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Vor dem Marsch auf Beking

Der kommende chinesisch- japanische Krieg

Am 8. Dezember fuhr ein japanischer Panzer­zug in den Bahnhof von Schanhaikuan. Die dort stationierten chinesischen Truppen beschossen den Zug, der erwiderte das Feuer, es gab einige Tote, zwei Dugend Verwundete; also offenbar einer der üblichen Zwischenfälle im Fernen Osten, die Tag für Tag in wenig wechselnden Formen bald da, bald dort vorkommen und von der euro­ päischen   Presse gar nicht mehr gemeldet werden. Aber dieser Zwischenfall hat ernstere Bedeutung!

Nach der Säuberung der nordwestlichen Man­dschurei, der Abdrängung der Truppen des Ge nerals Supingwen auf Sowjetgebiet, find 3 wei japanische Divisionen freigewor den. Sie gehen nach Süden. Am 19. Dezember traf Generalleutnant Sakamoto, Kommandierender der 6. Division, mit seinem Stab in Mukden   ein, in Dairen werden ununterbrochen japanische Truppen gelandet. Die Japaner fonzentrieren gewaltige Massen Kavallerie und motorisierter Infanterie an der chinesisch- mandschurischen Grenze.

Es ist alles fertig zum Angriff auf das Gebiet Jehol  , auf Peking  , auf die Nordprovinzen. Der Krieg Japans   mit China  , der wirkliche Krieg, in dem es nicht mehr um die 30 Millionen Menschen in der Mandschurei  , sondern um die 500 Millionen Chinas   geht, hat damit be­gonnen.

Schanhaikuan liegt an der Peking  - Mutden­Bahn, dort, wo die Große Mauer   das Meer erreicht, an der Grenze des eigentlichen China  mit der Mandschurei  , noch auf chinesischem Ge­biet. Stoßen die Japaner nach Peking   vor, dann müssen sie durch den Paß von Schanhaituan. Am 8. Dezember: erster 3mischenfall.

Das Gebiet Jehol   gehört nach chinesischer Auffassung zu China  , nach neuer japanischer zu Mandschukuo. Bis jetzt hat Japan   für seinen Schüzling Mandschufuo nur theoretisch Anspruch auf Jehol   erhoben. Seit einer Woche übt es sein Recht auf Jehol   in der gewohnten Weise prat­

tisch aus: Am 20. Dezember überflogen zwölf japanische Bombenflugzeuge die Stadt Tschaoyang und warfen Flugblätter ab. Die Be­völkerung solle ihren Widerstand gegen den neuen Staat aufgeben und vertrauensvoll ihr Schicksal in die Hände der japanischen Freunde legen. Allerdings hielten die japanischen Flieger diese Einladung für nicht ganz ausreichend, und um sie etwas zu unterstreichen, ließen sie auf Tschaoyang einige schwere Bomben fallen. Die Leichen der zerfeßten Kinder sind ein schlagendes Argument für die Ueberlegenheit der japanisch­mandschurischen Regierung.

In Jehol   sammeln sich Freischürler gegen die japanischen Eindringlinge. Also muß Japan  vorsorgen. Also schicht es Straferpeditionen aus, feine Soldaten fangen Greise, Frauen, Kinder zusammen und halten sie als Geiseln sest, rotten ganze Dörfer mit Giftgas aus, richten die Partisanen, die den japanischen Truppen in die Hände fallen, als Banditen" zu Hunderten hin.

Jeder Tag bringt einen neuen 3wischenfall" in Jehol  . Wieder muß das arme Japan   zur Verteidigung seiner Interessen, zur Abwehr der Verlegung vertraglicher Rechte durch die Chinesen" und wie alle diese blutigen Phrasen heißen, seine Truppen marschieren lassen.

Wie in der Mandschurei   nach dem Ueberfall auf Mukden   angeblich ganz spontan eine separa­tistische Bewegung entstand, das mandschurische Bolt sich von China   trennte und seinen eigenen Staat schuf, so wird es auch in Nordchina gehen. Das heißt: auch in Nordchina wird Japan   Ge neräle faufen ,,, Unabhängigkeitskomitees" aus allem möglichen Gesindel zusammensezen, per­hungerte Rulis mieten, die Bevölkerung spielen, und wie por einem Jahr in der Mandschurei   wird sich in wenigen Wochen in Pefing eine japan­freundliche Regierung bilden.

Herr Arinoschi, Japans   Geschäftsträger in Beting, intrigiert, heßt, besticht, tut, was er mur

tun fann, um das ,, unabhängige" Nordchina zu schaffen. Schon tauchen Verbrecher auf wie der ehemalige Ministerpräsident Tuan­tschijui, der sein Land schon einmal gegen eine faftige Anleihe verkauft hat. Längst tot­geglaubte Figuren wie General upeifu, der vor Jahren, der Welt überdrüssig, ins Kloster gegangen war, wittern Morgenluft und erscheinen in Peking  . Der Ven ist zwar start entwertet, aber mit einer Million läßt es sich in Schanghai  ganz gut eine Weile leben. und mancher General Tschanghsüeliangs, des jeßigen Herrn in Peking  , findet, wenn er alles recht überlegt, ein gesichertes, wenn auch bescheidenes Dasein im Shanghaier   Fremdenviertel vorteilhafter als die Treue zu einem Herrn, von dem er nicht weiß, ob nicht dieser selbst noch vor ihm gegen den entsprechenden Scheckt sein Land verkauft und auch liefert.

Regierungschef der Mandschurei   ist der junge Herr Puyi  , ehemaliger Kaiser von China  . Tschangtschun, die Hauptstadt von Mandschukuo, ist im Grunde genommen ein Eril. Bunis eigent­licher Thron, der seiner Väter, steht in Befing. Ist es nicht geradezu selbstverständlich, daß sich treue Seelen finden, die den armen vertriebenen Monarchen dorthin rufen, mo sein angestammter Herrschersiz ist?

Seit zwei Wochen ist die Offensive der japa­nischen Truppen nach Nordchina im Gang. In Peking  , in Tientsin  , in Kalgan   warten die Separatisten" nur auf den Einzug der Japa­ner. Wenn alles geht, wie es die tollgewordene Offiziersclique in Tokio   vorbereitet hat, wird Nordchina im nächsten Jahr ein zweites Man­dfchukuo sein.

Damit aber, mit der Beseßung Pekings  , der Annegion Nordchinas ist der nationale Krieg Chinas   gegen Japan   unabwendbar geworden. Der Kampf um die Mandschurei   war nur das Vorspiel. Die endgültige Auseinandersetzung um das Schicksal des Fernen Ostens hat begonnen.

Die Expedition stand unter der Oberleitung von

Der Nordenskjöld des 20. Jahrhunderts Brofeffor Edmibt; aber Woronin hatte bas

Woronin

Bezwinger der Nordostpassage  

Eine der großartigsten Leistungen des nunmehr ablaufenden Polarjahres war die Bezwingung der nordöstlichen Durchfahrt von Europa   durch das Eismeer nach Ostasien   unter Benuzung der Beringstraße  . Zwar ist ber Alexander Sibirjalom nicht das erste Schiff, dem biefes Wagnis gelingt, sondern, nach Nordenskjölds ,, ega  ", das zweite; aber mährend die Reise der Vega" seinerzeit zwei Jahre beansprucht hatte, legten die Russen den Weg in 65 Tagen zurüd, und stand damals die Bezwingung eines bis dahin unerschlossenen Seeweges im Vorder­grund, so war die Fahrt des Sibirjafom" vom wissenschaftlichen wie vom prattischen Gesichts­puntt wichtiger und ertragreicher.

"

Der Mann, der diese Tat vollbracht hat, ist außerhalb seines Vaterlandes und allenfalls der Fachwissenschaft unbekannt. Die Zeitungsberichte nennen als Leiter der Expedition den auch in Deutschland   rühmlichst bekannten Gelehrten, Pro­fessor Schmidt, nicht aber auch den verdienten Führer des ruhmreichen ruhmreichen Schiffes, Kapitän Woronin. Wer ist dieser Mann? ,, An Bord des Alexander Sibirjafom", schreibt S. Semenow in der Leningrader Krasnaja Gazeta", habe ich den Kapitän Woronin zum erstenmal gesehen. Sogleich fiel mir seine Erscheinung auf, fein dichter, rötlicher Schnurrbart, seine großen, aus­drucksvollen und männlichen Hände, die in so seltsamem Gegensatz zu dem melancholischen Blick seiner nordischen Augen stehen. Dieser Mann hat ein Sowjetschiff über die große Nordostpassage geführt, ein Unternehmen, vor dem vier Jahr­hunderte hindurch die unerschrodensten Seefahrer zurückgewichen sind. Kapitän Woronin ist heute 43 Jahre alt. Von diesen 43 Jahren hat er 30 auf den Meeren des Nordens zugebracht. Der zehnjährige Knabe war Schiffsjunge auf einem fleinen Segler. Er bereitete der Besagung das Brot und den Kwaß, tochte und half der Matrosen beim Reffen der Segel. Mit zwölf Jahren arbeitete er an Land; aber bereits zwei Jahre später zog er wieder aufs Waffer; nun war er Matrose. Während des Sommers fuhr er zur See; im Winter saß er über seinen Büchern. Er wollte Hilfssteuermann werden, und nach drei Wintern hatte er es geschafft. Dann steckte sich fein Ehrgeiz ein neues Ziel: das Diplom des Kapitäns. So gingen die Jahre dahin, die Sommer auf dem Meer, die Winter in der Studie:= stube. Und eines Tages war Woronin am Ziel seiner Wünsche.

Man schrieb das Jahr 1920. Die Interventions armeen   hatten den Norden des europäischen  Rußlands   geräumt. Hinter fich ließen fie Trüm­mer und Hunger Ueberall fehlte es an Brot. Aber in Westfibirien gab es genug. Wie aber sollte man dieses Brot in die Hungergebiete brin­gen? Man mußte das Eismeer durchfahren! So entstand der Plan der heute so bedeutungsvollen ,, Karischen Expedition". Kapitän Wo­ronin nahm gleich an der ersten Fahrt teil, und er errang bei dieser Gelegenheit seinen ersten Sieg über das Eis. Von 1920 bis 1928 hatte er eine Stellung, die jeder offiziellen Anerkennung

entbehrte; er war einfach der beste arktische See­fahrer der Sowjetunion  . Trogdem blieb er wäh­rend dieser ganzen Zeit unbekannt. 1928 führte Robile seine Italia" nach dem Norden. Amundsen  30g aus, ihn zu retten, und blieb verschollen. Da

Allerhöchstes Beileid

von

,, Uebersenden Sie der Mutter des er­mordeten Hentzsch diese Mir höchstallerselbst eigenäugig geweinte Träne. Im übrigen bin Ich als Diktator und Ober- Osaf leider ohne jeden Einfluß auf die Dinge.'

mals gingen die Namen der russischen Eisbrecher ,, Krassin" und" Malygin" und die der Flieger Tschuchnowski und Babuschkin über die ganze Welt. Aber niemand wußte damals etwas von Woronin, der auf dem Eisbrecher Sedom" eine Fahrt vollbracht hatte, die in der Geschichte ohne gleichen war: 8000 Meilen lang war der Weg des Sedom", davon gingen 5000 Meilen durch das Eis. Wer etwas von der Navigation in der Polarzone versteht, wird diese Leistung für unmöglich erklären. Woronin hat sie vollbracht und dadurch die Aufmerksamkeit der Gelehrten vom Arktischen Institut in Leningrad   auf sich gelenkt

1929 stellte Woronin den Weltrekord für die Schiffahrt in den freien Gewässern der Arktis  auf; er erreichte damals Breiten, zu denen bisher noch kein Schiff vorgedrungen war. Im selben Jahr stellte er einen neuen Rekord auf, indem er mehrere Inseln entdeckte und weiße Flecken auf der Landkarte beseitigte. In diesem Jahr endlich ist es Woronin gelungen, die Nordostvassage in zwei Monaten und drei Tagen durchzuführen.

eigentliche Kommando im Kampf gegen das Eis. Uebrigens verbindet ihn mit Schmidt eine alte, in den Gefahren gemeinsamer Fahrten durch das Eis erprobte Freundschaft.

Wenn der Alegander Sibirjatom" vom Eis bedroht mar, ließ sich Woronin kaum blicken. Er stand auf der Kommandobrüde, deren schmalen Raum er mie der Löwe seinen 3winger durchmaß. Meist hatte er den Blick auf seine Schuhe gerichtet. Blößlich schien er dann aufzu­wachen, um feinen riesigen Krimstecher an die Augen zu führen und in der Unendlichkeit des Eises eine Fahrrinne für sein Schiff zu suchen. Fand er teine, so stieg er hinauf in den Korb, der am Gipfel des Hauptmastes befestigt war. Wenn es sein mußte, stand Woronin ganze Tage auf seinem Posten, ohne sich eine Minute Schlaf zu gönnen. In solchen Lagen war es nicht ge= raten, ihm auf seiner Brücke einen Besuch abzu­statten. Ein allzu Borwiziger, der es dennoch ristierte, tam sehr schnell wieder herunter. Stets aber hörte man im stärksten Sturm die Stimme des Kapitäns: Boran, Sascha, voran!" Sascha" -so nannte er fein Schiff, den ,, Alexander Sibir­jatom".

Mehr als das Nordmeer und seine Stürme fürchtet Rapitän Woronin, daß man seine ange­borene Zärtlichkeit und Sensibilität erkennen fönnte. Wenn er sich doch einmal verrät und Regungen erkennen läßt, die bei einem rauhen Seebären wunderlich stimmen, fängt er an zu Schimpfen und auf diesem Gebiet ist er ebenso Meister wie in seinem Beruf. Aber niemand an Bord nimmt ihm das übel.

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Der Rat der Volkskommissare in Moskau   hat der Hauptverwaltung des nördlichen Seemeges jezt die Aufgabe gestellt, den Seeweg vom Weißen Meer   bis zur Behringstraße vollständig auszu­gestalten und auszurüften und alle Bedingungen für die Sicherheit der Schiffahrt auf dieser Straße zu schaffen. Alle bestehenden meteorologischen Stationen und Radiostationen am Ufer und auf den Inseln des nördlichen Eismeeres werden der Hauptverwaltung unterstellt. Professor Otto Julius Schmidt, der Leiter der Polarexpedition des ,, Sibirjakow" ist zum Direktor der neuen Or­ganisation ernannt worden.

, Motten machen die Geschichte..."

Ein tragikomisches Ereignis erregt die Gemüter von Paris  : Ein Nationalheiligtum ist zerstört worden, ohne daß man gegen die Täter etwas unternehmen tann: Napoleons   Hosen, die er in der Schlacht von Waterloo trug, ein Glanz- und Schauftück der Napoleon  - Abteilung des Louvre­Museums, find vernichtet, von Motten zerfressen! Die Wut richtet sich in erster Linie gegen den verantwortlichen Museumsdiener, der es versäumt hat, Mottenkugeln und Kampfer in die historischen Unaussprechlichen zu legen. Dieser Diener ist, unbekannt wohin, sofort nach Bekanntwerden des Hofenruins geflohen. Die Tragödie kam dadurch ans Licht, daß der Abteilungsdirektor eine Um­gruppierung der Napoleon- Religien vornehmen

wollte; als er hierbei die Korsen- Hosen anfaßte, blieb ihm Staub in der Hand, und ohne näher hinzusehen, konnte er feststellen, daß die Hosen in der Hauptsache aus Löchern bestanden, die durch Fäden zusammengehalten waren. Obgleich die Insekten das Prunkstück so gut wie ganz zerstört haben, hat man sich doch dazu entschlossen, die Hosen einem erstklassigen Schneider in Reparatur zu geben, der moderne Unterlassungsfünden mit modernen Stofflicken zu heilen haben wird. Der Pariser   wird sich aber im Louvre in Zukunft dar­über klar sein, wenn er die Hosen sieht: Napoleon  hat nur zu 10 Broz. darin gesteckt!

Zeit- Durcheinander

im Rundfunk

Der Mittwoch brachte zu günstiger Stunde eine Darbietung, wie sie im Rundfunk heute leider sehr selten ist: ein Konzert, das unmittelbar zum werftätigen Hörer sprach. Hier wurden seine Lieder gesungen, schöne, ausdrucksreiche Lieder im Ton und Wort, von Menschen die seinesgleichen sind, in künstlerisch voll befriedigender Form. Dieses Jubiläumsfonzert des Deut­schen Arbeiter Sängerbundes" ent­hüllte etwas von dem Kulturwerk, das die Ar­beiterschaft aus sich heraus geschaffen hat. Bier Jahrzehnte Arbeiter- Chorgesang- d. h. 40 Jahre nicht nur kunstausübende, sondern auch kunst< fördernde Arbeiterschaft. Der Deutsche   Arbeiter-­sänger- Bund, dessen Mitgliederzahl heute in die Hunderttausende geht, hat über 1500 zum Teil um­fangreiche Chorwerte im eigenen Verlag heraus­gebracht. Leider standen nur 35 Minuten zur Verfügung, obgleich man durch die Tat sich hier zu der so oft betonten Volksfultur" hätte be­fennen fönnen.

Nach welchen unerforschlichen Gefeßen ist über. haupt die Zeitdauer der Vorträge bei der Ber­liner Funkstunde geregelt"? Geheimer Justizrat Heilfron tauchte endlich einmal wieder auf mit seinen ,, Rechtsfragen des Tages" und durfte ganze 15 Minuten reden. Ebenso lange durfte ein ausgezeichneter, aber wegen der Zeit­fnappheit auf ein viel zu schnelles Tempo ge= stellter Jugendvortrag von M. Raschte über die verschollene Stadt Knossos   dauern, in dem außerordentlich geschickt die Zeitferne und die Kulturnähe jener Epoche por 3500 Jahren an= schaulich gemacht wurde. Dafür erhielt Margret Naval für eine dünne Reportage aus einem Warenhaus, die den Titel führte, Madame tauscht um", 25 Minuten zur Verfügung ge stellt. Wie der weihnachtliche Umtausch in Wahr­heit aussieht, erfuhr der Hörer nicht; Angestellte, die an ihrer Arbeitsstätte darüber befragt werden, sind natürlich verpflichtet, im Sinne der Firma auszusagen.

In der Reihe Die junge Generation" sprach am Donnerstag Gerhard Neumann über Die Berantwortung der Jugend gegenüber dem Beist" Man braucht in einzelnen Punkten mit dem Redner nicht überein zustimmen; auf jeden Fall aber erhielt man den heute seltenen Eindruck daß hier jemand vor dem Mikrophon stand, der das Leben mit warmem Herzen und flarem Kopf anzusehen weiß.

Am Abend ging ein einstündiges, sehr ge­fälliges Orchestertonzert unter Bruno Seidler- Winfler einer dünnen, kunter­bunten Unterhaltung voraus, die von einem laut Programm Hörluftspiel ,, un schlägt's drei­3 eh n" eingeleitet wurde, das dreiviertel Stunden dauerte, obwohl der Stoff eben zu einem drei­viertelstündigen Stetsch gereicht hätte.-1z.

Die Neunte in der Volksbühne. Wieder ist es die Volksbühne, der wir die ernsteste, aber auch würdigste und schönste Silvesterfeier verdanken merden: wie alljährlich wird um 11 Uhr nachts im Theater am Bülowplay Beethovens großes Friedenslied, die Neunte Sinfonie, er­flingen, gespielt vom Philharmonischen Orchester, vom Berliner   Volfschor und hervorragenden So­listen gefungen Die Leitung hat Jofeph Rosen= stod. Generalmusikdirektor des Mannheimer  Nationaltheaters, übernommen; der ausgezeichnete Dirigent wird bei dieser Gelegenheit zum ersten­mal in Berlin   zu hören sein. Karfen an der Abendkasse noch erhältlich.

Ausstellung des Wagner- Archivs. Das bevor stehende Wagner- Gedenkjahr wird die unter dem Namen Wahnfried Archiv   bekannte und berühmte Handschriftensammlung des Hauses Wahnfried zum erstenmal der Deffentlichkeit zu­gänglich machen. Die Sammlung, schon zu Leb zeiten Richard Wagners   angelegt und von seiner Gattin Cosima nach seinem Tode planmäßig fort­gesetzt, umfaßt alle irgendwie erreichbar gewese­nen handschriftlichen Urkunden Richard Wagners. Sie wurden bisher streng vor den Augen der Deffentlichkeit behütet. Die Stadt Bayreuth  wird nun eine Auswahl in Gestalt einer Aus­stellung in den Sommermonaten des Jahres 1933 den Besuchern Bayreuths und den Festspielgästen darbieten.

Die Humboldt- Hochschule gibt soeben ihr neues Vor­lesungsverzeichnis heraus. Es sind diesmal mehr als 200 Reihen, Uebungen und Führungen angekündigt. Unter den Sonderveranstaltungen ist ein Gerhart­Hauptmann- Abend zu erwähnen, auf dem Julius Bab  die Festrede hält und Theodor Loos   rezitieren wird, sowie ein Bach- Abend des Neuen Bach- Orchesters.

Im Deutschen Theater wird infolge der Absetzung des Schauspiels Gott, Kaiser und Bauer" Silvester, 7 Uhr, das mu, kalische Lustspiel Essig und Oel" mit Hans Moser   zum ersten Male gespielt und bleibt auch die folgende Tage auf den Spielplan. Die Kammer­spiele find bis auf weiteres geschlossen.