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ü ingang finden. Diese Giftpflanzen", welche das bischen ver­inftige Denken noch vollständig verkleistern und tödten, deren bung Spalten oft voll des blühendsten Unsinns" stroken, müssen un­nnen bächtig der Verderbniß überliefert werden. Freilich, diese ten Klatschgeschichten, diese pikanten Ehehistörchen und Liebes­iftigkeiten, die da produzirt werden, üben auf die Frauen oft ganz erstaunlichen Reiz aus, und während die Arbeiterpresse lung gerlich oder gleichgültig bei Seite geschoben wird, das lang­mts veilige Zeug, das ist viel zu gelehrt", so wird der Inhalt der urch gnerischen Zeitungen mit einem förmlichen Heißhunger ver­lungen. Und doch bietet die Arbeiterpresse, ihrem vornehmsten ngen Brundjage folgend:" Für das Volf ist das Beste gerade gut genug", einen fo mannigfaltigen, interessanten Lesestoff, der der wirklich eine weit größere Verbreitung verdiente. Allerdings pung diese Artifel regen zum Denken, zum selbständigen Denken an und tische bas behagt Vielen nicht und so duselt man lieber in dem alten ielen Schlendrian fort, anstatt dem Fortschritt der Menschheit Vorschub leisten, und anstatt daß man die Produkte freidenfender Schriftsteller unterstützte, liest man die der reaktionären, tropfen­den weise schlürft man das Gift ein, es ist ja menig, man merft's Frau nicht, und endlich ist der Zeitpunkt da, wo das bischen vernünf­auchtige Denken zum Teufel ist. Die Reaktionäre und Dunkelmänner angeind entzückt über ihre Erziehungsresultate, anstatt denkender fie Menschen hat man jezt fein säuberlich auf Draht gezogene rabe Marionetten, die gedankenlos in den Tag hineinplappern, was baß ihr Leiborgan bringt, und in diesem Sinne die Menschen und ürde Dinge um sich herum beurtheilen. Das ist einer unserer größten hne krebsschäden, den wir sobald als möglich zu verbessern trachten ehen miffen.

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Hinaus aus einer Arbeiterwohnung, nicht auf dem Tisch eines Arbeiters darf die gegnerische Presse mehr aufliegen.

" Ja, aber wir können doch unmöglich unseren Frauen ge­bieten, was sie lesen sollen oder was nicht?" Nun sind wir freilich nicht der Ansicht, daß man in brutaler und rücksichtsloser Beise auftritt, nein gewiß nicht, denn oft würde gerade dann

bas

Gegentheil von dem erreicht, was man bezweckte. Nein, in tuhiger Weise muß man die Schäden und Fehler aufdecken, ge= duldig und einsichtsvoll erläutern, welche hohe Aufgabe sich da­gegen die freidenfende Presse gestellt hat, welchen mächtigen Ein­luß aber gerade die Preffe auf die öffentliche Meinung, auf die Gestaltung unseres öffentlichen Lebens ausübt, wie auf der einen

Seite

Rückschritt und Knechtschaft, auf der anderen Seite Fort schritt und Freiheit stehen; und sicherlich, den von ehrlicher, warmer Ueberzeugung getragenen ruhigen, verständnißvollen Worten wird es gewiß gelingen, einen Umschlag in der, der Arbeiterbewegung, ihrer Presse und ihrer Literatur oft geradezu feindlichen Gesinnung zu bewirken.

Um des lieben Hausfriedens willen." Wahrlich, man könnte berfucht sein zu lachen über diese alberne, feige Entschuldigung, wenn die Sache andererseits nicht eine zu errste Seite hätte. Eigenthümlich, welcher Liebenswürdigkeit und Schonung man sich da auf einmal befleißigt, die bei anderer Gelegenheit, in anderen Dingen lange nicht so tonsequent ausgeübt wird und da oft weit besser angebracht wäre. Um des lieben Hausfriedens willen" lakt der Mann es ruhig geschehen, wie seine Frau den reaktionären Unsinn in sich aufnimmt und davon den sieben Kindern, der folgenden Generation, auf der unsere Hoffnung, unsere Zukunft fich stüßt, ein gut Theil abgiebt, hinreichend, um das findliche Gemüth mit dem reaktionären Giftstoff zu durchtränken und zu burchfeuchen. Um des lieben Hausfriedens willen" und hinter biesen Worten verbirgt man seine eigene moralische Feigheit.

"

Einen großen Fehler, der oft von den Männern begangen bird, müssen wir hier noch erwähnen.

Viele Männer geben nämlich den Frauen, wenn sie deren Sinn und Aufmerksamkeit auf die freidenfende Literatur lenken wollen, Bücher oder Broschüren rein wissenschaftlichen Inhalts, und nichts ist mehr geeignet, die Frauen von dem Lesen abzu­Schrecken, als Sachen, welche in diesem Tone geschrieben sind. Dieser Fehler ließe sich sehr leicht verbessern, indem man den Frauen zunächst gute Romane, Novellen: c., die in künstlerisch höner Form unsere soziale Frage berühren, in die Hand giebt, benn auch in dieser Beziehung bietet unsere freidenkende Lite­tatur eine reiche Auswahl. Ein außerordentlich propagandistisch wirkender Roman ist: Am Webstuhl der Zeit", von Dr. A. Otto- Walfter verfaßt. In leicht verständlicher populärer Weise entrollt der Verfasser Bild auf Bild aus dem Leben vor unseren Augen, weit über das gewöhnliche Niveau unserer Romanliteratur hinausragend, ist es vornehmlich die packende Darstellung von Borfommnissen, welche sich fast täglich von uns unbeobachtet ab= Spielen; stellenweise ist dieser Roman von hinreißender Kraft und Sauber echter Poesie durchleuchtet. Farbig und gefühlvoll, oft mit einer etwas derben Charakteristik der einzelnen Personen geschildert, ein wahres und in jeder Zeile interessantes Zeitbild, gesund und frisch, warm durchweht von einem föstlichen, herz­erfrischenden Humor, ist der Inhalt dieses vorzüglichen Romans anregend zum Denken, sowie zum Verständniß unserer brennen

bem

Den

Zeitfragen. Alle Erscheinungen unseres öffentlichen, sozialen politischen Lebens ziehen an unseren Blicken vorüber, so

benswahr und fesselnd, daß das Interesse des Lesers bis zur ten Zeile ungeschwächt bleibt und was die Hauptsache ist, daß

ber

Inhalt mächtig fortwirft. Wir können wirklich diesen eigen­rtigen Roman den Arbeitern anempfehlen.

mit " Aus dem Reiche des Tantalus  ", so betitelt sich ein Buch, welchem uns W. L. Rosenberg beschenkt. Gehaltvolle Skizzen,

hervorragend durch gediegene und feine Darstellung, und bei allem Realismus fehlt doch nicht Gemüth und poesievolle An­schauung der Dinge.

io tritt uns in Ein Entschluß" versöhnend die Jdylle eines Liebesverhältnisses entgegen. Die stilistische Feinheit, die Tiefe und Vollendung, troz zusammengedrängter Darstellung in der Charakteristik, erheben auch dieses Buch weit über unsere gewöhn lichen Alltagsprodukte, die den Büchermarkt überschwemmen.

Während die Skizze Rufus" von erschütternder Tragik ist,

Minna Kautsky  ," Sybil", von Natalie Liebknecht, Die Ortho­boren", von Friedrich Friedrich, und so könnte ich noch lange fortfahren mit der Aufzählung vorzüglicher Produkte von Schrift­

Stefan von Grillenhof", ein Roman von der bekannten

stellern der neuen Schule.

Gebe man zunächst diese Bücher in die Hände der Frauen, tausche man dann die gegenseitigen Meinungen aus, und nicht lange wird es währen, so wird auch die Frau Intereffe befunden

für

tein wissenschaftliche Werke.

Frauen so überaus reaktionär" seien.

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Wir würden uns dann nicht mehr beklagen können, daß die im Gegentheil bie au würde gar bald zu einer würdigen, unerschrockenen Kämpferin unsere hohen Ideen werden und darum

der Lektüre mehr

Bauern hier 65 und in Potsdam   60 h. Dadurch waren die Frauen so erbittert, daß sie das Fuhrwerk eines Verkäufers umringten und umwarfen, so daß der Inhalt der Säcke über den Markt ausgestreut wurde. Der Bauer schlug nun mit der Peitsche zwischen die Frauen, doch es dauerte nicht lange, so hatte man ihm dieselbe entwunden. Die anderen Händler fuhren mit ihrer kostbaren Waare schleunigst davon. Die Volksmenge war so start angewachsen, daß die dazu kommenden Gensdarmen Mühe hatten, dieselbe zu zerstreuen.

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Potsdam. Hier haben viele Hausfrauen den Markt ver­laffen, ohne ihren Bedarf an Kartoffeln decken zu können, da die Zufuhr eine gar zu geringe war. Der Anz. f. d. H." sagt hierzu: Wer da noch behauptet, daß von einem Nothstand nicht die Rede ist, der hat in der That von der Lage der ärmeren Bevölkerung keine Ahnung. Die weiteren Folgen des Nothstandes sind gar nicht abzusehen.

Ueber Kartoffelnoth berichten die Provinzial- und Lokal­zeitungen aus zahlreichen Orten. Vielfach kommen erregte Szenen auf dem Wochenmarkte vor. In Spandau   3. B. be­zahlt man auf dem Wochenmarkte bereits sieben Mark für den Zentner. In Frankfurt   a. D. tam es zu einem Krawall: Eine Bauersfrau bot alte weiße Kartoffeln feil und verlangte den Preis von 60 für die Mezze, 4 Liter, was 15 M für 100 Kilogramm ausmachen würde. Die Forderung erregte einen Sturm von Unwillen bei den Käufern, es sammelte sich viel Volf um die Bauersfrau, welche die an sie gerichteten üblen Rebensarten mit Schimpfworten an die Frankfurter erwiderte. Da wurde plöglich von einem Manne, der nicht ermittelt werden fonnte, ihr Verkaufskorb umgestoßen und die Waare unter dem Gejohle der Umstehenden zerstreut und wohl auch zertreten. Aehnlich erging es noch einer anderen Bäuerin.

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Aus Neustadt  ( Oberschlesien  ) ist seitens des Bürgervereins eine Petition an das Staatsministerium gelangt, in welcher es heißt: Wie drückend die Lage für die Geschäftsleute und die Mühlen sei, gehe daraus hervor, daß täglich auf einer einzigen Stelle, in Kunzendorf, bis zu 1500 Menschen nach Desterreich pilgern und je 3 Kilogramm, Mehl oder Brot herüber holen, was täglich 9 Zentner ausmache. Dazu werden selbst 6: bis 8 jährige Kinder benügt, welche auf diese Art ihren Eltern helfen müssen, das Prot zu verdienen. Wenn die Herren vom Staatsministerium in Berlin   sich an einem Mittwoch und Sonn­abend auf die Zollstraße stellen würden und das Elend ansehen wollten, so würden sie sich überzeugen, daß faktisch ein Noth­stand herrsche und schleunige Abhilfe nöthig sei."

Recht hübsch wird v. Caprivi's Nicht- Nothstandsrede von der Frankf. 3tg." in folgender Weise ironisirt:

Die Kartoffelrevolte der Frauen von Nowawes  ( bei Pots: dam) paßt nicht ganz in die stoische Philosophie des Herrn Reichskanzlers. Wie die an anderer Stelle wiedergegebenen Berichte besagen, sind die Kartoffeln, wie im Allgemeinem, so auch auf dem Markte zu Nowawes   im Preise gestiegen und überhaupt rar geworden. Die Frauen des genannten Ortes können daher seit einigen Tagen auf ihrem Markte das zur Familien- Mahlzeit erforderliche Kartoffelquantum nicht erlangen. Als fich dies gestern wiederholte, revoltirten die Frauen gegen die Kartoffeln verkaufenden Bauern. Die Frauen haben nicht so gehandelt, wie sie es nach Herrn v. Capribi's Reden hätten thun müssen. Konnten sie feine Kartoffeln bekommen, nun dann hätten sie eben nach Herrn v. Caprivi einfach Weizenbrod kaufen sollen, das Mann und Kinder zu Hause gewiß freudig begrüßt hätten. Die unglücklichen Proletarierweiber sind zweifel­los zu ungebildet, um zu wissen, was gleichfalls Herr v. Caprivi gesagt hat, daß in den Vereinigten Staaten   und in Ostindien große Weizenvorräthe noch bereit liegen. Diese Weiber sind furzsichtig genug, blos nach den Preisen zu fragen und sich zu sagen, daß sie, die schon in gewöhnlichen Zeiten faum ihren armseligen Kartoffelbedarf zu befriedigen vermögen, ausgeschloffen sind von den Ressourcen der Wohlhabenden, die sich mit Weizen nähren, die beruhigt sind, wenn Weizen nur überhaupt vor­handen ist, gleich viel welchen Preis er foste. Die Weiber von Nowawes   denken auch nicht groß genug, um sich zu sagen, daß die hochnothpeinlichen Handelsvertragsverhandlungen, die nun schon seit einem halben Jahr in Wien   schweben und noch ein weiteres halbes Jahr dauern werden, nicht gestört werden dürfen, sie sind nicht patriotisch genug, zu begreifen, daß man eher hungern muß, als daß man das Ausland wissen ließe, daß es innerpolitische Gründe", daß es die Lebensmitteltheuerung ist, die jenen Verhandlungen und der deutschen Reichsregierung, die sie eingeleitet hat, das Bischen Popularität verschafft hat, welches diese besitzen. Ja, die armen Weiber von Nowawes  und auch anderwärts sind ein ganz anderes Publikum als die ,, erdrückende" Majorität des preußischen Abgeordnetenhauses. Wie glücklich Herr v. Caprivi, der seine zollpolitischen Reben vor der hohen Warte einer Versammlung wohlgenährter preußi­scher Landboten hält, welche für die stoische Philosophie der Satten das volle Verständniß haben! Wenn Herr v. Caprivi nicht in der günstigen Lage wäre, vor einer sogenannten ,, Volks= vertretung" zu sprechen, wenn er vor dem wirklichen, vor dem kartoffelessenden Volk seine Anti- Nothstandreden halten müßte, wir fürchten, es würde ihm ähnlich gehen wie den Kartoffel­bauern von Nowawes  : auch sein Wagen wäre alsbald um­gestürzt. Das ist die beruhigende" Wirkung, welche die Caprivi'sche Rede gehabt hätte, wenn sie vor den Interessenten des Magens und nicht vor den Interessenten des agrarischen Geldbeutels gehalten worden wäre.

Oeffentliche Versammlungen, welche Proteft gegen die Kornzölle erheben, finden in allen Gegenden Deutschlands   unter reger Betheiligung der Frauen statt.

Gefundheitspflege.

Eine seltsame Krankheit. Von dem überaus seltenen Fall einer Haar geschwulst im menschlichen Magen berichtet Professor Bollinger in der Münch. Med. Wochenschrift. Der Magen, der zur Untersuchung kam, stammte von einem 16jähr. Mädchen, das bei seinen Lebzeiten neben anderen Leiden besonders über ständige Schmerzen in der Magengegend geklagt hatte. Es ließ sich dort auch eine Geschwulst nachweisen, die aber für eine Neubildung gehalten wurde; die Kranke starb bei dem Unvermögen, noch hinreichend Nahrung aufzunehmen, unter fortschreitender Ab­magerung schließlich den Hungertod. Wie dann die Untersuchung ergab, waren der außerordentlich geweitete Magen wie der wurst­förmig gewordene Zwölffingerdarm durch eine Haarmasse voll­ständig ausgefüllt, die noch in die Speiseröhre hineinragte. Diese Haargeschwulst von 900 Gramm bestand aus verfilzten braunen und dunkelblonden Haaren, die durchschnittlich eine Länge von 16 Ctmr. hatten. Von derartigen Fällen sind in der ganzen

Aufmerksamkeit schenken wie zuvor.. Nieder mit den Erzeugnissen fordern wir so gut wir können alles das, was dem Fortschritt medizinischen Literatur bis jetzt erst neun Fälle bekannt geworden. weifwebelnder, speichelleckender Literaten, und unterstügen und

der Menschheit Vorschub leistet.

Soziales.

Kartoffelrevolte. In Nowawes   hat auf dem dortigen Wochenmarkt eine Kartoffelrevolte stattgefunden. Während in Berlin   der Preis für 5 Liter 50 beträgt, forderten die

Die Geschwulst entsteht in Folge von jahrelang fortgeseztem, meistens heimlichen Verschlucken der eigenen ausgekämmten oder in der Erregung ausgeriffenen, zuweilen auch fremder Haare. Da es schwierig ist, Haare absichtlich einzeln zu verschlucken, so gehört entschieden eine größere Uebung und eine besondere Technik im Wickeln dazu, um sie leicht den Schlund heruntergehen zu lassen. Versucht man eine Erklärung der Ursachen dieser absonderlichen und geradezu lebensgefährlichen Gewohnheit, die besonders dem

weiblichen Geschlecht eigenthümlich ist, so kann man sie nur zu den krankhaften Gelüften oder Geschmacksverirrungen rechnen, wie fie bei Geistesfranken, yfterischen Bleichsüchtigen nicht selten zur Beobachtung kommen; in manchen Fällen mag auch Nachahmung die nächste Veranlassung sein, weniger Spielerei und Unart. Der eigenthümliche Hang beherrschtdie Kranken auch dann noch, wenn die Beschwerden sie längst fühlen lassen, daß das Verschlucken gefährlich ist.

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Der Reichs- Anzeiger" schreibt: Von dem Verein der Medi­zinalbeamten des Regierungsbezirks Düsseldorf sind, wie bereits in Nr. 81 des R.- und St.-A." vom 6. April erwähnt, Regeln für die Pflege und Ernährung der Kinder im 1. Lebensjahre und für die Pflege der Wöchnerinnen" und" Verhaltungsmaß­regeln bei Masern, Scharlach und Diphtherie" ausgearbeitet. Dieselben sind fürzlich revidirt worden, so daß sie in ihrer gegen wärtigen Fassung eine empfehlenswerthe kurze gemeinverständliche Zusammenstellung der für die gegebenen Zwecke zu beachtenden Vorschriften enthalten, und geeignet erscheinen, ein wesentliches Hülfsmittel bei der Verhütung und Bekämpfung der hohen Kinder­sterblichkeit, der Erkrankungen im Wochenbett und der genannten Infektionskrankheiten zu bilden. Durcheinen Erlaß des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten sind die Oberpräsidenten ersucht worden, auf eine möglichst weite Ver­breitung dieser im Verlage von L. Schwann in Düsseldorf   im Druck erschienenen, zum Preise von 1.20 M bezw. 80 für je 100 Stück käuflichen Blätter hinzuwirken, wobei vorzugsweisedie Be­theiligung der Hebammen, Standesbeamten, Frauenvereine, Lehrer und Aerzte ins Auge zu fassen sein dürfte.

Das Polizeipräsidium in Berlin   hat in diesen Tagen an sämmtliche Fabrikbefizer und Inhaber gewerblicher Etablissements Berlins   ein in Quartformat gehaltenes Zirkular ergehen lassen, daß nach amtlicher Vorschrift in den Arbeitssälen angeschlagen werden soll, und den Titel Maßregeln gegen Verbreitung der Schwindsucht" führt. In demselben wird darauf hingewiesen, daß Lungen- und Kehlkopf- Schwindsucht( Tuberkulose) auch die im Hustenauswurf der Kranken enthaltenen Tuberkelbazillen auf Gesunde übertragen wird, wenn der Auswurf eintrocknet, verstäubt, und so eingeathmet wird. Urschädlichmachung jener Auswurf= stoffe verhindert die Verbreitung der Schwindsucht, schüßt die Ge­sunden gegen die Kranken!" Um das Eintrocknen und Verstäuben zu verhüten, soll der Schwindsüchtige, ja jeder Huster( Husten­franke wissen oft nicht, daß sie bereits Tuberkelbazillen aus­husten) seinen Auswurf in mit wenig Wasser gefüllte Gefäße ( Speinäpfe) entleeren; kein Huster darf auf den Fußboden oder in das Taschentuch speien. Zur Aufnahme des Auswurses sind in den Wohnungen Sustentranter, auf den Treppenabjäzen ber Häuser, in Gast- und Speisehäusern, Bergnügungslokalen, Ber sammlungsräumen, Schulanstalten u. s. w. 20 bis 25 Zentimeter im Durchmesser weite, 5 Zentimeter hohe Spucknäpfe mit glattem, wenig umgebogenen Rande, aus starkem glatten Glase, Porzellan, Steingut, emaillirtem Eisen u. s. w. ein bis zwei Zentimeter hoch mit Wasser gefüllt, mit der deutlich lesbaren Ueberschrift: Hier Spudnapf für Huster"

aufzustellen. Der Schlußpassus bezieht sich auf Maßregeln der Reinlichkeit, die in den Wohnungen Schwindsüchtiger anzu­wenden sind; es sollen in denselben möglichst wenig Polster­möbel mit waschbaren, leicht abzunehmenden Bezügen( Staubkappen) aufgestellt werden; federnde eiserne Gartenmöbel mit beweglichen waschbaren Polstern sind vorzuziehen. Teppiche und Läufer müssen aus solchen Zimmern entfernt werden. Täglich ist der Fuß­boden jener Räume zur Entfernung des Staubes feucht aufzu­wischen und auch im Winter mindestens eine Stunde zu durch­lüften. Das amtliche Schriftstück schließt mit den Worten: Die Erfüllung dieser Vorschriften macht den Verkehr der Gesunden mit Schwindsuchtskranken unbedenklich und verhütet die Ver­breitung dieser verheerendsten Volkskrankheit. Möge Jedermann nach seinen Verhältnissen dazu mitwirken!"

Vereine und Verfammlungen.

Stettin  . Am 10. Juni fand hierselbst im Lokale des Herrn Waldmann eine von 500 Personen besuchte öffentliche Frauen­und Männerversammlung statt mit der Tagesordnung: 1. Die Frau in der Industrie und ihre Organisation, 2. Statuten­berathung des Arbeiterinnenvereins, 3. Wahl von Delegirtinnen zum Provinzial Parteitag. Nachdem das Bureau aus dem Ge­noffen Storch als 1. Vorsitzenden, Fr. Panzram als 2. Vor­fizenden und Frl. Lizow als Schriftführerin zusammen gesezt war, erhielt Frau Kähler- Wandsbek das Wort. Dieselbe führte aus, daß in früheren Jahren die Frau eine Haussklavin gewesen sei, sie mußte spinnen, weben, Seife kochen, Lichte ziehen u. s. w. Durch Erfindung der Maschine sei sie ja von diesen Arbeiten befreit worden, doch nur ein Theil der Frauen habe es ver­standen, die freigewordene Zeit für sich auszunuzen, dies seien die Frauen der Bourgeois; sie widmen sich fast ausschließlich den Vergnügungen und nehmen demzufolge in der heutigen Ges sellschaftsordnung nur die Rolle eines Lurusartikels ein. Die große Masse der Frauen jedoch wurde zu einem neuen Wirkungs­felde gedrängt, das sei die Industrie. Sie wurde aus einer Haussklavin zu einer Kapitalsklavin und Konkurrentin des Mannes. Der Lohn, den eine Arbeiterin erhält, stellt sich un gefähr um zwei Drittel niedriger als der eines männlichen Arbeiters. Es sei aber nicht möglich, durch Verdrängung der Frau aus den Fabriken diesen Uebelstand zu beseitigen, sondern man sollte suchen, sie zu organisiren, sie als gleichberechtigtes Wesen anerkennen, um so den schamlosen Ausbeutungen einen Damm entgegenzusehen. Nachdem die Referentin noch die Kinder arbeit sowie verschiedene andere wunde Punkte in unserer heutigen Gesellschaft einer scharfen Kritik unterzogen hatte, empfahl dies selbe, hier eine Filiale des Zentralvereins der Hand- und Fabrik­arbeiterinnen zu gründen. Mit dem Mahnruf an alle An­wesenden, zu kämpfen für Freiheit, Gleichheit und Brüder­lichkeit, endete die Referentin ihren Vortrag. Eine Diskussion hierüber fand nicht statt. Zum 2. Punkt wurden vom Ge­noffen Storch die Statuten des Zentralvereins verlesen und einstimmig angenommen. Dann trat eine Pause von 10 Minuten ein, während welcher Mitglieder aufgenommen wurden; das Re­sultat war, daß 68 Arbeiterinnen sich dem Verein anschlossen. In den provisorischen Vorstand wurden gewählt: Fr. Panzram als Vorsitzende, Frl. Ligow als Kassirerin und Frl. 3 ummad als Schriftführerin. Nachdem noch mehrere Rednerinnen und Redner darauf hingewiesen hatten, daß Diejenigen, welche sich als Mitglieder hätten aufnehmen lassen, auch fest zusammenstehen und vor Nichts zurückschrecken müßten, ging man zum 3. Punkt der Tagesordnung, Wahl von Delegirtinnen, über. Genosse Käming stellte den Antrag, hierzu noch eine öffentliche Frauen­versammlung einzuberufen; derselbe wurde angenommen. Sodann wurde die Versammlung mit einem Hoch auf die internationale Sozialdemokratie geschloffen.

Allerlei aus aller Welt.

Die Zunahme der Frauenarbeit wird durch folgende Ziffern welche den neuesten amtlichen Erhebungen über die englisch  Textilindustrie entnommen sind, klar gemacht.