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Ernst Zanders Jubiläum

Dr. Ernst Zander, den Arbeitersängern vor allem als Leiter des von ihm vor fast 30 Jahren gegründeten Berliner Volks- Chors und als Dirigent vieler Gaukonzerte bekannt, beging am 22. Februar seinen 60. Geburtstag. Sohn eines Orchestermusikers und einer Hebamme, hat er sich aus kleinsten Verhältnissen dank seiner un­geheuren Arbeitskraft zu einer führenden Per­sönlichkeit im öffentlichen Musikleben empor­gearbeitet. Er gehört zu den Vorfämpfern unserer Volkschorbewegung. Ohne seine unermüdliche Wirksamkeit auf dem Podium wäre dieser wich­tigste Teil unserer Arbeitermusikbewegung nicht so zielbewußt vorwärtsgebracht worden. In Berlin   hat die werktätige Bevölkerung nur durch ihn Zugang zu den Meistern der Ver­gangenheit, von Bach und Händel   an bis zu den großen Chor- Orchester- Werken unserer Zeit erlangt.

Daneben hat Ernst Zander sich durch seine Herausgebertätigkeit, besonders Hän= delscher Oratorien, höchst verdient ge macht. Hier wurde grundsätzlich neue Arbeit von ihm geleistet, die sich nicht nur auf die musikalische Gestaltung, sondern auch auf die dramaturgisch­psychologische Einteilung und vollkommen neue Uebersegungen erstreckte. Schließlich gehört noch eine riesige literarische Arbeit, die kein anderer so gut wie dieser kenntnisreiche und fleißige Mann unternehmen konnte, dem DAS.: der Führer durch die weltliche Chor= literatur mit Orchester", ein Standard­werk, dessen erster Band bereits erschienen ist und unsere Dirigenten und Funktionäre in die Chorliteratur einführt. Der zweite, schon druc­fertige Band, wird die kleineren, viel zahlreicheren Chorwerke enthalten.

Der DAS. wünscht dem jugendfrischen Jubi­lar die gleiche Arbeitskraft und Arbeitsausdauer, die ihm eine solche Lebensleistung( neben dem Broterwerb!) ermöglicht hat, auch für seinen Lebensabend. Wir selbst können uns gratulieren, daß wir in Ernst Zander einen Mitarbeiter be= sigen, der seit seiner Studentenzeit treu zum Sozialismus steht und eine so seltene Vereinigung von praktischem Musiker, wissenschaftlichem Ar­beiter und organisatorischem Führer darstellt. Das Jubiläum begeht der Volkschor durch zwei Erſt­aufführungen seiner Händel- Bearbeitung Acis und Galathea und Lob der Musik", zweier Werke, die demnächst im Kommissionsverlag unseres Bundes erscheinen. A. G.  

Loblieder auf Faschismus Was Rundfunkhörer glauben sollen

Wir hören im deutschen Rundfunk nichts vom unterdrückten Tirol und seinen Nöten; aber wir hören Lobreden auf den Faschismus. Nachdem der italienische Faschist Professor Guido Bor= tolotto vor einigen Tagen im Programm der Berliner   Funkstunde seinen Spruch aufgesagt hat, trat er nun am Mittwoch auch im Programm des Deutschlandsenders in Erscheinung. Er pries die Segnungen des Faschismus in so vollen Tönen, daß die Notschreie aus dem Tiroler Land wirklich nur noch als Böswilligkeit zu verstehen sind.

Als Vertreter des deutschen   Faschismus sprach im Programm der Funkstunde Alfred Rosen= berg, dessen Rede in einem Aufruf ausklang, geschlossen die Hitler  - Partei zu wählen. Damit wurde den Hörern ein schöner Beweis sowohl für die nationale Konzentration mie für die Aus­schaltung der Parteipolitik im Rundfunk erbracht. Daß der ganze Osthilfeskandal ein marristisches Wahlmanöver sei, verkündete in einer Auflage= sendung der Reichsregierung der neue Staats­sekretär im Reichsernährungsministerium Herr von Rohr.

Der Deutschlandsender, der bekanntlich von der Reichsregierung besonders scharf am Zügel ge­halten wird, hatte als Nachtmusik eine Uebertra­gung aus München   angekündigt. Sie wurde

ohne Angabe von Gründen durch Musikübertra

gung aus einem Berliner   Caféhaus ersetzt. Die etwas gedrückten Verhältnisse zwischen Bayern  und der national tonzentrierten Reichsregierung scheinen ihre Kreise bis in die düsteren Gewässer des Rundfunks zu ziehen.

-1z.

Piscator   Regisseur in Moskau  . Der deutsche  kommunistische Regisseur Ermin Piscator ist von der Sowjetregierung zum Leiter und Haupt­regisseur des jüdischen Staatstheaters in Moskau  berufen worden.

Ueber Käthe Kollwiß, die Künstlerin und Ruferin für soziale Gerechtigkeit spricht Sonnabend, 8 Uhr, auf Einladung der Volksbühne Dr. May Deri im Kunst­gewerbemuseum.

Deutsche   Sehnsucht nennt Max Barthel   seine Rede, die er Freitag, 8.15 Uhr, als Gast der Werkgemein­schaft für Wortkunst Am Breitenbachplay", Breiten­bachplatz 17-19, hält. Ernestine Münchheim liest aus des Dichters Romanen. Anfragen schriftlich: Sekre­tariat E. Münchheim, Bergstr. 28, Steglitz  .

Die 5. Kabarett- Matinee der Voltsbühne findet Sonntag, vorm. 11.30 Uhr, im Theater am Bülowplay statt. Ü. a. wirken mit: Lotte Werkmeister  , Liselotte Wilke, Sonja Wronko, Hede Geber, Hugo Fischer­Köppe, Walter Behr und Valentino Graciadei. Barna­ bas von Geczy   spielt mit seiner Kapelle, Richard Schöff­mann und Gitta Wallerstein von der Staatsoper tanzen.

Im Bund geistiger Berufe spricht Prof. Emil Lederer   über das Thema: Ist die Krise am Wendepunkte?"( mit Aussprache) am Freitag, 8.30 11hr, im Clubhaus am Knie, Berliner Str. 27.

Das Berliner   Philharmonische Orchester setzt seine Volkstümlichen Konzerte Sonntag, 8 Uhr, in der Phil­harmonie fort.

Für Sozialismus und Freiheit!

Thomas Mann   an die deutsche   Nation

Wir veröffentlichen nachstehend die Botschaft des Dichters Thomas Mann  , die am Sonntag in einer Rundgebung des Sozialisti­schen Kulturbundes in der Volksbühne verkündet werden sollte. Die Kundgebung durfte nicht stattfinden. Die Botschaft wurde dann durch den Kultusminister Grimme auf dem Kongreß Freies Wort" verlesen, der kurz darauf ebenfalls aufgelöst wurde. Thomas Mann   ließ folgende Botschaft ver­fünden:

,, Ich will das Bekenntnis erneuern, das ich schon vor zwei Jahren in einem schwierigen und kritischen Augenblick öffentlich und seitdem noch das eine und andere Mal abgelegt habe: das Bekenntnis zur sozialen Repu= blik und zu der Ueberzeugung, daß der geistige Mensch bürgerlicher Herkunft heute auf die Seite des Arbeiters und der sozialen Demokratie gehört. Die Kontrastierung von Metaphysik und Sozialis­mus, wobei dieses als unfromm, unheilig, mate­rialistisch, als ein Wille zum Termitenglück hin­gestellt wird, ist heute nicht erlaubt.

Ich spreche als Künstler und auch diese Form der Vertiefung ins Menschliche, die man Kunst nennt, ist eine Sache des humanen Interesses, der leidenschaftlichen Anteilnahme am Menschen. Die Kunst war ja immer und wird jederzeit sein das vollendete ,, Dritte Reich  ", von dem große humane Geister geträumt haben und dessen Name heute so mißbräuchlich geführt wird: die Einheit nämlich von Leiblichkeit und Geistigkeit, des Natürlichen und des Menschlichen.

Noch einmal, das Humane umschließt beide Welten, die innere und die äußere, und das

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Politisch- Soziale ist eines seiner Bereiche. Mate­rialismus ein tindisches Schreckwort und perfid obendrein! Auf eine scheinbar idealistische Weise soll das menschlich Anständige damit hintangehal­ten werden, im Namen der Innerlichkeit! Materialismus kann viel geistiger, viel idealisti­scher und religiöser sein als die innerlichkeitsvollste Vornehmtuerei gegen das Materielle; denn er bedeutet ja gar nicht, wie der Kulturbürger will, das Versunkensein im Materiellen, sondern eben den Willen, es mit Menschlichem zu durchdringen.

Sozialismus ist nichts anderes als der pflichtmäßige Entschluß, den Kopf nicht mehr vor den dringendsten Anforderungen Materie, des gesellschaftlichen follektiven Lebens in den Sand der himmlischen Dinge zu stecken, sondern sich auf die Seite derer zu schlagen, die der Erde einen Sinn geben wollen, einen Menschenfinn.

In diesem Sinne bin ich Sozialist. Und ich bin Demokrat in dem einfachen und allgemeinen Sinn, daß ich an die Unvergänglich­feit von Ideen glaube, die mir mit der Idee des Menschen selbst, mit jedem Gefühl für die Tat­sache Mensch unverbrüchlich verbunden scheinen

der Idee der Freiheit

zum Beispiel, die man heute für überwunden erklären und historisch zum alten Eisen werfen möchte.

Auf dieser Ueberzeugung beruht mein Wider­stand gegen das, was sich heute in der Welt für

Die Stimme eines Bischofs

,, Ich kann nicht mehr schweigen"

Der Erzbischof von Freiburg   im Breis gau, Dr. Conrad Groeber, hat ein Hirtenschreiben erlassen, das sich mit der politischen Lage befaßt und am Sonntag in den Kirchen der Erzdiözese zur Verlejung gekommen ist. In dem Hirten­schreiben führt Erzbischof Dr. Groeber, nach einer Meldung des Wolff= Büros, u. a. folgendes aus:

,, Wer das öffentliche Leben innerhalb unseres Volkes auch nur oberflächlich verfolgt, nimmt schmerzlich wahr, daß sich die Gärung in allen Schichten der Bevölkerung von Jahr zu Jahr steigert. Raum ein Monat ungestörter Ruhe wird dem schwer erkrankten Volkskörper gegönnt. Leider scheint man zu vergessen, daß nur jene den letzten Nutzen daraus ziehen, denen nicht die Ordnung in Staat und Volk als politisches Hoch­ziel vorschwebt, sondern die Unordnung und völlige Umwandlung der bisherigen staatlichen und sozialen Form.

Im einzelnen haben die politischen Kämpfe ein Gepräge angenommen und eine Ueberhizung er= reicht, die in der politischen Geschichte unseres Vaterlandes fast beispiellos ist. Man läßt sich nicht bloß von Haß gegen den politischen Gegner uneingeschränkt leiten, sondern behauptet sogar, daß Haß, Rachsucht und Vernichtungswillen be­rechtigt und notwendige Mittel im Entscheidungs­tampfe um die politische Macht seien.

Statt auch bei Andersgesinnten die ehrliche

Kaiser u. Weill: ,, Der Silbersee  "

Leipziger Uraufführung

Am Silbersee, in den Wäldern, siedeln die Ar­beitslosen. Der Hunger treibt sie zu einem Ein­bruch. Der Führer Severin wird auf dem Rück­weg vom Landjäger Olim angeschossen, der die Tat baid bereut und all sein Gut daran seßt, den Haß Severins zu überwinden. Aber allzuspät ver­söhnen sich die Armen, so daß es den alten Herren" gelingt, ihnen den Besitz wieder abzu­nehmen. Die Austreibung des verarmten, be= trogenen Paars wirkt heute wie ein Symbol der Unterdrückten, denen das Glück ihrer Revolution wieder entrissen wurde. Aber als Olim und Seve­rin den Tod im Silbersee suchen, verwandelt sich das Wasser zu Eis und trägt; denn wer den Schick­salsgenossen nicht mehr haßt und nichts mehr fürchtet, der muß weiter helfen am Bau einer ferneren Welt. Das ist Georg Kaisers Trost. Das ,, Märchen in 16 Bildern" hat auch neben dieser Allegorie einen seltenen Reichtum an bedeutungs­reichen Vorgängen, Ideen, haftenden dichterischen Bildern, originellen Charakteren und dramatisch großartigen Szenen. Der Silbersee" erscheint als das stilistisch und innerlich fesselndste Bühnenstück der letzten Jahre.

Kurt Weills raffiniert gearbeitete Musik be­deutet eine Berfeinerung seines Dreigroschen­Oper- Stils. Sie ist oft von starker Eindringlichkeit, aber allzu anspruchsvoll für Schauspieler. Von den Leipziger   Darstellern war in der Uraufführung noch) feiner dem Chansonvortrag ganz gewachsen. Das Wesentliche des Werkes ist durchaus bei der Dich­

Ueberzeugung zu schäßen, schiebt man ihnen die selbstsüchtigsten und verachtetsten Gründe skrupel­los unter. Selbst der politische offene und heim­tückische Mord fordert von Tag zu Tag entsetz­liche Opfer in wachsender Zahl.

Bei der Weiterentwicklung dieser Kulturschande ist der Bürgerkrieg, der schlimmste aller Kriege, zu befürchten. Ich erhebe deshalb als Deutscher, als Christ und als Bischof meine Stimme, um mich von der schweren Verantwortung zu be= freien, die ich mir durch mein Schweigen auf= bürden würde.

Ich beklage die Selbstentehrung, die unser Bolk den anderen Völkern gegenüber durch die Dul­dung solcher Zustände verschuldet.

Ich beklage die offenbare und grundsägliche Ab­fehr vom christlichen Sittengesez, das den Haß und die Angriffe auf Ehre und guten Namen, auf Sein und Leben des Mitmenschen als schwere Sünde verbietet und in der Nächsten- und Feindes­liebe ein Hauptgebot unseres Glaubens erblickt.

Ich fordere als Bischof alle überzeugungstreuen Katholiken auf, sich mit christlichem Hoffen um ihren Oberhirten zu scharen und nach Kräften dafür zu sorgen, daß Lüge und Berleumdung, die Verhetzung und der Haß, die Gewaltakte und der Mord nicht weiter den deutschen   Namen schmach­voll beflecken und unser Gewissen vor dem Volke und der Menschheit, vor dem ewigen Richter belasten."

tung Raijers, die Musik ist nur Würze. Das kühne

Stück fand eine wertvolle Aufführung, die mit außerordentlichem Beifall aufgenommen wurde. Heinrich Wiegand  .

Die Aufführung von Georg Kaisers neuem Stück Der Silbersee", die gleichzeitig mit Leipzig   im Magdeburger   Stadt= theater ihre Uraufführung erlebte, wird von den ,, nationalen Verbänden" in Magdeburg  mit den schärfsten Mitteln des Boykotts be= fämpft. Der Intendant ist dem Terror bisher nicht restlos gewichen. Daraufhin ist öffentlich der Boykott von allen Naziorganisationen, Stahlhelm und Deutschnationalen usw. über das Theater ver­hängt worden. Kaisers Stück wird von dieser Seite als undeutsch und zersetzend hingestellt, weil es den Klassenhaß fördere.

Der erste Holländer- Film

Gloria- Palast

Der witzigste, einfallsreichste, musikalisch wie dichterisch gleich begabte Felig Holländer hat seinen ersten Tonfilm in einer Galaveranstal­tung zugunsten des Vereins Berliner Presse vom Stapel gelassen. Die vielen sprizigen Gaben, mit denen er uns in seinem Tingel- Tangel" so oft er­freut hat, sprühen auch in seinem ersten Tonsilm auf. Leider hat er sich in die Gefolgschaft der Ufa  - Manuskriptverfasser begeben, und so wird ihm das Manuskript vielfach zur Hemmfessel. Diese

neu und zukünftig ausgibt, und ich glaube g wissen, daß dieser Widerstand in Deutschland   viel weiter verbreitet, viel tiefer verankert und stärker ist, als es im Augenblick den Anschein hat. Was heute in Deutschland   wieder sein Haupt erhebt, die Mächte der Vergangenheit und der Gegen­revolution, wäre längst nicht mehr vorhanden, es wäre ausgetilgt worden, wenn nicht die deutsche  Revolution von einer Gutmütigkeit gewesen wäre, die echt deutsch   war, und die wir nicht tadeln, sondern bewundern wollen.

Aber die deutsche Republik muß den Glauben an ihre Kraft und ihr Recht lernen, sie soll wissen, wie start sie im Grunde ist, und welche unerschütterlichen moralischen und geistigen Kräfte ihr auch heute zur Seite stehen, wo scheinbar das ihr Feindliche triumphiert. Das ist Episode.

Das soziale und demokratische Deutschland  , ich bin tief überzeugt davon, darf vertrauen, daß die gegenwärtige Konftellation vorüber­gehend ist und daß die Zukunft, trotz allem, ihm gehört.

Das Rasen der nationalistischen Leidenschaften. ist nichts weiter als ein spätes und letztes Auf­flackern eines schon niedergebrannten Feuers, ein sterbendes Wiederaufflammen, das sich selbst als neue Lebensglut mißversteht. Und alle Tatsachen des Lebens und der Entwicklung, die wirtschaft­lichen, technischen und geistigen, zeugen dafür, daß die Zukunft auf dem Wege liegt, den ein­zuschlagen die Völker längst gewillt sind, dem Wege in die soziale Welt der Einheit, der Freiheit und des Friedens.

sentimentale Geschichte mit dem unmöglichen Titel Ich und die Kaiserin" ist ganz im Geiste des zweiten französischen   Kaiserreichs, unter dem fie spielt, aber sie ist auch ebenso flach und im Grunde geistlos wie jene selbst. Künstlerisch können wir das zweite Kaiserreich nur noch mit den Augen Offenbachs ertragen, der diese Amüsiergesellschaft, diese Parodie auf das erste Kaiserreich, noch ein­mal wigig- frech parodiert hat. Aber vom Geiste Offenbachs ist doch zu wenig in dem Film, ob­wohl er selbst auftritt und zum Schluß der etwas versandeten Handlung die Wendung gibt. Die Liebesgeschichte eines Marquis, die beinahe zu einem Konflikt mit der Kaiserin Eugenie   geführt hätte, wird glücklich in den Hafen gelotft, zu der kaiserlichen Friseuse. Es gibt natürlich viele ent­zückende Einzelheiten filmischer Aperçus, über­haupt eine reiche Schüssel von echten Holländereien. Aber es schwirrt alles durchein­ander in verschiedensten Stilarten. Holländer muß sich bändigen lernen und aus dem Nebeneinander zu einer Einheit kommen. Franz Wachsmann  hat echte Offenbachmufit eingefügt mit Geschmac und guter Wahl. Das reizende Schlagerlied ist von Holländer selbst..

Für das Auge bietet der Film mancherlei an Kostümen, Zeitbildern und einen echten Cancan. Aber das beste ist die von Holländer meisterhaft beherrschte Darstellung. Jeder Darsteller ist in seiner Eigenart aufs beste ausgenutzt, manchmal bekommt er sogar zuviel Pointen. Mady Christians   als Kaiserin, Lilian Harvey   als Briseuse, die erst allmählich, dann aber herrlich aufblüht, Friedel Schuster   als Sängerin, Hubert von Meyerinck  , der eine köstliche Persislage auf einen Flügeladjutanten liefert. Julius Falkenstein   als beinahe echter Offenbach   und nicht zuletzt Conrad Veidt   als Marquis( sehr zurückhaltend und sparsam mit seinen bekannten Forcen) bilden ein Ensemble ein Ensemble von höchster Qualität.

Boran ging ein Kulturfilm Nordische Vogelberge" von Ulrich Schulz, der uns Na­turdokumente von berauschender Schönheit( weiße Wolken von Vögeln!) bescherte. D.

Ende des Bechsteinflügels?

Die Firma C. Bechstein   hat ihre Zahlungen eingestellt das ist für jeden Musikanten, ins­besondere aber für jeden Klavierspieler, eine be­trübliche Nachricht. Zunächst, weil sie die Situation wieder einmal bligartig beleuchtet: die Klavier­industrie ist ja nicht nur darum im Niedergang, weil sich kein Mensch mehr die bei allem Ent­gegenkommen der Firmen immer noch unmensch­lich teuren Instrumente kaufen kann, weil Klavier­spiel ferner soviel weniger als früher gelernt wer­den kann, sondern weil durch Platte und Funk das Monopol des Klaviers als Hausinstrument endgültig gebrochen ist.

Mit der Firma Bechstein   verschwände freilich etwas Unersegliches: ein Instrumententyp, der sich von allen anderen Erzeugnissen der Klavier­industrie, und fast immer zu seinem Vorteil, sehr unterscheidet. Wenn Lamond und Schnabel, wenn Petri, Sauer, Serkin   nur Bechstein spielen, missen sie genau, warum Die Flügel halten eine wunder­bare Mitte zwischen der Kühle eines Steinway etwa oder der verspielten Farbigkeit eines Blüthner, fie bezaubern durch ganz einmalige Ausgeglichenheit der Register, verfügen über sel­tene Plastik des Tons, über ein föstliches Gleich= gewicht von Ton und Farbe überhaupt Es wäre traurig, wenn sie vom Markt verschwänden.

A. W.