Sozialismus und Moralphilosophic.

welche für diese Zeit galt, der späteren Zeit aufoktroyiren solchen Ansicht können Proletarier kommen, die der wollen, für die sie nicht mehr gilt. Denn wenn sonst Bourgeoisie feindlich gegenüber stehen; aber daß ein P. E. In den vorigen Nummern der Volkstribüne" alles richtig war, so hat sich doch sicherlich der eine Faktor Bourgeois sich zu der Ansicht durcharbeitet, ist zweifelhaft; wurde in zwei Auffäßen über Die soziale Gleichheit eine verändert, die sozialen Verhältnisse. Man denke an das denn sie schlägt allem, was er weiß und erfahren hat, Forderung der Moral" der Nachweis versucht, daß es Beispiel aller gegründeten Religionen, welche zur Zeit fühlt und empfindet, ins Gesicht, fie negirt die Berechtigung nicht allein die Einsicht in die geschichtliche Entwicklung ihrer Gründung stets entschieden revolutionär waren, dann seiner Klasse und seiner selbst. Der idealistische Bourgeois sei, welche den gegenwärtig Lebenden zu einem Kämpfer konservativ, und zuletzt immer entschiedener reaktionär steht also vor dem Zweifel: als moralischer Jdealist muß für den Sozialismus machen müsse, sondern auch die werden; fie entwickeln sich nicht mit den sozialen Verhält er die kapitalistische Produktionsweise bekämpfen, als moralische Ueberzeugung. niffen. So wird es auch einmal mit der Forderung der Bourgeois muß er sie aufrecht halten. Das Ergebniß sozialen Gleichheit gehen, sie wird, wenn sie auf moralische wird das sein, daß ein Kompromiß geschlossen wird; er Gründe gestürzt wird, in der Zukunft ein Hemmschuh der wird zwar den Kapitalismus beibehalten, aber seine Folgen Entwicklung werden. zu mildern fuchen.

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allem

Sicherlich ist es richtig, daß die bloße wissenschaftliche Einsicht keinen Menschen dazu bewegen wird, Sozialiſt zu werden und alle die Konsequenzen, welche sein Schritt gegenwärtig mit sich führt, über sich ergehen zu lassen; Die Richtigkeit dieser abstrakten Gedanken läßt sich Natürlich kommt ihm nicht zum Bewußtsein, daß er es werden hauptsächlich moralische Triebe sein, welche ihn leicht an einem Beispiele aus dem wirklichen Leben nach ein Kompromiß schließt; er glaubt, er denkt ganz radikal; zu seinem Schritt zwingen: das Verlangen nach Gerechtig weisen. Die Forderung von B. W. wird von einer er würde mit Entrüstung den Vorwurf abweisen, daß keit, Freiheit und Wahrheit; der Wunsch, daß die später Genossenschaft erfüllt, von den societies for ethical seine Ansichten dazu dienen sollten, den Kapitalismus Lebenden glücklicher sein mögen, als man selbst ist, und culture", den Gesellschaften für moralische Besserung in aufrecht zu halten; er will das allgemein Gute; er kann so fort. Allein es ist hier zu unterscheiden: Werden die Amerika . nur erreichen ein beschränktes Gutes; aber er bildet sich moralischen Triebe in Thätigkeit gefeßt durch eine moral- Der Anstoß zu der amerikanischen Bewegung wurde ein, er habe das allgemein Gute. philosophische Ueberlegung, oder durch etwas Anderes? durch Professor Adler in New- Yort gegeben; der von ihm Salter verlangt für den Arbeiter einen Antheil am Ist der Moralphilosoph derselbe Mensch, wie der moralisch gegründeten Gesellschaft in New York folgte bald eine Gewinn, da nach seiner Ansicht der Werth nicht allein Handelnde? Derjenige, welcher talkulirt: Moralisch ist das, gleiche, von Salter geschaffene in Chikago, und dann durch die Arbeit erzeugt wird, sondern auch durch das was das Glück der Allgemeinheit befördert; die soziale zwei weitere in Philadelphia und Saint- Louis. Gegen Kapital, dem er verkehrter Weise die zweckmäßige Leitung Gleichheit befördert das Glück der Allgemeinheit; folglich wärtig ist man dabei, die Bewegung nach England der Arbeit zuschreibt. Mit nur wenig Nachdenken hätte muß ich Sozialist sein, wenn ich moralisch handeln will hinüberzutragen. Die Gestaltung der Gesellschaften ist er das Unrichtige dieser Ansicht einsehen müssen; allein ist dieser Mensch derselbe, wie der einfache, sozialistische ähnlich derjenigen der freien Gemeinden" bei uns; die hier hinderten ihn seine Verhältnisse, daß er zu der Arbeiter? Entweder ist das der Fall, oder es ist nicht Agitation geschieht durch Broschüren, welche Reden der richtigen Einsicht fam. Salter führt als Beispiel einen der Fall. Ist es nicht der Fall, so entsteht die zweite Führer Adler, Salter, Stanton Coit , Sheldon, Weston gewissen Leclair an, in dessen Fabrik die Arbeiter außer Frage: Ist es wünschenswerth, daß die Leute aus moralischen enthalten und neuerdings durch eine Vierteljahrsschrift, dem gewöhnlichen Lohn am Jahresschluß noch einen Ueberlegungen Sozialisten werden, und nicht aus andern welche in Philadelphia herausgegeben wird. Der be- Gewinnantheil bekamen. Ganz abgesehen von Gründen, oder das moralische Ueberlegungen neben andern deutendste von diesen Rednern ist offenbar Salter, und andern ist es natürlich ganz unglaublich, daß dieser Leclair Gründen die Hauptrolle oder überhaupt eine Rolle spielen? von seinen Vorträgen ist auch eine Sammlung in deutscher Nachfolger bekommt.*) B. W. hat in seinen Aufsäßen richtig nachgewiesen, Uebersetzung erschienen. Der Wilde beraubt und bestiehlt die Fremden; gegen daß die moralischen Triebe für den Sozialisten das am Salter sett sich in Gegensatz zu den Anhängern der seine eigenen Stammesangehörigen ist er ehrlich. Das meisten Treibende sind; er ist zweitens der Ueberzeugung, chriftlichen Religion und überhaupt jeder Religion, welche erfte erlaubt ihm sein Gewissen, das zweite nicht. Das daß gegenwärtig die Wenigsten durch moralische Ueber- den Glauben an die Eristenz eines Gottes verlangt, weil Gewissen ist der subjektive Ausdruck für das, was im legung zum Sozialismus und damit zur Thätigkeit ihrer ein solcher Glauben an sich nicht nur durchaus keinen Interesse des Kreises liegt, in dem der Mensch sich bewegt, moralischen Triebe kommen; es erscheint ihm aber wünschens- fittlichen Werth hat, sondern sogar die Menschen sittlich das Echo der umgebenden Welt in seinem Herzen. Der werth, daß dies in Zukunft geschehe, und zu diesem Zwecke träge macht; sie glauben nicht, daß man in der Welt viel Wilde hat seinen Stamm als Kreis; im Interesse des versucht er zu beweisen, daß die soziale Gleichheit eine bessern könne, sie zeigen keine große Unzufriedenheit mit Stammes liegt es, Fremde zu plündern und gegen die Forderung der Moral ist. den Verhältnissen um sie her", denn sie glauben ja, Gott Genossen ehrlich zu sein. Mit fortschreitender Gesittung erweitert sich der Kreis; der Stamm erweitert sich zum Hier sind indessen zwei Bedenken zu erheben, ganz hat alles so geordnet. abgesehen von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit des Be- Das Fundament von Salters Moral ist das Gewissen. Volte und das Volk wird sich allmählich zur Menschheit weises. Eine moralische Handlung ist eine solche, welche Das Gewissen ist der Ausdruck des sittlichen Bewußtseins erweitern. Unterdessen hat sich eine neue Art von Kreisen das Glück der Allgemeinheit fördert. Wir haben hier der Gesellschaft oder Gesellschaftsschicht, welcher der Handelnde gebildet; bei den Wilden sind alle gleich; man empfindet scheinbar eine ganz genaue Bestimmung, allein diese angehört. Das Gewissen wird also schwerlich dem Menschen gegen alle Stammesangehörigen gleich moralisch. Allmählich Bestimmung hat einen Fehler; wer soll entscheiden, ob etwas Neues, in einer Gesellschaft Ungewohntes befehlen, bilden sich die Unterschiede des Besißes heraus, es bilden eine Handlung das Glück der Allgemeinheit befördert? es wird im Allgemeinen das Echo der alten fittlichen fich Klassen; und jetzt beschränkt sich das moralische Gefühl Es giebt kein absolutes, von Allem losgelöstes Wesen, Vorschriften sein. Da aber diese alten sittlichen Vorschriften mehr auf die Klasse, die Klasse wird der Kreis, welcher das über Allem stände, und in dessen Hand die Ent- für die alten Verhältnisse gelten und zu den neuen, ver- dem Gewissen seine Inhalte giebt; der Kreis, welcher dort scheidung läge; die Entscheidung liegt in der Hand des änderten sozialen Zuständen nicht passen, so kann man weit geworden ist, hat sich hier gegen früher verengert. jedesmal Handelnden; die Bestimmung lautet also fo: auf ihm wohl eine Moral für den biedern Spießbürger Der gegenwärtige Mensch hat ein Klassengewissen, wie der moralisch ist, was der jedesmal Handelnde für förderlich aufbauen, der ganz im Alten leben bleiben will, aber Wilde ein Stammesgewissen hat. Dieser Umstand muß für das Glück der Gesammtheit hält. Die allgemeine nicht für den neuen Menschen, dem es zum Bewußtsein stets jede moralische Ueberlegung relativ, nur gültig für eine bestimmte Klasse machen. Idealisten treten auf, Bestimmung des Begriffes ist nur formal; den Inhalt gekommen ist, daß er in einer neuen Zeit lebt. bekommt die Formel erst durch den Handelnden; er wird Der Siour tödtet seinen Vater und verzehrt ihn; welche für beide Klassen moralisch handeln wollen; aber also bestimmt durch die sozialen Verhältnisse, durch die das befiehlt ihm sein Gewissen; wenn er auf einer höheren es bleibt bei dem guten Willen, denn sie können nicht persönliche Erfahrung, durch das moralische Denken der Stufe der Entwicklung angelangt ist und im Stande ist, aus den Bedingungen ihres Denkens, Fühlens und Wollens Gesellschaft, welches im Einzelnen als Gewissen zum Aus- einen arbeitsunfähigen Menschen zu ernähren, so braucht heraus, welche eng an ihre Klasse geknüpft sind. Salter ist ein Mann, vor dem man alle Hochachtung druck kommt, und das moralische Denken der Person, er ihn nicht zu tödten; allmählich wird dann auch sein welches eventuell die Antworten des Gewissens verbessert. Gewissen ihm etwas anderes befehlen. Denken wir uns haben muß, er ist ein edler und treuer Mensch, von gutem Es sind also vier Faktoren, welche zusammenwirken nun den Siour in der ersten Zeit seines neuen Zustandes; Willen und gutem Verstande. Troßdem ist sein Versuch müssen; ist einer von ihnen verändert, so ist auch das früher war er vielleicht Jäger, jezt ist er Ackerbauer; sein gescheitert, die soziale Frage als Frage der Moral zu Es giebt teine absolute Moral, denn das Resultat verändert; das, was man für moralisch hält, ist Gewissen ist noch das Gewissen des Jägers, welcher den betrachten

etwas anderes, und die daraus erfolgende Handlung ist unproduktiven Greis tödtete, aber seine Verhältnisse sind Prinzip, welches zwar absolut ist, erhält seinen Inhalt eine andere. In den sozialen Verhältnissen des Alterthums bereits die des Ackerbauers, der den alten Mann mit doch immer erst unter den geschichtlichen Bedingungen. hielten die Menschen mit dem besten moralischen Willen durchfüttern kann; würde es da nun nicht gerade reaktionär Die soziale Frage ist lediglich eine Frage der die Sklaverei für eine Einrichtung, welche das Glück der sein, wenn man den Mann auf sein Gewissen hinwiese Geschichte. Die soziale Frage ist eine Frage der Geschichte, sie Gesammtheit beförderte, für moralisch; eine bestimmte und sagte: du mußt den Vater tödten, denn dein Gewissen wird ihre Beantwortung finden durch die geschichtliche Person hat nur einige Erfahrungen in den ganzen sozialen befiehlt dir das? Verhältnissen, ihr Urtheil wird also ein anderes sein, wie Salter will diese Schwierigkeit überwinden, indem Entwicklung; zu den Mitteln dieser geschichtlichen Ent­dasjenige einer anderen Person, die wieder andere Er er erstens behauptet, daß das Gewissen sich entwickle, wicklung gehören freilich auch die moralischen Triebe; fahrungen hat; ein Siour fühlt sich durch sein Gewissen und zweitens, daß der Höhepunkt der Entwicklung der sei, aber diese Triebe segen nur voraus, daß man etwas für die Gesammtheit nüßlich hält, nicht, daß etwas der verpflichtet, seinen Vater zu tödten und zu verzehren; zwei daß es nur das befehle, was allgemein gut sei. Menschen können bei ganz gleichen Voraussetzungen doch Dieser Gedanke führt absolut keinen Schritt weiter: Gesammtheit nüzlich ist; sie verlangen ein moralisches zu verschiedenen Folgerungen kommen, weil der eine das Gewissen ist eine Fähigkeit, eine Form, in welche der Handeln, nicht eine moralische Handlung; und wenn anders ehrlicher, schärfer denkt, als der andere. Inhalt durch die Verhältnisse gegossen wird, und das die soziale Gleichheit das denkbar unmoralischste wäre, so würde sie doch der Endpunkt unserer Entwicklung sein, Auf diese Weise ist die sonst sonderbare Erscheinung Prinzip des allgemeinen Glückes ist ebenfalls eine Form, denn die geschichtliche Entwicklung drängt auf sie zu, und zu erklären, daß unter den Gegnern des Sozialismus eine welche ihren Inhalt erst durch die Verhältnisse bekommt. Menge ehrlicher Leute sind, die gleichfalls moralisch Und hier ist der Punkt, wo die Theorie Salters ein deshalb erscheint sie moralisch. Daß sie eine Forderung handeln wollen und gleichfalls das Wohl der Gesammtheit Analogon, etwas Aehnliches darbietet, wie die Gedanken der Moral ist, kann kein Mensch nachweisen, weil kein Mensch absolut ist; alles ist relativ; für den Manchester­erstreben. mann gilt das Manchesterthum, die freie Bethätigung aller Kräfte" für moralisch, für den Sozialisten die soziale Gleichheit, und für den Konservativen der Feudalismus .

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von B. W.

Salter ist von Geburt und Erziehung Bourgeois; er Das erste Bedenken gegen die Ansicht von B. W. ist also, daß zwar das moralische Handeln einen objektiven denkt als Bourgeois, und er redet vermuthlich auch zu Maststab hat, denn es fragt sich hier: ist der Wille da, Bourgeois. Er ist ein begeisterter Idealist, er will die das zu thun, was man für allgemein gut hält; daß aber Wahrheit erreichen, er will wirklich finden, welcher Zustand die moralische Handlung, das Produkt des Handelns, der Gesellschaft der moralische ist; aber er kann nicht aus keinen moralischen Maßstab hat. Moralisch betrachtet ist sich heraus, er kann mit seinem Denken nicht aus den der ehrliche Gegner des Sozialismus genau so viel werth, Verhältnissen herauskommen, in denen er groß geworden wie der ehrliche Anhänger; aber für den Sozialismus ist; der Inhalt seines Gewissens und das, was er für kommt es ja doch gerade darauf an, das Werthvolle des gut hält, wird bestimmt durch seine Verhältnisse. Anhängers hervorzuheben; und das kann die Moral- Salter glaubt, daß die gegenwärtige Ordnung un­philosophie nicht, das kann nur die Geschichte und gerecht sei, und daß der einzige Grund dieser Ungerechtig­feit in den Lohnverhältnissen liege. Er verlangt Gerechtig Es ist noch ein zweites Bedenken vorhanden. Moralisch keit; die Lohnverhältnisse sollen nach dem Prinzip der ist das, was man für allgemein gut hält; dieses hält" Gerechtigkeit geordnet sein.

Dekonomie.

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Das Elend einer Millionenstadt.**)

Die entsetzlichen Morde, deren Schauplatz in jüngster Zeit das Ostende der englischen Metropole bildete, haben die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung auf's Neue auf dieses Asyl der gräßlichsten Armuth mitten in einem Leben voll Glanz und Lurus gelenkt.

Allenthalben liest man Schilderungen von der grauen­haften Verkommenheit, in der dort der Abschaum der Menschheit lebt, und diese Schilderungen entsprechen leider nur allzusehr den Thatsachen. Um so bedauerlicher ist es, daß auch Tausende von nüßlichen, nur durch die Macht

wird regelmäßig von den Moralphilosophen ausgelassen; Denselben Gedankengang hat der Sozialismus; der die Philosophen vergessen, daß die oben genannten vier Sozialismus untersucht nun weiter und findet, daß die Faktoren ihre Gedanken gebildet haben, und daß mit der Ursache der so beschaffenen Lohnverhältnisse der Umstand Aenderung auch nur des einen Faktors ganz andere ist, daß der Arbeiter nicht den vollen Ertrag bekommt,*) Das ist ein Irrthum. Die ganz werthlosen Leclaire'schen Gedanken zum Vorschein kommen müssen. Es scheint das sondern daß ein Mehrwerth seiner Arbeit vom Kapitalisten Reformen find vielfach gleich oder ähnlich durchgeführt worden. ein Grundübel des menschlichen Denkens zu sein, das, eingestrichen wird. Der Sozialismus kommt also zu dem D. Red. d. V. **) Vom Philadelphia Tageblatt" zusammengestellt nach was doch nur relativen Werth hat, als absolute Wahrheit Schluß, daß das Einstreichen dieses Mehrwerthes ver-. 78. des 7. Bandes der Internationalen Bibliothek": Mar hinzustellen. Dadurch wird der geschichtliche Fortschritt hindert werden muß. Schippel, Die moderne Uebervölkerung. Stuttgart ,

gehemmt; man wird später die moralische Wahrheit, Aber damit wird die Bourgeoisie vernichtet; zu einer Diez 1888.