Nr. 1
15. Januar 1928
Blick in die Bücherwelt
Literaturgeschichte.
Albert Soergel : Dichtung und Dichter der Zeit. Eine Schilderung der deutschen Literatur der letzten Jahrzehnte. 1062 S. mit 376 Abbildungen. 19. bis 21. Auflage, in Ganzleinen 26 Mt., in Halbleder 32 Mr. Leipzig 1928, R. Boigtländer.
Das Wert, bei seinem ersten Erscheinen im Jahre 1911 ein geschlossener Band von ungefähr 900 Seiten, erforderte bei seiner un abweislich gewordenen Umarbeitung eine Aufteilung auf drei Bände von rund 3000 Seiten. Das Mittelstück dieser Neuformung, Im Banne des Expreffionismus", ist vor zwei Jahren erschienen und hier schon ausführlich angezeigt worden, der Einleitungsband, welcher denselben Zeitraum( 1885-1910) behandelt wie das ursprüngliche Buch, ist soeben in seiner neuen, musterhaft schönen Gestalt fertiggeworden. Soergel vermeidet für ihn mit gutem Grunde den Gattungsnamen„ Literaturgeschichte", denn eine umfassend, ja lückenlos angelegte Schilderung der Gegenwartliteratur fann niemals Geschichte sein. Nicht nur, daß Vollständigkeit und die Heraus: arbeitung von Leitlinien der Entwicklung einander ausschließen, der noch Lebende und Schaffende, in Wachstum und Veränderung Begriffene fann zur Not vielleicht als Gesamterscheinung, aber gewiß nicht mit der Buntheit seiner Einzelwerte geschichtlich eingereiht werden. Soergel aber kommt es gerade darauf an, aus vollständigster Sachkenntnis heraus das Detail so reich und verläßlich als möglich vorzuführen. Was im großen Garten der deutschen Dicht. tung seit 1885 erblühte, soll wenigstens mit seinem Wesentlichsten in
diesem Herbarium meiterleben.
Die Tätigkeit des ordnenden Historifers beschränkt sich dem gemäß auf eine ungefähre zeitliche Aneinanderreihung der Hauptabschnitte zum Naturalismus hin",„ Unter der Herrschaft von Naturalismus und Sozialismus“,„ Entwicklungen aus dem Naturalis. mus, Gegenströmungen- Nebenströmungen" und" Der Ausgleich" und auf eine finngemäße Zuteilung der verschiedenen Dichterpersön. lichkeiten an die genannten Gruppen, mobei sich als Untergruppen jeweils noch die Rubriken Lyrif"," Erzählung und Epos" und Drama" ergeben; der Hauptton aber liegt auf der liebevoll- eindringlichen Darstellung des einzelnen Dichters und seiner besonderen Schöpfungen.
Was folch eine Darstellung fördern fann, wird in den Dienst der guten Sache gestellt: neben tnappen biographischen Angaben, Inhaltsübersichten und Charakteristiken umfangreiche Tegtzitate, Porträts von Künstlerhand, Handschriften und Buchausstattungsproben. Weil der Schilderer dabei troz staunenswerter Belesen heit unaufdringlich im Hintergrund bleibt, rundet sich aus all dem ein unparteiisch- fachliches Bild des Beschriebenen, und Goergel hat es fich angelegen sein laffen, in dieser Neuausgabe alle etma noch feit 1911 hervorgetretenen Züge gewissenhaft und sorgsam dem Ge mälde einzufügen. Das gilt besonders vom dritten und vierten Abschnitt, die auch manche wichtige Umordnung, Erweiterungen und Auslaffungen erfuhren. Dichter wie Gerhart Hauptmann , Schlaf, Bahr, George, Holz, Ricarda Huch und Rilfe werden weit ausführlicher behandelt, andere wie Stefan Zweig , Bruns, Borchardt, Löns und Studen neu eingefügt.
Die bis 1910 mirtfame Dichtergeneration erscheint dank diesen Menderungen in all ihren Aeußerungen tatsächlich lüdenlos erfaßt und der Zusammenhang mit dem Bande Expressionismus" poll ständig hergestellt. As Nachteil des Verfahrens muß man hier und dort ein Mißverhältnis zwischen dem Müheaufwand und dessen oft recht unbeträchtlichen Gegenstand buchen. Ausführlichkeit an und für sich enthält ja schon eine gewisse Bertung, und ein Sachkundi ger wird durch fie und das etwa unpersönliche Gleichmaß des Tones leicht verführt, die Bedeutung manches Handwerkers der Feder zu überschäßen Ueberhaupt in bem Berhältnis des Sachunkundigen zu dem so überreich Gebotenen ein ernstes Problem des Soergelschen Wertes, denn es birgt, falsch verwendet, die Gefahr in sich, daß es fich aus einem treubefliffenen Führer durch die Dichtung in einen allzu bequemen Dichtungserfah verwandelt. Und doch will das Buch feineswegs ein Hilfsmittel der Halbbildung und bes betriebsamen Literaturschwages fein, fondern ein erschöpfendes Literatur tompendium; diefem 3wed dient seine ernste Gewissenhaftigkeit und feine sympathisch- warme Einfühlungstraft, und man wird ihm nur gerecht, wenn man durch seine schöne Liebe zur Sache sich zur gleichen Hingabe an alles Dichterische anregen läßt.
In seinem neuesten Wert hat sich Sinclair Lewis die Religionsgesellschaften der Vereinigten Staaten vorgenommen und schildert deren Tätigkeit. Der Held dieses Buches, Glmer Gantry, Schüler cines baptistischen Kolleges, gerät trog feiner recht weltlichen Einstellung durch einen läppischen Zufall auf die Laufbahn des Geistlichen. Ohne feine Neigungen zu Ausschweifungen alkoholischer und jerueller Art aufzugeben, gelingt es ihm doch, den Schein des streng chriftlichen, frommen Seelsorgers zu wahren. 3war als er von feinem Borgesetzten in schwer betrunkenem Zustande in einer öffentlichen Schenke mit Weibern aufgefunden wiro, relegiert man ihn von der Hochschule. Um unliebsames Aufschen zu vermeiden, beläßt man ihm jedoch seine Ordinierung als Geistlicher. Elmer Gantry wird nun für einige Jahre Geschäftsmann, aber er findet fich zur Religion als dem besseren Geschäft zurück. Zunächst wird er Manager einer Evangelistin und gleichzeitig deren Geliebter. Sehr reizvoll und interessant sind die Propagandaversammlungen dieser sogenannten„ Evangelisationskampagne" geschildert, wo mit allen erdenklichen Mitteln der Reklame und der Suggestion versucht wird,„ Seelen zu retten". Nach dem unglücklichen Tode der Evan gelisationspropagandiftin versucht es Elmer Gantry eme Zeitlang mit Heilmagnetismus, Offultismus und sonstigen zweifelhaften Ideen. Aber als die Geschäfte nicht zu seiner Zufriedenheit gehen, entschließt er sich, vom Baptismus zum Methodismus überzutreten, und es gelingt ihm, in der methodistischen Kirche auf der Stufenleiter der Aemter immer höher zu steigen. Als er schließlich Erpressern in die Hände fällt und sein unfittlicher und den christlichen Anschauungen nicht entsprechender Lebenswandel bekannt zu werden droht, sind es seine fapitalistischen Freunde, denen es glüdt, die öffentliche Meimuna zu dupieren und ihren Geistlichen reinzuwaschen.
Nebenbei schildert Lewis, wie die wenigen Geistlichen, die wirklich an das glauben was sie predigen, und die zur Arbeiterschaft halten, von nationalistischen Kreisen, wie z. B. dem Klu- Klur- Klan, über. fallen und fast zu Tode geprügelt werden. So ist dieses Buch eine willkommene Ergänzung zu dem Werke von Upton Sinclair Erna Tichauer. Religion und Profit".
Heinrich Edward Jacob : Dämonen und Narren.( No vellen). Verlag Rütten und Loening, Frankfurt a. M. 228 Seiten. Preis broschiert 4 Mt.
Drei Menschen werden hier in ihrer Schicksalsstunde gezeigt. Lord Byron bricht mit England, mit der ganzen Tradition und wird in seinem Pamphlet gegen die schottische Literatur zum großen Künstler, zum genialen Berfebildner; Ferdinand Raimund folgt nur dem Ruf seines Herzens, seßt sich über die gesellschaftlichen Wiener Traditionen hinmeg und bringt sich und sein Künstlertum dadurch in Gefahr, aber inmitten des Unglücks, das über ihn hereinbricht, entsteht sein weiseftes und schmerzlichstes Lied:„ Es streiten sich die Leut
Rundfunkliteratur.
Bücher und Zeitschriften.
Beilage des Vorwärts
Das Rundfunkwesen der Welt ist heute in einem Entwicklungs Die Wiedergabe von Bühnenwerten im Rund= stadium, das als solches faum schon flaren Aufschluß über die funt in ihrer urheberrechtlichen Bedeutung". Es zufünftigen Kulturmission des Rundfunks bietet. Gewiß find, zumal ist bekannt, daß vor einiger Zeit noch eine Reihe von Rechtsstreitig= in Deutschland , genau ausgewogene Wochenprogramme für die einfeiten ausgetragen wurden, die das Urheberrecht von Schriftstellern zelnen Sender vorhanden, jedoch über die Frage des Spezifischen, gegenüber den Sendegesellschaften zum Gegenstand hatten. Die der wesentlich aus der Sache entspringenden fulturellen und fünftle Sendegesellschaften erkennen zwar eine Art moralischer Berpflichtung rischen Möglichkeiten, wird heute wie gestern noch lebhaft debattiert. an, die Schriftsteller in entsprechender Weise zu entschädigen, be= Etwas anderes ist die Berwendung des Rundfunks als Mittel zum ftritten aber bisher, rechtlich verpflichtet zu sein, die Erlaubnis des 3med: als Bildungsinstrument, als gesprochene Zeitung, als afufti- Urhebers einzuholen. Hieran fnüpft Knöpfte seine Untersuchungen scher Bermittler aktueller Ereignisse. Hier stehen teine Besens- und betont abschließend die Notwendigkeit, daß für solche schwebenfragen zur Diskussion, sondern die Möglichkeiten sind mit den tech den Fragen eine flare gesegliche Regelung geschaffen werden muß. nischen Erfindungen und Bervollkommnungen gewachsen und stehen In diesem Zusammenhang tann darauf hingewiesen werden, daß auch fernerhin zu diesen in einem ganz bestimmten Verhältnis. auch eine Zeitschrift Blätter für Funfrecht"( Berlag Chemie, Unter folchen Voraussetzungen ist es natürlich, daß das Haupt- Berlin ) existiert, die Rechtsanwalt Willy Hoffmann im Auftrag der fontingent der gesamten Rundfunkliteratur ausgesprochen technische Reichsrundfunkgesellschaft als monatliche Beilage zu„ Gewerblicher Schriften darstellen. In weitem Abstand folgen Bublifationen über Rechtsschutz und Urheberrecht" herausgibt. In Heft 1/2 ist ein Auforganisatorische und juristische Fragen und schließlich die eigentlichen faz von Friedrich Dender überleberwachungsausschüsse und KulturProblemftellungen in bezug auf die besondere Auswirkung des Rund beiräte im Lichte des Rechts" schon deshalb sehr bemerkenswert, weil funks find hauptsächlich als Aufsäge und Untersuchungen in Hand der Verfasser scharf gegen die politische Zensur im Rundfunk Stellung und Jahrbüchern, in Zeitungen und Zeitschriften verstreut, wobei nimmt. Rein als Jurist erhebt er gegenüber der Farce des jetzigen Presse sich besonders intensiv dieser Frage angenommen hat. darauf hingewiesen werden fann, daß gerade die sozialdemokratische Zustandes die Forderung folgender Alternative fchärfere Durch arbeitung des Kontrollsystems, wenn man darauf nicht verzichten Unter den Veröffentlichungen über den organisatorischen Aufbau zu fönnen glaubt, oder feinen Abbau". Eine von der Funkdominiert Der deutsche Funkverkehr"( Weidmannsche stunde A.-G. Berlin 1926 herausgegebene Broschüre Antennen Buchhandlung, Berlin ), der, herausgegeben im Auftrage des Reichs- tragen schließlich ist beachtenswert und verdienstvoll. Es wird ein furzer Ueberblick über Erfahrungen und Gerichtsurteile über poftministeriums, offiziösen Charakter hat. In systematischer Gliederung ist alles zusammengetragen, was zum vielverzweigten deutschen diese Fragen geboten, die für jeden Rundfunkinteressenten wichtig Rundfunkwesen gehört. Es ist ein Bericht in Form eines Nach find. fchlagewertes über den derzeitigen Stand des gesamten Funkgebi is, der nicht allein genaue Angaben über die Gliederung des deutschen Funkwesens enthält, sondern auch einen Ueberblick über die internationale Organisation, über die gefeßlichen Bestimmungen, Berord nungen, Vorschriften usw., über die internationalen Berträge, die Linienfunkdienste und über die einzelnen deutschen Unterhaltungs und Mitteilungsfunkstationen bietet. Eigenartig berührt nur, daß in einem Anhang( allein unter Verantwortung des Berlages und des DFTB.) eine Organisationsaufstellung des Deutschen Funktechnischen Verbandes erfolgt. Es mag sein, daß dieser Verband sich einer befonderen Wertschätzung durch die Reichspost erfreut, aber es wirft merkwürdig, einen derartigen Hinweis auf eine Privatorganisation in einer offiziellen Publikation in Kauf nehmen zu müssen, wenn man weiß, daß es noch andere Organisationen, u. a. auch einen Arbeiter Radio Bund gibt, der in einem vor einiger Zeit veröffentlichten Protokoll der III. Reichstonferenz 1927" ein bedeutsames Bild feiner bisherigen Tätigkeit und seiner zufünftigen Bestrebungen bieten fonnte.
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Es ist bezeichnend für das Anwachsen von Funfrechtproblemen und fragen, daß jetzt schon eine„ Bibliographie des Funt rechts( Bertretungsveriag M. Moefer, Leipzig 1926) vorliegt, die Dr. Hans Praesent unter Mitwirkung einiger Fachleute im Auftrag der deutschen Studiengesellschaft für Funfrecht bearbeitet hat. Es handelt sich um einen 1. Teil, der allein der deutschsprachigen Literatur gilt und mit feinen 170 Seiten ein beredtes Zeugnis für die vielerlei neuentstandenen Rechtsfragen ablegt. Reichsgerichtspräsident Simons hat dem Wert eine Einführung mit einer Erinnerung an die ersten mellenmäßigen Uebertragungsversuche von Heinrich Herz in Bonn beigesteuert, die Gliederung der Veröffentlichung sonst ist in der Weise erfolgt, daß in systematischer Form feine reine Titelbibliographic, sondern eine erläuternde" geboten, wird, die nachnahmenswert berichtend oder beurteilend zum Inhalt der einzelnen Bücher oder Auffäße Stellung nimmt.
Eine spezielle Publitation ist Band 33 aus Stilles Rechtsbibliothet Funfrecht" von Dr. Eberhard Neugebauer, das in zweiter Auflage und völlig umgearbeitet alle den Rundfunk betreffenden Gesetze des Deutschen Reiches und der deutschen Länder mit systematischen Erläuterungen versieht. Noch spezieller präfen tiert sich eine 1926 in Breslau gedruckte Doktorarbeit von Friedrich Knöpfte, dem Sohn des Leiters der Berliner Funkstunde A.-G., über
herum wohl um den Wert des Glücks"; und der römische Cäsar Nero entschließt sich zum Mord an der Mutter, die. verderbter als er selbst, alle guten Reime in ihm erstickte. Drei geniale Begabungen, vielleicht Dämonen, vielleicht Narren, schütteln ein lästiges Joch ab, um sich frei entfalten zu fönnen, gleichgültig, ob zum Guten, oder zum Bösen. Und wer ist der Narr von den Dreien? Keiner und jeder! Heinrich Eduard Jacob perteilt die Schatten und die Lichter. So ist Nero, der hemmungslose, findliche Stimmungsmensch, mehr als ein Narr, ist der Mensch, dessen wahnsinnige Liebe zur Kunst nicht produktiv werden kann, weil ihm die sogenannte gütige Natur das Formtalent vorenthielt. Nur der Durchschnitt ist normal, der Große wirft immer zerstörend und verlegend, und muß seinen eigenen Weg gehen, auch wenn er ihn ins Verderben führt. Dies ist der Weisheit legter Schluß, zu dem Jacob gelangt. Niemals jedoch wird Jacob doftrinär, niemals zeichnet er Schemen, seine Menschen haben Fleisch, Blut und Nerven, allerdings liegen ihre Nerven bloß, vibrieren bei der leisesten Bewegung, find überempfindlich. Nero, Byron und Raimund, bis ins Feinste voneinander unterschieden, Menschen mit eigenem, scharf gemeißelten Profil, Dämonen und Narren in einer Berson, haben trog ihrer Verschiedenheiten ein gemeinsames Moment: die Größe, die den einen zum Genie, den anderen zum Berbrecher stempelt. Und jeder lebt in seiner Welt, bestimmt durch Beit, Bolf und Milieu, in einer engumzirften Welt, die Jacob nicht liebevoll und genau ausmalt, sondern nur im Denken und Ausdruck der Menschen offenbart. Und das Ganze umgibt eine Sprache von stärkster Bildlichkeit, ausdrucksgesättigt und von einem nervösen Rhythmus, eine Sprache von fiberner Klarheit, und von seltener Erlesenheit. Felig Scherret.
Politif.
Friedrich Weiß: Politisches Handbuch. Ein sozialistischer Begweiser. Wiener Boltsbuchhandlung, Wien . 3weite erweiterte Auflage. 190 S. Preis geb. 3,50 m.
Wir haben schon 1924 dieses ausgezeichnete Handbuch empfohlen, Das jetzt in wesentlich erweiterter Auflage neu erschienen ist. Weiß bezeichnet es im Borwort als ein Lehrbuch für schon etwas Borgeschrittene, es ist aber so flar und leichtverständlich, daß es kaum größere Borkenntnisse vorausseßt. Das Buch umfaßt schlechthin alle wesentlichen Erscheinungsformen, Begriffe und gegenwärtigen Tatsachen der Politit aller Kulturländer, gesehen von einem Sozialisten und geschrieben für Sozialisten. So wird das Werk unseren Genossen gerade im bevorstehenden Wahlkampf von großem Wert sein, zumal es die reichsdeutschen Berhältnisse ausgiebig behandelt. Wir be grüßen diesen Wahlhelfer, mögen unsere Freunde ihn nur überall zur Mitarbeit heranziehen.
Gleichzeitig ist auch noch ein Ergänzungsheit desselben Verfaffers unter dem Titel Parlamente und Regierungen. Eine internationale Uebersicht"( 28 S., Breis 1,25 m.) erschienen, das im internationale Uebersicht"( 28 S., Preis 1,25 m.) erschienen, das im
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Die
Es ist selbstverständlich, daß die einzelnen Sendegesellschaften als Erwerbsunternehmungen alljährlich Jahrbücher herausbringen, die in mehr oder minder miziger Form eine Bilanz ihrer Leistungen darstellen. Bon diesen Jahrbüchern aus auf den Wert der tatsäch lichen Leistungen" schließen zu wollen, wird faum möglich sein, da diese Schriften in wesentlichen zurechtfrisierte Reklameangelegen heiten find Etwas anders ist es mit einer Aufstellung deutsche Welle", in der ein Ueberblick über die Darbietungen von September 1926 bis Mai 1927 geboten wird. In dieser nüchternen Aufreihung, die nach einzelnen Wissens- und Lebensgebieten gegliedert ist, steckt jedenfalls mehr Wert als in einer anderen Broschüre Drei Jahre Berliner Rundfunkbarbietungen, ein Rüdblid 1923/26", die die Berliner Funkstunde im eigenen Verlage herausgebracht hat. Die Auffäße von Rudolf Lothar über die Musil, von Kurt Pintus über die Dichtung und von Fedor von 3obeltig über die Gesamtheit der Vorträge haben zweifel. los den Wert einer vorzüglichen literarischen Betrachtungsweise, abet man kann sich auch bisweilen nicht des Gefühls ermehren, als wenn ein bißchen reichlich Apologie getrieben worden ist. Die nüchternen Aufstellungen der Deutschen Welle" vermitteln in jedem Fall eine viel flarere Einsicht und wenn man beispielsweise die Rubrit„ Der Arbeiter" betrachtet, so muß man feststellen, daß eigent lich für die proletarischen Kreise, also für die Mehrzahl der Hörer, noch recht wenig geleistet wurde. Es fehlen in Deuts- hland immer noch Arbeiterstunden", wie sie beispielsweise in Holland und in der Tschechoslowakei bestehen, und wie sie als Forderungen durch die Zeitschrift des Arbeiter- Radio- Bundes„ Der neue Rundfunk" Gießt Berlag der Neuen Gesellschaft, Berlin - heffenwinkel) schon längst aufgestellt find. Ueber diese sehr wichtigen Fragen steht auch nichts in dem„ Radio Jahrbuch 1927"( Verlag Dr. A. Ihring, Berlin ), das im übrigen eine sehr interessante Zusammenstellung von Auffägen führender Fachleute über die zahlreichen technischen, tulturellen und kommerziellen Fragen des Rundfunks enthält. Besonders beachtenswert sind dabei Betrachtungen über Phonotechnik und Phonotunst, wobei die Mitarbeit Brofessor Doegens über„ Lautbibliothek und Lautbund" nicht unerwähnt bleiben soll, und schließlich in einem Anhana eine statistische Uebersicht über die„ Radio Presse der Welt" von E. A. Pariser, die für die Beurteilung des Rundfunt wesens überhaupt von zweifelloser Wichtigkeit iſt. Otto Brattstopen.
einzelnen die 3sammenlegung der Barlamente und Regierungen in den Staaten der Erde darstellt, auch Wahlziffern und Angaben über die Stärfen der Organisationen verschiedener Richtung übersichtlich zusammenstellt. Rich. Bernstein .
Naturkunde.
Bengt Berg : Die legten Adler. Verlag Dietrich Reimer, Berlin . 144 S. Preis Ganzleinen 8 M.
Als Vermittler stärkster Tiererlebnisse, durch den Film nicht minder wie durch Wort und Bild, steht der Schwede Bengt Berg im Bordergrunde biologischer Tierbrachtung. Es bleibt unvergeßlich, wie er uns mit dein Leben unserer Zugvögel in Afrita vertraut gemacht oder wie er uns den Regenpfeifer zum Freund gemacht hat. Seine vorlegte Eroberung galt dem seltsamen Abu Markub, und jezt hat er die letzten Adler seiner Heimat mit der Kamera dem Gedächtnis erhalten. Wir sind erstaunt und entsegt, zu hören, daß auch in dem großen, dünnbevölkerten Schmeden mit seinen vielen Inseln und Wäldern der Seeadler bald ausgestorben sein wird. Und da tommt dieser unermüdliche Naturfreund vielleicht gerade vor Loresschluß, um uns diese eindringlichen Lebensbilder zu erschließen. Bengt Berg ist ein Jäger der Kamera; seine Methoden der Beschleichung und Dauerbeobachtung sind viel spannender und aufregender als alle Jagdgeschichten. Mit dem Flugzeug ist er dem Adler gefolgt; geradezu phantastisch aber mutet es an, wenn man lieft, wie er auf hohen Bäumen im Verfted tagelang zubringt, um den Adlerhorst aus der Nähe aufzunehmen, ja wie er in nächster Nähe einen Baum fünftlich aufrichtet. Man braucht kein absonderlicher Liebhaber des großen Raubvogels zu sein, um doch mit höchster Spannung dem Meister der Naturschilderung zu folgen. Sicht man erfährt nicht fehr viel Neues, was man nicht schon aus Brehm u. a. wußte; aber hier ist alles aus erster Hand, wir erleben alle Abenfeuer mit, und die 70 Bilder geben uns eine unmittelbare Anschauung von dem Leben und den Gewohnheiten des seltenen Bogels, als ob wir selber mit dem Autor ihm ins Neft oder auf den Fisch oder Vogelsang gefolgt wären. Ja, diese der hochentwickelten Phototechnik zu danfenden Bilder geben mehr, als auch der beste Beobachter sanft zu fehen bekommt. K. H. Döscher.
Sozialpolitik.
Schriften des Internationalen Arbeitsamts.
Unter den Publikationen des Internationalen Arbeitsamts find die meisten besonders für die Gewerkschaften von Bedeutung. Erfreulich ist, daß das Internationale Arbeitsamt immer mehr dazu übergeht, diese Publikationen auch in deutscher Sprache herauszugeben. Bon den jüngsten Erscheinungen find hervor.