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Berliner

Volks- Tribüne

Social- Politisches Wochenblatt.

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Die Berliner Bolts Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh.- Abonnements- Preis für Berlin monatlich 50 Pfg. pränumerando( frei ins Haus). Einzelne Nummer 15 Pfg. Durch jede Post- Anstalt des Deutschen Reiches zu beziehen.( Preis vierteljährlich 1 Mt. 50 Pfg.; eingetragen unter Nr. 867 der Zeitungspreisliste für das Jahr 1889.)

Redaktion und Expedition:

S.O.( 26). Oranien- Straße 23.

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Inserate werden die 4 spaltige Petit- Zeile oder deren Naum mit 20 Pfg. berechnet.- Vereins- Anzeigen: 15 Pfg. Arbeitsmarkt: 10 Pfg. Inferaten- Annahme in der Expedition: Oranien- Straße 23.

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Die Postabonnenten unseres Blattes erinnern wir daran, ohne Säumen und vor Monatsschluß ihr erinnern wir daran, ohne Säumen und vor Monatsschluß ihr Abonnement zu erneuern, ( Post- Zeitungskatalog für 1889 Nr. 867)

das sonst von der Post als erlosch en betrachtet wird. Erst nach dem Monatsschluß eingegangene Bestellungen sind mit unnüßen Kosten und Arbeits- und Zeitvergeudungen verbunden- ganz abgesehen davon, daß eine Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern oft gar nicht mehr erfolgen kann.

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Sonnabend, den 22. Dezember 1888.

Ausgabe für Spediteure: " Merkur" Zimmer- Straße 54.

II. Jahrgang.

Weihnachten. Schlechte Geschäfte. die Weihnachtszeit, er stillt die Thränen, er lindert die mußt und daß du die Konkurrenz nicht aushalten kannst, welche dir von den großen Magazinen und Verkaufs­Ein sozialistischer Roman.- Der Mutter - Schmerzen, er verbreitet Lust in der schwersten Trübsal! beruf der Frau. IV. Der Kapitalismus und So laßt auch uns das Fest der Hoffnung häusern gemacht wird, die sich mehr als je auf den Handel die körperliche und geistige Kraft des Volkes. feiern, ihr Kampfgenossen für die Befreiung der Mensch gestürzt haben. Du hast Recht; aber trotzdem läufft du Wie das Geld die Wahlen beherrscht. heit, für die Rechte der Arbeit! Laßt uns im Ernst und Parteien nach, die niemals etwas an der verhängnißvollen Sozialismus und Monopol. Aus dem mit Trauer derer gedenken, die schon dahinsanken im Lage ändern können, die dir bereitet ist und deren Opfer Reichstag. schweren Streit, früh gebrochen durch die Last der Ver- du bist, so gut wie es der Arbeiter der Fabrik und Werk­Gedicht. Arno Holz , ein moderner folgung, in dem Elend untergehend, in das man sie stieß. statt, der ländliche Tagelöhner und der Kleinbetriebsmeister Lyriker. Die Bielefelder Handelskammer Laßt uns mit Stolz und Bewunderung auf diejenigen ist. Sei überzeugt, was auch immer dein Loos und wie über Alters: und Invalidenversicherung. blicken, die unter der Bedrängniß nicht wanken, die im groß auch dein Elend sein mag, die herrschenden Parteien Boykott. Der Kommunismus des Kapitals. Gefängniß, in der Verbannung, getrennt von Freunden können dir niemals helfen, nur der Arbeiterstand wird da Ans Belgien . und von Lieben, unentwegt und muthig unsere Fahne hoch- Ordnung schaffen, wo heute die Konkurrenz der Maschinen halten, uns als Vorbilder voranschreiten. Laßt uns an und des Großkapitals die ehrliche Arbeit erschlägt. dem Beispiel lernen, mit Muth und Vertrauen in die Man hat dir vorgeredet, daß deine Interessen denen Zukunft blicken und auf uns nehmen die Leiden, die der der Arbeiter entgegenstehen. Das war eine Lüge! Mögen unsere Feinde in ihrer Menge sich brüsten, mögen blinde Unverstand und der rohe Eigennutz auf uns werfen. Zunächst bestand der Haupttheil deiner Kunden aus sie in ihrem Haufen glauben, sie können das Licht der Arbeitern. Der Arbeiter aber, der stellenlos ist, kann nichts Wahrheit, das Feuer der Begeisterung, den Glanz der kaufen. Den Schluß daraus magst du selber ziehen. Dann kommt der Großbetrieb, dein Feind ebensowohl Menschenliebe verlöschen, wir wissen, es glückt ihnen nicht: unser wird der Sieg, der volle Sieg sein, unsere Fahne wie der der Arbeiter, wenn er im Dienst einiger weniger des Heiles wird hoch aufflattern, nicht über eine Welt großen Geldleute anstatt im Dienste der Gesammtheit steht. der Trümmer, des Todes, des Verderbens, sondern der Mit deinen geringen Hilfsmitteln kannst du sicherlich nicht Freiheit, des Lebens, der Menschlichkeit, der gegen die mächtigen Einzelnen und gegen die Ringe an= Brüderlichkeit. Steiner wird des anderen Feind und kämpfen, wie sie der Kapitalismus erzeugt und wie sie Unterdrücker sein, gleiches Recht, gleiche Pflicht werden dich durch ihre furchtbare Konkurrenz erdrücken, gegen welche dir jedes Mittel des Widerstandes fehlt. sicheres Band um die Menschheit schlingen! Das ist unsere Hoffnung! Du hattest keine Kundschaft mehr, da diese selbst Sie kommt, diese Zeit, sie ist vielleicht nicht mehr vollständig ruinirt war, du hattest auch keine Mittel mehr, erfolgen( unter Nr. 867 der Zeitungspreisliste für ferne. Laßt uns arbeiten und ringen, daß wir ihrer dich widerstandsfähig zu machen! So wird der Bankerott 1889). Gegen 15 Pf. Aufgeld pro Quartal liefert der würdig befunden werden, als wahre und echte Priester über dich hereinbrechen, die kleinen Geschäfte werden durch Briefträger frei in's Haus. Auch nehmen alle Brief- des einzig wahren Glaubens an die Menschheit und an die großen verschlungen werden, und gegen den Tod, der träger solche Postbestellungen entgegen. Wo Kreuzband ihren Beruf zum Guten und zum Glück. Wie der alte dich bedroht, ist kein Kraut gewachsen, das- so wie du dich aus besonderen Gründen weiter gewünscht wird, er Vorfahre unseres Volkes am Julfeste ein feierliches Gelübde jetzt stellst dir zur Verfügung stände. Nur der eine Weg that, das er im Laufe des Jahres lösen mußte, so laßt zur Rettung bleibt dir: verbinde deine Bestrebungen mit uns auch am Tage des Festes der Hoffnung das Gelübde den Interessen Derjenigen, die dir einst Brod gaben! Der erneuern, das schon bisher von uns tren gehalten ist: Arbeiter und der Kleinhändler sind heute in gleicher Wir wollen auch ferner ohne Furcht und ohne Zagen die Weise bedrückt durch die Monopole der großen Finanz. O Saturnalien- Jubel, Weihnachtslust, Julfest- Freude! Leiden auf uns nehmen, die die Mächte der absterbenden Diese können sie nur überwinden durch ihr zielbewußtes Freude mitten im Winter, wenn die Sonne gerade Welt, deren Sonne sinkt und trübe blickt, auf uns laden, einiges Handeln. Die Einigkeit scheinst du jetzt noch nicht ihren kleinsten Tagesbogen zieht, wenn sie trüb und röth- solange sie noch die Herrschaft haben. Wir wissen, auch zu verstehen, vor der Arbeiterpartei hast du immer noch lich durch die Nebelschleier ihre matten Strahlen auf ihre Sonne muß dereinst sinken, ihre Grenze ist gefeßt. Furcht; aber ihre Politik allein kann dich für den morgigen kothige Wege und Gassen oder auf öde, vereiste Fluren, Dann beginnt unsere Zeit, die Zeit der steigenden Tag sichern, für den dir gegenwärtig nur der Bankerott Sonne, die Zeit des Glückes und des Lebens, die zu in Aussicht steht. auf schneebedeckte, leblose Felder wirft? Darum ist es aber die höchste Zeit, daß du dein Freude, Jubel, Lust mitten in der trübsten Jahreszeit. empfangen wir uns bereit machen müssen in ernster Arbeit. Da wollen wir ackern und säen, da wollen wir bauen Leben mit dem der Arbeiter verbindest, mit allen alten Warum? Fröstelnd stehen die Gruppen Arbeitsloser vor den und streben, damit die Ernte eine reiche, eine volle werde! Vorurtheilen brichst und dich freimüthig denjenigen zu= Wenn wir so geloben, wenn so jeder sein Gelübde wendest, die genau wie du übervortheilt worden sind. An verlassenen Bauten. Sie reden fast schüchtern und leise, fie flüstern sich zu von der Noth des Winters, vom Mangel hält und ferner mit uns arbeitet, dann feiern auch, wir jedem Tage, der verstreicht, sieht man die Läden irgend daheim, von der Kälte in der armen Wohnung; mit hoch in unserem Sinne das rechte Fest der Hoffnung, die eines kleinen, verstaubten Geschäftes schließen, das unfähig gezogenen Schultern, die erstarrten Hände in den Taschen, rechten

Die Kreuzbaudabonnenten bitten wir, wo es irgend angeht, in Zukunft bei der Post zu bestellen. Die Be- ein stellungen müffen einige Tage vor Monatsschluß bewirkt werden und können bei allen Postanstalten des Reiches

bitten wir umgehende Nachricht.

Weihnachten!

den abgeschabten Rock nach Möglichkeit zugeknöpft, ein Tuch um die erfrorenen Ohren gebunden, mit schmerzenden Füßen trabt der überzählige Arbeiter durch den kalten Wind, um noch vor der früh sinkenden Sonne eine un­gaftliche Herberge, einen unlieben Schuß zu erreichen; mit

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Weihnachten !

Schlechte Geschäfte!

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von

war, sich gegen die Konkurrenz der großen Magazine zu halten. Wer zwei Hüte verkauft, kann sie nicht zu dem Preise liefern wie derjenige, der zweihundert absetzt; wer brotlose Arbeiter zu Kunden hat, kann nicht gegen diejenigen ankämpfen, welche von den Reichen gut bezahlt werden. Zwischen der Klein- Bourgeoisie und dem Groß­Sorge überschaut der kleine Bürger seine mageren Ein- Dem Kleinhändler ist es das ganze Jahr über herz- kapital hat sich ein Abgrund aufgethan, den nichts mehr Dies nicht sehen wollen heißt: die nahmen, es will nirgends reichen. Das theure Brot, die lich schlecht gegangen, aber er tröstete sich damit, daß überbrücken kann. fällige Miethe, die fehlende Heizung! Ach, der Winter ihm das Weihnachtsgeschäft wieder auf die Beine helfen Sonne am Himmel leugnen. Der Kleinbürger, dessen Kasse sich leert, dessen Läden sich schließen, der keine verschlingt die wenigen Ersparnisse des Sommers, und der werde. Nun ist die Weihnachtszeit da, aber die erwartete Waaren mehr kaufen, keine mehr verkaufen kann, wird Harte dauert noch so lange! Noth, Kummer, Sorge, Elend, Hunger, alle sind Einnahme ist ausgeblieben. Die Leute haben kein Geld durch den Zwang der Verhältnisse selber zu der Einsicht heißt es jetzt und die Leute laufen in die großen gebracht, daß er dem Fortschritte des Kapitals härter, drückender, schneidender und schwerer geworden. Und doch, alle Augen leuchten auf, es umspielt die gram Läden, da ist die Auswahl eine größere, da ist der Preis alles, von den Fortschritten der Arbeiterbewegung nichts umzogenen Lippen ein frohes Lächeln, jede gebeugte Gestalt infolge des Massenabsabes ein niedrigerer. Der Absaß, zu fürchten hat. Nur in einer reformirten Gesellschaft -die Kaufkraft fehlt, und wo sie vorhanden sind, da heimst wird jede ehrliche Arbeit wieder Ruhe und Frieden richtet sich höher, wenn der Gedanke durchs Herz zieht heute ist Weihnachten! Warum? Weil die Hoffnung allein der Großbetrieb schmunzelnd die goldenen Früchte finden können. und zu Weihnachten erst so alt ist wie die Menschheit, weil Weihnachten ihr ein, das ganze Jahr über- Siegesfest ist. Ja du unzerstörbare Hoffnung, du kostbarstes Nun Kleinbürger, mein Freund, fängst du jetzt an Geschenk der gütigen Natur an die Menschheit, die du zu begreifen, daß deine Interessen nicht die des Groß­uns begleitet von der Wiege bis zu den Pforten des Todes, dein Fest ist Weihnachten! Der Jubelruf: es wird, es muß besser werden, die Sonne, das Licht, das Leben sind nicht gestorben, sie kehren wieder, fie müssen wiederkehren, sie sind schon im Anzuge-- er tönt durch

recht.

kapitals, sondern solidarisch mit denen der Arbeiter sind?

Merkst du jetzt, daß du durch die Konkurrenz der großen Geschäfte nicht weniger ruinirt wirst wie durch die Arbeitslosigkeit deiner gewöhnlichen Kunden?

Du klagst darüber, daß du ungeheure Steuern zahlen

Ein sozialistischer Roman.

I.

ms. Von einer ganz merkwürdigen literarischen Erscheinung erhielten wir kürzlich durch die freundliche Vermittelung eines amerikanischen Genossen Kenntniß: von einem Buche, das sich die Aufgabe stellt, in der Form eines Romans