Abg. Dillinger( V.-P.): Vor einem Jahre hat ein Re-| es mit Entrüstung zurückgewiesen, daß fremde Arbeiter, Chinesen, achtet, daß nicht die Industrie, d. H. der Unternehmer Schaden gierungsvertreter für Baden gesagt, wenn er auch einer mäßigen von der Landwirthschaft angenommen werden sollen. Wenn aber leidet. Erhöhung der Getreidezölle sympathisch gegenüberstehe, so müsse er der Arbeitgeber nicht geschüßt ist gegen die billigen Preise des Aus- Abg. Bebel( Soz.). Wenn Herr v. Kendell Maßregeln gegen doch die Meinung auf das entschiedenste bekämpfen, als ob dadurch landes, dann muß man ihm auch die Möglichkeit geben, sich billige die Trunksucht wünscht, so mag er dabei nicht nur an den Brannt­die Lage der kleinbäuerlichen Bevölkerung, welche am meisten hilfs- Arbeiter zu verschaffen, wo er sie findet.( Das nennt man Schuß weingenuß des Arbeiters, sondern auch an das übermäßige Bier­bedürftig wäre, irgendwie nennenswerth gebessert würde.( Wie der nationalen Arbeit".) trinken auf den Universitäten denken. fann aber ein Regierungsvertreter so etwas sagen! Wofür wird denn der Mann bezahlt!)

46. Sihung.

48. Sihnng.( Die zweite Lesung des Etats wird fortgesetzt). Titel 16 enthält den Reichszuschuß für die Alters- und In­validitätsversicherung mit 6 213 510 Mr.

Abg. Schuhmacher( Soz.) Ich habe namens meiner Fraktion zu erklären, daß wir, weil unser Antrag als Gesezentwurf in Graf Hoensbroech ( Zentr.) Die Sozialdemokraten fürchten, dieser Session wahrscheinlich nicht zur Erledigung kommen wird, daß die Zufriedenheit der Arbeiter wachsen wird, wenn die Löhne und weil wir jede Erleichterung der Zölle mit Freude begrüßen, steigen in Folge des Schuzzolls.( Nu äben, deshalb ja gerade!) für die Anträge Richter stimmen werden. Abg. Dr. Puhl( nl.). Die in diesem Jahre schon zahlbare Sie wollen fünstlich den Grundbesitzer vom Grund und Bodeu Nachdem noch Abg. Richter das Schlußwort erhalten hat, Altersrente hat im Volte das schwierige Gesez bereits jezt erträglich trennen.( Haben ja Ihre Vorfahren gethan, werther Herr, als sie wird der Antrag Richter mit 106 gegen 210 Stimmen abgelehnt. gemacht, sie hat jetzt schon wohlthätig gewirkt.( Davon haben wir den Gemeinden ihr Land stahlen.) Sie wollen ein ländliches Pro- Dafür stimmen geschlossen: Freisinnige, Sozialdemokraten, Volks- noch nichts gemerkt). letariat schaffen.( I wo! Wir dächten, das gäb's schon! Ach, da parteiler, die meisten Wildliberalen, von den Nationalliberalen die Staatssekretär v. Boetticher. Je mehr die Leute sich au das haben wir uns also geirrt, die Landarbeiter sind alle die reinen Abg. Haste und Hoffmann und von den Deutsch- Hannovranern Alters- und Invaliditätsgesetz gewöhnen, um so schmackhafter Grundbesitzer und leben nur von Austern und Champagner! Solche die Abg. v. d. Decken und Frhr. v. Minnigerode. werden sie es finden.( Habens schon im Magen). Schlemmer!) Alle anderen Absichten sind Lug und Trug.( Jezt hat er's uns aber gegeben, jetzt haben wir unser Fett weg!) Ihre Sprache von den traurigen Verhältnissen der länd- Es werden Nachprüfungen verhandelt; ohne besonderes In­lichen Arbeiter ist die der Schlange im Paradies. teresse; da ja die Wahlbeeinflussungen und Nörgeleien sattsam be­Abg. Dr. Barth( dfr.). Die Vertheidiger der Schatzölle suchen tannt sind. So wird z. B. in Mecklenburg eine freisinnige Wahl­fort und fort begreiflich zu ma hen, daß die Getreidezölle noth- versammlung am Sonntag verboten, eine konservative aber nicht, wendig sind, um den Bauern zu schüßen. Wird aber wirklich hier weil die Freifinnigen Spektakel machen und die Konservativen artig das Interesse des landwirthschaftlichen Gewerbe gewahrt? Das sind. Und so fort. landwirthschaftliche Gewerbe als solches hat gar kein Interesse an den agrarischen Zöllen. Sie unterscheiden nicht genug zwischen dem Bebauer und dem Besizer des Grund und Bodens. Der eigent= liche Zweck der Agrarzölle besteht darin, den Werth von Grund und Boden zu steigern. Am 28. November 1884 hat der Staats­sekretär von Burghart uns noch erklärt, wenn die Getreidezölle das erfüllen, was sie sollen, so werden sie den Preis von Grund und Boden steigern.

Die heute hier vertretene Ansicht, daß die Zölle den Getreide­preis nicht erhöhen, hat Herr von Helldorff 1887 noch einen Trost für schwache Gemüther genannt. Es kommt mir beinahe vor, als ob das Gemüth des Herrn von Helldorff jezt schwach wäre, und er sich selbst diesen Trost spendete.

45. Sigung. Foriseßung.

Abg. Schulze( Soz.). Die Belastung durch die Zölle auf den Kopf der Bevölkerung hat sich in 10 Jahren um das Siebenfache vermehrt. Wenn das so weiter geht, wird es zu einer allgemeinen Verarmung kommen, denn die Lasten werden hauptsächlich von den unbemittelten Klassen getragen. Die Erhöhung der Getreidezölle hat die ehemals reiche Stadt Königsberg an den Rand des Ruins gebracht, sie hat eine allgemeine Arbeitslosigkeit daselbst hervor­gebracht.

47. Sihung.( Die zweite Berathung des Etats). Abg. Richter fordert Diäten für die Reichstagsabgeordneten. ( Da fann er lange warten. Die Diätenlosigkeit ist ja das Gegen­gift gegen das allgemeine Wahlrecht, damit nicht zu viel Plebejer in den Reichstag kommen, sondern immer nur hübsch ordentliche Leute, die's bezahlen können).

Abg v. Kendell( Rp.) bespricht die Folgen der Trunksucht. aut die über 55 pCt. aller Verbrechen zurückzuführen sind, und be­fürwortet ein Einschreiten des Staates zur Bekämpfung derselben. ( Das nennt man nämlich Moral. Erst läßt man den Arbeiter sich halb todt arbeiten, raubt ihm alle Fähigkeit zu höheren Lebens­genüssen und läßt ihm als einzigen Trost den Schnaps; und wenn er dann zu saufen anfängt, so heißt es: das Schwein, nichts wie ſaufen kann er! Steckt den Kerl in's Loch, wenn er nicht

aufhört.)

Abg. Wurm( Soz.) Wir sind energische Gegner der Trunt­sucht, und gerade diejenigen Arbeiter, die dem Schnapse huldigen, sind im Allgemeinen nicht Sozialdemokraten. Aber wir werden es niemals billigen, daß der Trunfsucht mit Strafmitteln entgegen­getreten wird, welche die Opfer der bestehenden Verhältnisse treffen. Der vortreffliche Bericht des badischen Gewerberaths zeigt Ihnen, wie die Trunksucht erwächst auf dem Boden der schlechten Ernäh­rung, des mangelhaften Lohnes, der aufregenden Alkordarbeit. Die Arbeitsgelegenheit ist durch die Schußzzollpolitik nicht ver- Der Arbeiter muß zum Reizmittel des Schnapses greifen, und er mehrt worden. Im Gegentheil, die Arbeitslosigkeit hat sich trop muß den schlechtesten nehmen, weil Sie den Branntwein vertheuert der sozialen Reformen vermehrt. Wenn wirklich eine Erhöhung haben. Die Abnahme des Konsums haben Sie nicht erreicht; der der Löhne eingetreten ist, was ich bestreite, so steht dem gegenüber Konsum hat zugenommen. Die Kontrole durch die Gewerberäthe die höhere Belastung durch die Lebensmit.elzöue um 20-30 pCt. ist nicht ausreichend, es giebt Arbeiter, die in zehn, in fünfzehn Ist das nicht der Beweis eines Nothstandes. wenn die Leihämter Jahren keinen Gewerberath zu sehen bekommen. Ich möchte um in Berlin fast bestürmt werden? Schicken Sie doch einmal wirt eine Aufklärung darüber bitten, warum in Sachsen die Zahl der liche Bauern als Abgeordnete in den Reichstag , dann werden Sie zu kontrolirenden Betriebe so erheblich beschränkt worden ist. Der hören, was die zu dieser Frage sagen. Kreis der beaufsichtigten Unternehmungen ist überhaupt zu eng.

Literarisches.

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Freie Verlagsanstalt Berlin : Bruno Wille , Einsiedler und Genosse. Gedichte. Preis 65 Pf. Besprechung in nächster Nr.

An unsere Leser!

Den Parteigenossen zur Nachricht, daß alle Be­schwerden die Volks- Tribüne" betreffend, an folgende Herren zu richten sind und zwar möglichst schriftlich:

W. Wach, Mariannenplay 24 bei Mahn, K. Grau, Wendenstr. 2, vorn 3 Tr. W. Hamann, Elisabeth- User 56. Rob. Schmidt, Stralauerplay 23, H. 1 Tr. Aug. Dietrich, Fruchtstr. 46, vorn 2 Tr. Otto Lambrecht, Landsbergerstr. 16, Querg. 2 Tr. Eugen Ernst , Hussitenstr. 88, Hof l. 1 Tr. Emil Börner, Stralsunderstr. 69, v.2 Tr. b. Köhler. Alb. Wurbs, Rixdorf .

Da vielfach Beschwerden über die unpünktliche oder

Abg. Graf Mirbach( fons.). Erreicht haben Sie bisher ledig- Ein großes Manufakturengeschäft besväftigte 300 Kinder täglich Nichtlieferung der Tribüne" seitens einiger Spediteure lich eine große Beunruhigung, vor Allem in den Kreisen, die Hypo- zwölf Stunden lang, der Fabrikinspektor konnte nicht einschreiten, laut geworden sind, so ersuchen wir die Genossen, uns thefen auf Gütern stehen haben. Allen denen, die jetzt beim Jahres- weil es sich nicht um eine Fabrik handelte. Die Einrichtung der wechsel in Geldverlegenheit waren, haben Sie einfach ihre Existenz Gewerbeinspektoren kann nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn die dieselben namhaft zu machen. abgeschnitten Die Sozialdemokraten haben bei den letzten Wahlen Arbeiter Vertrauen zu ihnen haben. Jezt wird eher darauf ge­

Sozialdemok. Wahlverein des 6. Berl. Reichstagswahlkreises.

Große öffentl. Versammlung

am Dienstag, den 27. Januar, Abends 8½½ Uhr

im Lokale des Herrn Knebel, Badstr . neben Weimanns Volksgarten.

Tages- Ordnung:

1. Vortrag des Reichstagsabgeordneten H. Förster. 2. Diskussion. 3. Verschiedenes und Fragelasten. Gäste haben Zutritt. Der Vorstand.

Agitations- Nummern

der Berliner Dolfs Tribüne" stehen unseren Freunden gratis zur Verfügung.

Der Arbeits- Nachweis

der

Klavier- Arbeiter befindet sich jeẞt Naunynstr. 78, im Restaurant Winther. Die Adressen- Ausgabe findet jeden Abend von 8-9 Uhr u. Sonntags Vormittags von 10-11 Uhr an Mitglieder wie an Nicht­mitglieder unentgeltlich statt.

Die Arbeitsvermittlungs- Kommission.

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Jedes Heft der Berliner Arbeiter- Bibliothek" ist einzeln zu beziehen. Die Preise sind niedriger gestellt wie bei allen anderen Unternehmungen. Bestellungen richte man an die be annten Kolporteure oder an die Expedition der Berliner Arbeiter- Bibliothek" Berlin SO., Elisabeth- Ufer 55.

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Mittwoch, 28. Januar, Abends Uhr, in Schmidel's Salon, Alte Jakobstr. 32

Ordentl. General Versammlung.

Tagesordnung:

1. Bericht der Rechtsschuß- Kommission und Neuwahl derselben.

2. Kassenbericht pro 4. Quartal 1890 und Bericht der Revisoren.

3. Neuwahl der Hilfs assirer.

4. Verschiedene Vereinsangelegenheiten.

Bahlreiches und pünktliches Erscheinen ist nothwendig. Quittungsbuch legitimirt.

Der Vorstand.

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Anträge an die Administration der, Glüh­lichter, Humoristisch satirisches Arbeiterblatt, Wien , I., Am Bergel Nr. 1. Reich illustrirt, folorirt! Guter Abjazartikel! Großer Rabatt!

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Berantwortlicher Redatteur: Paul Ernst , Berlin . Verleger und Truder: Maurer, Werner, Dimmick, jämmtlich in Berlin SO., Elisabeth- Uier 55.

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