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Männer und Charaktere
Gregor Strimer
rrels 20 Pfennig
Osterreich : 40 Groschen Danzig : 30 Guldenpfennig Schweis: 30 Rappen Sonstiges Ausland 25 Pig.
JB
7. JAHRGANG/ FOLGE 51/ SAMSTAG, 17. DEZEMBER 1932
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ERSTE BEILAGE
Vorwärts
Die Beurlaubung" Gregor Etraßers hat in die Nationalsozia listische Partei wie ein Blig eingeschlagen. Das allein selig machende Führerprinzip erlitt die schwerste Erschütterung. Denn war Adolf Hitler der unfehlbare Oberofat fo war Gregor Straßer unter seinen Propheten und Paladinen der Allererste Nun ist er plötzlich infolge eines Konflikts, über defien Uriachen und Verlauf das tiefste parteiamtliche Schweigen gebreitet wird. verschwunden, ausgelöscht, in nichts verwandelt Er hat für die Nationalsozialistische Barter bis auf weiteres aufgehört zu existieren. Schon an ihn benfen ist Sünde, von ihm sprechen ist Parte verrat.
Am schwersten hat diese parteipolitische Blizkatastrophe Verlag und Redaktion des Illustrierten Beobachters" in München getroffen. Dieses hervorragende. Naztorgan hatte seine Nummer 51 17. Dezember als eine
Dom
Spezialnummer zur Verherrlichung Gregor Straßers erscheinen lassen wollen Die Nummer war bereits in etwa 80 000 Exemplaren ausgedruckt. als das Unglück hereinbrach Man stelle sich vor: in dem Augenblid. in dem Gregor Straßer vom Bannstrahl Adolf Hitlers getroffen worden war. lagen die Ballen mit der 80000fachen Berhimmelung des Gestürzten verfandtfertig da!
Es war eine gründliche Arbeit Auf fünt Seiten verteilt sich der reich illustrierte Text Man lah Gregor Straßer im Kreise der SA. , im Berliner Sportpalast . am Mikrophon. den Besuch Hitlers in Oberstaufen , wo Gregor Straßer an den Folgen eines Schi- Unfalles daniederlag. bei einer Konferenz mit Hitler . an einer SA. - Feldküche im Wahlkampf und beim Deutschen Tag 1927 in Herne zu Straßers Linken ichreitet aut dem zuletzt genannten Bild- Goebbels! Da war guter Rat teuer teuer in des Wortes engstem Sinn. Kam die Nummer heraus, gab es ein Weltgelächter. Dagegen half
nur eines
die 80 000 Nummern mußten eingestampft werden! Und so geschah es Nummer 51 des Illustrierten Beobachters" erschien verspätet, ohne Straßer. Adolf Hitler fonnte wieder ruhig schlafen.
Einige jedoch von den zum Tode verurteilten 80 000 Exemplaren entgingen dem allgemeinen Massenmord, und eines davon fand sogar
den Weg zur Redaktion des Vorwärts". Die oben wiedergegebenen Bilder find allesamt der genannten Nummer des Illustrierten Beobachters" entnommen, sie zeigen, mit welchem Nachdruck in der NSDAP. der Führerfult betrieben wird. Der von F Hamm verfaßte Text gipfelt in folgenden Ausdrücken hemmungslofer Begeisterung
Wir kennen ihn alle, den Hünen im Braunhemd, diesen
menschgewordenen Eichbaum in den Gewitter. stürmen des politischen Kampfes, Gregor Straßer . Dieser Urtyp des Bajuvaren, wuchtig an Gestalt. Charakter
und Geist, ist einer der populärsten unter Hitlers Gefolgsmännern, dem gegenüber selbst der gehässigste Gegner seinen Respekt nicht zu unterdrücken vermag.
Wir brauchen uns faum zu überlegen, was eigentlich seiner Rede, seiner ganzen Persönlichkeit die große werbende Kraft gibt, denn
wir fühlen es, wie bitter nötig unsere zerwir fühlen es, wie bitter nötig unsere zerriffene, mit sich selbst zerworfene 3eit eine Erscheinung von der Art Gregor Straßers hat. Wer von uns hätte in einer Rede dieses Kämpfers, in welcher die klare, praktische Vernunft und ein echtes, blut. warmes Gefühl keine billige Phrase aufkommen lassen, nicht immer Erhebung und Erbauung gefunden?
Das ist die Besonderheit bei Gregor Straßer : die er mutigende, aufrichtige Wirkung... ferngesunder Sinn... naturstarkes Wesen, das in seiner ganzen Urkraft dafür zu bürgen scheint, daß das einmal als recht Erkannte auch verwirklicht wird, es ist nicht nur sein Wirtschaftsdenken, das ihn in manchem Grundsätzlichen geradezu mit den führenden Gestalten der alten Bauernfriege verbindet, auch die Wucht seiner erdverwurzelten Per. sönlichkeit...
Um sich von der stets gleichbleibenden Haltung der
NSDAP . ein Bild zu machen, ist es empfehlenswert, die alten Jahrgänge der von Straßer herausgegebenen Nationalsozialistischen Briefe" durchzublättern. Wir werden finden, daß die Bewegung nie um Haaresbreiten von ihren Grundsägen abgegangen ist. Die Briefe sind alle wie für den heutigen Tag geschrieben.
Gradlinigkeit, Mannhaftigkeit und Treue, das sind die Grundzüge seiner Wefensart
... Mit größtem Freimut gab Gregor Straßer immer seiner Auffassung Ausdruck, von der er wußte, daß sie auch die Auffassung des Führers ist. Und für uns fann es im Jahre 1932 feinen Grund geben, der uns zu bewegen vermöchte, dieser Auffassung in unserem Denken und unserem Handeln nicht mehr zu entsprechen. Im Gegenteil: gerade diese Auffassung und die Art und Weise, wie sie vorgetragen wird, muß sich zwangsläufig immer
mehr Freunde erwerben.
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Treue was ist aus ihr geworden? Freunde wo sind sie hin? Sie sind alle dorthin gegangen oder dort geblieben, wo die Futterkrippe steht! Otto Straßer. der Bruder des Gestürzten, schildert die ihm persönlich wohlbekannten Helden der deutschen Er. neuerung in feiner Schwarzen Front " folgendermaßen:
Aber es erfüllt einen mit unfagbarem Efel, zu sehen, wie sich diese Menschen. die Gregor Straßer meist Amt und Würde, Einkommen und Stellung verdanken, die in Hunderten von Gesprächen mit ihm über die falsche Politik und die Unzulänglichkeit Hitlers sich einig waren und immer wieder mit Schwur und Handschlag ihm ihre Ergebenheit und ihre Freundschaft zusicherten wie
diese feigen Burschen
sich nun in Treueerklärungen" gegenüber Hitler überschlugen, um ihre Mandate ihre Autos, ihre Rieseneinfommen zu sichern. Vielleicht reizt es uns, eines Tages
Gestalten wie Wilhelm Kube , Gottfried Feder , Heinrich Lohse, Hans Hinkel , Karl Kaufmann und viele andere wenn wir dem deutschen Volke nicht doch den nadt zu zeigen Anblick solcher Jammerlappen ersparen wollen Heute begnügen wir uns mit der kurzen Tatsachenschilderung, daß alle Bonzen und Bönzchen angstvoll um die Futterkrippe drängten und Herrchens Hände ledten der die Tröge füllt Schade, daß sich fein Maler fand. der den Ausdruck der Angst vor Ungnade und der Gier nach Futter in den Mienen dieser., wackeren Helden" festgehalten hat die Photomontage menschlicher Niedertracht wäre um eine neue. reizvolle Einzelheit vermehrt worden. Ueber die tieferen seelischen Ursachen aber des Konfliktes zwischen Adolf Hitler und Gregor Straßer läßt sich Bruder Otto so vernehmen:
Wie einst Wilhelm II. sich verdunkelt sah vom Ruhm seines Kanzlers so jah Wilhelm III. sich verdunkelt durch das übergroße Ansehen, das sein Reichsorganisationsleiter überall genoß. Und so wie damals eine Clique speichelleckerischer Höflinge und neiderfüllter Konkurrenten jahrelang wühlte und die Eifersucht Wilhelms 11. gegen Bismard schürte, um schließlich den Fall des Großen zu erreichen. so wühlte nicht minder heftig und nicht weniger erfolgreich eine Meute von Byzantinern und Neidern bei Adolf Hitler , um Gregor Straßer zu Fall zu bringen. Das glückte hier um so leichter, als das argwöhnische, mißtrauische und habsburgische Wesen Hitlers ohnehin von Abneigung gegen jede echte Persönlichkeit erfüllt ist. teils
aus jener Primadonneneitelkeit heraus,
die unter Rednern so verbreitet ist, wie unter Schauspieiern und Sängerinnen teils aus dem Gefühl persönlicher Unzulänglichkeit, das die eigene Führerrolle gefährdet sieht, wenn Männer mit Können und Selbstbewußtsein in der Umgebung sind. Denn nur unter Blinden ist der Einäugige König und nur unter Mamelucken ist Adolf Hitler ein Führer".
Gregor Straßer hat keine Futterstellen mehr zu vergeben, also steht er allein. Inzwischen sind die 80 000 Exemplare des Illustrierten Beobachters" in irgendeine Papiermühle gewandert, wo sie unter reichlichem Zusatz von Wasser zu einem grauen, schleimigen Brei verwandelt werden.
,, Männer und Charaktere!" So vergeht der Ruhm der Welt!
MITTWOCH, 21. DEZ. 1932