Berliner

Volks- Tribüne.

Social- Politisches Wochenblatt.

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Einzelne Nummer 15 fg.

Die Berliner Bolts- Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh.- Abonnements- Preis für Berlin monatlich 50 Pfg. pränumerando( frei ins Haus). Durch jede Post- Anstalt des Deutschen Reiches zu beziehen.( Preis vierteljährlich 1 mr. 50 Pfg.; eingetragen unter Nr. 893 der Zeitungspreisliste für das Jahr 1890.)

Redaktion und Expedition:

8.0.( 26). Oranien- Straße 23.

3.

Zur Reichstagswahl.

Reichstagswahlen.

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Inserate werden die 4 spaltige Petit- Zeile oder deren Naum mit 20 Pfg. berechnet.- Vereins- Anzeigen: 15 Pfg.

Arbeitsmarkt: 10 Bfg. Inseraten- Annahme in der Expedition: Oranien- Straße 23.

Zur Statistik der Johannes Wedde.

Die Chemnitzer Landtagswahl.- Die Börsen­Spekulation 1889.- Eine bürgerliche Stimme über Verkürzung der Arbeitszeit. Die gelbe Gefahr. Boykottprozesse in Amerika .

Agrarier in Frankreich .

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Reichstag .

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Novelle von Joh. Schlaf. III. Eine Arbeiterinnenversammlung im Berliner Roman. Der Beste der Tudors. John Burns.- Die Influenza und die Wiener Krankenkassen.

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An unsere Leser!

Der bevorstehenden Wahlen wegen erfesten wir heute den Beilage über die Hauptbestimmungen bei den deutschen Reichstagswahlen- ( eine Wiedergabe des Anhanges zu Heft 10 der Berliner Arbeiter­bibliothek" die' angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf diese Broschüre).

separaten Parlamentsbericht durch eine

Wir bitten um weiteste Verbreitung dieser Beilage, sowie auch um recht rege Agitation für unser Blatt während der Wahl­

periode.

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Sonnabend, den 18. Januar 1890.

für den 2. Wahlkreis in der Turnhalle der 27./44. Gemeindeschule, Wilhelmstraße 117;

für den 3. Wahlkreis in der Turnhalle der 62. Ge­meindeschule, Schmidtstraße 38;

für den 4. Wahlkreis in der Turnhalle der 18. Ge= meindeschule, Krautstraße 43;

für den 5. Wahlkreis in der Turnhalle des Sophien­gymnasiums, Gormannstraße 4;

für den 6. Wahlkreis in der Turnhalle der 67. Ge meindeschule, Ackerstraße 28 a.

Ueber die Prüfung der Wahllisten vergleiche man auch den obigen Aufruf des Fraktionskomitees, sowie Seite 3 der heutigen Beilage.

Zur Statistik der Reichstagswahlen.

Ausgabe für Spediteure: Voltsblatt" Zimmer- Straße 44.

IV. Jahrgang.

25. Stollberg Schneeberg( 1867, 1874, 1877, 1878, 1884).

26. 3ichopau- Gelenau ( 1878).

27. Kirchberg- Auerbach ( 1877, 1884). 28. Dieburg - Offenbach ( 1881, 1884). 29. Mainz ( 1881).

30. Braunschweig ( 1884).

31. Gotha ( 1884).

32. Reuß ä. 2.( 1877, 1881, 1884). 33. Neuß i. 2.( 1884).

34.* Hamburg I( 1881, 1884, 1887).

35.* Hamburg II( 1878, 1881, 1884, 1887).

Von diesen 35 Wahlkreisen befißt die Sozialdemokratie gegenwärtig 11; es waren außer diesen 11 also noch weitere 24 Wahlkreise bereits in ihren Händen, die ihr wieder verloren gegangen sind, darunter namentlich Seit dem Beginne der Reichstagswahlen hat nicht sämmtliche, die sie im Königreich Sachsen, der Stammburg nur eine beständige Zunahme der im deutschen Reiche der deutschen Sozialdemokratie, schon erobert hatte. abgegebenen sozialistischen Stimmen stattgefunden, sondern auch eine beständige Zunahme in der Zahl der Wahl- fie in Sachsen bereits besaß, beläuft sich auf 10( Num­Die Gesammtzahl der verschiedenen Wahlkreise, die fie in Sachsen bereits besaß, beläuft sich auf 10( Num­kreise, in denen überhaupt bei den Reichstagswahlen eine mer 18 bis 27 der vorstehend gegebenen Uebersicht), daß Abgabe sozialistischer Stimmen zu verzeichnen war.

Ausgenommen sind nur die Jahre 1878 und 1881. Das Jahr 1878, weil Bismarck die Furcht vor dem rothen Gespenst seinen schutzöllnerischen Zwecken dienstbar zu machen verstand, und das Jahr 1881, weil in folge der rigorosen Handhabung des Sozialistengefeßes ein schwacher Rüdschlag eingetreten war. Doch ist die Abnahme in der Zahl der sozialistisch stimmenden Wahlkreise verhältniß­

Das Zentral- Wahlkomitee der sozialistischen mäßig geringer als die der gesammten sozialiſtiſchen

erläßt folgenden Aufruf:

Partei

Stimmen.

24 99 163 198 190 186 224 257

Das beständige Anwachsen der vom Sozialismus Parteigenossen! Wie Euch allen bekannt, ist der ,, angefressenen" Wahlkreise ist aus der folgenden Tabelle 20. Februar als Wahltag für die allgemeinen ersichtlich. Solche Wahlkreise, welche bei Nachwahlen im Reichstagswahlen angefeßt. Nach§ 8 des Wahlgefeßes Laufe einer Legislaturperiode für einen sozialdemokratischen für den Reichstag sind spätestens vier Wochen vor dem Kandidaten stimmten, nicht dagegen bei den vorangehenden zur Wahl bestimmten Tage die Wählerlisten zu Jeder allgemeinen Wahlen, sind gleichfalls eingerechnet. manns Einsicht auszulegen, und zwar für die Dauer von Wahl im Jahre: 1867 1871 1874 1877 1878 1881 1884 1887 acht Tagen. Da bei der Eile, womit dieses Mal wieder die Sozialistisch stim­mende Wahlkreise Wahllisten hergestellt werden müssen, sie voraussichtlich Prozentsaz d. ge= sehr lückenhaft sein werden, und unter dieser Lückenhaftig sammten Wahlft. 6,5 24,94 41,06 49,87 47,86 46,85 56,42 64,74 teit erfahrungsgemäß am meisten die Wähler aus den Arbeiterkreisen leiden, so ist die Organisation der Die Gesammtzahl der Kreise, in denen überhaupt je= Maffendurchsicht der Wahllisten Eure nächste und mals sozialistische Stimmen abgegeben worden sind, beträgt bringendste Aufgabe. Wir empfehlen also, daß überall 288 oder 72,54 pCt. der sämmtlichen Wahlkreise. Dem­diese Organisation der Massendurchsicht der Wählerlisten nach giebt es 31 Wahlkreise, in denen früher bereits so­in der Art vorgenommen wird, daß in jeder Werkstatt, zialistische Stimmen zu erreichen waren, nicht dagegen bei in jeder Fabrik je nach Bedarf Vertrauensmänner den Hauptwahlen im Jahre 1887. Bei den bisherigen Reichstagswahlen( einschließlich ernannt werden, welche alphabetisch geordnete Verzeichnisse der Wahlen zum Norddeutschen Reichstage) find im Gan­der Wähler( Vor- und Zunamen und Wohnung) anfertigen en in 35 verschiedenen Wahlkreisen sozialdemo: und an der Hand dieser Verzeichnisse die offiziellen Wahl- tratische Kandidaten zum Siege gelangt. Es sind listen durchsehen. Weiter empfehlen wir, daß die Wahlkomitees sich dies die folgenden: 1) überall an die Ortsbehörden wenden und diese ersuchen, die Wahllisten auch während eines vollen Sonntags auszulegen.

Die gewissenhafte und allseitige Befolgung dieser un­serer Vorschläge kann uns leicht hier und da einen Wahl­fieg sichern. Also frischauf an's Werk!

Sämmtliche Wahlkomitees werden ersucht, die Adreffen ihrer Vorsißenden an Bebel, Dresden - Plauen, gelangen zu lassen.

Berlin , den 11. Januar 1890.

Die Auslegung der Wahllisten beginnt nächsten Donnerstag, den 23. d. Monats, and dauert nur acht Tage. Da der Andrang in den letzten Tagen regelmäßig besonders start ist, so erfülle man sofort seine Pflicht.

Einsprachen müssen ebenfalls sofort erhoben

werden.

In Berlin liegen die Listen aus:

für ganz Berlin : im Wahlbureau, Königstraße 7, Hof

3 Treppen,

ferner zur Erleichterung der Wähler:

für den 1. Wahlkreis in der Turnhalle des Friedrich­Werder'schen Gymnasiums, Dorotheenstr. 13/14;

1.* Berlin IV( 1877, 1878, 1884, 1887).

2.* Berlin VI( 1877, 1884, 1887). 3. Breslau- Ost( 1878, 1881, 1884). 4.* Breslau - 28 est( 1881, 1884, 1887).

5. Reichenbach- Neurode( 1877). 6. Magdeburg ( 1884).

7.* Altona ( 1874, 1877, 1884, 1887).

8. Segeberg - Plön ( 1874).

9.* Hannover ( 1884, 1887).

10.* Frankfurt a. M.( 1884, 1887).

11. Hanau - Gelnhausen ( 1881).

12. Lennep - Mettmann ( 1867).

=

13.* Elberfeld Barmen( 1867, 1874, 1878, 1884, 1887).

14.* Solingen ( 1877, 1881, 1884, 1887).

15. Duisburg ( 1867).

16. München II( 1884).

17.* Nürnberg ( 1881, 1884, 1887).

18. Dresden Links( 1877, 1878).

19. Freiberg Dederau( 1867, 1874, 1878, 1881). 20. Leipzig - Land( 1874, 1877, 1884).

21. Mittweida - Limbach( 1874, 1878, 1881). 22. Ghemniz( 1867, 1874, 1877, 1881, 1884).

23. Glauchau Meerane( 1867, 1871, 1874, 1877, 1878, 1884).

=

24. 3widau Crimmitschau ( 1867, 1871, 1874, 1877, 1881, 1884).

beißt, beinahe auf die Hälfte sämmtlicher sächsischen Wahl­reise, deren Zahl 23 beträgt. Von diesen Bezirken befizt die Sozialdemokratie gegenwärtig bekanntlich keinen einzigen, obwohl die im Königreich Sachsen abgegebenen Stimmen on 128 124 im Jahre 1884 auf 149 270 im Jahre

1887 fstiegen.

Zur Stich wahl, jedoch nicht zum Siege gelangten den folgenden Wahlkreisen:

sozialdemokratische Kandidaten, in 20 anderen, nämlich

1. Rönigsberg( 1884, 1887). 2. Berlin III( 1877, 1887).

3. West- Havelland( 1874).

4. Rotbus- Spremberg( 1887).

5. Waldenburg ( 1877).

6. Dithmarschen ( 1874, 1877).

7. Ottensen Pinneberg ( 1877, 1878, 1887).

8. Kiel - Rendsburg ( 1874, 1881, 1884, 1887).

9. Goslar - Herzberg( 1871).

10. Rassel( 1884).

11. Effen( 1867).

12. Speyer - Frankenthal ( 1884).

13. Leipzig Stadt( 1881).

14. Borna - Pegau ( 1874, 1877, 1878).

15. Plauen ( 1877).

16. Mannheim ( 1886 Nachwahl).

17. Darmstadt ( 1884).

18. Sonneberg - Saalfeld ( 1881).

19. Lübeck ( 1887).

20. Hamburg III.( 1884, 1887).

Es giebt im Ganzen unter den 288 Wahlkreisen, in denen überhaupt bisher sozialistische Stimmen abgegeben worden sind, 118 Wahlkreise, welche bei früheren Wahlen bereits höhere Stimmenzahlen aufgebracht haben, als im Jahre 1887. Eingeschloffen in diese Zahl find natürlich die 31 Wahlkreise, welche bei den letzten Wahlen gar keine sozialistische Stimmen aufzuweisen hatten, früher jedoch schon solche abgegeben haben. In 30 von den 118 Wahlkreisen beträgt jene Differenz mehr als 1000 Stimmen, wie aus der folgenden Aufstellung derselben zu ersehen ist:

Wahlkreis

Höchste Stimmen= zahl bei Haupt­wahlen im Jahre

1. Segeberg - Plön .. 8098

2. Duisburg .

3. Bernburg .

4. Fallersleben

horn.

5. Holzminden

6. Goslar - Herzberg

7. Dithmarschen

8. Effen

Im Jahre 1887

Differenz.

( 1874)

1189

6909

6792

.( 1867)

1090

5702

5755

( 1874)

1370

4385

=

Giff

5159( Nachw.1869)

1088

4101

3752

( 1874)

147

3605

3207

.

( 1871)

212

2995

5844

( 1874)

2902

2942

3419

.( 1867)

486

2923

9. Helmstedt .

4630

.( 1874)

1744

2886

10. Mülhausen

2939

( 1884)

570

2369

11. Schleswig

. 3076

( 1874)

868

2208

12. 3fchopau- Gelenau . 4928

.

( 1877)

2768

2160

13. Göppingen Gmünd 2683

.( 1874)

547

2136

14. Militsch - Trebnis. 2086( Nachw. 1878)

2086

15. Eßlingen - Nürtingen 3860 16. Fürth - Erlangen

( 1874)

1935

1925

17. Noffen- Roßwein

4458 .5028 18. Glauchau - Meerane . 11579

4

.( 1877)

2689

1769

( 1878) 3325

1708

·

1653

.

20. Gladbach.

( 1878) ( 1874) 2046..( 1867)

9886

1693

1658

428

1618

1) Die mit einem Stern bezeichneten Wahlkreise sind gegen 19. Memel - Heydekrug wärtig sozialdemokratisch vertreten.