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BEILAGE

Vorwärts

Braunschweig 1955

Eine Zukunftsphantasie/ Von Ferdinand Pfeifer

3wet Studenten der Technischen Hochschule Braunschweig bummeln an einem trockenharten Winternachmittag durch die Stadt. Es ist un mittelbar vor Weihnachten und eine dichtgedrängte Menge schiebt sich fröhlich durch die Hauptstraße. Ueber den Köpfen brummen, wie große Hummeln, die Flugzeuge der verschiedenen internationalen und innerdeutschen Linien.

Andreas, der große Blonde ist ein Ein­heimischer. Berthold ist Ostpreuße , sein Gesicht meist einen leichten flamisch- mendischen Einschlag auf. Die beiden unterhalten sich über ihr Fach, den Flugzeugbau. Das neueste deutsche Strato­fphärenflugzeug, nach Plänen des Braunschweiger Professors C gebaut, hat eben die Strecke Berlin - New York in 6% Stunden zurückgelegt.

Andreas grüßt einen mittelgroßen, leicht ge= beugten älteren Herrn mit graumeliertem Haar und einer eigentümlichen Fliege unter der Nase. Der ältere Herr kommt eben die Stiege vom Staatsministerium hinab.

Berthold: Wer war der Herr, den Sie eben gegrüßt haben?

Andreas: Ein Bekannter unserer Familie. Ein Ministerialrat aus dem Staatsministerium. Mein Vater trifft ihn jeden Donnerstag am Stammtisch im Ochsenbräu. Muß ein ulfiges Huhn sein, nach allem, was mein alter Herr erzählt.

Berthold: Was beackert er eigentlich? Andreas: Ist mir nie ganz klar geworden, ich glaube, er ist Referent für Einbürgerungs­fragen, außerdem hat er das Paßwesen, standes­amtliche Angelegenheiten und Theaterfragen zu erledigen. Ein großes Kirchenlicht scheint er nicht zu sein, aber er ist ein loyaler Beamter, obwohl ihm die gegenwärtige Linksrichtung nicht gefällt. Berthold: Wie heißt er?

Andreas: Ministerialrat Hitler . Berthold: Hüttler, Hüttler? Das ist kein norddeutscher Name, nicht wahr? Es klingt so lustig bayerisch- österreichisch auf der Alm, da gibt's fa Sünd und so weiter.

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Andreas: Haben Sie den Namen wirklich nie gehört Hitler?

Berthold: Hitler? Die Eltern eines Schul­freundes haben in Berleberg vor vielen Jahren in

Der mittelgroße Herr mit der merkwürdigen Fliege unter der Nase kommt von der entgegen. gelegten Seite auf die beiden Studenten zu.

Andreas( geht grüßend auf ihn zu): Ge­statten Herr Ministerialrat, daß ich Herrn Ministerialrat einen Kommilitonen vorstelle? Borstellung.

Hitler : Sie studieren?

Berthold: Jawohl, Flugzeugbau. Hitler ( Verdacht schöpfend): Bei wem? Andreas versucht Berthold ein Zeichen zu geben, das dieser aber nicht versteht.

Berthold: Bei Professor Cohn. Hitler : Cohn, Cohn, Cohn( flüstert heftig etmas Unverständliches).

Berthold( unbeirrt): Eine erste Kapazität auf dem Gebiet der Aerodynamik. Haben Sie

seinen Namen noch nicht gehört? Das Strato fphärenflugzeug, das unlängst...

Hitler ( ihn unterbrechend): Auch hier leitet den Juden nichts weiter als nackter Egoismus des einzelnen.

Berthold( der nicht versteht): Wie meinen Herr Ministerialrat?

Hitler : Der Jude besitzt keine irgendwie kulturbildende Kraft, da der Idealismus, ohne den es eine wahrhafte Höherentmidlung des Menschen nicht gibt, bei ihm nicht vorhanden ist und nie vorhanden war... Nicht durch ihn findet irgendein Fortschritt der Menschheit statt, sondern frog ihm!

Andreas: Ein herrliches Flugwetter heute, nicht wahr, Herr Ministerialrat?

Hitler ( unbeirrt): Der schwarzhaarige Juden­

MITTWOCH, 28. DEZ. 1932

junge lauert stundenlang, satanische Freude in seinem Gesicht, auf das ahnungslose Mädchen, das er mit seinem Blute schändet...

Andreas: Sehn Herr Ministerialdirektor das große Flugzeug es ist der neue London - Expreß mit dem blauen Band der Lüfte...

Berthold: Gestatten Herr Ministerialrat darauf hinzumeisen, daß Herr Professor Cohn... Hitler ( heftig): Wären die Juden auf dieser Welt allein, so würden sie ebensosehr in Schmuk und Unrat erstiden, wie in haẞerfülltem Kampf sich gegenseitig übervorteilen...

Andreas macht Berthold ein Zeichen. Sie ver schwinden, von Hitler unbemerft, im meihnacht­lichen Gedränge.

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Hitler( fortfahrend): Sofern nicht der sich in ihrer Feigheit ausdrückende Mangel jedes Auf­opferungsfinnes auch hier den Kampf zum Theater werden ließ. Theater, Theater, das erinnert mich daran, daß ich heute ins Theater muß. Man spielt den ,, Napoleon " von Mussolini . Sicher find die Massenszenen wieder unter aller Kanone. Man müßte mir endlich etwas Einfluß aufs Theater einräumen.( Exit Hitler.)

So wird's im Jahre 1933

Zukunft am laufenden Band

Die Buchhändler leiden wie hundert andere Berufe. Sie müssen alles führen nach der Devise: Jedem das Seine. Von Goethe bis zu den astrologischen Kalendern, die noch warm aus den Fenstern weggehen. Sie bringen weder Erbauung noch Kunst, weder Erotik noch Kreuzworträtsel, aber sie bringen meterweise Zutunft: persönliche, politische, wirtschaftliche und noch ein paar zu gaben: Lotterie und Liebe.

Wenn man nicht meiß, ob man lachen oder meinen soll, dann lache man fieber. Aber diese astrologischen Rochbücher, nach denen sich die Suppe des Lebens eher versalzen als versüßen läßt, sind mehr als eine Quelle stiller Heiterfeit für lange Winterabende, auch mehr als ein frag­würdiges Gesellschaftsspiel mit Träumen, fie find Wetterzeichen der Zeit, Barometer der Krije. Mit einem Wort: seelisches Opium für Ver­

einer Adolf Hitler Straße gewohnt; später 3meifelte, die sich an die Sterne flammern, da

ist dann die Straße umbenannt worden. Ob das wohl ein Berwandter von ihm war?

Andreas: Ein Verwandter? Keine Spur. Das ist er selbst.

Berthold: Machen Sie teine faulen Späße. Kein Mensch in Berleberg fümmert sich um Ihre Braunschweiger Lotalgrößen.

Andreas: Es ist mein voller Ernst. Anfang der dreißiger Jahre hat es in Deutschland nur gerade so vor Hitler- Straßen und-Blägen ge­mimmelt. Ich sage Ihnen, der Mann hält den Weltreford an Ehrenbürgerschaften und ähnlichem Zauber. Mein alter Herr hat mir erzählt, wie der Herr Hitler neulich eine ganze Aktentasche voll von Diplomen am Stammtisch ausgepackt hat, weil alle ihn geuzt hatten und dachten, er flunkere wieder einmal, wie gewöhnlich.

Berthold( nachdenklich): Merkwürdig, daß man davon heutzutage nichts mehr weiß. Aber verraten Sie mir einmal: was hat Ihr Herr Hitler eigentlich gemacht außer seinem Dienst hier im Staatsministerium?

Andreas: Er wäre um ein Haar Diktator von Deutschland geworden. Berthold:???

Andreas: Mensch, erinnern Sie sich nicht mehr an den Rummel mit Uniformen, Fahnen und Kapellen. Wir waren freilich noch ganz flein, aber ich meiß noch, wie mein älterer Bruder einmal mit einer braunen Uniform nach Hause gekommen ist. Er war damals stolz, wie ein Pfau. Berthold: Weshalb?

Andreas: Fragen Sie Großmuttern. Das weiß der Teufel. Ich glaube, das war so eine Art Privatarmee, die sich Herr Hitler damals ge= halten hat. Zeiten müffen das gewesen sein, wo sich der Staat so etwas bieten ließ! Später haben sie dann Herrn Hitler aus seiner Partei hinaus gesezt. Heute ist der ganze Zauber tot wie ein Hammel, wie der Engländer fagt.

Berthold: Warum ist er gerade in Braun­ schweig gelandet?

Andreas: Das ist eine lange Geschichte. Wissen Sie, eigentlich müßte er ja bei der Gendarmerie in Hildburghausen sein. Aber da hat's Kurzschluß gegeben. Später hat er Glück gehabt und sie haben ihn hier schwupps, zum Re­gierungsrat gemacht. Da hat er sich hinausgedient. Berthold: Schöne Karriere für einen Nicht­akademiker.

Andreas: Sage ich auch immer; aber mein Vater meint, das verstände ich nicht, und das Schicksal Hitlers wäre eine deutsche Tragödie". Mein alter Herr wird schon wissen, was er sich dabel denkt.

Die beiden haben tehrt gemacht und bummeln nach dem Staatsministerium zurüd.

Berthold: Da fommt Ihr famoser Herr Hitler wieder.

Andreas: Soll ich Sie vorstellen? Es freut den Jubelgreis, wenn man sich ein bißchen an thn ranmacht.

ihnen der letzte Strohhalm weggeschwommen ist: das Vertrauen zu sich selbst.

Und doch scheint bei diesem okulten Seelenjang eine pathetische Problematik menig angebracht. Wer daran glauben will, was dort freibleibend versprochen wird, wird sich durch Argumente nüchterner Ueberlegung nicht abbatten lassen. Er

mill ja das Zwielicht anstatt klarer Wirklichkeit. Was bringen diese Einheitspreisgeschäfte" für die Zukunft? Zunächst für jeden Tag eine gebrauchs­fertige Weissagung voll orakelhafter Tiefe. So verspricht der 18. Februar ,, gute Beziehungen zu Okkultismus, Kirche, Justiz und Wissenschaft ( sollten diese vier Dinge wirklich zusammen­gehören?); der 30. März aber ist ,, günstig zum Kauf von Lurus: und Modeartifeln", ein Beweis, daß die Astrologie an alles denkt. Seltsam roh Plingt eine Prophezeiung für den 13. April: ,, Vorteile durch den Tob anderer." Der 25. April ist dagegen ,, gut zum Verhandeln mit Berlegern", was man nicht für möglich halten follte; ferner ist der 25. Juli ,, sehr gut für Reklametätigkeit". Machen Sie also Reklame. Wenn Sie nicht einschlägt, zahlt Ihnen der Astrologe die Auslagen zurück, oder er antwortet schlicht: Jeder Mensch fann sich irren."

Aber wichtiger als diese persönlichen Schnipsel, über die der private Geschmack entscheiden mag. ist der politische Brei, der hier gerührt wird. Die Sonne als Herrin des Aszendenten steht im 5. Haus mit glücklichem Aspekt des Jupiter und begünstigt dadurch diplomatische Verhandlungen und friedliche Bestrebungen, Gedeihen nach innen

, Schleichers Aufstieg

Kritik oder Propaganda?

Wenn der General von Schleicher wirklich solch ein Ausbund von Hellseherei, Dämonie und Machiavellistik wäre, als der er von seinen beiden Lebensbeschreibern Kurt Caro und Walter Dehme in der( bei Rowohlt, Berlin , erschiene­nen) fast dreihundert Seiten starten Apotheose: Schleichers Aufstieg", geschildert wird, dann gehörte er in die Reihe der Heroen, über die er( was allerdings verdächtig ist) gern plau­dert: Um ein Führer der Menschen zu sein, muß man nicht eine billige Stepsis, sondern einen gewiffen 3ynismus haben.

Das ist es,

was hervorragende Persönlichkeiten auszeichnet. Denken Sie an Friedrich II ., gewiß ein großer Mann und ein Mann, der den Teufel im Leibe hatte." Die Biographen fügen( das Fazit ziehend) hinzu: Der General vertritt die Meinung: Politik spiele sich in Regionen jenseits von Gut und Böse, in einer Welt der Amoralität ab." Gleichzeitig erteilen sie ihm ein Lob, dessen Schillernte 3weiseeligkeit die exhibitionistische leicht verdächtige Propaganda dieser Generals­biographie fennzeichnet: Unverrüdbar stand das Ziel der Wehrhaftmachung und militärischen Durch bringung der Nation vor ihm, während auf der Linken die gleiche monomane Energie ebenso fehlte mie ein Programm. Dort ein starrer und starker Wille, hier ein Vakuum!" Das soll für 1920 gelten.

Fehler ocer Absicht des mit erquicklichen In­diskretionen, aber auch mit halbseidenem Couloir­flatsch gepfefferten, des dramatisch aufgeregten, journalistisch ebenso fir und flott mie hemmungs­los gemachten Buches ist, daß es die geschichtliche Peripettive gewissermaßen auf den Kopf stellt. Die Absichten und Pläne seines Helden und dessen nahen und fernen Trosses, des Offiziersforps, der Traditionsfompagnien, der Regimentsfeiern, der schwarzen Reichswehr , der Verschwörer und Re­bellen aller Grade, mercen von Gegenwart und Ergebnis her tefichtet und bekommen so eine mesenhaft übertriebene Klarheit, Gradlinigkeit und Wir sollen Entschlossenheit. glauben, daß Schleicher, damals noch Major. Die Gegenrevolu fion, zum mindesten inftinftmäßig, vorzubereiten anfing, als er 1918, Begleiter des Generals

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Don

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Groener, in Eberts Arbeitszimmer ein­trat, die den Soldatenräten bedrohten ,, Achselstücke" zu retten. Von da an hat Schleicher so wird die Legende, die dem Arrivierten ge­fallen mag, weiter gesponnen seine Hand nicht mehr aus der Omelette genommen; er hat seine, die Republik drosselnden Kreise immer enger ge= 30gen, seine Pläne, die vor nichts, weder vor Kameraden, noch vor Unantastbarem, anhielten und fein Mittel scheuten, unentwegt höher ge­schraubt. Hat sich aus Menschen, die er rief und verstieß( Brüning, Papen ) die Stufen zur Macht gebaut, bis der Tag fam, da er seinem Lordprotektor, Groener, das Urteil eröffnete, caß ihn nicht mehr das Vertrauen der Armee trage, um unverzüglich selbst nach dem Minister­seffel zu greifen.

Einzelheiten gerade dieser Kapitel, im befonde­ren der Bericht über jene Nachtsitzung bei Brüning, da die Auflösung der SA. und SS. beschlossen wurde, gegen Schleicher, dessen Widerspruch sich zur But steigerte und in einem Fauftschlag( auf ein Rauchtischchen) explodierte, machen vermuten, daß die Gemeuchelten spizze Rachepfeile den als Giftschüßen( und als Viel= händer) erprobten Verfassern aushändigten.

Solche Blicke hinter die Kulissen der Kamarillen und in die Geheimnisse mancher Atten und Me thoden( nach denen die Demokratie regiert wird) sind immerhin lohnend. Der eigentliche Wert des Buches, das die sozialdemokratische Politik, vor allem die Eberts, ebenso leichtfertig wie ab= sichtsvoll verzerrt, liegt in der geschlossenen. immer lebendigen, anekdotenreichen Darstellung des konterrevolutionären Aufmarsches von den Baltikumern, über Rapp bis zu Papen und Schleicher: wechselnd in den Mitteln, ein­mütig im Ziel.

Bei gebührender Borsicht kann dieser Aufstieg Schleichers" mancherlei Aufklärung bemirfen, nicht zuletzt über die oft getarnte, heute beinahe un­nerfchleierte Rolle, die Reichsmehr und jene ehe­mals taiserlichen, noch nie republikanisch gemeje. nen Offiziere im Schicksal des deutschen Voltes gespielt haben, R. Br.

und außen, Bolt und Regierung." Das flingt zwar wie aus den Tontafelbibliotheken in der pierten Kulturschicht des alten Babylon , bezieht sich aber auf Deutschlands Schicksal im Jahre 1933.

Ein erfreulicher Orakelspruch, aber leider folgt ihm ein Schwarm von Sägen mit ,, menn" und ., aber", so daß man zum Schluß vor lauter Prophezeiungen teine Zukunft mehr erkennen tann. Die Griechen hatten es mit ihrer Pythia nicht leichter, und es ist nicht einzusehen, warum unsere Astrologen für humpige eine Mart und fünfzig ihr Wissen in verständlicher Form wieder­geben sollten. Hoffnungslos aber wird der Fall, menn man etwa sechs verschiedene Kalender durch­blättert. Da entdeckt man plötzlich, daß die Sterne nicht in einer Sprache reden, sondern in zahllosen Dialekten. Jeder Kalender hat nur seine eigene patentierte Zukunft, und alle zusammen ergeben eine Farbenfette pom Rosenroten bis zum finstersten Grau. Ein Hegentessel von Widersprüchen.

In dieser undurchsichtigen Weise wird auch Hitlers Zufünft behandelt, des Favoriten aller zünftigen Astrologen. Im Gegensatz zu den vorjährigen Schwärmereien ist es stiller geworden. Hitlers Glücksstern scheint im Erlöschen, aber die norsichtigen Astrologen schwingen weiter die Hafen­freuzfahne, dann man fann nie missen... In einem Kalender heißt es, daß Hitler sich noch erhöhen und festigen muß" und einen solchen Höhepunkt" erwartet der Astrologe für den April 1933. Die Konkurrenz dagegen meint ,,, Hitler wird den schweren Aufgaben nicht gewachsen fein. Die scharfe Gegenströmung des Saturn im Monat März... läßt schon im Frühjahr Tragisches ver mrten". Wessen Sterne sprechen die Wahrheit? Bedingungslose Treue aber hält Hanussen , deffen Eltern sich gewiß nicht haben träumen lassen, daß ihr Sohn einst Trommler eines Anti­femitenführers werden wird.

Erstaunlich bleibt immerhin, wie pünktlich die Prophezeiungen eintreffen. Da fiel mir just ein porjähriger Kalender in die Hände, einer der verbreitetsten, in dem es für 1932 zum Schluß heißt: Aber in der zweiten Hälfte des Jahres bessert sich alles immer mehr und mehr, und die Wirtschaft wird am Ende des Jahres vor einer Hausse stehen, wie wir sie seit vielen Jahren nicht gehabt haben." Ja, die Hausse fie hat sich nur nicht herumgesprochen.

Doch neben der Politik wird der Leser noch mit anderen Belangen versorgt. Wir wichtig ist es, 3u1 erfahren, daß das Glück kein Zufall, sondern eine astrologisch berechenbare Gefeßmäßigkeit darstellt", und daß man nur die Regeln richtig beachten muß, um totsicher das große Los zu gewinnen. Schon möglich dreimal raufspucken hilft jedenfalls nicht. Und zwischen einer ,, Tabelle über die Bedeutung der Träume nach dem himmlischen Zeichen" und anderen verlockenden Dingen steht verschämt und nüchtern eine Aufstellung der Bostgebühren.

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Zum Schluß noch ein Blick in die Inserate. ,, Das Geheimnis des Erfolges in jeder Lebenslage durch magisch wirkende Duftstoffe und Räucher­mittel..." Man beachte: in jeder Lebenslage. Weniger spaßhaft klingt die folgende Anpreisung: Letzte Neuheit: Chromeztas echt merikanischer Benoteertraft", der vielgenannte, unschädliche Wundertrank zum Hervorrufen des Hellfehens... und Steigerung medialer Fähigkeiten." Nebenbei: dieser Kaktussaft ist nach seinem Entdecker, Prof. L. Lewin, eines der gefährlichsten Rauschgifte. Aber so genau nimmt es eine Industrie seelischer Rauschgifte nicht. Sie wird ihre Fabrikate los: ihre Kalender, ihre leeren Versprechungen, ihre nach Borschrift hergestellten Glücksbringer und thre ,, mächtig mirfenden Spezialgerüche für Liebe und Che". Die Welt wanft, aber diese Branche wächst und gedeiht in mittelalterlicher Frische. Die gläubigen Käufer haben zwar nichts pon der Segen, spüren nichts von all den Verheißungen, Libra aber dafür zahlen fie und marte