Sie nahm langsam und müde den Kasten von der Maschine ab, zog die Schublade aus, nahm die Delfann: und begann mit ihr hier und dort in die Fugen der Maschine hineinzutröpfen.

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Sie stellte die Delfanne bei Seite und tappte in der Schublade nach einer Spule, aber sie ließ sie liegen, lehnte sich zurück und sah gerade vor sich hin. Der Regen begann dichter zu werden ein richtiger Blazregen. Nun bekommen wir wieder Herbst, und dann ist es wieder Winter und dann Frühling, dieselbe Geschichte wieder von vorn."

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geweckte, lustig klingende Rede in ihren allerchristlichsten zeugung, daß sich Zärtlichkeit und Liebe nicht für ihn Ohren beleidigt und geärgert, wenn auch der Inhalt der schickt. Wenn die Kinder nur halbwegs aus den Windeln Rede ein harmloser ist. So fräftig herzuschreien," das gewachsen sind, haben die Eltern kaum mehr ein zärt­ist ja frech"( d. i. frivol, selbstgefällig). liches Wort für sie,- das dumme Manierlob Fremder Nau, gehst ah auf Neufira?" fragt statt des Grußes schüchtert aber das feinfühlige Kindergemüth nur ein- die eine von zwei sich Begegnenden; wer die Worte nicht und so müssen Knaben und Mädchen ohne zärtliche, versteht, möchte dem Akzent nach glauben, sie hätte ge- liebevolle Behandlung aufwachsen. In der Ehe selber fragt:" Du armer, bedauernswerther Hascher, magst Dich ist jedes Verrathen der gegenseitigen Liebe durch irgend­auch noch rühren?" Selbst der süße Lacher, welcher sich welche zärtliche Aeußerungen u. s. w. verpönt, besonders zum Zeichen der Freundschaft an die Frage schließt, vor anderen Leuten. Meistens ist in der Bauernehe ein hhan" oder hhm" wird in diesen kläglichen ohnehin keine Liebe vorhanden, nur ein unbestimmtes Stimmton hineingezogen und ist nur noch an den schmun- Gefühl der gegenseitigen Abhängigkeit und Zusammen­zelnden Lippen als Lacher erkennbar. gehörigkeit. Ja, wenn sich irgendwo die Zärtlichkeit an

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Es ist wahr, ich steckte ja eine Cigarette in die die Alte ist draußen, Tasche Duke of Durham In dieser trüben Grundstimmung, welche übrigens den Tag wagen wollte, erregt sie in den verdorbenen sie würde auf der Stelle vom Schlag gerührt werden, schon vom bäuerlichen Geist selbst erkannt und mit dem Gemüthern Efel und Unwillen und wird mit beißendem wenn sie sähe, daß ich rauche, aber sie muß sich übrigens bezeichnenden Namen der Z'wider" belegt wird, fühlen Spott verfolgt:" Die fade Zezen," heißt es z. B., die daran gewöhnen. Sie hatte sich erhoben, ein Streich viele Bauersleute Alles, was sich um sie her regt und thut ja, als ob sie ihren Sepperl noch in den( Hintern) holz genommen, angezündet und sich wieder gesetzt. bewegt, als eine lästige Unbequemlichkeit und als eine Magen friechen wollte," und ähnliche Derbheiten mehr. Baff! Verlegung ihrer selbst. Sie können dieser Stimmung Und weil sich das Gemüth nicht nach der edleren Seite Es goß, und es war nicht leicht durch die Scheiben nicht Herr werden, um sich zu einem froheren Muthe entwickeln darf, so entwickelt es sich nach der garstigen. zu sehen - aber kam da nicht jemand quer über die aufzuschwingen; ja es ist ihnen nicht einmal mehr eine Es ist, als ob sich der durch stete feine Kränkung an Gaffe und sah nach der Nummer? Nein, wäre es mög- Ahnung geblieben, daß der Mensch eigentlich zur Freude gehäufte Unmuth, Verdruß und Groll im Bauerngemüth lich." Er ging hinein er hatte übrigens feinen geboren ist und auf jede Art zu trachten hat, wie er unendlich viele Höhlen und Gänge und Schlupfwinkel rothen Knebelbart-sie hatte sich unwillkürlich erhoben, diese jeden einzelnen Lebensmoment ausfüllende mäßige auswählen würde, in denen es nun fortwährend heimlich als wenn sie die Thüre verschließen wollte. Er ging durch Freude erhalten kann. Diese Freude ist ja das vitale gährt und arbeitet, so daß auch die landläufige Re­das Hausflur in den Hof hinein. und unmittelbare Zeugniß meines ganzen Wesens, daß servirtheit nicht immer alle Ausbrüche des Grolles ein­" Ach ja die Polizei- was that's das waren ich mich gegenwärtig in der richtigen Lage befinde. Das dämmen kann. So tritt das Rohe, Grobe an die vergangene Zeiten, wo sie vor ihr Angst hatte.- Manierideal des Bauern ist aber eine falsch verstandene Stelle des zurückgewiesenen Feinen, Zarten und Naiven. Sie schrat empores hatte zwei Mal laut an Selbstverläugnung, die sich eher im Trachten nach Qual Die Landleute sind überzeugt, daß feiner der Ihrigen die Thüre gepocht sie öffnete sich der Konstabler! und Klage zu bethätigen hätte, als im Streben nach etwas Tüchtiges und Ansehnliches werden kann in der Ach, Sie sind es- Sie sind es, die ich suche," Freude. Ich habe, wie ich mich erinnere, zu Hause Welt. Einen armen Menschen"- der Bauer bekennt sagte er. einmal energisch Protest eingelegt gegen das fortwährende sich immer als arm, wenn sein Gut auch 30.000 Gulden Mich?" Was wollen Sie von mir?" Sie Jammern und Klagen, indem ich sagte, ich verlöre dabei werth ist- einen armen Menschen lassen s' net fürhin," hielt die Cigarette in die hohle Hand hinein, denn er alle Freude zur Arbeit. Ja freilich, Freud', Freud'," oder ein Bauernmensch hat garnicht den Kopf zu so follte sie nicht sehen. erhielt ich zur spöttischen, meisternden Antwort, Du was," das sind die gewöhnlichen Einwendungen, wenu Ich fragte zuerst im Hofe nach Ihnen- ich alaubte, möchtest halt alleweil Freud ' haben." Die Landleute man ihnen etwa nahelegt, ein Kind ausbilden zu lassen, daß Sie dort wohnten," sagte er ziemlich freundlich. arbeiten mit Ueberwindung ihrer selbst, ohne Freude; sie oder wenn z. B. ich ihnen meine eigenen Lebenspläne, Albertine war es, als wenn sie Olsa und Mutter plagen sich wie Sklaven oder Thiere, ohne jede durch auf ihre Aufforderung dargelegt habe. Und diese Phrasen Hansen und all' die alten Weiber draußen an der Thüre Freude und Interesse bedingte Beweglichkeit des Geistes, dienen dem Bauer zu seiner Selbstberuhigung, damit er stehen und die Köpfe zusammenstecken sah, und die Jungen- ohne Spekulation; und so fommt es, daß troz ihrer ja keinen Versuch machen darf, sich aus seinen geistigen schaar anwachsen hörte. vermeintlichen großen Fleißleistungen die Wirthschaften und materiellen Uebelständen aufzuraffen. zurückgehen, und sie selber dabei schlechter leben müssen Es ist nach alledem sehr bezeichnend für die Ge­als der befizlose Fabritsarbeiter. Freilich stimmt auch müthsverfassung der Bauern, daß sich rühmliche Nach­diese Entsagung in der Nahrung zu den ländlichen Anrichten über einen Angehörigen des Dorfes nur träg und schauungen, und das Bauerngemüth giebt sich in christ langsam verbreiten; hingegen pflanzen sich Standale mit licher" Ergebenheit mit diesem Resultate der eigenen Ver- der größten Schnelligkeit fort. Für das Elende und tehrtheit zufrieden. Garstige sind die Bauerngemüthe gute Leiter, wie das Eisen ein guter Wärmeleiter ist; für Freudiges, Schönes, sind sie weit schlechtere Leiter. Nur das Elend interessirt ie, Schwierigkeiten, mit denen Andere zu kämpfen haben; daher ist es auch eine willkommene Neuigkeit, wenn sich in muce Wirth unter verschiedenen Händeln mit den: alten etablirt, wenn überhaupt ein neues Unternehmen auftaucht, dem man anfänglich alles Gelingen ab­sprechen kann.

Nach mir? Aber was wollen Sie von mir?" Vorladung!"

" Vorgeladen, ich! Da hört doch Alles auf!" Sie war leichenblaß, zog aber die Augenbrauen im Born zusammen. ,, nein, ich irre mich nicht- Albertine Kristianse::, bitte morgen um zehn Uhr." Er reichte ihr einen blauen Zettel.

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in der rechten Sie nahm ihn mit der linken Hand hielt sie die Cigarette, die sie zu brennen anfing. Er alle Curaenaefichter zeigten, sich in dor Thür Bififung bann waren sie weg. Sie beeilte sich die Thüre zu schließen, riegelte sie ab und warf die qualmende Cigarette auf den Boden und las unter Polizeisiegel:

" Kristianianer Polizeiamt den 30- ten August 1880 Hiermit werden Sie von dem Polizeiamt zu Kristiana vorgeladen Mittwoch den 31. August 1880 zehn Uhr Bormittags sich auf dem Hauptbureau in der Müllergaffe bei dem Polizeiinspektor einzufinden.

E. Winther.

N.B. Diese Vorladung ist mitzubringen.

Aus meinem Bauernspiegel".

Bon Willibald Nagi( Deutsche Worte'). ( 13. Fortsetzung.)

Das Schlechtere und Geringere ist es also überall, was dem Bauerngemüthe homogen erscheint, womit sich dieses zufrieden giebt und, nach Meinung der Bauern, zufrieden geben muß. Aber diese Zufriedenheit mit dem Borinaoron Morthinieran Maritigaran, ist hart fains aufgezwungene mehr, im Gegentheil: es giebt Individuen, welche gerade am Häßlichen ein auf den ersten Anschein unbegreifliches Wohlgefallen finden. Schon oben bei der Betrachtung des Gefühles als einzelnen Aftes haben wir Ebenso bezeichnend ist es, wie schnell sich eine dieses Wohlgefallen näher in's Auge gefaßt und erklärt, Skandalnachricht mit dem Bauerngemüth amalgamirt, wie und den alten Bauer erwähnt, der keinen Hut und keinen bald sich dieses darüber beruhigt. Als der schon einmal Rock tragen will, außer wenn diese Kleidungsstücke schäbig erwähnte häßliche Kretin, ein taubstummes, garstiges genug sind. Hier führe ich noch eine Bäuerin an, die Mädchen, schwanger wurde und ein Töchterchen gebar, ihren Jodel"( Stier) mir gegenüber pries als ein ganz war sofort das ganze Dorf in hellen Aufruhr und, ich besonders braves und waceres Thier und als Beweis möchte beinahe sagen, froher Aufregung. Aber schon führte sie mit hellem Wohlgefallen, daß er aus der nach 8-14 Tagen redete fein Mensch mehr davon; daß Düngerjauche die Aepfel sich herausholt, die von einem man den bübischen Vater ausfindig machen sollte, um nebenstehenden Baume hineinfallen." Und just auf die ihn ordentlich zu bestrafen und an den Pranger zu faulen geht er am meisten los," meinte sie fast jubelnd. stellen, fiel Niemanden mehr ein. Nun ist's ja auch so Ob die faulen Alepfel einem Thiere znträglich sind, das wieder gut. weiß die Bäuerin so wenig wie ich; aber gerade weil

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Wenn wir uns nun der Schilderung des Bauern- der Jodel" mit dem Garstigen, Häßlichen vorlieb nimmt, oder vermeintliche Skandal ausgeht, wehrt und seine Sache Freilich, wenn sich das Objekt, von dem der wirkliche gemüthes, wie es sich durchschnittlich zeigt, zuwenden, ja es sucht, so gilt er so viel bei seiner Herrin. so fönnen wir uns in vielen Punkten auf das Voraus Mit Vorliebe verzehrt mancher Bauer das schlechteste, identifiziren lassen will, dann wird das Gerede lange nicht mit dem Elende der Umgebung amalgamiren und gegangene beziehen, weil wir ja mancherlei bei Be- verdorbene Obst, angeblich aus Dekonomie; aber mittler nicht ruhen. So ergeht es mir mit meimem Austritt trachtung der Gefühlsatte und der Aeußerung der Gefühle weile fault auch das Bessere, welches nicht gegessen wird, aus dem Kloster. Das ist eben das Dämonische am vorgreifend aus der vorhandenen Gemüthsverfassung uns und so geht im Ganzen mehr von dem Obst verloren, Elend, daß es eine Domäne, die es schon als die seine erklären mußten. Daher wird das gegenwärtige Rapitel als wenn nur das gesunde genossen würde. Wie garstig betrachtet, nicht auslassen will, daß die Elenden sich un­meinerseits den Charakter eines Resumés erhalten. nur die halbverfaulten Zwetschfen ausschauten, die ich im tröstlich fühlen und vom Neide gequält werden, wenu Wir haben gesehen, daß von den Gefühlsaften die heurigen Herbste fast täglich von einem Bauer verzehrt sich ein Anderer neben ihnen aus der Misère empor des Wohlgefallens am natürlich Guten am meisten gestört werden sah! arbeitet, nachdem sie ihn schon sicher zu den Ihrigen und hintangehalten und auch am wenigsten geäußert Ueberhaupt ist es ein Grundzug des Bauerngemüthes, gezählt. werden; wo hingegen das natürliche Mißfallen, ebenso daß es überall das Unangenehmere, Schlechtere, Un- Das Bauerngemüth anerkennt das Geringere und wie das maniermäßige, regelmäßiger und ausgiebiger ge- bequeme, ſelbſt Niedrige und Garſtige als dem Baner ge- Schlechtere als ihm gebührend; es ist vollständig damit äußert und durch solche Aeußerung auch mehr genährt bührend ansieht, zu allem Schönen, Edeln, Feinen und zufrieden, und eine Menge aus dem Maniersystem ge­wird. Bedenkt man nun, daß das Landvolk bei der Bequemen aber mit Scheu und mit der Ueberzeugung holter Sophismen und Scheingründe müssen das Bauern Verkehrtheit seiner materiellen und geistigen Zustände aufblickt, dies sei nicht für die Bauern. gemüth hierin unterstüßen. Für einen Bauernmenschen

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auch thatsächlich im Leben weit mehr unangenehme als Es gefällt ihnen ein schönes, blankes und nettes schickt sich so was Nobles nit," heißt es, wenn etwa angenehme Eindrücke empfängt, so wird man einsehen, Haus aber so etwas gebührt ja dem Bauer nicht; ein bequemes Ruhebett billig und unter der Hand zu be­warum die regelmäßige Grundstimmung des Bauern- und deshalb trachtet er auch nicht, sich seine Wohnung kommen wäre; Das wäre eine Hoffarth," sagt das gemüthes eine ungemein eriste und trübe ist, aus schön herzurichten. Es gefällt den Bäuerinnen der Bäuerlein, wenn es den Schuster aufmerksam machen welches es sich nur bei außergewöhnlichen Anlässen zu passende, das nett geschnittene Kleid einer Stadtfrau, sollte, die Stiefel kleiner und passender zu machen, wie größerer Heiterkeit und zu höherem Lebensmuth aufrafft. aber diese Nettigkeit ist zu hoch für ein Bauernweib oder die schlechten bisherigen. Wir müssen froh sein, wenn Daher kommt es, daß bei so vielen besonders weib- eine Bauerstochter, sie zahlen ihren Schustern und wir unser tägliches Brot haben," so flingt eine besonders lichen Individuen, deren Stimme weicher und vom Ge- Schneidern dasselbe theure Geld, ohne diese Leute an- demüthigliche, christliche Phrase im Munde eines Vaters, müthe abhängiger ist, die Rede habituell auch bei ganz zuspornen, mit mehr Kunst und Verstand zu arbeiten den etwa der Lehrer aufgefordert hatte, ein talentvolles normalen Anlässen, einen klagenden Ton und Ausdruck und bessere Kleidungsstücke zu verfertigen. Wancher alte Söhnchen besser ausbilden zu lassen u. s. f. Der an­erhält, als hätte ihnen Jemand was zu Leide gethan Bauer fann sich in seinen schweren, unförmlichen Stiefeln geerbte träge Wille unterstützt das Bauerngemüth auf's und sie müßten dies ertragen, ohne sich dagegen wehren nur mit ununterbrochener schmerzlicher Empfindung weiter- Ausgiebigste in dieser Zufriedenheit mit dem Schlechteren. zu können, oder als würden sie sich gegen eine drückende bewegen aber, mein Gott, der Bauersmann fann ja eh' aber, wenn ein Individuum aus der Bauernwelt Anklage mit geringer Hoffnung vertheidigen. Die Stimme nicht alles so affurat haben, wie die Noblichen!" ist ein meist sehr zuverlässiger Maßstab für die inneren Der Bauer kauft stets das Billigere und Schlechtere ein; und die Willensträgheit überwindend, aus den Tiefen selbst, das Netz der maniergerechten Sophismen zerreißend Vorgänge und Zustände, des Menschen. Freilich scheint er genießt von seinen eigenen Früchten immer nur das dieses pflichtschuldigen Elendes sich zu einer besseren dieser flagende Stimmton bei den Bauersleuten schon ein Geringere und während er dem Müller sein schönstes Lebensanschauung und Lebensverwerthung aufzuschwingen Bestandtheil des Maniersystems geworden zu sein, durch Korn um ein Spottgeld hingeben muß, läßt er für den versucht! Wie schlecht sich da die Zufriedenheit" der welchen man sich demüthiglich als einen armseligen eigenen Hausbedarf das sogenannte" Hintrich" mahlen. Umgebung bewährt! Wie sie sich in Eifersucht und Neid Bilger durch dieses irdische Jammerthal bekennen muß: Ganz ähnlich verhält sich das Bauerngemüth auch gleich geärgert, ja ſittlich empört fühlen schon über diesen fühlen sich ja die Betschwestern ja schon durch eine auf- gegenüber den höheren Dingen. Der Bauer ist der Ueber- Versuch! Wie sie anfänglich mit Spott und Hohn, bald

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