Vapen-Kurs in OestemiO
Eigener BeriM des„Vormäria" Wien , im Dezember. Slls sich der forsche Herrenreiter Popen in den Sattel schwang, ließ er in alle Welt trompeten, daß das fröhliche Reiten an die vier Jahre dauern werde. Doch die Hürden waren zu hoch und die Gräben zu breit, der Gaul des Herrn Popen stürzte sich zu Tode und schmählich hin- kend räumte der übermütige Junker das Feld. Popens tolle Sprünge haben die ö st e r r e i ch i- schen Antimorxisten zur Nachahmung gereizt. Und wieder einmal bewiesen gerade grim- mige Antimorxisten die Richtigkeit eines Wortes von Karl Marx : Was in Deutschland als T r a- g ö d i e auf der Bühne der Weltgeschichte vorge- sührt würde, das wiederHollen, mit grotesken Scherzen garniert, die ö st e r r e i ch i s ch e n Clowns der europäischen Konterrevolution— als Komödie! Eine Posse allerdings, die so schlecht gespielt wird, daß innerhalb der Bs- völkerung der Aerger die Erheiterung verdrängt. Leider sind diese schlechten Schauspieler auf beiden Ohren taub. Längst wird auf allen Plätzen ge- zischt, die Herren wollen aber ewig auf den Brettern bleiben. Papen stürzte, weil seine Regierung mit keinem einzigen Problem fertig werden konnte; er stürzte, weil die Herren Deutschlands zweifelten, durch diesen Notwinter zu kommen, wenn alle Klassen des deutschen Volkes mit Ausnahme einer dünnen Herrenschicht gegen die Regierung stünden. Papen stürzte aber auch deshalb, weil der einseitig agra- rische Kurs seiner Regierung für einen Industrie- staat wie Deutschland unerträglich ist. In Oe st erreich will der Bundeskanzler D o l l f u ß w!« Herr Papen im großen deutschen Reich regieren. Einseitige Agrarpolitik. ununterbrochene politische Provokationen, die die Mehrheit des Volkes reizen müssen, eng- stirnige brutale Sozialreaktion, das waren die Kennzeichen des Regierungskurses im Reich und das sind die Regierungsmethoden in Oester- reich. Daß die Mehrheit des Voltes jemals diesem Kurs zustimmen werde, konnte weder in Deutsch-
I�eg!enmi* Dollfuß in Nöten land noch kann es in Oesterreich erwartet werden. In Deutschland konnte man mit Hilst von Notverordnungen dem Volke auszwingen, was in einem Parlamente nicht durchzubringen war. In Oesterreich fehlt neben vielen anderen Voraus- setzungen für ein Herrenklubregime das Norverord- nungsrecht des Reichspräsidenten . So betätigten sich die österreichischen Regenten als Wunder- t ä t e r und bliesen dem kriegswirtschaftlichen Er- mächtigungsgesetz, einem Gespenst aus der K r i« g s z e i t. neuen Atem ein. Gleich der erste Versuch, dieses kriegswirtschastliche Ermächtigungsgesetz anzuwenden, endete mit einer kläglichen B l a- m a g e. Aber man ist es nachgerade gewöhnt, daß sich die Regierung Dollfuß blamiert. Einmal ver- suchte der Sicherheitsminister, Major a. D. F e y, im Parlament den republikanischen Schutzbund anzugreifen, doch die Attacke dieses Theresien- ritters endete damit, daß er dem Nationalrats- Präsidenten versichern mußte, er habe niemanden beleidigen wollen und ihm der Bundeskanzler vor dem versammelten 5?aust das Konzept seiner Rede korrigierte. Dann wollte der Staatssekretär die Landeshauptleute anweisen, ein gesetzwidriges Versammlungsverbot durchzuführen. Diesmal mußte er sich von dem sozialdemokratischen L a n- desHauptmann von Wien darüber beleh- ren lassen, daß das Verbot gesetz- und ver- fassungswidrig war und ein Staatssekre- tär überhaupt nicht das Recht hat. den Landes- Hauptleuten Weisungen zu geben. Als die Regierung gebildet wurde, verhandelte der christlichsoziale steirische Landeshaupt- mann Rintelen über ihre Zusammensetzung mit der Heimwehr im Wiener Restaurant Grie- chenbeisel. Sie wurde auch entsprechend zusam- mengesetzt. In Oesterreich gab es einen Handels- minister, der als Heimwehroffizier eine ganz gute Figur machen soll. Als er sein Amt antrat, er- laubte sich ein Wiener Blatt den Scherz, eine Reihe von Industriellen und Kaufleuten zu fra- gen: Was wissen Sie von unserem neuen Han-
delsminister? Worauf die meisten der Befragten bedauernd erklärten, von dem Herrn eigentlich noch recht wenig gehört zu haben. Wenn wir uns recht erinnern, hat einer der Herren sogar erklärt, er habe den Namen W a k o n c i g überhaupt noch nie gehört. Die Stellung der Regierung ist denkbar schlecht. Wie sich bei der Beratung des Heeresgebühren- gesetzes wieder drastisch gezeigt hat, erwachsen ihr daraus, daß sie im Bundesrat nicht einmal die Einstimmen- majorität hat, über die sie im Nationalrat noch verfügt, die allergrößten Schwierigkeiten. Dazu kommt, daß die österreichische Regierung durch und durch von inneren Intrigen zerfressen ist: der christlichsoziale Unterrichtsminister Rintelen hat keinen sehnlicheren Wunsch als den, den christlich- sozialen Bundeskanzler Dollfuß stürzen zu sehen und sich an seine Stelle zu setzen. Die Christlich sozialen stehen diesem Zu- sammenbruch ihrer Politik rat- und fassungslos gegenüber. Sie wissen sehr gut, daß sie aus Neu- wählen nur noch als Wrack einer einst mäch- tigen Partei hervorgehen werden. Auch für jenen Flügel der Pariei, der sich versleckte Hofsnungen auf eine künstige Koalition mit den Nazis macht, stehen die Chancen sehr schlecht. Die österreichischen Nazis find infolge ihrer frechen Lausbuben- streiche, die bis weit ins bürgerliche Lager hinein helle Empörung hervorgerufen haben, und der bereits alltäglichen Blamagen ihres Führers Frauenfeld auf die Rutschbahn geraten und werden bei den nächsten Wahlen wohl kaum begehrenswerte Koalitionspartner sein. In dieser mißlichen Lage führt Herr Dollfuß schon seit Wochen eine Scheinreg ierung, die den kläglichen Ehrgeiz hat, sich als Harlekin des großen Bruders Papen zu gebärden, aber nicht einmal den Mut hat, Herrn Papen den erfolg- reichsten Schritt seiner Regierung nachzumachen-- den Rücktritt.
Jahrelange Streitigkeiten in der Hochschule für bildende Kunst haben nun plötzlich mit der Er- setzung Bruno Pauls durch Poelzig als Direktor geendet. Bruno Paul selber hat um seine Amts- enthebung gebeten, um die Krise aus würdige Weise zu beenden, und das preußische Kultus- Ministerium hat, indem es seinem Wunsch nach- gab. ihm zugleich seine amtliche und künstlerische Integrität bescheinigt. Aus dem Direktor wird jetzt der Leiter eines Meisterateliers für Architektur. Die Oeffenllichkeit hat wenig Interesse an dem un- erfreulichen Krieg zwischen Direktor-, Lehrer- und Schülerschaft, und an den Vorwürfen gegen Paul, die sich nach amtlicher(von ihm selbst beantragter) Untersuchung als unrichtig herausgestellt haben. Das Ganze war im Grunde nur die Nochwirkung jener Berwaltungsmaßnahmen, die auf Betreiben Bruno Pauls in der Zusammenlegung der Kunst- gewerbeschule mit der Akademie unter seiner Leitung bestanden; manche der Akademielehrer fühlten sich dadurch beeinträchtigt, und im ganzen war es ein ziemlich persönlich gefärbter Streit. Daß die Tätigkeit der Hochschule darunter nicht gelitten hat, beweisen die vielen Schülerausstellun- gen und die sonstigen Zeugnisse ihrer Tätigkeit. Es ist in der Tat zu sagen, daß die Berliner Kunsthochschule gerade in ihrer Mischung von an- gewandter und bildender Kunst eine der erfolg- reichsten und tüchtigsten Akademien in Deutschland geworden ist, die auch den Anforderunaen einer neuen Zeit gewachsen war, und die Direktion Pauls hat wesentlich zu ihrer Blüte beigetragen.
Man darf über diesen kunstpolitischen Erörte- rungen nicht vergessen, was Bruno Paul selber Innerhalb der deutschen Kunst bedeutet. Seme äußerst aktive Tätigkeit als Zeichner des „Simplizissimus " gehört vor allem hierher. Sie wird nicht vielen mehr in Erinnerung sein; sicher ist aber, daß sein Name unter den großen Karikaturisten Deutschlands an erster Stelle steht neben Rudolf Wilke , Heine und Gulbransson . Früh, schon in den 90er Jahren, wandte Paul sich auch der Architektur zu, und diese wurde ihm bald zur Hauptsache, die seinen Namen berühmt gemacht hat. Als Raumkünstler erhielt er auch 1907 den Ruf an die Berliner Kunstgewerbeschule . Sein Stil als Architekt bewegte sich lange in der Sphäre der Biedermeierlichen, und erst in der jüngsten Zeit hat er den Anschluß an den Funktionalismus gefunden, wie vor allem sein großartiges Kathreiner-Haus in der Potsdamer Straße beweist. Hans Poelzig , der nun sein— zunächst kommissarischer— Nachfolger wird, hat als Bau- mcister wie als Mensch einen so großen Namen, daß man die Genugtuung versteht, die in Kunst- kreisen allgemein über seine Berufung herrscht; vor allem auch deshalb, weil er sich überall als vorzüglicher Lehrer bewährt hat. Seine Ver- Mittlerrolle zwischen der Tradit-on und modernem Raumgefühl, sein umfassendes Verständnis für die junge Kunst läßt ihn wie geschaffen erscheinen, Leiter der größten deutschen Kunsthochichule zu sein. ?aul Sdiniisit.
nach ungeschehener Nacht, bevor sie startet. Also: typische Gliederung nach Kapiteln(die von Einzelheiten leben), aber keine Szenen nach Akte (die sich spanne», um zu explodieren). Eine kleine tragikomische Melodie der Sehn- sucht schwingt aus allerlei Nebenbei; sie entartet unter dem Zwang zur Handlung ins Plumpe, Radauige, Knallige. Die Spieler(Hugo Fischer- Koppe , der robuste. Helmut Kraus, der blasse Tropenkollerer, Maria Pa Udler, die Sportdreßlerin), haben keine Schuld daran; aber Regie und Direktion der„Komödie" hätten es merken müssen; schon im Hinblick auf das, worauf diese Amüsierindustrie zielt. Zu danken bleibt für eine Negerin, Myriam B a r k e r. deren Rolle im Ablauf der turbulenten Bagatelle zwar entbehrt werden könnte, die aber, inmitten einer papierenen Orgie, Natur und Blut verkörpert. K. Lr.
Hilversum ! Bei uns und draußen Die Funkstunde brachte unter dem Titel „Dritter Feiertag" einen Unterhaltungs- abend. Der grundlegende Mangel der Sendung bestand darin, daß sie auf eine im Ssndesaal ver- sammelte unmittelbare Zuhörer- und Zuschauer- schar eingestellt war. Dieses ihm sichtbare Audi- torium schui dem einzelnen Künstler für seine Dar- bietungen zwar eine günstige Atmosphäre, es ent- fernte die gesamte Sendung jedoch von den Nur- Hörern. Ersreulich waren Darbietungen von Manny Ziemer, Paul Grätz . Alfred Braun . Eine Lesestunde„Bilderbücher ansehen" geleitet von Maria Memitz, entpuppte sich als peinliche Kinderproduktion vor dem Mikrovhon Man spürte das oft Geübte. Eingelernte diese'' Kinderaussagen in jedem Satz, in jeder Satzpause Und doch ist das Problem längst gelöst, wie man Kinder frisch und natürlich zum Sprechen bringt man braucht sich nur frisch und natürlich m'' ihnen zu unterhalten Für alle Hörer, die Wert aus eine gute Silvesterveranstaltung legen, sei aus
die Abendsendung hingewiesen, die um 20.10 Uhr am 31. Dezember Hilversum bietet. Hier haben wir die Möglichkeit, proletarische Lieder zu hören. so eine Anzahl von Kompositionen von Eisler, der auch selber diriaieren wird. Gesungen werden seine Lieder deutsch von Ernst Busch.— 1z.
„Kolonie" Eine verirrte Novelle Vielleicht gar ein Roman(der Verfasser Hans L e i p hat hier etliche Verdienste), vielleicht nur eine Ballade(Freiligrath auf Pneus montiert), aber ganz gewiß kein Dreiakter, überhaupt; nicht der Bühne gemäß. Weil zwar einiges, sogar vielerlei vorüberzieht, aber nichts geschieht, jeden- -alls nichts als eine Episode. Zwischen zwe' '.jrikanischen Kolonialbeamten, die aus verlorenen Düstenposten nach weißem Frauenfleisch wim- mcrn, girren, brüllen annoncieren, telegraphieren notlandet eine blonde Rekordflicgerin und ver- ursacht eine Neuauslage des Wimmerns Gir- rens...(siehe oben). Dritte Wiederholung:
Eugen S ch m a h l in einem Band„M e n- schen in der großen Stadt", der den Ver- such einer Soziologie unserer Reichshauptsta'dt Berlin enthält. Schmahl gibt ein« Reihe gut- gesehener und fundierter Beschreibungen, gegen die nichts einzuwenden ist. Aber die Gesamt- Haltung ist konservativ. Das Schicksal der Ver- stadtung des deutschen Lebens kann nicht rück- gängig gemacht werden. Wenn der Verfasser schreibt: die Städte„sind ihrer selbst überdrüssig und das Land ist wieder die Hoffnung des beut- schen Menschen geworden. Ohne Boden gedeiht kein Blut. Es verdirbt", so ist die keineswegs objektive Tendenz, von der die Soziologie Berlins letztlich geleitet wird, angedeutet. Eine außer- ordentlich wichtige Verösfentlichung ist das Bänd- chen Nummer 4 der Sammlung, das von Prof. Karl Jaspers verfaßt ist:„Max Weber . Deutsches Wesen in politischem Denken, im Forschen und Philoso- p h i e r e n". Jaspers skizziert Gestalt und Werk Max Webers in vorbildlicher Kürze und Ein- dringlichkeit. Es gibt kaum eine bessere und tiefergreifendere Einführung in das Werk und die Leistung Max Webers. Liest man den nach- stehenden Satz, dann möchte man zugleich eine Kritik mancher Meinungen heraushören, die in anderen Bänden der vorliegenden Reihe vertreten werden:„Blicken wir in sein und unser Zeitalter, so ist Max Weber in dem Prozeß allgemeiner Illusionierung und Fanatisierung, in dem sich die Vernunftlosigkeit Weihe gibt, durch falsche Pro- pheten, betrogene Betrüger, gewaltsame Despoten, die unauslöschliche Gegenwart der Bernünftigkeit." Immerhin: Die Reihe zeigt eine verlegerische und politisch-geistige Unitiatioe. der wir, wie immer kritisch man auch dazu stehen mag, sehr bald Achnliches entgegensetzen sollten. J. P. M.
An die Nation Eine Schriftenreihe Unter den Verlagen der deutschen Rechten ge- hört der Verlag Stalling(Oldenburg ) zweifellos zu den rührigsten. Er hat jetzt«ine Reihe unter dem Titel:„Schriften an die Nation" herausgebracht, die bereits 2S Bändchen umsaßt. Es ist nicht möglich, im Rahmen einer kurzen Anzeige den Inhalt von mehr als 1500 Druck- leiten zu referieren. Wir wollen lediglich die Absicht der Reih« deutlich machen. Ganz offenbar soll die deutsche Tradition neu gestaltet und er- schlössen werden. Da gibt es Bändchen über W a l l e n st« i n, über Görres. Herbert Blank schreibt in einem Büchlein,„Preu- ßische Offiziere" betitelt, über Gneise- nau, Clausewitz und Ludwig von der Marwitz . Auch die„Klassiker" des deutschen Konservatismus werden neu aufgelegt. M o e l- l e r van den Bruck ist mit einem Beitrag, der seinem Werk„Das dritte Reich" entnommen ist, vertreten: unter der Ueberschrift:„Jedes Volk hat seinen eigenen Sozialis- m u s", gibt der Verfasser eine leidenschaftlich ge- schrieben« Auseinandersetzung mit der Wirtschafts- und Gesellschaftslehre von Karl Marx , eine Auseinandersetzung, die insofern gegen Wind- msihlenflügel gerichtet ist, als der Marxismus , gegen den Moeller van den Bruck kämpft,«ine rein« Konstruktion ist. Auch Oswald Spengler ist mit einem Abschnitt aus der be- kannten Schrift„Preuhentum und Sozialismus" vertreten. Jakob Burckhardt muß mit einem Kapitel aus feinen„Weltgeschichtlichen Be- trachtungen" den Anschluß an die konservative deutsche Geschichtsschreibung herstellen; schließlich kann sich Burckhardt gegen die Nachbarschaft des Konstrukteurs Oswald Spengler ja nicht mehr mr Wehr setzen! Die Reihe wendet sich aber auch ganz konkreten Gegenwartsthemen zu. N e- i i s s e n Haken erzählt in einem Bändchen das Eheschicksal eines Arbeitslosen zwar anschaulich, aber ohne besondere Gestaltungs- kraft und über ein ehrliches soziales Mitfühlen kommt Haken kaum hinaus. Tiefer greift
HallenBerF als Schwejk Theater des Westens Pallenbergs Schwejk, den wir bas erstemal vor etlichen Jahren auf der Piscator-Bühne sahen, ist seitdem gewachsen. Dies Wachstum geht nach allen Dimensionen. Die Figur hat sich gerundet. verbreitert, vergrößert, vertieft. Eine einzige, zweistündige Meisterleistung I Die Mitspieler sind nur Komparsen, Vorwände für Pallenbergs Spiel. Es macht nichts. Er, der einzelne, der einzige aus der Bühne, bringt immer etwas Neues, zaubert Situationen aus dem Nichts. Selbst wenn er gar nichts tut, wenn er nur mit schief- gehaltenem Köpfchen aus den listigen Aeuglein blinzelt, er, der gottgesegnete Trottel, dank seiner „Bleedheit" hundertmal gescheiter als die auf- geplusterte, sich wichtig machende Welt um ihn— dann entfesselt oas allein schon Lachstürme. Höhe- punkte, wenn er tänzelnd hinter dem Rücken des geprellten Feldwebels sein Gewehrchen schaukelt, anstatt Griffe zu kloppen, oder wenn er den Schaffner suggestiv zwingt, die Notbremse zu ziehen.... Ein Wort des Gedenkens: Hut ab vor dem toten I a r o s l a w Haschet, der die Gestalt des Schwejk erdacht hat, würdig, in der Welt- literatur neben einem Don Quichotte zu stehen. Wen man dagegen nicht vermißt, ist der Regisseur Piscator . Daß die Bolschewisierungsversuche am braven Soldaten Schwejk im Sinne einer Ekki- und linientreuen Verballhornung der Figur auf- gegeben sind, ist nur zu begrüßen. Auch dos seinerzeit viel bewunderte laufend« Band der Piscator-Bühne erweist sich als entbehrlich, allen- falls möchte man es in dem berühmten„Marsch aus Budweis " sehen. Aber gerade der Vergleich zeigt, wie wenig Technik neben echter Schau- spielerkunst bedeutet. Pallenl erg bringt auch mit den primitivsten Mitteln Lie unerhörtesten Effekte zustande. Gegen Mißverständnisse: der jetzige pallenbergische Schwejk ist zwar von Komik durch- tränkt, doch keineswegs ein Sänftling. Von der Bühne kommen recht saftige Wahrheiten, wenn auch leider der Feldkurat Katz dunklen Mächten zum Opfer fiel. E. K—r.
Heinz Rühmann als Mustergatte. In der gabeseligen Zell um Weihnachten und Silvester frischt jede Theaterdirektion ihr Repertoire auf. Acltere Sachen werden neu gefirnißt und als No- vitäten angeboten. Heinz Rühmann in seiner Rolle als Mustergatte wiederzusehen, verdrießt aber kei- neswegs. Der(englische) Schwank lebt von einem einzigen Einfall: der allzu gütige und brave Ehe- mann muß erst den Draufgänger und forschen Kerl markieren und in der Besoffenheit sich und eine Freundin der Familie kompromittieren, ehe er seine Abwechslung liebende Frau zähmt und wieder- gewinnt. Aber wie PI. R. das doppelte Spiel gestaltet: einmal als Familientrottel, den nichts aus seiner Ruhe bringen kann, und dann als in allen Exzessen schwelgender, rauhbeiniger Wild- ling, das ist ganz famos. Er scheint plötzlich ein ganz anderer geworden, und selbst das Gesicht, bas eben noch nur Trockenheit und Nüchternheit war, strahlt in göttlicher Frechheit. Ehmi B e s s e l, seine Partnerin in dem Zaubertheater, macht den Unfug aus entzückende Weise mit. Alles andere ist freilich— bis auf die zwei Umziehleute— unerheblich. X. Ist. v. Obligatorischer Schulrundsunk. Der neue Erlaß des tschechischen Schulministeriums befaßt sich mit der bedeutenden Rolle, die der Schulfunk immer mehr für den Unterricht gewinnt, da er sich nach den bisherigen Erfahrungen ständig den Bedürfnissen und den Interessen der Schule an- paßt. Die Zeit, die zum Abhören des Schulfunks notwendig ist, soll in die Unterrichtszeit ein- gerechnet werden. Der Erlaß empfiehlt ferner, daß die Schüler über das im Funk gesendete Thema vorher unterrichtet werden.