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Dr. Echr oeder einzuleiten, da die Gesellschaft durch die Ver- keimlichung der ihm über seinen Bruder zugegangenen Mit- theilungen nach allen Richtungen, auch materiell ge- schädigt worden ist. Die Abtheilung Berlin   der Deutschen  Kolonial- Gesellschaft, unterzeichnetDer Vorstand v. Poser und Groß-Nädlitz, Generalmajor z. D., Vorsitzender, Georg Eschmann, Schriftführer", besitzt die Stirn, an Herrn Dr. Peters folgendes Schreiben, dem lulturgeschichtliche Be- deutung nicht abgesprochen werden kann, abzusenden: Sehr geehrter Herr Dr. Peters! Der uns in Ihrem geehrten Schreiben vom IS. d. M. mit- getheilte Entschluß, den Vorsitz in unserer Abtheilung endgiltig niederzulegen und aus dem Vorstande desselben auszulreten, hat uns mit tiefstem Bedauern erfüllt. Bei Ihrem Scheiden aus unserer Milte gestatten Sie uns, Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Peters, unseren herzlichste» und wärmste» Dank auszusprechen, nicht nur für alles das, was Sie für unseren engeren Abtheilungs- und Gesellschafts- kreis gcthan haben, sondern auch für die großen Dienste, welche Sie durch Wort und Schrift im Jnlande und im Auslande und nicht zum wenigsten durch Einsetzen Ihrer ganzen Per- s ö n l i ch k e i t, aller Gefahren und Schwierigkeilen nn- geachtet, trotz der gehässigsten Angriffe von allen Seiten, dem Vaterlande und dem Deutschthum aus deraanzen Welt geleistet haben. Lassen Sie uns Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Peters, die frohe Hoffnung ausdrücken. Sie recht bald wieder in alter Frische und Unermüdlichkeit für die B e t h ä t i g u n g deutschnationaler Bestrebungen wirken und kämpfen zu sehen. Unbekümmert um die gegen Sie geschleuderten Anklagen und Verdächtigungen, werden wir auch ferner unbeirrt und ohne Zweifel fest zu Ihnen stehen, wo es auch immer unseres Vaterlandes und Volkes Ehre und Ruhm gilt. In diesem Sinne senden wir Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Peters, unsere besten Grüße und Wünsche." Schweiz  . Zürich  , 5. Oktober.  (Eig. Ber.) Der gestrige Abstimmungs- tag hat de» Freunden des Eisenbahn-Rechnungs- ge setz es, welche nach den von allen Seiten gekommenen Nach- richten über die Stimmung des Volkes die Annahme des Gesetzes erwarteten, recht gegeben. Noch fehlen aus einer kleinen Anzahl bernischer und graubündnerischer Gemeinden die Resultate, die indeß am Gesammtergebniß nichts ändern, wonach das Gesetz mit rund 220 000 gegen 170 000, also mit einer Mehrheit von 50 000 Stimmen angenommen ist. Von de» 2S Kantonen haben 13 eine annehmende Mehrheit geliefert, jedoch bei Gesetzen kommen die Standesstimmen nicht in betracht, sondern nur die Mehrheit der abgegebenen� Urnenstimmen. Von den katholischen Kantonen der Jnnerschweiz hat einzig Luzern   das Gesetz angenommen, was wohl ausschließlich der Wirksamkeit des aus diesem Kanton stammenden Bundesrathes Zemp zuzuschreiben ist. Alle übrigen katholischen wie auch welschen Kantone haben es verworfen. Mit der Annahme des Rechnungsgesetzes darf man auch die Frage der Eisenbahn-Verstaatlichung als entschieden ansehen und auf ein günstiges Ergebniß der wohl anfangs 1887 erfolgenden Volksabstimmung über das Bundes- Bankgesetz schließen. Mit einer erdrückende» Mehrheit von 303171 gegen 73 346 Stimmen wurde das Disziplinar-Strafgesetz verworfen, daß in keinem Kanton die Mehrheit erhielt. Auf «in Jahrzehnt hinaus wird kein wie immer geartetes militärisches Gesetz mehr vom Volke angenommen werden. Das Vieh- Handels-Gesetz wurde von 11 Kantonen angenommen und hat mit seinen 172 864 Ja gegen 200 773 Nein eine schöne Stimmenzahl erhalten. Frankreich  . Der sozialistische Bürgermeister von D i j 0 n hat der Presse einen Brief an den Minister des Innern in Abschrift zur Veröffentlichung übergeben, der die Anrede: Citoyen ministxe!"(Bürger Minister) enthält und worin der- selb« erklärt, daß ihm seine Prinzipien die Annahme der Ein- ladung zur Grundsteinlegung der Weltausstellungsbrücke ver- bieten. Die Stadt Dijon   wird daher bei den Russenfesten in Paris   nicht vertreten sein. Spanien  . Aus Kuba   sind Hiobsposten eingetroffen. Seit Ende September bis in die ersten Tage des Oktober hat eine Reihe von Gefechten stattgefunden, in denen die Spanier den Kürzeren gezogen und schwere Verluste erlitten haben. Man spricht von 1000 Mann todt, was jedoch wohl übertrieben ist. Wie es scheint, haben die beiden Rebellenarmeen ihre Vereinigung be- weristelligt, die zu verhindern seit Monaten das Hauptziel des spanischen   Generalissimus war. Jedenfalls wird die Demorali- sation und Auslösung der spanischen   Truppen durch diese Nieder- läge noch wesentlich beschleunigt. Ostafien. Peking  , 4. Oktober. Der Weiterbau der sibirischen Eisenbahn durch die Nord-Mandschurei ist von China  , mit der Bedingung des Vorkaufsrechts nach 30 Jahren, bewilligt worden. Die Erlaubniß zum Bau einer Zweigbahn durch die Süd-Mandschurei ist verweigert worden. VerhenNtzaftsbevrcszk eines deutschen   Reichstags- Abgeordneten. AnS Kehl   i. B. wird uns unterm 4. Oktober geschrieben: Die Strastburger Parteigenossen hatten bei dem Bezirksamt Kehl  eine Volksversammlung angemeldet, die in Neuniühl in der GartenwirthschaftZur Sonne" unter freiem Himmel abgehalten werden sollte. Genosse Bebel sollte dort seinen Wählern den Bericht über seine Thätigkeit im Reichstage geben. Bekanntlich steht den Straßburger   Sozialdemokraten kein Lokal zur Ver- sügung. Das Bezirksanit Kehl  , das zum Musterstaat Baden ge- hört, hat jetzt die Versammlung verboten. Das Verbot wurde wie folgt begründet: Großherzogl. badisches Bezirksamt Kehl  . Den 2. Oktober 1896. Die Abhaltung einer sozialdemokratischen Volksversammlung unter freiem Himmel betreffend: Dem H. St. W. in Dorf Kehl   wird auf die Anzeige vom 1. d. M., laut welcher am Sonntag, den 4. d. M., nachmittags 8 Uhr zu Neumühl eine öffentliche Volksversammlung unter freiem Himmel stattfinden soll, eröffnet: Es ist zu erwarten, daß die für Sonntag, 4. Oktober d. I. zu Neumühl von der sozialdemokratischen Partei in Straßburg  und Umgebung geplante und angezeigte Volksversammlung von Tausenden vornehmlich aus Straßburg   besucht werden wird. Angesichts einer derart unabsehbaren Ausdehnung der Volks- Versammlung unter freiem Himmel ist die Bezirks- Polizeibehörde nicht in der Lage, Störungen der öffentlichen Ordnung, wie sie bei einem solch unbegrenzten Zu- fammenflusse von Menschenmassen in einer politischen Parteiversammlung zu besorge» sind� wirksam vorzu- beugen, und damit die Ausrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit, ans welche die Allgemeinheit unbedingt Anspruch hat, zu gewährleisten, und Vollzug des Vereinsgesetzes gegebenfalls zu erzwingen. In Erwägung dieser Sachlage und aus grund der §§11 und 4 des badischen Gesetzes vom 21. November 1867, das Vereins« und Versammlungsrecht betr., wird die angekündigte Volksversammlung hiermit zum voraus verboten. Einem etwaigen Rekurse gegen diese Entschließung wird gemäß tz 38 der Verfahrens- Ordnung in Verwaltungssachen die aufschiebende Wirkung versagt. T e u b n e r." Da das Bezirksamt Kehl   zuerst die Anmeldung der Ver- sammlung bestätigte, so wurden von uns Inserate in die Blätter gegeben. DasKehler Wochenblatt" erscheint Sonnabends nicht, das Bezirksamt ließ deshalb durch Extrablatt folgendes in Kehl   und in den umliegenden Ortschaften verbreiten: Bekanntmachung. Die Abhaltung einer sozialdemokratischen Volksversammlung unter freiem Himmel in Neumühl betr. Nr. 19 191. Die öffentliche Volksversammlung unter freiem Himmel am Sonntag, 4. d. Mts. in Neumühl, welche von der sozialdemokratischen Partei angekündigt ist, haben wir auf grund der§§ 11 und 4 des badischen Gesetzes vom 21. November 1867 Das Vereins- und Versammlungsrecht betreffend" verboten. Kehl  , den 2. Oktober 1896. Großherzogl. Bezirksamt. Teubner." Die Sozialdemokraten sind jedoch nicht'so leicht unterzu» kriegen. Die Straßburger   Genoffen machten in den Lokalblättern bekannt, daß an stelle der Volksversammlung ein großes Volksfest stattfinde, bei dem Genosse Bebel eine Festrede halte. Darauf erließ das Bezirksamt wieder folgende Verfügung: Großherzogl. badisches Bezirksamt Kehl  . Die Abhaltung einer sozialdemokratischen Volksversammlung unter freiem Himmel in Neumühl betr. Es wird uns mitgetheilt, daß die sozialdemokratische Partei beabsichtige trotz des ausgesprochenen Versammlungsverbots am Sonntag, den 4. d. M., nachmittags im Garten der Wirth- schaftZur Sonne" in Neumühl ein Volksfest zu veranstalte». Wir mache» darauf aufmerksam, daß wir jede Ansammlung im Garten derSonne" oder sonst wo in Neumühl als dem er« gangenen Verbote zuwiderlaufend ansehen und derselben ge« gebenenfalls auf grund des Vereinsgesetzes entgegentreten werden. Teubner." Gleichzeitig erhielt der WirthZur Sonne" in Neumühl durch den Bürgermeister folgende Eröffnung: Laut Befehl vom Be- zirksamt dürfe sich keine Anzahl von Leuten in seinem Lokal wie im Garten zusammenrotten. Dem Vertrauensmann von Straßburg  , Genossen Bühle  , wurde durch einen Wachtmeister folgendes mitgetheilt: Die Polizeidirektion läßt Ihnen im Austrage des Bezirksamts Kehl  mittheilen, daß das angezeigte Volksfest nicht abgehalten werden darf. Es wird als eine Umgehung des Vcrsammlungsverbots betrachtet, das Bezirksamt wird nöthigenfalls einschreiten. Von uns möchte dafür Sorge getragen werden, daß nicht so viel Personen von Straß- bürg herüberkommen. Die Straßburger Polizei konnte trotzdem nicht verhindern, daß hunderte von Straßburger Genossen bei herrlichstem Oktober- weiter nach Neumühl wanderten. Auch hatten sich ungefähr 20 Gendarmen sowie eine Menge Geheimschutzleute und ein Ver- treter des Bezirksamts eingesunden. Auch eine Anzahl Sol- daten waren vertreten. Um>/-4 Uhr hatten sich schon nahezu 1000 Personen eingefunden, und immer noch sah man die Land- straße ganz bevölkert. Da nahte jedoch das Verhängniß. Der Vertreter des Bezirksamts und die Gendarmen bildeten einen t albkreis um den Tisch, wo Genosse Bebel und sonst bekannte ozialdemokraten saßen. Der Vertreter des Bezirksamts fragte Genossen Böhle, od ihm Herr Wnrtz ans Kehl  , der Ein- berufer der Versammlung, mitgetheilt hätte, daß das Volks- fest auch nicht stattfinden dürfe, da es als eine Umgehung des Versammlungsverbots angesehen werde. Die Zusammenkunft hätte jetzt den Charakter eines Volks- festes angenommen; er sehe sich veranlaßt, dagegen einzuschreiten und müsse den Platz säubern lassen; ob Böhle die Leute auffordern wolle, auseinander zu gehen. Böhle er- widerte. das Verbot des Festes wurde ihm mitgetheilt, wie Sie sehen, halten wir lein Fest ab, auch wird nichts öffentlich gesprochen. Ich bestreite ganz entschieden. daß diese Zusammenkunst den Charakter eines Festes trägt, wir sind Spaziergänger und trinken ganz gemüth« lich hier Bier, ich habe keine Veranlassung, die Leute aus- zuforhern, auseinander zu gehen. Sie können lhun, was Ihnen beliebt. Der Gendarmerie- Wachtmeister ließ sich hierauf mit mächtiger Stimme wie folgt vernehmen:Leute, ich fordere Sie auf, ruhig de» Platz zu verlassen, bei Anwendung von Waffengewalt. Ich verweise Sie aus die Strafe wegen Aufruhrs und Widerstands gegen h'e Staatsgewalt." Als. zum dritten Mal die Aufforderung erging, verließen die Leute so ruhig, wie sie kamen, den Platz und pilgerten wieder nach Kehl   zurück in eine» Biersalon. Der Arbeiter- GesangvereinHoffnung" aus Straßburg   sang einige in Straß- bürg verbotene Lieder, bis die Dunkelheit hereinbrach. Auch da wollte der Vertreter des Bezirks einschreiten; er telegraphirte jedoch, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfuhren, nach Karls- ruhe, von dort kam die Weisung auf demselben Wege zurück, man möge den Gesang ruhig dulden, sollte jedoch öffentlich ge­sprochen werden, so sollte erngefchritten werden. Bei dem ganzen Vorgang war die Menschenmenge in heiterster Stinimung, auch nicht das geringste kam vor. Als ReichStags-Kandidat für den 2. badischen Wahlkreis Villingen   wurve von einer Parteikonferenz zu Donau  - eschingen der Genosse Kräuter aus Freiburg   aufgestellt. Die Sozialdemokratie in der Orts-Krankenkasse. Unter diesem Titel veröffentlicht der Antisemit G l ö ß in D r e s d e n in derDeutschen Wacht" einen Artikel, worin er mittheilt, daß er sein Amt im Vorstande der dortigen Orts-Krankenkasse nieder- gelegt. Als Grund dafür führt er eine Reihe von Vorgängen in der Kassenvcrwaltung an, wonach die die Mehrheit bildenden Vertreter der Versicherten die Kafsenverwaltung angeblich theils ungesetzlich, theils unehrenhaft, theils im persönlichen Interesse und theils im Interesse einiger ihrer Parteigenossen führen. Er verlangt deshalb, daß die Arbeiter von derdirekten" Beitrags- zahlung zu de» Kassen und von den Verwaltungsämtern aus- geschlossen werden, da sie nach seiner Meinung dazu in keiner Weise ausreichend befähigt sind. DieSächs. Arb.-Zlg." entgegnet darauf: Sollte Herr Glöß nicht in der Lage sein, seine Behauptungen zu erweisen, so wird ihm wohl der Strafrichter die geeignete Quittung ausstelle». Angenommen, aber nicht zugegeben, die Behauptungen über die Verwallung der hiesigen Orts-Krankenkasse wären wahr, so würden sie doch nur beweisen, daß einige Arbeiter sich zur Verwaltung öffentlicher Aemter unfähig erwiesen haben, denn wäre die Schlußfolgerung des Herrn Glöß richtig, dann müßte man mit demselben Rechte auch folgern können, daß die Unternehmer dazu unfähig sind: denn daß täglich eine Anzahl Fälle zu melden find, wo Unternehmer und über- Haupt Angehörige der bürgerlichen Klasse ein von ihnen ver- walletes Amt für persönliche Interessen mißbrauchen, das wird Herr Glöß hoffentlich nicht bestreiten wollen. AnS Mainz   wird uns über den Ausfall dcr Landtags-Wahl geschrieben: So haben wir also gesieg:, glänzend gesiegt. Seit der letzten Landtags-Wahl hat die Zahl unserer Wähler in der Stadt sich um 400 vermehrt. Nie sind bei früheren Landtags- wählen solaie Stimmenzahlen vorgekommen. Der Sieg ist uns freilich nicht vom Himmel gefallen. Er hat Arbeit gekostet, und nie ist vor einer Landtags-Wahl so gearbeitet worden wie diesmal. Jeder sagte sich: jetzt wird auch die Reichstags-Wahl entschieden, die in elwa vier Wochen sein wird. Die O r g a n i- sation ist in der Stadt und in den ländlichen Orten auss sorgfältigste eingerichtet worden; die Vertheilung der Flugblätter und Stimmzettel vollzog sich glatt, überhaupt klappte alles. Am letzten Tage vor der Wahl, am Sonntag, hatten wir noch eine Riesenversammlung in der Stadthalle, in der die beiden Kandi- daten Haas und Dr. David, und nach ihnen Liebknecht unter stürmischer Begeisterung sprachen; mittags war eine Konferenz des Landkreises, der auch Liebknecht   beiwohnte, und in der alles für den Wahltag festgesetzt wurde. Und nachmittags war eine Wäblerversammlung in Gonsenheim  , in der David und Liebknecht als Redner auftraten. So groß die Freude über den Sieg ist, wirruhen auf unseren Lorbeeren" doch nicht aus Lorbeeren sind das ge- fährlichste Schlummerkissen. Die Reichstagswahl muß uns einen so durchschlagenden Sieg bringen, daß die Kraft der Gegner auf immer gebrochen ist, und wir unsere Hauptkrast der Eroberung neuer Wahlkreise zuwenden können. Die Nürnberger Parteigenossen beschlossen, sich an der Gemeinderaths-Wahl mit einer durchaus selbständigen Liste zu betheiligen. Aus Mülhausen   i. E. berichtete der ultramontaneFrei- burger Bote" unterm 1. Oktober:Der ehemalige sozialdemo« kralische Reichstags-Kandidat D a p p l e r, den die hiesigen Ge- nosscn im Jahre 1393 zum Präsidenten der Orts-Krankenkasse ernannt halten, hat das Vertrauen seiner Wähler schändlich mißbraucht. Wegen Betrugs und Urkundensälschung wurde er gestern zu 7 Monaten Gefängniß verurtheilt. Ein netter Genosse, was? Und solch einen Volksbeglücker schlagen die Obergenossen zum Reichstags-Abgeordneten vor?" Zu dieser Notiz bemerkt der Offenburger  Volksfreund": Aus dem letzten Satz spricht eine der berühmten Eseleien, deren nur nichtsdenkende Schreiberseele» fähig sind. Jedenfalls wußten die Mülhauser Arbeiter, als sie für den Mann im Jahre 1393 stimmte», noch nicht, daß er im Jahre 1896 in die Kasse greifen wird. Ebenso eselhaft dumm wäre es, wen» ein nichtultramon- tanes Blatt an die Nachricht von der Nothzucht, die neulich ein katholischer Pfaffe an einer Schülerin verübte, die Bemerkung geknüpft hätte: Und«in solches Schwein hat der Bischof zum Priester geweiht! Aus der Schweiz  . Genosse Wullschleger, Redakteur des BaslerVorwärts", ist zum Sekretär deS Grütli- Vereins gewählt worden. Auch auf der Insel Bornholm   entfalte» unsere dänischen Parteigenossen eine rege Thätigkeit. Kürzlich wurde dort eines der in Dänemark   beliebten Agitationsfeste abgehalten, dem die stattliche Zahl von etwa 600 Personen beiwohnte. Die Agitationsreden unserer Genossen fanden großen Beifall. Der vierte Jahreökongreß derFöderation der sozialistischen Ge», einderäthe Frankreich  ? und der Kolonien" ,vird in C 0>» m e n t r y tagen und am 1. November eröffnet werden. Die Föderation umfaßt alle Richtunge» des französischen   Sozialismus ohne Ausnahme. Mit der Organisation des Kongresses ist der sozialistisch« Gemeinde- rath von Commentry   gemeinschaftlich mit dem Sekretariat der Föderation betraut. Todtenliste der Partei. In Königsberg   i. Pr. ist die frühere Vertrauensperson unserer dortigen Anhängerinnen, Frau Agnes Schilling, aus dem Leben geschieden. Die Königsberger Volkstribüne" widmet der Entschlafenen einen ehrenden Nachruf,. worin es heißt: Sie brachte vor einigen Jahren die proletarische Frauenbewegung in Königsberg in Fluß und leitete sie mit außerordentlichem Geschick längere Zeit. Wer ihre wirthschaftlichen Verhältnisse kannte, wer da weiß, in welch fürsorglicher, musterhafter Weise sie ihre Kinder erzog, wie sie ihre Wirthschaft zusammenhielt und außerdem noch ihrem Manne am Arbeitstische, in der Schneiderei überaus lhätig zur Seite stand, der kann erst wahrhaft ermessen, welch ein feuriger Enthusiasmus für die sozialistische Idee diese edle Frauenseele durchlohte und ihr die Kraft verlieh, mit der ihr eigenen Opfer- freudigkeit in der ersten Reihe des kämpfenden Proletariats thätig zu fein. Polizeiliches, Gerichtliches re. Ein interessanter Prozeß fand dieser Tage vor dem Reichsgericht seine Erledigung. Der verantwortliche Redakteur derThüringer Tribüne". Genosse Wiertelaz i» Erfurt  , ivar am 28. Januar wegen Be- leidigung z» 100 M. Geldstrafe verurtheilt worden. Er zahlte nicht und ließ sich erfolglos auspfänden. Um nun nicht die als Ersatz ausgeworfene Gefängnißstrafe verbüßen zu müssen, bat er den Geschäftsführer derThüringer Tribüne", Genossen Stegmann, jene Summe aus der Geschäftskasse zu entnehmen und für ihn auszulegen. Sleamann, der hierzu befugt ivar, ließ die Strafsumme dem Gerichte überbringen. Hierdurch sollte er sich»ach der Ansicht der Staatsanwaltschaft ver B e g ü n st i g» a schuldig gemacht haben, da er den verurtheilten Redakteur der Bestrasung entzogen habe. Das Erfurter   Landgericht sprach am 28. Juni Steg« mann von dieserzAnklage frei, da die Bezahlung der Strafe aus der Geschäftskasse auch für Wiertelaz einen materiellen Nachtheil gehabt habe(er ist am Reingewinn des Geschäfts betheiligt) und Stegmann weder die Absicht noch das Bewußlsein gehabt habe, Wiertelaz der Bestrafung zu entziehen. Die von der Staats- anwaltschaft gegen dieses Urtheil eingelegte Revision wurde von der Ober- Reichsanwaltschaft nicht vertreten und vom 3. Strafsenate des Reichsgerichts heute als unbegründet ver« w 0 r f e n. Genosse Steiner ans Oesterreich  , der seinerzeit aus Betreiben deS Norddeutschen Lloyd   durch die Bremer   Polizei ans Bremerhaven   ausgewiesen wurde, weil er sich der Seeleute und insbesondere der Feuerleule auf den Seedampfern an- genommen hatte, hat nunmehr auch in Antwerpen   einen Aus- weisungsbefehl erhalte», auf grund dessen er binnen acht Tagen das belgische Staatsgebiet zu verlassen hat. Er wird nach Amerika  übersiedeln. Genosse Neukirch, verantwortlicher Redakteur der BreslauerVolkswacht", wird heute Mittwoch die Strafanstalt in Wohlan verlassen, wo er zirka 7 Monate zugebracht hat. Er ist dort in Sträslingskleidung gesteckt und mit dem Flechten von Rohrstuhlsitzen beschäftigt worden. Mit einer Haussuchung»ach Manuskripten, die den Boykott der Böllberger Mühle betreffen, machten sich in H a l l e a. S. in der Redaktion und Druckerei desVolksdlatt" sowie in der Wohnung des Redakteurs Thiele zirka ein Dutzend Kriminalbeamte vergebliche Mühe. Die Suche war ganz und gar ohne Erfolg. Der Stadtrath in Waldheim   i. S. ist mit seinem Verbot der Lassalle«Feier von der Leipziger Kreis- hauptmannschaft desavouirt worden. Diese Oberbehörde hat das Verbot mit der Begründung als nicht gerechtfertigt erklärt, daß die Veranstaltung einer Feier seitens der sozialdemokratischen Partei nicht blos»»> der von letzterer verfolgten Ziele willen zu beanstanden, im vorliegenden Falle aber ein ausreichender Anlaß zu der Annahme, daß die fragliche Feier gerade eine der in§ 3 des angezogenen Gesetzes näher bezeichneten Handlungen bezweckt habe, nicht gegeben ist. Die Leser werden sich noch erinnern, daß der Sladtrath in Waldheim   durch Herr» Dr. Hübschmann einwissenschaftlich" begründetes Verbot der Lasfalleseier erließ, worin Herr Dr. Hübschmann mit seiner Kenntniß der Schriften Lassalles und der Ziele der Sozial- demokratie brilliirte, und lediglich darauf die Annahme ausbaute. daß das geplante Fest gegen die Gesetze und guten Sitten ver- stoßen werde. Genosse Stücklen, der Redakteur derOberfränkischen Volkszeitung" in Hof, hat am 3. Oktober das Gefängniß in Am- berg nach mehr als achtmonatiger Gefangenschaft verlassen. Sei» Verbreche» bestand darin, daß er in dem von ihm geleiteten