Rirmeier, die die schlimmen Vorgänge in der Gastwirthschaft von Birk bezeugen sollte. Dem Protokoll nach hatte diese Kellnerin auch sehr gravirerde Aussagen vor dem Untersuchungsrichter gemacht.

Der armen Kellnerin wurden alle möglichen Dinge in den Mund gelegt, bei der Verhandlung stellte sich aber heraus, daß sie bon deren Wort sinn nicht einmal eine Ahnung hatte", und daß ihr diese Nedensarten von Propaganda"," Aktionskomitee" in das Brotokoll gesezt und ihr zur Unterschrift vorgelegt wurden, ohne daß ihr das Protokoll auch nur vorher vorgelesen worden wäre.

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So sah es mit den Belastungszeugen aus. Waren diese, jeder für sich genommen, ein erschwerendes Hemmniß für die Aufrecht­erhaltung der Anklage, so zerbröckelten die einzelnen Stücke der­selben wie mürber Zunder, als die Entlastungszeugen, unter denen sich auch die Abgeordneten Bebel und Singer befanden, auftraten. Das ganze Gerede von Geheimbund", als welcher die ganze deutsche Partei dargestellt wurde, verfiel in ein leeres Nichts. Trotz alledem suchte der Staatsanwalt seine Anklage in vollem Umfang aufrecht zu erhalten und, man traute seinen Ohren nicht, für die Angeklagten zusammen die ungeheuerliche Strafe von 5 Jahren und 32 Monaten Gefängniß zu beantragen.

2. daß er durch mindestens unüberlegte Aeußerungen| religiöse Themata Vortrag hielt. Auf diese Anregung beabsichtigten in einer öffentlichen Versammlung zu der Entwickelung des hiesigen eine Anzahl Gesinnungsgenossen, auch hier eine freireligiöse Ver­Geheimbundprozesses, wenn nicht Veranlassung, so doch För- einigung zu gründen und beriefen zu diesem Zweck für den derung gegeben hat; 28. Oftober eine weitere Versammlung ein, waren jedoch nicht

3. daß er in der Voruntersuchung zu diesem Prozeß, um sich wenig überrascht, als vom hiesigen Oberbürgermeister Herrn Pabst der Untersuchungshaft zu entziehen, die Genossen belastende( nationalliberal) die Versammlung verboten wurde auf Grund Aussagen gemacht, und nach der dadurch erreichten Entlassung einer Ministerialverordnung vom Jahre 1875. In den vorher­aus der Haft andere Mitangeklagte hat verleiten wollen, gegangenen Versammlungen sei die Religion" angegriffen und ge= seinem Beispiel zu folgen; schmäht worden, auch würde dieselbe in derartigen Versammlungen 4. daß er in der Prozeßverhandlung selbst, indem er rund und untergraben. Da auch die großherzogliche Bezirksdirektion das ohne Einschränkung erklärt, er stände auf dem Standpunkt Verbot bestätigte, ist Beschwerde beim Staatsministerium erhoben. der kaiserlichen Botschaft, gezeigt, daß er mindestens fich der Man sieht, man kommt auch ohne Sozialistengesez ganz hübsch Tragweite seiner Worte nicht vollkommen bewußt ist, oder die vorwärts! Grundsäße der Sozialdemokratie nicht gehörig kennt; 5. daß er häufig eine ihn in den Augen der Arbeiter nicht verwandten Berufsgenossen, wie Optiker, Uhrmacher, chirurg. Große öffentliche Versammlung der Mechaniker und sonderlich empfehlende Hervorhebung seiner Person versucht, Instrumentenmacher, Gold- und Silberarbeiter 2c. am Mittwoch, die mit seinen Leistungen nicht recht begründet ist. den 14. November, Abends 82 Uhr, im Neuen Klubhaus, Kom­Dazu kommt das Verfahren, das Herr August Heine einschlug, mandantenstr. 72. Tagesordnung: 1. Vortrag über Alters- und als er so das Vertrauen zu ihm erschüttert sah. Invalidenversicherung der Arbeiter. 2. Diskussion. 3. Verschiedenes. Statt sich mit den Vertrauensmännern der hiesigen Arbeiter zu Gäste willkommen. Um recht zahlreiches Erscheinen wird gebeten. In geradezu glänzenden Reden bekämpften die Advokaten verständigen und die Einwendungen, die man gegen ihn hatte, auf- Bur Deckung der Unkosten Entree nach Belieben. Bernstein und Löwenfeld und Genosse Auer die Ausführungen des zuklären oder zu entkräften, versuchte er es, über die Köpfe der­Staatsanwalts. Vor der vernichtenden Gewalt dieser Reden und selben hinweg sich an den indifferenten Theil der Arbeiter zu ihrer überzeugenden Kraft verstummte der Staatsanwalt und verwenden. Er versuchte durch Gründung einer Hilfskasse nach Hirsch zichtete auf die Replik. Duncker'schen Grundsäßen für sich Stimmung zu machen und betrieb die Reklame für diese Gründung nicht etwa durch ein Arbeiterblatt, bei welchem er vielleicht nicht so leicht Aufnahme gefunden hätte, sondern durch ein hiesiges Anzeigeblatt allerniedrigsten Ranges, von entschieden arbeiterfeindlicher Färbung.

So erfolgte denn die Freisprechung, und die Urtheils begründung enthält zugleich ein vernichtendes Urtheil über die Art der bisherigen Führung der Sozialistenprozesse. Das Münchener Gericht äußert:

Die Zeugen Polizeikommissar Gehret und Polizeikommissar Auer haben eigene Wahrnehmungen nicht gemacht, als bei den Haussuchungen. Im Uebrigen stüßt sich die Wissenschaft der Zeugen auf Mittheilungen dritter Personen.

Wir wollen über den Werth oder Unwerth solcher Hilfskaffen hier in feine Erörterung eintreten, sicher ist wohl, daß ein Mann, der durch Gründung einer solchen Stasse, wie er selbst sagte, nicht der Stasse wegen, sondern um seine Beliebtheit bei den Arbeitern wieder aufzufrischen, bei dem aufgeklärteren Theil der Arbeiter nicht viel Erfolge, sondern höchstens Ablehnung erzielen wird, während er freilich einigen Anhang bei weniger klardenkenden Arbeitern finden mag.

Die Versammlung zeigte das auch in ihrer Zusammensetzung und durch ihren Verlauf. Herr Heine hatte sich einen Stab Helfer aus Halberstadt mitgebracht, konnte aber nur ganz geringe Erfolge erzielen. Schon die Büreauwahl zeigte, daß seine Gegner in der Mehrheit waren. Es wurden gerade diejenigen Personen erwählt auf deren Freundschaft Herr Heine wohl kaum wieder zu rechnen haben möchte.

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Berufsgenossen. Sonnabend, den 10. November d. J., großes Fachberein der Buchbinder und verwandten Tanzkränzchen in den Bürgersälen, Dresdenerstraße 96. Billets, für Herren 60 Pf., Damen 40 Pf., find bei den Vorstandsmit­gliedern und in den mit Plakaten belegten Handlungen zu haben. Anfang 8 Uhr.- Montag, den 12. d. M., Abends 8 Uhr, Versammlung im Louisenstädtischen Klubhaus, Annenstraße 16 I. Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn Dr. Mar Baumgart: Das

Bunstwesen im Mittelalter". 2. Verschiedenes und Fragekasten. den 11. d. M., Abends 6 Uhr, bei Herrn Dresel, Neue Friedrich­Verein der Parquetbodenleger Berlins . Sonntag, Straße 35, gemüthliche Zusammenkunft, verbunden mit Tanzkränzchen. Billets werden nicht verausgabt.

Sonnabend, den 10. November, Abends 8 Uhr, Adalbertstraße 8, -Verein zur Wahrung der Interessen der Tischler. Versammlung. Tagesordnung: 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes. 3. Abrechnung der Billets vom Stiftungsfest.

In Folge der Verfügung der t. Polizeidirektiou, durch welche die Kommissare nur mit dem Vorbehalte von dem Amtsgeheimnisse entbunden wurden, nichts über die geheime Organisation der politischen Polizei und über den Vollzug des Sozialistengesetzes aussagen zu dürfen, waren fie nicht in der Lage, die Personen, die ihnen die Verein zur Wahrung der Interessen der betreffenden Mittheilungen machten, namhaft zu Klavierarbeiter und verwandten Berufsgenossen. machen. Deshalb find ihre Mittheilungen mit Versammlung am Sonnabend, 10. d. M., Abends 8 Uhr, Kom­den unsern Strafprozek beherrschenden Prinzipien mandantenstr. 77-79( Gratweil's Bierhallen). Tagesordnung: der Mündlichkeit des Gerichtsverfahrens nicht 1. Vortrag des Herrn Aßmann über das Thema:" Der Mensch vereinbar und konnten umsoweniger für genügend erachtet Nach längerer Verhandlung wird auf Antrag von Herrn das Produkt seiner Erziehung." 2. Aufforderung des Magistrats werden, als insbesondere jene des Zeugen Gehret von Bremer beschlossen, eine Sommission zur Prüfung der Kassen- an den Verein betreffs Einsendung einer Lohnstatistik. 3. Auf= einem gewissen Subjektivismus der Auffassung nicht frei- frage einzusehen, die auch aus Personen zusammengesezt wurde, die nahme neuer Mitglieder und Vereinsangelegenheiten. Diejenigen zusprechen sind und die thatsächlichen Wahrnehmungen die Sache als das erkannt haben, was sie wirklich bedeutet. Kollegen, welche noch Billets vom Stiftungsfest in Händen haben, und gewagten Schlußfolgerungen sich hier mitunter Nachdem diese Sache erledigt, verlangt Herr Heine, daß man werden ersucht, so schnell als möglich mit Stoll. Nagel abzurechnen. so mit einander vermengen, daß nicht kontrolirt die Vorwürfe gegen ihn hier öffentlich verhandeln möge. Herr werden kann, was aus diesen Aussagen als sichere Thatsache Bremer erklärt sich dazu wohl bereit, meint aber doch, daß eine find beim Stoll. Apelt und bei sämmtlichen Vorstandsmitgliedern zu Billets zu dem am 1. Dezember stattfindenden Herren- Kommers herausgeschält werden kann. so erregte Versammlung dazu vielleicht nicht der rechte Ort wäre. haben. Zeuge Gehret sagte zwar, die Polizei schenke nur Es wäre auch schwer, über manche Punkte öffentlich zu sprechen, Leuten Glauben, die es verdienen, allein diese persönliche ohne über die Grenzen des Zulässigen hinaus zu gehen. Er ver- Mitglieder- Versammlung am Montag, den 12. d. M., im Lokal Fachverein der Schlosser und Berufsgenossen. Anschauung kann für sich allein das Gericht nicht langt von Herrn Heine die Erklärung, daß er sich dem Urtheil und des Herrn Feuerstein, Alte Jakobftr. 75. Tagesordnung: 1. Vor veranlassen, diesen Vertrauensmännern Glauben der Entschließung der Vertrauensmänner der Arbeiter unter- trag über gewerbliche Schiedsgerichte. Referent: Herr D. Thierbach. zu schenken. Es sind in der Hauptverhandlung wieder- werfen wolle. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Arbeitsnachweis- Angelegenheiten. holt Momente zu Tage getreten, welche das Gericht zur Herr Heine thut das ohne Einschränkung mit der Er- 4. Fragekasten, Verschiedenes. Gäste stets willkommen. Um zahl­Vorsicht mahnen. Bei der Verhandlung ist das Gericht zu flärung, er habe immer das Beste gewollt, Fehler mache ein Jeder. reiches Erscheinen wird gebeten. der Ueberzeugung gekommen, daß einzelnen Zeugen in der Dann wird die Versammlung geschlossen. That für einen großen Theil ihrer Angaben das Verständniß gefehlt hat

Da Bebel und Singer mit aller Bestimmtheit das Vorhandensein einer geheimen 3entralleitung inner­halb des deutschen Reiches in Abrede stellen und auch von der Existenz einer geheimen Organisation in München nichts wissen, so besteht das Ergebniß der Verhandlung darin, daß zwar die Möglichkeit einer geheimen Ver­bindung und der dadurch erlangten Verbreitung verbotener Druckschriften nicht von der Hand zu weisen ist, daß aber die erbrachten Verdachtsgründe keineswegs Sicherheit genug bieten, die Eristenz einer solchen Verbindung und die Verbreitung von Druckschriften durch dieselbe als erwiesen zu erachten.

Das Gericht konnte daher die Ueberzeugung, daß eine geheime Verbindung nach§ 128 und 129 R. Str. G. B. im Jahre 1887 und bis in die neueste Zeit hinein bestand und die Angeklagten ihr angehörten, nicht gewinnen.

Die

Abrechnung vom Hamburger Tischlerstreik

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theils zurück­

Es ist ganz natürlich, daß die gegnerische Presse Stoff zu An­griffen gegen die Arbeiter aus dem Verlauf dieser Versammlung schöpft. Erfreut zeigt sich die deutsch freisinnige Zeitung, das Magde­burger Tageblatt", welches schreibt: Wir wünschen, daß der gefaßte Beschluß den zahlreichen Arbeiterfamilien Magdeburgs die Segnungen bringen möge, die Herr Heine mit Anregung der Angelegenheit denselben zu bieten beabsichtigte. Schließlich möchten wir noch kurz kon­statiren, daß der Verlauf der Versammlung auf uns den Eindruck gemacht hat, als hätte dieselbe viel zur Klärung der Verhältnisse innerhalb der hiesigen Arbeiterpartei bei getragen. Die Majorität der Versammlung bewies wenigstens mit ihrem Beschlusse, daß sie gesonnen ist, sich nicht mehr als gedankenlose Masse der Führung einiger Personen zu überlassen, die ihren Einfluß in der Hauptsache nur in ihrem eigenen Interesse ausnußen."

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Fachverein der Tapezierer. Montag, den 12. d. M., Abends 8½½ Uhr, findet in Feuerstein's Salon, Alte Jakobstr. 75, eine Mitgliederversammlung statt. Tagesordnung: 1. Vortrag: Kann und soll der Arbeiter sich bilden? Referent: Herr Kensziora. 2. Diskussion. 3. Bericht der Arbeitsnachweis- Knmmission. 4. Gewerkschaftliches und Fragekaften. Aufnahme neuer Mitglieder. Gäste, durch Mitgiieder eingeführt, haben Zutritt. Quittungsbuch legitimirt. Um recht zahlreichen und pünktlichen Besuch( schon der Wichtigkeit des Vortrages halber) ersucht der Vorstand.

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- Verband deutscher Zimmerleute. Lokalverband Berlin Zentrum. Versammlung am Dienstag, den 13. November, Abends 8% Uhr, im Neuen Klubhaus, Kommandantenstraße 72. Tagesordnung: 1. Vortrag über§ 1 Absaz a und b des Verbands­Statuts. 2. Verschiedenes und Fragekasten. Gäste haben Zutritt. Neue Mitglieder werden aufgenommen. Die Mitglieder werden ersucht, der wichtigen Tagesordnung wegen recht zahlreich zu erscheinen. Allgemeine Kranken- und Sterbekasse der Metall­Man ficht ans dieser Auslassung einerseits die Freude darüberarbeiter( E. H. 29, Hamburg ), Filiale Berlin 3. Versammlung am Sonntag, den 11. d. M., Vormittags 10 Uhr, Manteuffel­hervorleuchten, daß die Arbeiter sich scheinbar den" Segnungen" der Straße 90. Abrechnung für September und Oktober, ferner wichtige Hirsch- Duncker'schen Richtung nähern, andererseits die Hoffnung auf Rassenangelegenheiten. eine gründliche Spaltung der hiesigen Arbeiterpartei. Wir hoffen,- Berliner Sanitätsverein. Am Dienstag findet bei daß gerade diese Aeußerung den Arbeitern die Augen öffnet, daß Sommerfeld, Gerichtsstr. 10, eine öffentliche Versammlung für sie sehen, wohin der eingeschlagene Weg führt, und daß dadurch die Männer und Frauen statt. Tagesordnung: Was bietet der Freischürler, die sich vom großen Ganzen abgesondert haben, wieder Sanitätsverein den Arbeitern Berling? zur Hauptarmee zurückkehren.

Vereine und Versammlungen.

- Ortskrankenkasse der Maurer Berlins . Sonntag, den 11. d. M., Vormittags 10 Uhr, in Wulfs Salon, Große Frankfurterstr. 117, Versammlung der Mitglieder. Tagesordnung: Besprechung über die am 18. d. M. daselbst stattfindende Vertreter­Quittungsbuch legitimirt.

liegt nunmehr in einem Schriftstück vor, welches ein imposantes Zeugniß ablegt von dem Opfermuth und dem Solidaritätsgefühl der deutschen Arbeiter. Die Einnahme betrug nicht weniger als 88 528 Mark. Darunter find freilich 15 000 Mark geliehenes Geld, das an die Zentral- Streiffommission, theils an Private Arbeiterinnen Berlins ! In der öffentlichen Arbeiterinnen- wahl. zuzahlen ist. Der Bericht schließt daher mit den Worten: versammlung, welche am Dienstag, den 30. Oftober, im Louiſen­Aus diesem Grunde zahlen die hiesigen( Hamburger) in städtischen Konzerthaus stattgefunden hat, ist der Wunsch laut Arbeit stehenden Verbandsmitglieder auch jetzt noch wöchent- geworden, daß auch im Norden Berlins eine Arbeiterinnen­lich 1 Mark Extrafteuer hier an die Lokalfasse. Es ist versammlung zu dem Alters- und Invalidenversicherungsgesetzentwurf demnach, wie ersichtlich ist, der Opfermuth der hiesigen Stellung nähme. Es ist daher zu diesem Zwecke eine Arbeiterinnen­Kollegen bedeutend in Anspruch genommen worden und versammlung geplant, die am Donnerstag, den 15. d. M., wird es auch noch. im Hensel'schen Saale ( früher Randel), Brunnen- und Invaliden­Straßen- Ecke, stattfinden soll. Frau Ihrer aus Velten wird über den genannten Gefeßentwurf sprechen. Die Versammlung ist von äußerster Wichtigkeit für alle Arbeiterinnen. Wie die männlichen, müssen auch die weiblichen Arbeiter sich eingehend mit der Alters­und Invalidenversicherung, diesem wesentlichsten Stücke der so­genannten Sozialreform der Regierung, beschäftigen. Gerade für die Arbeiterin enthält der Entwurf in seiner jeßigen Gestalt noch ungünstigere Bestimmungen, als für den Arbeiter. Sie soll nur zwei Drittel der kümmerlichen Pfennigrente erhalten, die dem aus einem feften Arbeitsverhältniß, und damit aus der Bersicherung männlichen Arbeiter zugedacht ist. Wenn sie durch Verheirathung ausscheidet, so werden ihr die Beiträge, die sie selber gezahlt hat, nicht zurückerstattet. Das sind ungerechtfertigte Benachtheiligungen Die Versammlung war ziemlich gut besucht und sehr erregt. Der Arbeiterinnen bei einem Gefeßentwurf, der noch in vielen Da es sich um ein ziemlich untergeordnetes Thema, um die Grün- andern Beziehungen zu den schwersten Bedenken Anlaß giebt. dung einer Familienfrankenkasse handelte, das eigentlich zu einer Aufregung feine große Veranlassung geben fonnte, so ist es Wenn die Arbeiterinnen nicht bemüht sind, sich über die einschneiden­nöthig, daß man auf die Vorgeschichte der Versammlung zurückgeht, den Bestimmungen der Vorlage klar zu werden, wenn sie nicht um die Vorkommnisse in derselben zu verstehen. laut und nachdrücklich gegen ihre Benachtheiligung und Zurücksetzung

Sollten demnach die Kollegen im Stande sein, noch zur Deckung unserer Schulden etwas beitragen zu können, so ersuchen wir, die Beiträge an die Zentral- Streiffasse in Stuttgart , Herrn C. Kloß, Hauptstraße 37, Heslach, zu senden. Mit unseren lokalen Schulden werden wir schon allein fertig.

Eine merkwürdige Versammlung in

Magdeburg .

Am Montag, den 5. d. M., fand hier im Schloßgarten eine Volksversammlung statt, in welcher der ehemalige Reichstagsabge= ordnete des hiesigen Wahlkreises, Herr Hutfabrikant August Heine aus Halberstadt , sprach.

Herr August Heine hatte durch einige mindestens als un- in dem Entwurf protestiren, dann brauchen sie sich nicht zu wundern, geschicklich zu bezeichnende Handlungen und Worte die Sympathie des klardenkenden und zielbewußten Theiles der hiesigen wenn das Alters- und Invalidenversicherungsgesetz ohne Kenntniß Arbeiterschaft zum großen Theil verloren. Was man ihm neben und ohne Rücksicht auf ihre Wünsche und Forderungen erlassen weniger wichtigen Sachen vorwirft, kann etwa in Folgendem be- wird. Arbeiterinnen Berlins ! Keine von Euch darf daher von zeichnet werden: 1. Die bekannte, nicht sehr taktvolle Geschäftsreklame, die er der nächsten Versammlung fernbleiben. Macht Euch nicht selber mit den Namen von den Arbeitern hochverehrten Führern trieb, bis mundtodt! Seid alle zur Stelle und sagt selber, was Ihr wollt! ihm sehr energisch das Unschickliche dieses Verfahrens klar gemacht X. Weimar , 5. November. Im Laufe des Oktobers fanden wurde. Er fuhr darauf fort, die Geschäftsreklame, wenn auch in hier zwei öffentliche Volksversammlungen statt, in welchen der weniger anstößiger Art, mit politischen Motiven fortzusetzen; freireligiöse Sprecher Herr Dr. Voelkel aus Magdeburg über

Schrecklich!

Und wieder komm' ich schreckensbleich Und bringe böse Kunde Euch! Was ich aus Gera hab' gehört, Hat mich erschüttert und empört! Wie macht sich in der Welt so breit Jetzt die Gewissenlosigkeit;

Das Herz fehlt Manchem in der That Für die Familie und den Staat! Der schlechte Kerl hieß August Maat, Er ging am letzten Donnerstag An einem öffentlichen Ort In Gera ach, mir stockt das Wort! Die Feder sich wahrhaftig sträubt, Daß sie die Unthat niederschreibt! Wär trunken er gewesen doch! Der Umstand wär' ja mildernd noch! Doch nüchtern, ohne jeden Schwibbs Trug dieser Unhold einen Schlips, Und dieser Schlips, freuzschwerenoth, War roth, war roth, war blutigroth!!! Nun Gott sei Dant, man schaffte Rath, Gerochen ward die Frevelthat. Weil drob verlegt die Ordnung arg, Mußt Du berappen baar drei Mark," So sprach die hohe Polizei, Und alle Guten stimmen bei! Doch, als die Sonne dies vernahm, Die bis zur Stund nach Gera fam, Da hielt in ihrem Lauf sie still Und sprach: Leucht' fürder, wer da will! Denn schein' ich früh ein Bischen roth, So fehl ich gegen dies Gebot Und frieg dann von der Polizei Ein Strafmandat auf Märfer drei; Jn Gera schein' ich fürder nicht, Dort braucht man überhaupt fein Licht; Als Leuchte dient dort allezeit Allein die hohe Obrigkeit!"

Berantwortlicher Redakteur: Max Schippel , Berlin . Drud und Berlag: T. Posekel, Berlin 2. O., Dranienstraße 23.

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Berliner Ulf."