Lokales.
g In den hiesigen Badeanstalten und zwar in denjenigen, woselbst sog. Wannenbäder genommen werden, ist es zur Gewohnheit geworden, bei starker Frequenz die kurz vorher gebrauchte Badewanne nach einiger Reinigung sofort wieder dem nächsten Badegast zur Verfügung zu stellen und so fort, bis der legte der Badegäste befriedigt ist. Die hohe Gefahr, welche durch eine derartige Manipulation für die Gesammtheit der Badenden entsteht, wenn die vorher die Wanne benutzenden Personen mit anstedenden Krankheiten behaftet gewesen, liegt auf der Hand. In Desterreich und Frankreich hat man derselben bereits dadurch Rechnung getragen, daß man die Badewannen vor jedem Gebrauch mit einer festanliegenden Leinwandbülle überzieht, wodurch eine Be rührung der Körpertheile an den Wandungen jede eventuelle Ansteckungsgefahr ausschließt. Vielleicht ließe sich auch in den Berliner Badeanstalten eine derartige Einrichtung einführen, um die Badegäste vor einer Ansteckung zu schüßen.
I Die Pflege epileptischer Kinder im schlulpflichtigen Alter liegt in unserer Stadt noch recht sehr im Argen, da für diese Unglücklichen von der Kommune unmittelbar nicht viel geschieht. Viele dieser Kinder, bei denen das Leiden noch nicht voll zum Durchbruch gekommen ist und die Krankheitsfälle seltener eintreten, besuchen die gewöhnlichen Schulen, andere, bei denen die Anfälle zahlreicher und heftiger auftreten, bleiben wohl ganz ohne Unterricht. Den Familien, die in unserem großstädtischen Treiben im Kampfe ums Dasein nicht die Zeit erübrigen fönnen, um die angemessene Unterbringung eines solchen Kindes in eine Anstalt nachzusuchen, vielleicht auch aus falscher Pietät diese Unterbringung nicht wünschen, erwächst in diesen unglücklichen Geschöpfen eine furchtbare Laft, die um so größer ist, wenn sie ohne Unterricht aufwachsen und die Krant heit später ihre geistig verheerende Wirkung geltend macht. 3war fehlt es nicht an Anstalten in unserer Stadt, in denen solche Kranken gepflegt werden, aber diese Asyle find bei Weitem nicht ausreichend, alle Bedürftigen aufzunehmen. Eine Kontrole der Behörde findet so gut wie gar nicht statt und es wäre hier eine sehr passende Gelegenheit gegeben, der privaten Wohlthätigkeit ein großes Arbeitsfeld zu schaffen. Freilich wird auf die Dauer auch die Behörde der Sache gegenüber Stellung nehmen müffen. Ganz ohne Unterricht tönnen und dürfen diese Unglücklichen in keinem Falle bleiben und wir find überzeugt, daß einmal eingerichtete Schulanstalten ebenso vortheilhafte Erfolge haben werden, wie heute schon unser hauptstädtischer Unterricht für blinde Kinder.
g. Die seiner Zeit viel besprochenen Tariftafeln an den beiden Eingängen zur Rochstraße, welche bekanntlich ,, von unbefugter Hand" mit weißer Farbe bestrichen worden waren, um so den Tarif unkenntlich zu machen und ein Jrren des Publikums bezüglich der Geltung desselben zu verhindern, zeigen fich feit einigen Tagen wieder in ihrer früheren Gestalt, d. h. die Tafeln find von der weißen Farbe gesäubert und der Tarif ist wieder sichtbar. Es wäre doch nunmehr endlich an der Zeit, diese zwecklos gewordenen Tafeln gänzlich zu be feitigen, um eine Jrreführung der Passanten der Rochstraße zu verhindern.
N. Auf den Grund gefahren. Ein ca. 4 Fuß tiefgehender mit Sand beladener Kahn gerieth gestern Nachmittag gegen 3 Uhr, des niedrigen Wafferstandes der Spree wegen, unter der eifernen Brücke am Kupfergraben auf den Grund. Alle Anstrengung das Fahrzeug wieder flott zu machen war anfänglich vergeblich. Endlich wurden die ca. 24 Centner wiegenden Masten über Bord geworfen, der Kahn durch Entladung von Sand in fleinere Boote etwas gehoben, so daß er gegen 47 Uhr mit Seilen und Winden vorwärts befördert werden könnte. Fünf Hähne oberhalb und 6 unterhalb der Spree mußten die ganze Zeit über liegen bleiben.
Es war
eine vollständige Sperre auf diesem Wasserlauf eingetreten und eine ungeheure Menschenmenge beobachtete vom Ufer und der Brücke aus die anstrengenden Arbeiten der Schiffsmannschaft.
in Thränen aus, als sie den Schaden gewahrte. Der Thäter war natürlich fühn in das Innere des dunklen Zimmers zu rückgewichen und konnte leider nicht zur Verantwortung gezogen werden.
r. Mit wallender Hutfeder, und nie ohne diese, pflegte Fräulein Lieschen auszugehen. Das war gerade nicht auffällig, denn sie ist Verkäuferin in einem Bugwaarengeschäft, wo man dergleichen Sachen sehr schön haben kann. Auffälliger war es schon, als mehrere ihrer Freundinnen den gleichen kostbaren Kopfput trugen, so daß, wenn die kleine weibliche Karawane am Sonntagsnachmittag durch die Mariannenstraße schritt, ihr ein ganzes Straußengefieder voran wehte. Aber so a Biffel Lieb und a Biffel Treu und a Biffel Falschheit ist allemal dabei, und durch die lettere Untugend einer Kollegin von Lieschen erfuhr deren Prinzipal von dem koloffalen Feder- Lurus feiner Verkäuferin. Da gingen dann plöglich große Veränderungen vor; Lieschen und ihre Freundinnen hatten plöglich die kostbaren Federn entfernt und Lieschen hat ihre Stellung als Verkäuferin quittirt; ihr Vormund hat viel mit ihrem Prinzipal unterhandelt, wobei dieser das denkwürdige Wort gesprochen haben soll: Wenn die Angestellten im Geschäft nur so viel stehlen, wie sie für sich brauchen, so würde man Darüber hinwegsehen; aber wenn sie gleich den Bedarf für die ganze Freundschaft stehlen, das muß ein Geschäft zu Grunde richten!" Es ist noch nicht ausgemacht, ob wir Lieschens reizende Straußfedern nicht noch mal auf dem Gerichtstische als corpora delicti zu sehen bekommen.
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N. Verschollen. Am Montag Morgen fam ein junger, etwa achtzehnjähriger Mensch, der anscheinend Schüler einer hiefigen Unterrichtsanstalt war, zu der Wittwe Mundt an der Stralauer Brücke und miethete fich ein Boot. Als Pfand das für hinterließ er eine filberne Cylinderuhr mit Kette. Am Abend gegen 9 Uhr wurde das Boot von Arbeitern zurückgebracht, welche erzählten, dasselbe auf dem Rummelsburger See herrenlos umhertreibend gefunden zu haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dem jungen Manne, der durchaus nicht den Anschein erweckte, mit selbstmörderischen Absichten umzugehen, ein Unglück zugestoßen. Derselbe wird 1,70 Meter hoch geschäßt, soll schlanker Statur, blond und mit grauem Anzuge und ebenso farbigem Hut befleidet gewesen sein.
N Selbstmordversuch. In der verflossenen Nacht machte die Frau des in der Mittelstraße 50 wohnenden Schneiders meisters R. den Versuch, fich das Leben zu nehmen, indem sie eine aus Chloroform und Bilsentraut zusammengesette Mixtur genoß. Obgleich sofort energische Gegenmittel in Anwendung gebracht wurden, war der Bustand doch ein so besorgnißerre gender, daß die Ueberführung nach der Charitee erforderlich
war. Db Frau B. am Leben erhalten werden kann, ist nach Ansicht der Aerzte fraglich. Das Motiv zu dieser That soll ein eheliches Berwürfniß gebildet haben.
dabei streng darauf gehalten, daß Niemand mit ungeordnetem Haupte erschien. Schiller liebte es nicht, fich zu frifiren. ,, Aber Friß, wie stehst Du wieder aus?" sagte daher wohl der Freund, wenn die Eßglocke ertönte. Ich wollte," rief Schiller dann, daß der verdammte Zopf zum Henter wäre!" Gewöhn lich erbarmte fich nun dieser Stubenkamerad und drehte ihm den Zopf. Wahrscheinlich sehr übertrieben behauptet Schillers Jugendfreund in den Zeitgenossen" aber auch, daß Friß, wenn nun in Reih und Glied zur Tafel marschirt sei, oft feinen Schritt und feine Haltung habe bewahren können. Schillers Gang war wohl überhaupt etwas schwankend. Er brauchte also nicht, wie W. B. M. meint, dann immer schon vor Tisch zu viel Wein genoffen zu haben, der bei Tafel selbst nur in geringer Quantität gereicht wurde. Auch setzt der Jugend freund Schillers selbst hinzu, daß jede Unregelmäßigkeit dieser Art stets unbemerkt geblieben sei. Schillers Studiengenoffen, die ihn wegen seines originellen Wesens, wegen seiner großen Herzensgüte und wegen seiner munteren Schwänke über Alles geliebt hätten, seien eifrig bemüht gewesen, dazu beizutragen. daß für Schiller aus dergleichen Dingen teine Unannehmlich feiten entstanden wären. Auch habe das schon der esprit de corps in jeder Abtheilung der Karlsschule verboten. Derselbe Corpsgeist habe aber auch verlangt, daß keiner ungestraft eine wirklich ehrlose Handlung beging. Schiller habe in folchen Fällen froß seines großen Ansehens darauf verzichtet, den Vor fiz bei den Rechtsentscheidungen zu führen. Wenn aber die Strafe festgesezt gewesen sei, so habe er mit fichtlichem mora lischen Ingrimm, welcher seinem schwachen Arme eine entfegliche Kraft verliehen habe, das Amt des Büttels verwaltet. Oft aber habe er auch die Strafe für Andere auf sich genommen. Wer denkt dabei nicht an die Geschichte mit dem Federball im Don Carlos ? Deklamirt habe Schiller mit vielem Feuer, aber ,, das mimisch plastische Talent der Deflamatian" habe ihm ge fehlt, wie sich das bei den dramatischen Aufführungen in ber Karlsschule oft genug gezeigt habe. In Shakespeare's Julius Caefar habe Schiller den Brutus gespielt. Privatim habe er auch Scenen aus seinen eigenen schon damals entstandenen Dramen aufführen lassen. Denn auch Kabale und Liebe fei bis auf diese Beit zurückzuführen. Viele unter den Personen, 3. B. der Oberhofmarschall Kalb, seien treu nach dem Leben gezeichnet.
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zu
Zur Greely - Expedition. Der Matrose Henry, welcher auf der Greely - Expedition vom Lieutenant Greely erichoffen und später von seinen Kameraden verzehrt sein soll, ist, wie fich jezt herausstellt, der Sohn des Eisenbahnstationsbeamten Charles B. Henry als Sergeant anwerben laffen und war z Bud in Hannover . Derselbe hatte sich unter dem Namen gleich Korrespondent für die New Yorker Times". Die Elter find troftlos über die Art und Weise, in der ihr Sohn an geblich um's Leben gekommen ist. Aus New- York , 15. Auguft, wird gemeldet: Die Freunde des in den Arktischen Regionen verstorbenen Lieutenants Rislingbury behaupten von Neuem, daß Lieutenant Greely auf ihn eifersüchtig war, und munteln Davon, daß die Expedition in zwei Parteien getheilt war, von denen die eine den Entbehrungen unterlag, während die andere fich den Befit der Lebensmittel gesichert hatte. Sie verlangen eine Untersuchung und beschuldigen die Beamten der Verheim lichung der Wahrheit. Die World" sagt, daß einer der jüngeren Offiziere der Aufsuchungsexpedition die Geschichte der Leichenverzehrung weiter erzählt habe, wie fie ihm mitgetheilt wurde. Der World" zufolge fügte der Erzähler hinzu, daß Bestrafte Gewissenlosigkeit. In Dresden wurde dieser jeder Einzelne der Leichenesser sich seine Portion Fleisch selber
N. Plöblicher Tod. In der Schönhauser Allee , vor dem Hause 145 brach gestern Nachmittag gegen 2 Uhr die 58- jäh rige Wittwe Pauline B. bewußtlos zusammen. Von bewohnern wurde die B. nach dem Hof gebracht und ärztliche Hilfe requirirt. Der hinzugerufene Arzt Dr. Steinbach fonnte nur den eingetretenen Tod in Folge eines Herzschlags konftatiren. Die Leiche wurde nach dem Obduktionshaus ein geliefert.
Vermischtes.
Tage ein Fleischermeister aus Lommaßsch, R. Hemmannn, der von einer Gutsbesigersfrau Wilh. Fritsche aus Zöthain eine hochgradig perliüchtige und lungentrante Rub angekauft und das Fleisch theils frisch verkauft, theils zu 3000 Stück Kochwürsten verarbeitet hatte, die auf dem Pfingstschießen zu Lom matsch abgesetzt wurden, wegen Vergehens gegen das Nah rungsmittelgesetz zu der eremplarischen Strafe von 1 Jahr Ge fängniß und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt; die mitangeklagte Frau Fritsche erhielt 4 Monate Gefängniß. Von den Konsumenten des verdorbenen Fleisches waren sehr viele an heftigen Leibschmerzen und Diarrhoe, zum Theil verbunden mit Uebelsein und Erbrechen, erkrankt.( Wieviel Kollegen hat dieser sächsische Meßger in Deutschland !)
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abgeschnitten habe.
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Aus Ostpreußen , 18. Auguft. Von einem Aufsehen er regenden Morde auf der Eisenbahn laffen sich die Dftd. Grenzb." aus Eydtfuhnen berichten. Das Blatt, dem wir die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit der Nachricht überlaffen Imüssen, schreibt: Wie wir nachträglich erfahren, ist in der Macht vom letzten Dienstag zum Mittwoch im russischen Courierzuge in einem Coupé zweiter Klasse ein Kaufmann aus Rönigeberg 29 Jahre alt, bei der Station Swentiany ermordet und die Leiche aus dem Fenster geworfen worden. Da auf diefer Stelle der Courierzug fich mit einem Güterzuge freut, fo be merkte der Lokomotivführer des Güterzuges wohl, daß etwas aus einem Coupé geworfen wurde, fonnte es aber wegen der Dunkelheit nicht erkennen, und machte auf Station Swentiang genossen desselben," der sich W. B. M. unterzeichnet hat, durchschnittenem Halse. Der Ermordete soll viel Geld bei fich Fast keine Nacht konnte der Studiengenoffe Schiller's , deffen gehabt haben, was die Brieflouverts, welche man bei ihm fand,
,, Anekdoten zu Schiller's Leben von einem Studien
Bett dem seinen am nächsten stand, ruhig schlafen. Oft sprang Schiller, von irgend einer Jdee oder einem Interesse ergriffen, auf, um während der Nacht zu dichten oder zu studiren. Der Weg aus seinem Bette ging, wie W. B. M. behauptet, über das des Stubengenoffen, und dieser empfing dabei manchen Fußtritt von ihm. Wenn die Tischstunde nahe war, so hatte der Studiengenoffe die Aufgabe, Schiller für das Erscheinen bei dem gemeinschaftlichen Effen vorzubereiten. Es wurde
drei getödtet wurden.
nachwiesen; man fand ferner bei ihm eine werthvolle goldene und filberne Uhr und 10 Rubel. Ein Beamter vom Fahr personal soll, als des Raubmordes verdächtig, verhaftet sein. Sieben Personen verschüttet. Bei dem Einsturz eines Theils des United States Hotel in Washington am Abend des 3. Auguſt wurden sieben Bersonen verschüttet, von denen feit geraumer Beit, wie aus der Bundeshauptstadt geschrieben Der Gebäudeinspektor war schon wird, auf den baufälligen Bustand des Hauses aufmerksam gemacht worden, aber dieser pflichttreue Beamte war wahr und muß geglaubt haben, daß das Gebäude noch bis zur Be endigung der Wahlen Stand halten werde, denn er versäumte die Ergreifung jedweder Sicherheitsmagregel. Die öffentliche Meinung fordert denn auch einstimmig, daß an den Schuldi gen, unter denen sich auch der Miteigenthümer des Hauses, Richter Cox vom Obergericht des Distrikts Columbia, befindet,
ten Haussuchung halten zu dürfen, gewaltsam in ihre Bimmer scheinlich von der fommenden Wahlkampagne zu ſehr offupirt
hc. Rücksichtslosigkeit. Die Unfitte, Gegenstände so an die offenen Fenster zu stellen, daß sie durch irgend einen Zufall leicht hinabgestoßen werden können, hat schon manches Unglück verschuldet. Geradezu empörend aber ist es, wenn manche Menschen Dinge, die sie doch sehr leicht im Bimmer selbst be seitigen können, abfichtlich zum Fenster hinaus auf die Straße werfen, ohne die geringste Rücksicht auf die vorübergehenden Mitmenschen zu nehmen. So waren wir gestern Beuge, wie aus dem oberen Stockwerk eines Hauses in der Oranienstraße ein glimmendes Cigarrenende hinabgeworfen wurde, gerade als ein junges Mädchen unten vorüberging, die aus einer Fabrit nach Hause eilte. Das brennende Cigarrenende fiel auf den Mantel des Mädchens, und ehe noch andere Passanten dieselbe darauf aufmerksam machen fonnten, war in das Kleidungsstück ein großes Loch gesengt. Die arme Arbeiterin brach gierung giebt diesen Erilirten 4-6 Rubel monatlich und zieht auch diefes kleine Almosen zurüd, wenn der Verbannte von seinen Angehörigen oder Freunden auch nur den gering ften Geldbetrag erhält, seien es selbst 10 Rubel in 12 Monaten. Unterrichtsstunden zu geben, ist ausdrücklich verboten, selbstlichen Untersuchung u. s. w. wenn eine Möglichkeit dazu vorhanden wäre, z. B. den Kin dern des ,, Stanovoy's." Die meisten dieser Berbannten ver stehen kein Handwert, und Anstellung in einem Geschäft zu finden, wenn in solchen Marktflecken überhaupt ein Komtoir ift, gehört zu den Unmöglichkeiten. Wir fürchten uns," schreibt der Jenifeier Korrespondent des Russischen Kouriers", ihnen Beschäftigung zu geben, da wir sonst besorgen müssen, selber unter polizeiliche Ueberwachung zu tommen. Es genügt, mit einem administrativ Verbannten" zufammenzutreffen, oder ein paar Worte mit ihm auszutauschen, um unter die Rubrik der Verdächtigen zu kommen. Der Chef eines Handelshauses hat neulich alle Mitglieder seines Personals zur Unterschrift eines Dokumentes veranlaßt, daß fie mit ,, Politischen " weder Bekanntschaft schließen, noch dieselben auf der Straße grüßen wollen."
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1880 hieß es in den Beitungen, daß der Finanzminister einen Gesezentwurf in Vorschlag gebracht habe, daß ,, der Generalgouverneur den Verbannten erlauben dürfe, irgend ein Geschäft zu betreiben." Ich konnte noch nicht in Erfah rung bringen, ob dieser Vorschlag wirklich Gesegeskraft er langt hat, aber das weiß ich, daß früher fast alle Geschäfte den Erilirten untersagt waren, abgesehen von dem Umstand, daß ein Geschäftsbetrieb für Leute, denen es verwehrt ist, auch nur auf einige Stunden die Stadt zu verlassen, ein Unding ift. Soll ich nun noch fortfahren, das schreckliche, undenkbare Elend dieser Leute zu schildern? Ohne Kleider, ohne Schuhwerf, in den elendesten Hütten lebend, ohne Beschäftigung, sterben sie meist an der Auszehrung", schreibt der„ Golos" am 2. Februar 1881.- ,, Unsere administrativ Verbannten leben in beständigem Hunger. Einige von ihnen, die tein Obdach hatten, wurden in einer Nische unter dem Glockenthurm aufgefunden", schreibt ein anderer Korrespondent. Administrative Berbannung bedeutet einfach Voltstödtung durch Erhungern", fogte die Preffe, als man darüber schreiben durfte und es ist eine langfame, aber sichere Hinrichtung", schrieb der„ Golos" ein anderes Mal.
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Und dabei ist dieses Elend noch nicht einmal das schlimmste in der Lage der Erilirten, sondern die entwürdi gende Behandlung, der sie seitens der Lokalbeamten ausgesett find. Wenn fie einer Zeitung die geringste Beschwerde mit theilen, werden sie nach dem entlegenften Theile Ostsibiriens verschickt.
Junge Mädchen, die in Kargopol inhaftirt waren, mußten fich zur Nachtzeit die Besuche betrunkener Beamten gefallen laffen, die unter dem Vorwande, zu jeder Zeit bei den Erilir
eindrangen. An einem anderen Drte zwingt die Polizei die Exilirten, jede Woche in der Polizeistation zu erscheinen, und unterwirft fie gemeinsam mit den Straßendienen einer förper
So geht es zu in den minder entlegenen Theilen Ruß lands und Sibiriens : man fann sich also leicht vorstellen, wie es an solchen Pläßen wie Dletminst, Berthonaust oder NigneKolymst hergeht, in einem Weiler an der Mündung des KoIyma, über dem 68. Breitengrade und mit nur 190 Einwohnern. Denn alle diese aus nur wenigen Häusern bestehenden Weiler
einmal ein Erempel statuirt werde.
mitgetheilt: Die englischen und schottischen Nimrode, die geffern auf den schottischen Mooren den Beginn der Birkhuhnjagd haben ihre Erilirten, ihre Märtyrer, die da für immer lebendig durch Massenabschlachtung dieses Vogelwildes zu feiern ge begraben find, nur aus dem Grunde, daß man tein Material dachten, fanden sich überall in ihrem Weidwerke geftört durd
aufbringen konnte, um sie selbst durch ein täufliches Richterpack verurtheilen zu können.
wandern mußten, auf dem Flußeis, in den Tundras, find fie nun in diesen Weilern eingesperrt, wo nur ein oder zwei däger vegetiren, stets in der Gefahr, Hungers zu sterben.
Und nicht nur in den Weilern,
Idie furchtbaren Gewitter, welche den ganzen Norden beim suchten. Von Glasgow , Edinburg , Dundee , Middlesborough Nachdem fte monatelang über die schneebedeckten Berge schwemmungen und Donner und Blig gemeldet; zahlreiche und anderen Orten werden stundenlange Regengüffe mit leber Kirchthürme und Brücken kamen zu Schaden; der Blig erschlug ohne Unterschied des Ranges und der Person vier Ader arbeiter und einen Lord, den Lord Landerdale, den erblichen Standartenträger Echottlands, der, auf der Jagd begriffen eben auf einem Bony über eine Biüde ritt. Er ftarb gegen Mitternacht, ohne zum Bewußtsein gekommen zu sein. ift sehr oft 32 Seiten start. Durch die Reduktion des Breife auf zwei Cents pro Eremplar gedenkt das Blatt es in furzer Seit auf 200 000 zu bringen. Das Personal der Beitung ist 500 Köpfe start, darunter 150 Seger. In einer Nummer von 32 Seiten find außer dem Terte 6000 Anzeigen in 162 Spalten
man wird es kaum glau ben, aber es ist doch so: eine ganze Anzahl der Erilirten ist in den Uluffes" eingesperrt, d. h. in den Feldlagern Der Jakuten, Seite an Seite mit Leuten die mit elelhaften Hautkrankheiten behaftet find. Wir leben im Finstern," schreibt einer derfelben, der die Gelegenheit benut, durch einen Jäger, der nach Berthonanst ging, einen Brief an seine Freunde zu senden, welcher zehn Monote brauchte, ehe er nach Dles minst gelangte, Brod haben wir nicht, sondern effen nur Fische. Fleisch ist um keinen Preis zu haben. Wir leben im denn es ist zu theuer." Finstern und brennen nur anderthalb Stunden täglich Licht,
Ein Anderer sagt: Ich schreibe unter heftigen Schmerzen, in Folge der Periostofts. Ich habe verlangt, nach einem
und
insgesammt 1812 700 m Schrift enthalten.
Gemeinnütiges.
Ein sehr einfaches und ficheres Mittel gegen Kopfschinnen, auch bei langen Haaren anzuwenden, ist folgendes: Man mache aus Battist ein Beutelchen, welches man mit pulverifirter, Hospital geschickt zu werden, aber ohne Erfolg, ich weiß nicht, gereinigter Schwefelblüthe füllt und zubindet. Mit diesem
wie lange diese Tortur noch dauern wird, mein einziger Wunsch ist, diese Schmerzen los zu sein. Man erlaubt uns nicht, einander zu besuchen, obschon wir nur 3 Meilen von einander entfernt find. Der Staat bewilligt uns vier einhalben Rubel
aus.
Sädchen pudert man des Abends die Kopfhaut, möglichst an über Nacht ein Tuch um den Kopf und bürfte am folgenden monatlich." Ein Dritter schreibt um dieselbe Zeit: Dant, Bei öfterer Wiederholung dieser Prozedur werden die Schinnen Morgen das Haupt mit einer festen, steifen Bürfte tüchtig liebe Freunde, für die Zeitungen! Aber ich fann sie nicht lesen, bald verschwinden, wenn auch nur auf längere Zeit.
denn ich habe kein Licht und es giebt keins zu faufen. Mein
Storbut macht rasche Fortschritte und da ich leine Aussicht schiedenartigften Stoffen geschieht am besten, indem man die
habe, fortgeschafft zu werden, so hoffe ich, im Laufe des Win ters zu sterben."
betreffende Stelle mit Glycerin bestreicht und mittelst lauen die einzige Hoffnung, die ein in einem Jaluter Feldlager die Stelle noch feucht ist, mit einem mäßig beißen Blätteifen Regenwassers und eines reinen Leinentuches vorsichtig nach " Ich hoffe im Laufe des Winters zu sterben," das ist wäscht, bis die Stelle rein ist. Hierauf plättet man, fo lange eingesperrter Verbannter unter dem 68sten Breitegrade nähren auf der linken Seite des Stoffes. Diese Prozedur wird selbst
tann!
die zartesten Stoffe nicht angreifen. Berantwortlicher Hebacteur 8. Gronheim in Berlin . Drud und Wering son tag Bading in Berlin SW, Beuthstraße 2.
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