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BEILAGE

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J. P. Mayer: Marxismus und Eigentum

Zu den beliebtesten ,, Einwendungen" gegen den marristischen Sozialismus gehört die Behauptung: Der Margismus wolle das Eigentum abschaffen, um die Faulen mit dem Arbeitsertrag der Tätigen zu beschenken. Dieser Einwand geht jedoch an der Etellung des Margismus zum Eigentumsproblem völlig vorbei. Man muß aber einsehen, daß die klare Fassung des Eigentum­problems vor allem für gewisse Gruppen der Mittelschichten von größter Bedeutung ist. Schuhmacher, der Friseur, der Gemüseladenbefizer, der Kleinbauer, sie alle mollen ja keineswegs ,, fozialisiert" werden, sie wehren sich voller Haß gegen den angeblich eigentumsfeindlichen Marris­

mus.

Wie steht nun in Wahrheit der Marxismus zum Eigentum? Wir wollen nicht schlechthin und all­gemein enteignen, sondern der Privat= befiz an Produktionsmitteln soll vergesellschaftet, d. h. in Allgemeinbesig, in den Besiz aller über­führt werden.

Ehe wir uns aber diesen Satz verständlich machen, müssen wir uns den geschichtlichen Prozeß der Konzentration der Produktionsmittel in Erinnerung bringen. Marg hat diesen Prozeß im 24. Kapitel des ,, Kapital" eindrucksvoll be= schrieben: Das Privateigentum des Arbeiters an seinen Produktionsmitteln ist die Bedingung des Kleinbetriebes, der Kleinbetrieb eine notwendige Bedingung für die Entwicklung der gesellschaft­lichen Produktion und der freien Entwicklung des Arbeiters selbst. Allerdings existiert diese Pro­duktionsweise auch innerhalb der Sklaverei, Leib­eigenschaft und anderen Abhängigkeitsverhältnissen. Aber sie blüht nur, schnellt nur ihre ganze Energie, erobert nur die ihr angemessene klassische Form, wo der Arbeiter freier Privateigentümer feiner von ihm selbst gehandhabten Arbeitsbedin­gungen ist, der Bauer des Ackers, den er bestellt, der Handwerker des Instruments, worauf er als Birtuose spielt. Diese Produktionsweise unterstellt Zersplitterung des Bodens und der übrigen Pro­duktionsmittel. Wie die Konzentration der letzteren, so schließt sie auch die Kooperation, Teilung der Arbeit innerhalb desselben Produktionsprozesses, gesellschaftliche Beherrschung und Regelung der Natur, freie Entwicklung der gesellschaftlichen Pro­duktivkräfte aus Sie ist nur verträglich mit engen naturwüchsigen Schranken der Produktion und der Gesellschaft... Auf einem gewissen Höhegrad bringt sie die materiellen Mittel ihrer eigenen Bernichtung zur Welt. Von diesem Augenblick regen sich Kräfte und Leidenschaften im Gesell­schaftsschoße, welche sich von ihr gefesselt fühlen. Sie muß vernichtet werden, sie wird vernichtet. Ihrer Vernichtung, die die Verwandlung der in­dustriellen und zerspitterten Produktionsmittel in gesellschaftlich konzentrierte, daher des zwerghaften Eigentums vieler in das massenhafte Eigentum weniger, daher die Expropriation( Ent­eignung) der großen Voltsmasse von Grund und Boden und Lebensmitteln und Ar­beitsinstrumenten, diese furchtbare und schwierige Expropriation der Volksmasse bildet die Bor= geschichte des Rapitals."

Die Konzentration der Produktionsmittel ist demnach ein Ergebnis der kapitalistischen Ent­wicklung. An die Stelle des mittelalterlichen Hand­werkers, der mit seinen Produktionsmitteln gleich­sam verwachsen war, ist der moderne Indu= striearbeiter getreten, der von jedem Eigen­tum an Produktionsmitteln ausgeschlossen ist und nur über seine Arbeitskraft verfügt, die jede bodenständige Bindung verloren hat und zur Ware geworden ist. Die kapitalistische Entwid= lung treibt aber weiter: Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Bunft. wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt." Die Produktionsmittelbesiter werden. enteignet, d h. die Produktionsmittel( Bergwerke, Fabriken. Großgrundbesiz, Kapitalien usw.) gehen in das Eigentum der organisierten Ge= meinschaft über.

Damit wird jedoch das Privateigentum des Ar­beiters nicht w'ederherstellt ,,, wohl aber( so heißt es in diesem Zusammenhang bei Mary) das in= dividuelle Eigentum auf Grundlage der Er­rungenschaften der kapitalistischen Vera, der Ko­operation und des Gemeinbesizes der Erde und der durch die Arbeit selbst produzierten Produk­tionsmittel". Marr unterscheidet also offenbar ganz ausdrücklich zwischen Privateigentum ( an Produktionsmitteln) und individuellem Eigentum; von dem letzteren sagt er ausdrüc= lich, daß es wiederhergestellt werden soll. Der Marrismus ist also keineswegs eigen= tumsfeindlich, sondern er mill dem Arbeiter, der bisher nur über seine Arbeitskraft als Eigentum verfügen konnte, wieder zu indivi­duellem Eigentum verhelfen. Die Arbeitskraft des ausgebeuteten, zur Ware erniedrigten Ar­be ters wird zum Ausdruck seiner individuellen Perfon, deren freier Gestaltung er sich nunmehr im Rahmen der Gemeinschaft m'dmen kann.

2ein dies ist der Sinn der Enteignung". mie fie Marg verstanden men will. Da heute nicht nur der Industriearbeiter. sondern auch die Mossenheere der 2ngestellten und kleinen Beamten von den Brodutionsmitteln getrennt find, ailt für sie die gleiche Gese lichkeit. Da sie aber stärker an Eigentumsvorstellungen gebunden find, ist für diese Schichten die Herausstellung des

positiven Verhältnisses von Marg zum Eigen­tum von besonderer Bedeutung.

Es kann also bei der Vergesellschaftung der Produktionsmittel nicht daran gedacht werden, den Friseurladen oder die kleine Flick= schusterei zu sozialisieren, so wenig wie die Marristen daran denken, dem kleinen Bauern die berühmte letzte Kuh" aus dem Stall zu holen. In bezug auf das Kleinbauerntum wird man sich begnügen, die individuell wirtschaftenden

Betriebe, unter Berücksichtigung jahrhundertealter Traditionen, in genossenschaftliche Formen zu überführen. So schreibt Engels im Jahre 1894 ( Neue Zeit, Jahrgang XIII, 1, S. 301) ff.): ,, Wenn wir im Besiz der Staatsmacht sind,( werden) mir nicht daran denken können, die Kleinbauern ge= waltsam zu expropriieren( einerlei ob mit oder ohne Entschädigung), wie wir dies mit den Großgrundbesizern zu tun genötigt sind. Unsere Aufgabe gegenüber dem Kleinbauern be=

DONNERSTAG, 19. JANUAR 1933

steht zunächst darin, seinen Privatbetrieb und Privatbesig in einen genossenschaftlichen über­zuleiten, nicht mit Gewalt, sondern durch Beispiel und Darbietung von gesellschaftlicher Hilfe zu diesem Zweck. Und da haben wir allerdings Mittel genug, um dem Kleinbauern Vorteile in Aussicht zu stellen, die ihm schon jetzt einleuchten müssen." Wie Engels hier im engsten Anschluß an Marg das Kleinbauernproblem in ein positives Bild einer sozialistischen Wirtschafts­ordnung einordnet, so muß dies für jede gefell­schaftliche Schicht vorgenommen werden. Nur dann können diese Schichten für den marristischen Sozialismus gewonnen werden.

Jungarbeiter am Werk

Gang durch eine Berliner Arbeiter Berufsschule/ Von E. Meyke

Die Arbeiterberufsschule. durch die mir wandern, hat nur Schüler von 14 bis 18 Jahren, die zu den sogenannten Ungelernten gehören. Sie liegt im Wedding . Nur wenig Klassen sind hier, wenig in Bänke gepferchte Jung­arbeiter. Aus dem Keller hört man hämmern und Sägen. Keine Tischlerwerkstatt, sondern ein Bahnversandraum für die Verkehrs­arbeiter. Hier werden Tische, Stühle, Schränke, Bettstellen gepadt und bahnfertig gemacht, dort wird Glas und Porzellan, das aus der Brocken­jammlung erstanden ist, sorgfältig und mit Liebe verpackt. An Regalen im Hintergrund hängen Kleider, Blusen und Mäntel und warten auf vorschriftsmäßigen Versand.

Im Erdgeschoß wieder lebhafte Arbeitsgeräusche. Wir sind in der Holzwerkstatt, in der Fabrikarbeiter und Arbeitsburschen an den Hobel­bänken stehen. Gegenüber im Lichtbildzimmer fieht gerade eine Klasse die Entwicklung des Fahrrades vom Laufrad bis zum modernen Lindcar- Rad. Im ersten Stock wächst unser Er­staunen. Im Autoverkehrszimmer steht ein regelrechter betriebsfertiger Opel , dessen Ab­gase in den Ofen gehn. Eine Schar aus einem Erwerbslosenkursus steht um das Auto herum. Hier wird man nicht mit Theorie gefüttert, hier kann man die Maschine selbst kennen lernen. Daneben steht ein aufgeschnittener Ford- Wagen, damit man dem Maschinenwesen in den Leib jehen kann. Auch ein Motorrad und das Auto des fleinen Mannes, das Fahrrad, sind als betriebs­fertige Modelle vorhanden.

Im Nebenzimmer, dem Autolehrzimmer, fin die Bänke im Halbkreis angeordnet. An den Wänden sind Schränke, die nicht Chemie­

Käte

Trümpener:

und Physikapparate, sondern Kurbelwellen, Ver­gaser, Lichtmaschinen usw. enthalten. Auf dem Lehrtisch liegt ein Vierzylinderblock. Auch der fleine Mitfahrer soll seinen Wagen kennen, er muß mit Hand anlegen, muß Hilfsarbeiten leisten können. Auf der anderen Seite liegt ein Zimmer, mit Stahlrohrtischen und stühlen ausgerüstet. An den Wänden Registraturregale,-schränke und Karteifästen. Es ist das Fachzimmer für die Handelshilfsarbeiter. Wieder feine stille Klasse, sondern alles in Bewegung, in praf­tischer Arbeit. Ein Teil trägt Briefe in moderne Steil- oder Flachkarteien ein, andere legen Briefe in Ordner, Steil- und Hängeregistraturen ab. Die ganze Arbeit vollzieht sich ähnlich wie beim 3dA. im Rahmen einer Scheinfirma, wobei aber nur alles Bürotechnische, nicht aber das eigent­liche Kaufmännische gelehrt wird.

Besonderes Interesse erweckt im zweiten Stock das Post versandzimmer. Keine Bänke, keine Size, sondern lange Packtische mit numerier­ten Arbeitsplägen. Die Wände sind mit Paket­annahmevorschriften, Postgebührenübersichten und Paketzonenkarten bedeckt. In den Ecken Papp= kartons und Faltschachteln in den verschiedensten Größen. An der einen Wand Papierhalter mit Backpapier, gegenüber Postpaket- und Brief­waagen. Hier lernen die Handelshilfs- und Transportarbeiter in praktischer Arbeit Post fertig zu machen. Hier wird gefaltet, adressiert, geflebt, geschnürt, gesiegelt, gewogen, berechnet. Es wird jogar wie in einer richtigen Versand­abteilung Draht- und Metallbandver: schnürung mit besonderen Schnürapparaten geübt. Im Vervielfältigungszimmer nebenan ist eine Bürobotenklasse beim Verviel

Die richtige Hallung

Der Körperausdrud ist ein Spiegelbild der Totalität des Menschen, seines förperlich- geistig­seelischen Seins. Es ist sehr wichtig, dieses ein­zusehen, sich der bestehenden innigen Zusammen­hänge bewußt zu werden, denn daraus wird das Bedürfnis entstehen, sich um seinen Körper zu fümmern, gegen seine Mängel und Schwächen etwas zu unternehmen.

Eine bewußte Körperbildung ist in unserer auf­reibenden und rücksichtslosen Zeit ein wichtiger Faktor, der zu innerer Gesundheit führt, die Kräfte steigert, die ruhenden, unausgenugten freimacht und dadurch Selbstvertrauen und Widerstandskraft in unser Dasein bringt.

Der Gedanke eines Umschwungs, eines Aufbaus vom Körperlichen, dieses Streben zu einer Einheit von innen heraus kann durch Uebung des Körpers ohne jedes äußere Hilfsmittel durch eine finnvolle, nicht mechanische Gymnastik verwirklicht werden.

Haltungsfehler beeinträchtigen stark die Gesundheit, hindern an einer freien Entfaltung der Persönlichkeit und sind auch für die Mitwelt augenfällig und nicht ohne Einfluß. Wir müssen unterscheiden zwischen Körperfehlern und Hal­tungsfehlern. Erstere sind zumeist auf Entartung infolge mangelhaften Zellengemebes zurückzu­führen. Haltungsfehler fönnen auch infolge eines schwachen Körpermaterials entstehen, oder sie werden durch Unachtsamkeit, Gewohnheit, dauernde einseitige Beeinflussung im Beruf oder durch seelische Zustände( die gebüdte Haltung des Sorgenbeladenen) bedingt.

Die Tatsache, daß in Deutschland jährlich über 20 000 Menschen zu Krüppeln heranwachsen, hat zur Erkenntnis der ungeheuren Wichtigkeit der Säuglings und Kindergymnastir geführt, denn die physiologische Wirkung aller Leibesübungen ist um so größer und rascher, je mehr sie vom natürlichen förperlichen Wachstum unterstüt wird". Säuglingsheime. Kindergärten. Körperbildungsverbände und Krankenkassen haben es in der Hand. hier zu helfen. Eine allgemeine Schwäche des Kindes. die oft zur Entartuna. be= sonders der Wirbelsäule und der Beine, führt, fann durch Leibesübung bekämpft werden. Durch Uebung werden die Funktionen verstärkt und da=

durch wird das Körpermaterial verbessert. Die Mütter müssen in diesem Sinne angeleitet werden. Eine normale Entspannung ist Voraus­fegung einer harmonischen und gesunden Haltung. Versuchen wir es, alles Krampfende, Spannende aus dem Körper herauszuschicken, ge­löst und ruhig in uns zu ruhen. Es bedarf dazu einer starken inneren Konzentration: wir wollen alles Störende, Ablenkende, alles, was unsere Nerven und Muskeln anspannt, bannen. Ein be­wußtes, vertieftes und ruhiges Atmen unterstützt uns dabei; wir erreichen einen Zustand körper­licher und geistiger Bereitschaft. Aus diesem ent­spannten Zustand heraus üben wir die richtige Haltung:

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Das Gewicht ruht auf den Fußballen, so daß wir schnell und elastisch zur Bewegung übergehen fönnen. Durch leichtes Auf- und Abfedern stellen wir fest, daß das Gewicht nicht auf den Fersen lastet. Die Knie sind gestreckt, aber nicht durchgedrückt. Die Beckenhaltung ist richtig, wenn oberer Becken- und unterer Rippenrand senkrecht übereinanderliegen, was wir durch Anlegen von Mittelfinger und Daumen ton­trollieren können. Der Unterleib wird ein­gezogen; dieses leichte Muskelgefühl darf nur bis zum Nabel gehen. Der Oberkörper darf nicht auf dem Unterförper lasten, dadurch würde Blutkreislauf und Organtätigkeit behindert werden frei und beweglich müssen wir uns aus den Weichteilen herausstrecken.- Der Brustkorb( Brustbein) ist gehoben( wichtig für eine gute Atmung). Die Schultern fallen entspannt etwas nach hinten( als ob man einen Mantel abstreifen wollte). Die Kopfhaltung ist richtig, wenn man auf dem Scheitelpunft ein Buch balancieren kann. Die Wirbelsäule muß Holt geben und doch in sich beweglich und elastisch sein. Wir müssen uns recht gerade halten, fo daß die Wirbelsäule eine leichte S- Form bildet. Dem Hohlkreuz mirfen mir entrenen, indem wir den Unterleib einziehen, die Gefäßmuskulatur wie in einem Bogen nach vorn anziehen und durch Uebung die Kreuzwirbel noch außen mölben.

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Einnen wir uns alle eine freie. aufrechte und harmonische Haltung an der starten Rufommen­hänge zwischen Körperlichem und Seelischem ein­gedent.

fältigen. An zwölf Vervielfältigungsapparaten vom einfachen Tonmasseapparat über den Dreh­schablonenvervielfältiger bis zum modernen Um­druckapparat lernen sie das Herstellen von Abzügen. Sie werden eingeführt in Maschinenbehandlung und pflege. Auf wirtschaftliches Arbeiten wird besonderer Wert gelegt. Wir kommen jezt in den Schirraum der Transportarbeiter. Wir dürfen nicht vergessen, daß allein noch in Berlin 1930 42 000 Pferde gezählt wurden. Hier hängen Wandkarten von der Anatomie des Pferdes, von Pferdekrankheiten, Pferderassen usw. In den Wandschränken sind Pferdemodelle, Pferde­gebisse, sogar Bäume und Geschirre, aber nicht zum Ansehen, sondern zum leben. Born steht statt eines Lehrertisches ein großer ausgestopfter Grauschimmel, nicht als Sinnbild des Amts­schimmels, sondern als llebungsmodell. Teile eines Wagens zur Demonstration von Lenkung und Bremsung ergänzen das Bild. Ein äußerst wichtiger Uebungsraum, wenn man bedenkt, daß es sich in der Pragis um den Umgang mit einem lebendigen Wesen handelt. Eben verläßt eine Verkehrsklasse das Gebäude. Sie geht zu einer Malzbiergroßbrauerei in der Nähe, die ihren mustergältig eingerichteten neuen Saal zu Demonstrationszwecken der Schule jederzeit zur Verfügung stellt. In den verschiedenen llebungs­werkstätten werden auch Kurse für erwerbs= lose Jugendliche in Verkehrslehre, Büro­tecnit, Packen, Radio und Booisbau abgehalten. Die eigentlichen Klassenräume treten daneben zahlenmäßig und dem ersten Eindruck nach in den Hintergrund. Aber es würde ein falsches Bild einer solchen Schule gegeben werden, wenn man diesen Eindruck nicht korrigiert. Der Jungarbeiter ist nicht nur Arbeiter, er ist auch Staatsbürger und Mensch. Hier sizen die Vierzehnjährigen, die sich mit Problemen der Berufswahl beschäftigen, dort die Fünfzehnjährigen, die die Fragen gesunder Lebensfüh­rung behandeln. Ernst und eifrig werden Fragen des Alkoholismus, der Volkskrankheiten und Fragen des Geschlechtslebens behandelt. In einer anderen Klasse werden an Hand von Unfall­verhütungsbildern der Berufsgenossenschaften die ent= Unfallverhütungsvorschriften. wickelt. Hier wird die Entstehung des Arbeiter­standes geschildert, dort stehen die Gewerkschaften, dort die Sozialgesetzgebung zur Debatte. In einer Klasse von Siebzehnjährigen hält ein organisierter Schüler einen Bortrag und selbst seine Gegner hören ihm aufmerksam zu, wenn auch manchmal in der nachfolgenden Aussprache der Lehrer be= schwichtigend eingreifen muß. Nicht zuletzt wird in allen Klassen den wichtigen Fragen unseres Staats- und Verfassungslebens die weiteste Aufmerksamkeit geschenkt.

Das alles wird nicht behandelt, weil es ein vielleicht fortschrittlich denkender Lehrer für nötig hält, nein, all das ist lehrplanmäßig gewünscht und gefordert. Hier sizen nicht Schüler, sondern Jungarbeiter, die selbst schon eine mand, mal weitreichende Erfahrung haben, die selbst schon tätige Glieder unserer Volkswirtschaft sind, die auch teilweise das bittere Los der Erwerbslosen kennen.

Hier ist Leben in der Schule, hier ist die Schule im Leben. War das schon immer so? Schon vor dem Krieg gingen die Jungarbeiter zur Fort­bildungsschule, aber sie waren Anhängsel bei den Lehrlingsschulen. Man sah keine Notwendigkeit, für die, die keine Lehre durchliefen, eigene Shulen zu schaffen. Das wurde erst seit der Revolution anders

So entstanden dort, wo unsere Partei Einfluß hatte, eigene Systeme von Arbeiter= schulen, die in den sechs Jahren ihrer Wirksam= keit bewiesen, daß ihre geistigen Väter recht hatten, die hier Kräfte auslöften, die sich zum Nugen der Arbeiterklasse und damit zum Nutzen des Bolksganzen auswirken müssen.

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Heute haben die Arbeiter allen Grund, sich schüßend auch vor diese Einrichtung eine Ein­richtung, die längst noch nicht abgeschlossen ist zu stellen. Ist doch die Berufsschule die einzige staatliche Schule für die Arbeitnehmerschaft, die nicht von der Allgemeinbildung, sondern von der Berufsbildung her Staatsbürger- und Menschen. bildung treiben soll.