BEILAGE
Vorwärts
Die Kunststopferin
Ich liebe nicht, Frauen wieder zu begegnen, die ich einst verehrt habe, vor lang langer Zeit. Im Innern nenne ich diese Frauen: Gespenster; Gespenster der Vergangenheit...
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Ihr Anblick macht mich alt; ihre Blicke trauern. Dieser Tage in Wien aber ist eine flackernde, dicke, rote Flamme von dazumal vor mir aufgestiegen Gretl Dirmoser; war jünger, lustiger als ich, mutig lachte und ist vom Beruf was es alles gibt! Kunststopferin. Sie stopft, erzählt sie, mottige Gobelins; hat einen großen Ruf in ihrem Fach, erzählt sie; wird gut bezahlt und weiter empfohlen; sogar von Museumsdirektoren.
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Muß also wohl eine wahre Künstlerin sein. Die kleine, dumme Gretl Wer hat es ihr zugetraut? natürlich...
Und sie plappert:
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eine Künstlerin! Na, ich freue mich
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,, Roda", sagt sie ,,, ob Sie's glauben oder nichtSie haben mein Glück gemacht. Nur du. Vielmehr: Sie: Sie allein."
,, Wie ist das möglich, Gretl... Fräulein?" ,, Oh, ganz einfach: Wie wir damals auseinand find nicht wahr? da haben Sie mir einen fleinen Berser geschenkt. Einen Gebetteppich." ,, Ganz recht... jetzt entsinn ich mich." ,, Also sehen Sie: Den Perser hab ich mir an die Wand gehängt drunten in meiner Keller
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wohnung; es ist immer noch dieselbe...
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Ich hab ihn sehr gern gehabt, den Gebetteppich. Weißt, es ist mir manchmal recht schlimm ergangen so im Lauf der Zeit. Dreimal war ich in Stellung dreimal haben sie mich ge= kündigt ,, abgebaut" heißt man's jetzt. Ich hab müssen meine Kleider aufs Versazamt tragen die alte Brosche von meiner Mutter selig ist verfallen...
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Aber von dem kleinen Perser hab ich mich nicht getrennt.
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Weißt: nicht deinetwegen. Schließlich bist du verzeih! nicht mein einziger Schaz gewesen- nicht einmal verzeih, daß ich lach mein treuster... Ich habe keinen Grund gehabt, dich noch zu lieben.
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Aber den Perser hab ich geliebt. Verstehst? Den Berser, der was einmal draufgekniet hat auf dem Teppich dort im Orient und hat gebetet. Ich hab mir immer vorgestellt: Er hat ganz langes schwarzes Haar und einen fraufen schwarzen Bart
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und ganz schmale Augen, daß man kaum sieht, wie schön blau daß sie sind, die Augen- und tniet auf dem Teppich, der Perser und hat eine Hand auf der Brust und betet für mich. Und
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solang er für mich betet, der Perser, kann ich nicht untergehen.
Na, und einmal in der Nacht muß der Perser grad besonders für mich gebetet haben:
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In der Früh schellt es draußen- und herein kommt die Frau Baronin; die Frau Baronin aus dem zweiten Stock.
,, Fräulein", sagt sie ,,, ich höre, Sie sind Kunststopferin?"
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Ich war aus alle Wolfen gefallen. Ich- Kunststopferin? Ich hab nicht einmal gewußt, was das ist. Aber ohne Arbeit war ich und gewittert hab ich: wenn ich jetzt ein" sag, geht mir die Frau Baronin weg.
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vor
Also leg ich eine Hand auf die Brust Aufregung, weißt und schau ihr in die Augen und werd brennrot von der Lüge und stotter: ,, Ja, Frau Baronin, ich bin Kunststopferin."
Sie wird mir schon sagen, was das ist.
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Und wenn sie mich damals gefragt hätte: Nicht wahr Sie sind Seiltänzerin?" ich war so hungrig, daß ich gleich probiert hätt, auf dem Seil zu tanzen.
Darauf fragt sie mich:
,, Können Sie mir meinen Teppich stopfen? Er hat einige fleine Schäden davongetragen."
,, Davongetragen", hat sie gesagt; sie drückt sich überhaupt immer sehr nobel aus. Es ist ein sehr fostbares Stück", hat sie gesagt ,,, und ich möchte es nicht einer jeden Stümperin in die Hand geben." ,, Frau Baronin", hab ich gesagt ,,, wenn ihr Teppich hat einige fleine Schäden davongetragen, so werd ich sie richten. Schauen Sie her, Frau Baronin", hab ich gesagt und hab sie zu meinem
Heinz
fleinen Perser geführt ,,, dieser Teppich hat ebenfalls Schäden davongetragen gehabt, aber schon so, daß man hat können die Faust und den Kopf durchstecken; es war bereits gar nichts mehr da von ihm, sondern nur mehr Fezen. Und schauen Sie, bitte, den Teppich jetzt an: sieht man noch etwas von die kleinen Schäden, die was der Teppich hat davongetragen ha?"
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Die Frau Baronin hat ihre Brille aufgesezt weißt, so eine, was man in der Hand haltet, aus Gold und hat meinen kleinen Perser angestiert und durchgestiert mit der Brille und mieder angestiert und gewendet und durchgestiert und hat gesagt:
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,, Wirklich, Fräulein, Sie sind eine Künstlerin! Man sieht absolut nichts von die kleinen Schäden,
Eisgruber: Tragische Erkenntnis
Anfangs las ich in meinem Baedeker so vor mich hin. Mittendrin wurde ich, von einer Regung des Gemüts beunruhigt, stuzig, hielt inne, las noch einmal, und darn stand plötzlich und mit aller Wucht ein tragischer Zusammenhang zwischen dem, was ich las, und einem der fürchterlichsten Ereig= nisse der Weltgeschichte grell und klar vor meinem Bewußtsein.
Reisen kann ich mir nicht leisten; also lese ich als Reiseersaz zuweilen gern im Baedeker, jenem onkelhaften und gründlichen Reiseführer des braven Bürgers. Das ist schön und billig. Vor allem billig. Ich blätterte auf und war mitten in Belgien , im Blamenland, im schönen Gent. Ich kannte es aus einer schlimmen Zeit, aus dem Kriege. kannte es nicht so wie der Baedeker und suchte mich nun an seiner Hand neu zu orientieren in dem alten, herrlichen Vlamenstädtchen Bald fand ich mich auch zurecht, entdeckte auch schnell die holde Gasse, in der ich vor dem Fenster einer noch holderen Vlamenmaid so oft auf und ab patroulliert war und schließlich Erhörung gefunden hatte.
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Von Gent fuhr ich dann mit dem Finger auf Baedekers Karte. nach Jjegfem, nach Courtrai , nach Menin. Auch hier war ich noch gewesen, damals im Kriege; aber hier waren schon keine Erinnerungen an Blamenmädchen mehr, dafür solche an Geschüßdonner, zerstörte Häuser, Bernichtung und Barbarei
Aber ich schüttelte die häßlichen Erinnerungen ab und las im Baedeker weiter: von Menin aus kann man dann über Ghelume und Ghelumelt schon für 50 Pfennig in 25 Minuten nach pern fahren..
"
Hier setzte plötzlich die Unruhe meines Herzens und Gewissens ein: Menin... Ghelume. Gheluwelt... pern.. Hier hatten wir gekämpft, hatte ein Volk gekämpft, gelitten, geblutet; hier waren Hunderttausende gefallen, auf den Feldern vor Ypern , in den Gräben, in den Granattrichtern. Vier Jahre lang war hier Tod, Blut, Schmerz, Vernichtung gewesen.
Wie war das doch? Was stand im Baedeker? .. ,, Bon Menin aus fann man dann schon für 50 Pfennig in 25 Minuten nach Ypern fahren"? Ja, so stand da schwarz auf weiß. In einem sach
W. Friedländer: Die Frau im Recht
In der Schriftenreihe von leicht verständlichen Darstellungen des Rechtslebens, die der DiezVerlag herausbringt, ist jetzt die Schrift von Dr. Theodor Tichauer: ,, Die Frau im Recht" erschienen, die namentlich den Frauen ein brauchbarer Ratgeber in rechtlichen Fragen sein will. In der Einleitung wird die veränderte gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation der Frau in der Gegenwart und der Einfluß dieser Veränderung auf ihre Stellung in der Ehe be= handelt. Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit der Frau in der Familie, und zwar in ihrer Eigenschaft als Gefährtin des Mannes und als Mutter der Kinder. Gesellschaftliche Kritik an der heutigen Ehe wird nur in sehr vorsichtiger Weise geübt. Erwünscht wäre hier, daß die rechtlichen Auswirkungen eines Zusammenlebens in freier Lebensgemeinschaft noch ausführlicher behandelt worden wären. Auch in der jetzigen Ausgestaltung der Wohlfahrtspflege hat diese Lebensgemeinschaft eine erhebliche Bedeutung erlangt. Recht interessant ist, daß die Verlobungs. zeit vom Verfasser als eine Art Probeehe charafterisiert und ihre rechtlichen Auswirkungen unter diesem Gesichtspunkt dargestellt werden. In diesem Zusammenhang werden Verlobung und Heirat, die Wirkungen der Ehe in persönlicher und wirtschaftlicher Beziehung, Unterhalts- und Erbrecht besprochen. Bei der Darstellung des ökonomisch wichtigen Unterhaltsrechts wird auch
die gegenwärtige gerichtliche Praris geschildert, so daß die Leser ein flares Bild der wirtschaftlichen Lage auch bei Trennung und Scheidung der Ehe erhalten. In der Darstellung der Auflösung der Ehe, namentlich durch Ehescheidung, wird gezeigt, wie verschieden die gesellschaftliche Beurteilung des persönlichen Lebens in der Ehe in den einzelnen Bevölkerungskreisen sich entwickelt hat. Auf den Scheidungsprozeß und die Erlangung des Armenrechts hierbei wird besonders eingegangen. Bei der Darstellung der rechtlichen Lage der Frau als Mutter zu ihren Kindern wird ihre Rolle als Erzieherin, die sie gesellschaftlich spielt, nicht voll gewürdigt, ihre rechtliche Stellung aber zutreffend erörtert.
Im zweiten Teil des Werkes wird die Stellung der Frau in der Gesellschaft besprochen. Zunächst wird die Lage der erwerbstätigen Frau als Arbeiterin und Angestellte unter Hervorhebung der besonderen Schutzbestimmungen für die Frau beschrieben, sodann wird die Stellung der wirtschaftlich selbständigen Frau und der Frau als Gläubigerin, Klägerin und Schuldnerin erörtert. Zum Schluß wird die Stellung im öffentlichen Leben, ihre Staats- und Religionszugehörigkeit, ihre Rechte im Prozeß und als Zeugin besprochen.
Das fleine, leicht verständliche Werk wird zahlreichen Frauen, namentlich auch den in der Woh fahrtspflege tätigen Fürsorgerinnen und ehrenamt lichen Helferinnen ein wertvoller Führer sein.
lichen, ernst zu nehmenden Buche, das es mit der Wahrheit recht genau nahm.
Aber das konnte doch gar nicht wahr sein! Das konnte man doch gar nicht, für 50 Pfennig in 25 Minuten von Menin nach Ypern fahren! Wir wissen es doch, wir haben es doch am eigenen Leibe erfahren. Bei Ghelumelt hat mir doch ein Granatsplitter den Schenkel zerrissen, weil ich nach Ypern wollte! Und meinem Freunde hat es die Brust zerschmettert, weil er nach Ypern wollte.
Ein Sechzigmillionenvolk hat doch damals von Menin nach Ypern gewollt, über Gheluwe und Gheluwelt. Hunderttausenden hat dieses Wollen das Leben gekostet zwischen Menin und Ypern . Hunderttausend Kreuze stehen auf den Aeckern und Feldern. Und Millionen und aber Millionen wurden dafür bezahlt, das Vermögen eines Volkes. Die Erde wurde durchwühlt, unterminiert; Kanäle und Schleusen wurden gesprengt, Straßen aufgerissen, Häuser dem Erdboden gleichgemacht, Kirchen zerstört, Ackerland und Gärten bis zum Grundwasser abgehoben, Wasserfluten über frucht
MITTWOCH, 8. FEBRUAR 1933
die was der Teppich hat davongetragen." Natürlich. Der Teppich war ja tadellos, von jeher; hat nie, nie ein Loch gehabt nicht einmal so groß wie ein Stecknadelkopf.
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Na, also kurz: Ich habe dürfen das kostbare Stück von der Baronin abholen und stopfen. Der Perser hat für mich gebetet die Arbeit ist mir gelungen. Die Frau Baronin hat mich gut be= zahlt und weiter empfohlen.
Ich hab es nach und nach gelernt... Und mein Perser hat für mich gebetet: Ich bin nie mehr ohne Verdienst geblieben.
Einen jeden Kunden aber, der gekommen ist, hab ich zu meinen kleinen Perser geführt und hab erzählt:
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,, Dieser Teppich ist so zerlumpt gewesen, daß man hat können den Kopf durchstecken es ist bereits nichts mehr dagewesen als wie ein Fezen. Sehen Sie aber jetzt den mindesten Schaden, den was der Teppich hat davongetragen?"
So hast du, mein Lieber, im Grund mein Glück gemacht ich dank dir. Vielmehr meinen süßen Perser; dem Blauäugerl."
bares Feld geschickt, Bauern von Haus und Hof vertrieben, Luft und Erde mit Giftgas verseucht, vier lange, entsetzliche Jahre hindurch. Tag und Nacht, alles nur, um von Menin nach Ypern zu gelangen.
Und alles umsonst. Das Sechzigmillionenvolt konnte nicht hingelangen. Und nun stand hier zu lesen, daß man diesen Weg in 25 Minuten für 50 Pfennig bequem fahren könnte
Welch eine höllische Spiegelfechterei! Kann man uns so betrogen haben?! Konnten die Dinge so einfach und leicht sein? Und konnten die Menschen sie sich so kompliziert und sinnlos schwer machen?! Ein infernalischer Spaß, den sich da der Baedeker, bieder, harmlos und unfreiwillig, geleistet hat! Eine Reiseführer- Schicksalsironie, die sich Generäle und Staatsmänner einmal nachhaltig zu Gemüte führen sollten. Es ist nur zu befürchten, daß ihnen die tragische Erkenntnis daraus nicht recht zum Bewußtsein kommen wird. Zuverlässiger ist's schon, die Massen prägen es sich unauslöschlich ein, daß eine Strecke, die man im Frieden und in Frieden für 50 Pfennig in 25 Minuten zurücklegen kann, im Kriege Millionen, Blut und Vernichtung kostet, ohne daß man sie hinter sich bringt.
Hedwig Ernst: Der alte Lehrer
Alle Tage steht der alte Lehrer eine kleine Gasse weit bei seiner" Schule und wartet auf ,, das Volk". Er kennt den Stundenplan jeder Klasse, Beginn, Pause und Ende. Niemand hat ihn dem alten Lehrer mitgeteilt, er hat auch nicht gefragt danach. An dem, was das Volk trägt, was es spricht, auf dem Schulweg und bei den offenen Fenstern aus der Klasse heraus, weiß er ihn.
Schon recht alt ist der alte Lehrer. Der meiße, nicht besonders gepflegte Bart steht wie ein Fanal des Friedens mit dem Dasein um sein altersgedunsenes Gesicht. Aber in den kleinen, wie hineingebrochenen Augen blizt es mie erste Jugend. Ja, ja, ein rechtes Herz ist gar nicht umzubringen.
Hart war der Kampf in ihm ums ,, Pensionie ren ". Auch wenn sie ihm seinen Lebenstag nicht immer gerade verschönte und süßte, er liebte seine Schule. Doch Gesetz ist Gesetz: er mußte in Pension gehen.
Wie lang kann ein Tag sein! Und was manche als Gipfel des Lebensgenusses sich vorstellen: Rein nichts zu tun haben, als die schöne Pension einstreichen, wie schlaff, wie unzufrieden kann das machen. Ein hingemähter Schwaden liegt man im Zeitgetriebe.
Lauter junge Kräfte walten in seiner Schule jetzt. Und: andere Zeiten, andere Jugend.
,, Würdest schon fertig werden mit ihr", denkt er, wenn ihm beim Zusammentreffen ein Kollege erzählt, wie schwer es mit der heutigen Jugend sei. Und sie preisen ihn glücklich, dem Joch des Berufes entspannt zu sein.
Schön und gut, aber es stimmt ein bißche.. dogelfrei: in nichts mehr ein gewisses müssen, das, nicht eingehalten, ein ganzes Werk sozusagen in Unruhe, in Verfall brächte. O ja, so ein Spaziergang durch Wald und Feld, an teine Stunde ge= bunden, an keine Richtung, immer macht er das Herz warm, ob Blühen oder Ernte, wann und wo er hingeht. Aber was ist dagegen in den oft genug recht dumpfen Dickschädeln das Aufblizen von Fassungsvermögen und Erkenntnis! Erdreich im Aufkeimen der Saat! Und was ist dagegen Anhänglichkeit dankbarer Scholaren, die nicht den Meister nur, sondern den Kameraden in ihm fühlte.
Und wieder treibt es ihn zu seiner Schule.
Da stürmen die Rangen her, laut, Auftrieb. Sie sehen den alten Lehrer, von dem die Größeren drollige Geschichten erzählen, und von dem man das schon bekannte, Herumstehen bei der Schule" auch als Drolligkeit, mindestens, nimmt. Schon Sage ift er ihnen. Sie fichern, fie lachen.
,, Hallo, er steht wieder da...!" Und hudeln an ihm vorbei mie die Wilden.
Der alte Lehrer sieht ihnen zu, sieht ihnen nach, und behält dabei immer seine Schule im Auge, seine Schule, der er noch einmal ein Leben lang dienen würde, meil er sie liebt.
Wenn die jungen Lehrer kommen, spaziert er still davon.
,, Und jetzt gehst du lange nicht mehr heraus", denkt er im Fortgehen. Andern Tags aber steht er wieder eine fleine Gasse meit bei seiner Schule und wartet auf ,, das Volk"..
Alt, aber gut...
Der Wiz
vom Erfolg
( Wer hat Erfolg im Leben.? Der Moralische, Edle, Tapfere? Schon von Schiller verneint:„ Nicht dem Guten gehört die Erde". Dann gewiß der Kluge, Kenntnisreiche, Wissende, wie unsere Schulmeister behaupten, wie unser ganzes aufgeklärtes Jahrhundert behauptet? Fragen wir beim Witz an: roer hat Erfolg?)
In Berdytschew ist ein Mann am Verhungern. Hat nichts gelernt, findet feine Arbeit, will ins Wasser gehen. Hört aber im letzten Moment, daß ein Kirchendiener gesucht wird. Einkommen aus dieser Stellung gleich Null aber wenn man vorm Nichts steht...?
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Der Mann bewirbt sich. Können Sie lesen und schreiben?" wird er gefragt: Nein, das kann er nicht. Ja, dann kann er auch nicht Kirchendiener werden!
Den Unglücklichen packt die Wut der Verzweif lung. Er verläßt Berdytschew und Polen . Kommt nach Deutschland , kommt über England nach Amerika . Wird Schuhpuzer am Broadway. Handelt mit Schuhcreme. Beginnt Schuhcreme zu. fabrizieren. Das Geschäft geht, er tauft andere Fabriken auf, er wird, in vielen Jahren, Chef eines Riesen- Schuhcreme- Konzerns, Millionär, Multimillionär, Milliardär, Multimilliardär.
Und eines Tages ist fünfzigähriges Geschäftsjubiläum. Der Generaldirektor feiert den greisen Jubilar: ,, Und das alles hat unser Seniorchef er= reicht, obwohl er weder lesen noch schreiben fonnte. Was hätte er erst erreicht, wenn er das gefonnt hätte!"
Da steht der Jubilar von der Festtafel auf und fagt:
Das kann ich Ihnen ganz genau sagen: Kirchendiener in Berdŋtschem.." Yorik.