schlössen, daß sich die Staatsmacht aus ihre exzeptionelle Stellung besinnt, sich auf die Rosinante setzt, ihr Haupt mit dem Helm des Mambrinus schützt, erklärt, daß sie wirklich über den Parteien stehe, und die Komödie vom sozialen Königthum wirklich aufführt. Es ist eine Komödie, und die wird schließlich nur einen Lachersolg haben; aber soll sich das Proletariat da in den Schmollwinkel zurückziehen und gesinnungs- und prinzipientreu ausrufen: ..Bei der fortschreitenden Zuspitzung der sozialen Verhältnisse wird mir die positive Mitarbeit immer un- möglicher?" Nun, wir denken, es wird die vernünftige Philo- sophie desNimm was du kriegen kannst" befolgen, und sich mit Vergnügen an die positive Mitarbeit machen, und alles annehmen aberohne Verbindlichkeit". Wir wollen ja nicht behaupten, daß es so kommen muß. Wer will die Zukunft vorher sagen! Aber wes- halb soll man diePositive Mitarbeit" für unmöglich halten? Es giebt viele Möglichkeiten. Und schließlich haben wir uns nicht über Möglkch- keit oder Unmöglichkeit den Kopf zu zerbrechen. Pflücken wir den Apfel, wie er gewachsen ist! Nur eins haben wir uns klar zu machen: ihre Gefährlichkeit. Sie darf niemals so weit getrieben werden, daß über ihr unsere letzten Ziele ins Hintertreffen kommen. Daß der- artige Gefahren vorhanden sind, ist gewiß, und darauf müssen wir also unser Augenmerk lenken, nicht aus Tiste- leien über ihre Möglichkeit.

Der Krach der Schwindler. E. St. In rascher Folge häufen sich die Bankbrüche. Und nicht etwa die impotenten neuen Elemente sind es. welche in den Krach hineingezogen sind, gerade jene Häuser, die Dezennien bestanden haben und welche sich allseitigen Vertrauens erfreuten. Die unmittelbare Folge der Bankbrüche ist ohne Weiteres in der latenten Krisis zu suchen, die nun seit der Schwindelperiode von 1889 heranschleicht und ihren Höhepunkt noch lange nicht er- reicht zu haben scheint. Seit dem Fallissement der Welt- flrma Naring Brothers haben wir wiederholt auf die Ursachen der wirthschaftlichen Krisis hingewiesen, so daß wir uns hier auf unsere früheren Auslassungen berufen können. Mit einer rasend steigenden Ueberproduktion ging Hand in Hand eine Ueberspekulation, welche Ne glänzen­den Phantome ernst nahm, die ihr die wahnsinnige Pro- duktionssteigerung vormachte, eine Produktionssteigerung, der die Konsumsteigerung fehlte. So konnte man glauben, daß in den achtziger Jahren eine starke Kapitalansammlung in Deutschland statt- gefunden habe. Aber das war nur eine Einbildung. Die angebliche Kapitalsansammlung beruhte aus einer durch die Ueberproduktion künstlich er- Zeugten Werthsteigerung der vorhandenen Güter und keineswegs auf einer wirklichen Gütervermehrung. Es ist sogar notorisch, daß die �apitalsansammlung, während man sich einbildete, sie]e\ verallgemeinert, sich aus immer engere Kreise geschränkt bat. Wir meinen den Weg des mobilen Kapitals aus den Händen Vieler nach denen Einzelner, die Kon- zentration des Großkapitals, Mit der Roth- kvendigkeit eines Naturgesetzes vollzog sie sich. Die Kleinen Mitbewerber verschwanden gerade in den letzten wahren Zusehends, sie machten den' großen Konkurrenten Platz. und diese selbst hatten Mühe, sich gegen die modernen Krösusse, gegen die Riesentrusts, zu behaupten. Eine Statistik der Bankerotte von Kapitalisten während der letzten Jahre müßte dies sofort beweisen. Soviel Ab- Schlachtungen von Kapitalisten, wie sie in den letzten achtziger Jahren vorkamen, so viel sind sonst in Jahr- zehnten nicht zu verzeichnen gewesen. Die Besitzthumer der erschlagenen Kapitalisten wurden wie von einem großen Pumpwerk von wenigen Großkapitalisten aus- gesogen. Und diese Großkapitalisten, die mit einem Raffinement sonder Gleichen auf dem Wege der Böllen - gaunerei den weniger mächtigen Hochstaplern ihren Raub abschwindelten, diese bildeten sich ein, es hätte eine grotze �apitalsvermehrung in Deutschland stattgefunden und vperirten danach. Man betrachte nur die Finanzgeschichte der letzten zehn Jahre. Sie ist in der Hauptsache eine Geschichte der Konversionen. Gewaltsam beschnitten die Börsm- kürsten dem Leihkapital den Zins. E?ie deduztrten:Da Vach unserer Ansicht eine Vermehrung der wirthschaft lichen Güter stattgefunden hat, so sehen wir keinen Grund ein, warum wir nicht den allgemeinen Zmssutz herabdrücken sollten." Mit einer Ausdauer ohne Gleichen in der finanz- Mitischen Geschichte arbeiteten die gesch ossenen Phalanxen Großkapitals, die Rothschild's, Hansemann's. Bleich' röder's und Mauthner's an diesem Ziel. Mit Hilfe de-.- Börsenverkehrs entzogen diese Biedermänner dem kleiiien Sparer die hochverzinslichen Werthe. Die«iprozentige Ungarische Goldrente beispielsweise, die Ende der siebziger Söhre von den Rothschild's zu einem Kurse von ca. 75 Prozent emittirt wurde, ersetzte man durch eine vier- brozentige Rente, die im Jahre 1881 schon zu 77�/8 Pro- zent angeboten, und als man sie ablehnte, gewaltsamer

zu kaufen. Da die Börsenbarone systematisch vorgingen und alle hochverzinslichen Werthe aus dem Markte zogen (wobei sie übrigens Milliarden verdienten), da sie ferner die Macht ihrer Milliarden einsetzen konnten und eine konsequente Kurssteigerung bekanntlich ein unbesieg­bares Argument für die Dummen hervorriefen, so gelang ihnen das Attentat auf die wirthschaftlich Schwachen oder besser die Vergewaltigung der Kleinkapitalisten, voll- ständig. Für die Gesammtheit, für die Volkswirthschaft im Ganzen bleibt diese gewaltsame Kurstreiberei eine sterile Sache. Sie bewirkt eine Verschiebung der Kapi- talien, eine fiktive, scheinbare Kapitalsvermehrung, eine Scheinkonjunktur, aber keine dauernde, reelle Kapitals- Vermehrung. Und nach zwei anderen Seiten noch hatte die Geld- Phalanx revolutionär gewirkt. Sie hetzte das deutsche Kapital nach Argentinien , Mexiko , Brasilien , Spanien , Portugal , Griechenland , Chili und China , wo ungezählte Millionen begraben wurden. Ferner hatte das Treiben der Börsenfürsten eine Gründungsthätigkeit und Spielwuth in Deutschland selbst entfesselt, wogegen die Gründungswuth der siebziger Jahre als wahre Stümperei erscheint. Die faulsten, kreditunwürdigsten Gesellschaften wurden zu Aktiengesellschaften umgewandelt. Ja, es ist vor- gekommen, daß man es wagte, die Etablissements von Industriellen, die effektiv bankerott waren, in Aktien- gesellschaften mit hohem Agio umzuwandeln. An diesem .Tanz ums goldne Kalb betheiligten sich vornehmlich jene t Eingangs erwähnten Bankfirmen, die eine Art Mittel- stellung zwischen den internationalen Weltfirmen und den ckii rninorum gentium einnahmen, die Hirschfeld& Wölfs. die Schnöckel, die Sommerfeld, Maaß u. a. m., die nun- mehr eine so unrühmliche Rolle spielten. Die Ansicht der kundigen Thebaner geht dahin, daß die Wolff's noch zu Dutzenden an der Börse herumlaufen und daß das Kapitel der Bankbrüche noch nicht geschlossen werden darf. Und schließlich, was sind denn die Rothschild's besser. als die Wolff's? Jene waren es gerade, welche mit ihren Annexen, der Kreditanstalt in Wien und der Dis- kontogesellschaft in Berlin , den Anfang gemacht haben. Der Katzenjammer, der dem fröhlichen Zechgelage gefolgt ist, der Rückschlag auf die wirthschaftlichen Aus- schreitungen und Uebertreibungen, die Ernüchterung und Abspannung auf die tolle Ueberspekulation der letzten Jahre, sie treffen zuerst jene Firmen, die ihre Vermögen in ihren eigenen Gründungen festgelegt hatten und in ihrer Roth zur Verschleuderung ihnen anvertrauter fremder Gelder griffen. Denn, als die Reaktion eintrat, war an einen Absatz der faulen Jndustriewerthe nicht mehr zu denken. Die Institute, welche an ihren eigenen Gründungen sich immobilisirt hatten, waren am Ende ihres Könnens. Sie mußten entweder liquidiren oder fremdes Gut veruntreuen, znmal immerfort Effekten auf den Markt geworfen wurden und allgemeines Mißtrauen einriß, daß sich schließlich zu einem regulären Run zuspitzte. Schon ist das Schlachtfeld mit Tobten besäet, und jeder neue Tag bringt neue Tobte. Da finden wir neben dem Kommerzienrath Anton Wolff, dem Prototyp des satten Bourgeois, die Maaß und Meyer, lauter Stützen der Gesellschaft und der Kirche. Am widerlichsten erscheint jedenfalls der Kommerz ien- rath und Inhaber der höchsten Ehrenstellen in der Ge- schäftswelt, Anto.: Wolff. Dieser Biedermann, der schon seit dem Krach von 1873 keinen Heller eigenes Vermögen besessen hat, verstand es, sich mit dem Schein zu um- geben, als gebiete er über ungezählte Millionen. Und dabei verschmähte es dieser würdige Genosse der Bismarck , Baare e tutti quanti nicht einmal, einen armen Portier in letzter Stunde um seine sauren Ersparnisse zu prellen. Als die Majoratsherren, die Adligen und Spitzen der Behörden sattsam ausgesogen waren, da ließ sich der Kommerzienrath und Handelsrichter herbei, auch das Geld der Kleinen zu nehmen. Welch' ein Unterschied zwischen diesem Gauner en gros und den Spekulantentypen der Schnöckel, Sommerfeld und Maaß! Verschwender waren sie alle. Das ist das angemaßte Recht des Spekulanten. Allein, die Letztgenannten waren eben in erster Reihe Spekulanten und in zweiter Reihe Verwalter fremden Vermögens. Ging der eine an seinen riesenhaften Engage- ments in russischen Noten und Kreditaktien zu Grunde, der andere an seinen eigenen Jndustriegrttndungen, mit denen er sitzen geblieben war. so kann man bei Wolff diesen Milderungsgrund nicht gelten lassen. Dieser Betrüger befaßte sich nicht mit faulen Grün- düngen. Der Zusammenbruch seines Hauses war durch den gemeinsten Schwindel verursacht und die Nemesis hätte ihn auch ereilen müssen, wenn die Krisen der Börse nicht gekommen wären. Der Luxus und die Genußsucht allein brachten diesen Mann zu Fall. Man kann sich 10 Pferde halten und eine ganze Haremswirthschast ein- richten, man kann wohl Weine zu 50 Mark verschlemmen und einen Aufwand von einer halben Million Mark pro Jahr-bestreiten, wie Herr Wolff es that, wenn man eigenes Vermögen und die Aussicht hat, solche Summen insVerdienen" zu bringen. Aber hier trifft beides nicht zu. Morsch und zerfressen war das Fundament des Hauses Hitschfeld& Wolff seit zwanzig Jahren. Und trotzdem beraubt und begaunert dieser Mann die Vertrauensseligen, welche ihm ihr Gut übergeben, kalten Blutes um die Erträgnisse ihrer Arbeit, nur um prassen und schlemmen zu können. Und die anderen Betrüger.

und die Fonds von Waisenhäusern verjubeln, sie sind nicht minder typisch, wie jene ganz großen Schwindler. die durch Lug und Trug den großen Massen ihren Raub in Gestalt von Schwindel-Papierchen abjagen. Sie alle gehören zum Ordnungsstaat. Verschwendungs- und Genußsucht, wahnwitzige Gier nach Reichthum, ent- nervendes Spiel an Stelle gemeinnütziger Thätigkeit, ge- wissenlose Ausbeutung des Nächsten, Verachtung von Moral und Zucht und Sitte, das sind die schönen Dinge, welche bei demBankbruch der Betrüger" zum Vorschein kommen. Und dieses elende Pack, das über die Begehrlichkeit der Arbeiter losdonnert, dessen Wohlleben auf die Ver- nichtung der Existenzen Anderer aufgebaut ist, dieses Lumpenthum spielt die dominirende Rolle im öffentlichen Leben, nimmt die Ehren- und Vertrauensstellungen im Bourgeoisklassenstaat ein. Und was das beste an der ganzen Sache ist, das ist der typische Charakter dieser Erscheinungen. Was jetzt gestürzt ist, das sind nur die unvorsichtigen schwächeren Elemente der Bankierwelt. Die Mächtigeren arbeiten meist auf ebensolchem morschen Fundament. Sie halten es nur länger aus. Aber auch sie werden von dem Zug des Todes erfaßt werden, da die Konzentration des Kapitals nur die Gewaltigsten im Reiche des Mammons unberührt läßt. So gräbt sich die heutige Gesellschaft selbst ihr Grab. Noch aber hat man die Stirn, vonOrdnung" zu reden._ Droduktio« undZTechnikH# Die Gntwickiung de» Hergda«» in Oesterreich im letzten Jahrzehnt: Wie selbst in langsam fortschreitenden Ländern sich die Produktion rapid entwickelt, zeigen folgende Zahlenreihen aus der österreichischen Bergwerksstatistik Eisenerz Menge Gesammt- Mittelpreis Millionen Werth der pr. Met.-Ztr. Meter- Produktion am Er- Zentner Millionen zeuaungsorle Gulden Kreuzer 1881 6,19 1,79 28,9 1882 9,02 2,39 26,6 1883 8,82 2,38 26,9 1884 9,74 2,61 26,9 1885 9,31 2,26 24,2 1886 7,96 1,92 24,2 1887 8,46 1,98 23,3 1888 10,09 2,28 22,3 1889 11,15 2,49 22,3 1890 13,61 3,11 22,8

1881 1882 1883 1884 1883 1886 1887 1888 1889 1890

1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890

1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888 1889 1890

Menge Millionen Meter- Zentner 3,39 4,35 5,22 5,39 4,98 4,84 5,11 5,86 6,16 6,66 Menge Millionen Meter- Zentner 63,4 65,6 71,9 71,9 73,8 74,2 77,9 82,7 85,9 89,3 ? Menge Millionen Meter- Zentner 89,6 88,96 98,54 100,09 105,14 109,3 115,7 128,6 138,5 153,5

R o

c n

h e i s Gesanimt- Werth der Produktion Millionen Gulden 17,56 21,05 24,26 23,72 20,51 18,97 18,79 21,83 23,57 27,31 S t e i n k o b I e Gesammtwerth der Produktion Millionen Gulden 20,74 21,44 22,87 22,77 22,67 22,30 22,87 23,98 26,66 30,40 l r a u ii k o h l e Gesammtwerth der Produktion Millionen Gulden 16,02 16,94 18,29 18,08 18,26 18,67 18,98 20,74 22,86 27,64

Mtttelpreis pr. Mer.-Ztr. am Er- zeugungsorte 4,43 4,70 4,53 4,29 4,02 3,83 3,59 3,62 3,74 4,05 l Mittelpreis per Meter- Zenmer Kreuzer 32,69 32,69 31,80 31,68 30,72 30,06 29,33 28,67 31,01 34,04

Mittelpreis per Meter- Zentner Kreuzer 17,87 18,83 18,56 18,07 17,37 17/09 16,40 10,12 16,51 18,03 Wie aus diesen Ziffern hervorgeht, ist die Produktion von Eisenerzen in den letzten drei Jahren bedeutend gestiegen und' hat sich im Laufe des verflossenen Dezenniums verdoppelt Fast verdoppelt hat sich die Roheiscnproduktion, dabei sind die Mittelpreise beinahe unausgesetzt gesunken, weil die Produktionskosten sich durch den intensiveren Preis er- mäßigt haben. Die Braunkohlen-Produktion hat sich um 70 pCt. gesteigert, die Stetnkohlen-Produktion um 40 pCt Interessante Angaben finden sich auch in einem amtlichen Bericht über die Gisenerzproduktion i« de« Dereinigten Staate«: Im Jahre 1839 betrieben im Ganzen 692 Individuen, Firmen und Korporationen Eisenerzbergwerke. In 1880 betrug die Anzabl der regelmäßig im Betriebe befindlichen Erzbergwerke 805 und der unregelmäßig betriebenen 1325. Die Anzahl der Eisenerzproduzentcn hat sich somit seit 1880 bedeutend ivermindert, was auf die Thatsache zurückgeführt werden muß, daß die Produktion jetzt in großartigerem Maßstabe betrieben wird, was wiederum große Kapitalien er- fordert Konzentration des Kapitals. In 1889 wurden von den Bergwerken aus im Ganzen 14 127 892Long" Tons Erz im Gesammtwerthe von 32 763 506 Dollars versandt. In 1880 bezifferte stch die Produktion auf 7 120 362Long" Tons im Gesammtwerthe von 23 156 957 Dollars, während sich die