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feinen Uebertritt zur RPD. die National sozialisten allerdings erklärten, daß er seinem Ausschluß zuvorgekommen sei.

Fraedrich ist bisher ein politisch vommen unbeschriebenes Blatt gewesen. Früh war er Musiker in einem Bauzener Kino . Als er arbeitslos wurde, übernahm er die Litung der Baugener Nazifapelle.

Nachdem er aus der NSDAP . ausgetreten und zur KPD. übergetreten war, veranstalteten die Nazis eine Prüfung der Bücher" der Ka­pelle. Dabei stellten sie angeblich fest, daß Fraedrich im Juli 1931 einem Musiker eine Armee pistole abgetauft und den Kauf­preis von 15 Mark aus der Bausteinkasse der Standartenkapelle entnommen hatte. Zur Ber= deckung dieser Unterschlagung war dieser Be­trag als Ausgabe für eine Flöte in das Abrechnungsbuch eingetragen worden Vor dem Amtsgericht erklärte Fraedrich, er habe im Auf­trage seiner damaligen Vorgesezten gehandelt. Die Nationalsozialisten aber bestritten durch Zeugen diese Angabe, und so wurde Fraedrich zu einer Woche Gefängnis verurteilt.

Kälte am Ende? Memel meldet 1 Grad Wärme

Obgleich aus allen Teilen des Reiches sehr fief­liegende Kältetemperaturen gemeldet werden, be­steht für die nächste Zeit Aussicht auf eine Milderung der Frostperiode. Berlin hatte in der letzten Nacht 16 Grad, 8 Uhr morgens waren es 15 und mittags etwa 10 Grad Kälte. Um tältesten ist es zur Zeit in Oberschlesien mif 25 bis 32 Grad. Im Osten Deutschlands hat be­reits die Kälte merflich nachgelassen. Königsberg . das am Mittwoch noch 20 Grad& älte hatte, mel­det heute 9 Grad. Ein Temperaturffurz wird aus Memel gedrahtet. Dort stieg das Thermometer von 16 Grad Kälte am Donnerstag vormittag auf 1 Grad Wärme.

Die Kälte hat in Berlin zahlreiche Frostschäden verursacht. Immerfort muß die Feuerwehr bei Wasserrohrbrüchen, Wohnlauben und Stubenbränden infolge Ueberheizens Hilfe leisten. Auf den Rettungsstellen der Stadt Berlin wurden am Mittwoch und Donnerstag etwa 15 Personen mit erfrorenen Ohren behandelt.

Breslau , 26. Januar.

Der Donnerstagmorgen brachte Schlesien die bisher tiefsten Temeraturen dieses Jahres. Wäh rend am Observatorium Breslau - Krietern 25 Grab und in Grotttau 30 Grad Kälte gemessen wurden, fiel die Quecksilbersäule in Neustadt ( Oberschlesien ) sogar auf 32 Grad unter Null. Mit diesen Temperaturen ist jedoch der Kälterekord des strengen Winters 1928/1929 noch nicht gebrochen, der Breslau 28 Grab und Oberschlesien sogar 35 Grad Kälte brachte. Aus den Gebirgen mird Temperaturumfehr gemeldet. So murden auf den Rammlagen des Riefenge birges am Donnerstagmorgen nur noch 10 Grad unter Null gemessen.

Festeis auf der Ostsee

Stettin , 26. Januar. Der Dampfer ,, Sintel", der Mittwochabend nach Kopenhagen in See gegangen war, tehrte am Donnerstagmorgen in den Smiremünder Hafen zurück und meldete daß sich auf See in einem Raum von vier Meilen östlich nach kol= berg hinauf eine feste Eisdede gebildet habe, die 3 bis 4 Zoll start ist. Der finnische Dampfer Vifturs", der nach Memel unterwegs mar, ist bereits im Eis steden geblieben. Im Stettiner Schiffsrevier find sämtliche Eis­brecher tätig. Der Eisbrecher Preußen" wird. sobald er angefordert wird, seine Tätigkeit im Seegebiet aufnehmen. Auf der Ost- und West­Oder hat das Eis eine Stätte von 20 bis 25 Zenti­meter erreicht, so daß hier ein Schiffsverkehr vor­läufig unmöglich ist.

Irland wählt Erfolg de Valeras

Dublin, 26. Januar. Nach einem heftigen Wahlkampf mit vielen Ber­legten ist nun das Parlament der Republik Irland neugewählt. Die bisher vorliegender Ergebnisse zeigen durchweg einen überraschenden Erfolg der de Balera- Partei: de Valera 9, Cosgrave 7, Un­abhängige 4, Arbeiterpartet 1, 3entrum 0, Unab­hängige Arbeiter 0 Mandate.

Die meisten Kandidaten de Valeras haben ihre Stimmenzahlen erhöht, de Valera selbst erhielt in seinem Wahlkreis Clare 18 666 Stimmen gegen­über 12 504 vorigesmal. Der Vizepräsident des Landtags, O'Kelly, sowie der Finanzminister Lemaß sind wiedergewählt. Der Oppositions­führer Cosgrave hat in Corf knapp 2000 Stimmen vor dem Kandidaten de Valeras. Dublin wurden ungefähr 70 000 Stimmen für de Balera und 57 000 Stimmen für Cosgrave ab= gegeben. Die Zählung der Stimmen wurde durch Militär gegen Störung gesichert.

In

Neuestes Ergebnis: de Valera 19, Cos­grave 7, Unabhängige 4 und Arbeiterpartei ein Mandat.

Zur Regierungsbildung in Cippe. Die Partei­leitung der NSDAP . hat offiziell erklären laffen, daß die Nationalsozialisten in der neu zu bilden­den Landesregierung Don drei Sigen 3 mei für sich beanspruchen!

Ferienzugunglück vor Gericht

Lokomotivführer und Heizer unter Anklage

Das Eisenbahnunglüd beim Bahn­of Gesundbrunnnen am 27. Juli 1932 hat 2 Tote und 130 Berlegte gekostet. Die leere Lokomotive Nr. 93 107 fuhr gegen 8 Uhr abends in den aus Stralsund kommenden Ferienzug Nr. 208 von der Seite hinein: zwei Wagen stürzten unter die Brücke um, drei Personenwagen vor der Brücke, zwei Wagen ent­gleisien und blieben stehen. Feuerwehr und Samariter hatten die größte Mühe, mit Hilfe von Schneidewerkzeugen die eingeschlossenen und ein­geklemmten Fahrgästen aus ihren Todesängsten zu befreien. Die Rettungsarbeiten dauerten viele Stunden, in einem Falle fand man eine Frau tot neben ihrem mit dem Leben davongekommenen Manne. Der Reservelokomotivführer Ernst Kupke und der Reservelokomotivführer Erich Reimer, der diesmal als Heizer fuhr, haben sich heute vor der Straffammer des Landgerichts III wegen fahrlässiger Tötung und Körperverlehung und wegen Transportgefährdung zu verantworten.

Das Eisenbahnunglück bei Gesundbrunnen am 27. Juli ist eines der schwersten in den letzten Jahren in der Nähe von Berlin . Es hat in den weitesten Kreisen der Bevölkerung größte Be­unruhigung hervorgerufen. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob die vorhandenen Signale ge­nügende Sicherung, darstellen, ob sie der immer möglichen menschlichen Unzulänglichkeit in aus­reichendem Maße Rechnung tragen. Die Gerichts­verhandlung soll auch diese Frage beantworten. Im Mittelpunkt des Prozesses steht das Stell werf Sga. furz nördlich der Brücke, die in Fortsetzung der Behmer Straße über das Bahn­gelände führt. Nördlich dieses Stellwerts laufen zwei Geleise zusammen. Etwa 150 Meter von der Weiche sind Hauptsignale für beide Geleise aufgestellt. Etwa 500 meter von den Haupts signalen stehen die Borsignale. Wie durch die Boruntersuchung festgestellt wurde, zeigten sowohl das Haupt- als auch das Vorsignal an dem ver­

hängnisvollen Abend des 27. Juli der Rangier­lokomotive Halt an. Trotzdem geschah das Unglüd. Wie es dazu fommen fonnte, darüber äußern sich die beiden Angeklagten eingehend. Sowohl Kupte als auch Reimer sind mehr als zwei Jahrzehnte im Eisenbahndienst tätig. Kupte macht einen schlechtgenährten und nervösen Eindrud. Sein Kopf bewegt sich in nervösen Zuckungen, er findet auf seinem Anflageplay feine Ruhe, nach dem Zusammenstoß erlitt er einen Nerven zusammenbruch und befand sich längere Zeit in der Charité in Behandlung.

Als erster macht Reimer seine Aussage. Während der Fahrt beschickte ich die Lokomotive mit Kohlen, erzählt der Angeklagte. Das Vor­fignal habe ich nicht gesehen. Als ich mich um­drehte, um in meine Stulle zu beißen, sah ich mit uns parallel einen Personenzug fahren. Ich zog die Handbremse, rief Kupte zu: wir haben ,, Halt". Dieser sah mich bestürzt an und sagte: wir haben doch frei! Ich rief ihm zu: Mensch, machen Sie fest! Die Gefahr war unvermeidlich. Kupte hantierte, er ergriff wohl Gegenmaßnahmen, ich stand in der Ecke und beobachtete.

Die Geschwindigkeit ging etwas zurüd, dann erfolgte der Zusammenstoß. Wir sprangen ab; Kuple jammerte furchtbar, er gab mir die Hand, jagte: Grüßen Sie meine Frau, ich komme doch ins Zuchthaus, ich hänge mich auf. Dann nahm er seine Tasche und ging davon.

Als die erste Hilfe fam, und ich pon allen Seiten bestürmt wurde, auch von meinen Kollegen, da bat ich um Ablösung, ich tonnte es nicht mit ansehen, ich war auch schrecklich aufgeregt.

Auf die Frage des Borsigenden, ob er per­pflichtet gewesen sei, auf die Signale zu achten, ertlärt der Angeklagte, er fasse seine Dienst­vorschrift so auf, daß er in erster Linie dafür zu sorgen habe, daß das Feuer in Ordnung und daß Wasser im Kessel sei. Borj.: Können Sie irgend

Klavierfabrik ausgebrannt

Mehrere Stockwerke in Flammen

Die Feuerwehr war in der Richenberger Straße 142, im Südosten Berlins , mit der Be­tämpfung eines Großfeuers beschäftigt. Der Brand war in der Klavierfabrik der Firma Moehrs u. Co. zum Ausbruch g: tommen. Mehrere cöschzuge waren unter Ceitung des Oberbaurats Road bis in die Nachmittags­ffunden hinein mit den Lösch- und Aufräumungs­arbeiten beschäftigt.

Die Fabrikationsräume der Klavierfabrik be­finden sich in einem dreistödigen Gebäude auf dem zweiten Hof des Grundstücks. Während der Arbeitszeit schlugen aus einem Lagerraum plöß­lich die hellen Flammen empor. Das Feuer griff mit großer Schnelligkeit um sich und fand an Fertigfabrifaten, edten Hölzern, Leim und Backvorräten überaus reiche Nahrung. Als die ersten Löschzüge der Feuerwehr an der Brand­stelle anlangten, stand die erste Etage völlig in Flammen. Troz starken Wassergebens griff der Brand auf das zweite Stockwert über, und es foftete große Mühe, das dritte Stockwert zu schüßen. Aus sechs Schlauchleitungen wurde stundenlang Wasser gegeben. Die Löschaktion wurde durch die Kälte sehr erschwert und die Feuerwehrleute mußten alsbald durch neue Züçe abgelöst werden. Der Schaden ist sehr hoch. Die Entstehungsursache ist zur Zeit noch Gegenstand der polizeilichen Nachforschungen.

Ein zweiter gefährlicher Brand rief die Feuer­wehr nach der Prinzenallee 48 in Berlin N., wo auf dem Lagerplag einer Grabdenkmalfabrik ein langgestrecktes Holzhaus mit den Büroräumen und Werkstätten lichterloh brannte. Der Holz au ging in Flammen auf. Vermutlich ist das Feuer durch leberheizen entstanden.

Automobilräuber verhaftet

Wieder jugendliche Kolonne

Die berüchtigte kolonne, die in der Nacht zum vergangenen Donnerstag in Lichterfelde am Wilhelmplah von einem Ueberfallfommando über­rascht wurde, konnte nach längeren Beobachtungen festgenommen werden. Die Täter sind ein 19 Jahre alter Gerhard K., die Brüder Otto und Willy 3., 22 und 23 Jahre alt, der 18 Jahre alte Page Her­mann B. und ein 20 Jahre alter Rudolf K. Alle fünf fonnten festgenommen werden. Sie haben zum Teil Geständnisse abgelegt. Die anderen, die noch leugnen, sind durch ihre komplizen über­führt.

Die Brüder 3. bewaffneten sich mit Handwerks­zeug aus den gestohlenen Wagen und im Westen Berlins ging es dann von Telephonauto­mat zu Telephonautomat. Die beiben anderen Burschen waren zur Bedeckung da und mußten aufpassen, daß niemand in die Nähe kam. Mehrmals wurden sie von Passanten überrascht. Die Täter traten den Beuten dann stets mit Pistolen gegenüber und verscheuchten sie. Nach ihrem Geständnis haben sie mindestens

25 Autos gestohlen und über 100 Blün­derungen Don Automaten ausgeführt. Bor acht Tagen wurden sie vom Ueberfallfommando in Lichterfelde überrascht. Als die Beamten die ersten Schüsse abgaben, tauerten sich die Burschen. im Auto auf den Boden. K., ber gemiegte Auto­dieb rutschte in seinem Sig ganz zusammen und fuhr wie der Teufel davon. Er ist in der legten Zeit bereits mehrmals megen Autodiebstahls fest genommen worden. Er hat sich aber jedesmal wieder herausgeredet. Bei der Bernehmung legte er ein Geständnis ab.

eine Erklärung dafür finden, daß Kupke gesehen haben will, das Hauptsignal habe auf ,, Fret" ge­standen? Angefl: Vielleicht war es eine Täu­schung. Borf.: Die Signale standen aber body meit genug auseinander. Gab es früher mehrere Sicherungen? Angel: Ja, es gab früher Knallkapseln und auch Zwischensignale. Aus Er­parnisgründen wurden diese aber abgeschafft. Es wird dem Angeklagten noch vorgehalten, daß er früher anders ausgesagt habe; er erklärt, er habe seinen Kollegen nicht belasten wollen, er habe ja selbst non sich das nötige sagen fönnen, angesichts des schrecklichen Unglücks sei er jedoch verpflichtet, die Wahrheit zu sagen, auch das Hauptsignal habe auf halt" gestanden.

Es folgt die Vernehmung des Angeklagten Kupte. Er war am Katastrophentag erst um 3 Uhr morgens vom Dienst nach Hause ge­kommen, auch in den vorhergehenden Tagen halte er fast nur Nachtdienst zu machen. Etwa gegen 8 Uhr morgens sei er durch den Lärm auf der Straße, die gepflastert wurde, aus dem Schlaf geweckt worden. Er schlief überhaupt nicht gut. Der aufreibende Fahrdienst während der 20 Jahre habe ihn stark mitgenommen; er sei auch öfters beim Arzt gewesen. Der Angeklagte schildert darauf, wie er und Reimer die erforderlichen Borbereitungen zur Fahrt getroffen haben. Als ihm Reimer zurief, das Signal stehe auf Halt", da habe er sofort gebremst, Sand gestreut, aber ein Moment und es war geschehen.

Der Angeklagte, der schon die ganze Zeit über. eine großer Erregung gezeigt und die Säße nicht zu Ende gesprochen hat, tann nicht weiter, beginnt zu zittern und zu schluchzen, er muß fich segen und wird vom Arzt beruhigt. Es ver geht eine gewisse Zeit, bis er wieder weiter ver­nommen werden kann. Auf eine Frage des Vorsitzenden erwidert er, daß er früher nie Täuschungen bei der Beobachtung von Signalen unterworfen gewesen sei.

überlebte Produktionsweise fünstlich unter Aufwendung großer Mittel aufrechterhalten. Wie können ernste Männer glauben, daß zum Beispiel mit dem Butterbeimischungszwang der Lardwirtschaft zu helfen sei! Hänge doch ter Butterabjay schließlich von der Kauffraft der Be­völkerung ab. Die Margarine sei heute beinahe der einzige Fettstoff, den die Bevölkerung für ihre Ernährung sich noch kaufen tönne. Mit dem Butterbeimischungszwang zur Margarine Dre teuere und perfflechtere man zuerst die Ernäh­rung der Schmaden und Wermsten.

Wir haben heute in Deutschland Millionen von Jam'lien, die wöchentlich nicht zwei Mart für Fettstoffe ausgeben tönnen. Jede Ber­teuerung der Margarine freibt zur weiteren Einschränkung oder zum Uebergang an minder­wertige Nahrungsmittel.

Die Regierung solle doch endlich einmal genau

Ganze Familie erfchoffen angeben, wie sie sich den Beimischungszwang

Fünf Todesopfer

Stolpi. P., 26. Januar. Der Kaffenrendant Poff in Groß- Stolfitow, Kreis Schlame, erfchoß in der vergangenen Nacht jeine Frau und seine drei Kinder im 2ffer von 12, 7 und ½ Jahren und fölete sich selbst durch einen Schuß. Ueber das Motiv zu der Tat herrscht noch keine Klarheit.

Die Buttermirerei

Debatte im Reichstagsausschuẞ

Der Haushaltsausschuß des Reichstags konnte heute seine Beratungen erst mit einer einstündigen Verspätung beginnen, weil der Herr Ernährungs­minister von Braun vergessen" hatte, pünktlich zu erscheinen und erst telephonisch an die Not­wendigkeit feiner Anwesenheit erinnert werden mußte!

Dann begann in der Fortsegung der finanz­und wirtschaftspolitischen Aussprache der Abg. Morath( D. Bp.) bie Diskussion mit handelspoli­tischen Fragen und im besonderen mit der Frage des Butterbeimischungszwanges. Die Ausführungsbestimmungen zu diesem Zwang stün­den für die nächsten Tage bevor. Es müsse Klar­heit über die unterschiedliche Stellungnahme von Ernährungsminister und Wirtschaftsminister her beigeführt werden.

Der Redner der sozialdemokratischen Fraktion. Wiffell, meinte, der Versuch des Reichskanzlers Schleicher, den Ernährungsminister und den Wirt­schaftsminister zusammenzusperren, bis sie einig geworden seien, scheine turch die süngste Ent­widlung wieder erfolglos geworden zu sein.

Die technische Entwicklung habe einen erheb= lichen Teil der Erde, die Agrarverhältnisse, strut­turell verändert. Mit den in Deutschland an gesammelten Mitteln könne diese Tatsache nicht beeinflußt oder gar ungeschehen gemacht werden. Er frage teswegen austrücklich, wie der Herr Ernährungsminister eigentlich die weiter führung der deutschen Landwirt. shaft sich bente. Man tönne nicht eine

prattisch eigentlich denkt? Hier müsse eine Klärung erfolgen; deswegen habe die Sozialdemokratie ten Antrag auf Aufhebung jener finnlosen Rotverord nung gestellt, die den Butterbeimischungszwang verfügen wolle.

Ernährungsminister von Braun betonte, daß er ganz gegen seine Erwartung zu dieser politi­schen Debatte gebeten worden sei, er habe auch gar feine Ursache, seine Meinung nicht offen zu sagen. Er gehe davon aus, daß nach dem Krieg die land­wirtschaftliche Produktion in der ganzen Welt stärker gestiegen sei als der Bedarf. Das habe zu einer Absperrung aller Länder geführt, wie man sie sich schrecklicher nicht vorstellen tönne. Er werde froh sein, wenn einmal Angebot und Nach­frage in der Weltwirtschaft wieder hergestellt sein werde. Selbstverständlich sei es, daß die Kauf­traftschwächung das wesentlichste sei, was sich auf die Landwirtschaft durch Minderfonfum auswirke.

Rechtsanwalt in Haft

Szenen im Gerichtssaal

In Moabit ereignete fich heute während einer Berhandlung vor der vierten Straffammer des Landgerichts III ein Zwischenfall. Rechtsanwalt Dr. Georg Meyer wurde von zwei Kriminal­beamten festgenommen.

Rechtsanwalt Dr. Georg Meŋer verteidigte heute in der Sache Brenner und Genossen; die Anklage lautete auf Hehlerei. Mitten in der Verhandlung erschienen im Gerichtssaal zwei Kriminal­beamte, gingen auf den Richtertisch zu und führten ein Gespräch mit dem Vorsitzenden. Das Gericht zog sich darauf in das Beratungszimmer zurück. Rechtsanwalt Dr. Meyer wurde unmittel­bar danach vor dem Gerichtssaal auf dem Korridor Don den Kriminalbeamten fest­genommen. Ueber die Gründe, die zu bem aufsehenerregenden Vorfall mit Dr. Georg Meyer geführt haben, erfährt man nur soviel, daß sie nichts mit den Ermittlungen gegen den in der Autodiebstahlsaffäre Derwickelten Cafébesizer Erban zu tun haben, sondern mit einer anderen Sache, in der bereits seit langem gegen Rechts­anwalt Dr. Mener Ermittlungen schweben. Im Büro des Rechtsanwalts Dr. Mener fand gegen Mittag eine Durchsuchung statt.