Berliner
Volks- Tribüne
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Sozial- Politisches Wochenblatt.
Die Berliner Volks Tribüne" erscheint jeden Sonnabend früh. bonnementspreis für Berlin monatlich 50 Pf. pränumerando( frei in's Haus). Einzelne Nummer 15 Pf.
Redaktion und Expedition: SO.( 26), Elifabeth- Ufer 55. Ausgabe für Spediteure:
Durch jede Post- Anstalt Deutschlands zu beziehen.( Preis viertelj. 1 mt. 50 Pf.) ,, Volksblatt", Beuthstr. 3.
№ 16.
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Inserate werden die 4 spaltige Petitzeile oder deren Raum mit 20 Pf. berechnet. Vereins- Anzeigen: 15 Pf.- Arbeitsmarkt: 10 pf. Inseraten- Annahme in der Expedition: Elisabeth- Ufer 55 Die ,, Berl. Volks- Tribüne" ist unter Nr. 893 der Zeitungs- Preisliste eingetragen.
Sonnabend, den 18. April 1891.
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V. Jahrgang.
Aus der Woche. Der Sumpf. Der Sumpf. Das Einkommen- er und ein praktischer dazu. Darum hat er auch etwas das will was heißen, denn Bismarck kann Etwas verSteuergesetz und das Herrenhaus. Die Börse als auf die hohe Kante legen können für seine alten Tage, tragen. Das hat ihm aber auch imponirt, und der beHeimstätte des modernen Raubritterthums. Die und es ist ihm wohlergangen all seine Jahre. sagte Bourgeois schrieb den Erfolg seiner Sendung ledigVertheilung des Einkommens. Immer tiefer hinein. Den armen Millionären geht es immer schlechter. lich diesem Umstande zu. Ja, ja, es kann nicht Jeder Die Zunahme der Fabrikarbeiter- Bevölkerung in Die österreichische Regierung will gegen die Kartelle und ein großer Mann sein, ein ausgepichter Magen gehört Sachsen . Der Tribut des Moloch. Erklärung. Ringe losgehen, der Arbeiter will sich auch in diesem Jahre schon dazu. Gedicht. Novelle. Sybel's Begründung des trotz aller Drohungen und allem freundlichen Zureden Die Polizei kann alles. Jetzt beaufsichtigt sie deutschen Reiches durch Wilhelm I. Der auftra- seine Maifeier nicht nehmen lassen. Und schon wieder ist sogar die Börse. Sie hat sich in der letzten Zeit überlische Dockarbeiterstreik. Die Bevölkerungsabnahme ein Unglücksdonnerfeil in ihre Reihen gefahren; durch die haupt vielseitig gezeigt; sie hat die tiefsten politischen in Frankreich . Eine Lohnstatistik, und Folgerungen, ungewöhnliche Kälte des langen Winters sind alle Trüffeln Kenntnisse entwickelt; sie hat bewiesen, daß sie die Aesthetik welche aus ihr zu ziehen sind. Die Zunahme des erfroren. Da soll der Teufel Millionär sein. Ohne aus dem„ ff" versteht, besser als diese dummen Künstler; National ,, wohlstandes " in Sachsen pro Kopf. Vom getrüffelte Straßburger Gänseleber- Pasteten leben zu müssen, jetzt fennt sie sogar das ganze Börsentreiben und sieht Reichstag . zahlt sich unter keiner Bedingung aus. Da hört einfach den Jobbern auf die Finger. Gott , wie gut werden wir die Gemüthlichkeit auf. regiert! Was ist doch Oxenstierna für ein dummer Kerl Aus der Woche. - Der Heilsarmee droht in Berlin Konkurrenz zu gewesen! Seit einiger Zeit wurden Radirgummistücke ver-se- Die fönigliche Gewehrfabrik zu Erfurt hat die entstehen. Ein junger Kaufmann wachte eines Morgens für die Arbeiter bestimmte Hausordnung dahin erweitert, mit dem Bewußtsein auf, er sei der beste General für fauft mit einem Stempel, welcher das Bildniß des daß jeder sofortige Entlassung zu gewärtigen hat, wenn eine" Friedensarmee" den man sich nur denken könne. Kaisers trägt. Der Gebrauch dieses Gummis ist in den bekannt wird, daß er einem sozialdemokratischen Verein Bedacht, gethan. Die Gründung wurde ins Werk gesetzt. höheren Lehranstalten den Schülern nunmehr untersagt angehört, für einen solchen wirkt oder Beiträge sammelt. Der Riesensaal der Brauerei Friedrichshain wurde als worden mit dem Bemerken, daß Gummistücke mit KaiserDer Sozialdemokrat darf also die„ Knarre" tragen, sie Sammelplatz ausersehen und die gründende General- bildern den Knaben Veranlassung geben könnten, die aber machen darf er nicht. Uebrigens hatte ja auch der versammlung ausgeschrieben. Diese fand nun vor einigen Kaiserbilder zu verzerren. von den liberalen Preßkoſaken über den grünen Klee gelobte, Sellnern und fünf Journalisten 27 Personen eingefunden. ein Komplott gegen die Arbeiterkoalitionen klarlegen. An Tagen statt. Zu derselben hatten sich mit den zehn- Der„ Vorwärts" druckt Aftenstücke ab, welche verflossene Kriegsminister dem Verband Berliner MetallIndustrieller schriftlich versprochen, dahin zu wirken, daß Das wäre nun recht scheene gewesen. Aber wehe, wehe, der Spize steht der Herr Kommerzienrath Friz Kühne" sozialdemokratische Arbeiter von der vaterländischen Arbeit" dreimal wehe! Auch sechs Gläubiger befanden sich mann, bekannt durch eine sehr eigenthümliche Affaire bei ausgeschlossen werden. darunter und diese Unmenschen pfändeten mit einer Un einer Wohlthätigkeitsverlosung; es wäre interessant, wenn Elberfelder Jagdpächter haben in der Gegend zwischen barmherzigkeit und Verwegenheit darauf los, daß dem man diese Geschichte von einer Stüße von Staat und Hochdahl und Haan den Boden mit Stücken stark vergifteter, anwesenden Vierteldußend wirklicher Friedensarmeesoldaten Gesellschaft einmal wieder ausgrübe. Zweck des Verfeiner Leberwurst stellenweise belegt. Ein armer Arbeiter Hören und Sehen verging. Nicht einmal die 3 Mark bandes der Edlen ist, Arbeiter, welche sich im Kampf für fand ein solches Stück und nahm es mit nach Hause. 60 Pf. in der Kasse schonten sie. Nun bestand das die Sache der Freiheit und Gerechtigkeit hervorthun, Unter brodlos zu machen. Nur durch einen Zufall wurde seine Frau davor bewahrt, ganze Besigthum der Armee aus Schulden. sich zu vergiften. Sollten diese mordlustigen Nimrode sothanen Umständen war nicht einmal an einen Friedensnicht Elberfelder Fabrikanten oder Fabrikantensöhne ge- frieg zu denken. Von den Herren Soldaten desertirten denn uch allsogleich 100 pct. Buleẞt blieb nur noch wesen sein!
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Der Sumpf.
Im Kultusministerium wurde zu Gunsten der der General auf dem Schlachtfelde allein übrig. Er Als vor zwanzig Jahren das schmachbedeckte Kaisernothleidenden schlesischen Weber ein Bazar veranstaltet. sezte seinen Hut auf und konstatirte die Thatsache, daß thum in Frankreich zusammenstürzte und die grauenhafte Das Glück war günstig; um ganze 29 000 Mark wurden es in den letzten Tagen sehr viel geregnet habe. Uebrigens Verlotterung und Verlumpung zu Tage kam, welche sich Webwaaren verkauft. Die schlesischen Weber sind jetzt ſatt, werde er jeßt nach Hause gehen und sich die Geschichte unter dem Hermelin verborgen gehabt hatte, da dachten zufrieden, und werden fett werden. Sollte ihnen noch noch einmal überlegen. Sollten die verehrten Anwesenden unsere guten hurrahschreienden Soldaten wohl nicht, daß etwas fehlen, so wird ihnen ein Bibelspruch übermittelt werden. aber noch nach einer zweiten Unterhaltung verlangen, so ihre stegreichen Bajonette gerade bestimmt seien, diesen sollten sie ihren Wunsch nur ungenirt aussprechen, sei Ein treuer Freund und Verehrer" der Herr wird wohl nichts dagegen haben, wenn wir seinen Namen mit größter Freude bereit, dann sofort wieder eine Ber- Schmuß in ihr Vaterland hinüber zu tragen. Freilich, auch vor Bismarck hatten wir schon verrathen: Louis Israels heißt der Edle- hat Bismarck fammlung einzuberufen. Manches in diesem Genre gehabt; aber Deutschland zum Geburtstag einen ostfriesischen Knüppelkuchen verehrt Der Norddeutsche Lloyd hat bei den Reichspost- und Frankreich waren doch noch nicht dasselbe; der Verund einen Glückwunsch beigepackt. Dagegen ließe sich nun dampferlinien nach Ostasien und Auſtralien , trotz des wesungsgeruch war bei uns doch noch nicht so penenichts einwenden. Aber dem unglücklichen Spender ist es Reichszuschusses von 4 400 000 Mark, noch das Sümmchen trant, das Laster war noch nicht so schamlos, die Käuf eingefallen, seinen Glückwunsch in poetischer Form zur Welt von 1496 685 Mark zugesetzt. Auch so eine Erbschaft lichkeit trug noch nicht so chnisch ihren Preis auf sich zu bringen. Und da gestatten wir uns schon die Ver- aus der Bismarck- Aera, diese Reichspostdampferlinien. geschrieben, der Diebstahl prahlte noch nicht als Herrscher, muthung: War der Kuchen von derselben Qualität wie beim deutschen Volke wird der" Altreichskanzler" die Prostitution als legitime Einrichtung, die Gesinnungsdie Verse, dann hat die alte Racketenkiste sicher Bauchweh noch lange in theurem" Andenken stehen! losigkeit als Regel, neben der die Ehrenhaftigkeit- nicht bekommen. Der ostfriesische Barde reimt auf Kümmelfäse" Die Berliner Fleischer- Innung agitirt beim verbrecherisch, nein, lächerlich war! " Ostfryse". Das mag ja sehr lokalpatriotisch sein, Bundesrath für Ausschließung des gefochten amerikanischen Was ist das kaiserliche Rom an Verdorbenheit, schön und richtig ist es schon wieder weniger. Uns scheint Rindfleisches. Dasselbe sei ungesund. Ei, ei, die Ver- Byzanz an Erbärmlichkeit gegen diese Zeit! Wie Kapitel immer, Herrn Israels Dichtergaul könne man das Fließ liner Fleischer wissen was gesund ist. Unlängst wurde des Tacitus lesen sich die Berichte über das kriechende scheeren. Hört er nicht auf den Namen Haideschnucke? ein Schlächter verdammt, weil er den Kadaver eines Parlament, die Angeber- und Spigelwirthschaft, die BeDie Hildesheimer Zuckerraffinerie vertheilte im ver- Hundes in die Würste hackte. Das war wohl auch reicherung des leitenden Staatsmannes, die Verschleudeflossenen Jahre 72 Prozent Dividenden, außerdem erhielt gesund?! Vielleicht für den Geldbeutel des Betreffenden, rung der Staatsgelder; wie ein Charakter der römischen der Direktor ein Weihnachtsgeschenk von 18 000 Mart. Das mag stimmen. Also nur langsam, immer schön Verfallzeit erscheint dieser Bismarck, der ganz ruhig, beiUnd von so einem Pappenstiel sollen die armen Aktionäre sachte, es wissen auch noch andere Leute, was gesund ist. nahe verwundert, daß man etwas Anderes von ihm verleben tönnen! -X Aus der kürzlich aufgefundenen Schrift von langen kann, von sich erzählt, daß er nie Grundsätze geIn Folge sozialdemokratischer Beifallskundgebungen Aristoteles ergiebt sich, daß, wie alles, so auch unsere habt habe; der mit einem Cynismus sonder gleichen zuwurde Fuldas„ Verlorenes Paradies" auf Wunsch der großartige Sozialreform schon dagewesen ist, nur waren giebt, daß anständige Leute nichts mit ihm zu thun haben Behörde vom Repertoire des Theaters zu Chemnitz abgesetzt. Die alten Griechen etwas anständiger, wie die modernen wollen; der seinem Nebenbuhler Arnim sagte: Sie wollen So eine Behörde hats gut. Sie darf nur wünschen, und Deutschen . Alle Arbeitsunfähigen, deren Vermögen we- Kanzler werden, aber wenn Sie es würden, so sähen Sie, Alles liegt ihr zu Füßen. Und wie fürsichtig und vor- niger als dreihundert Drachmen betrug, erhielten täglich daß es auch nichts ist; der die Menschheit verachtete und sorglich sie ist. Nicht einmal ein Paradies entbehrt ihrer zwei Obolen Staatsunterstüßung, ein Betrag, der nicht seine eigene Lumpenhaftigkeit zugab.. Obsorge. Und es ist vielleicht gut so. Die Arbeiter hätten 33 Pfennig ausmacht, sondern dem vollen„ ortsüblichen Bonaparte ist Bismarcks Lehrer gewesen; aber Bissich beim Beifallsklatschen die Hände beschädigen können. Tagelohn" gleichkam. Dafür war das aber auch das march hat seinen Lehrer übertroffen; Bonaparte war ein Das aber sind Arbeitsinstrumente sozusagen und gehören blinde Heidenthum, und nicht christlich- germanische Sozial- Schwindler, er war ein Hochstapler auch noch auf dem den Fabrikanten und dem Staate. Thron; aber er hatte noch zuviel Sentimentalität in sich Wilhelm Bismarck , die letzte Säule des HausEin alter französischer Bourgeois, der 1871 mit und noch zu viel Illusionismus; er glaubte oft selbst an meierthums im Staatsdienste, soll aus dem Welfenfonds Bismarck unterhandelt hat, ist in der letzten Woche ge- seinen Schwindel. Das hat Bisma cf nie gethan; Bisalljährlich 6000 Mark bezogen haben. Das muß man storben. Wie die Nekrologe berichten, war er dem„ Koloß march hat stets in souveräner Höhe über seinen Handdem alten Bismarck lassen, ein tüchtiger Hausvater war des Jahrhunderts" in Etwas über, nämlich im Saufen; und lungen gestanden, und das Einzige, was ihn beherrschte,
reform.
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