Berliner

Volks- Tribüne.

Social- Politisches Wochenblatt.

Die Berliner Bolts Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh.

Abonnements- Preis für Berlin monatlich 50 Bfg. pränumerando( frei ins Haus).

Einzelne Nummer 15 fg.

Durch jede Post- Anstalt des Deutschen Reiches zu beziehen.( Preis vierteljährlich 1 Mt. 50 Bfg.; eingetragen unter Nr. 867 der Zeitungspreisliste für das Jahr 1889.)

Redaktion und Expedition:

8.0.( 26). Oranien- Straße 23.

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Luther über die Ringe. Fabrikinspektion 1888.

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Inserate werben die 4 spaltige Petit- Zeile oder deren Naum mit 20 Pfg. berechnet.- Vereins- Anzeigen: 15 Pfg.

An unsere Leser!

Arbeitsmarkt: 10 Pfg. Inseraten- Annahme in der Expedition: Oranien- Straße 23.

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Sonnabend, den 20. April 1889.

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Ausgabe für Spediteure: Merkur " Zimmer- Straße 54.

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III. Jahrgang.

Die badische Gesellschaften eingeführten fremden Waare und über die ,, Nu ist bei den Kaufleuten eine große Klage über Das Ende einer fortwährend steigenden Preise derselben. Ein Pfund die Edelleute oder Räuber, wie sie mit großer Fahr( Gefahr) Welt von Drumont. VII. Aus England. Safran, welches im Jahre 1516 22 Gulden und 6 Kreuzer müssen handeln, und werden darüber gefangen, geschlagen, Aus Schweden . Wie Boulanger Kaiser gekostet, foste jept 4/2 Gulden und 15 Kreuzer; das geschäßt und beraubet." Aber weil solch groß Unrecht Pfund Pfeffer sei seit dem Jahre 1518 von 18 Kreuzern und unchristliche Dieberei und Räuberei über die Das neue Preßgefeh. Der Verein für auf 33 gestiegen, ein Pfund Galgant von 1/2 Gulden und ganze Welt durch die Kaufleute, auch selbst unter einander Volksküchen. Die Lage der russischen Industrie- 36 Kreuzern auf 1 Gulden 15 Kreuzer; für einen Zentner geschieht, was ist's Wunder, ob Gott schafft, daß solch' arbeiter. III. Die soziale Frage auf dem Zucker habe man im Jahre 1516 11-12 Gulden bezahlt groß Gut, mit Unrecht gewonnen, wiederum verloren oder Lande. II. Anmerkungen zum Vereinsrecht. im Jahre 1518 bereits 20 Gulden. geraubt wird, und sie selbst dazu über die Köpfe geschlagen Die Arbeiterbewegung im Spiegel der Es ist offenbar", klagte eine jenem Reichstag über- oder gefangen werden. Gott muß ja das Recht hand­Dichtung. II.- Die weibliche Arbeitskraft. gebene Beschwerdeschrift, wie die großen Kaufmanns- haben, wie er sich einen rechten Richter rühmen läßt." gesellschaften in deutscher Nation des heiligen Reiches Die Straßenräuber oder Strauchdiebe wolle er damit Unterthanen schier aus allen Ständen bisher hoch und nicht entschuldigen, oder Urlaub geben, ihre Räubereien übermäßig beschwert haben mit ihren Monopolien, Ver- zu treiben, aber weil die Fürsten ihre Straßen nicht rein bündnissen, einhelligen Auffeßen( gemeinsamen Festseßungen), hielten und nicht wehrten, daß ihre Unterthanen so schändlich Der Eintritt der wärmeren Jahreszeit bedeutet für wie hoch jede Waare verkauft werden soll, Niederdrückung von den Kaufleuten geschunden würden, so brauche Gott einen großen Theil des Arbeiterstandes auch den Eintritt der armen gemeinen Kaufleute, bei denen man bessern ,, der Neuter( Reiter) und Räuber und strafe durch sie das befferer Lebensverhältnisse und damit die Möglichkeit, für Kauf aller Waaren bekommen möchte, merklichen, über- Ünrecht an den Kaufleuten." Und müssen seine Teufel die Zwecke der geistigen Aufklärung und Fortbildung schwenglichen Wucher, so sie über allen ihren Kosten ziem- sein, gleich wie er Egyptenland und alle Welt mit Teufeln mehr auszugeben wie in der ungünstigen Winterszeit mit lichen( geziemenden) Gewinn jährlich aus deutscher Nation plagt oder mit Feinden verderbet. Also stäubt er einen ihrem vermehrten Bedarf und ihrem verringerten Einkommen. ufheben, einsammeln und doch neben anderen Reichsständen Buben mit dem andern." Die Raubritter aber seien Für die Arbeiter erwächst daraus die Pflicht, den fast wenig steuern oder darlegen thun zur Abwendung der geringere Räuber als die Kaufleute, sintemal die gegenwärtigen Moment recht energisch für die Verbreitung zufälligen Beschwerden unseres gemeinen Vaterlandes und Kaufleute täglich die ganze Welt rauben, wo ein Reuter ihrer gesammten Presse und Literatur auszunußen und des römischen Reiches... Ueber solche Schwächung des im Jahr einmal oder zwei einen oder zwei beraubt!" gerede die ,, Berliner Volks- Tribüne darf hier gemeiner Mugens machen sie ihner hier alle und jede be- Vor Allem follten die ten und Herren, falls fie wohl auf thatkräftigste Unterstüßung rechnen. sondern Personen und Inwohner s römischen Reiches ihr Amt vollführen wollten, die Monopolia, das find Die Berliner Volks- Tribüne" ist ihrer ganzen mehr zinsbar, denn hiervor in Menschengedenken gewesen, eigennüßige Käufe, die in Landen und Städten gar nicht Anlage nach kein eigentliches Massenblatt: sie wendet so daß sie ohne Zweifel deutscher Nation Ein Jahr mehr zu leiden sind, wehren und strafen." In den Kaufmanns­fich mehr an die schon fortgeschritteneren Genossen verdeckter Weise listiglich schaden, abschaßen und unter dem Gesellschaften sei Alles grundlos und bodenlos mit eitel und an diejenigen Arbeiter, die weniger Werth auf Nach- Dach abrauben, denn alle die andern Feldräuber Geiz und Unrecht, daß nichts daran zu finden ist, das mit richten und allerlei kleine Ereignisse legen wie auf ernstes in zehn Jahren thun mögen, und wollen doch nicht gutem Gewissen zu handeln sei." Sie haben alle Waar Nachdenken über alle auftauchenden sozialpolitischen Mißhändler, sondern Ehrbar genannt sein." unter ihren Händen, und machen's damit, wie sie wollen, Fragen. Wiederholt seien zwar, fährt die Beschwerdeschrift steigern oder niedrigen sie nach ihrem Gefallen, und drücken Wir haben damit den Kreis unserer Abonnenten selber fort, auf den Reichstagen Verbote gegen diese Manipula- und verderben alle geringen Kaufleute, gleichwie der Hecht enger gezogen als es sonst der Fall wäre und uns da- tionen der Gesellschaften erlassen worden, aber ohne Erfolg, die kleinen Fisch im Wasser, gerade als wären sie Herren durch manches Opfer auferlegt. Um so fefter bauen wir weil diese zu Handhabungen ihrer Händel etlichen über Gottes Kreaturen, und frei von allen Geseßen des aber darauf, Fürsten und anderen mächtigen Ständen, doch nicht Glaubens und der Liebe." Darüber aber werde alle daß unsere Leser und zwar alle ohne Aus- um geringen Wucher, oft viel Geldes leihen, von Welt ganz ausgesogen", alles Geld müsse in ihren ihr Möglichstes thun werden, neue etlichen Anderen Geld zu Gewinn und Verlust in ihre Schlauch sinken und schwemmen."" Wie sollte das Abonnenten für die Berliner Volkstribüne" zu werben. tapfere Schenkung thun, und die Bierten mit Heirath, Mann in so kurzer Zeit so reich werde, daß er Gesellschaften nehmen, den Dritten oder ihren Räthen immer mögen göttlich und recht zugehen, daß ein Die nächsten Monate werden wesentlich eine Vor- auch andere Freundschaft, listiglich an sich ziehen." Königs und Kaiser auskaufen möchte? Aber weil sie bereitungszeit für die nächsten Reichstagswahlen bilden, Nun trat in dieser Sache auch Luther auf. Er es dahin bracht haben, daß alle Welt in Fahr( Gefahr) deren ungeheure Wichtigkeit jedem Parteiangehörigen klar fein veröffentlichte im Jahre 1524 eine Schrift Von Kauf- und Verlust muß handeln, heuer gewinnen, über ein Jahr muß, nachdem die Legislaturperioden im Reiche auf fünf handlung und Wucher" und schlug verschiedene Maßnahmen verlieren, aber sie immer und ewiglich gewinnen und ihren Jahre verlängert wurden. Da gilt es mit verdoppeltem vor, wodurch er das Uebel mit der Wurzel glaubte aus- Verlust mit ersteigertem Gewinn büßen können, ist's nicht Eifer zu arbeiten, und der ,, Berliner Volks- Tribüne" rotten zu können. Wunder, daß sie bald aller Welt Gut an sich reißen."

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wird niemand das Zeugniß versagen wollen, daß sie Zunächst eiferte er gegen den Lurus und dann schil- ,, Könige und Fürsten sollten hie drein sehen, und immer auf dem Plaze war, wo es galt, das deutsche derte er die unter den großen Kaufleuten vorhandenen nach geftrengem Recht solches wehren, aber ich höre, sie Proletariat aufzuklären und zu unermüdlicher Thätigkeit böse Griff und Tücke des Geizes, des Eigennutzes und haben Kopf und Theil daran, und geht nach dem anzufeuern. der Büberei". Die Preissteigerer und Fürkäufer seien Spruch Esaiä: deine Fürsten sind der Diebe Gesellen Agitationsnummern für Vereine, Versamm- öffentliche Diebe, Räuber und Wucherer." worden. Dieweil lassen sie die Diebe hängen, die lungen u. f. w. nach auswärts und in Berlin jederzeit" Diese Leute sind nicht werth, daß sie Menschen heißen einen Gulden oder halben gestohlen haben, und gratis durch unsere Expedition zu beziehen. oder unter Leuten wohnen, ja sie sind nicht werth, daß hantieren mit denen, die alle Welt berauben und In Berlin abonnirt man am besten bei den Spedi man sie unterweisen( zurechtweisen) oder ermahnen sollt, stehlen sehen, denn alle andere, daß ja das Sprüchwort teuren, welche zugleich die Tageszeitungen bringen. sintemal der Neid und Geiz so unverschämt hie ist, daß wahr bleibe: große Diebe hängen die kleinen Diebe, und Der Verlag der Berliner Bolts- Tribüne." er auch mit seinem Schaden andere zu Schaden bringt, auf wie der römische Rathsherr Cato sprach: schlechte( schlichte, Berlin S. O., Oranienstr. 23. daß er ja allein auf dem Plaze sei. Recht that hie gewöhnliche) Diebe liegen in Thürmen und Stocken, aber weltliche Oberkeit, daß sie Solchen nähme Alles, öffentliche Diebe gehen in Gold und Seiden. Was was sie hätten, und triebe sie zum Lande wird aber zuletzt Gott dazu sagen? Er wird thun, wie er Luther über die ,, Ringe". hinaus." durch Ezechiel spricht, Fürsten und Kaufleute, einen Wer sollte es erwarten! Man findet bei Luther eine Man hat auch gelernt, eine Waar oder Gut zu Dieb mit dem andern in einander schmelzen wie Blei Menge Kraftstellen, welche sich gegen große Auftaufs- und setzen oder zu legen, als Pfeffer, Ingber, Safran, in feuchte und Erz, gleich als wenn eine Stadt ausbrennet, daß Preissteigerungsgesellschaften richten, die für die unent- Gewölb oder Keller, daß am Gewichte schwerer werde. weder Fürsten noch Kaufleute mehr sein, als ich besorge, wickelten Verhältnisse jener Zeit das waren, was man heute Also auch wullen( wollenes) Gewand, Marder, Zobeln daß schon für( vor) der Thür sei." Trusts oder Ringe nennt. Manche Uebereinstimmung ist( also Pelzwerk) in finsteren Gewölben oder Kräme feil zu So Luther! Und wenn er es heute schriebe, wäre er merkwürdig und sehr lehrreich. haben und die Luft verstopfen, wie der Brauch allenthalben- mehrfach reif für Plößensee, selbst ohne die angekün­Schon im Jahre 1523 erklärte auf dem Nürn - ist, daß man schier zu einer iglichen Waar weiß eine be digte Strafgeseßverbesserung. berger Reichstage ein Ausschuß, wegen der unleidlichen sondere Luft zu machen. Auch keine Waar ist, man weiß und bösen Beschwerungen, so aus den großen Gesellschaften einen besonderen Vortheil darauf, es sei mit Messen, tommen, seien in etlichen Städten Empörungen des ge- 3ählen, mit Ellen, Maaß oder Gewicht. Und daß man meinen Mannes entstanden und noch größere seien zu be- ihr eine Farbe macht, die sie von ihr selbst nicht sorgen, wenn nicht Abwendung geschehe". hat. Oder man legt das Hübschste unten und oben, und Aus den jährlichen Kaufzetteln und Verzeichnissen der das Mergeste mitten inne, also daß solche Trügerei kein Kaufleute selbst legte der Ausschuß dem Reichstage tabella- Ende hat, und kein Kaufmann dem andern weiter trauen rische Angaben vor über die ungeheure Masse der von den that, denn er siehet und greift."

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Jahresbericht des großherzoglich badischen Fabrikinspektors für das Jahr 1888.

kr. Das deutsche Reich giebt bekanntlich die Mittel nicht her, um die Berichte der Fabrikinspektoren im Wort­laute zu veröffentlichen, es wird nur ein präparirter Aus­