Er sagte: Die gesammte Menschheit."

Und das Weib ergriff ihren Stab.

Und ich sah sie ihre Schritte auf jenen dunklen Pfad aufweisen, daß fie unfähig geworden sind, als Klasse den Vorurtheile und mit der Geburt schon eingeimpfte reak­nach dem Flusse lenken.

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Und ich erwachte; und rings um mich war das fahle Licht des Nachmittags; die Finger des Milchkrauts glänz­ten in den Strahlen der untergehenden Sonne; und mein Pferd stand ruhig neben mir grasend. Und ich drehte mich zur Seite und ich beobachtete die Ameisen, wie sie zu tausenden im rothen Sand umherliefen. Ich wollte jetzt meiner Wege weiter gehen der Nachmittag war kühler geworden. Dann überkam mich wieder eine tiefe Müdig­keit und ich legte meinen Kopf zurück und schlief ein. Und ich träumte einen Traum.

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Mir träumte, ich sah ein Land. Und auf den Hügeln wandelten muthige Frauen und muthige Männer, Hand in Hand. Und sie schauten einander in die Augen und fie fürchteten sich nicht. Und ich sah auch die Frauen Hand in Hand einher­Und ich sagte zu ihm, der mir zur Seite stand: Welcher Ort ist dies?"

gehen.

Und er sagte: Dies ist das Reich des Glückes". Und ich sagte: Wo ist es?"

Und er antwortete: Auf Erden."

Und ich sagte: Wann werden diese Dinge sein?" Und er antwortete: In der Zukunft."

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Und ich erwachte, und rings um mich war das Licht

Benoit Malon *).

daß die bisherigen Träger und Monopolisten von Wissen tritt doch auch hier wieder so recht deutlich die Wahr­und Bildung alle Spuren eines unvermeidlichen Bankerotts nehmung in unseren Gesichtskreis, wie tief überkommene Entwickelungsgedanken der Menschheitsgeschichte weiterzu- tionäre Doktrinen dem Manne als solchem in Fleisch und führen. Er zeigt, daß der Verfall der herrschenden Klassen Blut übergegangen find, so daß er, selbst bei wohlmei­nicht gleichbedeutend ist mit dem Verfall der Menschheit, nender Auffassung der Frauenfrage immer wieder, bei und daß die Masse, das Proletariat, ein kostbares Neuland Beurtheilung des Geschlechtes im Ganzen, die Wirkungen ist, auf welchem die Kultur üppige Früchte tragen wird. mit der Ursache verwechselt! Benoit Malon

wurde im Juni 1841 in dem Dörfchen Das thut auch der lezte, hochinteressante Auffaz Brétieuse( Deparement Loire ) als Sohn armer ländlicher Ihres geschätzten Blattes, der um so werthvoller, als er Tagelöhner geboren. Der Knabe zählte noch nicht 3 Jahre, dem männlichen Arbeiter, um der großen gemeinsamen da starb der Vater, und die Mutter mußte allein für die Sache willen, das fehlerhafte, thörichte und schäd­Erziehung dreier Kinder aufkommen, von denen das älteste liche Ignoriren, wie Bekämpfen der arbeitenden sechs Jahre, das jüngste 18 Monate alt war. Frau, also seiner natürlichsten, nächststehendsten Verbün­Das in der Familie herrschende Elend war tros der deten im großen sozialen Entwickelungsprozeß der Menschheit angestrengten Arbeit der Wittwe groß, und die Kinder als A. B. C. jedes Arbeiterkatechismus verständlich macht. mußten vom zartesten Lebensalter an zu den Kosten des Wenn ich sage, auch dieser Aufsatz über die Arbeite­Haushaltes beitragen. Vom 7. Lebensjahre an erwarben rinnenbewegung geht mehr oder weniger in den Haupt­fie ihren Unterhalt selbständig als Hirten in den Pacht punkten von falschen Voraussetzungen aus, so gestatte man höfen der Umgegend von Forez . So avancirte Benoit mir als Frau, und zwar durch langjähriges Mitarbeiten Malon im Alter von 7 bis 14 Jahren nach und nach für die längst spruchreife Emanzipation des weiblichen vom Hüter der Truthühner zum Gänsejungen, Schweine- Geschlechtes aus jahrtausende langer Sklaverei und Hörig= und Schafhirten, Kuhjungen; vom 14. bis 18. Jahre war keit der allerschlimmsten Art erfahrenen und sachkundigen er Ochsenknecht. Frau, hierüber ein schlichtes Kriterium abzugeben.

Er konnte bis zu diesem Alter weder lesen, Nur, indem man die Frau in ihrer eigensten Lebens­noch schreiben; die Schule lag weit entfernt, hätte die- und Eristenzfrage selbst hört, sie aufmuntert, aus ihrem selbe aber auch neben der mütterlichen Hütte gestanden, Jolirwinkel ungerechter Unterschäßung herauszutreten und die Armuth würde doch nicht den Schulbesuch erlaubt persönlich an der größten Kulturfrage unserer Zeit mit­haben. Der kleine Hirt, der junge Tagelöhner empfand zuwirken, können die Urtheile fich klären, Vorurtheile seine Unwissenheit bitter genug. Bei seinen Beschäfti- schwinden und künstlich anerzogene Uebel fich heben! des Sonnenuntergangs, und auf den niedrigen Hügeln gungen unter freiem Himmel, inmitten seiner vierfüßigen Der geschäßte Verfasser des Artikels über unsere ruhte die Sonne und eine liebliche Kühle hatte sich über Gefährten seinen Träumereien und Grübeleien nachhän- Zukunft und unseren Werth als Glied der großen Sozial­alles verbreitet; und die Ameisen schlichen langsam nach gend, starrten ihn die Natur mit ihren Erscheinungen, die bewegung hält uns ein gehäuftes Maß individueller Hause. Und ich ging auf mein Pferd zu, das ruhig Menschen mit ihren Einrichtungen wie Räthsel entgegen, Fehler, Schwächen, und menschlicher Unvollkommenheit grafend dastand. Dann versank die Sonne hinter den für welche er im eignen Hirn und beim Dorfpfarrer ver- überhaupt, vor: unsere geistige Unreife, unsere verächtliche Hügeln; aber ich wußte, daß sie am nächsten Tage wieder geblich Lösung suchte. Das Lesen und Schreiben erschien Indolenz den eigenen, höchsten Interessen gegenüber, unsere aufgehen würde. ihm aber als der erste Schritt zu dieser Lösung. widerliche Männertollheit, unseren vollständigen Mangel Im Alter von etwas mehr als 18 Jahren zwang an Solidaritätsgefühl in eigener Sache u. s. w., u. s. m.; ihn eine schwere Krankheit, die landwirthschaftliche Arbeit mit einem Wort, daß wir unsere schlimmsten Feinde selbst aufzugeben, und um der Mutter nicht zur Last zu fallen, seien! Er urtheilt auch allgemein, ich will nicht sagen wanderte er zu seinem ältesten Bruder, welcher dank dem ethisch, aber ethnographisch; er macht keinen Unterschied Verkaufe der einzigen väterlichen Hinterlassenschaft, eines zwischen der Frau in politisch freien und vorgeschrittenen fleinen Weinbergs, und unglaublichen Opfern, sich zum Ländern, wo alle diese Untugenden, durch freie Gesetze Dorfschullehrer ausgebildet hatte und seit drei Monaten in und bürgerliches Selbstbewußtsein, bereits im völligeu einem abgelegenen Orte eine Stelle bekleidete. Absterben begriffen und, im Gegensaße zu uns Deutschen , Während der drei Wintermonate, welche Benoit hier die Frauen in solidarischer Verbindung, ihr Recht und verleben sollte, eignete er sich die Elementarkenntnisse an ihren Antheil an der Menschheitsfrage siegreich behaupten, und machte so riesige Fortschritte, daß er sich nach einem resp. vertreten und der Frau in politisch unfreien, Jahre weiterer Selbststudien zum Lehrereramen stellte. Er Völkern. Alle diese Fehler und unliebsamen Eigen­Benoit Malon, einem der verdienstvollsten und bis in bestand zwar das Eramen nicht, erhielt jedoch von der schaften, welche der Herr Verfasser uns als Haupthinderniß die letzten Jahre hinein, wo anhaltende Krankheit ihr Veto Prüfungskommission die wärmsten Lobsprüche und die Auf- unserer Gleichwerthigkeit vorhält, als geöffnete Bandora­dagegen einlegte, thätigsten Vorkämpfer des Sozialismus forderung, sich binnen weniger Monate von neuem zu büchse für die menschliche Gesellschaft, sie sind in Wahrheit in Frankreich , ist ein solches Leben beschieden gewesen. stellen, was er nicht that. und Wirklichkeit nur das Resultat und traurige Produkt, Sohn blutarmer, unwissender ländlicher Tagelöhner, Nach einem furzen Aufenthalte in Lyon wanderte er der Zustände, unter welchen wir noch immer gezwungen in seiner Kindheit Gänse- und Kuhhirt, später Ochsenknecht zu Fuß und fast ohne Sou nach Paris , das mächtig sind zu existiren.

Aus dem Leben eines Proletarierführers.

I.

c- n. Es giebt Schicksale und Entwickelungen, welche als lebender Beweis, als Fleisch und Blut gewordene Illustra­tion einer Wahrheit erscheinen; Schicksale und Entwicke­lungen, die nicht blos ein individuelles Leben, sondern in und mit diesem das Loos einer ganzen Gruppe, ja einer ganzen Klasse darstellen.

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und Tagelöhner, ohne jede Schule und Bildung auf- lockend auf seinen Wissensdrang wirkte. Paris , das den Im Weiteren sind die wissenskundigen, ihrer schmäh­wachsend, dabei unaufhörlich von brennender Lernbegierde Wissensdurstigen und Thatenluftigen stärker anlockt und und heißem Drang nach Aufschluß der Welt um ihn und den Mittellosen härter und fälter zurückstößt als irgend lichen Lage sich vollauf bewußten Frauen in Deutschland , in ihm gequält, bis in sein erstes Mannesalter hinein eine andere Stadt, zeigte auch Malon gegenüber seine feineswegs mehr so vereinzelte weiße Raben, wie der alle äußere und innere Noth eines Enterbten bis zur ganze Grausamkeit. Was half ihm hier seine physische Anbetracht aller Verhältnisse, recht bedeutende Anzahl her­Schreiber es hinstellt; das beweisen eine immerhin, in letzten Bitterkeit kennen lernend, arbeitete er sich nach und Kraft, was sein mühsam erworbenes, unvollkommenes

reichsten sozialistischen Schriftsteller Frankreichs .

nach als Autodidakt dank seiner natürlichen Begabung, Wissen, was sein redlicher Wille, Arbeit zu suchen, Arbeit vorragender, thatkräftiger und furchtloser Frauen deutscher einer unermüdlichen Ausdauer und eines wahrhaft heiligen zu leisten? Tausende boten hier das Gleiche feil, ohne Nationalität, deren Lebensaufgabe die Hebung und För­Feuers zu Wissen und Erkenntniß hindurch und ist heute einen Käufer zu finden, und so wanderte auch Malon berung ihres Geschlechtes; das beweisen auch in rühmlichster einer der am vielseitigsten gebildeten und der kenntniß- wochenlang durch die Straßen der glänzenden, gleißenden Weise speziell die Berliner Arbeiterinnen- Vereine, die unter Weltstadt, ohne etwas anderes als hin und wieder eine den denkbar schwierigsten und undankbarsten Verhältnissen Sein Leben und Entwickelungsgang ist ein glänzender kleine Gelegenheitsarbeit als Tagelöhner, Lastträger u. s. w. gleichwohl sich großartig entwickelt und die Flinte keines­wegs in's Korn geworfen; die Agitation gegen die Garn­Beweis, man fühlt sich fast versucht zu sagen ein jubelnder zu finden. Triumpfruf der in der breiten Masse des Volks lagernden Jezt erst empfand er die Noth des Lebens in ihrer zölle ist deß' auch ein Zeugniß; das beweist unsere erfolg­dungsfähigkeit, der es in einem Fall auf tausende und Stück trockenen Brotes nicht aufzutreiben war, die Nächte, Ammenmärchen, der Arbeiterin, die für ihre Existenz ein­urwüchfigen, mächtigen, unverwüstlichen Kraft und Bil- ganzen Schwere; er lernte die Tage kennen, wo auch das reiche Abwehr gegen die Versuche, unter dem heuchlerischen Vorwande des Arbeiterschutes( sic) und sonstiger hinfälliger aber tausende gelungen, allen Hindernissen und Banden wo er nicht wußte, wo er sein Haupt hinlegen sollte. treten muß, das sauere Stück Brod unmöglich zu machen zum Troß, die eine ungerechte Ordnung ihrer Entfaltung Elf Tage lang lebte er mit 14 Sous( noch nicht 60 Pf.), per Gefeß! Denn diese, unsere Abwehr, war eine öffent­und Aeußerung in den Weg legt, sich Bahn zu brechen. und als diese aufgezehrt waren, da war es auch mit liche, bis in den Reichstag hinein getragene und war nicht per Geſetz! Denn diese, unsere Abwehr, war eine öffent­Malon's Geschichte ist in ihrer ersten Hälfte, in ihren seiner Kraft, mit seiner Widerstandsfähigkeit zu Ende. Kämpfen innerer und äußerer Art, ihren Qualen, Ent- Inmitten der volkreichen Hauptstadt fühlte er sich wie vergeblich, wenn auch nur die uneingestandene Wahrheit und Furcht behrungen, Träumen, Hoffnungen und Streben die Ge- in einer Wüste verloren, sein Entschluß, dem Leben ein

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wohin mit diesen Millionen besigloser,

schichte von hunderten und tausenden von Proletariern. Ende zu machen, war gefaßt, und er erwartete nur noch auf die Straße dekretirter Frauen? hierbei die Schlacht Allerdings, wie wenigen von diesen ist es vergönnt, die Nacht, um sich ins Wasser zu stürzen, als ein Zufall entschied und nicht die Gerechtigkeit der Frau gegenüber; zu erreichen, was er erreicht, in der zweiten Hälfte ihres eine andre Wendung herbeiführte. Malon fand an der denn bezüglich der Rechtsfrage uns deutschen Frauen Lebens zu wissen und zu wirken, wie er weiß und wirkt. Barrière du Piôn ein Zehnsousstück und beschloß, vor gegenüber, da finden sich als wahlverwandte Geiſter der Hier stellte sich bald ein Mehr von Schwierigkeiten in den seinem Tode noch einmal das Leben zu genießen, Apfel- Berneinung, am Ausgange des 19. Jahrhunderts, mit Weg, da fehlte wiederum ein Wenig an Kraft oder Be- wein zu kosten." Während er in einem kleinen Restau- wenigen rühmlichen Ausnahmen, die Herren von der gabung, meist kam der bewußte glückliche Zufall nicht zu rant mit Brot, Käse und Apfelwein tafelte, hörte er am Edelsten und Frömmsten im Land der nationalen Herrlichkeit demokratischen Linken( Grohé) bis zu den stockfreundlichen rechter Zeit, der den Ritter die Schöne heimführen läßt. benachbarten Tisch erzählen, daß in der großen Färberei einträchtlich zuſammen!- Man fühlt instinktiv, daß die Wie viele von denen, welche am Wagen des Fortschritts von Buteaux bei Paris Arbeiter eingestellt würden. Der Zeit der Privilegien zu Ende, und darum hütet man mit zu ziehen geträumt, wurden nicht von dessen Rädern zer- Versuch gilt, der Tod bleibt ja noch stets gewiß. malmt! Aber der glückliche Ausgang, der nur in den Malon fragt in Puteaur nach und wird als Arbeiter Argusaugen den Eckstein dieser bürgerlichen Ungleichheit: die seltensten Fällen von dem Einzelnen gilt, der gilt von der eingestellt. gefeßliche Entmündigung und Inferiorität der Frau, zu ganzen Klasse der Enterbten, welche durch alle Hindernisse Und nun fing ein heißes, energisches Ringen um Gunsten des absoluten und privilegirten Mannes im hindurch unwiderruflich ihren Siegesmarsch aus Nacht zum Wissen, mehr Wissen an. Der Tag gehörte in schwerer Staate; damit es ihm um so besser ergehe unter dem Malon's Odysee durch die Wüsten und Stürme des für das Studium dahin. In einer armseligen Mansarde, hälfte! Arbeit dem Broterwerb, die Nacht ging zum größten Theil beschränkten Unterthanenverstande der weiblichen Volkes­Lebens zur geistig freien Entfaltung ist das treue Bild der die nur 6 Fuß im Geviert hatte, beim Schein einer in Artikels weiter zu bemerken: Das Eintreten der männlichen Sodann gestatte mir der Verfasser des angeführten Geschichte des Proletariats als Klasse. Aus materieller einen Flaschenhals gesteckten Kerze verschlang der Färber- Arbeiter für die Frauensache ist zwar höchst erfreulich und und geistiger Knechtschaft ringt auch fie fich empor zu freier gehülfe Buch auf Buch, oder reimte auch gelegentlich, um wird von allen erfahrenen Frauen mit dankbarer Würdi­Entwickelung und wird zum Christophorus", der den Geist mit seinen Poesien die Kameraden in der Werkstatt zu er­der neuen Zeit auf seinen breiten und starken Schultern freuen. gung abgeschäßt, nur erlaube man uns Mitbetheiligten die Bemerkung, daß es ein großer Jrrthum, die Sache so trägt. hinzustellen, als habe erst dieses Eintreten der männlichen Arbeiter, die Berufsarbeiterin auf sich selbst besinnen laffen; als hätte erst der Arbeiter die Frauen zur Selbst= hilfe aufgerufen!

Licht verfolgt.

Ein Blick auf Gestalten wie Malon, ein Blick über­haupt auf das im Proletariat gährende und webende geistige und geschichtliche Leben ist das beste Schutzmittel gegen den düsteren Verzweiflungspessimismus, welcher sich so leicht der Gemüther angesichts der Thatsache bemächtigt,

*) Sprich: Bönoa malong.

Bur Arbeiterinnen- und Frauenfrage. Eine offene Antwort aus Frauenkreisen. ( Eingesandt.)

So erfreulich und dankenswerth einerseits das Ein- Nein, dem ist nicht so! Und in einer so hochernsten treten der männlichen Arbeiterwelt für die gefeßlich und folgenreichen Sache, wie die Organisation der Frauen zur traditionell entmündigte Frau auch aufzunehmen ist, so gefeßlichen Aufbefferung ihres Looses aus unwürdigen