Feine Leute!"
Welche Wandlung in fünf Monaten
Ab 6. September 1932 veröffentlichte Dr. Jo feph Goebbels im Angriff" unter der Ueberschrift: Die feinen Leute" jenen befannten heftigen Schmähartikel gegen Franz v. Pa pen, der sich auf dem breiten Rüden der Nationalsozialisten hinterrüds in die Amtlichkeit geschwungen hätte:
,, Wir sollten den Dreck wegfegen, und sie traten dann geschniegelt und gebügelt als vornehme kavaliere und etwas breitstelzig und leicht an gedoft in die gute deutsche Stube... Gibt es etwas unanständige. res als diese politische Erbschleicherei? Kann man sich etwas Gemeine. resdenken, als andere die Arbeit tun lassen und sich dann selbst ins gemachte Bett hineinlegen?"
Der Artikel versicherte dann dem Kabinett Papen , daß es im Bolte bar jeder Sympathie sei; das Volk wolle nicht die Herrschaft der feinen Leute.
Jetzt sitzt Hitler mit den feinen Leuten zusammen im selben Rabinett!
Abzählvers
Kann sich jeder an den Fingern abzählen.
Eins, zwei, drei, vier, fünf, Sechs, sieben.
Er hat Papen sich verschrieben!
Drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht,
Neue Steuer,
Salz ward teuer,
An der Rente,
Fehlt ein Ende.
Für die Menge: Riemen enge! Den Baronen: Subventionen!
Junker haschen Ost- Moneten Aus den Taschen Der Proleten.
Volk gezwackt,
Flick saniert.
Neu bejackt
SA. marschiert.
Das sind Herrn von Papens Taten, Und so ward das Volk verraten! Jonathan.
zu neuen Wahlen rufen heute jene Bolts. freunde, die ihrer Berachtung der Masse oft genug innerhalb und außerhalb des Parlaments Ausdrud gegeben haben Herr von Papen, Herr
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Hugenberg, Herr Hitler . Jeder von ihnen ist überzeugt, daß nicht die anonyme Masse", fon dern nur der gottgefandte Führer den deutschen Landen Freiheit und Erlösung wiebergeben fann, und doch wissen sie drei Tage nach ihrer Er nennung feinen anderen Weg zu diesem Ziele als
den Appell an die Masse. Da ist es Zeit zu erinnern, welche Hochachtung vor dem deutschen Wähler die Herrschaften besigen, die heute um seine Stimme werben. Schon im Februar 1923 neröffentlichte der Völkische Beobachter", Heraus geber Adolf Hitler , das folgende bezeichnende Gedicht:
Ich hasse
die Masse,
Die kleine.
gemeine,
Sen Naden gebeugt,
die ist und schläft und Kinder zeugt.
Denkt an den Osthilfefumpf!
Fort mit der hauchdünnen Oberschicht
Die Regierung Papen hugenberg , in der auch Hitler als Reichskanzler sitzt, bietet dem Bolte Wahlparolen statt Arbeit und Brot! Bir sagen dem Volke: befreit euch von der Diktatur der Klasse, der Herr von Papen und Hugenberg angehören und die Hitler begünstigt! Brecht den ver hängnisvollen politischen Einfluß der Junker!
Ein ungeheurer Sumpf von Sfan dal und Korruption aus dieser Klasse hat sich vor den Blicken des Boltes enthüllt! Eine fürchterliche moralische Katastrophe ist über diese Klasse wie über das autoritäre Regierungssystem gekommen, über das System, das mit dem Namen Pa= pen untrennbar verknüpft ist! Die Bersippung des Systems Papen mit dem ostelbischen Feudaladel ist in einer Serie volksund wirtschaftsfeindlicher Maßnahmen sichtbar geworden.
Alle diese voltsfeindlichen Maßnahmen waren immerhin noch Politik. Aber die Zu= stände in Ostelbien, die jetzt enthüllt werden, haben mit Politit nichts mehr zu tun. Aus einer wirtschaftspolitischen Maßnahme, über deren Zweckmäßigkeit bei sinnvoller Anwendung zu diskutieren gewesen wäre, ist in vielen Einzelfällen eine empörende Verschleuderung Don öffent lichen Geldern geworden. Die feudale Herrenschicht, deren Existenz der Bereinigung der Wirtschaftskrise und der Erholung der deutschen Landwirtschaft im Wege steht, hat sich der Osthilfe bemächtigt. Viele ihrer Mitglieder verbergen ihre wirtschaftliche Unfähigkeit hinter lautem Geschrei nach Osthilfegeldern. Diese Herrenschicht will nicht teilnehmen an den allgemeinen Nöten der wirtschaftlichen Krise. Sie läßt sich aus Mitteln der Steuerzahler ihr gewohntes untätiges Herrenleben garantieren.
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Die bekanntesten Namen des Feudaladels finden ich auf der Liste der Leute, die Beträge von Hunderttausenden von Mark vom Reich erhalten
haben!
Lange schon ist seine Partei von diesen erhabenen Grundsägen abgewichen- jezt aber, als Regierungschef, nach dem„ stolzesten Tage Ber lins ", jezt, nachdem er als Kanzler die Grundsäge der Staatspolitik bestimmt, jetzt heißt es:
Wählt diätenhungrige Volksvertreter, hinein in den Mora st, nichts höheres gibt es als ein neues Barlament, das die fleine, gemeine, lahme und zahme Masse ihm liefern foll
Wahrlich, das deutsche Volk würde alle die Prädifate mit Recht verdienen, die ihm der Völkische Beobachter" und Herr Hitler so freigebig erteilt, wenn es deren Erwartungen erfüllen und seinen eigenen Schmähern einen Machtzuwachs gewährt.
Hermine, die zweite Frau Wilhelms, hat für ihre Verwandten um Osthilfe gebettelt!
Der Januschauer, der Freund Hinden burgs, hat über 600 000 Mark Osthilfe erhalten!
Etwa ein Drittel der oftelbischen Großgrundbefizer hat Ofthilfegelder erhalten! Ein Teil von ihnen hat fich gleich zweimal entschulden lassen, unter ihnen die folgenden Feudalbarone:
auf Dulzen,
Graf zu Dohna- Willkühnen, bon Kalkstein- Arnsberg, von Kalkstein- Schultitten, von Kannewurff- Baitkowen, von Plehwe- Dwarischken, General Hell- Gr.- Grieben, von Auer- Goldschmiede.
Unter den Feudalbaronen zeichnet sich besonders aus der Herr von Quast- Radensleben. Der Leiter des Finanzamts Ruppin äußerte bei Weiterreichung des Antrags über den Antragsteller, seine Schulden seien entstanden, weil er sein Vermögen verjeut, verhurt und versoffen habe.
Trotz dieser schwerwiegenden Beschuldigungen entschied das Reichskommissariat, daß er umgeschuldet werde, da der Besitz seit mehreren Jahrhunderten der Familie gehöre.
Die Bildwirkung der Einzelfälle, die in den letzten Tagen enthüllt worden sind, ist ungeheuer! In den Herrenhäusern und Schlössern Ostelbiens figen die Feudalagrarier, die das Rückgrat der sogenannten Herrengesellschaft bilden. Die Enthüllungen haben in die wirtschaftliche und moralische Fäulnis dieser Schicht hineingeleuchtet. Das sind die Kreise, die das deutsche Volt beherrschen wollen, meil sie sein Geld brauchen!
Daß sich solche Zustände herausbilden fonnten, ist die Folge des Fehlens der parlamentarischen Kontrolle! Welche Regierung fönnte es wagen, vor dem Parlament und damit vor dem ganzen Bolte ihre drückenden Maßnahmen gegen
Seit Montag ist Adolf Hitler Reichskanzler. Seit November hat er versichert, daß er im Befig eines Rettungsplans für die Beseitigung der Not sei. Er hat sich trog allem Drängen gemeigert, diesen ganz geheimen Plan, diese Patentmedizin bekannt zu geben. Er hat offen ausgesprochen, daß er Angst habe, daß andere ihn um seinen Plan bestehlen und ihn ausführen könnten.
Der neue Dreibund
Hitler Hugenberg- Papen
die Arbeiter und Angestellten, gegen die erwerbslosen Opfer der Krise zu verteidigen, wenn sie fürchten müßte, daß ihr öffentlich entgegengehalten wird, in welcher Form und in welchem Ausmaß sie öffentliche Gelder an unwürdige und im tiefsten Wesen volksfeindliche Kräfte vergeudet hat! Es ist bisher Brauch auf der Rechten gewesen, jeden als einen schlechten Patrioten zu beschimpfen, der sich gegen die künstliche Erhaltung des ostelbischen Großagrariertums gewandt hat. Die Osthilfe ist mit einem nationalen Mäntelchen umhüllt worden. Unter dieser Hülle aber haben sich die Dinge vollzogen, die mit wahrer nationaler Gesinnung nicht das geringste zu tun haben! Unter dem niederschmetternden Eindruck dieser Ent hüllungen sind die Osthilfepatrioten aus Ostelbien sehr still geworden! Wir wollten den sehen, der jetzt die Auszahlung von Hunderttausenden von Mart an faule ostelbische Großgrundbesizer noch als eine nationale Tat zu bezeichnen wagt!
Die Regierung Papen - Hitler aber schaltet durch die Auflösung des Reichstags das Parlament aus, das in diesen Skandal hineinzuleuchten begann! In dieser Regierung Papen - Hitler haben die deutschnationalen Freunde der oftelbischen Junker eine Mehrheit!
Für die Junker waren Osthilfefubventionen da, für die nach Arbeit und Brot schreienden Erwerbslosen, für die Opfer der Krise, für das arme leidende Volk aber gibt es Wahlparolen!
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Der Kampf gegen die Regierung PapenHitler ist der Kampf gegen den Feudaladel! Deutschland wird niemals frei sein, solange diese hauchdünne Oberschicht seine Geschicke bestimmt jetzt nicht auf dem Rücken der Nationalsozialisten, sondern mit den Nationalsozialisten im Bunde!
Hitler geht im Joch der Junker! Papen und Hugenberg diktieren!
Deutsches Volk! Die Regierung PapenHitler muß fort! Der Sumpf des ostelbischen Feudaladels muß ausgeräumt werden!
Jest wäre es nun an der Zeit gewesen, mit der Patentmedizin herauszukommen! Wo ist der Plan? Er ist nicht da, wohl aber eine andere Patentmedizin, nämlich-
eine Reichstagswahl!
Das ist ganz neu, von noch nie dagewesener Originalität! Es ist schon so lange her, daß die Bahlmedizin angewandt worden ist! Seit dem 6. November ist feine ordentliche Reichstagswahl mehr gewesen, es wurde höchste Zeit, daß wieder gewählt wurde!
Noch vor acht Tagen hieß es in der Hitlere Preffe: Wählen ist Unfug, wählen stört die Wirts schaft, wählen verhindert die Ausführung wirk licher Rettungspläne! Nicht wählen, sondern Hitler Reichskanzler, damit er arbeiten kann!
Jezt ist Hitler Reichsfanzler. Was tut er? Arbeitet er, zieht er seinen geheimen Plan für Arbeit und Brot hervor, geht er an die Rettung" Nichts von dem! Was er tut, ist
eine Wahl!
Eine Wahl, bei der viel geredet, viel versprochen werden fann, ohne daß man die Bersprechungen zu verwirklichen braucht! So sieht die Berwirt. lichung nationalsozialistischer Versprechungen aus, das ist Hitlers Patentmedizin!
Ich hasse
Die Masse,
die lahme,
die zahme,
die heut an mich glaubt,
und die mir morgen mein Herzblut raubt. Weil sie heute an ihn glaubt und ihm Fackelzüge bringt, soll sie noch größere Macht in seine Hände legen. Aber wodurch? Durch Wahlen und Barlament. Ueber das Parlament äußerte fich Herr Hitler in einer Rede:
In die Parlamente wollen wir nicht; wer sich in den Morast begibt, fommt darin um."
Und an anderer Stelle:
,, Eins darf diese neue Bewegung nicht: ihre Arbeit darin sehen, in mehr oder minder zahlreichen Mandaten die Reichs- und Landtage zu benöltern und das Heer diätenhungriger Boltsvertreter zu vergrößern."
NATIONALER
SOZIALISMUS
Die Hitler Regierung plant die Ernennung von Nazi Goebbels zum Rundfunkkom miffar im Reichsministerium des Innern.
Popit bleibt Reichskommiffar
Professor Popiz ist von Papen als Reichs fommissar für die preußischen Finanzen bestätigt worden.
Das neue Parlament Jrlands hat unter seinen 153 Mitgliedern 77 Leute de Baleras( 1 mehr), 8 Arbeiterparteiler( 1 mehr). Die oppofitionelle Cosgrave Partei ist von 57 auf 48 gefallen.