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Berliner

Volks- Tribüne

Social- Politisches Wochenblatt.

Berliner Bolts Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh.- Abonnements- Preis für Berlin monatlich 50 Pfg. pränumerando( frei ins Haus).

Einzelne Nummer 15 Pfg.

Durch jede Post- Anstalt des Teutschen Reiches zu beziehen.( Preis viertelfjährlich 1 Mt. 50 Pfg.; eingetragen unter Nr. 850 der Zeitungspreisliste für das Jahr 1888.)

Redaktion und Expedition:

S.O.( 26). Oranien- Straße 23.

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Inhalt:

Inserate werden die 4 spaltige Petit- Zeile oder deren Raum mit 20 Pfg. berechnet.- Vereins- Anzeigen: 15 Pfg. Arbeitsmarkt: 10 Pfg. Inseraten- Annahme in der Expedition: Oranien- Straße 23.

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Sonnabend, den 22. September 1888.

Ausgabe für Spediteure: " Merkur" Zimmer- Straße 54.

II. Jahrgang.

sie, ganz ebenso wie die ärgsten christlich- germanischen Re- Die Noth ist also unstreitbar ein nothwendiger aktionäre, der Frau die selbständige gewerbliche Arbeit ver- Faktor in der Arbeiterbewegung, insofern sie die An= bieten und sie ganz auf das Haus ,,, wohin sie gehört", regung zum Denken und zum Handeln über gewisse beschränken wollen. Damit würde die Frau selbstverständ- Verhältnisse giebt. lich wieder völlig in die wirthschaftliche Abhängigkeit zum Aber die Noth ist ein schlechter Erzieher, wenn sie in Manne gerathen, aus welcher sie sich gerade durch die ge- einem Grade auf den Menschen einwirkt, daß ihn der werbliche Arbeit einigermaßen loszumachen begonnen hat. grimme Hunger beherrscht. Mit solchen Menschen läßt sich Andere wollen nicht soweit gehen, aber die Frau doch kein Aufbauen bewerkstelligen, bei dem die Intelligenz das Englands erster durch die Gesetzgebung aus so vielen Gewerbszweigen, als entscheidende Wort reden soll.

Die Frage der Frauenarbeit. Ist die Noth ein erziehender Faktor?- Das Ende eines Börsenkönigs. Zur Arbeiterwohnungs: frage. Die wachsende Schnapsvergiftung

Die Brodvertheuerung. Gedicht. großer Arbeiterinnenstreit.

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Novelle.

der Einjährig- Freiwilligen.

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Die Einrichtung nur immer möglich vertreiben, indem sie sich dabei auf Blicke man doch auf die materiell am schlechtesten ge= Eine Muster- den Standpunkt der Gesundheit und der Sittlichkeit" der stellten Arbeiter, wo sind sie in der Arbeiterbewegung? Fabrikordnung( Hösch in Dortmund). Zur Frau stellen, welche sich mit zahlreichen Arbeiten nicht ver- Müßten sie nicht, wenn die Noth allein ein so wirksamer Altersversicherung. trage. Mit dem Verbote vom gesundlichen Standpunkte Erzieher wäre, in der ersten Reihe der Bewegung stehen? Politische Nachrichten. Kleine Mitthei- fann man allerdings insoweit einverstanden sein, als eine Wir wissen aber, daß dem nicht so ist, daß gerade diese lungen. Gewerkschaftliches.--Vereine und bestimmte Arbeit für den weiblichen Organismus erheblich Klasse einem Stumpffinn, einer Gleichgiltigkeit, einer Feig­schädlicher ist, als für den männlichen. Dagegen sind die heit anheimgefallen ist, die es unmöglich macht, daß diese Sittlichkeits"-Bedenken geradeheraus die bloße Spieß- Leute sich aus eigener Initiative wieder emporkämpfen bürgerei, welche von dem vorsintfluthlichen Standpunkte können.

Versammlungen.

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Die Vostabonnenten unseres Blattes erinnern wir daran, ohne Säumen und vor Monats­schluß ihr

Abonnement zu erneuern,

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ausgeht, daß es zweierlei Sittlichkeit für die zwei Geschlechter Diese Arbeiter können nur durch die Hilfe und gäbe, und die weibliche Sittlichkeit durch Dinge verletzt Thätigkeit der besser situirten Arbeiter wieder empor­werde, welche die männliche ganz gut vertrage. gerichtet werden, und selbst das hält außerordentlich schwer.

Die einzig richtige, weil auf dem Boden des Sozia- Und sind solche tief gesunkene Leute wieder mit Hilfe lismus und der Gleichberechtigung stehende Lösung der der bessergestellten Arbeiter aufgeuchtet, so weiß ein Jeder, Frage der Frauenarbeit hat nun die Gesetzgebung von wie unendlich schwer es ist, welche aufreibende Arbeit dazu da sonst das Abonnement von der Post als erloschen Wyoming gefunden. Sie hat sie allerdings nicht neu ent- gehört, fie geistig zu bearbeiten, sie zu erziehen, daß sie betrachtet wird, und erst nach dem Monatsschluß einge- deckt, denn es ist keine andere, als die, welche auch die fähig sind, aus eigener Kraft sich auf dem besseren Stand­gangene Bestellungen mit unnüßen Kosten und Arbeits- folgerichtigsten Sozialisten vertreten. Die Gesetzgebung von punkt zu halten. ganz abgesehen Wyoming hat nämlich bestimmt, daß die Frauen keine Wir glauben, es ist nicht nöthig, noch Beispiele zu und Zeitvergeudungen verbunden sind davon, daß eine Nachlieferung der bereits erschienenen männer. Nummern oft gar nicht mehr erfolgen kann.

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Arbeiter und Parteigenoien! Tretet eifrig für die weitere Verbreitung dieses Blattes ein!

Bestellungen nehmen in Berlin alle Spediteure entgegen. Listen zum Sammeln von Abonnenten jederzeit durch unsere Expedition, Oranienstraße 23, zu beziehen.

Der Verlag der Berliner Volks- Tribüne." Berlin S. O., Oranienstr. 23.

Die Frage der Frauenarbeit and ihre Lösung.*)

geringeren Löhne erhalten dürfen als die liefern. Die letzten Jahre, bis in die jüngste Zeit, haben uns genügendes Beweismaterial dafür erbracht.

Dieser Grundsatz wird, allgemein durchgeführt, die Der wohlhabende Mensch ist friedlich aber er wird Frauenarbeit auf das wirthschaftlich und gesellschaftlich rebellisch, wenn er arm wird. Das ist richtig; jedoch darf richtige Maß bringen und dabei einerseits die unverleßbare man den Begriff dieser aufstrebenden Armuth nicht bis Selbstbestimmung und Unabhängigkeit der Frau und ander- dahin ausdehnen, wo in Folge von Arbeitslosigkeit und seits das Interesse der Allgemeinheit vollkommen wahren. erbärmlichen Hungerlöhnen der Mensch körperlich und Denn sobald die Unternehmer gefeßlich gezwungen sind, geistig zu einer willenlosen und charakterlosen Maschine beiden Geschlechtern gleiche Löhne zu zahlen, werden sie herabgesunken ist. Auf solcher Stufe hört das heilige die Frauen nur da mehr als Arbeiterinnen behalten, wo Feuer der Begeisterung für ein Jdeal auf. Diese gleichgute oder bessere Arbeit als die Männer leisten; Sehen denn diese Brüder nicht, die da wünschen, während der heute wirkende schmußige Beweggrund, die daß es noch schlechter werden muß!" zu welcher Rolle Frauen nur wegen ihrer größeren Billigkeit zu nehmen, das Lumpen- Proletariat" fähig ist? Die letzten Jahre jammt seiner Folge, dem verderblichen Drucke der Frauen- haben uns in Amerika und Europa Vorgänge geliefert, die arbeit auf die Löhne der Männer bezw. auf die allgemeine uns den Beweis erbrachten, daß die herrschende Gesellschaft Lebenshaltung der Arbeiter, von selbst hinwegfällt. sich die Prätorianergarde, die Agenten und Hallunken, mit denen sie die Arbeiterbewegung niederzuhalten sucht, mit denen sie ihre Pläne zur Vernichtung der Arbeiterbewegung ausführt, gerade aus dem Lumpenproletariat rekrutirt.

Die Forderung der sozialistischen Arbeiter in Bezug auf die Frauenarbeit darf daher nur lauten: Völlige Rechtsgleichheit für Geschlechter;

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Es soll und darf nicht schlechter werden, muß deßhalb Für gleiche Arbeit gleicher Lohn für unsere Losung sein, es muß, soweit es in unseren Kräften Frau und Mann!

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Das nordamerikanische Territorium Wyoming ist unter verschiedenen Gesichtspunkten eines der fortgeschritter= sten Länder. So besitzen dortselbst schon seit 1867 die Frauen das Stimmrecht- zum Entseßen der Spieß­Ist die Noth ein erziehender Faktor? bürger aller Parteien in Deutschland und anderwärts. Jüngst hat nun die Gesetzgebung dieses Weiberstaates" Es geht ihnen noch zu gut; wenn sie nichts mehr einen Beschluß gefaßt, welcher beweist, um wieviel ver- zu essen haben, wird mehr Interesse und Leben in die nünftiger die Lage der Frauen und was ihnen noththut Arbeiterbewegung kommen." Wenn diese Meinung in der beurtheilt wird, wenn man auch die Frauen selbst gleich- Arbeiterbewegung allgemein vorherrschend wäre, so hätten berechtigt an der Beschlußfassung theilnehmen läßt, als die Kapitalisten freies Feld, und das Resultat wäre ein wenn die Männer in dünkelhaftem Besserwissen allein ent- widerstandsunfähiges Lumpenproletariat. scheiden wollen. Wozu sich dann noch abmühen in Gewerkschaften, um

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liegt, eine Verschlechterung verhindert werden. Gerade die Gewerkschaften, deren hauptsächliches Streben auf eine materielle Besserstellung der Arbeiterklasse gerichtet ist, die den Kampf gegen eine Verschlechterung zu führen haben, sie müssen mit allen Kräften hochgehalten und unterstützt werden, denn sie werden die Kerntruppen im Emanzipa­tionskampfe der Arbeiterklasse zu liefern haben.

Wer uns von einem Schlechterwerden", als einzigem Mittel der Besserung, redet, ist ein Mensch, der die Ar­beiterbewegung nur oberflächlich betrachtet und deshalb muthlos geworden ist.

( Brauer- 3tg.)

Die rapide sich verschlechternden Verhältnisse in allen In Europa herrschen merkwürdigerweise sogar inner- die Lebenslage der Arbeiter noch auf einer gewissen Höhe Zweigen liefern uns ein für die Prinzipien der Arbeiter­halb der fortgeschrittensten Partei, welche von der Gleich zu halten? Wozu Unterstüßungskassen gründen, um bei bewegung empfängliches Proletariat; aber Sache der heit alles dessen, was Menschenangesicht trägt" ausgeht, Krankheits- und Sterbefällen die Angehörigen vor noch Arbeiterorganisationen ist es, dieses Menschenmaterial auf unter den sozialistischen Arbeitern nämlich noch absonderliche größerer Noth zu schüßen? Wozu für Verkürzung der einer solchen Stufe zu halten, daß es nach allen Seiten Meinungsverschiedenheiten über die Lösung der Frage der Arbeitszeit und Arbeiterschutzgesetze eintreten, wenn die noch befähigt ist, diesen geistigen Anforderungen zu ent­Frauenarbeit. Nicht wenige derselben Männer, welche grimme Noth allein Rettung bringen, die Menschen zum sprechen. sonst mit Feuer und Flamme für Freiheit, Gleichheit und Handeln treiben kann? Warum treten trotzdem in ihren unbeschränkte Fortentwicklung auf allen Gebieten eintreten, Organisationen die Arbeiter gegen eine Verschlechte­wissen die unzweifelhaften Mißstände der heutigen gewerb- rung auf? lichen Frauenarbeit nicht anders zu bekämpfen, als indem Freilich ist durch die Erfahrung festgestellt, daß die Uebelstände fühlbar sein müssen, daß die Menschen unter *) Wir beabsichtigen, der Anregung des St. Gallener Kon- dem Druck der Verhältnisse zu leiden haben, bevor sie da- am grejses folgend, über die Frauenfrage eine möglichst um= fassende Diskussion zu eröffnen und geben heute in beer gegen ankämpfen und diese Zustände hassen werden. Die Angelegenheit einem der geistig hervorragendsten deutschen Sozial- Folgen der Verhältnisse müssen als Schäden empfun­demokraten das Wort. Die Ned. der B. V. ben werden, wenn man deren Beseitigung fördern soll.

Das Ende eines Börsenkönigs.

Wie ein Meteor leuchtete vor ungefähr zwei Jahren trüben und sturmreichen Himmel der Börse in New­ York der Name Robert Garrett's auf.

Bis dahin hatte derselbe in den Reihen der kleineren sozialen Haifische eine verhältnißmäßig stille Eristenz geführt