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Beiblatt zur Berliner Volks- Tribüne.

Nr. 38.

Das Proletarierweib.

Von Karl Hendell.

Owende mir dein bleiches Haupt Mit mildem Schwesterblicke zu! Ich bin so lust- und glüdberaubt Wie du, gequältes Weib, wie du.

Das Gift, das durch die Brust dir gährt, Die Siechthumsschlange, die dich biß, Sie hat mit Leid auch mich genährt, Getränkt auch mich mit Bitterniß.

Osieh' mich nicht so jammervoll, So ohne Maßen traurig an! Ich will besänft'gen deinen Groll, Will trösten, was ich trösten kann. Auf deinem Leben lag die Noth Mit schwarzem Fittich ausgespannt, Nun winkt dir der Erlöser Tod Mit seiner bleichen Schattenhand. Du warbst, dem holden Licht entrückt, Den Eltern Brod, ein schwächlich Kind, In dunkle Winkel hingedrückt Wobst du die blauen Augen blind. Mit deinem Manne Tag für Tag Hast du gekämpft, ein treues Weib, Der Fäden Schlag und Gegenschlag War euer Flitterzeitvertreib.

Dweine nicht; O weine nicht! Nun hat der Groll mich selbst gepackt. Wenn so das Glück in Scherben bricht, Schäumt auf der Zornfluth Kataraft. Der Vater deiner Kinder sant Berrädert in ein schaurig Grab,

Da schafftest du, bis matt und krant

Dir Gott , der Herr, den Abschied gab.

Ogieb zum Abschied mir die Hand! Der Adern blau Gewebe zuckt, Die Abenddämmerung leckt die Wand, Gleich hat sie dich und mich verschluckt. Geh' du zum schönsten Schlummer ein Und stärke deine schwache Brust Mit diesem Ungarfeuerwein, Und höre, was du träumen mußt:

Der Knabe, den dein Leib gebar, Den du mit Kummer aufgesäugt, Zieht hoch voran der Heldenschaar, Die alle Noth von hinnen scheucht. Sein blaues Auge glänzt voll Kraft Jns Lichtmeer einer freien Zeit, Die Eisenhand umspannt den Schaft, Der purpurnen Gerechtigkeit.

Karriere.

Ein moderner Lebenslauf von R. Kaff( Wien .)

Sonnabend, den 20. September 1890.

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IV. Jahrgang.

feiten oder erst durch den Kampf um's Dasein an- fehrte er zurück, sein Schwiegervater war in Pension gezüchtete Eigenschaften irgend woran mußte es doch gegangen und er trat an seine Stelle. Nun hatte er liegen. den Gipfelpunkt seines Ehrgeizes erstiegen, er war ein War er auch fein Original, so war er doch eine gediegener Tourist. Doch der Mensch wächst mit seinen gelungene Copie; das heißt, er arbeitete nach berühmten höheren Zwecken und Hannibal hatte noch höhere Ziele Mustern. Wenn ihm gleich der Zweck die Mittel heiligte, im Auge. Er glich dem Tiger, der Blut geleckt. So so war er doch vorsichtig in deren Auswahl. Eben so schlängelte er sich denn noch weiter empor. Um seine wenig wie man die Farbe seiner Augen errieth, konnte geistige Unabhängigkeit und wissenschaftliche Objektivität man seinen hin und her schillernden Charakter definiren; zu zeigen, unterwarf er das ökonomische System seines er wußte den Reiz der Abwechslung zu würdigen Vorgängers einer vernichtenden Kritik. Auch am po­und traf auch hierin mit seiner Berechnung ins Schwarze! litischen Leben begann er, sich zu betheiligen. Vorsichtig Es wäre, wie gesagt, falsch, ihn ein Genie zu lavirte er zwischen den Parteien; er schloß sich keiner an, nennen; er repräsentirte einen Typus der goldenen Mittel- verdarb es aber auch mit keiner. Troßdem machte man mäßigkeit, verstand es jedoch mit seinem bescheidenen oben" Schwierigkeiten; man mochte wohl Bedenken geistigen Pfunde zu wuchern. Nur wo es der Zweck haben.... Da warf er sich der Opposition in die Arme unumgänglich erheischte, genirte es ihn auch nicht, sich und gelangte mit ihrer Hilfe in's Parlament. Er lieb­als Dummkopf zu geben. äugelte mit dem Radikalismus und spielte sich auf den

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Es war kein Wunder nach dem Gesagten, wenn er sittenstrengen Cato und patentirten Korruptionstödter binnen verhältnißmäßig kurzer Zeit seine Kollegen und hinaus. Die Regierung bekam wirklich Angst, der Mann Kameraden überflügelt hatte. Aus den dunklen Tiefen konnte ihr gefährlich werden. Rasch ernannte sie ihn der Gesellschaft stieg er aufwärts zu den mittleren Zonen zum Sektionschef im Ministerium und machte ihn so un­und im Verlaufe der Jahre zu den oberen Schichten. schädlich ein probates Mittel. Heute ist Professor Dr. Hannibal Fuchs bereits Und wirklich, überall wußte er sich zu bewegen: im Salon, in der Kneipe, im Boudoir, im Stalle. Wie Hofrath und Besizer mehrerer Orden. Die Regierung jener arabische Dichter konnte er sagen: fennt eben ihre Pappenheimer und weiß deren Schwächen Mich kennt das Roß, das Weib, das Schlachtrapier. auszunügen. Vielleicht wird ihm dereinst auch noch der Adel zutheil. Er verdient ihn. Der Tag, die Nacht, die Feder, das Papier.

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Aus meinem

Bauernspiegel".

Von Willibald Nagl( ,, Deutsche Worte'). ( 3. Fortseßung.)

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Er studirte Jurisprudenz; Keiner besuchte die Vor­lesungen so fleißig wie er. Er fehlte bei keinem Kolleg. Beim alten Hofrath Zebra war er Stammgast. Der alte Professor mit dem schwarz- gelben faltigen Pergament- Das" Ehren " wird vor allem den manierbraven gesicht las seit fast 30 Jahren aus seinen Kollegienheften Landleuten bei Gelegenheit der Leichenschmause mit der gleichen Stimme die nämlichen Wiße und Satz Theil, die ganz regelmäßig nach jeder kirchlichen wendungen vor; es war zum sterben langweilig. Freund Bestattung auf Kosten der Leidtragenden veranstaltet Hannibal fand die Vorlesungen interessant. Er steno- werden und in etlichen Glas Wein nebst zwei oder graphirte fleißig, zeigte einen Eifer und ein Entzücken, drei Stücken gutem Bäckerbrot" per Gast bestehen. daß schließlich der alte Pandektenhengst" auf ihn auf Das ist zwar nicht viel in den Augen des Städters, merksam wurde. Professor Zebra war ein Hagestolz, um so mehr aber ist es in den Augen so manches ohne Erben, wohlhabend und hatte so verschiedene Bäuerleins, das gern öfter in's Wirthshaus ginge, Schwächen, deren Befriedigung sein Vermögen und seine wenn nur das Zahlen nicht wär'. Und doch ist Gesundheit bedenklich angriffen. Alte Scharteken, ab- die Kost zu Hause auch so gewöhnlich"( ordinär), und gelagerte Weine und junge Mädchen bildeten seine ich will nicht sagen flug"( mager), daß einem öfter Leidenschaft, die Hannibal nach Kräften schürte. Binnen ein Seidl Wein wohl recht seltsam" wär'. Da kommt furzem war er der Lieblingsschüler" Professor Zebras ; der Leichenbitter. Bäuerlein sagt mit betrübter Miene hätten nicht seine Eltern noch gelebt, er hätte sich von zu und fragt noch einmal genau um die Stund', und bem alten Bücherwurm adoptiren lassen. Wäre er nicht der Leichenbitter geht weiter. Gehst Du mit, oder soll Katholik gewesen wie sein Gönner, er wäre es unver- ich gehen?" wendet sich dann, fein ruhig fragend, das Die Philosophie war sein Hauptfach; aber nicht die züglich geworden; er wäre auf sein Verlangen jogar Bäuerlein an seine Ehehälfte. Nu," meint sie, er war metaphysische, transcendentale Kants, Hegels oder ähnlicher zum Islam übergetreten... ja auch ein bißl befreund't( verwandt) zu uns, sind Schulphilosoohen, sondern die nüchterne, praktische Lebens- Sein Protektor verschaffte ihm bei seinem Freunde, wir ihm's wohl doch schuldig alle zwei." Freilich wird philosophie, deren kategorischer Imperativ lautete vor dem Professor Kwapil, die Stelle eines Hofmeisters. auch noch ein unbestimmter, sehr irdischer Trieb die wärts um jeden Preis", und deren ethischer Inhalt die Professor Kwapil trug Nationalökonumie vor und sofort Beiden hinter der Bahre herziehen, aber wer wird da goldene Rücksichtslosigkeit war; die Moral- Nebensache! warf Hannibal Pandecten und römisches Recht fort und d'rüber nachdenken, es gehört sich einmal, daß Lächerlich, wer kümmert sich heutzutage noch darum? studirte Nationalökonomie. Er bekannte sich als eifriger man mitgeht". Unterwegs stößt sie ihn noch mit dem leberspannte, empfindsame Narren und- Dummföpfe! Anhänger der Theorie seines neuen Gönners, der den Ellbogen und sagt heimlich:" Du, wann's etwa wieder Burer Neid ist's, wenn diese Schwächlinge von Streber- Ehrgeiz hatte, eine eigene Schule zu bilden. Professor was haben heut, schau, daß wir vorbeikommen";" freilich, thum" und dergleichen faseln; glauben sie die Moral ge- Kwapil war Vater eines Knaben und einer häßlichen ja, ja", sagt er und damit überlassen sich nun Beide pachtet zu haben? Tochter. Trotz der großen Mitgift wollte Niemand bei mit süßer Ergebung ihrem weiteren Schicksale. Die Be­Hannibal Fuchs war ein Meister in seiner Art, ein Fräulein Amalia anbeißen. Hannibal biß an; er fand stattung ist zu Ende, man geht vom Friedhof in's Dorf Virtuose seines Faches, ein rechter Lebensfünstler. Er sie zwar nicht hübscher als seine imaginären Mitbewerber, zurück, richtig! gleich am Eingang in's Dorf, wo, war stolz darauf, ein Neuer zu sein und Alles sich aber er betrachtete sie eben mit ganz anderen Augen. wie in einem Engpaß, der Dorfwirth sonst wochenlang selbst zu verdanken. Für ihn war sie eine bittere unangenehme Medizin, die vergeblich auf Gäste lauert, dreht sich ein wirrer Menschen­Als er wie so Viele nach der Hauptstadt kam, besaß ihn jedoch mit einem Schlage von allen Uebeln der Ar- knäuel. Unsere beiden Leutel möchten gern durchwischen, er nichts, als eine tüchtige Portion Frechheit nebst einer muth befreite. Er machte die Augen fest zu und schluckte- aber der Wirth, der seinen Profit weniger in langen Dosis Schlauheit. Und er wußte damit so geschickt zu die Medizin tapfer und standhaften Muthes hinunter. ehrenden Worten, als in der größtmöglichen Zahl der operiren, daß ihm auf die Dauer nichts widerstand. Er verstand sich auf die Aesthetik des Häßlichen, bald Behrenden erkennt, hat sich mit noch mehreren handfesten weder die Herzen der Damen, noch die geldgespickten war er der schmachtende Anbeter Amalias und sein heißes Kerlen über die ganze Breite der Straße gestellt und Börsen derselben. Er war ein Herenmeister! Bemühen krönte der Erfolg. Als Professor Kwapil schupst die andächtigen, bescheideneu, anspruchslosen

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Sein Hauptcharakterzugwar Geschmeidigkeit, schlangen- davon erfuhr, wurde er wüthend. Hatte er sich deshalb Leichengäste ohne Weiteres der Reihe nach zur Gasthaus­hafte Glätte. Die Leichtigkeit, mit der er sich jeder Po- taufen lassen, um sein Vermögen einem Habenichts in den thüre hinein! sition anschmiegte, war bewundernswerth. Er leuchtete Rachen zu werfen? Und grausam schnitt er die zärt- Die Leut' thun einem ja heut' gar alswie( gar in allen Farben, ein wahres Chamäleon; er spielte die lichen Bande entzwei. Doch kaum war das schreckliche besonders) eine Ehr an!" sagt dann drinnen unser verschiedensten Rollen, und fast jede Maske stand ihm Wort dem Munde entflohen, da ereignete sich un- Bauernweiblein züchtiglich zu ihrem Mann, nachdem sie gut. Heute glich er einem träumerischen, melancholischen geahntes! Ohnmächtig fant Amalia auf das Sopha und sich in dem herrschenden Gedränge wieder still zu ihm Hamlet , morgen einem wüthenden Otello, übermorgen schrie krampfhaft- Professor Kwapil hob seine gefunden.

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martirte er einen revolutionären Karl Moor, einen schlaffen Augenlieder empor, sah seine Tochter durch- Man darf nun nicht glauben, daß dieses Treiben jentimentalen Faust oder gar einen dämonischen Mephisto... dringend an und wußte genug. Am nächsten Tage des obigen Besuchers oder des eben beobachteten Bäuer­aber stets blieb er ein Intriguant, ein falt berechnender bat und erhielt Hannibal den väterlichen Segen. Pro- leins pure Verstellung sein müsse. Diefe Leute leben Geschäftsmann, Alles zu seiner Zeit und am richtigen fessor Kwapil machte gute Miene zum bösen Spiel; er sich eben in die Manier künstlich so hinein, daß sie das Ort! Sein Anpassungsvermögen hätte Darwin zu lautem fonnte sich gratuliren, daß die Sache so ausgegangen Natürliche, das im Geheimen in ihnen vorgeht, gar nicht Jubel hingeriffen... es war sein einziges Vermögen, war. Ein Skandal in der Oeffentlichkeit hätte ihn der als das Ihrige anerkennen; sie meinen, wenn sie dieses aber er verstand es, Kapital daraus zu schlagen. Seine Lächerlichkeit preisgegeben. Hannibal trat nun immer Geheime nur nicht ausdenken und in konkrete Ge­Philosophie hatte von allen Systemen etwas; er schloß zuversichtlicher auf; er hatte eine feste Operationsbasis dankenform bringen, so sei es gar nicht als vorhanden fich feiner bestimmten Schule, feiner Partei an; nur sich gewonnen. Mit seinem alten Gönner, dem Hofrath zu betrachten ob sie sich gleich auch von dem nicht kompromittiren, war seine Hauptforge. Er pfiff stets Bebra , hatte er sich überworfen, der Mann war ihm unausgedachten, dem stillen Triebe, leiten lassen, die Lieblingsmelodie derer, die er ausnußen wollte und lästig geworden, also schleuderte er ihn zur Seite, wie wann und wo die Manier nicht dagegen ist. Und die selten irrte er sich in der Tonart. eine ausgepreßte Zitrone: er brauchte ihn ja nicht mehr. Manier läßt, wie alles Künstliche, auch vielfache Dehnung

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Man wird sagen, daß der junge Mann durchaus Seinen Schwiegervater hatte er sich ganz unterjocht; und Deutung zu. Und würde ich den Besucher oder fein Original sei, ähnlich mache es jeder, der es in der derselbe staunte ihn an; dieser Hannibal von einem das Bäuerlein beschuldigen, sie hätten am liebsten sofort Welt zu etwas bringen wolle. Es läßt sich gewiß da- Schwiegersohn schien es ja noch weiter bringen zu wollen zugegriffen, auch wenn sie nicht geehrt" worden wären, gegen nichts einwenden; jeder Streber wendet die ge- als er selbst! Das imponirte ihm! sie würden mich gewiß der Lüge zeihen, und dieses kennzeichnete Methode an. Diese ist auch keineswegs Hannibal hatte sich inzwischen als Privatdozent Urtheil über mich sogar in der Beichte, wo sie es am originell; im Gegentheil! Aber die Konsequenz und habilitirt; durch das Geld und die Verbindungen seines genauesten nehmen, zu rechtfertigen wissen; denn daran Rücksichtslosigkeit, sowie die Geschicklichkeit in der An- Schwiegervaters bewirkte er, daß er alsbald an eine aus haben sie ja gar nicht einmal gedacht". Und wäre wendung besaß Fuchs allein. Waren es ererbte Fähig wärtige Universität berufen wurde. Nach sieben Jahren dieses Treiben in der That eine selbst eingestandene Ver