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wohlbehütete Geheimnis

Roosevelt lehnt ab Das

Keine Zusammenarbeit mit Hoover

Washington, 20. Dezember( Reuter). Roosevelt lehnte es ab, zu Hoovers Botschaft eine Erklärung abzugeben. In dem neu­gewählten Präsidenten nahestehenden Kreisen ver­lautet jedoch, daß er mit Hoover nicht zujam­menarbeiten möchte, da er das Gefühl habe, daß es bei einer so wichtigen Angelegenheit feine Teilung der Berantwortlichkeit geben jollte.

Senator Borah hat eine Erklärung abgegeben, in der er zu der Sonderbotschaft Hoovers an den Kongreß seine 3ustimmung ausspricht und für eine Weltkonferenz zur Behandlung der Rüftungen, der Kriegsschulden- und der Währungs­fragen eintritt. Im allgemeinen wird die Botschaft Hoovers in parlamentarischen Kreisen, nach dem ersten Eindruck zu urteilen, günstig aufge= nommen.( Das will allerdings nicht viel besagen, da es sich um das alte Parlament handelt, das nur noch bis zum März amtiert und dann von einem neuen Rongreß mit ganz anderen Mehr­heitsverhältnissen abgelöst wird. Red. d. V.".) Am Schluß seiner Schuldenbotschaft an den Kongreß führte Hoover u. a. noch aus:

Die Goldwährung bleibe die einzig mög­liche praktische Grundlage für den internationalen Geldverkehr und die Festigkeit der Währung bei den fortgeschrittenen Industriestaaten. Eine bessere Ausnugung des Silbers als zusätzliches Geld würde zur Festigkeit der Währung in vielen Ländern der Welt beitragen. Eine

Herabsehung der Rüstungen

sei gleichfalls für die Lage der Weltwirtschaft von weittragender Bedeutung, und obwohl sich die Weltwirtschaftskonferenz mit dieser Frage nicht beschäftigen müsse, müsse man dennoch auch bei dieser Gelegenheit auf einen Fortschritt der Ab­rüstungsfrage Bedacht nehmen.

es

Der Kriegsschuldenfrage werde mit Bezug auf die anderen, gegenwärtig in der Welt tätigen Wirtschaftskräfte eine übertriebene Be= deutung beigelegt. Immerhin sei das Kennzeichen einer tiefen Depression, wenn einige Völker nicht zahlen könnten und in einigen Fällen die Zahlungen schwer auf den Wechselkurs und die Stabilität der Währung drückten.

VERSICHERT PS EINBRUCH­

MAIS GMBH

Lohndruck in England Sozialisierung als Gegenforderung

Eigener Bericht des Vorwärts" London , 20. Dezember. Der Kampf der Eisenbahner Großbritanniens gegen den Lohndruck der Eisenbahngesellschaften ist mit dem heutigen Abschluß der Verhandlungen vor dem staatlichen Schiedsgericht in das ent­

Die Trauerfeier für unseren verstorbenen Genossen

Eduard Bernstein

findet am Donnerstag, dem 22. Dezem­ber, nachmittags 4 Uhr, im Krematorium

verzüglich vorlassen, das ganze Parlament sei ein Humbug, die Abgeordneten ließen die Kinder ver­hungern. Der Mann wurde entfernt.

Premierminister Macdonald richtete von Schott land aus, wo er sich zur Erholung befindet, einen durch Rundfunt verbreiteten bewegten

Aufruf an die Nation, durch Spenden von Geld, Kleidern usw. das Los der Arbeitslosen zu erleichtern.

Der Premierminister sprach von der furchtbaren Zeit der Not, die sich viel länger hinziehe, als irgendjemand noch vor einem oder zwei Jahren für möglich gehalten hätte, und sagte, es habe niemals eine 3eit gegeben, in der so viele zu ehrlicher Arbeit bereite Menschen in u n= verschuldetes Elend geraten seien.

Wilmersdorf , Berliner Str. 100/103( Fehr- Rußlands Nahrungsforgen

belliner Platz) statt.

Einlaß nur gegen Karten.

Einige Karten sind noch im Büro des Bezirksverbandes, Lindenstr. 3, II. Hof, 2 Treppen, zu haben.

cheibende Stadium getreten. Der Schiedsspruch ift aber nicht por Mitte Januar zu erwarten. Die pier großen Eisenbahnkonzerne Broß britanniens wollen eine allgemeine Lohnfenfung um 10 Proz. für über eine halbe Million Eisen­bahner. Diese Lohnsentung soll an Stelle der vom Schiedsgericht im März 1931 bewilligten Lohn­fenfung um 5 Proz. treten.

Die Verhandlungen find öffentlich geführt wor den. In dieser Weise ist es den Vertretern der Eisenbahnergewerkschaften ermöglicht worden, vor der gesamten britischen Oeffentlichkeit in alle Einzelheiten der privatwirtschaftlichen Organi­sation dieses Transportzweiges hineinzuleuchten. Der jetzige Vorsitzende des britischen Gemert­schaftsbundes Walkden und sein Vorgänger Bromley haben auf die Sozialisierung des Transportwesens und auf zurückweisung der Lohnsenkungsaktion gedrängt. Der Kampf vor dem Schiedsgericht ist zum Prozeß der privat­tapitalistischen Wirtschaft in einem ihrer wich tigsten Zweige hinausgewachsen.

Englische Finanzhilfe

Die von Chamberlain im Unterhaus einge­brachte und in längeren Ausführungen begründete Borlage über die Beteiligung Großbritanniens an der am 15. Juli d. J. in Genf beschlossenen Fi= nanzhilfe für Desterreich ist ohne be= sondere Abstimmung aufgenommen worden.

Straßenszenen ums Parlament

Mit 216 gegen 31 Stimmen hat das Unterhaus einen Nachtragskredit von 19 Mill. Pfund für die Arbeitslosen bewilligt und der Eröffnung eines Eröffnungskredits von 3 400 000 Pfund zuge= stimmt, der die Nichtzahlung der vom Irischen Freistaat geschuldeten Summen ausgleichen soll.

Eine von etwa 100 Arbeitslosen begleitete Ab­ordnung englischer Kommunisten erschien vor dem Parlament und verlangte den Arbeitsminister Sir Henry Betterton zu sprechen, um ihm die von einer Million Arbeitslosen unterzeichnete Bitt­schrift um Verbesserung der Arbeitslosen­unterstützung vorzulegen. Etwa 20 Mann, die die

Bittschriften in großen Säden

mit sich schleppten, durften unter der Führung des früheren Abgeordneten Saklatvala das Parla­ment betreten, tamen jedoch bald wieder unver richteter Dinge zurück. Inzwischen hatte sich eine große Menschenmenge in der Nähe versammelt. Die Polizei, die eine neue Hungerfundgebung be­fürchtete, ließ sofort den Verkehr in der Um= gebung des Parlaments umleiten, Berittene er schienen und zerstreuten die Menge.

Im Unterhaus schrie plöglich ein Tribünen­besucher, man solle die Arbeitslosenabordnung un­

Mostau, 20. Dezember.

Der Rat der Volkskommissare der Sowjetunion und des Zentralfomitees der Kommunistischen Partei haben drei Verordnungen über die Wirt­schafts- und Ernährungslage veröffentlicht. In der ersten Verordnung wird den Fischereigenossen­schaften der Verkauf ihrer Erzeugnisse auf dem freien Martt nur dann gestattet, menn sie ihren Verpflichtungen dem Staate gegenüber nach­gekommen sind. Die Behörden haben darauf zu achten, daß bei dem Berkauf der Fischereierzeug

,, Dieser Tresor bewahrt mein geheimes Rettungsprogramm. Noch hat keines sterblichen Menschen Auge es erblickt. Nur soviel will ich Ihnen verraten: Mein Rettungsprogramm ist 35 Zentimeter lang, 23 Zentimeter breit und 4 Zentimeter dick. Es umfaßt 279 Seiten, 14 327 Worte und 263 561 Buch­staben. Jeder Buchstabe ist ein Heiligtum."

nisse auf dem freien Markt der Privat­handel ausgeschaltet ist.

Die zweite Verordnung erweitert die Verord­nung vom 4. Dezember d. J., nach der die Or­ganisation der Lebensmittelversorgung für eine Anzahl von Betrieben den Betriebsräten übergeben wird. Die Betriebsräte bilden von jetzt an einen ständigen Apparat für die Lebens­mittelverteilung und haben Spekulationen mit Lebensmitteln zu unterbinden.

Die dritte Verordnung schreibt vor, daß Kol­leftipwirtschaften, die mit der Lieferung des Ge treides im Rückstand bleiben, innerhalb des näch­ften Monats den fehlenden Teil abzuführen haben, andernfalls ist das Getreide auf Kosten der Kol­lettivwirtschaft auf dem freien Markt auf= zukaufen( was die Belastung mit ungeheuren

Summen bedeuten würde).

In der Milch belieferung an den Staat ist der dafür zu zahlende Literpreis auf 15 Kopeten fest gesezt morbent. Die Bauern dürfen nicht zu Milchlieferungen gezwungen werden, die über den gefeglich festgelegten Plan hinausgehen.

Torpedierte Wissenschaft

Fortsetzung nur im Dienst großagrarischer Interessen

Seit jeher möchte die kapitalistische Privatwirt­schaft die wissenschaftliche Forschung nur dann fördern, wenn sie entweder völlig un­gefährlich ist oder offen die Interessen der be= fizenden Schichten vertritt Solange die Sozial­demokratie direkten Einfluß in Reich und Preußen besaß, genoß auch die Wissenschaft ihren Schuß. Unter der neuen Staatsführung ist das anders geworden.

Unter der Kanzlerschaft Hermann Müllers war eine Reichsforschungsstelle für landwirt­schaftliches Marktwesen und ein Inffitut für Marktforschung an der Landwirtschaftlichen Hochschule eingerichtet worden.

Sie hatten unter anderem Vorschläge zur Absatz­rationalisierung, zur Ausschaltung der großen Preisschwankungen und zur Einschränkung unge­rechtfertigter Spannen zwischen Erzeuger und Berbraucherpreisen auszuarbeiten. Diese Aufgaben wurden in absolut fachlicher Arbeit erfüllt. Der Landwirtschaft wie der Gesamtheit der Volkswirt­schaft wurden große Dienste geleistet.

Seit Jahr und Tag wurde von den großagrari­schen Interessenten gegen die Marktforschungs* institute gewühlt. Besonders der Leiter der Reichsforschungsstelle Genosse Frizz Baade stand im Mittelpunkt der Angriffe, natürlich auch weil er Sozialdemokrat ist. Die Wühlarbeit der In­teressenten hat jetzt zum Erfolg geführt.

Beide Forschungsstellen sollen nicht über den 1. April nächsten Jahres hinaus in ihrer bis­herigen Form beffehen bleiben.

Als Grund für die Neuordnnug wird die Not­wendigkeit von Einsparungen angegeben. Daß dieser Grund aber nur vorgeschoben ist, liegt flar auf der Hand. Hat doch die Auflösung einiger völlig überflüssiger landwirtschaftlicher Hochschul­institute, deren Aufgabe leicht von anderen mit erledigt werden kann. einen Entrüstungssturm in der agrarischen Bresse hervorgerufen. Sogar die durch die Auflösung dieser Institute angeblich) bedrohte Nahrungsfreiheit Deutsch lands mußte helfen, Stimmung gegen diefe Spar

maßnahmen zu machen. Man sieht, daß es diesen Leuten auf Einsparungen gar nicht sehr an= tommt. In Wahrheit will man vielmehr die un­abhängige, fachliche Marktforschung durch eine unter Aufsicht der Interessenten stehende 3wedforschung ersetzen. Eine rechtsstehende Korrespondenz ist auch naiv genug,

ganz offen die Absichten der Drahtzieher mitzu

teilen.

Die, wie es so schön heißt, unter großen Opfern

des Berufsstandes( wobei die Subventionen ver­gessen werden) von der Landwirtschaft selbst auf­gebaute Preisberichtsstelle beim

Deutschen Landwirtschaftsrat will Einfluß auf die gesamte Marktforschung erhalten, damit feine Stelle mehr in der Lage ist, die sehr fragwürdigen Ergebnisse der Statistiken des Deutschen Landwirtschaftsrates zu berichtigen. Die gesamte Agrarstatistik, die gesamte Markt­forschung soll der Aufsicht der Groß­agrarier unterstellt werden. Deshalb verlangen die Interessenten sogar, daß die landwirtschaftliche Abteilung des Instituts für Ronjunttur forschung, menn sie die Aufgaben der bis. herigen Marktforschungsstellen übernehmen sollte, der Aufsicht des Reichswirtschaftsministeriums ent­zogen und einem Kuratorium unterstellt wird, in dem allein die landwirtschaftliche Selbstverwaltung und das Reichsernährungsministerium sigt!

Dieses Intrigantenspiel wirft ein treffendes Schlaglicht auf die Ünverfrorenheit der Groß­agrarier. Die Ernährung des Volkes ist für diese Leute nur eine Angelegenheit des Profits; die Wahrheit über die Ernährungsver= hältnisse muß verschleiert werden, wenn es ihr Interesse gebietet. Wir erwarten von der Reichsregierung, daß sie diesem un­verantwortlichen Treiben ein Ende bereitet und die Gewähr übernimmt, daß die Erforschung der landwirtschaftlichen Absatzverhältnisse und der Er­nährungsverhältnisse des Volkes in der Hand solcher Stellen bleibt, die von Interessenten­haufen unabhängig sind.

,, Lumpengefinder"

Memoiren bringen es an den Tag

Im Zeitalter der amtlichen Auflagenach­richten dürfte es interessieren, wie jetzt ein dreizehn Jahre altes amtliches Dementi durch Zufall als Schwindel ent­larot wird.

Da war einmal ein Oberst Reinhard in Berlin , der in der ersten Zeit nach der Revolution eine Rolle spielte, ein sturer reaktionärer Haudegen. Der ,, Bormärts" teilte im Juni 1919 mit, daß Oberst Reinhard die Regierung Scheidemann in einer Offi­ziersbesprechung als Lumpen" bezeichnet habe. Dem Oberst Reinhard aber geschah nichts, es erging vielmehr von militärischer Stelle folgendes amtliches Dementi:

Die Angaben betreffend die angeblichen Zeuge rungen des Oberst Reinhard über die Regierung sind nach Form und Inhalt unwahr; besons ders hat letzterer niemals durch öffentliche Reden das Ansehen der jeßigen Regierung herabzusehen versucht."

Dies Dementi war dann natürlich Anlaß für die ganze Rechtspresse, den ,, Borwärts" der lügenhaften Beschimpfung eines verdien­ten Offiziers zu zeihen. Unter den heutigen Presseverhältnissen hätte der Vorwärts" es unter wahrscheinlich Auflage zwang abdrucken müssen. Seitdem sind dreizehn Jahre ins Land gegangen, und, siehe da: der längst verabschiedete Oberst Reinhard fühlt sich bemüßigt, seine Erinnerun= gen herauszugeben; eins jener Bücher, die Selbstüberschätzung ihrer Verfasser sind. Der oft unschätzbare Zeugnisse für die absolute Herr Oberst berichtet auch über jene Episode - siehe da er gibt faltblütig zu, in einer Offiziersbesprechung folgende Worte gebraucht zu haben:

und

-

Jetzt unterschreibt das Lumpengesindel den Vertrag( von Versailles ), geht auf bie Billen in der Schweiz und läßt uns fizen."

Wir stellen fest, daß immerhin dreizehn Jahre nachher ein tapferer Offizier sich mit der Wahrheit an das Licht traut, die ihm jetzt keine nachteiligen Folgen mehr bereiten

fann!

Bas werden wir nach abermals dreizehn. Jahren über so manches Dementi der Ge= genwart berichten fönnen?

Der letzte Ausweg

DON

Die Schlachtsteuer

Neustrelitz , 20. Dezember. Die deutschnational- nationalsozialistische Regie­rung Mecklenburg Strelig hat heute durch Notverordnung die Schlacht. steuer sowie eine Ausgleichssteuer für Fleisch und Wurstwaren eingeführt. Für das Kilogramm Frischfleisch werden 10 Pfennig, für zubereitetes Fleisch 12 Pfennig und für Fleisch­und Wurstwaren 15 Pfennig an Ausgleichssteuer für das Kilogramm erhoben. Die Regierung stellt in Aussicht, Hausschlachtungen von der Schlacht fteuer ganz oder zum Teil zu befreien.