Der Rotter Konzern, der unter dem Vorwande, der deutschen Theaterkunst zu dienen, anderthalb Jahrzehnte lang in den Theaterbetrieb die bösesten Geschäftsmethoden hineinbrachte, iſt nun endgültig zusammengebrochen. Banken und Privatfinanziers sind zwar augenbliclich damit beschäftigt, das komplizierte Gebilde aus dem ökonomischen Ersaufen zu retten, man weiß aber noch gar nicht, wieviele Bühnenfünstler aller Kategorien, wieviel Lieferanten, Bühnenautoren, Komponisten und andere wirtschaftlich schwache Persönlichkeiten bei der Katastrophe Kopf und Kragen verlieren werden. Sicher iſt allein, daß die Schädlinge, die Brüder Alfred und Friz Rotter, die vor etwa 20 Jahren in Berlin auftauchten und die in unersättlichem Expansionsdrang dem deutschen Theater jedes moralische, fünstlerische und geschäftliche Fundament untergruben, nun endgültig ver schwinden müssen. Es darf nicht mehr geschehen, daß die Erfinder und Ausbauer des sog. Rottersystems in irgendwelcher Form und Funktion überhaupt wiederkehren.
Diese Rottermethoden wurden in einer Ber fammlung beleuchtet, zu der der Verband der deutschen Bühnenschriftsteller und-komponisten eingeladen hatte. Man hatte erwartet, einer der Brüder Rotter werde erscheinen, um sich vor den Hauptlieferanten seines Materials, eben den Autoren und Komponisten, zu rechtfertigen. Es geschah nicht. Das, was als Kunst und Geschäft der Rotters vor der Deffentlichkeit firmiert wird, besteht eben nach dem Handelsrecht gar nicht. Das heißt: die beiden Brüder Alfred und Friz Rotter haben ihre Unternehmungen systematisch derartig verschachtelt und maskiert, daß sie kaum noch persönlich zur Verantwortung gezogen werden können. In alle ihre Unternehmungen haben fie Strohmänner hineingesteckt, hinter denen sie sich selber verstecken. Die neun Theater, die vor dem Publikum rotterisch genannt werden, haben Konzefficnäre und Verwalter, die den Rotters jede Verantwortung abnehmen, die aber selbst vollkommen vermögenslos sind und des= wegen taum gefaßt werden können. Das war seit jeher die Gründungsmethode der Rotters.
Während durch ihre Schuld Hunderte von Existenzen geschädigt werden, mimen sie selber ein fentimentales Simulantenspiel. Alfred Rotter meilt an der Riviera und teilt mit, daß seine armen Nerven zusammengebrochen find. Der gute Bruder Friz teilt dafür der Welt mit, seine Familienliebe gestatte ihm nicht, den kurbedürftigen Bruder mit Geschäften zu behelligen.
Die Schulden der Rotters sind nach den einen Angaben auf 3 Millionen ange
Bracht unter der Lupe
Personalpolitik in Preußen
Der auf sozialdemokratischen Antrag eingesetzte Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtags zur Nachprüfung der Grundsäße der Personalpolitik der Reichskommissare in Preußen hielt am Dienstagabend seine konstituierende Sizung ab. Borsitzender des Ausschusses ist Abg. Schwent( Komm.). Zum Berichterstatter murde bestimmt Abg. Bubert( S03.), zum Gegenberichterstatter Abg. Rosenhagen( Nsoz.). Ausschuß beschloß, vom Staatsministerium die Aften anzufordern, die sich auf die Ber fonalveränderungen nach dem 20. Juli 1932 be ziehen. Die nächste Sigung des Ausschusses wird vom Vorsitzenden im Einvernehmen mit den Berichterstattern anberaumt werden.
Stahlhelm ruft Hilfe
Der
gegen braune Landstreicherbanden
Eigener Bericht des Vormärts"
Braunschweig , 17. Januar. Zwischen dem Stahlhelm und den braunschweigischen Nazis ist wieder einmal ein offener Krieg ausgebrochen. Wie der Landes verband Braunschweig des Stahlhelm der Deffentlichkeit mitteilt, wurde der dem Stahlhelm angehörende Gemeindevorsteher Friedrichs in Sonnenberg auf seinem Gehöft von unifor mierten S.- Leuten überfallen und niedergeschlagen, weil der Gemeindeporsteher sich gegen die Anmaßung von Polizeigewalt durch die SS. gewandt hatte. Der Ueberfallene murde schwer verletzt.
Damit nicht genug, schossen die SS. Leute, die unter dem Befehl des Nazirechtsanwalts und Landtagsabgeord neten Alpers standen, hinter dem Schwerverletzten her und schlugen sieben Fensterscheiben. ein. Bergeblich wandte sich die Frau Friedrichs' telephonisch an das Ueberfallkommando in Braun schweig . Die Stahlhelm- Erklärung behauptet, daß die Hilfesuchende gefragt worden sei, von wem der Ueberfall geschehen wäre. Die Täter seien als Nationalsozialisten bezeichnt worden. Darauf sei feine Hilfe gekommen. Auf nochmaliges telephonisches Ersuchen wurde die Frau an den Landjäger verwiesen mit dem Bescheide, das lleberfall
laufen, andere nennen eine noch höhere Summe.
Neben den Schulden, die sich durch unbezahlte Bagen und unbezahlte Lieferungen ergeben, haben die Rotters( in Wirklichkeit sie allein und nicht ihre Strohmänner) 100 000 Mart Tan= tiemenschulden an Autoren und Komponisten. Seit drei Jahren zahlten sie überhaupt feine Tantiemen mehr, und ihre Anwälte verschleppten alle Prozesse. Die Autoren haben in der sogenannten Rotter- Billa eine Pfändung durchgesezt Ihnen wurden auch Möbel und andere Wertgegenstände in Höhe von 40 000 m. als pfändungsfähig bezeichnet. Als es zur Pfändung tam, erwies sich, daß alle diese Stücke schon für eine Schuld von 160 000 Mart verpfändet waren, und unter den pfändungsberechtigten Gläubigern befanden sich die Rechtsanwälte der Rotters, die für ihre Bemühungen auch fein Honorar erhalten hatten. Auf diesen behördlich mit blauen Vögeln geschmückten Prachtstühlen haben noch am Silvester Koryphäen der Berliner Gesellschaft, Diplomaten, Politiker unt andere Prominente als Ehrengäste der Rotters gesessen! Das ist das Satyrspiel zu dieser für viele sehr traurigen Tragödie.
Die Rotters schulden den Stars und den Choristen. Und die Beamten des Herrn Bracht, die sonst die Kunst sehr streng behandeln, haben den Rotters und ihren Strohmännern das Leben außerordentlich leicht gemacht.
Deswegen trifft ein großer Teil der Schuld an dem Krach dieser beiden Schuldenmacher die Aufsichtsräte für die Berliner Theater.
Die Behörden haben ernsthaften und gewissenhaften Unternehmern die größten Schwierigkeiten bereitet, sie haben es aber geduldet, daß die beiden Brüder in die Berliner Theaterverhältnisse die ungeheuerlichste Verwirrung brachten.
Die Methoden der Rotters blieben nicht auf Berlin beschränkt. Sie gaben in vielen Städten sogenannte Rottergastspiele. Aber auch dort krebsen die Strohmänner nur mit der Firma, die durch skrupellose Reklame in den Mund der Leute gekommen war.
Jezt darf nicht den Brüdern geholfen werden, den gleichen, die schon vor mehr als 10 Jahren bei dem großen Schauspielerstreit die übelsten Streifbrechermethoden betrieben, geholfen darf nur werden allen ihren Betrieben und damit den Arbeitnehmern, die dort tätig sind. Die Rotters selbst müssen verschwinden! Es wären in Berlin neun Theater, die geschlossen werden müßten, wenn feine Sanierung stattfindet.
tommando habe nicht nötig, zu kommen. Der nationalsozialistische Kommandeur der braunschweigischen Schußpolizei muß diese Darstellung des Stahlhelms bestätigen. Er entschuldigt das Verhalten der Polizei damit, daß nicht festzustellen gewesen sei, ob es sich um die preußische oder die braunschweigische Gemeinde Sonnenberg gehandelt habe. Der Stahlhelm, der Regierungspartner des Herrn Klagges, wendet sich gegen die unglaubliche Pflichtverletzung der Polizei.
Die Flucht Schäfers
Sozialdemokratie fordert Aufklärung Im Preußischen Landtag führt der Abgeordnete Berten Düsseldorf( Soz.) in einer Kleinen Anfrage aus, der Direktor Schäfer der Deutschen Bank in Düsseldorf sei vor zwei Monaten nach Begehung verschiedener Straftaten flüchtig geworden. Die Verhaftung des Flüchtlings, ohne die eine restlose Aufklärung der Unterschlagungen und Betrügereien bei der Deutschen Bant ausgeschlossen erscheine, sei bisher noch nicht gelungen.
In der Deffentlichkeit sei der Eindrud entstanden, daß der Mißerfolg in der Verfolgung des flüchtigen Bankdirektors Schäfer darauf zurückzuführen fei, daß gegen alle Gepflogenheit der Fall Schäfer sofort beim Bekanntwerden der Kriminalpolizei entzogen und dem Untersuchungsrichter übertragen worden sei. Durch diese Uebertragung sei in der Bearbeitung der Angelegenheit eine Verzögerung von zwei Tagen entstanden.
Das Staatsministerium wird gefragt, ob ihm die Gründe bekannt seien, die zu dieser ,, ungewöhnlichen Verschiebung des Ermittlungsverfahrens im Falle Schäfer führten", bzw. ob das Staatsministerium diese Verschiebung billige.
Die neue rumänische Ministerliste ist unter Vajda Boevod mit Titulescu als Außenminister vom König genehmigt worden. Ausgeschieden sind lediglich der frühere Ministerpräfident Maniu und der Innenminister Mihalaba, die sich mit dem König nicht vertrugen. Der Kurs soll der alte bleiben.
Kommunistisches Stadtverordnetenpräsidium in Pirna . In der ersten Sigung des neuen Stadtverordnetenkollegiums erhielt der Kommunist Ehrlich mit Hilfe der Sozialdemokraten in der Stichwahl die meisten Stimmen für den Vorsteherposten. Da für die Stellvertreter feine andere Partet Borschläge machte, fielen die Posten ebenfalls an die Kommunisten.
Neuwahlen
Hitler
Mam
,, Ich führe euch den sicheren Weg zur Macht."
NSDAN
Landtagsbeginn mit Brügeln
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Kommunisten und Nazis schlagen sich und vertragen sich.
Im Preußischen Landtag, der am Dienstag wieder zusammentrat, zeigte der Sigungsverlauf, wie sehr das weltbewegende Wahlergebnis von Lippe momentan den Mut der Nationalsozialisten gesteigert hat. Nach den schweren Ausschreitungen und Provotationen, die sie im Mai und Juni des vorigen Jahres im Preußenlandtag verübt hatten, waren sie vorübergehend verhältnismäßig anständig und gefittet geworden und hatten sich augenscheinlich Mühe gegeben, einigermaßen parlamentarisch aufzutreten. Jetzt aber, im neuen Landtagsabschnitt, ließen sie ihrer wirklichen Natur wieder einmal die Zügel schießen.
So tam es gleich zu Beginn der Sizung zu einem heftigen Krawall. Die Kommunisten hatten beantragt, über das gesamte Fürsorge= erziehungswesen in Preußen einen Untersuchungsausschuß einzusetzen. Namens der sozialdemokratischen Fraktion erklärte die Genossin Hedwig Wachenheim , daß mir zwar die Einsegung eines solchen Ausschusses nicht verhindern wollten, aber doch ernste Bedenten hätten, ob die Borladung der Erzieher und der Jugendlichen vor einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß dem Erfolg der Fürsorgeerziehung diene. Immerhin würden wir uns bemühen, dem Ausschuß zu einem so vernünftigen Ergebnis zu verhelfen, wie es angesichts der Zusammensetzung des jezigen Landtags nur möglich sei.
Diefe gelinde Anspielung auf die Tatsache, daß mir die nationalsozialistisch- kommunistische Mehrheit nicht als Verförperung der reinsten Vernunft anerfennen fönnen, machte die Nazifraftion wilb und veranlaßte sie zu
wilden Beschimpfungen der Rednerin,
bei denen sie wieder einmal ihre ganze Hochachtung vor der Frau öffentlich dokumentierten. Natürlich fonnte dem Beispiel des Nazifraktionsführers ube der Kommunistenführer Bied nicht
miberstehen. Er schimpfte um die Wette mit!
Kurz danach hatte sich das Bild erheblich geändert. Bei einer sachlich nicht gerade bedeutungsschweren Frage, der Auflösung der Schwalmer Meliorationsgenossenschaft ,
schimpfte der Kommunist Fränken die nationalfozialistische Fraffion feiges Gesindel", worauf der Naziabgeordnete Blei auf die Tribüne stürmte und auf Fränken einschlug.
Wie üblich stürmten von beiden Seiten Nationalsozialisten und Kommunisten in hellen Haufen auf die Rednertribüne und es schien wieder einmal zu einer der großen Parlamentsschlägereien zwischen ihnen zu kommen. Aber diesmal gelang es anerkennenswerterweise den beiden Fraktionsführern Bied und Kube, weitere tätliche Auseinandersetzungen zu verhindern. Nach Wiedereröffnung der Sigung schloß Präsident Kerrl den Schimpfbold Fränken und den Schläger Blei von der weiteren Teilnahme an den Berhandlungen aus. Der Rest der Tagesordnung fonnte glatt erledigt werden.
Man darf es wirklich nicht allzu tragisch nehmen, wenn Naziabgeordnete und KẞDisten sich gelegentlich einmal prügeln. Direkt vor der Schlägerei hatte es sich bei einer Abstimmung darum gehandelt, welcher Ausschuß das neue Gefeg über den Schuh der Uferwege und des Waldbestandes porberaten solle: die Nationalsozialisten münschten den Forstausschuß, die Sozialdemokraten dagegen den Gemeindeausschuß oder den Ausschuß für Bevölkerungspolitik, weil sie die Entscheidung weniger nach den Interessen der Forstwirtschaft und mehr nach den Be= dürfnissen der erholungsbedürftigen Bevölferung getroffen wissen, wollten. Obwohl nun ber fommunistische Redner
Schwent selber gefordert hatte, die Frage vorwiegend fozialpolitisch anzusehen, stimmten die Kommunisten für den Forstausschuß, nachdem der Nazifraktionssekretär Hinkler den Fraktionssekretär der KPD . Kasper gebeten
hatte,
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ihnen doch auf Gegenseitigkeit zu helfen. Wenn es gegen Sozialdemokratie, Republik oder Vernunft geht, werden sich die Prügelbrüder von ganz rechts und ganz links schon finden.
Nach der Schlägerei am Dienstag wurde für die Mittwochfizung die dementsprechende Tagesordnung gewählt: große Kulturdebatte mit je drei Stunden Redezeit für die Fraktionen!
Drei Todesurteile Wegen Spionage in Gdingenbo Warschau, 17. Januar.
In Gdingen wurden am Montag drei Todesurteile gefällt. Das Militärstandgericht verurteilte wegen Spionage einen Unteroffizier der Küstenluftflotte und das Zivilstandgericht den Mühlenbefizer Priebe aus Puhig sowie den Danziger Kaufmann Koch zum Tode.
Massenentlassung deutscher Arbeiter
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Im polnisch gewordenen Ost o berschlesien steuert der faschistische Pilsudski - Kurs immer offener im Fahrwasser der Entdeutschung und Bolonisierung. Selbst die durch deutsches Kapital sanierten ,, Hohenlohe- Werke" mißbrauchen ihre wirtschaftliche Macht im Dienste des polnischen Nationalismus.
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Die deutschen Arbeiter werden dadurch in dieser Krisenzeit besonders hart getroffen. 200 Einzelbeschwerden deutscher Arbeiter vor dem Schiedsgericht, wegen ungerechtfertigter, nationalistischen Gründen erfolgter Ent= lassung, geben einen Querschnitt von dem In nationalistischen Kurs in den Betrieben. Königshütte wurde der gesamte Be= triebsrat aufgelöst und ein den Nationalisten genehmer Rat kommissarisch eingesetzt. In den Hohenlohe - Werken" ist jetzt der dem AfA- Bund angehörende stellvertretende Betriebsobmann Wagner gemaßregelt und entlassen worden. Der wahre Grund: er hat einem auf die Straße gesetzten Kollegen bescheinigt, daß dieser wegen seiner deutschen Staatsangehörigkeit den Betrieb verlassen mußte.
So fäen die Betriebsbefizer in PolnischOberschlesien auch unter der Arbeiterschaft den Nationalha ß, der einmal bittere Früchte tragen muß.
Der holländische Kommunist Abg. Wynkoop ist vom Parteifongreß so ungünstig auf der Kandi datenliste für die Parlamentswahl placiert wor den, daß seine Wiederwahl als ausgeschlossen gelten kann. An seine Stelle steht Beuzemater, der sich geraume Zeit in Moskau aufgehalten und dort neue Instruktionen für die Parteitaktik erhalten hat. Wynkoop war bereits früher wegen angeblich zu eigenmächtigen Auftretens mit Moskau in Konflikt gekommen. Er hatte eine eigene unabhängige kommunistische Bemegung begründet, sich aber späterhin mit Mosfau wieder ausgesöhnt.
Die neugeborene bulgarische Prinzessin ist nach einem heftigen diplomatischen Kampf zwischen dem Nuntius und der orthodoxen Geistlichkeit nach orthodoxem Ritus getauft worden, obwohi die Mutter eine Tochter des katholischen italienischen Königspaares ist.