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Zwei Lebende and ein Totert

Berger machte ein sehr besorgtes Gesicht. Menn es nur nicht entdeckt wird."

Uber Rognos antwortete abwehrend: Ausgeschlossen. Glauben Sie, es fällt der Post auf, daß jemand einen postlagernden Brief nach Gjövit einschreiben läßt? Nach einem Monat wird sich niemand mehr dessen erinnern. Und feine Menschenseele wird darauf verfallen, mich mit dieſem Brief in Berbindung zu sehen."

,, Und die Handschrift?"

Und

,, Da müßten sie zunächst einmal sämtliche Handschriften im Lande untersuchen. zweitens habe ich natürlich nicht geschrieben, ich habe lateinische Buchstaben gemalt." ,, Und die Fingerabdrücke?"

,, Erstlich mal sind meine der Polizei un­bekannt. Und zweitens find gar feine vor handen. Papier und Umschläge habe ich mit Handschuhen gekauft und mit Handschuhen habe ich geschrieben. Nicht mal das Geld habe ich mit bloßen Händen berührt. Und die Tinte stammt aus der Posthalle."

Er versuchte, ganz faltblütig auszusehen, aber er errötete doch.

,, Nicht wahr", saate er. Ich sollte eigent­lich Spizbube von Beruf sein?"

Berger machte eine abwehrende Bewe­gung. Und nach einer kurzen Stille sagte er: Ich dachte nicht, daß all das so ein­fach wär'."

,, Es war auch nicht einfach. Wir haben beide mer meiß wie viele Berfahren aus­probiert, bis mir das rechte fanden. Wenn der Selbſterhaltungstrieb die Phantasie bis zum äußersten aufpeitscht, dann findet sie eben zulent immer was Brauchbares."

Wieder kam eine Pause. Berger erhob sich, um sich etwas Bewegung zu verfchaffen. Aber er fam nicht weit, er blieb gleich stehen. ,, Und nun?" fragte er.

,, Ja und nun? Das haben Sie zu entscheiden, wie ich Ihnen schon sagte." Berger schüttelte unwillig den Kopf. ,, Das habe ich Ihnen schon beantwortet."

Ich möchte aber gern, daß Sie es erst nochmal befchliefen. Ich möchte ungern eine Antwort haben, die Sie später bereuen

würden."

Ich werde sie nicht bereuen."

,, Und dennoch möchte ich Ihre Antwort nicht heute schon haben. Ich werde in der tommenden Woche jeden Abend zwischen neun und zehn hier auf Sie warten."

Und wenn ich an meiner Antwort fest­halte?"

,, Dann sehen wir uns nie wieder." Berger bestätigte dies mit einem schweren Nicken.

,, Nie", sagte er.

Beide hatte eine merkbare Erregung er griffen. Rognos sagte mit abgewandtem Blick: Dann werde ich das Land verlassen." ,, Das Land verlassen?"

,, Ja, ich habe Aussicht auf eine Anstellung in einem norwegischen Geschäft irgendwo im Ausland.".

Berger schien erleichtert. Nehmen Sie die Stelle nur an", sagte er. Sie können es ruhig tun. Ich werde nie anders darüber denken."

,, Sind Sie dessen so sicher?"

,, Ja- ganz sicher." Ja

,, Und Sie glauben nicht, daß ich mich an­zeigen sollte?"

,, Wozu sollte das gut sein?" Rognos fah vor sich nieder, bleich und ge­quält. Um zu fühnen", sagte er. ,, um meine Strafe zu erleiden."

Dies flang, als habe er daran schon lange gedacht. Berger betrachtete ihn verwundert und nachdenklich. Dann schüttelte er den Kopf.

Was hülfe das", sagte er. Ich glaube nicht an eine äußerliche Sühne." Und die innere?"

,, Doch. Aber damit ist es ja schon in Ord­nung." Dann sagte er, schmer, als ob seine eigenen Worte ihn belasteten: ,, Da size ich nun und höre Ihre Bekenntnisse an und habe doch nicht das Gefühl, einen Verbrecher Dor mir zu haben. Es mag töricht flingen, aber ich hatte mehrere Male die Empfin= bung, als handle es fich bei allem, was Sie mir erzählten, gar nicht um uns. Als ab andere es erlebt hätten."

Rognos jah ihn aufmerksam an. Dann mandte er feine Augen ab. So ist es mphl auch", sagte er,

Er faß mit gelenktem Blid, die Hände im Schoß Berger betrachtete ihn noch eine Weile, dann ging er zögernd nach seinem Binterüberzieher und zog ihn an. Sein Ge­ficht hatte dabei einen personnenen und mehen Ausdrud. Und es dauerte eine Weile, bis diese Schwere von ihm abglitt. Dann trat er mit dem Hute in der Hand vor Rognos, der ihm ernst und fast feierlich ent­gegenjah.

Roman von Sigurd Christiansen

Ich sage Ihnen jezt Lebewohl", sagte er. ,, Es ist mir fast wie ein Begräbnis."

Er schüttelte hilflos den Kopf. Und Rognos stand auf und gab ihm schweigend die Hand. Keiner von beiden vermochte noch etwas zu sagen. Sie machten es mit einem furzen Händedrud ab.

Erst, als er die Tür hinter sich schließen wollte, sagte Berger: Erwarten Sie mich nicht. Es ist abgemacht. Ich fomme nicht wieder her."

7.

So wurde Berger zum zweitenmal in den Strom des Geschehens hineingerissen. Nicht so jäh wie das erstemal und nicht mit diesen nie zu verwindenden äußeren Eindrücken.

Und doch erschütterte es ihn auch diesmal bis ins innerste Mart. Erinnerung und Bhan­tasie waren in einem Aufruhr, der ihn fortriß, ohne daß er auch nur den Versuch machen fonnte, ihn zu meistern. Erfüllt bis zum Rande, lief er bis in die späte Nacht in den Straßen umher. Was ihm am deutlichsten und beklemmendsten im Gedächtnis stand, war nicht Rognos' langer Bericht. Der mar trotz allem nur die erschütternde Erklärung eines Ereignisses, das bereits acht Jahre zurücklag. Nein, was sich in ihm festgebissen hatte mit derselben Furchtbarkeit wie da­mals, als es geschah, weil es in sich ja auch das ganze verworrene Geschehen erklärte, das waren Rognos' Worte: Ich weiß näm­lich, wer Quisthus getötet hat." Was er empfand, als er diese Worte hörte und als ihm die Wahrheit langsam und mit unheim­licher Sicherheit aufging, das überschattete alles andere.

Ich habe ihn ins Gesicht geschlagen, dachte er, ich fonnte nicht anders. Es war die einzig mögliche Antwort, das einzige, was mir menigstens etwas darüber hinweghelfen fonnte. Und hatte ich nicht das Recht dazu und wenn menn es auch zu spät mar ich es auch hinterher bereute? Er überquerte eine Straße, ohne es zu merten. Herrgott, was habe ich erleht, stöhnte es in ihm. Ein Wunsch ist mir er­

Was gibt es Neues?

Ein Blick in die Technik

Mignons Sehnsucht nach dem Land, wo die Zitronen blühn, hat heute in mehrfacher Be­ziehung einen zitronensauren Beigeschmad. Das foll feine politische Anspielung sein, sondern hat mit Italiens Nationalfrucht selbst zu tun. Man befürchtet, daß dies schöne Exportgeschäft( 150 Mil­lionen Lire im Jahr) in absehbarer Zeit ein Ende nehmen wird, denn die Zitrone wird langsam, aber sicher ein Opfer der Chemie. Es geht nicht um die zwanzig Prozent für Limpnadenzmede, sondern um die übrigen achtzig, die von der In­dustrie als zitronenfaurer Kalf verwendet werden, den sich aber diese Industrie, ohne einen Baum zu schütteln, jetzt selbst herstellen kann, nämlich aus Zuder.

Durch die zeriegende Tätigkeit eines Bazillus werden zwei Kilo Rohrzucker durch Gärungs­prozeß in ein Kilo zitronensauren Ralf verwandelt. Das ist billiger und bequemer, als Zitronen zu pflüden. Sollte die Zitrone dasselbe Schicksal Effigsäure, die heute fast ausschließlich ſynthetiſch haben wie der Indigo, der Kampfer oder die hergestellt werden? Wird der Zitronenhain, das Landschaftssymbol Italiens , nur noch als Kulisse dem Fremdenverkehr zu dienen haben?

Und der schöne Kaffee! Er offenbart die tragische Seite technischer und alchimistischer Kunst­stücke. Wenn Zeitungen ihrem Leser die Vernich tung von drei Millionen Sad Kaffee als Kurio­sum" auftischen, so werden höchstens jene darüber lächeln, die noch neben einem duftenden Mokka fizen, aber die anderen... Das ist ein Kapitel für sich. Jedenfalls will man in Santos den billigen Kaffee, der heute billiger als Kohle iſt und von dem den Fischen nur übel wird, irgend­mie zu Geld machen. Zu diesem 3med murden erfolgreiche Bersuche unternommen, gemahlenen Kaffee zu Britetts zu verarbeiten und diese alsdann für Gaserzeugung zu vermerten. Die Gasfabriken beabsichtigen diesen Prozeß im großen Stil durchzuführen, und man kann bazu nur sagen: seltsam sind die Wege der Kaffeebohne.

Da ereignete sich noch ein Fall, über den die Umschau" berichtet und der deutlich die tragische Situation unserer Zeit beleuchtet. In Dänemark wurde kürzlich das Fleisch von 25 000 a b= gemolkenen Kühen nicht, wie üblich, zu Wurst verarbeitet, sondern zu Tierkörpermehl als Schweinefutter und zu Leim für tech= nische 3wede. Das brachte mehr als der Verkauf auf dem Viehmarkt! Mit diesem Leim merden wir auch nicht die aus den Fugen ge­gangene Welt zusammenkleben, aber auf das Fleischfelbft abgemolfener Kühe zahllose knurrende Mägen.

marten

Das Sprichwort vom Glück und Glas, die so schnell brechen, hat heute seine Gültigkeit verloren. Das Glück kommt gar nicht dazu, in Stücke zu gehen, weil es nicht da ist, und das Glas wird heute so unzerbrechlich hergestellt, daß man es als Banzer für Gewehrkugeln verwenden kann. Da­neben ist es gelungen, Glas als äußerst sta= bilen Werkstoff zu bearbeiten. Mit dem neuen Hartmetall Bidia läßt sich ein Glasblod in der Drehbank schneiden, bohren und fräsen, als wäre er aus Holz. ( Natürlich gibt es bei dem

Elifabeth Pohleng:

Kleine Zellen

[ Heide

Letzte Bitte. Lange gehn wir schon über die knisternde Und wissen beide: Zum letzten Mal... Und möchten endlos so weiter wandern, Nahe am andern,

In banger Qual­Bis wir müde sind

Und Traum uns tröstet und gütiger Wind Die letzten Tränen verweht...

spröden Material feine Späne.) Diese Methode gibt des Glas zahlreiche neue Verwendungsmög­lichkeiten.

Was dem Glas billig ist, mag dem Kaut chuf recht sein. Nach dem ungeheuren Preis­Sturz im Jahre 1931 bemüht man sich, neue Ab­satzmöglichkeiten für dieses Naturprodukt z11 schaffen. Den Weg dazu mies ein Berfahren, die Kautschulmilch( Later) dort, wo sie aus dem Baum fließt, im Rohzustand zu konservieren, damit man sie nach Belieben später verarbeiten kann. Da durch ist der Kautschut zum Werkstoff der unbes grenzten Möglichkeiten gemarden. Neben den uns bekannten Babeartikeln, den Schuhen und Bällen, mird er vielleicht bald als Baumaterial eine Zukunft haben. Mit Erfolg wurden Rohr­leitungen aus ihm hergestellt, die ebenso säure­und bruchfest pie die besten Metalrohre sind. Auch für Gefäße bemährt er sich gut. Aber eine hübsche Neuheit ist ein Schlafsofa, das aus einer Mischung von Kautschufmilch und Roßhaar besteht. Es ist elastisch, dauerhaft, hygienisch und motten­ficher. Was mill man mehr... höchstens das

Grigory Ofcheroff:

Kidjil

Durch Zufall meil man alles Schöne und Merfmürdige nur so erlehen fann durch Zu fall erlebte ich auch diese kleine Geschichte mit Kidjil.

Es mar in einem kleinen Fischerdorf im Süden Italiens . Wir saßen beisammen, einige Maler, Malerinnen, Schriftsteller und andere Künstler, tranten Wein und warteten auf den Hausherrn, den Kunsthistorifer W., der nach Capri gefahren mar und einen guten ,, Lacrimae Christi" von dort mitbringen wollte, zu dem er uns eingeladen hatte. Die Unterhaltung war allmählich ins Stoden ge­raten, nachdem alle Geistergeschichten des Orts somie die Klatschereien der Kolonie durchgenommen waren; da lenkte das Gequate pon Enten, die in einem Drahtkäfig auf der Terrasse saßen, das Ge­spräch auf neue Bahnen: auf Tiergeschichten.

Die Enten übrigens hielt der Kunsthistoriker nicht etwa zum gelegentlichen Entenbraten oder aus purer Tierfreude, nein, er wollte, wie er sagte, einmal augenscheinlich feststellen, wie lange Enten bis zu ihrem natürlichen Tode aus Altersschwäche leben können. Er war überhaupt ein origineller Kauz, und komische Geschichten und sonderbare Einfälle von ihm sind viele im Umlauf. Zum Rasieren gebrauchte er nie einen Spiegel( der ein­zige im Hause war gänzlich blind), sondern er malte mit Kohle einen Punkt an die Wand, stierte den Punkt an und schabte sich mit dem gänzlich stumpfen Messer die Stoppeln. Er behauptete, er sähe sich in diesem Punkte besser als in einem Spiegel, und tatsächlich schnitt er sich nie...

Seine Enten freilich sind doch keines natürlichen Todes gestorben... Wie er mir später erzählte, hatte er täglich der Enten megen stürmische Auf­tritte mit seiner Haushälterin. Um dem zu ent­gehen heiratete er die Haushälterin. Die Auf­tritte der Enten megen hörten in der Folge tatsäch= lich auf, denn die corpora delicti tamen fufprig gebräunt mit Petersilie und Mohrrübchen gar niert als Hochzeitsbraten auf den Tisch. Tränen den uges er, lachenden sie biffen sie einträchtig beieinander fizend in die sunden Entenkeusen... Um auf Ridjil zu tommen: nach etlichen er­zählten Tiergeschichten hörten wir das Bellen van Berberus, und mit vielen Flaschen und einem Korb beladen trat unser Gastgeber in die Tür. Mit Hallo und Freudengeheul begrüßten und um­ringten mir ihn, doch er mies uns geheimnisvoll zurüd. Langsam entledigte er sich der Flaschen und Batete und stellte vorsichtig den verschnürtan Korb auf den Tisch. Gespannt und neugierig. beaugten wir ben geheimnisvollen Korb, Um

füllt worden, ich weiß es hätte ich aber gemußt, mie, nie hätte ich es gewünscht. Und grade der. Der!

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Er schauderte und schüttelte den Kopf, als ob er es dadurch loswerden, es von sich schleudern fönnte. Nein, es ging nicht, es ließ sich nicht abschütteln. Es war geschehen. Der hier ging, das war er, und der, von dem er fam, war Rognos.

Es war zwei Uhr nachts, als er nach Hause lam. Als er ins Schlafzimmer trat, faß Helene aufrecht im Bett und sah ihn schlaftrunken und erschrocken an.

,, Was fällt dir ein?" fragte fie. ,, Weißt du denn nicht, daß du um sechs Uhr auf­stehen mußt?"

Er nickte ihr nur beruhigend zu und fing an, sich zu entfleiden, ohne sie anzusehen. ,, Ist etwas geschehen?" ,, Wiejo?"

,, Du siehst so verstört aus."

,, So? Nein, es ist nichts."

Es quälte ihn, mie sie dalag und ihn über­machte. Und es war ihm eine Erleichterung, als er das Licht löschen konnte. Er mandte ihr den Rücken zu und verfroch sich unter die Bettdecke, um mit seinem Erleben allein zu sein.

( Fortsetzung folgt.)

Geld und die Ruhe, um sich darauf auszustrecken. In Amerika , das man einst das Land der unbe­grenzten Möglichkeiten nannte, liefen Ende vari­gen Jahres zwei Schiffe vom Stapel, die Nem York" und Havana", deren Konstruktion mirklich neuartig ist. Sie können nämlich 100 beladene Frachtzüge in ihrem gewaltigen Eisenleib verstauen. Ein Spezialkran ladet die Züge ein und aus, und das Einladen eines zuges soll nicht länger als drei Minuten dauern. In vier Etagen werden die Züge untergebracht. Die ganze Geschichte beruht auf einem Rechenerempel. Man hält diese Methode für richtiger und billiger als das zweimalige Umladen der Waren, Zeit ist Geld" hat trog der Depression seine faszinie rende Wirkung auf den Amerikaner nicht verloren.

Zum Schluß noch ein furioser Fall: Bei einem Wolfenbruch in Kalifornien wurde ein Bahndamm so mitgenommen und unterwühlt, daß ein Zug abstürzte. Die Beamten konnten sich noch recht­zeitig resten, aber die Lokomotine mar eine Stunde später in einem neu entstandenen Fluß­bett unter dem Schlamm völlig verschwunden. Sie murde vergebens gesucht, bis ein Ingenieur auf die Idee tam, die tofthare Lokomotive mittels einer Magnetnabel zu suchen. Er ging das Flußbett entlang, und plößlich zeigte die Nabel jentrecht nach unten. Die Maschine lag 5 Meter unter der Oberfläche, und ihre Ausgrabung und Hebung kostete die Kleinigkeit von 100.000 m. Gog.

ständlich pullte er die Knoten auf und löste zögernd die Stricke. Dann hob er den Deckel und zärtlich flötend rief er: Kidjil! Ki- i- i- djil!" Es zeigte sich zuerst ein flacher, rostbrauner Schlangentopf mit türkisgrünen Augen, dann ein schmaler, sandfarbener Löwenkörper auf schlanken, hohen Beinen mit braunen Pfoten ein herr­licher, junger, fiamesischer Kater. Ein Begeiste rungsbeifall donnerte ihm entgegen. Kidjil sah uns alle mit grünem, stolzen Blid an, dehnte und streckte sich, sprang vom Tisch herunter, machte ein paar Schritte und erblickte Incubus.

Incubus mar der alte Maustater, der seit acht Jahren bereits im Hause wohnte, groß, bid, schwarz und plebejischer Herkunft. Wenn man ,, Incubus" rief, antwortete er stets mit frächzender Stimme: ,, eh äh- äh!"

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Incubus saß gerade vor seinem ominösen Reis­napf und fraß ergeben seine tägliche Reisportion. Kidjil, der neue Hausbewohner, schritt langsam auf Incubus zu, beroch ihn von hinten, machte ein ernstes Gesicht wie ein Weinkenner, der einen Tropfen Wein auf die Zunge genommen hat, horchte in sich, ging dann zu Incubus nach vorne, beschnüffelte ihn da, rollte die Augen, daß es grüne Blige und grüne Sonnenfinsternisse darin gab, mit schüttelte verächtlich die Pfoten ab und elegantem, federleichtem Say sprang er auf das Sofa und streckte sich wie ein Großmefir auf der schönen, grauen Wolldecke aus.

Incubus ließ von seinem Reis ab, ging zur Tür hinaus und kehrte nicht wieder. Incubus wurde auch im Dorfe nie wieder gesehen und keiner meiß, mas mit ihm geschah.

Geschichtchen aus Schwaben

Die trauernde Witme.

Ich hörte in der Eisenbahn auf der Fahrt von Stuttgart folgendes Gespräch zwischen einem maderen Schmaben und einer jungen Frau in Trauer:

,, Also, liebe Frau, jetzt heulet Se no nemme! Des ischt jo schrecklich, wie Sie fich des zu Herze nehmet Schterbe muß e jeber emol, und wenn Ihr Ma' hat fort müsse, no muß mer des eben au als Schicksal hi'nehme..."

,, Ach.. ach.. ach... 0000hh.... uuuuhhh.." ,, Jetzt beruhiget Se sich doch! Sie send jo no so jung. Sie tönnet au no emol heirate. Sie fendet immer no ein'n. Ja, jetzt habbe mer Januar; menn Se sich jetzt verlobe, no fönnet Se um Oschtere rum mieder heirate.." ,, Uuuh... Sie hent guet schwäge... Bis Dschtere ischt' s no lang...."

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erb