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Gefangenenlager, wechselnde Arbeitsstätten, Ausreise nach Deutsch­Südwest, Diamantenrummel, Weltkrieg alles ist nur dazu da, um zu beweisen, daß erstens mal nur am deutschen   Wesen die Welt ge­nefen kann und zweitens der deutsche   Mensch" zur Entfaltung aller Tugenden und Vorzüge eigenen Wesens unbedingt eigene Kolonien braucht. Dazwischen liegt eine Europareise und der Besuch des Chemnitzer Parteitags( 1912), wo als Weisheit legter Schluß, der natürlich von der blöden masse nicht verstanden wird, die Kolonial­schwärmereien Gerhard Hildebrands auftauchen, mit Adoption all ihrer Konsequenzen, abgeschafftem Klassenkampf, Heiligkeit des Privat­eigentums an Produktionsmitteln, Imperialismus und schimmernder deutscher   Wehr". Und je näher das Buch unserer Zeit tommt, desto aggressiver wird der Ton; Dolchstoßlegende und alle Schlagworte aus völkischen Flugblättern tauchen auf. Denn Cornelius- Siegfried­Friebott hat nun als letztes Lebensziel, den Drachen des Sozialismus zu erschlagen oder, mit den Worten seiner Frau:„ Er meint, der Besiz unseres Zeitalters sei nie und nirgend zu gewinnen, der Besitz müsse müssen und gehorche dem Muß, aber die Sozialdemokratie gelte es zu brechen, damit der Hunger wisse, wonach er hungere und das deutsche Bolt den eigenen Willen endlich wollen lerne

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Das ist die Geschichte des Cornelius Friebott, in der Weltpolitik aus der Froschperspektive des Kleinbürgers propagiert wird. Trozz der anspruchsvoll dicken zwei Bände könnte man dieses Buch zu den Aften legen. Aber es ist immerhin gut geschrieben, wenn ihm auch der straff zusammengehaltene Stil der früheren Bücher des gleichen Verfassers fehlt. Gerade in dieser Art, die auf die Fern­sehnsucht und den Gemeinschaftswillen aller wertvollen Teile auch des Proletariats spekuliert, steckt eine gewisse Gefahr. Für Front­erlebnisse deutscher Helden" ist keine Konjunktur mehr. Darum kommen die neuen Propheten nun aus den ehemaligen Kolonien, und auf dem Büchermarkt wie im Kino erleben jetzt alte Kolonial­schwärmereien ihre fröhliche Urständ. R. Ewald.

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Jakob Haringer  : Kind im grauen Haar. Iris Verlag, Frankfurt   a. M. Preis in Ganzleinen 3,50 M., in Pappe 2,50 M.

Jakob Haringer   ist vielleicht die eigenartigste und eigenwilligfte Persönlichkeit in der jungen Dichtergeneration, und man müht sich vergebens, seine geistige Haitung im Vergleich mit anderen jungen Dichtern zu bestimmen.

Sehnsucht nach kleinem, stillem Glück und schmerzvolle Resignation ob aller Enttäuschung halten sich in den Gedichten ,, ind im grauen Haar" die Wage. Man sieht einen müden Wanderer, der hinter den Dornenhecken seines leidvollen Lebens­pfades noch eine schöne, sonnenwarme Landschaft vermutet, mit Freuden der Liebe und Freundschaft, von denen er bisher immer nur den letzten verblassenden Schimmer erhaschen konnte. Er ist ein Dichter, der die Nöte des Alltags kennt und darum die Glockentöne, die den seltenen Sonnentag mit ihrem warmen Klang erfüllen, jauchzend und selig empfängt. In ihm fließen die Schön­heit und der Schmerz der Welt. Fremdes Leid ist sein eigenes, Häßliches und Krantes ergreift ihn tief, und aus dem ewigen Schönheitsquell der Natur schöpft er Kraft und Stärke. Alles, was um ihn geschieht, klingt in ihm wieder, schlägt an die Seiten seiner reichen Seele und tönt in Liedern aus. Erdhaft und naturver­wachsen, sind seine bunten Bilder von einer schönen Sinnhaftigkeit.

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In Wald und Feld, Stadt und Land ist er daheim ein Wanderer, der suchend durch die Welt irrt, an seinem einsamen Wege die Blüten des Frühlings und Sommers pflückt und dabei oft in Disteln und Brennesseln greift, das Schicksal der Gläubigen erleidend.

So ist der Dichter Jakob Haringer   ein gläubiger Armer, ein wissend Guter, ein Kind, ein Greis, ein liebenswerter Mensch, ein großer Dichter, der fern jeder Schule steht, und der in Wahrheit dichtet, getrieben von der Macht seines Genies, das sich gerade in der Einfachheit der Form am schönsten und erkenntlichsten offen bart! Esther Wangenheim.

Naturkunde.

Die Tierbücher. In Einzelbänden herausgegeben von der freien Lehrervereinigung für Kunstpflege in Berlin  . Werner Kube Ver­lag, Berlin.  (" Der Herr des Urwaldes", Band 1;„ Löwen", Band 2; " Bären  ", Band 3; Wölfe", Band 4;„ Menschenaffen". Band 5; Kleine Räuber", Band 6.) Preis je Band 2,80 m.

zählungen. Neue Leute hört man nicht, man stützt sich auf die Be­Diese Bücher enthalten der besten Tierschriftsteller beste Er­richte der erfahrensten Praktiker. Es waren alles verantwortungs­bewußte Menschen, die zur Feder griffen, um über Tiere zu schreiben. Sie lebten unter den Tieren als Großtierfänger und Jäger, fie lebten mit ihnen als ihre Betreuer und Pfleger, fie lebten für sie als Zoologen und Schriftsteller. Mag es sich nun beispielsweise um Schilderungen von A. E. Brehm, Hermann Wiele, Franz von Kobell  , Jack London  , Du- Chaillu, Karl Vogt  , Kuhnert, John Hagen­beck oder Viktor Ottmann handeln, sie alle ergründeten tierische Ge­pflogenheiten, sie alle lehrten die Menschen das Verstehen für das Tier. Darum führen die einzelnen Erzählungen, die aneinander­gereiht ein abgerundetes Bild der beschriebenen Tiere geben, zur Aufdeckung und Beseitigung manches Vorurteils. Die Jagderlebnisse. wirfen zwar nicht immer sympathisch, aber es muß betont werden, es wird niemals der bloßen Jagdleidenschaft ein beschönigendes Wort geredet.

Die Tiertafeln für Schule und Haus. Aus dem naturwissen­schaftlichen Unterrichtswerke von Prof. Dr. D. S ch meil, mit Teri von Dr. J. Kühlhorn. Berlag von Quelle u. Meyer, Leipzig  . Diese Tafeln sind als Arbeitsbuch gedacht, das auf leichteste Art und Weise zoologische Kenntnisse vermittelt. Sie bieten ein fünstlerisch vorzügliches Bildmaterial, das in seiner Anschaulichkeit nicht übertroffen werden kann. Der Text zeugt von großer Sorg­samkeit in der Beobachtung. Wird neues übermittelt, ist es bestimmt gut nachgeprüft. Niemals wirkt der Text trocken, doch mitunter wird und die Begleitworte werden abgehackt. So darf man wohl fragen, das Bildmaterial etwas gewaltsam in den Bordergrund geschoben marum von Tieren erzählt wird, die zur Jura- und Kreidezeit lebten, während für unseren beliebten Waldvogel, den Stieglitz  , und unseren Gassenjungen, den Sperling, auch nicht ein Wort der Erwähnung gefunden wird.

Der Kanarienvogel. Creuzsche Verlagsbuchhandlung, Magde­ burg  . Dieses Buch ist jetzt bereits in 15. Auflage erschienen. Dr.

Karl Ruß   erzählt darin von der Naturgeschichte, Pflege und Bucht des Kanarienvogels. Ergänzungen und Illustrationen fügte im Sinne des Altmeisters sein langjähriger Mitarbeiter Karl Neunzig hinzu. Diese beiden ausgezeichneten Bogelfenner machen Bekundungen über den wilden, jedoch auch über den zahmen Kanarienvogel, wie er durch die Einflüsse der Gefangenschaft ver­ändert in seinen verschiedenen Rassen vor uns steht. Der Kanarien­vogel ist in Deutschland   Ausfuhr- und Erwerbsgegenstand. Das Buch wendet sich hauptsächlich an die Züchter, das bedeutet in dieſem Falle an einen ziemlich großen Kreis, wenn man bedenkt, daß in Deutschland   schätzungsweise jährlich 800 000 Kanarienvögel gezüchtet Erna Büsing.

werden.

Neue Bücher.

( Besprechung der eingegangenen Bücher bleibt vorbehalten.)

V. Baum. Feme  , Ullstein, Berlin  .

Berlin  .

. Brand. Wir sind jung. Gedichte. Arbeiterjugend- Verlag, Berlin  . K. Bröger. Der blühende Hammer. Gedichte. Arbeiterjugend- Verlag, Berlin  . Th. Dan. Sowjetrußland, wie es wirklich ist. Parteivorstand der Deutschen  sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei  . Prag  . Annie Francé- Harrar  . Tier und Liebe. J. H. W. Diez, Berlin  ( Bücher­freis). 3. Halle. Der Proletarier als Schöffe und Geschworener. Rote Hilfe, S. O. Henel. Eros im Stacheldraht. Freidenker- Verlag, Leipzig  - Lindenau  . G. Hermann  . Spaziergang in Potsdam. Rembrandt- Verlag, Berlin­Zehlendorf. Fedor B. Jsjagin. Der Herr ohne Hose. Iris- Verlag, Frankfurt   a. M. Th. Johnston und J. F. Sime. Ausbeutung in Indien  . F. Vieweg und S. Braunschweig. R. Kipling  . Dunkles Indien. P. Lift, Leipzig  . M. Krische. Die geschlechtliche Belastung der Frau und ihre gesellschaft­lichen Auswirkungen. Der Syndikalist, Berlin  . W. Kühn. Schulrecht in Preußen. B. G. Teubner, Leipzig  . 2. Lessen  . Wir wollen werben. Wir wollen wecken.... Gedichte. Ar­beiterjugend- Verlag, Berlin  .

Dr. D. Lipmann. Das Arbeitszeitproblem. Richard Schoeh, Berlin  . R. Marchionini. Der Oberhofprediger als Freidenker. Bolksbund für Geistesfreiheit, Leipzig  . A. Baquet. Kamerad Fleming. Deutsche Buchgemeinschaft, Berlin  . 5. Peters. Grenzen der kommmunalen Selbstverwaltung in Preußen. Julius Springer  , Berlin  . E. Richter. Der ethische Gedanke in der Reichsverfassung. Fränkische Verlagsanstalt, Nürnberg  . M. 2. Schlesinger. Das bolschewistische Rußland  . F. Hirt, Breslau  . 8. Schneider. Von Leningrad   bis Kijew  . Unionsbuchhandlung, Basel  . Ernst Schulze  . Deutschlands   Befreiung aus fleinstaatlicher Berrissenheit. B. Zebrowski. Ludwig Gumplowicz  . Eine Bio- Bibliographie. R. 2. Die Tarifverträge im Deutschen   Reiche am 1. Januar 1926. 35. Sonder Prager, Berlin  . heft zum Reichsarbeitsblatt. Herausgegeben von der Reichsarbeits­verwaltung. R. Hobbing, Berlin  .

W. Kohlhammer  , Berlin  .

Sämtliche hier angezeigten und besprochenen Bücher sind in der Buchhandlung 3. H. W. Die Nachf., Berlin   Sw. 68, Linden­Straße 2( Laden), erhältlich.

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HERMANN TIETZ  

201