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27. September 1925
Blick in die Bücherwelt
Theorie des Sozialismus.
Mag Adler: Engels als Denter. 3weite vermehrte Auf. lage, Berlag 3 H. W. Dicz, Nachf., Berlin 1925, 123 S. Preis geb. 4,20 m.
Berhältnismäßig spät hat die sozialistische Forschung den Arteil Engels' an der Herausarbeitung der marristischen Theorie und feine Eigenbedeutung in der sozialistischen Wissenschaft festgestellt. 9am den biographischen Arbeiten von mehring und Rautsty ist es insbesondere Gustav Mayer zu verdanken, daß wir jetzt der wissenschaftlich schöpferischen Bedeutung von Friedrich Engels gerect werden fönnen. Gestützt auf diese biographischen Arbeiten sowie auf die in den letzten Jahren herausgegebenen Schriften aus Engels Frühzeit und feinen Briefwechsel, zeichnet Mag Adler in der vorliegenden Schrift ein Bild des großen Denters, der wie tem anderer neben Marg bie Grundlagen der sozialistischen Theorie ge Schaffen und das Berständnis für sie nach allen Richtungen hin er
weitert hat.
Marrismus und Naturwissenschaft. Gedenkschrift zum 30. Todestage pon Friedrich Engels , mit Beiträgen von Friedrich Engels , Gustav stein und Friedrich Adler . Her ausgegeben und eingeleitet von Otto Jenßen , G. Laubsche Ver lagsbuchhandlung, Berlin 1925. 180 S. Preis fart. 3,75 m. Die vorliegende Schrift enthält eine Reihe von Auffäßen, die troh ihres zeitlichen Abstandes voneinander geeignet sind, den engen Zusammenhang zwischen gesellschafts- und naturwissenschaftlichem Denten aufzuzeigen und die bahnbrechende Rolle erfennen zu laffen, die der Marrismus quch auf folden Gebieten spielt, die scheinbar mit gesellschaftlichen Broblemen nichts zu tun haben. Der Heraus geber hat in dieser Schrift neben den Auffäßen von Engels : Ueber hiftorischen Materialismus“ und„ Der Anteil der Arbeit an bar Menschwerdung des Affen( die in der neuen Zeit" erschienen) die Auffäge von Gustav Edstein:" Der Kampf ums Dasein" und Zur Methode der politischen Dekonomie", sowie die Abhandlung von Friedrich Adler Friedrich Engels und die Naturwissenschaft vereinigt und durch entsprechende Einleitungen und Erläuterungen zu einem einheitlichen Ganzen zusammengeschloffen. Diese Aufsäge gestatten nicht nur ein tieferes Eindringen in das Wesen des hiftoBeit entfernt, eine landläufige Berherrlichung au fein, gibtischen Materialismus, fie zeigen auch, wie eng naturwiffenfchaftliche Erfahrung mit gesellschaftswissenschaftlicher Kenntnis verbunden ist Adlers Schrift, die von einer wunderbaren Klarheit und Eindring und wie stark die Zusammenhänge zwischen der heutigen Naturerlichkeit ist, die Möglichkeit, nicht nur die Eigenbedeutung von fenninis und den Grundauffaffungen des Margismus find. Friedrich Engels zu erfennen, fondern auch die wesentlichsten Be standteile der margistischen Denkmethode: die materialistische Ge schichtsauffassung, das entwicklungsgeschichtliche Prinzip, die soziologische Bedingtheit jeder gesellschaftlichen Erscheinung zu erfaffen 2bler zeigt an Hand einer eingehenden Analyse der Schriften aus Engels Frühzeit, daß er vollkommen unabhängig von Marr, mit unter sogar früher als er, von der Segelschen Philofophie, über den französischen Sozialismus und die englische Dekonomie zu den Auf faffungen gelangt war, die später, nach gemeinsamer Arbeit mit Marr, ihre flassische Ausprägung im Kommunistischen Manifeft" und im„ Anti- Dühring " fanden. Nicht minder wichtig wie diese Schriften ist in der Geschichte der sozialistischen Theorie sein Buch über„ Die Lage der arbeitenden Klasse in England ", das einige Schre vor dem Kommunistischen Manifest" erschien und durch seinen öfonomischen Weitblick über die damaligen Schriften von Marg hin ausreicht. Richtig ist, daß Engels in den späteren Jahrzehnten fich der Führung von Marg unterstellte, bewußt die zweite Geige" ( pielte, aber nicht minder richtig ist es, daß auch er marg in ffartem Maße beeinflußte und viel Eigenes in die Theorie des wissenschaftlichen Sozialismus hineintrug.
In dem Wirken der beiden Schöpfer des missenschaftlichen Sozialismus liegt eine gewisse bewußte Arbeitsteilung, die Mar Adler sehr fein herausgearbeitet hat. Die Bedeutung Engels für die Entwicklung und Ausgestaltung des Margismus liegt nach seiner Formulierung darin, daß es erst Engels war, der die jo 3iolo. gische Lebensarbeit Marg' aus der ökonomischen Spezial. form, in der sie sich dem äußeren Anfcheine barbat, in den großen Zusammenhang einer allgemeinen Gesellschaftsauf. fajfung stellte, ja, baß er durch feine großartige Herausarbeitung ihrer Methode und den Versuch ihrer Verbindung mit den modernen Naturwissenschaften fogar bis zur Ausweitung des marristischen Dentens in eine Weltauffassung vorzubringen strebte. Dieser Cigenart der Dentweise von Engels ist es zuzuschreiben, daß die auf hiftorisch ökonomischer Grundlage entwickelte Grundauffassung von Marg zu einer positipistischen Dentauffassung ger staltete wurde und daß das System des Marrismus ein Gepräge erhielt, in bem die Einheit des Entmidlungsprozesses in Natur und Gesellschaft zum Ausdrud gelangt.
Eine wertvolle Ergänzung zu der Charafteriftit von Engels cts Denter bildet der in dieser Auflage peröffentlichte Auffah non Mag Adfer Engels und bie foziale Revolution". Diefe Arbeit führt uns aus dem Gebiet der reinen Theorie in das der politischen Taftit, deren Handhabung Engels meisterhaft perstand. Night etwa im Sinne furzsichtiger Konjunkturpolitit, die nicht über ben Tag hinaus dentt, sondern im Sinne der Berbindung dar laftischen Aufgaben des Proletariats mit den unausweichlichen Ent micklungsgesehen der fapitalistischen Gesellschaft. Unter diesem Ges fichtspunkte zeichnet hier Adler die Stellung Engels zur Frage der Demotratie, der Diftatur, des Staates; er analysiert das politische Bermächtnis von Engels und zeigt, wie ungeheuer lebendig feine Auffassungen sich auch in der Krise der Nachkriegszeit, insbesondere gegenüber dem Broblem des Bolschemismus erwiesen haben. So ermöglicht das Buch von Mar Ahler nicht nur ein Eindringen in die Gedankenwelt des wissenschaftlichen Sozialismus, es führt uns auch hinein in bie blutvolle, lebendige Wirklichkeit der Gegenmart und ermeist sich insofern als ein Wert, in dem die Zusammen faffung von Theorie und Praxis meisterhaft gelungen ist.
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Mit Recht zitiert Otto Jenßen in seinem Borwort das Wort notwendig fel, gegen die vorlaute Pseudowissenschaft zu fämpfen, ron Engels aus seiner Streitschrift gegen Eugen Dühring , daß es bie sich heutzutage in Deutschland überall in den Vordergrund brängt und alles übertönt mit ihrem dröhnenden höheren Blech". Auch jetzt macht sich, nach den Verwirrungen und Berirrungen der Kriegszeit, hier und da diese Kinderkrankheit bemerkbar. Da ist es gut, daß Jenßen durch die Herausgabe seiner Schrift den Blick auf Wissensgebiete und Zusammenhänge gelenkt hat, die für die theoretische Bertiefung sozialistischer Kreise von außerordentlicher Be deutung sind.
Naturwissenschaft.
A. Stein.
Sarl Störmer: Aus den Tiefen bes Weltenraums bis ins 3nnere der Atome. Berlag F. A. Brockhaus, Leipzig . 195 Selten. Breis 5 mart.
Beilage
des Vorwärts
noch vieltausendmal fleinere Teilchen, die sogenannten Elektronen freifen, so deß jedes einzelne Atom eine Welt für sich, in gemisfer Weise ein Abbild unseres Planetensystems ist. Wir erfahren, wie wir durch die Kathodenstrahlen, die Röntgenstrahlen, die von Uran und Radium ausgehenden und die sonstigen unentdeckien Strahlen in das Innere der Atome zu blicken vermögen, und wie dadurch ein ganz neues Licht auf diese Grundbestandteile geworfen ist, ja wie wir sogar imftande sind, Atome in solche anderer Art zu verwandeln.
Mit treffenden Worten lehnt der Verfasser zum Schluß e häufig aufgeworfene Frage ab, wozu denn derartige Erkenntnisse nügen, welche praftische Anwendung fie finden können. Inwieweit irgendeine Erkenninis auch einmal praktischen Muzen bringen fann, vermag niemand vorauszusagen, dafür gibt es viele Beispiele; aber der möglicherweise eintretende oder auch nicht eintretende Nugen ist für den echten Forscher ohne jeden Belang, das Forschen selbst, bas Suchen nach Erfenninis ist es, was ihn beseelt und was ihn weit über das gemeine Sterbliche erhebt. Ich möchte die Worte hinzufügen, die Schiller den griechischen Weltweisen Archimedes in ähnlichem Zusammenhange von der göttlichen Wissenschaft sagen läßt: Willst du nur Früchte von ihr, die fann auch die Sterbliche zeugen, mer um die Göttin freit, fuche in ihr nicht das Weib." Der Preis des gut ausgestatteten Buches, das zahlreiche Abbildungen enthält, dürfte vielleicht manchem Arbeiter seine Anschaffung ermöglichen; jeder Arbeiterbibliothek sei das Buch drin gend empfohlen. Dr. Bruno Borchardt .
Gesellschaftslehre. Erster Jahrgang 1924/25. Urania BerUrania", Monatshefte für Naturerfenntnis und lagsgesellschaft m. b. S., Jena . 384 6.
Gelegenheit, das lernende Proletariat auf diese Zeitschrift hinzuDer Abschluß des ersten Jahrganges der llrania" gibt weisen, ihren Ernst und ihre Trefflichkeit anzuerkennen, ihre Leistun Arbeiterbildungsmefen rasch zu finden verstanden. In diesen Heften gen zu überblicken. Die„ ll rania" hat den Weg in das deutsche findet die wirtschaftlich und politisch eingestellte Erziehungsarbeit Don Partei und Gewerkschaft durch die Herausarbeitung der Zufammenhänge zwischen Naturertenntnis und Klassentampf willkommene Ergänzung. Eine Reihe von Forschern schließt sich hier zu einer Schule sozial eingestellter Naturwissenschaft zusammen und behandelt Fragen, die der bürgerliche Wissen fchaftsbetrieb unbeachtet, unbeantwortet läßt. Unter den Mitarbeitern begegnen wir Männern wie Baul Kammerer, Julius Scharel, Richard Woldt , M. H. Baege, Hugo Iltis , ebenso Otto Jenssen , Mar Hodann, Siegfried Kawerau , Hermann Wendel . Die Auffäße erfüllen Ernst Ma chs Forderung: wissen. schaftlich im Inhalt, volkstümlich in der Form. Gut gewähltes Bildmaterial fteigert den Wert der Beiträge.
eib"-Soziales Wandern ") erweisen die Geschicklichkeit der Schriftleitung. Der Jahrgang enthält reiches, nicht mit dem Jahr vergängliches Material, das Boltserziehern und Eltern, Freidentern und fämpferischer Arbeiterjugend besonders erwünscht sein dürfte. Man kann die ll rania" schon heute eine unentbehrliche Bundesgenossin der deutschen Arbeiterbildungsbewegung nennen. Joseph Luitpold Stern.
Literaturwissenschaft.
Das turze Menschenalter, das seit der Entdeckung der Röntgen strahlen( Ende 1895) verfloffen ist, ist für die Entwicklung natur wissenschaftlicher Erkenntnisse so überaus reich gewesen, wie vielleicht fein anderes. Swar müssen wir ohne weiteres zugeben, daß man auch in den verfloffenen Jahrhunderten kaum je die Spanne von drei Jahrzehnten überblicken fann, ohne auf großartige naturwissenschaft liche Erkenntnisse und ihre technischen Anwendungen zu ftoßen, aber eine folche Häufung von Entdeckungen und Erfindungen, wie sie unsere Generation in den legten breißig Jahren auf allen Gebieten des Wiffens und der Technik erlebt hat, dürfte boch einzigartig sein. Naturgemäß müssen die neuen Erfahrungen umbildend, zuweilen geradezu umwälzend auf unsere Anschauungen von der Welt wirken, und die Schnelligkeit, mit der alte 2nschauungen verlassen und neue an ihre Stelle gefeßt werden, mirtt fo verwirrend, daß der Late nicht zu folgen vermag und ein zutreffendes Bild von dem gegen. wärtigen Stande des Naturertennens faum befizen fann. Deshalb ist es danfenswert, daß der norwegische Forscher Professor Stor. mer es unternommen hat, für nicht fachmännisch gebildete, nicht Herbert Jhering : Aktuelle Dramaturgie Berlag: Die gelehrte Leser in verständlicher und feffelnder Weise ein Bild der Schmiede, Berlin . Die Auffäße und Anmerkungen, die in dem schmalen Bande Entwicklung in den legten Jahrzehnten, natürlich nicht der gefamten Naturwissenschaften, aber doch der astronomischen und physi pereinigt find, bemeifen zur Genüge, daß Shering scharf und folge aber nur anderen und nicht sich selbst falschen schauungen zu entwerfen, und auch der Leipziger Aftro. richtig zu benfen weiß nom Dr. Weber verbient warmen Dank für die Besorgung der gegenüber, fonft hätte das Buch in seiner heutigen Gestalt nicht zu deutschen Ausgabe dieses schönen Wertes. Es geht aus von den ftande fommen fönnen. Aus einer streng einheitlichen Grundmodernen Riesenfernrohren und den burch fie ermöglichten Aus. auffaffung geboren, entwidelt es nämlich diefe Grundauffaffung nicht meffungen ferner Sternwelten, behandelt dann die Gravitation organisch von der Wurzel bis zur Krone, sondern stellt deren mehr ( Schwere oder allgemeine Massenanziehung), wobei auch der Ereder minder zufällige Wiederspiegelungen, mie fie sich aus der folge der Einsteinschen Relativitätstheorie gedacht wird, und geht Theatertritit des Tages ergeben, recht unvermittelt nebeneinander. dann zu den Forschungen über die Strahlung der Sonne über. Der von hohem Ernst und von der wohltuenden Sachlichkeit Therings die in engitem Zusammenhange mit den Nordlichtforschungen der gefesselte Lefer würde das vielleicht meniger deutlich empfinden, wenn Normeger Birkeland, Begard und des Verfassers fiehen, burch die das nicht das Hauptthema aller Auseinandersezungen just der Orgavierhundertjährige Rätsel der prachtvollen Nordlichterscheinungen nismusgedante wäre. Ein lebendiges Ganzes foll, so verkündet des pielleicht als endgültig gelöft gelten fann. Buch Seite um Seite, jedes einzelne Theaterensemble sein, es foll mit seinem Publitum wieder zu einer höheren einmaligen und so nirgends mehr wiederkehrenden Einheit verwachsen, und aus feiner Besonderheit hat auch durch einen schöpferischen Att höchster Ordnung das Dichtermert als etwas Neues zu erstehen: als Bühnentunsimert, in deffen Gestaltung Darsteller und Bublifum einander hebend und anfeuernd finden. Nur die Dichter befizen ewiges Leben, deren Dramen immer wieder solch eine Neufchöpfung aus dem Geifte jeder Generation gestatten, ja erheischen, und Jhering wäre gewiß befähigt.
Von der unfaßlich großen Welt geht der Berfaffer dann zu der ebenso unfaßlich fleinen Welt, den Bausteinen aller Körper, den Molekülen und Atomen über, die durch die Forschungen der legten Jahrzehnte troh ihrer Kleinheit noch als ganz fomplizierte Welten oder Weltinsteme erwiesen worden sind. Unter einem Atom stellte man fich früher den lehten nicht mehr zerlegbaren fleinen Bestandteil eines Körpers vor. Heute wissen wir, daß dies fleine Atom aus einem noch fompliziert zusammengefeßten Kern besteht, um den
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