Niveau? Niveau!
Die klassische Funkstunde
Die Sendebühne der Berliner Funkstunde Schätzt zur Zeit die klassischen Dichter sehr; sie find so sicher. Wer darf wagen, ein fulturelles Niveau flach zu nennen, auf dem sich Werke von Goethe und Kleist erheben? Außerdem kosten die Stücke dieser Autoren nichts. Liliencron hatte unrecht, als er behauptete, daß Kleist nicht für einen Sommertag zu uns zurüdtehren möchte ,,, du möchtest nicht zum zweitenmal verhungern in deinem Vaterlande". Hier verhungern Dichter nur einmal, aber dann gründlich, auf Nimmerwiederkehr. Wenn sie gestorben sind, wird man auch ihre Hörspiele aufführen, dreißig Jahre nachher; dann kriegt man sie umsonst.
Bon Kleift eignet sich alles für den deutschen Rundfunt, da er als nationaler Dichter anerkannt ist. Daß seine Werke ausnahmslos den Erfordernissen der Sendebühne Hohn sprechen, daß sie Schauspiele in mörtlichem Sinn sind, die nur auf der Bühne das Farbenspiel ihrer Bilder, ihrer Ge= danken entfalten fönnen, tut nichts zur Sache. Besonders das ,, Käthchen von Heilbronn ", dieses rührend romantische Spiel mit dem kolportagehaften Schluß, über den uns nur eine sehr gute Bühnenaufführung hinweghelfen kann, die das Werk und den Zuschauer in eine Welt des Märchens trägt, ist als Hörspiel eine recht peinliche Angelegenheit. Nur der Anfang, die Femegerichtsszene, und die Vater- und Tochterszene auf dem Weg zum Kloster werden auch in der Unsichtbarkeit lebendig. Das übrige wird Panoptikum. Die Funkstundenaufführung unter Frides Leitung tat mit ihren erschütternd tomischen Hörkulissen ein übriges für diese Verwandlung.„ Sez deinen Fuß auf ellenhohe Socken, du bleibst doch immer, was du bist", sagt Goethe, der meise Vorausschauende, im Faust.
Gert
―iz.
Wir haben seit dem Ausbruch des Tonfilms feine rechte Borstellung mehr vom amerikanischen Film. Wer weiß etwas bei uns davon, daß drüben Marie Dreßler zu den populärsten und höchſtbezahltesten Filmdarstellerinnen gehört? Wir haben fie gestern in einer tragenden Rolle kennengelernt
als die Perle Emma. Sie ist mit Leib und Seele eine Hausstüße, wie sie in der„ guten, alten", patriarchalischen Beit vielleicht häufiger mar- heute aber eine Seltenheit iſt.
Emma opfert sich im wahrsten Sinne des Bortes für ihre Familie auf: sie zieht die Kinder auf, ersezt ihnen vollauf die Mutter und leitet auch
den größer und reicher gewordenen Hausstand. Sie bemuttert das ganze Haus. Eines Tages heiratet sie der Witmer, der ohne sie nicht mehr zurecht tommt, und eines Tags ist fie die Univerfal erbin. Die undankbaren Kinder beschuldigen sie des Mordes und der Erbschleicherei. Nur ihr Lieblingsfind Ronnie bleibt ihr treu. Es gibt eine rührende Szene vor Gericht, wo Emma in ihrer unergründlichen Liebe noch ihre Anschuldiger in Schuß nimmt. Sie wird natürlich freigesprochen, Derzichtet dann freiwillig auf die Erbschaft und findet eine neue Stellung in einer finderreichen Familie. Dieser überfentimentale, rührend- kitschigen Geschichte hat Clarence Brown feineswegs eine überwältigende filmische Fassung gegeben. Bis auf den Ronnie, der schließlich in einem schrecklichen Unwetter als Flieger umfommt und im übrigen sehr sympathisch verkörpert wird, find alle übrigen Darsteller stiefmütterlich behandelt, obwohl solche Don Namen und Eigenart darunter sind. Alles Licht fällt auf Marie Dreßler , die uneigennügige Heldin, die ihr eigenes Leben ausgelöscht hat, um für die anderen zu leben. Unter ciner rauhen, fast häßlichen Schale birgt sie ein goldenes Gemüt; sie ist die Güte, aber auch die Klugheit selbst, die nicht einen Augenblick daran denkt, etmas aus ihrer untergeordneten Sphäre zu Macht und Reichtum aufzufteigen. Sie hat viele gute Momente, nur schade, daß sie so ganz zur Unterwürfigkeit verurteilt ist, mur einmal blitzt ihr Auge auf und wird die Härte ihrer Züge drohend fichtbar.
T.
Schadenersatzforderung der Bolfsbühne. Die Boltsbühne ist an den Berliner Polizeipräsidenten megen Ersages des Schadens herangetreten, der ihr durch die Absperrung des Bülowplazes anläßlich der nationalsozialistischen Demonstration am Bülomplag entstanden ist. Bekanntlich hatte die Bolfsbühne in ihrem Theater am Sonntagmittag ein Joogün- Konzert, für das die Karten fast restlos ausverkauft maren. Die Polizei ließ aber nur etma 400 Besucher in das Haus, während an 1500 umfehren mußten. Die Volksbühne beziffert ihren Schaden vorläufig auf rund 3000 Marf. Wer wird Intendant? Die Berufung des Intendanten des Kasseler Staatstheaters Edgar Klitsch zu einer Rücksprache mit dem Generalintendanten Tietjen über seine Kandidatur für das Berliner Staatliche Schauspielhaus hai - angeb angeb lich die Entscheidung einen wesentlichen Schritt weiter gebracht. Der neue Intendant soll vom preußischen Kultusministerium Mitte nächster Woche ernannt werden klitsch steht mit zwei weiteren Kandidaten in der engeren Wahl.
In der Deutschen Sochschule für Poftit spricht der Ref or der Universität Leiden, Professor Dr. Ichan Suizinga, über ,, Die Mittlerstellung ber Niederlande zwischen West- und Mittel europa " Freitag, 8.30 Uhr, im Schinkelsaal der Hochschule, Schinkelplaz 6.
SA.- Führer von Nazis erschossen
Eigener Bericht des„ Vorwärts" Düsseldorf , 26. Januar.
Am Abend des 20. Januar gegen 11 Uhr wurde der 46jährige SA. Führer Betefam vom SA.- Sturm 14 in Düsseldorf erschossen. Um diese Zeit marschierte ein uniformierter Trupp Don etwa 50 SA -Leuten an der Wirtschaft 3um Westerwald" vorbei. Er wurde links und rechts von ungefähr 200 bis 250 Nazis in Zivil begleitet. Plöglich wurde ein Fenster der Wirtschaft mit einem Sprengförper zertrümmert. Später stellte sich heraus, daß eine Stahlfeile, an der der Sprengförper befestigt war, gegen das Fenster geschleudert worden war. Der Wirt, der Kellner und zwei Beamte der politischen Polizei, die im Lokal anwesend waren, weil der IA berichtet worden war, es sei eine Aktion der Nazis gegen den Westerwald " geplant, eilten auf die Straße und wurden mit Schüssen empfangen.
Die Beamten erwiderten das Feuer. Während dieses Feuergefechts erhielt der SA.Führer des uniformierten Trupps Wetetam einen Lungenstedschuß, an dessen Folgen
er starb.
Die Gauleitung der NSDAP . ordnete an, daß die gesamte SA. eine Woche lang Trauer anzu legen habe, daß sämtliche Gebäude der NSDAP . halbmaft zu flaggen hätten, und daß in jeder Versammlung des ,, von Moskauer Blutföldlingen ermordeten" SA - Führers zu gedenken sei. Als bekannt wurde. daß auch Beamte der politischen Polizei an dem Feuergefecht beteiligt waren, daß Kommunisten nach dem ganzen Tatbestand als Täter nicht in Frage fommen fonnten, zumal das Lotal ,, Westerwald " bis zum Neujahrstag, an dem es aus bisher nicht betannten Gründen darin zu einer Riesenschlägerei zwischen SA .- Lenten tam, ein Nazilofal war, beschuldigten die Nazis die Beamten. Nunmehr
hat aber, wie die Polizei bekannt gab, die Obduktion ergeben,
daß der tödliche Schuß auch nicht von ihnen herrühren kann, da das in der Lunge gefundene Geschoß aus einer 6,35- Millimeter- Bistole abgeschossen ist und nicht aus einer Dienstpistole stammen kann. Wetefam ist also von eigenen Leuten erschossen worden.
Heute bringt nun die sozialdemokratische ,, Volks zeitung" auf Grund eingehender Recherchen und vertraulicher Mitteilungen aus Kreisen der NSDAP . einen Bericht, in dem sie behauptet, daß SA. Führer Wetekam höchstwahrscheinlich das Opfer der nationalsozialistischen Feme ge= worden ist.
Bereits am Donnerstagnachmittag sei die politische Polizei benachrichtigt worden, daß die Stürme 2, 13 und 14 für den Freitagabend zu einer besonderen Aktion kommandiert worden seien. Und zwar hätte der Sturm 14, den Wetekam führte, den Befehl bekommen, unbewaffnet an dem Lokal Westerwald " vorbeizumarschieren. Dagegen sei für die Stürme 13 und 2 die Parole ausgegeben worden: Frei tag abend, 20 Uhr, Sonderappell; Krankheiten und Verbandszeug mitbringen!" Nach den Informationen der ..Bolkszeitung" sind„ Krankheiten und Verbands= zeug" neuerdings die Decbezeichnungen für Waffen und Munition, die vorher mit Schreibmaschinen und Farbband" und davor mit Pfefferminzcher. und Rollen" getarni wurden. Während der uniformierte, unbe maffnete Trupp in Unfenntnis über die Attion gelassen worden sei, hätten die in Zivi! marschierenben, aber bewaffneten Stürme den Auftrag gehabt, durch das Werfen des Sprengkörpers den Wirt und den Kellner des Westerwald ", mit denen eine Feindschaft bestand, an die Türe zu loden, um dann das Feuer auf sie zu eröffnen.
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Fabrik mit einem Arbeiter
wo früher 500 Menschen Arbeit fanden
Amerika wird in kurzer Zeit eine Rekordfabrik besigen, die als ein Symbol für unsere mechani
fierte Beit angesehen werden kann. Die bisherigen Vorstellungen von den Arbeitsvorgängen einer Fabrik müssen einer Revision unterzogen werden. Die Maler, wie z. B. Adolf Menzel , zeigten uns auf ihren Bildern, die sie von Fabriken und Eisenwerken herstellten, fraftvolle Gestalten von Arbeitern, die mit höchster Anspannung ihr Tage werf vollbrachten, im gespenstigen Licht der Glut der Defen. Die Fabriken der Zukunft werden aber leer sein. Ir New Jersey wird ein Riesenunternehmen gebaut, das nur von einem einzigen Arbeiter bedient werden wird. Es ist eine Tuchfabrit, die über die leistungsfähigsten Maschinen verfügen wird. Diese automatisierte Fabrik wird ein Lehrbeispiel dafür sein, wie ein großer Teil unserer sozialen Mißstände, nämlich der Arbeitslosigkeit der Welt, eine zwangsläufige Folge der hochentwickelten Technik ist.
Früher waren in einer Fabrik, die eine Produktion von gleicher Größe im Jahre lieferte, ständig 500 Arbeiter beschäftigt, die die einzelnen Arbeitsgänge für die Maschinen vorbereiteten. Die Maschinen mußten noch von Menschen bedient werden, denn der Mensch konnte als Kraftspender nicht ausgeschaltet werden. Seine geistigen Fähigkeiten waren für die Betätigung der hirnlosen Maschinen erforderlich. Heut aber ist die Bervollkommnung der technischen Apparate someit gediehen, daß es ,, dentende Maschinen" gibt. Wir haben nicht nur Rechenmaschinen, die die kompliziertesten Arbeiten ausführen, sondern es besteht auch die Möglichkeit, ganze denkende" Fabriken aufzubauen. Die Tuchfabrik in New Jersen wird eine derartige denkende Fa=
Kollektiv im Metropol- Theater
Der Parole des Tages folgend, hat sich nun auch ein Teil der Schauspieler von den Rotter- Bühnen zu einer Spielnotgemeinschaft zusammengeschlossen. Das Kollektiv bringt im Metropol Theater den Zarewitsch von Franz Lehar zur Aufführung. Die Operette ist von der Glanzzeit" der Rotters her bekannt, und man kann ruhig sagen, daß die jeßige Aufführung des Leharschen Wertes nicht schlechter, aber auch nicht besser ist, als man es sonst früher bei Reprisen an den Rotter- Bühnen gewohnt war Eduard Lichtenstein legt mit viel Schmelz und tenoraler Verve die Titelpartie hin. Grete Sedlth singt das feusche ZarewitschLiebchen mit nicht allzu großem Aufwand stimmlicher Mittel. Heinz Ede und Luise Loeß spielen und tanzen das unvermeidliche Kpmifersoubrettenpaar und sorgen für die übliche Opereitenhumorstimmung. Rudolf Jeß als Groß fürst und Albert Hugelmann als Hofmarschall perbreiten Hojatmosphäre. Das Orchester Mingt
brit" sein, denn sie stellt einen Organismus dar, der in dem Schaltbrett das Gehirn befizt, Don
dem aus durch die elektrischen Leitungen, die die Rolle der Nerven bes menschlichen Körpers spielen, die einzelnen Blieber dieses stählernen Organismus in Tätigkeit gesezt merben.
Wie die Blieber bes menschlichen Körpers ben Befehlen des Gehirns gehorchen, ohne daß sie durch besondere Arbeitshilfen in Tätigkeit gesetzt werden müssen, so gehorchen die einzelnen Teile dieses gewaltigen Stahlorganismus der Rekordfabrik den Befehlen des Schaltbrettes. Alle Teile greifen organisch ineinander, als ob sich jeder einzelne seiner Sonderaufgabe bewußt wäre. Bei Beginn des Arbeitsganges wird der Rohstoff, nämlich die Wolle, diesem gigantischen automatischen Arbeiter übergeben. Nun steht am Gehirn, nämlich am Schaltbrett, der einzige Mensch in dieser Fabrik und betätigt mit Hebelgriffen die Funktionen der verschiedenen Organe, die dann in fürzester Zeit völlig selbständig aus der Wolle das Tuch anfertigen. Wenn der gesamte Arbeitsgang durchgeführt worden ist, dann liegt das von der Maschine angefertigte Tuch fehlerlos
R
Noch interessanter aber find folgende Beröffentlichungen des genannten Blattes. Es gibt Einzelheiten der Obduktion bekannt, die bisher in feiner Weise von der Polizei veröffentlicht wurden, die aber eindeutig beweisen, daß Wetekam von eigenen Leuten erschossen ist. Selbst nach den Berichten der nagiotischen ,, Volksparole" marschierte der uniformierte Trupp ruhig meiter und war, als die Schüsse fielen, bereits 20 bis 30 Meter von dem Lotal ,, Befterwald" entfernt. Wetekam marschierte an der Spize, seine rechte Körperhälfte der Seite zuge wendet, auf der das Lokal liegt. Der Einschuß liegt nun.unter dem linken Schulterblatt unweit der Wirbelsäule und verläuft von links nach rechts. Wie die Volkszeitung" weiter erfahren hat, haben zwischen Wetetam wiederholt und noch in legzter Zeit schwere interne Ausein andersegungen mit SA - Führern stattgefunden. Das Blatt erinnert an die Parallelen zu den Fällen, in denen die SA. Führer Hilmerich und Vobis in Düsseldorf von hinten ermordet wurden. Auch ihrer Ermordung gingen schwere Auseinandersetzungen mit SA.Führern voraus. Auch in diesen Fällen behaupteten die Nazis zunächst, Vobis und Hilmerich seien
von„, roten Untermenschen" erschossen morden Später stellte sich einwandfrei heraus, daß Bobis von einem SA. Mann von hinten erstochen worden ist und im Falle Hilmerich schwebt zur Zeit gegen den SA.- Mann Bereiter Er. ein Verfahren wegen schießung des Hilmerich.
Schließlich behauptet das Blatt noch, daß die tödliche Kugel aus einer Pistole abgefeuert morden ist, die der berüchtigte und fürzlich verurteilte Großschmuggler, der Al Capone des Westschmuggels", Szymanski geliefert hat. Es fündigt über die Beziehungen der Düsseldorfer SA. zu Szymanski weitere Enthüllungen an.
Um dem Film einen besonderen Rahmen zu geben und industriellen Ehgreiz zu befriedigen, 30g man die Uraufführung als Festvorstellung auf zugunsten des österreichischen Hilfs= Dereins, der unter dem Protektorat des öfterreichischen Gesandten in Berlin steht. Ueber den Weg der Wohltätigkeit kann man also zum Patronat all der Schemen der Vergangenheit, unter denen auch ber leutselige Kaiser Franz Joseph
nicht fehlen darf.
Gespielt mird routiniert und gut. Da sind: Martha Eggert , die wieder burch ihr an genehmes Stimmaterial auffällt, Szöfe Szafall, der Komiter von Format, und die urwüdsige Hansi Niese . Ferner gefallen Paul Hörbiger als liebender, verzichtender Graf, und Frizz Ka m- pers als Kraftmensch bescheidenster Ausgabe. Willy Eichberger bleibt farblos, ebenso mie 3elnits Regie. Das einzige Bemerkenswerte am ganzen Film ist, daß man bei der Ankündigung der Darsteller mal wieder etwas Wert auf Graphit legt, die bislang beim Tonfilm ja so gut wie volltommen ausgeschaltet war.
Das Beiprogramm führte das Orchester der Staatsoper vor, das unter Generalmusikdirektor Erich Kleiber ,, An der schönen blauen Donau" spielt. Hier ist nicht nur das Hören ein Genuß, sondern auch das Sehen interessant.
e. b.
und gut verpackt da und ist bereit, fofort an die Billinger- Uraufführung
Besteller verschickt zu werden. So wirkt diese Rekordfabrik als ein Symbol der heutigen Zeit, nämlich der Ausschaltung der menschlichen Arbeitskräfte und somit der Steigerung der Arbeitslosigkeit. Sie ist trotz aller technischen Vollendung ein bedrohliche Werk. Aber der Mensch kann sich dem Fortschritt nicht entgegenstemmen. Er muß vielmehr danach trachten, Maßnahmen zu ergreifen. durch die die Schädigungen des Arbeitsmarktes verhütet werden.
Karl Anders.
in seiner schwachen Beseßung dünn, moran selbst sein schmungpoller Dirigent Hans Angermann nichts ändern kann. Im übrigen fiel an der Aufführung die Kürze auf, die nicht immer Würze ist. Gesamteindrud: eine von der Not des Theaters diftierte Vorstellung, die aber ausgezeichnet beF. L. sucht ist.
Primus- Palast
Wie einen guten Kaugummi betrachtet die Filmindustrie die Wiener Walzerseligkeit und die nie erlahmende Liebesfähigkeit der verflossenen österreichischen Grafen. Auch in dem Film ,, Ein Raiserwalzer" wimmelt es wieder Don liebenten Grafen in Uniform und in Zivil und von übersüßen Mädchen. Man überbietet sich einander in Liebestollheit und singt dazu zeitgemäße Schlager. Damit allein ist aber heute tein Geschäft zu machen, darum bringt man noch etwas mehr Musik und macht Anleihen bei Strauß, Millöcker und Suppé.
,, Lob des Landes"
Der Kleist- Preisträger Richard Billinger hatte mit seiner neuen Komödie in 5 Aften Lob des Landes" bei der Uraufführung am Lei p- ziger Alten Theater, in der Otto Ge bühr die Hauptrolle spielte, einen starken Erfolg. Das Thema„ Stadt und Land" ist darin auf originelle und theatralisch geschichte Weise mit derbem, grotestem Humor behandelt, der Intellektuelle wird auf Kosten des Landes lächerlich gemacht, aber das dumpfe und sozusagen Unappetitliche des Landes auch nicht geschont Ein durch ein junges ungarisches Mädchen mit dem erotischen Roller infizierter Staatsbeamter mit pseudo- poetischer Schwärmerei für das Landleben, hat nach seines Bruders Tode des Vaters Bauerngut übernommen, zu dessen Führung er nicht die mindeste Eignung befigt. Seiner bäuerischen Frau sind die Haustiere lieber als die Mitmenschen. Kraffester bäuerlicher Aberglaube steigert die Konflikte, bis der Lobfänger des Landes mit einer alten Wiener Freundin Frau und Dorf im Stich läßt und in die Stadt zurückkehrt. 3war sind die gegensäglichen Charaktere sehr übertrieben und manche Wirkungen aus alten Possen bekannt; aber die sonderbare Mischung aus Ironie und echter primitiver Empfindung und einige schöne dichterische Motive im einzelnen rechtferti gen und sichern den Erfolg, der freilich kaum die Gültigkeit der Rauhnacht" erreichen dürfte, obwohl manche Motive daraus wiederkehren.
Josef Heyst.
Im Komödienhaus muß die für Freitag angefeßte Erstaufführung von Fauchois' Komödie Achtung, frisch gestrichen!" auf Sonnabend verschoben werden. Mit Rücksicht auf den Presseball ist der Beginn auf 7 Uhr abends festgesetzt.