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Berliner
Volks- Tribüne.
Social- Politisches Wochenblatt.
Die„ Berliner Volks- Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh.
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Einzelne Nummer 15 Pfg.
Abonnements- Preis für Berlin monatlich 50 Pfg. pränumerando( frei ins Haus). Durch jede Post- Anstalt des Deutschen Reiches zu beziehen.( Preis viertel jährlich 1 Mt. 50 Pfg.; eingetragen unter Nr. 850 der Zeitungspreisliste für das Jahr 1888.)
Redaktion und Expedition:
S.O.( 26). Oranien- Straße 23.
Inserate werden die 4 spaltige Petit- Zeile oder deren Raum mit 20 Pfg. berechnet.- Vereins- Anzeigen: 15 Pfg. Arbeitsmarkt: 10 Pfg. Inseraten- Annahme in der Expedition: Oranien- Straße 23.
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№. 23.
Sonnabend, den 9. Juni 1888.
II. Jahrgang.
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Der Kampf der Berliner Bauherren gegen verzeichnet enthielt, um deren Ausweisung sie bat. Es Bekommen die Unternehmer und Spekulanten Angst die neue Baupolizeiordnung und die Berliner wurde freilich nur etwa ein Drittel der so Proskribirten und geben sie nach, so treten für Euch sofort die alten Arbeiter. Schutz der Erfinder gegen die mit der polizeilichen Aechtung belegt. Aber die Ausbeuter Zustände wieder ein. Das bedenkt stets. kapitalistische Ausbeutung. Prellereien auf von der Innung hatten doch ihren Willen.
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dem Gebiete der Arbeiterschutzgesetzgebung. So lag die Sache bis vor Kurzem. Es ist dieser untereinander Fühlung zu nehmen, aber laßt Euch nicht zu Zur Frage der Gewerbeschiedsgerichte. Abschnitt zu bezeichnen als der Kampf der Innung mit Clemenceau und die französischen Radikalen. Polizeihilfe gegen die geknebelten Arbeiter. IV. Fritsche über die Gründung des ersten sozialistischen Arbeitervereins.
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Benutzt die gebotene kleine Erleichterung, um wieder Unklugheiten aufstacheln. Bedenkt, daß alle Eure Organifationen zerstört sind und erst wieder aufgebaut werden Der Kampf führte zu keinem Sieg. Die Innung müssen, um etwas Entscheidendes zu wagen. erstarkte zwar im Innern etwas, wie es ihr ohne Polizei- Aber dann vor Allem Einigkeit ist nothwendig! hilfe nie möglich gewesen wäre. Es gelang ihr aber nicht, Schließt Eure Reihen wieder dicht, gebt jeder erprobten Die Presse den Arbeitern das Joch eines Innungsgesellen- Ausschusses Kraft ihren Platz ohne Rücksicht auf persönliche Freundaufzulegen. schaft oder Feindschaft.
Die Arbeitslosigkeit von Emile Zola .
Novelle von Guy de Maupassant. - Die Preſſe
unter der Herrschaft des Kapitalismus . Ein Nachspiel zum Lieskeprozeß. Die Knapp: schaftskassen in Preußen.
Zur Stadtverordnetenwahl!
Der neue, jetzt beginnende Abschnitt ist kurz gesagt der Kampf der Bau- und Grundstücksspekulanten gegen die neue Berliner Bauordnung, der auf dem Rücken der arbeitenden Bauhandwerker ausgepaukt werden soll.
Die neue, nunmehr in Kraft getretene Bauordnung Nachdem die Arbeiter Berlins in mehreren großen Versammlungen beschlossen haben, sich an den bevorstehenden Gemeindewahlen zu war eine Nothwendigkeit seit langen, langen Jahren. Sie betheiligen, ist es Pflicht eines jeden Wahlberechtigten, war jedoch bisher durch das Auftreten der Spekulanten nach Kräften zum Siege der Arbeiterkandidaten beizutragen. und durch die Unterstügung, die sie in einflußreichen
Möge daher Jeder nächsten
Dienstag, den 12. d. M.,
Kreisen fanden, immer zurückgehalten worden. Als endlich mehr Energie hinter die Sache gesetzt
wurde, da konnte doch noch nichts fertig gestellt werden,
Wir drücken Euch herzlich die Hand! Ihr braven Berliner Maurer wie Zimmerer werdet den rechten Weg auch in dieser eigenartig zugespißten Lage finden. Es lebe die Einigkeit der Berliner Bauhandwerker!
Erfindungen und Erfinder.
Unsere heutigen Patentgeseze wurden angeblich nur gemacht, um die Interessen derer zu wahren, deren geistiges Wirken der Menschheit jene großartigen Neuerungen gab, welche die Industrie der ganzen Welt revolutionirten und fast jedes Jahr neu gestalteten.
seine Stimme abgeben. Wahlberechtigt ist jeder Preuße, der eigene weil erst die Spekulanten Zeit behalten sollten, ihr Schäf- Anstatt aber den Erfinder zu schüßen, haben jene Wohnung hat oder Chambregarnist ist, der seit mindestens zwei Jahren in Berlin weilt und mindestens der zweiten Klassensteuer- chen ins Trockene zu bringen. stufe angehört.
Die Kandidaten der sozialdemokratischen Partei sind für den 14. Bezirk:
Herr Zigarrenhändler Fritz Kunert ( Wahllokal: Wrangelstraße 133);
für den 24. Bezirk:
Herr Schankwirth Gustav Tempel
für den 37. Bezirk:
Herr Fuhrherr J. Gnadt ( Wahllokal: Demminerstrasse 57( Gemeindeschule). Das Wahllokal wird früh Morgens 9 Uhr geöffnet und präzis 6 Uhr Abends geschlossen.
Möge kein Sozialist sich von der Wahl fernhalten, damit der Sieg der Partei ein möglichst glänzender
werde.
Gefeße es bewirkt, kolossale Monopole in den Stand zu Die Innung verhöhnte die Polizei geradezu sehen, aus den Errungenschaften jener schaffenden, vorwärts ihrer Machtlosigkeit wegen. Eine kleine Polizeiverordnung strebenden Geister Millionen herauszuschlagen. In neun wegen des Schuttabfahrens wurde im Mai 1886 benutt, Fällen aus zehn ist der Erfinder unbemittelt, in um der Polizei ihre Machtlosigkeit dem Kapital gegenüber vielen Fällen kaum in der Lage, die Kosten der Anfertigung in beschämendster Weise vor Augen zu führen. Die Fuhr- des Modells seiner Idee zu decken, und der Wucherer ist leute stellten die Arbeit ein und zwangen die Polizei, die der erste, der seinen Tribut fordert. Verfügung im Sinne der Fuhrle uteabzuändern. Die Polizei Nachdem das Modell fertig und der Erfinder stolz mußte sich knirschend fügen.
Endlich erschien die neue Bauordnung doch. Es war im Winter 1887.
auf sein Werk, die Zukunft in den hellsten Farben sieht, tritt die Nothwendigkeit heran wiederum einen Geld= menschen aufzusuchen, um die Fabrikation des Artikels zu betreiben und denselben in Markt zu bringen.
Sofort begannen die Bauspekulanten gegen dieselbe mit List und Verschlagenheit ihre Minirarbeiten. Schon Der Fabrikant und Großkapitalist, der die Güte(?) damals drohten die Bau- und Grundstücksspekulanten mit hat, dem Erfinder unter die Arme zu greifen, natürlich Arbeitseinstellung. mit dem Vorbedacht ihn so schnell wie möglich aus dem Erst in diesem Jahre jedoch beginnt der ernste Sattel zu heben, macht den Kontrakt so, daß der LöwenKampf. antheil aller Profite in seine Tasche fließt. Die plößlich und ohne alle Begründung auftretenden Genau so wie das Schutzzoll- System die Macht des Lohnabzüge gegen die Maurer haben keinen anderen Großkapitals vermehrt, ohne den Arbeitern auch nur im Zweck, als die Arbeiter gegen die Bauordnung Geringsten zu nüßen, haben unsere heutigen Patentgesetze aufzureizen. Denselben soll die Empfindung eingeimpft die Tendenz, die Macht der modernen Vampyre immer werden, daß die Bauordnung gegen ihre Interessen ist. weiter auszudehnen, ohne dem Erfinder irgend welchen Schuß zu gewähren.
Die Polizei selber hat erst durch Unterdrückung der Die Bewegung der Berliner Bauhandwerker steht am Arbeiter und Unterstützung der Innung dieses Vorgehen Anfange eines ganz neuen Abschnittes. Es zeigt sich dabei wieder, was wir so oft hervor- möglich gemacht. Jezt sieht sie sich in einer Sackgasse gehoben haben, daß die Berliner großen Verhältnisse sich und sie beeilt sich, die Versammlungen der Maurer wieder mit kleinstädtischem Maße durchaus nicht messen lassen, zu erlauben. daß hier Verhältnisse mitreden, die anderswo kaum merklichen Einfluß ausüben.
Der Techniker, der Gelehrte, der erfinderische Kopf" sie befinden sich alle in ähnlicher Lage wie der handWie dieser seine Arbeit verarbeitende Proletarier. schleudern muß an den Kapitalisten, weil er sonst überhaupt nicht produziren und leben kann, so muß der EntDas ist der Grund der überraschenden Erscheinung, decker seine Ideen an den„ Geldmann" wegwerfen, weil daß nun plötzlich Maurerversammlungen wieder gestattet sie sonst unverwirklicht bleiben. Viel Geld, ein großes Die gewerkschaftliche Bewegung der Berliner Bau- werden. Es beginnt ein ernster Feldzug der Spekulanten, Kapital gehört heute zum Beginn jeder wirthschaftlichen handwerker wurde im Sommer 1886 unterdrückt, um des Geldsackes, gegen die in der Bauordnung richtig ver- Unternehmung, und wer das nicht besitzt, muß froh sein, der Bau- Innung wieder auf die Beine zu helfen, die tretenen Gebote der öffentlichen Wohlfahrt. wenn er in den Dienst eines Kapitaliſten treten kann, der durch die Intelligenz der Arbeiterführer und die Energie Die Lohnabzüge, die nach sichtlichem Plan und nach natürlich den Löwenantheil des geschaffenen Produktes einder Maurer zerbrochen und zerschlagen am Boden lag. Verabredung erfolgt sind, sind der erste Kanonenschuß dieses streicht- weil er die Macht dazu hat und der Andere Deshalb wurden die Führer ausgewiesen, der Fach- Kampfes. Die Polizei beginnt auch„ klar zum Gefecht" zu hülflos ist. verein und die Lohnkommission geschlossen, das Fach- machen, und läßt den Arbeitern die Zügel länger, sie droht Solange die Besizer der Produktionsmittel gegenorgan weggemaßregelt und alle Versammlungen verden Unternehmern dadurch in sehr verständlicher Weise. überstehen einer Masse besigloser und unſelbſtändiger boten. Deshalb wurde durch den Streikerlaß und die Wie die Sache weiter gehen wird, ob man vielleicht den Existenzen, wird sich dieses Verhältniß auch nicht ändern: ihm folgenden Maßregeln besonders in Berlin jede Regung Fachverein und die Sammlungen zum Generalfonds wieder der Arbeiter und der Erfinder, beide werden es zu nichts der Maurer unmöglich gemacht. gestatten wird, das hängt vorläufig davon ab, ob die bringen und mit ihrem Schweiß und Fleiß nur die Rente Innung und die Spekulanten diesen ersten Wink verstehen. des privilegirten Besitzes vermehren. Also Maurer und Zimmerer Berlins ! Es ist jetzt Erst wenn Grund und Boden und alle ProduktionsRuhe, Klugheit und Einigkeit in erster Linie nothwendig. mittel Gemeinbesitz des ganzen Volkes sind, wird die einRuhe uß herrschen und Ueberlegung bei jedem Schritt feitige Begünstigung einiger Glückspilze aufhören und jede vorwärts. Ihr müßt stets bedenken, daß das, was heute Arbeit und jeder Fortschritt der Technik dem ganzen erlaubt ist, morgen wieder verboten sein kann, deshalb keine Volke zu gute kommen. Ueberstürzung, keine Aufreizung. Laßt Euch nicht von irgend einer Seite zu voreiligen Schritten hinreißen.
Es ist bekannte Thatsache, daß alles dieses nur eintrat, weil die in höchster Bedrängniß befindliche, der Auflösung nahe Innung darum petitionirt hatte. Sie hatte eine Nechtungsliste eingereicht, welche alle die Personen
*) Dieser Aufruf des„ Vereinsblattes der Bauhandwerker", der wohl der fachkundigen Feber Reßler's entstammt, erscheint uns von folcher allgemeinen Bebeutung, daß wir ihn mit einigen geringen Abänderungen an leitender Stelle zum Abdruck bringen.