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Der Erbfeind der Nation

Die Volksbewegung

gegen die Junker- Ein Alarmruf der christlichen Metallarbeiter

Das offizielle Organ des Chriftlichen Metall­arbeiterverbandes, Der Deutsche Metall­arbeiter, veröffentlicht in seiner nächsten Nummer einen aufsehenerregenden Alarmruf gegen den ostdeutschen Großgrundbesitz, den wir im folgenden in feinen wesentlichen Teilen wieder­geben. Dieser Auffah zeigt nicht nur die Stärke der burch die Osthilfeenthüllungen hervorgerufenen Boltsbewegung, sondern auch ihre Notwen digkeit.

Eine folche Volksbewegung aber muß ein Ziel haben! Dies Ziel hat die fozialdemo­fratische Reichstagsfraktion mit ihren grundlählichen Anträgen zur Ueberwindung der fapitalistischen Wirtschaft aufgezeigt. Sie fordert flar und eindeutig die Enteignung des Großgrundbesihes!

Das Organ der christlichen Metallarbeiter hat mit seinem Auffah die Notwendigkeit dieser Ent­eignung glänzend begründet! Es geht aber nicht nur darum, Begründungen zu liefern, sondern das Ziel zu erkämpfen! Wir richten deshalb an die chriftlichen Arbeiter die Aufforderung, mit uns zu kämpfen gegen den oftelbischen Feind der Nation, mit uns einzutrefen für die Enteignung des Großgrundbesitzes!

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Der Deutsche Metallarbeiter" schreibt:

Ist nur der Feind der deutschen Nation, der fich offen gegen ihren Geist und ihr Leben wendet, oder ist nicht jener vielleicht ein ebenso gefährlicher Gegner der Nation, der den nationalen und volk­lichen Gedanken lediglich als Wandschirm, als Mantel, als Verhüllung seiner erbärmlichen. eigensüchtigen Inter effen betrachtet? Der heimlich gegen die inneren edlen Kräfte seines Volkes angeht und rebelliert aus der Erwägung heraus, damit für seine Sonderinteressen flingende Münzen heraus­zuschlagen?

Warum haben wir in Deutschland die er­schreckenden Wachstumsziffern des Radikalismus, marum nicht in England, das ebenfalls von der Krise stärkstens heimgesucht wird, und das seine Arbeitslosen nicht besser stellt als Deutschland ?

Deutschland war in der Borkriegszeit- froh feiner Sozialversicherung das Land der poli­fischen und gesellschaftlichen Rechtlosigkeit der Arbeiterschaft. Bestimmend dafür war der Geist des oftpreußischen Großgrundbesizes.

Ihm beugte fich die Krone weithin. Er ging nicht ohne Erfolg gegen die Bauern befreiung des Freiherrns vom Stein vor. Gegen ihn war auch Bismard gehemmt. Selbst der aufgestiegene Großindustrielle, der Orben und Ehrenzeichen verschmähte, versuchte aber doch als Rittergutsbefizer etwas von dem Glanz und der Macht des ostpreußischen Groß­grundbesiges mitzuerhaschen. Deutschland ist in der Nachkriegszeit das Land der politischen Intrigen. Der politische Salon ist das Eldorabo der ppli tischen Schieber. Durch enge Beziehungen bis zu den höchsten Stellen werden hier Regie­rungen gebaut und Kanzler verabschiedet. Manch­mal gelingt es doneben manchmal bas letzte Jahr ist ein deutlicher Beweis dafür haben sie Glud. Aber die Intrige ist doch nicht Selbstzmed. Sie dient dazu, dauernd überragende Po fitionen zu schaffen für die alte Herrenschicht. Weil man das durch das Par­lament schwer erreichen fann, macht man die Bolitit der Hintertreppe. Dieses Bofitionen­Schaffen für die alte Herrenschicht bedeutet aber eine ständige Bedrohung der politischen Rechte des Bolles und eine ständige Unterminierung der fozialen Rechte der Arbeiter. schaft. Die Herrenschicht will nicht etma nur eine gesellschaftliche Heraushebung ihrer Klaffe, sondern vor allem materielle Begünstigungen. Daher die unerhörten Zollbelastungen, daher die die Manipu Kontingentierungspläne, daher Iationen mit Roggen und Mais, daher die Mil. fiorden der Osthilfe. War es nicht ein führender Oftelbier, der einmal einer autoritären Reichsstelle gegenüber finngemäß das Wort sprach: ,, Der ostdeutsche Großgrundbesitz hat einen An­spruch auf solche Vergünstigungen, denn aus ihm gehen ja auch die Führer Deutschlands hervor.

Wir brauchen nicht mehr zu fragen: Boher fommt der übergroße Radikalismus in Deutsch­ land gegenüber England? Hier liegt die Erklä­rung.

Das Antifoziale liegt dieser oftdeutschen Herrenschicht im Blut. 3hr hat der Unter­gebene nie viel bedeutet. Sie hat auch nie Sinn für die entscheidende Miffion des Bauerntums für ein Bolf gezeigt. Das Bauernlegen war zeitweilig ihre ein zige Beschäftigung. Es ist gut, gerade heute das einmal wieder herauszustellen. Die fortwährenden Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts hatten den Bauern arm gemacht. Der Gutsherr war durch das Ausleihen selbst geringer Geldsummen, welche von den Bauern nicht zurüdgezahlt werden fonnten, mit Hilfe des römischen Rechts " in den Besitz der Bauerngüter gelangt. Der Bauer aber lief dem Herrn, der ihm das Fell über die Ohren ziehen wollte, davon. Das war nicht nach dem Sinn der Herren. Sie drangen in ihre Landes­regierung, und der Landesvater" tam bann mit Detreten, wie der Medlenburgischen Ge

finde und Tagelöhnerordnung" von 1654, das die Bauersleute nicht ohne Borwissen der Obrigkeit sich verloben oder ihre Hufe verlassen durften, ,, meil sie nach Landesgebrauch mit Knecht ſchaft und Leibeigenschaft samt

ihrem Weib und Kindern verwandt und daher ihrer Person selbst nicht mächtig sind." In Ostpreußen fonnte der Adel die' Bauern beliebig verkaufen und ver tauschen. Einen Leibeigenen" gegen einen guten Jagdhund zu vertauschen, galt als präch tiges Geschäft. Die preußische Dorfpolizeiordnung von 1804 war ganz nach den Wünschen der Guts­herren aufgestellt. Sie umfaßte 35 Quartseiten mit Androhungen von Halseisen, Peitschenhieben, Spießrutenlaufen, die der Gutsherr über seine Untergebenen verhängen. durfte. Und die Bauernbefreiung? Die Bauern mußten sie teuer genug erkaufen. 1824 fiel in Mecklen­ burg die Leibeigenschaft und erst 1848 in den thüringischen Kleinſtaaten!

Warum wir das schreiben? Um zu zeigen, daß das antifoziale Denken ein organischer Bestandteil des Geistes des ostdeutschen Großgrundbesitzers ist.

Daß es dabei Ausnahmen gibt, ist eine Selbst­verständlichkeit. Die Regel aber lautet anders. Dieses antisoziale Denfen sucht er einzubauen in das politische und staatliche Getriebe Deutschlands . Das ist ihm weithin gelungen. Aus der Ueber­schäzung seiner Schicht leitet er auch die Selbst­verständlichkeit der Milliardenfubventionen für seine überschuldeten Güter ab. Der Teufel, der selbst kaum etwas zu effen hat, muß mithelfen, die Mil lionengüter zu stügen.

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arme

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Die Frage der Stellung des ostdeutschen Groß­grundbesizes geht weit über das Materielie wenngleich dieses wichtig ist hinaus. Ausschlag­gebend ist das politisch- soziale Moment. Es ist für das deutsche Volk schlechterdings unmög= lich, weiterhin den über voltswirtschaftliche und nationale Interessen hinausgreifenden verderb­lichen Einfluß des ostdeutschen Großgrundbesizes zu ertragen.

Entweder gelingt es binnen furzem, das Intereffengebiet des offdeutschen Großgrund­befizes einzugliedern in das Gefamfinteresse der Nation, oder aber die Nation ist vor die Not­wendigkeit einer zwangsweisen Aufteilung der Großgüter unter die aufbauwilligen landlosen deutschen Menschen gestellt.

An dem Erstarfen eines gefunden Bauerntums hat die Arbeiterschaft ein bedeutsames Intereffe. Mit dem Bauerntum gemeinsam mill sie die Subventionsschluderei des Großgrundbesitzes aus nationalen Gründen befämpfen!"

Die deutsche Schicksalsfrage

Wer hat zur Zeit das Ohr des Herrn Reichspräsidenten ?

durch das Zentrum erfolgt ist. Weit wich­tiger aber ist die Tatsache, daß schon die allererste Aussprache dazu führte, daß aus allen Be= völkerungsfreijen weitere Mitteilungen über Mißbräuche der Osthilfe eingingen, so daß täglich deutlicher wurde, welche ungeheure Empörung in den betroffenen Ge grundbesitzer herrscht. bieten über die begünstigten ostelbischen Groß­

Regierung bei ihrer Durchführung beteiligt war, Erst als im Herbst 1931 der Einfluß Preußens vollkommen ausgeschaltet und statt dessen die Land­wirtschaft eingeschaltet wurde, da sind je ne Mißstände zum System erhoben worden, die heute die Entrüstung der gesamten Deffentlich­feit hervorrufen. Der neue Kurs der autori: tären Staatsführung" ist es, den allein die Verantwortung trifft, daß viele Dugend Mil­lionen Steuergelder vergeudet worden sind.

Blum gegen Herriot

Für Durchführung des Volkswillens Eigener Bericht des Vorwärts"

Paris , 27. Januar. Léon Blum hat am Freitagvormittag während der Finanzdebatte in der Kammer eine Rede zur Finanzpolitit gehalten.

Wenn Hugenbergs ,, Schnelldienst" wetter davon spricht, man wolle nur nur die Aufdeckung des ,, hauszinssteuer Stand als" verhindern, bei dem es sich nicht um ein paar Millionen, sondern um Summen von 6 bis 7 Milliarden Mart handelt, so ist das nur ein Berlegen­heitsgestammel. Die Hauszinssteuer ent­richten Mieter und Hausbesizer an den Fiskus. Wie dabei eine Bereicherung vor sich gegangen sein soll, ist schleierhaft. Vielleicht aber meinen die Deutschnationalen die Bergebung von Haus­zinssteuer- Hypotheten. Bisher ist aber auch hier niemals von Unregelmäßigkeiten die Rede gewesen. Sollte es aber einen solchen Fall geben, so hat er immer noch nichts mit persönlicher Be= reicherung zu tun. Außerdem wird sich die So­zialdemokratie nicht schüßend vor solche Dinge stellen, pie es die Deutschnationalen bei den Offhilfestandalen getan haben, well fich die Lordinanzfommission ausgearbeitete Finanzporlage meist in rupten Beriönlichteiten meist in ihrem Lager befinden. Man tann aljo in voller Ruhe der Berleumdungskampagne der Deutschnationalen entgegensehen. Sie dürfte nicht nur ein neuer Beweis sein, welche schmutzigen Methoden im Kampf für eine schmutzige Sache die Deutschnationalen anwenden, sondern wie

Geschrei der Grtappten auch ihr Haß gegen die Mieter in Neu­

Hugenberg deckt Osthilfekorruption

Der peinliche Eindruck, den die Enthüllungen über die Mißbräuche der Osthilfe in allen Be= völkerungsschichten hervorgerufen haben, ist den Deutschnationalen jo unangenehm, daß sie ihn durch einen ungewöhnlich plumpen An griff zu verwischen suchen.

Der Deutsche Schnelldienst", eine Hugenberg- Korrespondenz, spricht von einem Ma­növer der, roten Bonzokratie". Demgegenüber braucht nur darauf hingewiesen zu werden, daß die Aufdeckung der Mißbräuche der Osthilfe nicht nur von der Sozialdemokratie, sondern auch

baumphnungen, bei denen die Gewährung von Hauszinssteuer- Hypotheken zu einer, menn auch vollkommen ungenügenden Bere billigung der Baukosten geführt haben, ist. Es muß schließlich immer wieder darauf hin­gewiesen werden, daß die Osthilfe, die im Jahre 1930 durch eine Notverordnung eingeführt wurde, ursprünglich nur den ungeregelten Zusam= menbruch von überschuldeten Betrieben perhindern sollte. Man mollte aber feine Besizerhal. tungspolitik um jeden Preis treiben. Wer aus persönlichen oder sachlichen Gründen nicht sanierungsfähig mar, sollte sein Land Sied Lungszmeden überlassen. Diesen Charakter hat die Osthilfe folange gehabt, als die preußische

Gegen Handelskriege!

Die Industrie meldet sich zum Wort

Der Deutsche Industrie- und Handestag, die Spizenorganisation der Handelskammern, sezt fich jetzt in einer Eingabe an die Reichsregierung mit der exportpernichtenden Handels­politik der autoritären Regierungen auseinander. Mit besonderem Nachdruck wird auf die Gefahren, die aus der Kündigung des Schweden vertrages für Deutschland erwachsen, hinge­wiesen. Hier heißt es, der Abbruch der Verhand­lungen mit Schweden werfe ein Schlaglicht darauf, daß troß aller Warnungen der In dustrie die Reichsregierung ,, allzusehr den For­derungen der landwirtschaftlichen Vertretungen zu entsprechen geneigt sei"

Weiter wird gesagt, daß der gegenwärtige ver­tragslose Zustand Englands Stelfung in Schweden außerordentlich festige, was um so ge fährlicher sei, als England ohnehin durch seine Balutaentwertung den deutschen Export schon er­heblich zurückgedrängt habe. So sei Eng lands Anteil an Schwedens Gesamteinfuhr im vergangenen Jahr von 13 auf 19 Proz. ge= stiegen, Deutschlands Anteil dagegen von 28 auf 25 Broz. gesunken.

Des weiteren wird darauf verwiesen, daß die Berhältnisse des deutschen Exports nach Holland ganz ähnlich wie in Schweden liegen. Das Bere

hältnis zu Holland muß im Hinblick auf seine Bedeutung als Schlüsselstellung der künftigen deutschen Handelspolitik angesehen werben. Zum Schluß wird in dem Protest an die Reichsregierung die für die deutsche Handels­politik vernichtende Bilanz gezogen, daß durch die Zollmaßnahmen des letzten Jahres 20 Proz. der deutschen Ausfuhr unmittelbar gefährdet seien..

Die sachlichen Feststellungen des Industrie- und Handelstages find durchaus richtig. Die Bertreter der Industrie werden sich aber schwer täuschen, menn fie annehmen, mit sachlichen Argumenten bei der Regierung etwas zu erreichen. In der Be­ziehung wird ihnen der Landbund, der mit großem Geschrei 1000 Proz. fordert, um 500 Proj. zu erhalten, in der Handelspolitik stets den Rang ablaufen. Es ist aber immer das alte Lied: Wenn es sich um wirtschaftliche Lebensfragen handelt, tritt die Industrie gegenüber den Agrariern mit weichen Sohlen auf, nur wenn es sich um Löhne und sozialpolitische Fragen handelt, versteht sie gegen die Arbeiter schaff die gleiche Demagogie anzuwenden, wie dies der Landbundgraf aldreuth und seine Baladine gegenüber den Geldbeutelintereffen der international eingestellten Exportindustrie" zu tun belieben.

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Blum fennzeichnete zunächst den Widerstand der gemäßigten Rechtsparteien und die von ihnen im Lande entfesselte Rampagne gegen die von der

als ein politisches Manöver. das nur da zu bestimmt sei, die Radikalen von den Sozialisten zu trennen, um den Weg für eine Konzentrations regierung freizumachen. Damit hat Blum, ohne den Namen Herriot auszusprechen, zugleich dem früheren Ministerpräsidenten einen Schlag verfegt: denn auch Herriot stand im Begriff, auf eine Konzentrationspolitik hinzusteuern. Er hat fich. menn auch nicht öffentlich, gegen die Haltung der radikalen Mitglieder des Finanzausichuffes auf gelehnt und wollte versuchen, das Bündnis der Radikalen mit den Sozialisten zu zerstören. Herriot hat zu diesem Zweck eine 21 nnähe= rung an Flandin gesucht, um die Links­republikaner und deren Nachbarparteien für sich zu gewinnen. Dieses Spiel hat Léon Blum durch­freuzt.

Der Sozialistenführer mies in seiner Rede, ferner darauf hin, daß alle von den Sozialisten vorgeschlagenen Sanierungsmaßnahmen den Be schlüssen der radikalen Kongreffe entsprächen, und er warnte die Radikalen davor, auf die Spaltungsmanöver der gemäßigten Rechten her­einzufallen. Die Mehrheit", so schloß er seine Rede, hat jetzt ihre Probe zu bestehen. Es war vorauszusehen, daß große fapitalistische Kräfte eines Tages eine Art Unterscheidung zwischen den bei den Wahlen siegreichen Bartelen durchführen. mürden. Ich habe den heißen Wunsch, daß in diesem kritischen Augenblick

der Wille der Wählerschaft nicht vergessen, noch verkannt wird. Was uns Sozialisten anbe trifft, werden mir alles tum, um aus bieler Kammer auf dem Gebiet der Gerechtigkeit und des Friedens alle Möglichkeiten herauszuziehen, die der Volkswille ihr übertragen hat." Blums Rede rief einen ungeheuren Beifallssturm hervor.

Im meiteren Verlauf der Sigung versuchte der der Tardieu- Gruppe angehörende frühere Finanz­minifter Reynaud durch heftige Angriffe gegen Cheron und gegen die Beschlüsse der Finanz kommission die Radikalen von den Sozialisten zu trennen. Dieser Versuch hatte das Ergebnis, daß Chéron, über die Angriffe Reynauds empört, er flärte, er wünsche, daß die Sanierung der Staats­finanzen von der republikanischen Mehrheit durch geführt werde, der er sich im Interesse des Landes zur Verfügung gestellt habe.

Während der Sigung besprach eine Delegation des von den Linksparteien gebildeten Arbeits­ausschusses mit Chéron und Paul Boncour die noch strittigen Punkte der Finanzvorlage. Der Finanzminister erklärte sich unter der Bedingung zu Konzessionen bereit, daß bei den Parteien ber gleiche Berföhnungswille bestehe.