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Beiblatt zur Berliner Volks- Tribüne.
Nr. 18.
Weltmai.
Bor meinem Fenster schräg empor steigt eines grauen Hauses Wand,
Hart an ihr drückt den Blick ein Baum kohlschwarz und wie von Gluth verbrannt.
Ich seh den Baum, ich seh die Wand, das ist so schwarz und grau nnd todt,
Mein Auge zürnt und flieht und sucht ein winkend Grün, ein leuchtend Roth.
Und sieh! im Winkel fast versteckt winkt mir ein sprossendes Gebüsch, Mit welcher Lust hab' ich's entdeckt! wie wird mir frei und froh und frisch!
Aus jedem Aestchen schlüpft vergnügt und trinkt[ den Tropfeu, der ihm träuft,
Ein kleines Blatt, ein grüner Busch, dem Wonne durch die Nerven läuft.
Das ist der schönste Frühling ja, der[ mir[ vom Hofe Meldung bringt, Und morgen ist der Mai( schon da, der hold an meine Seele
klingt.
329
Der erste Mai, der erste Mai, nun lebt es grün, nun leuchtet's roth,
Nun seh' ich kein Kasernengrau und keinen Kahlbaum schwarz und todt.
Der erste Mai, der grüne Mai, von rothen Wimpeln fluthet drein, Nun bin ich frisch und froh und frei und will mein Lied dem Frühling weih'n.
Dem Menschheitsfrühling will ich's weih'n, der jubelnd durch die Lande zieht,
Der Hoffnung in die Herzen gießt, daß Bölferfrost fund Elend flieht!
Der Sonne in die Seelen streut, daß sich verkriecht die Nacht
der Noth,
Der Blüthen lockt am Lebensbaum mit siegesläutendem Gebot. Nun kommt zu Hauf, nun feiert All', die ihr mit Hirn und Muskel schafft,
Sonnabend, den 2. Mai 1891.
Herr Haase fährt zusammen. Er hat ganz nachdenklich zu den Kartoffelpuffern hinübergeschielt. „ Oh! Ich?.. Wieso?"
V. Jahrgang.
Danke scheen!
" Ja, sehn Se, so bin ick nu mal!... Hab'n Se jelesen?. Na ja! Sehn Se!" Er würgt das Notizbuch wieder in die Seitentasche. Eine " Det is je nach de Umstände, Mutter! Je nach de Weile ist es still, Wally hat sich wieder zum Herde hingedrückt. Umstände! Nich wahr, werther, junger Herr?" „ Na, wat haste denn wieder zu schniffeln! Obste jehst?! Hast woll Watte in de Ohren?"
Olle Kopelfe streicht sich jetzt auch über den Mund weg. Die Schicht auf dem mit blauen Phantasieblumen bemalten Kuchenteller neben Mutter Abendroth'n wird immer höher. Goldgelb, mit kleinen, bräunlichen Erhöhungen, sehen die Puffer zwischen der dichten Zuckerschicht drüber vor. Ein feiner, bläulicher Brodem steigt seitwärts von ihnen in die Höhe. Er zieht sich vom Heerde her gerade über den Tisch hin. Die ganze Küche duftet nach ihm.
" Hm!... Je nach de Umstände."
jetzt zu den Puffern hinüber. Olle Kopelke hat das mechanisch wiederholt. Auch er sieht
Wally gähnt und schleicht sich zum Fenster. Sie drückt Die Stirn gegen das Holzkreuz und summt vor sich hin.
Ueber das niedrige, verschneite Quergebäude drüben hebt sich schwarz die Fabrik in den dunklen, von seinem Schneestaub wimmelnden Winterhimmel. Ihre vielen Fenster blicken gelbroth durch das Gestöber. Schwarz schieben sich fortwährend die großen Stahlschienen, Riemen und Räder in den hellen Vierecken hin und her. Es schnaubt und stöhnt in kurzen, regelmäßigen Stößen. Dazwischen, in gewissen Zwischenräumen, ein scharfes, doppelstimmiges Quitschen
gescheiteltes Haar glänzt. Ab und zu sticht sie mit der Gabel der Dumme! Wenn nich noch'n bisken wat bei det SileMutter Abendroth'n ist feuerroth. Ihr schwarzes, glatt- Ja! Weeßte, Edewacht, Du bist ooch man immer in die zitternde, bräunliche Breimasse im Tiegel. " Jottedoch, ja!... Idk.. ick bedaur' Ihn'n doch wettenschneidern un Schustern un bei det Dottern abfiele, manchetmal ooch so sehr, Herr Haase! Wiffen jing't Dir voch man dreckich mit Deine Olle!" „ Ja! Da haste Recht, Mutter!... Aber, weeẞte? Mir hungert eflich nach so'n Puffert da!... Jieb mir
Se! Na, is doch wahr?.. Wenn Gener. Sie dreht den Puffer auf die andere Seite.
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" Na, Du?!... Nu seh doch Eener! Hast woll n' doch mal so'n Dingrichs rieber!" Jieperbillet, wat?!"
Wally, die mit langem Halse dagestanden und zugesehen hat, drückt sich jetzt wieder zu Olle Kopelke. Sie preßt ihr langes, spitzes Kinn auf seine Schulter und läßt kein Auge vom Heerde.
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" Ick meen': wenn Eener immer so arbeeten muß Ae!... Amüsemang, meen' ick'" und hat dabei nich n' bisken Amü... Nanu?! Un id sag: een junger Mensch muß det haben, sag ick!" „ Hm! Das... Ach, das... das wird auch noch
Nun lobt mit lautem Jubelschall den Siegeszug der Arbeitskraft! mal anders!" Das ist ein herrlich Hochzeitsfest der triumphirenden Idee, Wie bin ich fröhlich bis in's Mart, daß ich den Flug der Freiheit seh'!
Einst mühsam nur mit schwerem Schlag langsam von Haupt zu Haupt sie zog,
" Hier, olle Qualmtute!"
Scheen! Scheeniken!... So wat kann der ärmste Mensch essen!"
Herr Haase bläst den Rauch vor sich hin, er starrt in den Lampenbrenner.
" Ihn'n voch een'n Herr Haase?"
„ Nein! Nein! Danke! Ich.
,, Ach wat! Hier!... Nehm'n S' man!".
" Hm!... Danke! Danke!... Ich e... Wally hat sich wieder einigermaßen interessirt umgedreht. ,, Donnerwettstock!... Weeßte... Mutter!
Herr Haase hat verlegen seine grünen, rissigen Gummi- Det.. det haste raus!! Det schmeckt nach mehr!" Mutter Abendroth'n schmunzelt. manschetten zurückgeschoben und ist über und über roth ge
worden.
,, Na, wenn't man schmeckt! Jottedoch, ja! Bei die " Ich sag manchetmal zu Herr Rödern: Herr Röder, schlechten Zeiten kann eener ooch froh sind, wenn er so jag ick: Nehm'n' sick mal' n Beispiel an Herrn Haase! sein liebet bisken Brot hat!" Heut mit gewalt'gem Fittich schwebt sie durch der Massen Weltgewog. Der junge Mann sigt den janzen Tag un Brrr! Und was der flaren Denker Muth als waltendes Gesetz erkannt,
Nun wird es Fleisch, nun wird es Blut, nun wird es Mensch
von Land zu Land.
Unüberwindlich groß und stark, so wächst der Wahrheit Wort zur That,
Wie bin ich fröhlich bis in's Mark! Ich seh' der neuen Mensch heit Saat.
Ich weiß ein lockend Liebchen mir, mit dem ich tausche Gruß und Kuß,
Des Maien freuet sich mein Herz, lebend'ger blüht nun der Genuß. Wenn durch die blauen Düfte weich und may nene eher Rögel Sang Sich senkt in unser Liebesreid), foulay f Wie pocht mein Herz, wie leb' ich reich! Doch höher schlägt mein Herz empor,
Dieset verfluchtigte Fett! Det sprigt jo wie der Deibel!"
Sie reibt sich mit dem Schürzenzipfel die Augen. fitt... sitt. sag ick, den janzen mal' n bisken wat jönn'n!" Tag... un arbeet't un fann sick nich zu Hause
„ Hm!"
Herr Haase hat sich weit hinten zurückgelehnt. Er pafft. Sein Gesicht ist ganz von Qualm umhüllt, nebenan singt Herr Röder: Hildebrand und sein Sohn Hadubrand, Que stopeite vesteht nich nachdenia Jeine eiguin. Mutter Abendroth'n zu schüttelt er den Kopf und hustet.
Und reicher leb' ich tausendmal, klingst du, o Weltmai, an fährt fort: mein Ohr.
Du Jubellied der Menschheit du, die ihrer Freiheit Lenz empfängt, Du Kraftgefang der neuen Zeit, die durch die alte Hülle drängt! grüner Mai, o blauer Mai, von rothen Bannern voll durchflaggt, Sei mir gegrüßt in aller Welt, wo dein Symbol die Herzen packt! Bon Jahr zu Jahr nun streb' empor und dorre und verschwinde nicht,
Und kühner sei dein Blick und lieblicher dein Angesicht! Du junges Fest der neuen Welt, deut' in die Zukunft licht und groß! Wir grüßen dich, wir feiern dich, wir ruh'n beglückt in deinem Schooß.
Die papierne Passion.
Fortsetzung.
Olle Ropelke knöpft sich jetzt seinen Ueberrock auf, so daß sein kurzes, abgetragenes Sammetjaquet sichtbar wird. Mutter Abendroth'n hat ein paar Löffel von dem rohen Kartoffelbrei aus der Schüssel mitten in das bratende Schmalz gethan. " Immer wat Feinet, Mutter! Nich?"
Olle Kopelfe sieht sie einen Augenblick mit seinen freundHaase. Herr Haase ist mit seinem Buffer schon fertig.
lichen, blinzenden Augen an, dann wendet er sich wieder zu Herrn
,, Aber, wissen Se, junger Herr?' ne scheene Zeit is et doch so, det Studier'n meen ick! Namentlich so an fleene Unewerſitäten!"
,, ja! Aber manchmal etwas roh! Etwas sehr roh!" „ Roh! roh, meen' Se? Ja, da hab'n Se eejentlich nich so janz Unrecht! Un da weer'ck Ihn'n ooch mal ' ne scheene Jeschichte erzeehl'n. Det heeßt, wenn't Ihn'n
bitte!
„ Ich wah damals noch'n janz junger Kerl, 10 n
,, Nee, manchetmal muß ich aber orntlich iber Herr Jungeken von zwanzig Jahren. Ich konnt mir aber daHaase lachen, wenn er so mit seine kurzen Höskens die mals in jute Gesellschaft sehn lassen, verstehn Se! Un Treppen rufjehubbt kömmt... Ick meene man so! Die ich sag Ihn'n: bei de Meechens hat ick Flück, bei de Nich, Mutter?" Beene fenn ich doch? Sie missen mir det nich ibel nehm'n, Meechens?!. ,, Nanu?! Wat soll ick denn det wissen?" Herr Haase!
„ Oh!"
,, Sehn Se, det..."
Mutter Abendroth'n dreht sich überrascht um. Olle Kopelte hat plötzlich stark zu husten begonnen. Ste sieht ihn an. Er blinzelt ihr zu. Herr Haase sieht aufmerksam unter den Tisch. Mutter Abendroth'n, die Olle Kopelfe jetzt verstanden hat, sieht ihn einen Augenblick wie erschrocken an. Dann, beruhigend: Jbrijens, wat Se da vorhin von de Miete sagen, Herr Haase, det hat keene Eile! Det lassen Se man jut find!"
von
,,, ich kriege ja, wie gesagt nächstens meiner Mutter. Das Geld fann jeden Augenblick fommen!"
-
wat
Wat Ja nee!.. „ Ehm! Hm!... Ja ick doch jleich noch sagen wollte!... Det is nämlich wah, det is wirklich wah, junger Herr! Det is heitudage voch nich mehr so mit det Studiren, wissen Se! Allens iberfillt! Allens iberfillt!... Ehm!... Sehn Se.
Er tippt Herrn Haase mit dem Zeigefinger auf den Arm.
"
„ Na, Du hast mir doch damals immer for'n forschen Jungen taxirt, Mutter? Un wenn Frize mir nich in die Quere jefommen wär?.."
,, Nanu bitt ick een'n um dausend Achtjroschensticke! So'nn Knurzel! Ich hätt Dir jewollt!"
Olle Kopelte lacht vor sich hin. Er betrachtet Mutter Abendroth'n sehr vergnügt.
,, Na, laß man jut sind, Mutter! Kleen, aber oho! Ne, ne, wissen Se! Det will Se man jezz nich so Wort hab'n!"
" Nanu heer' aber uf, oller Demelack!"
,, Na, sei man jut, Mutter! Scheen waht doch damals! Idk meen' man! Nich?" Mutter Abendroth'n lacht.
„ Nanu heer'n S' man, Herr Haase! So'ne olle Quasselstrippe!"
" Du, Mutter! Sonntags so uf de Hasenheide!" Amerika det is zu weit!
Denn jehn wir nach de Hasenheid!
" I, wat kann ooch det schlechte Leben helfen! Det Dann dreht er sich, ein wenig ungeduldig, zu Wally um. Ick meen man, Mutter! Aber nachher kam der Friße. muzt zu janischt!" Nich doch, Kind!.. Du thust mir ja weh, wenn Na, nu wissen Se! Mit dreihundert Dhaler Jehalt un Du mir so mit Dein' Kinne drickst! Du mußt doch aber zu Weihnachten ' ne boomwollne Weste: mit so wat konnt' so'n Fahrebund wie ich nich konferriren! Da hat se mir ooch heer'n!" Wally gähnt. Sie setzt sich hinter ihn auf den Bettrand schießen lassen!" und fängt an, ihm vorsichtig das rothe Schnupftuch aus der Tasche zu zupfen.
Mutter Abendroth'n giebt sich nicht die Mühe, vom Tiegel wegzusehen. Sie hat die Augen und die Lippen zusammen. gefniffen und den Kopf zurückgebogen. Knackend spritzt das Fett nach allen Seiten.
Nebenan geht Herr Röder mit schweren Schritten auf und ab. Er singt mit lauter Stimme ein Studentenlied. Olle Kopelke reibt sich über den Magen.
" Hm!"
Herr Haase schüttelt sich ein wenig.
-
" Hm!... Darf darf ich Ihnen vielleicht eine Cigarre anbieten?"
„ Oh!- He! Na! Ich bin so frei, werther, junger Herr! Ich bin so frei!"
Olle Kopelfe kneift mit seinen breiten, stumpfen Fingernägeln die Spitze von der Cigarre und biegt sich mit ihr über die Lampe .
Herr Haase athmet tief auf. Olle Kopelfe hat sich wieder zurückgelehnt und reibt sich nun mit den Händen behaglich über die Kniee.
„ Ja, wenn eener ville Jeld hat, wissen Se, denn mag't ja woll noch jehn! Aber, wissen Se: det is ja heitzubage in alle Branchen so, sag ick. Nehm'n Se doch Na?! Da siz ick mit de Talente, un mit'n
mal mir! dicken Kopp! Ja, det liebe Jeld, wissen Se! Ick hab' z. B. schon manchen durch'n Prozeß jebracht! Er zerrt ein dickes, fettiges Notizbuch aus seiner Tasche. Sehn Se, da is z. B. eene Sache un hier! Bitte! Nehm'n Se mal, det Se mir jloob'n! Mutter Abendroth'n lachend:
Na ja! Det is nu ooch wat, weeßte!... Dabei fannste voch verhungern!"
Olle Kopelfe lacht leise vor sich hin.
Der Cigarrenqualm zieht sich in dünnen, zarten Wölkchen um die kleine, trübe Lampe. Er macht ihr Licht noch trüber und " Ja, wah is't! Wat ick dabei verdiene, drägt de gelber. Das Fett im Tiegel zischt, Olle Kopelke summt leise bor sich hin. Wally ſtößt mit ihrem Fuße in einem fort gegen Kaze uf'n Schwanz wech! Aber't freit een'n doch, wissen ſein Stuhlbein. Unten, hinten vom Hof her die Maschinen Se, wenn man so'n armen Deibel jeholfen hat!' n freit " Nanu?! Sagen Se doch' n Ton, Herr Haase! Sie een' doch!" sind so so stille heite?"
Er nickt Herrn Haase gemüthlich zu.
" Na! Obste stille bist?!
Mutter Abendroth'n hat ihm schnell noch einen Buffer hingereicht. Sie sehen sich beide einen Augenblick an. Na! Js doch wat, Mutter!"
Er hat den Buffer mit spizzen Fingern gefaßt und ist nun. „ Jesus sprach zu seine Jinger:
Wer keen Leffel hat, eßt mit de Finger!
So!.
2
Er knippst sich die Zuckerkrümelchen von den Fingern.
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Wat wat ick Ihn'n also erzeehl'n wollte, werther junger Herr! Idk wah damals voch mal in' ne fleene Stadt, in Ireefswalde.
Ach?! Da hab ich ja auch studirt!" Herr Haase ist plößlich lebhaft geworden.
,, Na ja, sehn Se! un schnitt Silewetten und schusterte, wie det jrade so kam! Un da hätt' ick beinah' mal in'ne Kneipe von de Theologen eklige Keile jefriegt, indem det ick det Leiden Iristi ausschnitt!"
„ Ach!.. Wie?!
Das Leiden Christi?! „ Au ja! Olle Kopelke kann det Leiden Fristi aus