№ 28.
Beiblatt zur„ Berliner Volks- Tribüne".
Guter Rath!*)
Nach abwärts führt dein Lebenspfad, Ich weiß, die Zeit ist schlimm. Du forderst nichts als meinen Rath Wohlan, mein Freund, vernimm: Wenn du, verfolgt vom Mißgeschick, Nichts weißt, nichts hast, nichts bist, So zögre keinen Augenblick Und werde Journalist.
Zur Schule gingst du sonder Luft
Und lerntest nichts dabei,
Zu trocken ist der Bücherwust Für Geister frisch und frei.
Der Wissenschaft verrostet Blech,
Du warfft es auf den Mist
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Zwar seicht und hohl, doch flink und frech, So wird man Journalist.
Was frommen Lehr' und Unterricht, Was nüßen Müh' und Fleiß! Sprach Sokrates , der Weise, nicht: Ich weiß, daß ich nichts weiß"? Freund, wer nicht allzu viel studirt, Erspart, daß er's vergißt; So lange Brockhaus noch florirt, Florirt der Journalist.
Wer Andere belehrt, muß der Selbst ein Gelehrter sein?
Scheint dir ein Thema noch so schwer, Gieb deinen Senf darein!
Sei Landwirth, Physiker, Strateg, Aesthetiker, Jurist
Denn hättest du nicht Alles weg, Du wärst kein Journalist.
Das schönste Fach für deine Kraft Ist wohl die Politik,
Sprich immer nur orakelhaft Und lüge fäustedick.
Die alten Phrasen lernst du bald,
Dem Pinsel, der sie liest,
Ist neu nicht neu und alt nicht altSchreib zu, Herr Journalist!
Der Kluge, der die Zeit versteht,
Verlacht zwar, was du schreibst,
Allein die große Heerde geht,
Wohin du sie auch treibst.
Drum achte auf dein Publikum
Und nimm es, wie es ist
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Den Dummen ist man nie zu dumm,
Vollends als Journalist.
Die Volkswirthschaft ist heutzutag
Just auch kein übles Feld:
Wie schön die Wahrheit klingen mag, Noch schöner klingt das Geld.
Das merke Dir und öffne weit
Die Hand zu jeder Frist, Denn ohne solche Offenheit Gedeiht kein Journalist.
Parteien gibt es vielerlei
Wie Mädchen auf der Welt.
Ich rathe Dir, bleib jeder treu,
So lang fie dir gefällt.
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Wer stets bei Einer Meinung bleibt Und Eine Frau nur füßt,
Wer solchen Tugendsport betreibt
Taugt nicht als Journalist.
Sei wie Theresites unverschämt
Und sei wie Phryne feil,
Sei äßend wie ein Nessushemd
Und spizig wie ein Pfeil,
Ein Hund an Unterwürfigkeit,
Ein Fuchs an Trug und Lift
So bist du, Freund, der Mann der Zeit, Der rechte Journalist.
W.
An einen Perschollenen.
I.
Es war ein Traum in tiefer Winternacht: Der Blüthen Wunderduft hielt dich umfangen, Beglückt, berauscht warst du vom Farbenprangen, Von all' der füßen, stolzen Lenzespracht.
Und aus den Zweigen drang der Sang der Macht, Weit ward die Brust in Lust und Liebesbangen, Die Elfen schwebten und die Sphären klangen, Und Sonnengold, es hat auch dir gelacht.
Gerade weil wir eine so hohe Meinung von dem Berufe des Journalisten haben, der mehr als jeder andere ein Lehrer des Boltes" sein kann- halten wir es für geboten, die heutigen Preis zustände immer und immer wieder erbarmungslos in ihrer Korruption zu brandmarken.
Sonnabend, den 14. Juli 1888.
Der Traum verschäumt,
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rings finstere Nacht umher, Die kleinen Flocken kommen falt geflogen, Es heult der Ost, es grollt, es wächst das Meer,
Das sturmerprobt dein Lebensschiff durchzogen; Hinauf blickst du und vorwärts, vorwärts fern, Doch nirgend, nirgend Land, fein Licht, kein Stern!
II.
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Und wie der Schiffer in die Weite schaut Durch Nacht und Tosen, Sturm und Wogendrang, Es ächzt sein Fahrzeug in dem Wetterklang, Wie wenn im Todeskampf dem Herzen graut.
Der Mast zerschmettert stürzt, die See brüllt laut, Zerschlißt die Segel flattern wirr und bang, Die Meeresorgel dröhnt den Todtenjang, Das Steuer bricht, zur Hochzeit ruft die Braut,
Die See, als knirschend dumpf der Kiel zerschellt. Und glühend wird der Himmel überzogen, Da sterbensmüd des Schiffers Blick drauf fällt,
Von blut'gem Purpurschein in mächtgem Bogen. Ein Gruß vom Lande ist's, ein Gruß im Tod, Dies wehevolle Hoffnungsmorgenroth.
III.
Gescheitert doch, zerschellt nach hartem Ringen! Es war wie Todesgruß von Neulands Strand, Ein Welterlösungsgruß am Todesrand, Ein stiller Trostgruß war's in dem Mißlingen.
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Dort, wo die Nachtigallen Freiheit fingen, Wo Gleichheit um die Menschen schlingt ihr Band, Wohin sein Herz ihn trieb, der Sinn ihm stand, Das Land zu seh'n, es sollt ihm nicht gelingen.
Der Purpurglorienschein der neuen Zeit, Der neuen Welt ist ihm noch aufgegangen, Der schuf den Blick ihm hell, das Herz ihm weit, Der war sein Todestrost im Morgenprangen. Und fallen müder Kämpfer noch so viel, Nur vorwärts durch, hindurch zum Ziel, zum Ziel! F. Kunert.
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II. Jahrgang.
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mir, wie Sie seit lange als meine Ansicht wissen, fast keiner diesen Namen wirklich verdient auch nicht im allergeringsten findet. Es gehörte ferner dazu das Umfassen unserer modernen Rechte und ihrer Jurisprudenzen; ferner ebenso, ein eprouvirter Philologe zu sein, denn ohne dieses war der zweite Theil( resp. in demselben die Erfassung des römischen zivilistischen Erbrechts gar nicht denkbar und folglich blieben alle weiteren Entwickelungen nicht nur und die Erkenntniß des germanischen Erbrechts, sondern das ganze im ersten Theil aufgestellte System eine pure Unmöglichkeit, die, wenn schon Jemand den Gedanken gehabt hätte, er doch gar nie hätte wagen dürfen aufstellen zu wollen! Endlich gehörte noch dazu eine gewisse historische Allbelesenheit, die sich gar nicht absichtlich erwerben läßt, sondern nur bei einer sehr vieljährigen Hindurchbewegung durch die allerverschiedenartigsten Gebiete der historischen Wissenschaften von selber kleben bleibt..
,, Ich kann Ihnen sagen, daß, wie ich auch in der Vorrede auszuführen gedenke, die Einheit aller Wissenschaften mir nie mit größerer Andacht zum Bewußtsein gekommen ist, als während der Ausarbeitung dieses Werkes.
,, Schließlich endlich war dasselbe mir möglich als eine Folge der ihm innerlich einwohnenden Grundlage meines Systems der Philosophie des Geistes", zu welchem der Plan seit 1844 in meinem Schreibtisch ruht und welches ich nach anderen weiteren 10 Jahren hoffentlich einmal herauszugeben gedenke, wenn ich mich hinreichend würdig vorbereitet haben werde für diese große Arbeit- denn Sie wissen, daß meine Unbescheidenheit den Personen gegenüber immer in große Bescheidenheit den Sachen gegenüber umschlägt von welchem aber alles einzelne, was ich bisher je geleistet habe, oder noch leisten werde, nur die anticipando gezogenen Konsequenzen sind, deren Verbindung mit ihrer großen Grundlage später bei Edirung derselben erhellen soll.
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,, Soviel also über den Werth des Werkes, von dem ich dies garantire, daß es epoche machend wirken wird. Da ich, ohne ein kompletter Narr zu sein, unmöglich Ihnen schwarz auf weiß geben könnte, was ich hier über den wissenschaftlichen Werth des Werkes gesagt habe, und Sie mich hinreichend kennen, so werden Sie in dieser Hinsicht nun vollständig wissen, woran sie sind
"
Das Buch wird, sowie es herrschende Lehre wird und daß es diese wird, daran ist gar nicht zu zweifeln; es ist nur fraglich, um wieviel früher oder um wieviel ſpäter ein unentbehrliches Buch für alle praktischen Juristen, Richter, Advocaten, Referendare 2c. und zwar für die Landrechtler wie Gemeinrechtler wie die Juristen
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Rechte."
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Am
,, Das Zweite ist, daß es ebenso wie wissenschaftlichen, Ferdinand Lassalle . Ein literarisches Charakterbild ebenso absolut revolutionären Inhalts ist. Die Nevovon Georg Brandes ". Als dieser interessante Beitrag lutionär- Jdee ist eben darin zur Wissenschaft verarbeitet zur Kenntniß des Menschen wie des Denters und Kämpfers" und als die wissenschaftliche Idee nachgewiesen. Lassalle in erster Auflage im Jahre 1876 erschien, fand besten wird Ihnen die absolut- politische Bedeutung des er ungetheilte freudige Aufnahme wegen seiner glänzenden Buches einleuchten, wenn ich Ihnen kurz den Satz gebe, Form und seines aufrichtigen Bestrebens, der historischen in den ich gegen das Ende meiner Einleitung mein Thema Bedeutung des großen Arbeiterführers gerecht zu werden. zusammenfaßte: Der inhaltliche Gedanke unseres Themas Auch die soeben erschienene zweite Auflage des geiſt ist in seiner höchsten und allgemeinsten Auffassung kein vollen Buches*) wird zweifellos einen großen Leserkreis anderer als der Gedanke, der aus der Rechtsidee selbst finden. Aus den hier angefügten, bisher unveröffent- hervorfließt und der ihr entsprechenden Hinüberführung eines lichten Briefen Lassalle's heben wir aus einem folgende alten Rechtszustandes in einen neuen". Wie hieraus schon Stellen hervor, welche sich auf das Erscheinen des großen erhellt, mußte ich also auf alle politischen Fragen und rechtsphilosophischen Werkes Lassalle's:„ Das System der das politische Material mit großer Genauigkeit eingehen. erworbenen Rechte" beziehen.. schreibt hier an den in Sie wissen, welche Wuth der Streit über die erworbenen Aussicht genommenen Verleger, Franz Duncker , ſeinen Grundsteine 2c. 2c. erregt hat. Alles dies findet sich hier Rechte" z. B. beim Jagdgesetz, Zehntenumwandlungen, ,, lieben Franz", wie er ihn nennt: geschlichtet, aus dem innersten Zentralpunkt heraus. Dabei ,, Ich sage Ihnen sans gêne, daß dies Werk eine bin ich mit der größten Unparteilichkeit der Welt, wie sie totale Revolution, eine gänzliche Umwälzung im Gebiete der Wissenschaft gebührt, zu Werke gegangen, habe z. B. der gesammten Rechtswissenschaft hervorbringen wird. Wenn nicht Anstand genommen, das Falsche im Jagdgesetz der mein Heraklit einiges Aufsehen machte und, wie Ihnen 48 er Nationalversammlung und das relativ- theoretisch bekannt ist, sehr talte Leute, Leute wie Boeckh und Lepfius Berechtigte des Geheuls des Herrengesindels aufzugeigen. in Enthufiaften verwandelte, so wird und muß ohne allen Freilich konnte ich auch solche pflichtmäßige wissenschaftund jeden Zweifel der Eindruck und die Wirkung dieses liche Unparteilichkeit ohne große Ueberwindung üben, da Werkes eine fiebenmal größere sein, und zwar ebenso ich mit derselben Hand 66 mal mehr nahm, als gab. seine Wirkung auf die Rechtsphilosophie als auf die praktische Jurisprudenz, denn beide Sachen sind darin stets mit gleicher Sorgfalt festgehalten. Es war eben unter andere: a läuften, kein Kammermensch oder Politicus das Buch wird einer der Hauptzwecke dieses Werks, die festen Unterschiede entbehren können, wenn dasselbe erst zu einiger Bekanntdiefer beiden Gebiete zu durchbrechen und zu zeigen wie heit gekommen sein wird. Die Folge ist, sage ich, daß das Buch zwar durchaus
fie mir eines find.
,, Die Folge von diesem ist, daß, zumal bei den Zeit
Ich werde Ihnen ferner sans gêne sagen, daß ich keine so reine" Anerkennung wie der Heraklit finden unter allen lebenden Autoren keinen einzigen kenne, der wird, daß es dagegen eine Welt in Liebe und Haß theilen, fähig gewesen wäre, das Werk zu schreiben. Denn es Gegenstand unzähliger Angriffe und Verfluchungen und gehörte dazu eine Verbindung zu vieler verschiedenartigster eben so großer Afflamation sein und aus diesem Grunde Dinge! Es gehörte dazu das wahnsinnigste Quellenstudium auch ganz anders gekauft werden wird. ,, Der dritte Umstand ist, daß das Buch eben so wie des Römischen Rechts und wenn ich, zwar nicht den Diis minorum gentium aber Leuten wie Savigny , Boeckingh 2c. politisch-, auch sozial- revolutionär nach seinem Gesammtgern zugebe, daß sie mich in Massenhaftigkeit desselben resultat ist. Im zweiten Theil, der das Wesen des römileẞteres übertreffen, so konnten sie doch nichts davon aus diesen schen und des germanischen Erbrechts enthält Quellen herausstudiren, weil ihnen eben der Blick abgehen konnte gar nicht verstanden werden, so lange das erstere mußte, der nur das Resultat der Verbindung dieses nicht wurde und vorherrschend theoretisch ist, findet sich Quellenstudiums mit den anderen nachfolgenden Dingen ist. als Resultat die Auflösung alles testamentarischen Rechtes; Denn es gehörte vor allem dazu jene philosophische Kraft, aber nicht mit subjektivem Kritizismus und negativer Pojenes didaktische Begreifen, welches sich nicht nur nicht bei lemik bin ich zu Werke gegangen, sondern positiv darden Rechtsgelehrten nicht finden kann, sondern welches sich stellend, aus der archaeologiſchen Rumpelkammer des alten auch bei unsern heutigen Philosophen von denen nach Roms und der gesammten universalgeschichtlichen Bewegung
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die Waffen schmiedend für die modernsten Zwecke. „ Ich habe überhaupt, was bisher fehlte, gänzlich fehlte,