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Berliner

Volks- Tribüne

Social- Politisches Wochenblatt.

Die Berliner Bolts- Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh.- Abonnements- Preis für Berlin monatlich 50 Pfg. pränumerando( frei ins Haus).- Einzelne Nummer 15 Pfg. Durch jede Post- Anstalt des Deutschen Reiches zu beziehen.( Preis vierteljährlich 1 f. 50 Pfg.; eingetragen unter Nr. 850 der Zeitungspreisliste für das Jahr 1888.)

Redaktion und Expedition:

S.O.( 26). Oranien- Straße 23.

№. 27.

Arbeiter.

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Inserate werden die 4 spaltige Petit- Zeile oder deren Naum mit 20 Pfg. berechnet.- Vereins- Anzeigen: 15 Pfg. Arbeitsmarkt: 10 Pfg. Inseraten- Annahme in der Expedition: Oranien- Straße 23.

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Politische Nachrichten.- Gewerkschaftliches. Sleine Mittheilungen. Versammlungen.

Vereine und

Aufforderung zum Abonnement.

Die„ Berliner Boltstribüne" erscheint jeden Sonnabend früh in Berlin und sucht in gründlichster Weise alle auftauchenden politischen und wirthschaftlichen Fragen vom

sozialistischen Standpunkte

aus zu beleuchten.

Gerade heute, wo das Vereinsleben der Arbeiter gänzlich barniederliegt, erscheint uns ein Wochenblatt, wie das unsrige als ein unentbehrliches Aufklärungsmittel des Volkes. Wir bitten alle Freunde unseres Blattes, recht eifrig für die weitere Verbreitung der

Sonnabend, den 7. Juli 1888.

Ausgabe für Spediteure: „ Merkur" Zimmer- Straße 54.

II. Jahrgang.

an

Die Zukunft des Sozialistengesetzes. durch die bekannte kaiserliche Botschaft eingeschlagenen so- vorzubereiten, die die wesentlichen Bestimmungen des So­Haben Gewerkschaften Einfluß auf die Lohn- genannten„ sozialen Reform" folgen. An sie, an die in Berlin zialistengesetzes nicht nur erhalten, sondern sie verallgemei= höhe?- Der Kampf für den Schutz der Frauen versammelten Groß- Industriellen, die den Kern des national- nern und vielleicht verschärfen, die verhindern, daß sie und Kinder in Frankreich . Die Entwicklung liberalen Heerbannes bilden, mußte sich der Minister Hr. v. von einem etwas anders gearteten Reichstag ohne die der englischen Fabrikgesetzgebung. Aus Bötticher im Jahre 1884 wenden und ihnen die Bitte vortragen: Zustimmung der Regierung, die versprochen hat, nur im Schnitzel.„ Haben Sie doch Vertrauen zur Regierung! Wir arbeiten Interesse der Großindustriellen zu arbeiten, verändert oder der dänischen Arbeiterbewegung. Novelle. Die Gewerkschaften in der ja nur für Sie und werden nicht aufhören, für Sie zu beseitigt werden, und die schließlich die Arbeiterver= Schweiz . Die Großgrundbesitzer und ihre arbeiten!" um sie zu bestimmen, den Widerstand gegen den treter verhindern, in gewissen wiederkehrenden Perioden ersten Schritt auf dem Wege der sogenannten sozialen die Ungerechtigkeit, die Moral zerstörende Wirkung und Reform", gegen das Krankenversicherungsgesetz aufzugeben. die Härte der Anwendung des Gesetzes dem Reichstage, Sie, die Großindustriellen, die nationalliberalen Eisen- dem Volke und Europa , das die vortrefflichen barone find es gerade, die am meisten empört darüber Zustände in Deutschland glauben soll, vorzuführen. find, daß das Reichsversicherungsamt es verhindert, das Da wird geschrieben, daß der Reichstagsabgeordnete, Unfallversicherungsgeseß unwirksam zu machen, die deshalb Amts richter Kuhlemann aus Braunschweig sich mit den Sturmlauf gegen diese Behörde in ihrem Organ, der der Arbeit befaßt hat, die Bestimmungen des Aus­,, Eisen- Zeitung" eröffnen, indem dieses, man kann wohl nahmegesezes in den Rahmen der allgemeinen sagen, gut nationalliberale Fachblatt schreibt:„ Daß das Gefeße einzufügen und dabei ist, eine Vorlage in Unfall- Versicherungsgesetz seine Spize in immer empfind- diesem Sinne für den Reichstag auszuarbeiten. licherer Weise gegen die Arbeitgeber richtet, wird überall Dieses ist aber von dem nationalliberalen General­mit Besorgniß wahrgenommen. Der Grund liegt in den stab als ein für ihre Partei sehr gefährliches Unternehmen allzu theoretischen und arbeiterfreundlichen Rekurs- Ent- sofort richtig erkannt. Das allgemeine Gesetz kann auf Sie sind es alle Staatsbürger gleichmäßig angewendet werden, wenn scheidungen des Reichsversicherungsamta." gerade, die nationalliberalen Großriellen, die das Zu- die Staatsanwaltschaft dazu die Anweisung standekommen des Alters- und Invalidenversicherungs- er hält; seine Anwendung kann auf diese und jene gefeßes in einer für die Arbeiter berhaupt annehmbaren Partei beliebig beschränkt werden, wenn die Anweisung Form zu hintertreiben bemüht fint die gegen jeden wirk von oben in diesem Sinne erfolgt. Es ist gegen samen Arbeiterschuß, gegen jese wirkliche soziale solch eine Einfügung der Bestimmungen des Sozialisten­Reform" auch in den bescheidenen Anfängen sich offen gefeßes in den Rahmen des gemeinen Rechtes also ein sehr oder versteckt entgegenstemmen. Sie, die national- berechtigtes Mißtrauen aller der Parteien selbstredend vor­liberalen Großindustriellen sind es freilich auch, handen, die schon einmal in der Lage waren, als„ reichs­welche die Nachtheile einer Aenderung des heutigen Systems feindlich" den Angriffen der Regierung ausgefeßt gewesen der inneren Politik am schwersten fühlen würden. Es zu sein, und das sind so ziemlich alle heutigen Parteien läßt ihnen zwar jede gewünschte Bewegungsfreiheit zur von den Kreuzzeitungsdeklaranten bis zu den Sozialdemo Ausnußung ihrer Stellung. Es erlaubt ihnen, sich zu traten schon gewesen. Alle oder die meisten von ihnen Syndikaten"," Konsortien"," Koalitionen" oder wie man werden sich klugerweise sagen, daß es nicht gerade weise sonst diese Aufschwänzungsringe nennt, dem ver- wäre, sich selbst den Strick um den Hals zu legen. Die brauchenden Volke gegenüber, durch Fabrikanten- Nationalliberalen können sich der Zeit noch sehr gut er­Vereine dem arbeitenden Volke gegenüber zu ver- innern, wenn sie es auch nicht gerne thun, wo sie„, quitschen" einigen, verkümmert aber dem letteren dieses Recht bis mußten, und es mag sie doch wohl ein Bangen überkommen, Als in der letzten Reichstagssession das so- zur Wesenlosigkeit. Das geben wir gerne zu, daß sich wenn sie sehen, daß die„ Wand" noch immer dasteht, genannte„ System Buttkamer" unter der Wucht der Bebel- der Pelz nicht würde waschen lassen, ohne ihn naß zu gegen die man so schön gedrückt werden kann. Sie werden Singer'schen Enthüllungen krachte und wankte, da versicherten machen. selbst nicht gerne die Kraft des etwa wieder eintretenden die Nationalliberalen, daß die diesmalige Verlänge- Was die Nationalliberalen also allein erstreben können, Druckes noch verstärken wollen, sie hatten am letzten Male rung des Sozialistengesezes die letzte sein müsse, daß ein das ist eine Aenderung in der Form des heutigen vollkommen genug, ihnen schmerzen wohl noch die Knochen. Uebergang gefunden werden müsse, um ferner mit den Sozialistengesetzes, die es nicht dem Zufall aussetzt, durch Ei was, warum das Gesetz in den Rahmen des all­,, ordentlichen Geseßen", ohne das Ausnahmegesez fertig zu eine einmal zustande kommende Reichstagsmehrheit ver- gemeinen Rechtes einfügen! Lassen wir doch Ausnahme­werden. Man wollte zwar eine Verbesserung" der be- worfen zu werden. gefeß Ausnahmegesez sein! Warum auch nicht. Ist doch stehenden Gesetze, aber ein Ausnahmegesez, nein, das Die von der Regierung in der vorigen Reichstags- eigentlich jedes Gesetz ein Ausnahmegeseß, das nur die würde man nie mehr bewilligen, das müsse unter allen session geforderte Verschärfung des Gesetzes war ihnen angeht, die es übertreten. Hat der geistreiche Herr Umständen beseitigt werden. deshalb unannehmbar, weil sie sehr gut einsahen, daß das von Köller den Berliner Arbeitern doch bei der leßten

einzutreten.

,, Berliner Volks- Tribüne

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Das Sozialistengesetz und die National­

liberalen.

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Wollen Sie

Alle, welche diese Herren ganz genau kennen, wußten Gesetz nach einer solchen Verschärfung nur noch viel schwerer Wahl die wißige Frage entgegengeworfen: wohl, daß auf diese Redensarten nichts zu geben sei. haltbar sein würde, als heut, daß seine Verlängerung denn den Staat und die Gesellschaft umstürzen?"„ Nein!" Hatte doch ein nationalliberaler Großfabrikant erklärt, daß dann vielleicht unmöglich sein würde. Auch der Ver- antworteten die Arbeiter. Nun, dann geht Sie ja das er nur mit Schrecken und Grauen an die Zeit denken könne, längerung auf fünf Jahre konnten sie nicht zustimmen, Sozialistengeset gar nichts an!" War das nicht ungeheuer wenn er seinen Arbeitern entgegentreten müsse, ohne daß weil dann das Gesetz in den Wirkungskreis eines Reichs- geistreich, fast so geistreich wie der bekannte Vergleich des sie durch das Sozialistengesetz an der Ausübung des ihnen tages fallen mußte, dessen Zusammensetzung sich von dem Sozialistengesetzes mit der Hundesperre. Warum soll man in der Reichsgewerbeordnung gewährleisteten Koalitions- heutigen Angstprodukt weit unterscheiden und der Ver- sich an einem Wort stoßen,„ Ausnahmegesetz!" Pah! rechtes behindert sind. längerung des Gesetzes vielleicht wirklich ungünstig sein was sagt das! Das Gesetz gegen Diebstahl ist ja auch

Alle Kundigen wußten wohl, daß man das Sozialisten könnte. Wenn wir lettere Annahme auch nicht theilen, ein Ausnahmefez" gegen Diebe! Ist das nicht auch gesetz, nachdem es einmal erlassen ist, ohne eine gründliche da alle kapitalistischen Parteien, auch ein großer Theil der wißig genug gedacht? Also es bleibt bei dem Ausnahme­Aenderung des ganzen Systemes der inneren Politik, die sogenannten„ Deutschfreisinnigen" ein Interesse am Fort- gefeß." Das ist sicherer, da kommen wir nimmer in die auf der schärfften Verfolgung des Klassen- bestand der Fesselung der Arbeiter haben, also für den Gefahr. Aber dauernd muß es sein und nicht alle interesses aufgebaut ist, ebenso wenig entbehren kann, Fortbestand des Sozialistengeseßes, wie es schon einmal zwei Jahre in Frage gestellt werden können. Auch die als man die erdrückende Last der Kriegsrüstungen los zu geschah, in einer oder der anderen Form auch wieder ein- aufregenden Debatten bei der dadurch nothwendigen Be­werden vermag, ohne Aenderung des Systemes der äuße- treten würden, wenn das Gesetz ernstlich gefährdet wäre, rathung dürfen nicht stattfinden. Bebel- Singer'sche ren Politik, die sich auf dem Recht des Eroberers so sind die nationalliberalen Führer doch aus Klugheits- Enthüllungen müssen möglichst verhindert werden. aufbaut. gründen ganz naturgemäß zu der Taktik gekommen, die Wer braucht der Welt über unsere Spigel etwas zu ver­So wie die äußere Politik nur mit„ Blut und Eisen" Verschärfung des Gesetzes zu verweigern und die Ver- rathen, warum braucht Europa zu wissen, was für Füße zurecht kommen kann, kann die heutige innere Politik nur längerung nur auf zwei Jahre zu bewilligen mit der der eherne Riese hat! Vor Allem, dieser Reichstag muß durch Niederhaltung des aufstrebenden vierten Standes Drohung, daß sie es nicht weiter verlängern würden und die Sache noch zum Entscheid bringen, da ist den Groß­weiter geführt werden. Die Nationalliberalen sind man in der Zwischenzeit nach dauernden Formen suchen industriellen noch der maßgebende Einfluß gesichert, man aber von allen politischen Parteien gerade diejenigen, welche möge. Sie erhielten dadurch den Vortheil, bei Auswahl muß das Sichere vor dem Unsicheren erfassen und nichts wohl am wenigsten geneigt sein möchten, von dem heutigen dieser dauernden Form mit entscheidender Stimme mit- auf die kommende Wahl wagen. Wege der deutschen inneren Politik abzuweichen. Sie zuwirken und das Interesse der Großindustriellen den Ar- Also denkend, schrieben die nationalliberalen Führer gerade sind es, die mit innerstem Widerstreben und gegen beitern gegenüber dabei wahren zu können. ihr neues Programm und seßten es in die National­jede Neigung der Regierung sogar auf dem Wege der Nun, sie sind jeẞt ernstlich an der Arbeit, Zustände liberale Korrespondenz", ihrem amtlichen Blatt." Es lautet: