durch die Ernennung desselben ist es ausgemacht, daß die 1 Staatsrathsposten nicht nur bloße Aemter, sondern politische Stellungen find, in denen nach der Ehre und der Ver­antwortung ihrer Inhaber gefragt wird, wenn es sich darum handelt, mit der Sache, für die ste kämpfen und arbeiten, zu flegen oder zu fallen. Der norwegische Staatsrath soll nicht länger ein Kreis von Beamten, sondern ein wirklicher ,, Rath des Volles beim Könige" fein." In gleicher Weise sprechen " In fich die sonstigen demokratischen Blätter aus.

Das Schicksal, welches der Bill zur Erweiterung des Stimmrechts im Oberhause bevorsteht, beschäftigt die gesammte Presse. Es wird bekannt, daß der Herzog von Richmond und Gordon bei Einbringung der Bill den Antrag stellen wird, baß das Haus wohl geneigt sei, die Ausdehnung des Stimm­rechts in Erwägung zu ziehen, daß es aber die Frage nicht getrennt von der Neueintheilung der Wahlkreise erörtern wolle. Die Daily News" schreiben: Sollten sich die Lords ent schließen, dem erklärten Willen des Unterhauses und der unver­fennbaren Strömung der öffentlichen Meinung zum Troße zu handeln, so werden die Folgen auf ihr Haupt fallen. Jeder vernünftige Mensch muß hoffen, daß sie weniger thöricht sein werden; wenn sie aber eigenwillig sind, so ist es ihre eigene Sache."

Der französische   Budget- Ausschuß vollzog an dem Budget der Posten und Telegraphen Abstriche in Höhe Don 3 Millionen 996,000 Franken. Die Herabseßungen, die bisher beantragt sind, belaufen sich auf nicht weniger als 30,375,000 Franken und haben auf die Ministerien der öffent lichen Arbeiten, des Kultus, des Unterrichts, der Justiz, des Innern, des Handels, der Posten und Telegraphen Bezug. Der Ausschuß hofft, für die Refforts Krieg und Marine ebenfalls noch 20 Millionen ersparen zu können und so im Ganzen die von der Regierung aufgestellten Ziffern um 50 Millionen einzuschränken.

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Die Cholera hat am 1. Juli in Toulon   12 Opfer ge­fordert. Die Anzahl der Fälle aus Marseille   ist zur Zeit noch unbekannt. Die Mutter des in Groth( Departement Eure  ) ver­storbenen Gymnasiasten ist in Lyon   an der Cholera erkrankt, befindet sich jedoch jezt außer Gefahr. In Korsika wollen die Munizipal- Verwaltungen die Provenienzen aus Toulon  und Marseille   überhaupt nicht landen lassen. In Bastia   wurde von der Bevölkerung das Quarantaine- Lazareth zerstört. Man denkt jezt daran, den aus Toulon   in Paris   eintreffenden Fremden eine Quarantaine aufzuerlegen.

Mit bitterem Spott verfolgt Rochefort in Intran figeant" die Regierung, welche die Natur der Epidemie in Toulon   verheimlichen wollte, und die Aerzte, die aus Un­wissenheit oder aus Gefälligkeit für den Minister die Regierung darin unterstügt hätten. In den legten Nummern schreibt Rochefort unter dem Titel: Die Lichter der Wissen fchaft": Sprecht doch, ihr großen Lichter sind sie spora­find ste spora­bisch und lokal, diese Todesfälle, die in Marseille   bligartig eine Frau auf der Straße, einen Leichenbitter hinter dem Sarge binwegrafften? Und Sie unsterblicher Herr Pasteur  , dem wir eine Jahresrente von 25,000 Franken bezahlen, um die Mikroben in Maffen zu vernichten, die Sie sich rühmen, analyfirt zu haben werden Sie denn nicht bald in Szene treten? Bor faum einem Monate versicherten doch die wiffen­schaftlichen Zeitschriften, daß der Mikrob der Cholera wie der Der Hundswuth fein Geheimniß mehr für fte haben. So nehmen Sie doch Ihren Freund Paul Bert   unter den Arm und verfügen Sie sich nach Marseille  , wo Sie Stoff für Ihr geniales Wissen in Ueberfluß finden. Wenn aber nicht o wunderbarer Pasteur( Hirte) der Sie Ihr Leben für Ihre Schafe nicht geben behalten Sie Ihre Großkreuze, mit denen wir nichts anzufangen wissen, aber geben Sie die 25,000 Franken wieder heraus. Daß wir an der Cholera fterben, das mag noch hingehen, daß aber Sie davon leben, Sie und Ihre fläglichen Kollegen das ist nicht zu ertragen. Das belgische Ministerium hat nunmehr den Beschluß gefaßt, die sämmtlichen Kommunalräthe des Landes schon im Juli aufzulösen und die Neuwahlen auf den 3. August anzu­beraumen. Das Hauptstreben der Regierung ist, die liberalen Kommunalverwaltungen der größeren Städte Brüffel, Antwer­ pen  , Gent   u. f. w. in die Hände der flerifalen Partei zu brin­gen und dadurch eine einheitliche Verwaltung zu erzielen.- Der Prozeß des abgesezten Bischofs von Tournai  - Doumont gegen den jeßigen Bischof Du Rouffeaux tritt wieder in ein neues Stadium. Der Appellationschef hat dem Ersteren unter­fagt, den Bischofstitel zu führen; der Kassationschef hat das Urtheil vernichtet und die Sache zur weiteren Verhandlung an

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Wiedergefunden.")

Erzählung von W. H.

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Im östlichen Holstein, wo sanfte Hügelwellen, mit prächti­gen Buchenwaldungen bewachsen, zahlreiche Seen umkränzen, die mit der nahen Ostsee   in vielfacher Verbindung stehen, herrscht in den milden Jahreszeiten eine solche Frische und Fülle der Natur, wie man sie vereint kaum irgendwo in Deutsch­ land   antreffen wird. Die üppigen Wiesen, die wallenden Korn­felder, der stattliche Hochwald, die fischreichen Seen überall Wohlstand, Leben und Freude.

Das Volk des östlichen Holsteins ist weniger schwerfällig, als das in den westlichen Marschen wohnende. Mag die Ab­Stammung auch dazu beitragen, da im Osten Holsteins vielfache Mischung mit slavischen Elementen stattfand, während im We­ften der friesische Stamm fich reiner erhalten hat, so ist doch nicht zu zweifeln, daß auch die Abwechslung in den Boden­verhältnissen des Landes große Einwirtung gehabt hat. Im Diten, wie schon bemerkt, Wald und friedliche Binnengewässer, im Westen flache, weite Felder und Wiesen und die ewig un ruhige Nordsee.

Der Sinn der Menschen in solchen Gegenden wird starr und verschlossen, mächtige Charaktere erzeugt er allerdins, selten aber gewandte Geister. Diese findet man mehr in den Gegen den, wo die Natur mannigfache Abwechslung bietet. Deshalb ist der Dstholsteiner auch gewandter, fröhlicher, vielleicht auch etwas weniger zuverlässig, als der Holsteiner an der Westküste der Halbinsel.

Nicht weit von Eutin  , der Hauptstadt desjenigen Theiles von Holstein, welcher zu dem Großherzogthum Oldenburg   ge hört und sich besonders durch Wohlstand und Naturschönheit auszeichnet, liegt der Uglei- See.

Die Form des Sees ist ein fast regelrechtes Dval; an den Ufern zu allen Seiten steigt der Hochwald an ziemlich steilen bhängen empor, sodaß man unwillkürlich den Eindruck ge­innt, als sei die Erde dort in den See gesunken. Das Waffer fteht immer tiefgrün aus, nur zur Mittagszeit und zwar nur während des Hochsommers zittern die Sonnenstrahlen auf dem See, sonst liegt der Wald, ein einziger großer Schatten, auf dem Uglei, der dadurch wie in einen grünen Schleier gehüllt

erscheint.

Das Wasser ist fast immer rubig; selten nur fräuselt sich bie Oberfläche, und langsam schaukeln an den Rändern des Sees die flachen Wellen und schmeicheln sich an die nieder­hängenden Zweige des Unterholzes, welches aus Haselftauden, Weiden   und Erlen besteht.

Am Ufer stand ein junger Mann und starrte auf den schweigenden See, in Träumen versunken. Dachte er der Sage, nach welcher tief unten auf dem Grunde in dem versunkenen Schloffe ein holdes Mägdlein im Schlaf befangen ruhte, dachte er dasselbe zu erlösen und zu harren der Nacht, in welcher alle zehn Jahre unter Bliz und Donner das Schloß an der Ober­

*) Nachdruck verboten.

das Appellationsgericht in Lüttich   verwiesen. Dagegen gereicht dem Bischof Du Rousseaux zum Troste, daß der jeßige Justiz minister Woeste den Prozeß gegen die Diocesan- Kaffe von Tour nai Namens des Staates zurückgezogen hat, ihm also bald die Verfügung über die fünf Millionen zustehen wird.

Ein internationales Egypten ist der neueste Traum der französischen   Chauvinisten, d. h. ein Egypten, in welchem eine französische Kolonie und die Erinnerung an die unsterb­lichen Thaten, die Frankreichs   Söhne am Nil vollführt, die Führerrolle spielen. Allerdings ist es richtig, daß die Fran­zosen sich seit dem Feldzuge des Generals Bonaparte um das alte Egypten viele Verdienste erworben, sich aber auch ent­sprechend bezahlt gemacht haben, während die Bemühungen Frankreichs   um das moderne Egypten fast durchweg verderblich für das Nilland wurden: man denke an Mehemed Ali's ihm von den Franzosen eingegebene Pläne von 1840 und den fran­ zösischen   Einstuß auf Ismail Pascha's   tolle Verschwendungen und an die Spekulationen französischer Geldleute, die zum Kondominium führten, das durch die Anmaßung der Franzosen  , stets die erste Rolle spielen zu wollen, schließlich zu den Wirren führte, aus denen jezt Europa   das unglückliche Land heraus­ziehen soll, wenn es fann.

Der Mahdi hat Abdelraman Beg Benaga zum Gouver neur von Berber   ernannt. Dieser äußerst fanatische Mensch war früher einer der ersten Kaufleute Khartums   und begleitete die Erpedition Hicks Pascha's gegen El Obeid als Geißel für die treue Haltung der Stadt während der Abwesenheit der Garnison  . Der General schenkte ihm leider Vertrauen und wurde von ihm verrathen; Abdelraman stand von Anfang bis zu Ende der unglücklichen Expedition im täglichen Verkehre mit dem Mahdi  . Der Gouverneur von Dongola   telegraphirt, daß der mächtige Stamm der Kababischen fich für den Mahdi erklärt habe; man schenkt jedoch seinem Berichte feinen Glauben. Man ist hier allgemein überrascht, daß der Gouverneur von Dongola  , deffen Treue zweifelhaft ist, mit der Mission betraut wurde, diesen Stamm für die Regierung zu gewinnen. Die Kababischen, die 60000 wehrhafte Männer zählen, sind der beste Stamm im Sudan  .

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Der Wahlfeldzug der sog. demokratischen Partei in Amerika   hat begonnen. Die demokratische Konvention von Ohio  hat fich abermals zu dem im Jahre 1883 angenommenen 3oll­Programme bekannt. Die diesbezügliche Resolution, welche darauf berechnet ist, es beiden Parteien recht zu machen, lautet: Wir befürworten Zölle, welche der Regierung Einkünfte zur Bestreitung ihrer ökonomisch eingeschränkten Auslagen ge­währen, und die so bemessen sein sollen, daß jede ungleiche Vertheilung der zu tragenden Lasten vermieden werde; zugleich sollen die Zölle die einheimischen Industrien fördern und der Arbeit ihren entsprechenden Lohn sichern, nicht aber Monopole schaffen und ernähren." Die demokratische Konvention von Florida   hat Delegirte erwählt, die für Cleveland   zu stimmen haben; die Delegirten für Nord- Carolina find zwischen Senator Bayard und Gouverneur Cleveland   geschieden. Gouverneur Cleveland   bleibt der Günstling der verschiedenen Staats- Kon­ventionen, welche versammelt find, um Delegirte für die dem nächst in Chicago   zusammentretende demokratische Konvention zu wählen. Doch werden auch die Namen anderer hervorragen­der Demokraten als Kandidaten für den Präsidentenposten ge­nannt. Das ,, Tammany Hall  " Element in New- York   ist gegen die Kandidatur Cleveland's  . Somit scheint es auch der demo­fratischen Partei an der zu sicheren Siege erforderlichen Einig­feit bislang zu fehlen.

Parlamentarisches.

Aus der gestrigen Bundesrathssihung berichtet das ,, Deutsche Tageblatt": In der gestern Nachmittag 2 Uhr ab­gehaltenen Bundesrathssigung wurde die Beschlußfaffung über Die Mittheilung des Herrn Präsidenten des Reichstags über den Reichstagsbeschluß betreffs des Gefeßentwurfs wegen Ab= änderung der Gewerbeordnung vom 18. Juni 1881 ( Antrag Ackermann) auf eine der nächsten Sisungen vertagt und der Reichstagsbeschluß wegen Beschaffung eines Dienstgebäudes für den General- Konsul in Shanghai   zur Vollstreckung durch den Kaiser bestimmt. Genehmigt wurde ,, der Gefeßentwurf über die Unfallversicherung der Ar­beiter, mit Ausnahme der vom Reichstage beschlossenen Re­solution bezüglich der Entschädigung der durch das Gesetz be­troffenen Privatgesellschaften." Diese Resolution wurde an die " Diese Resolution wurde an die Ausschüsse verwiesen und ist eine Annahme derselben kaum vorauszuseßen. Der Entwurf eines Gesezes über Feststellung

fläche erscheint und die Wogen des Sees sich in den Erdboden verlaufen? Wenn dann ein beherzter Jüngling den Drachen bezwingt, der vor den Pforten des Schloffes liegt, dann springen dieselben flirrend auf, und das holde Mägdlein, Schloß, Wald und herrliche Länder gehören dem fühnen Ritter.

Gedachte der Jüngling dieser alten Sage?

D, er tannte sie wohl, da er schon als Kind in jene Ge­

gend gekommen war und in dem nahe gelegenen Dorfe als Schullehrer sein bescheidenes Dasein fristete er kannte die Seufzer plöglich aufathmete. Sage wohl, aber er gedachte ihrer nicht, als er in tiefem

Ein heiteres Lachen und fröhliche Plauderei unterbrach da die Stille und eine kleine Reisegesellschaft trat aus dem Wal­desdunkel in die Lichtung, auf welcher der Großherzog von Oldenburg eine Art Pavillon mit Sigen hat anlegen laſſen, um den vielen Besuchern des reizenden Sees ein beschauliches Ruhepläschen zu bieten.

Auf das fröhliche Lachen und Plaudern kam von jenseits des Sees sofort Antwort, sodaß die kleine Gesellschaft, die aus einer älteren und einer jüngeren Dame und aus zwei Herren bestand, die gleichfalls im Alter sehr verschieden waren, sich er­staunt und überrascht ansah, bis der hinzutretende junge Dorf­Schullehrer bedeutete, daß selbst auf ein nicht besonders lautes Singen oder Rufen das Echo von allen Seiten Antwort gebe. Er hielt die hohle Hand an den Mund und ließ einen gellenden Pfiff ertönen, der sofort ein hundertfaches lautes Echo fand.

Die Bekanntschaft war auf diese Weise schnell gemacht. Das ältere Paar war der Senator Hausburger nebst Gemahlin aus Hamburg  , die jüngere Dame ihre Tochter Amanda und der jüngere Herr war ein Verwandter der Frau des Senators Dr. med. Wernheim.

Unser Dorfschullehrer, Emil Reichelt, übernahm es, den Fremden allerlei Erklärungen und Erläuterungen über den See zu geben und erwähnte auch die oben mitgetheilte Sage. Ueber das Gesicht des alten Senators zog eine trübe Wolfe. Nicht nur das verzauberte Fräulein lebt da unten," sagte er, sondern es ruht auch dort eine große Anzahl von lebensmüden Menschen; bemüht hat, die Leichen von Ertrunkenen aufzufischen, so wenig der See giebt kein Opfer wieder heraus, und so sehr man sich find diese Bemühungen von Erfolg gewesen, so daß man all­gemein annimmt, daß in der Mitte des Sees und zwar tief unter der Oberfläche ein trichterförmiger Strudel sich befindet, der nimmer seine Beute losläßt."

Du bist ja so ernst geworden, Papa," sagte Amanda; stehst Du vielleicht selbst zu einem der Ertrunkenen in Be­ziehung?"

Ach was," murrte der Senator, ich habe nur so allerlei gelesen, auch, daß grade dieser See eine große Anziehungskraft für Selbstmörder haben soll, besonders für Frauen.""

Die Frau des Senators wandte sich hüftelnd ab und bat, daß man nunmehr den Rückweg antreten möge, um auf der Höhe in dem gaftlichen Wirthshaus den Leib zu erquicken. Mit freundlicher Handbewegung lud der Senator den Dorf­

eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushalts- Etat pro 1884/85 betreffs der Unfallversicherung wurde genehmigt. Hiernach hat der Bundesrath das Unfallversicherungsgesetz in der vom Reichstag beschlossenen Fassung genehmigt.

Lokales.

Schwindelfrei und ohne Furcht müssen enschieden die Arbeiter sein, die hoch oben zwischen Himmel und Erde die Kuppel des Französischen   Domes mit neuen Kupferplatten be­legen. Man fühlt unwillkürlich ein Grauen, wenn man die Leute in jener schwindelnden Höhe sich bewegen sieht. Neuer­dings wird nun noch die auf der Kuppel stehende, ungefähr 15 Fuß hohe Statue mit einem Koloffalgerüft umgeben, welches die Figur noch um ein Bedeutendes überragt. Die Herstellung dieses Gerüstes verursacht ungeheuere Anstrengung und Mühe. Trotz alledem steht man nur selten einen Passanten stehen bleiben, um einen Blick auf die furchtlosen Männer zu werfen. Gleichgültig eilt Alles vorüber, und doch würde Mancher gewiß ein hohes Entré zahlen, um einen Seiltänger in einer exorbitanten Leistung auf dem Thurmseile bewundern zu kön nen. Freilich, Flitterkram tragen diese Leute nicht und so todesmuthig sie auch sein mögen, machen ste doch keinen be­sonders prickelnden Eindruck auf blafirte Nerven.

Die Findigkeit" der Berliner   Langfinger ist manchmal wirklich staunenswerth. So wurden einem in einer hiefigen Brauerei beschäftigten Bierfahrer in den legten vierzehn Tagen aus seiner in der Schönhauser Allee   belegenen Wohnung zwei Sparkassenbücher über je 900 Mark_gestohlen. Die Bücher, auf den Namen Friedrich lautend, find unter Nr. 113,224 und 167,666 ausgestellt und waren im Aschbehäl­ter der unbenußten Kochmaschine verwahrt.

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Große Feuersbrunst. Das große Fabrikgebäude auf dem Grundstücke Brizerstraße 8, die Dampfschneide von Debeau, die Dampforechslerei von Ausner, die Holzleistenfabrik von Bäders, die Fraise- Anstalt von Billhard u. Co., sowie die Möbelfabrik von Richter enthaltend, ist vorgestern Nacht durch einen Brand zur Hälfte völlig zerstört worden. Das Grundstück ist in der Borderfront nicht bebaut; es dient ausschließlich den vorbezeich neten industriellen Zwecken und ist dementsprechend auf dem gesammten freien Terrain mit Nußhölzern besetzt. Ein Schuppen auf der rechten Seite birgt ebenfalls Holzmaterial, während die ganze Hinterflucht von dem mächtigen Fabrikgebäude eingenom men wird. Nach der Admiralstraße und dem Kotbuferufer schließen sich umfangreiche Zimmer- und Holzlagerpläge an, so daß hier des Feuergefährlichen über und über genug geboten wurde. In der Richter'schen Möbelfabrik ist vorgestern Abend noch sehr spät gearbeitet worden; hier scheint das Feuer zum Ausbruch gekommen zu sein, wenigstens will der Wächter an den Fenstern dieser Fabrik den ersten Feuerschein wahrgenom men haben. Die Meldung ließ wie das namentlich bei größeren Bränden leider häufig der Fall ist wieder recht lange auf fich warten; fie erfolgte erst, als auch schon von der Poll­born'schen Fabrik aus mittelst des dort vorhandenen Feuermel­ders das Signal gegeben wurde. Als die ersten Abtheilungen der Feuerwehr eintrafen es war dies kurz nach Mitternacht - schlugen die Flammen aus mindestens zehn Fenstern des dritten und vierten Stockes weits heraus und ein mächtiger Feuerschein röthete den Himmel. Aus allen Gegenden der Stadt eilten die Löschzüge der Feuerwehr herbei, und ein stattlicher Löschtrain stand bald darauf dem Kum mando zur Verfügung. Das Fabrik Gebäude ist ge wissermaßen getheilt und zwar wesentlich durch ein thurm artiges Treppenhaus, welches sich gerade in der Mitte erhebt und dem sich bis zur Hinterwand in jeder einzelnen Etage fleinere Räume, die vorwiegend zur Unferbringung von Mo­dellen dienten, anschließen. Das Feuer war auf der rechten Seite des Treppenflurs ausgebrochen und hatte hier, durch die Transmissionen geleitet, sich in das erste Stockwerk hinein fort gepflanzt, auch das Dach schon entzündet, als der Angriff er folgte; für denselben war Hauptbasis das Treppenhaus und das Dach des Schuppens, von dem aus die Strahlen der Dampfsprigen in die brennenden Etagen hineingeschleudert wurden. Ein Ersteigen der letzteren war wegen der tolosalen Hiße nicht möglich; die Gluth war so mächtig, daß Offiziere und Mannschaften bei ihrem Vordringen in furzen Intervallen ebenfalls mit Wasserstrahlen bedacht werden mußten, um aus halten und die Uniform vor Entflammen schüßen zu können. Dank diesem unentwegten Ausharren hat die Feuerwehr wiederum einen außerordentlichen Erfolg zu verzeichnen; der Brand ist auch nicht einen Fuß über seinen ursprünglichen

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schullehrer ein, bei ihm zu Gaste zu bleiben, was letzterer nach einigem Sträuben annahm.

Auf der Höhe angelangt, war das Wirthshaus schnell er reicht; große Eichen, Buchen und Linden ragten vor demselben empor und beschatteten einen grünen Play, auf welchem einige Tische und Stühle zur Ruhe einluden. Das lange einstödige Haus mit dem Strohdach und den grünen Fensterscheiben machte einen sehr freundlichen Eindruck. Prächtige Gärten und im Thale   saftige Wiesen umgaben das Haus, hinter denen sich die weiten Feldfluren hinzogen.

Das Wirthshaus mit allem, was man weit und breit fah, gehörte ebenso wie der stattliche Wildgarten, welcher sich ab­seits von den Gärten weit ausdehnte, dem Großherzog von Oldenburg  ; der stämmige Wirth, der sich eben in der Haus thüre zeigte, war nur der Bächter; doch hatte seine Familie das Gut schon durch mehrere Generationen förmlich in Erb pacht gegen einen sehr geringen Bins gehabt, so daß allgemein bekannt war, der Herr Wirth zum Uglei- See sei ein sehr wohl habender, ja ein reicher Mann. Stolz genug war Herr Haber mann auch. Wenngleich er freundlich mit seinen Gästen sprach so ließ er sich doch nie dazu herbei, die Gäfte zu bedienen das überließ er einer Mago, und wenn die Gesellschaft zahl reich oder vornehm war, dann mußte auch sein Töchterchen, die goldige Angelita, mit zugreifen, während die Mutter in der Küche schaltete und waltete.

Zumeist war der Wirth selbst nicht zuhause, da er die Be wirthschaftung der Felder und Wiesen überwachen mußte, in denen sein hauptsächlicher Reichthum lag. Die Gastwirthschaft hatte er nur so nebenbei, und da ste schon fast ein Jahrhundert zu der Bächterei gehörte und er auch befürchtete, andernfalls einen läftigen Nachbarn zu bekommen, wollte er dieselbe nicht abgeben, obwohl seine Frau meinte, daß fie es wahrlich nicht mehr nöthig hätten, fich für fremde Leute zu quälen; außerdem sei ihr einziges Töchterchen viel zu gut dazu, andere Leute zu bedienen.

Gewöhnlich drang die erfahrene Frau in den Alten, di Wirthschaft eingehen zu lassen, wenn Emil Reichelt einsam bei seinem Glase Bier dort unter der Eiche saß und dem drang. Klavierspiel lauschte, welches aus dem Eczimmer des Hauses

Dann allerdings wetterte der Alte; Wir müssen den ver hungerten Schulmeister dort dulden, der unser liebes Sin förmlich verrückt gemacht hat, solange wir die Wirthschaf habenja, nächstes Jahr lasse ich dieselbe eingehen, daß id den Burschen dann von meiner Befitung treiben tann. G ist wahrlich unverschämt, ist wahrlich unverschämt, ein blufarmer Mensch mit 250 Thalern Gehalt, von zweifelhafter Herkunft, dessen Mutter fid dort unten im See ertränkt hat, wagt es, zu meiner Angelita zur Tochter des Wirthes zum Uglei- See emporzusehen. Nächste Jahr, Alte, wird die Bude zugemacht, und dann soll der Teufe den Kerl holen."

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( Fortsetzung folgt.)