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Berliner

Volks- Tribune.

Social- Politisches Wochenblatt.

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Einzelne Nummer 15 Pfg.

Die Berliner Volks- Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh. Abonnements- Preis für Berlin monatlich 50 Pfg. pränumerando( frei ins Haus).- Durch jede Post- Anstalt des Deutschen Reiches zu beziehen.( Preis vierteljährlich 1 Mt. 50 Bfg.; eingetragen unter Nr. 850 der Zeitungspreisliste für das Jahr 1888.)

Redaktion und Expedition:

8.0.( 26). Oranien- Straße 23.

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sammlungen.

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Sonnabend, den 24. März 1888.

Ausgabe für Spediteure: Merkur " Zimmer- Straße 54.

II. Jahrgang.

Es muß sich allerdings das Volk, wenn es erführe, wie groß mit­Es muß noch viel schlimmer kommen. Der Schluß des Reichstages. Die Arbeiter unter die Majoritäten waren, die über die weitere Ent­noch viel schlimmer kommen. Man hört oft von Arbeitern, welche sich vergebens bewegung und die materialistische Geschichts: wickelung unserer inneren Politik formell entschieden. Die Verhandlungen selber werden unseren Lesern bemühen, ihre Brüder zu gemeinsamem Handeln und zur auffassung von Marr und Engels. Henri noch ziemlich frisch vor dem Gedächtniß stehen, sodaß wir gewerkschaftlichen Organisation heranzuziehen, oder sie in Rochefort und die französischen Arbeiter. II. derselben festzuhalten, den Ausspruch: Es geht ihnen Wie das Programm der amerikanischen Ritter in unserem Rückblick kurz sein können. Auch die letzte Session stand unter dem in Preußen- noch viel zu gut, die Löhne müssen erst noch weiter herab­der Arbeit entstand. Gedicht. Wassersnoth von Mar Kretzer. Deutschland alles beherrschenden Einfluß des Militaris- gesetzt werden, ehe sie zu Verstand kommen und sich ihren organisirten Kollegen ausschließen." Novelle vou Bruno Wille . Die ameri- mus und des Agrarierthums. Unter der Parole für oder gegen das Septennat!" Dies ist eine sehr irrthümliche Auffassung, gegen tanischen Arbeiter und die Freihandelsfrage. Arbeiterinnenelend in der City Londons . ist im vorigen Jahre der Reichstag gewählt worden; mit welche alle Erfahrung spricht, soweit damit dargethan der unveränderten Annahme des Militärgesezentwurfes werden soll, daß es unnüß sei, zu agitiren und daß die Ein drohender Baukrach in Berlin . Ist zwischen den freien Hilfskassen und den der Regierung begann er im Frühjahr seine Thätigkeit; Arbeiter sich von selbst zur Vertheidigung ihrer Interessen Zwangstassen wirklich Licht und Schatten mit dem neuen Wehrgesetz und den dazu gehörigen Vor- aufraffen würden, wenn sie auf eine gewisse Stufe des lagen über eine Anleihe zu militärischen Zwecken und über Elends heruntergedrückt seien. ungleich vertheilt? strategische Bahnbauten im Osten des Reichs beschäftigte er Ge= Es können allerdings Fälle angeführt werden, wo Politisches und Sozialpolitisches. sich in den letzten Wochen. Und charakteristisch für die z. B. ein angedrohter Lohnabzug den Anstoß zur Schaffung werkschaftliches und Arbeiterversicherung. Vereine und Ver- Verschiebung der Stellung des gesammten Bürgerthums einer dauerhaften gewerkschaftlichen Organisation gegeben Kleine Mittheilungen. gegenüber dem Militarismus ist und bleibt es, daß selbst hat; aber bei näherem Einblick wird man finden, daß die die Freisinnigen hier wie schwache Rohre zusammenknickten Arbeiter mit dem Gedanken an die Organisation schon und den Widerstand aufgaben, den sie bei den Wahlen vorher vertraut waren, daß manche, und zwar die besser­des Vorjahres noch stark betont hatten. Es ist das gestellten derselben schon angehörten. Die angedrohte welche diese Woche im 13. Berliner Bezirk stattfand, haben wieder einmal eine jener Thatsachen, die zeigen, Lohnerniedrigung beschleunigt die Organisation, führt sie die Arbeiter der Reichshauptstadt eine geradezu un- daß sich große Parteiumwandlungen auch voll aber keineswegs herbei. Indeß sind selbst dies nur ver­ziehen können, ohne daß die alten Parteiver- einzelte Fälle. Meistens führen Lohnreduktionen nur von vergleichliche Disziplin gezeigt. Bei der am 11. Dezember 1883 vollzogenen Nach- bände und Parteinamen dabei in Stücken zu der Organisation ab, wenn eine solche nicht schon besteht und zwar um so sicherer, je niedriger die Löhne vorher wahl erhielt der sozialdemokratische Kandidat 773 Stimmen, gehen brauchen. Das Agrarierthum hatte in der ersten Session des schon waren. der deutsch - freifinnige nur 310. Obwohl viele der alten Die Verelendung der Massen kann und wird niemals sozialdemokratischen Wähler zweifellos noch immer persön- Kartellreichstages seine Branntweinsteuer erhalten, in der lich auf dem Standpunkt der Betheiligung an tom- zweiten erhielt es die Erhöhung der Getreidezölle. Die die Erreichung der politischen und wirthschaftlichen Ziele munalen Wahlen beharrten, so fügten sie sich doch wie Verdoppelung der Brodsteuer, wie sie auf Andrängen der Arbeiter erleichtern, wohl aber erschwert sie dieselbe ein Mann dem Beschlusse der Sanssouciversammlung: am der Großgrundbesißer und des Landwirthschaftsrathes von und zwar in dem Maße, als sie fortschreitet 21. März ist eine, schreibe und spreche eine" Stimme der Regierung vorgeschlagen war, wurde zwar nicht voll- Unmöglichkeit, diese Aufgabe zu erfüllen. ständig durchgesetzt. Es gelang" dem Abgeordneten Die Aufgabe der Organisationen der Arbeiter läßt für Herrn Gördi abgegeben worden! Das ist eine Thatsache, welche für die Zukunft unserer Windthorst, seine Partei auf einen Fünfmarkzoll für Roggen sich in zwei Punkte zusammenfassen: erstens durch Partei die größten Hoffnungen nicht als übertrieben er- und Weizen( statt des Sechsmarkzolls) zu einigen und auf gewerkschaftliche Vereinigung der Arbeiter von den scheinen läßt, und die selbst bei einem Anhänger der Kom- dieser Grundlage eine scheinbare Ermäßigung durchzu- Befißern der Arbeitsmittel, den Arbeitgebern", einen munalwahlen aufrichtigste Freude wecken muß. Denn man ſezen. Aber diese fiel denn doch so wenig ins Gewicht, höheren Antheil vom Arbeitsertrag zu erzwingen, als ihn wird heute wohl auf allen Seiten die Wahrheit deſſen ein- daß die Agrarier ohne Zögern zugriffen; hatten sie doch der Einzelne zu erlangen im Stande ist, und zweitens, durch gestehen, was wir seinerzeit, vor der Wahl im 37. Bezirk, zugleich die Genugthuung, daß nach anderer Richtung sogar politisches Zuſammenwirken der Arbeiter aller Branchen, über die Vorlage hinausgegriffen, daß der Haferzoll noch solche gesellschaftliche Einrichtungen herbeizuführen, durch

Bei der Stadtverordnetenwahl,

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bis zur

an dieser Stelle schrieben: Jede Partei kann sich Unklugheiten zu Schulden kommen weiter, als die Regierung vorgeschlagen, erhöht wurde. welche Jedem regelmäßige Beschäftigung und der volle laffen; baran geht sie nicht zu Grunde, am allerwenigften, Die konservativ- klerikale Mehrheit, die in erster Reihe die Ertrag seiner Arbeit gesichert ist. wenn fie eine so unverwüstliche Lebenskraft befigt, wie die Bollerhöhungen durchsetzte, erhielt hierbei Zuzug von Seiten Partei, deren Banner wir hochhalten! Aber keine Partei

am allerwenigsten kann dies eine Partei, die, wie die unsere, stimmten. nach allen Seiten von Gegnern umringt ist!"

Die Session des Reichstages.

In der Erstrebung dieses Zieles können sich die Ar­fann Disziplinlosigkeit in ihreu Reihen einreißen lassen, der Nationalliberalen, von denen 22 für die Erhöhungen beiter nur auf sich selbst verlassen, und da ihnen gegenüber die ganze herrschende Klasse steht, welche, obgleich Bei dem Antrag auf Verlängerung der Legis- kleiner an Zahl, doch ungleich mächtiger ist durch die in Die Arbeiter haben am 21. März den schönsten Sieg laturperioden auf fünf Jahre übernahmen die Na- ihren Händen aufgehäuften Reichthümer, so bedürfen sie davongetragen: sie haben sich selbst bezwungen, sie haben tionalliberalen sogar die Führung. Auch dem Gefeßent- dazu all der Kraft, körperlicher sowohl wie geistiger, und gezeigt, daß ihnen die Entscheidung der Gesammtheit wurf über die Beschränkung der Deffentlichkeit der all des Gemeinsinns, welche nothwendig sind, um eine über ihren persönlichen Neigungen steht. Der Tag wird Gerichtsverhandlungen seßten sie keinen Widerstand solche Aufgabe zu erfüllen. Wo bleiben aber all diese Eigenschaften, wenn die daher, so unbedeutend eine Kommunalwahl erscheinen mag, entgegen. Der Antrag Ackermann's über den Befähi­gungsnachweis brachte es hingegen nur bis zur zweiten Arbeiter fortwährend in ihrer Lebenshaltung sinken; wenn ein Ruhmestag für die Berliner Arbeiter bleiben. Lesung, sodaß er vorläufig begraben ist. ihnen die Mittel für die Beschaffung von Nahrung, Soviel wie für das Militär und für den Grund- Kleidung, Wohnung immer knapper zugemessen und Am 24. November vorigen Jahres hatte der Reichs- besiß, ſchien der Kartellreichstag auch gegen die Arbeiter immer dürftiger werden? Der Mann, der schlecht genährt, tag seine Sitzungen wieder aufgenommen, am Dienſtag zu thun berufen. Hierbei kam es nun aber zu den ſelt- schlecht gekleidet ist und schlecht wohnt, befißt sie in ge­ſchloß er sie nach fünfmonatlicher Dauer, und wenn man ſamſten Ueberraschungen, zu Enthüllungen, welche die An- ringerem Grade, als derjenige, der in dieser Hinsicht besser seine Verdienste um die allgemeine Wohlfahrt nach der geklagten zu Anklägern machten, und welche die ganze gestellt ist. Je mehr er in der Lebenshaltung finkt, deſto Zahl der zu Stande gekommenen Nummern schäßen wollte, Situation derart veränderten, daß die Nationalliberalen mehr verliert er an männlichem und festem Auftreten und so würde des Rühmens kaum eine Grenze zu finden sein. nicht nur die Berschärfungen ablehnten, sondern grund- an geistiger Widerstandskrafi; er nimmt zu an knechtischer Leider hat aber diese Volksvertretung im Allgemeinen fäßlich sich sogar gegen das Ausnahmegesetz erklärten Gesinnung und nimmt ab an Gemeinsinn. Nirgends nichts gethan, als das von der Regierung vorgeschriebene und nur nochmals auf zwei Jahre zustimmen wollten, findet man so sehr den Mangel an allen jenen Eigenschaften, Bensum erledigt, etwa ebenso geduldig und gebankenlos, weil die nöthigen Zuſaßbeſtimmungen zum gemeinen Recht welche zu einem gemeinsamen Handeln gleichintereſffirter wie ein Gläubiger auf Befehl seines Beichtvaters seine augenblicklich noch nicht gefunden seien. Wir glauben nun Lohnarbeiter unerläßlich sind, als da, wo die Löhne in Rosenkränze ableiert. Es hat Verhandlungen gegeben, zwar nicht, daß man sie auch in zwei Jahren gefunden einer Branche besonders niedrig sind. Daraus ergiebt sich, wie gänzlich falsch es ist, anzu­wo Niemand mehr mit wirklichem Interesse bei der Sache haben wird; wir bezweifeln auch nicht, daß die Lage des und schließlich auch Niemand mehr in den Sizungen war. Arbeiterstandes damit um nichts gebeſſert ſein wird nehmen, daß der in dem jeßigen Produktionssystem be­So oft ist der Reichstag noch niemals beſchlußunfähig ge- aber für die Stärke des Gindruckes der sozialdemokratischen gründete fortwährende Druck auf die Arbeiter, auch da, wesen, wie in diesem Winter; und wenn die Opposition Enthüllungen war die Verlegenheit der sonst zu allen wo ihm kein Widerstand entgegengesetzt wird, diese von dem ihr zustehenden Recht, die Beschlußunfähigkeit reaktionären Handlangerdienſten allzeit bereiten National- schließlich dahin bringen werde, selbst für eine Besserung auch wirklich feststellen zu lassen, nur in wenigen verein- liberalen immerhin charakteriſtiſch, wie denn auch die An- ihrer Lage einzutreten. zelten Fällen Gebrauch machte, so entsprang dies der voll- nahme des unveränderten Gefeßes, und zwar nur auf zwei ständig richtigen Erwägung, daß eine bloße Verschleppung Jahre eine schwere Niederlage für die Regierung bedeutete. Mögen ihr noch recht oft ähnliche beschieden sein!

der Entscheidungen, ohne wirklich etwas an ihnen ändern zu können, keinen Sinn und Zwed habe. Wundern würde

Weit nachtheiliger wirkt noch das widerstandslose das endliche Ziel der Arbeiterbewegung, die Emanzipation der Arbeit von der Herrschaft des Kapitals in Be­

Niedergleiten in der Lebenshaltung der Arbeiter, soweit