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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Grippewelle ergreift Berlin !

Ansteigen der Erkrankungen- Schutzmaßnahmen in den Schulen

Die Hoffnung, daß die Grippewelle im Abflauen begriffen ist, hat sich leider nicht erfüllt. Nach Mitteilung des Haupt­gesundheitsamtes ist am Sonn­abend und Sonntag wieder eine größere Zahl von Grippekranken in die Kranken­häuser aufgenommen worden, jedoch er­gaben sich nirgends Schwierigkeiten für die Aufnahme. Am gestrigen Montag früh wurden von den Berliner städtischen und nichtstädtischen Krankenanstalten über 600 freie Betten für innerlich Kranke ge= meldet. Am Sonnabend ist bereits eine bisher geschlossene Station im Rudolf­Virchow- Krankenhaus mit 110 Betten in Betrieb genommen und im Krankenhaus am Friedrichshain ist am Sonntag eine Reservestation wieder eröffnet worden.

Da hauptsächlich von den Grippeertranfungen Kinder betroffen werden, haben die zuständigen Kreisärzte außer den 12 Schulklassen, die am Montagvormittag geschlossen wurden, im Laufe des Tages die Schließung von weiteren 19 Klassen in allen Stadtteilen Berlins ange­

ordnet, und zwar zunächst auf die Dauer von acht Tagen. Bei den von dieser Maßnahme betroffenen Schulklassen handelt es sich um die Klasse Vla des Steglitzer Gymnasiums in der Heese­straße, die Klassen VIb, VIIb und VIIIb der 2. Bolksschule in der Friedrich- Wilhelm- Straße in Tempelhof , um die I. Klasse der 6. Volts: schule in der Kurfürstenstraße in Mariendorf , um die Klassen Vla, VIIb und VIIIf der 12. Bolks­schule auf dem Tempelhofer Feld, um die Klasse VIb der Goethe- Schule( Mädchenlyzeum) in der Berliner Straße in Lichterfelde , um die Klassen II, V und VII der 180. Volksschule in der August straße 67-68, um die Klasse V2 der 10. Volksschule in der Scharnhorst straße 12 und um die Klassen II, IVa und b, VIIa und VIIIa und b der 25. Volksschule in der Ruppiner Straße. Die Zahl der bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse gemeldeten Grippe­tranten ist einschließlich der neuen Fälle des Sonntags auf 393 gestiegen.

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Angesichts des Steigens der Grippeerkrankun­gen hat der Oberbürgermeister in einem Rund= schreiben an die Bezirksämter darauf hin­gewiesen, daß die Zunahme der Erkrankungen die besondere Aufmerksamkeit auch in den Schulen

Karabiner gegen BBG.- Räuber!

Jetzt ganze Bande hinter Schloß und Riegel

Gestern sind die beiden letzten bisher noch flüchtig gewesenen B VG.- Räuber Achtenhagen und Hoheisen von der Berliner Kriminalpolizei festgenommen worden. Die Festnahme der beiden Schwer­verbrecher, die mit ihren bereits vor Tagen festgenommenen Komplicen eine ganze Serie von Verbrechen auf dem Kerb­holz haben und zwei Menschenleben ver­nichteten, war erst nach Ergreifung um- ma fangreicher Sicherungsmaßnahmen mög­Tich.

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Die Untersuchung ist damit zu einem gewissen Abschluß gelangt. Ueberführt und geständig sind die Verbrecher zusammenfassend für folgende Ber­brechen:

Den Raubüberfall auf das Lokal von Tiepel­mann in Mariendorf und den lleberfall des BBG.- Geldtransports in Charlottenburg , zwei Raubüberfälle auf Tankstellen, drei leberfälle auf Tarichauffeure und einen Ueberfall auf einen Bassanten in der Fasanen­straße. Die Schwere dieser Verbrechen wird noch dadurch erhöht, daß zwei Tote die Opfer ihrer Taten sind.

Die Festnahme der beiden seit Wochen gesuchten BVG.- Verbrecher Achtenhagen und Hoheisen er­folgte am Montag mittag. Selten ist bei der Fest­nahme zweier Verbrecher eine so große Zahl von Schupobeamten aufgeboten worden. Die Beamten waren mit Karabinern bewaffnet, während die Kriminalbeamten, denen der eigent­liche Akt der Dingfestmachung der beiden Täter oblag, mit Panzerhemden ausgerüstet waren. Die Banditen hatten bei einer Familie in der Bahnstraße in Schöneberg unter falschem Namen Unterschlupf gefunden. Sie erzählten, daß fie politische Flüchtlinge seien. Die Polizei ent­deckte den Unterschlupf und da befürchtet werden mußte, daß die beiden zu ihren Schußwaffen greifen würden, um ihrer Festnahme zu entgehen, wurde der Häuserkomplex durch Polizeibeamte mit Karabinern umstellt. Auf den Dächern und den

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Kampf der Mieter!

Der Wohnungs- und Mieteraus­schuß der SP D., Bezirksverband Berlin , er­fucht uns um die Aufnahme folgender Zeilen:

Aus der Roten Fahne" ersehen wir, daß zu einem Mieter Delegiertentongreß am Sonntag, dem 5. Februar, von einem zentralen Mieterausschuß Groß- Berlin eingeladen wird. Der

Treppenfluren wurden die Beamten postiert. Es ging aber alles ruhig ab. Die beiden Verbrecher hatten vom Fenster aus die Vorbereitungen der

Reichsbanner- Wehrsport

Bei einer Geländeübung auf dem Tegeler Schießplatz kletterten die Reichsbanner leute in voller Ausrüstung über eine vier Meter hohe Holzwand.

Polizei beobachtet und da sie keinen Ausweg sahen, ergaben sie sich. Mit erhobenen Händen famen sie den Kriminalbeamten schon auf der Treppe entgegen.

Wohnungs- und Mieterausschuß der SPD ., Bezirk Berlin , hat mit dieser Sache nichts zu tun und lehnt es ab, sich unter die Obhut eines zentralen Mieterausschusses zu stellen. Mitte Februar dieses Jahres findet die ordentliche Funktionär oersammlung aller Mieter­funktionäre unserer Partei statt. Diese Versammlung wird neben dem geschäftlichen Teil, Bericht und Neuwahl des Ausschusses, auch zu den mieterrechtlichen Tagesfragen nach einem

Lieben PARFUM

Sie

HEINRICH JACOBI

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erfordere und Vorbeugungsmaßnahmen angeordnet. Start erfältete und hustende Kinder, die eine Gefahr für ihre Mitschüler darstellen, sollen vom Schulunterricht ferngehalten werden. Durch Schulärzte und Lehrer sollen die Kinder über die Uebertragungswege der Grippe belehrt werden, ebenso über die Maßnahmen allgemein hygienischer Natur, die wenigstens einen gewissen Schutz versprechen.

Das find in erster Linie Taschentuchvorhalten beim Husten und Niesen, Bermeidung des gegen­seitigen Anhustens und eventuellen Küssens, Fernhaltung von Erkälteten,

Vermeidung von größeren gemeinsamen Ver­anstaltungen und von Krankenbesuchen. Empfohlen wird regelmäßiges Händewaschen nament­lich vor dem Essen. Kranke sollen sich möglichst bald ins Bett legen und nicht zögern, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Weiter win dem Rundschreiben gesagt, daß nur im äußersten Notfall Schulen ganz geschlossen werden sollen. Maßgebend ist hierbei der Gedanke, daß ein Teil der Kinder in ungünstigen Wohnungen lebt und so vielfach durch die Schließung der Schulen auf die Straße getrieben wird.

Referat des Genossen Felgentreu Stellung nehmen. In dieser Versammlung haben unsere Partei­genossen und Mieterfunktionäre sich zu entscheiden, wie Mieterinteressen wirklich vertreten werden. Wir führen keinen Kampf gegen die Mieter­vereine und Organisationen, sondern wir fämpfen mit dem Bund deutscher Mieterverbände( Sitz Dresden ) und dem Reichsbund deutscher Mieter gemeinsam um die großen Aufgaben der Mieter­intereffen. Die von unserer Reichstagsfraktion beantragten Gefeßenwürfe über Miet­beihilfen, Mietsenkungen und Bollstreckungsschutz sind unsere vordringlichen Auf­gaben, an deren Durchführung wir arbeiten, ehe noch der Reichstag dazu Stellung genommen hat. Wohnungsmangel, Reichsmietengesetz und das Gesetz über Mieterschutz und Mieteinigungsämter müssen bis zum 31. März 1935 verlängert werden. Arbeitsbeschaffung durch Kleinwohnungsbau und Renovations- und Reparaturpflicht für den Alt­hausbesitz, Schaffung eines sozialen Mietrechtes, das sind unsere Forderungen, die wir auch im allgemeinen Interesse durchführen wollen, aber nicht gegen die beiden größten Mieterver­bände, sondern im Einvernehmen mit den freien Gewerkschaften und den Mieterorganisationen.- Unsere Parteigenossen haben den Kongreß des zentralen Mieterausschusses zu meiden. Wir lehnen eine Einheitsfront mit der NSDAP . ab.

Kinder im Elend

Schreckenszahlen aus Köpenick

Auf Grund eines Beschlusses der Bezirksver­fammlung Köpenid vom September 1932 gibt jetzt Bezirksamt köpenid das Ergebnis einer Rundfrage über die Familienverhält. nisse und den Gesundheitszustand der Schulkinder dieses Bezirks bekannt, das einen erschütternden Beitrag zu dem Elend der Berliner Schulkinder liefert.

Durch die Umfrage in den Schulen ist nämlich festgestellt worden, daß von 9131 Schultindern 2872 Bäter erwerbslos bzw. hilfsbedürftig im Sinne der Bestimmungen für die Gewährung freier Lernmittel sind.

Es tommen 74 Schüler ohne erstes Frühstück und 71 ohne zweites Frühstück zur Schule. 48 Schüler erhalten nicht täglich ein warmes Mittagessen.

Die Anfrage, wieviel Kinder fein eigenes Bett haben und zu wieviel Personen die Kinder in einem Bett schlafen, kann vom Bezirksamt, wie es mitteilt, und auch vom Gesundheitsamt nicht beantwortet werden. Die Beantwortung dieser Frage würde ein genaues Eindringen in die Privatverhältnisse der Familien erfordern, das über die Befugnisse sowohl der Schule als auch

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DIENSTAG, 31. JANUAR 1933

der Schuldeputation und des Schulausschusses gehe. Die Beantwortung der trotzdem an die Schulen gehaltenen Anfragen ließen, soweit überhaupt eine Antwort erfolgte, erkennen, daß ein völlig unzulängliches und unzuverlässiges Material zu­stande kommen würde.

Ferner teilt das Bezirksamt noch mit, daß sich 104 Kinder in 87 Familien mit offener Tu= berkulose und 157 Kinder in 125 Familien mit geschlossener Tuberkulose befinden.

,, Vorwärts"-Extraausgabe

Gestern abend wurde in den Straßen Berlins , besonders an den wichtigsten Berkehrspunkten, eine Extraausgabe des Vorwärts" von den Genossen der Eisernen Front" verbreitet. Die Sonderausgabe fand überall stürmischen Ab­fatz und größtes Interesse der Berliner Bevölke­rung, die durch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler tief beunruhig und regt worden ist.

Die Brennstoffbeihilfe

Für frierende Hilfsbedürftige

Wie bereits im Vorwärts" mehrfach mitgeteilt, hat die Stadt 500 000 m. für besondere Brennstoffbeihilfen bewilligt, die schlüssel­mäßig auf die Bezirks- Wohlfahrts- und-Jugend­ämter verteilt worden sind. Das Geld soll dazu dienen, in außergewöhnlichen Einzel­fällen Härten auszugleichen, 3. B. bei solchen Unterstützungsempfängern, die in Cauben wohnen oder bei allen und kranken Hilfs­bedürftigen oder bei unterstützten finderreichen Familien mit besonders kalten Wohnungen. Eine fchematische Ausschüttung von Beihilfen an bestimmte Gruppen von Unterstützungs­empfängern findet nach einer Mitteilung des Städtischen Nachrichtendienstes daher nicht statt.

Bom Herzschlag getroffen Tragischer Tod eines SAJ.- Genossen

Beim Anmarsch zum Lustgarten ist Sonntag der 18jährige Jugendgenosse Heinz Woidke auf tra­gische Weise vom Tode ereilt worden. Der junge Genosse marschierte in den Reihen seiner SJ.­Freunde als er plötzlich beim Passieren der Jo­hannisstraße taulfos zusammenbrauch. Wie sich später herausstellte, hatte ein Herzschlag seinem Leben ein Ende gesetzt.

Wie uns von Augenzeugen berichtet wird, brach­ten Arbeitersamariter den Bewußtlosen in die nahegelegene Klinik der Nordöstlichen Eisen­und Stahl- Berufsgenossenschaft. Mit der Behaup­tung: daß niemand da wäre", wurde dem Ster­benden die Hilfe verweigert. Die Arbeiterjamariter mußten mit Woidke wieder auf die Straße. Der Vorgang war von der Frau des parteigenössischen Arztes Dr. Friedländer in der Johannis­straße 17 vom Fenster aus beobachtet worden. Da Dr. Friedländer an einem Grippeanfall danieder­lag, eilte seine Frau auf die Straße. Sie ver­ständigte die Samariter und man schaffte den Leb­losen in die Wohnung Dr. Friedländers, der trotz seines leidenden Zustandes sofort alle Versuche unternahm, das Leben des Jungen zu retten. Leider erwiesen sich alle Wiederbelebungsversuche als vergeblich.

Besonders tragisch ist der überraschende Tod des Achtzehnjährigen für die tief erschütterten Eltern. Sie hatten an einer Familienfeier außerhalb Berlins teilgenommen und bis in die späten Abendstunden warteten sie vergeblich auf die An­funft ihres Jungen.

Die Berkümmerung der Wohnungsbautätigkeit. Der Deutsche Verein für Wohnungs­reform E. V. hat für Mittwoch, den 1. Fe bruar 1933, vormittags 10 Uhr, im Plenarsaal des Reichswirtschaftsrats eine Kundgebung vor­gesehen, die unter dem Thema steht: Dürfen wir noch bauen?" Der Verein wird nachweisen, wie dringend notwendig im Interesse der Volksgesund­heit und aus arbeits- und wirtschaftspolitischen Gründen die Neuankurbelung des Wohnungs­baus ist.

Das Berliner Adreßbuch 1933 ist foeben er­schienen und mit ihm fünf neue Bezirksadreß­bücher: Innenstadt, Norden, Osten, Süden, Westen sowie das Berliner Branchen- Adreßbuch. Die Ge­schäftsstelle des Berliner Adreßbuches und seiner vorstehend genannten Sonderausgaben befindet fich W 35, Potsdamer Straße 27a.

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