteilungen. Die erste, jetzt eröffnete, umfaßt Bilder der Bauhaus­gruppe( die heute fattisch nicht mehr besteht): Feininger  , Schlemmer, Klee  , Kandinsky   mit dem zugehörigen Baumeister; dazu ein paar Meister aus verschiedenen Lagern: Kirchner von der " Brücke", George Groß   und Dig von den Ve= risten, Campendond, Purrmann, Levy, Nauen  aus dem Lager der Farbenromantiker", die der französischen   Malerei( Matisse  ) etwas näherstehen. Eine vielseitige, überaus anregende und vor allem qualitätvolle Schau.

Um dieses Ernstes und ihrer Nachdrücklichkeit willen gehört diese Veranstaltung in die Reihe jener unvergeßlichen Ausstellungen, in denen Paul Caffirer und zugleich die alte Berliner Sezession  uns die Kenntnis von dem Besten der französi­schen, deutschen und sonstigen europäischen   Kunst vor dem Kriege vermittelt haben. An diese lange unterbrochene Tradition wird wieder angeknüpft. Es ist die deutsche Malerei, es ist das Wesentliche der lebenden schöpferischen Kräfte, das uns hier in erlesenen Werken gezeigt wird, als Beweis, daß die Kunst in Deutschland   wesensbestimmend stilbildend und lebensausdeutend ist, wie noch nie zuvor seit den Zeiten Dürers und Runges.

Soll man einige Höhepunkte dieser außerordent­lichen Auswahl nennen, so wären es die klare Bergeistigung und Farbenpoefie Feiningers, der strenge Formadel in Schlemmers Figurenbildern, die mystische Tiefe seelischer Be­ziehungen bei Klee  , das Ringen um eine neue

Talmi- Wirklichkeit

In dem Zyklus der Berliner   Funt­stunde Die junge Generation" unterhielt sich Wilhelm Stölten mit einer Primanerin und einer Hortnerin. Das Gespräch führte den an­spruchsvollen Titel Wir Mädels von heute"; berechtigt war er nicht. Gewiß, auch diese jungen Mädchen leben im Heute; auch sie wissen von der Aussichtslosigkeit in allen Berufen. Die Hortnerin, menschlich reifer, und schon darum zeitbewußter als die Primanerin eingestellt, rührte fogar manchmal mit einer flugen Bemerkung an echte Zeitprobleme. Doch man gewann den Ein­druck, daß beide Mädchen aus durchaus gesicherten Verhältnissen stammen und daß ihnen auch Ein­ficht und Erfahrung fehlten, um diese Fragen mirklich zu diskutieren. Auch der Leiter der Unterhaltung tat nichts, um die für die Belebung und Bertiefung des Gesprächs so wichtige Umwelt der beiden zu beleuchten.

Die Reportage vom Weihnachts­markt Alfred Brauns litt anscheinend nicht nur unter der starken, durch die Schleicher- Rede erzwungenen Kürzung. Vielleicht wäre das Bild bei etwas reichlicherer Zeit anschaulicher geworden; doch mehr als ein Bild wäre es wohl taum ge= worden. Der Weihnachtsmarkt von heute fann lebendig gemacht werden nur von seinen Schau­luftigen und Käufern aus, den jugendlichen Ar­beitslosen, den ebenfalls meist arbeitslosen Vätern mit ihren Kindern, den umherstreifenden Kindern

magische Kraft der Lebensdeutung bei George Groß   und bei den Bildhauern: Garbes auf deutsche Monumentalplastik des 13. Jahrhunderts weisende Strenge und R. Sintenis naturnahe Lockerung des Körpergefühls. Nicht zu vergessen ist ein frisch erwachendes Gefühl für Bewegungs­wahrheit in der Holzfigur de Fioris.

p. f. sch.

Ludwig Devrient  - Ausstellung

Aus Anlaß des 100. Todestages Ludwig Devrients am 30. Dezember 1932 veranstaltet das Museum der preußischen Staats­theater eine Sonderausstellung unter dem Titel Ludwig Devrient   und seine 3eit". Porträts und Rollenbilder des under­geffenen, des nach Uebereinstimmung aller Zeit­gessenen, des nach Uebereinstimmung aller Zeit­genossen unvergeßlich großen Darstellers schmücken die Wände. Gleichfalls in Bildern ziehen Dichter und Musiker, Intendanten und Theaterleute jener Zeit vorbei. Ein Stammbaum orientiert über die in vielfältigen Abstufungen begabte Schauspieler­familie Devrient  ; Vitrinen enthalten Briefe, Mahnungen, Rechnungen, Wechsel sowie ein paar foftbar feltene Handzeichnungen Devrients großem Freund, dem Dichter E. T. A. Hoffmann  . So sorgfältig und liebevoll dies auch zusammengestellt ist all die Dinge sind doch nur wie leise Arabesken am Rand eines nicht mehr erfaßbaren einst glutvoll Lebendigen. Und alle atmen sie die Trauer um die Unwiderbring­lichkeit der ursprünglichsten, aber flüchtigsten aller Künste, von deren glanzvollsten Abenden nichts bleibt als ein paar alte Bilder, ein paar ge­spenstische Theaterzettel.

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Don

A. W.

und der heute sehr klein gewordenen Besucherschar, die aus alter Tradition den Weihnachtsmarkt noch zu Festeinkäufen aufsuchen kann. -lz.

,, Goldhärchens Himmelfahrt im Rose- Theater -Weihnachtsmärchen mit Gesang und Tanz von Goebeler und Rindleben, Musik von G. Friedrich - bringt neben hübschen Tänzen alles, was ein richtiges Weihnachtsstüd bringen muß: Nikolaus und Petrus  , Nußtnader, Engel und Hofleute aller Art, den Hofnarren, Winterwind und das arme Lenchen" nicht zu vergessen. Es wurde mit viel Liebe für die Kinder gespielt, getanzt und gesungen. Der Clou war der Fahrstuhl, der vom Himmel zur Erde fährt und in Leuchtschrift seinen Weg anzeigt. Ein nettes und sehenswertes Weihnachts­ſpiel.

m.

Der Urheberanteil der bildenden Künstler. Gegen den Plan der Einführung eines Urheber­anteils an Werfen bildender Kunst, der im§ 18 des jetzt vorbereiteten Gesetzes verwirklicht mer­den soll, haben 39 hervorragende deutsche Maler und Bildhauer Verwahrung in einer Eingabe an bas Justizministerium eingelegt. Der Reichs= verband bildender Künstler, auf dessen Anregung jene Nachbildung des französischen  " Folgerechtes" zurückgeht, verteidigt in einer Stellungnahme den Gedanken, den Künstler an späterer Preissteigerung seiner Werke auch dann zu beteiligen, wenn diese bereits verkauft sind. Der Reichsverband erinnert daran, daß ein Wiederaufnahmeverfahren der Wertung" im 19.

Problemen dieser Zeit, den Geist einbezogen, auf sparsamste Art fertig zu werden."

Sergej Jurin, ein junger, etwa dreißig­jähriger Autor, versucht in seinem ersten Roman ,, Die Leute von Gaidanst" die Verwand­lung der Wirklichkeit durch den sozialistischen   Auf­bau an einer russischen Kleinstadt zu demonstrieren. Wie diese Provinzstadt aus ihrer Schläfrigkeit ge= rissen und zum Industriezentrum umgebaut wird; wie sich unter dem Tempo des Fünfjahresplans eine Wandlung der Einstellung, eine innerliche Stabilisierung des revolutionären Gefühls voll­zieht, ist das Generalthema des Buches. Eine neue Generation wächst heran, für die, nach Jurin, der Kollektivismus eine Selbstverständlich­keit wurde. Indem er sie mit dem Alten, den Hinterwäldlern und Rückständigen, konfrontiert, zeigt er zugleich im Hintergrund auch den kompli­zierten Apparat des neuen Staates.

Elsaß  , das Land zwischen Deutschland   und Frank­ reich  , das ewige Grenzland durchwandert René Schickele   in seinem Buche Die Grenze". Der Anblick seiner Landschaften, seiner Städte und Dörfer wird ihm zu einer willkommenen Gelegen­heit, den alten Kulturzusammenhängen nachzu­spüren, der an Verwirrungen reichen Geschichte des Elsaß  , die den schicksalhaften Zusammenprall deutschen und französischen   Wesens widerspiegelt. Er erzählt Anekdoten, Geschichten von France  , Rolland, Balzac  , und schildert nebenher das Elsaß der Nachkriegszeit. Es ist ein fluges, versöhnliches Buch, ein geistiger Brückenschlag, dopeplt wichtig in einer Zeit, da der Haß wieder aufzubrechen droht.

Almanache und Taschenkalender Phaidon- Almanach, Phaidon- Verlag  , Wien  - Leip­ zig  . Deutscher   Almanach, Verlag Philipp Reflam jun., Leipzig  ). Almanach der Psychoanalyse( In­ternationaler Psychoanalytischer Verlag, Wien  ). Kosmos Taschenkalender für die deutsche   Jugend ( Franchsche Verlagshandlung, Stuttgart  ). Phönig­

und 20. Jahrhundert vielfach erfolgt und daß die Forderung, 3 Proz. vom Weiterverkauf an den Künstler selbst oder seine Erben innerhalb der Schußfrist abzuführen nicht unbillig ist. 3. B. ist Klingers Bild Die blaue Stunde" seinerzeit dem Museum in Leipzig   für 6000 M. angeboten und abgelehnt worden; später hat dasselbe Mu­seum das Bild für 60 000 m. aus dem Kunst­hantel erworben; das hätte für Klinger bei 3 Proz. eine Einnahme von 1800 m. bedeutet. Ob er diese Summe benötigte oder nicht, erscheint gleichgültig.

Laẞt Radieschen sprechen

Einer der führenden Pariser Blumenhändler ist zu der Ueberzeugung gelangt, daß heute in der Zeit der wirtschaftlichen Krise das Wort: Laßt Blumen sprechen! teine Zugkraft mehr besißt, sondern eine zeitgemäßere Abwandlung erfahren muß. Die Erfahrung hat ihn gelehrt, daß viele seiner früheren Käufer fein Geld mehr für Winterrosen ausgeben können. Und selbst wenn ihnen auch die nötigen Mittel noch zu Gebote stehen, so würden sie mit solchen Geschenken oft­mals den Empfängern, die andere Dinge not­wendiger brauchen, nicht viel Freude bereiten. Der findige Geschäftsmann ist daher auf den Gedanken verfallen, statt der Blumen das bescheidenere, aber praktischere Gemüse sprechen zu lassen. Er schuf den Krisenstrauß", der aus Karotten, weißen Rüben, Zwiebeln und Radieschen, vom leuchtenden Grün von Salatblättern umgeben, besteht. Das Gebinde ist ebenso malerisch wie billig. Diese ebenso wohlschmeckenden wie ge= schmackvollen Sträuße finden bei den Parisern außerordentlichen Anklang.

Das neue Institut für Bauhygiene in Berlin  , das jetzt in der Franklinstraße in Charlottenburg  unter Leitung von Dr. Kurt Eisenberg, dem bis­herigen Afsistenten Martin Hahns am Universitäts­Institut, geleitet wird, soll vor allem an der Klärung der biologischen Grundlagen des Bauens arbeiten. Das Ziel ist, auf Grund wissenschaft­licher Feststellungen geseggeberische Maßnahmen und praktische Fortschritte in der Bauhygiene zu erreichen. Die Einrichtung ist zunächst vor allem auf bakteriologische Untersuchungen eingestellt, mit deren Hilfe zum Beispiel der Staub, seine Bewegung und Dichtigkeit, sein Gehalt an An­steckungsträgern, die Pilgzbildung an Wänden in Mitroskopie untersucht werden sollen. Ein be= sonderer Raum ist für schalltechnische Unter­suchungen eingerichtet worden.

Das Theaterwiffenschaftliche Institut der Uni­versität Berlin, das unter Leitung Prof. Mar Hermanns steht, ist in das ehemalige Marstall­gebäude verlegt worden. Es verfügt nun über einen großen Hörsaal mit modern eingerichteter Probebühne, einen bequemen Arbeitsraum, zwei ausgedehnte Archivräume, eine helle Ausstellungs­halle, die auch den Studierenden während der Freizeit als Arbeitsraum dient.

In der Städtischen Oper ist die für Sonnabend vor­gesehene Premiere von Webers Freischüt" auf Sonntag, 7.30 Uhr, verschoben worden. Sonnabend gelangt 3ar und Zimmermann" zur Auf­führung.( Anfang 8 Uhr.)

Die Sing- Akademie bringt Mittwoch, 21. Dezember, und Donnerstag, 22. Dezember, Bachs Weihnachts­oratorium in der Philharmonie zur Aufführung.

Tilla Durieux  , die soeben in Nikodemis Schauspiel ,, Der Schatten" in zahlreichen Großstädten gastiert hat, wird nun auch in Berlin   diese Rolle spielen. Die Premiere ist Mittwoch im Renaissance- The­

ater.

Im Berliner   Theater findet am 2. Weihnachtstag eine einmalige Nachmittagsvorstellung von Ibsens  ,, Gespenster  " mit Alexander Moissi   statt.

Im Deutschen   Theater findet am 23. Dezember die Erstaufführung des Schauspiels von Julius Hay Gott, Raiser und Bauer" statt.