Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 134.

Nochmals zum Kapitel die Trunksucht.

Die Thatsache, daß der Schnapsgenuß unter den arbei­tenden Klaffen der Schweiz   sich mehr und mehr ausbreitet, hat das Departement des Innern der schweizerischen Genoffen schaft vor einiger Zeit veranlaßt, den eidgenössischen Fabrik­Inspektor Dr. Schüler zu beauftragen, der Sache näher zu treten, und die Gründe für diese bedauerliche Thatsache zu untersuchen. Dr. Schüler, ein Mann, der in seiner zwanzig­jährigen Thätigkeit als Fabrikinspektorerst für den Kanton Glarus  , dann für die Eidgenossenschaft   überhaupt- sich eine ziemlich genaue Kenntniß des Lebens der Arbeiter angeeignet hat, hat nun die Resultate seiner Untersuchungen in einem Berichte niedergelegt, der dieser Tage unter dem Titel: Die Ernährungsweise der arbeitenden Klaffen in der Schweiz   und ihr Einfluß auf die Ausbreitung des Alkoholismus  ," in Druc erschienen ist.

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Die Resultate, zu denen der schweizerische Fabrikinspektor gelangte, find so interessant, daß dieselben auch für die deutsche  Arbeiterklasse von Werth find, und wir uns nicht versagen fönnen, nachfolgend dieselben im Wesentlichen wiederzugeben.

Nachdem Schüler zunächst den Zusammenhang zwischen Bu- oder Abnahme des Alkoholgenusses mit der Art der Er­nährung der arbeitenden Klassen fonstatirt, und im Verlauf feiner Untersuchung eine eingehende Schilderung der Lebens­haltung des schweizerischen Arbeiters in den verschiedenen Kan­fonen giebt, fommt er auf die Gründe zu sprechen, die seiner Meinung nach die Zunahme des Alkoholgenusses bedingen. Je schlechter der Lohn, desto schlechter die Ernährung. Je mehr Kartoffeln, desto mehr Schnapsverbrauch. Je mehr Kaffee­furrogat, desto mehr Schnapstrinfer. Dem Kaffee Erfaz fehlen die anregenden Substanzen des Kaffee. Der Körper verlangt aber Anregung. Was Wunder, daß diese Anregung in Schnaps gesucht wird.

Für den schweizerischen Fabrikinspektor steht es fest, daß der Schnapstonium sich vergrößert im sel­ben Verhältniß, als die Industrie sich höher entwidelt.

Ueber die Wirkung der langen Arbeitszeit auf den Schnaps sagt Schüler: Schon längst hatte der Holzer, der Jäger, früh Morgens sein Gläschen genommen, wenn er vor Tagesanbruch an sein anstrengendes Geschäft ging; er hatte fich mit einem Schlud Schnaps für das Fehlen des Mittags­effens entschädigt. Selbst in der Heuernte hatte Morgens früh vor dem Frühstück ein Schnaps den Tagelöhner munter für fein langes Tagewerk gemacht. Das waren Ausnahmen. Aber als die Sticker, die Uhrmacher ebenfalls lange vor dem Früh ftückt ihre Arbeit begannen, als einzelne Fabriken auch in an dern Industriezweigen den Arbeiter schon vor dem Frühstück zur Arbeit riefen, als die Frauen in den Fabriken zu arbeiten begannen und hie und da, besonders bei weiter Entfernung von der Fabrik, teine Beit mehr fanden, ein Frühstüc zu bereiten, da drang auch in weite Kreise die Unfitte, Mor­gens nüchtern vor dem Frühstück oder statt des Kaffees oder der Suppe einen Schnaps zu nehmen."

Die lange Arbeitszeit in den Fabriken wirkt aber noch in anderer Weise fördernd auf die Ausbreitung des Schnaps­genuffes. Schüler weist darauf hin, daß für Leute, die den ganzen Tag, weit über die gefeßlichen 11 Arbeitsstunden in der Fabrit figen, Mehlspeisen, Hülsenfrüchte u. dergl. schwere Speisen unverdaulich, au schwer" find. Dafür greifen solche Leute zum Hauptgericht, zu den Kartoffeln. Die Stillung des Hungers mit Kartoffeln- Ernährung fann man's nicht nennen

bedingt aber wiederum erhöhten Genuß von anregenden Substanzen: sogenannter Staffee als verfälscht ist nußlos; Wein entweder zu theuer, oder gleichfalls verfälscht wiederum tritt der Schnaps als Erfaz an deren Stelle, der Schnapstrinfer werden mehr!

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Es ist oben schon darauf verwiesen, daß auch die der modernen Industrie eigene Sucht nach billiger Arbeits­traft, den nach Frauenarbeit, Schnapsgenuß dadurch fördert, daß fie der Frau die Gelegenheit nimmt, das Essen gut und schmachaft zuzubereiten. Schüler meint Schüler meint

Die Nase.

Schildert uns einer ein Gesicht, das ihn plöglich entzückte, so wird er Augen, Haare, Mund und Zähne, ja Ohren und Füßen eher erwähnen, als die Wiege aller Schönheit und allen Ausdrucks, jenes wichtige Glied, das Gott nicht umsonst in die Mitte des Gefichts gepflanzt hat, die Nase.

Die Nase ist, was die physiognomische Erscheinung des Menschen betrifft, einfach das Entscheidende und Unentbehrliche. Ein Mensch kann ohne Augen, ohne Haare, ohne sichtbare Lippen noch menschlich aussehen: ganz ohne Nase ist er eine häßliche Frage. Ja, ich glaube, die Nase allein ist das richtige Merimal, das den Menschen vom Thier unterscheidet. Ich weiß nicht, was Cuvier  , Buffon oder Darwin   dazu sagen, aber soweit ich mich erinnere, bat fein Thier eine Nase, ich meine eine sichtbare, von der Wurzel bis zum Ende sich von der übrigen Physiognomie losschälende, deſtinguirle Nase. Die Thiere haben Geruchsorgane, oft feiner als die unsern aus­gestattet, aber geformte, ordentliche Nasen, die ihren Ausgang von dem Gedankenthrone, der Stirn, nehmen und von diesem ersten Momente en ihren hohen Beruf fennen, haben sie nicht. Hat der Mensch überhaupt allein eine Rafe, so ist es selbst­verständlich, daß auch nur er eine schöne Nase haben fann. Indeffen ist uns die Mächtigkeit und Deutlichkeit des feelischen Ausdrucks die Hauptsache und ich behaupte fedt, daß eine starke Nase die Zierde des Mannes ist. Ich weiß aber nicht, ob jede ftarte Rafe auf einen starken Charakter schließen läßt. Daß aber ein großer Mann mit einer fleinen Tafe, undenkbar, ist für mich gewiß. Man nennt das Auge den Spiegel der Seele. Mag sein, soweit es Fluftuationen dieses beweglichen, nimmer ruhenden Elements wiederspiegelt; aber den Ausdruck des Charakters, diefer gegebenen, unabänderlichen Potenz, suche ich in der Nase. Ich möchte die Augen den Seen, die Nase dem Gebirgszug einer Gegend vergleichen. den Ausdruck, aber die Seen hängen von Wind und Sonnenschein ab, das Gebirge aber ragt fest und markirt un wandelbar, so sehr auch Schnee und Abendgluth die Farben wechseln mögen, den Charakter der Region. Freilich, das Auge fann sprechen und das kann die Nase

Dienstag, den 9. September 1884.

weiter hierzu: Nicht wenig tragen zur Förderung des Schnapstonsums die Schwierigkeiten bei, die sich der Bereitung einer gehörigen oft entgegenstellen. Diese haben sich vornehmlich da gemehrt, wo die Hausfrau Jahr aus und ein der Fabritarbeit obliegt und nicht genügende Zeit zum Kochen findet, wo durch Konzentration einer zahlrei­chen Arbeiterbevölkerung in verhältnißmäßig sehr wenigen Wohnräumen die Küchen überfüllt, mehrere Haushaltungen auf einen Heerd angewiesen sind, oder statt eines rechten Küchen­heerdes nur einen allzukleinen Petroleumkochheerd befißen, der ein regelrechtes Kochen gar nicht ermöglicht. Darüber wird aus verschiedenen hochindustriellen Gegenden Klage geführt mit dem Beifügen, daß dann oft Schnaps und Wurst und ähnliche Dinge an die Stelle des gewöhnlichen Mittagstisches treten. Ebenso wird allgemein Klage geführt, wie Mädchen, die stets in der Fabrit gearbeitet, nie dazu kommen, die Kochkunst zu erlernen und durch ihr Ungeschick den Mann ins Wirthshaus treiben, das ihn allmählich zum Schnaps heranzieht."

Auch die Eilfertigkeit, mit welcher bei der kurzen Mittags­zeit und der oft weiten Entfernung von der Fabrif Mann zeit und der oft weiten Entfernung von der Fabrif Mann wie Frau in industriellen Gegenden ihre Nahrung สิน fich nehmen müssen, bedingt eine Zunahme des Schnapsgenuffes. Dieses rasche hinunterschlucken der Speisen bringt es mit sich, daß die normale Absonderung der Speichel- oder Magensaftdrüsen nicht hinreicht, den erfor derlichen chemischen Prozeß der Verdauung mit gehöriger Energie einzuleiten. So fommt es, daß bei einer derartigen Ernährung solche Genußmittel durchaus erforderlich werden, die als Anreize das Maß von Leistung der Verdauungsorgane hervorrufen, die durch die Mängel der Ernährungsweise noth­wendig werde.

Wir können hier leider nicht auf die Vorschläge eingehen, die Schüler macht, um gegen das Umfichgreifen des über­mäßigen Branntroeingenusses zu wirken. Wir können auch faum annehmen, daß ein Mann, der in so vorzüglicher Weise die Wurzel des Uebels blosgelegt, fich wirklich Erfolg von solchen Palliativen, wie er fie vorschlägt, versprechen fönnte, wie ge­meinnüßige Speise- Anstalten", Konsumvereine zum Bezuge billiger Lebensmittel", die Förderung des Verbrauches von Hülsenfrüchten, Kastanien und dergl. nahrhaften Speisen. Das Uebel liegt, wie er selbst gezeigt, tiefer. Eine starke Herab­segung der Arbeitszeit wird bedeutend mehr wirken, als alle Konsumvereine; Verbot der Frauenarbeit in Fabriken nüßt mehr. als die Errichtung von Speiseanstalten!

Also eine gehobene soziale Stellung des Arbeiters wird den Schnapsgenuß vermindern.

okales.

g Auf den hiesigen Eisenbahnhöfen befindet sich seit einigen Tagen folgende bemerkenswerthe Bekanntmachung. Das Hinauswerfen von Gegenständen aus Eisenbahnzügen wird auf Grund des§ 53 des Bahnpolizei- Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands   untersagt. Buwiderhandelnde wer­den nach§ 62 ebendaselbst mit einer Geldstrafe bis zu 30 M. bestraft, sofern nicht nach den allgemeinen Strafbestim­mungen eine härtere Strafe verwirkt ist.

a Von den gefälschten Coupons der Berliner   Stadt­Anleihefcheine vom Jahre 1882, welche der inhaftirte Falsch­münzer öftmann hergestellt hatte, ist jetzt ein zweiter Coupon bei der Stadthaupttasse eingegangen und daselbst an­gehalten worden.

rf. In der ,, Ersten Berliner Sanitätswache", Brüders straße 24, wurden im Monat August 48 Fälle gegen 61 im Vorjahre behandelt. Hiervon kommen auf innere Krankheiten 26( 1883: 20) und auf die äußeren Krankheiten 22( 1883: 41). Geburtshilfliche Fälle tamen 2 zur Behandlung. Auf der Wache wurden 34 Fälle( 1883: 48) erledigt, während in 14 Fällen( 1883: 13) ein Besuch des Arztes im Hause der Pa tienten stattfand. Bahlung wurde 11 Mal( 1883: 19 Mal mit 41,75 M.) mit 22 M. geleistet. Unter den behandelten Fällen befanden sich eine große Anzahl Brechdurchfälle, schwerere Ver legungen durch Messerstiche, starke Magenblutungen und ein

ganzer Kerl, fie bildet den vorgeschobenen Posten des expo­nirten menschlichen Antlizes, und wo es hiebe regnet, em­pfängt sie die erſten. Sie weicht aber der Gefahr nicht aus, im Gegentheil, fie sucht sie. Das Auge schließt sich unwillkür lich, wäre es auch nur für einen Moment, vor einer großen Gefahr. Die Nase im Gegentheil spannt sich auf, wo etwas nicht geheuer in der Luft ist. Man sagt nicht umsonst, daß man die Gefahr wittert". Die Nase ist eben ein furchtloses, couragirtes Ding, und ich begreife nicht, wie dieses so fühne Organ, das im Lateinischen   masculini generis iſt und im Französischen demgemäß le nez heißt, in der sonst so philo­sophischen deutschen Sprache zu einem weiblichen Artikel ge­tommen ist.

So viel, was den Beruf der Nase nach Außen, ihre Bes deutung als Schauftück betrifft. Sie giebt, ich wiederhole es, dem Antlig den Charakter, die Prägung, fie ist der Schmud und der Inder des Mannes und hat einer eine große Nase, so ist er zwar deshalb allein noch fein großer Mann, aber er muß jedenfalls ein tüchtiger Kerl sein, um eine tüchtige Nase zu vertragen.

Die Nase hat aber nicht blos einen repräsentativen Be ruf, fie hat auch ihre internen Aufgaben. Sie ist nicht, wie ein Oberftihürhüter oder ein Truchseß, der nur durch seine Erscheinung zu glänzen hat; fie hat auch zu thun. Sie ist das Organ des Geruchsfinns und rangirt hiermit nach der vul­gären Auffaffung feineswegs unter die allerersten Würden­träger des menschlichen Intellektes. Denkt man ferner an den träger des menschlichen Intellektes. Denkt man ferner an den nationalökonomisch so wichtigen Beruf des Geschmackes, welcher nationalökonomisch so wichtigen Beruf des Geschmackes, welcher mit der Magenfrage so innig zusammenhängt, und an den des Gefühls, welches die äußern Dinge durch bloße Berüh rung erfennen muß, so erscheint die Rolle des Geruchs auf den ersten Anblick als ziemlich untergeordnet und man wäre versucht, die Nase etwa als einen Minister ohne Portefeuille anzusehen. In der That ist der Geruch von allen Sinnen derjenige, den wir, wenn auch nicht am leichtesten, doch that sächlich am öfterften entbehren, da Augenkatarrhe, Ohren­theumatismus und andere Leiden gegen den Schnupfen, der die Nase so leicht befällt, in verschwindender Minorität find. Man kann sagen, daß Ihre Erzellenz die Nase ein Minister ist, der bei jedem Wechsel der Jahreszeit auf einige Wochen Urlaub nimmt, ohne daß die Staatsgeschäfte in's Stoden ge­rathen. Trozdem möchte ich gegen eine zu geringe Tagirung dieses Organs Einsprache erheben. Nicht nur die Menge und der Umfang der Geschäfte, auch die Feinheit und Delikatesse Und was diese entscheidet für die Höhe des Berufes.

1. Jahrgan

Selbstmord, bei dem die Wiederbelebungsversuche troß einsti diger Arbeit erfolglos blieben. Vom 1. September ab w die Wache Sonntags Nachmittags wieder erst um 6 Uhr öffnet.

a. Eine große Anzahl von gefälschten Fünfzigma scheinen find während der lezten Woche in Chemniz, wid und anderen sächsischen Ortschaften angehalten worden und Frau eines sächsischen Handwerkers ist als die Verbreite dieser Falsificate zur Haft gebracht worden, nachdem sie ein räumt hatte, daß sie von dem ihr augenblicklich unbekann Fälscher 15 Stückt dieser Falsificate für 300 Mart gekauft ha obwohl ihr die Fälschung bekannt gewesen war. Diese Fa ficate bilden eine ausnehmend kunstfertige Nachahmung der seit wenigen Jahren kurftrenden gefaserten Fünfzigma scheine und find bei nicht besonderer Aufmerksamkeit von t echten Scheinen nicht zu unterscheiden. Bei besonderer A merksamkeit aber find die Falfificate an folgenden unterscheid den Merkmalen zu erkennen: Das starte mit einem Faserstrei versehene Papier der echten Scheine ist durch Aufeina dertleben zweier Papier   blätter in der Weise na geahmt, daß ein Blatt gewöhnlichen Schreibpapiers an der be Stelle blau angetuscht, mit Fasern und Haaren bestreut u dann mit einem zweiten Blatt feinen Seidenpapiers überk! ist. Diese beiden zusammengeklebten Blätter lösen sich du Befeuchten mit lauwarmem Waffer von einander und Fälschung kann daher durch Eintauchen einer Ecke des Scheir fa lauwarmes Waffer leicht erkannt werden. Die Falsificate fi ferner auf Druckplatten in Lithographie hergestellt; währe bei den echten Scheinen die braune Zeichnung von gestocher Kupferplatten gedruckt und der rothe Aufdruck in Buchdr hergestellt ist.

N. Das nasse Dreieck des Ausstellungs- Parts, in d bekanntlich die Singhalesen ihr Hauptquartier aufgeschlag verdiente am gestrigen Tage seinen Namen mit vollem F und Recht. In Folge des unaufhörlich vom Mittag ab her strömenden Regens, war der Erdboden eigentlich noch näs als naß, da aber bekanntlich ein Singhalese nach den A einandersetzungen des bekannten Ethnologen Profeffor in Wien   am schwersten von Sterblichen naß wird, so lief fich die Singhalesen auch keineswegs durch den Regen( schrecken, sondern arbeiteten ununterbrochen vor dem standh aushaltenden Publikum weiter. Wie groß die Anziehung kraft ist, die die Singhalesen ausüben, mag daraus ersichtl sein, daß gestern die Besucherzahl infl. Kinder und Militär d beinahe 40 000 stieg, eine Zahl, die allerdings nur dadurch flärlich erscheint, daß schon während der Vormittagsstunt beinahe 30 000 Besucher im Ausstellungspark gewesen.

a. Verloren gegangenes Gepäck. Der Handelskomn H. traf gestern Vormittags, von Callis fommend, auf d! Schlesischen Bahnhofe in Berlin  , woselbst er nie gewesen, el um hier eine Stellung in einem Ladengeschäfte zu suchen. er etwa eine halbe Stunde vom Bahnhofe entfernt war, t er in ein Cigarrengeschäft, um Nachfrage wegen einer etwaig Vakanz zu halten. Daselbst wurde ihm ein verneinender scheid zu Theil. Der Ladeninhaber aber gestattete dem gereisten H., sein Jaquet und seine Kleidungsstücke enthalter Reisetasche im Laden niederzulegen und von dieser Last erlei tert, sich weiter wegen einer Stelle umzusehen. H. ging weit hielt in mehreren Geschäften eine erfolglose Nachfrage u wollte sodann nach jenem Cigarrengeschäft sich zurückbegeb um seine zurückgelassenen Sachen abzuholen. Aber er v mochte den Weg dahin nicht wieder zu finden, und auch von ihm angerufene Polizeibehörde hat die betr. Stelle bis nicht ermitteln können. Voraussichtlich wird fich in Folge i ferer Notiz der betr. Ladeninhaber bei dem nächsten Bolig Bureau melden.

g. Aufsehen erregte gestern in der Mittagsstunde folg der Vorgang, der fich in der Markgrafenstraße abspielte: 6 Schußmann war auf einen 16 bis 17 Jahre al Menschen aufmerksam gemacht worden, welcher einen stahl ausgeführt haben sollte. Als sich der Schußmann Betreffenden näherte, ergriff dieser an der Ecke der Besselst. die Flucht und rannte, von dem Schußmann gefolgt,

die Luft vermittelt werden. Nur Auge und Nase find es, unfaßbar, auf einer idealen Brücke mit der Außenwelt verk ren; demgemäß sind auch die Genüsse, die wir ihnen verda fen, von so idealer Färbung, wie es ein sinnlicher Eindruck n sein fann. Sie verzehren dasjenige nicht, was ihnen zur Wal nehmung geboten wird, und stehen hierin auf gleicher über der Brutalität der sonstigen Impressionen. Farbe u Duft find die unfaßbarsten der finnlichen Erscheinungen u wenn die Unfaßbarkeit der Maßstab der Feinheit so steht vielleicht der Duft noch höher, als die Far Göthe hat eine Farbenlehre geschrieben, an eine yel von Duft hat auch er sich nicht herangewagt. hat es noch nicht versucht, das Feinste am Dufte damit zu flären, daß man es farbig genannt hatte; will man aber eit Farbe die höchste Feinheit beilegen, will man ihr alles Sir liche abstreifen, gleichsam thre Seele belauschen und einfang dann nennt man fie duftig". Also ist der Geruch noch si limer als das Gesicht, also steht die Nase eigentlich höh als die Augen.

M

Aufrichtig gesagt, ich erschrecke vor der zwingenden Lo meiner Argumente. Ich hätte selbst nicht gedacht, daß me These so unanfechtbar sei, wie ich sie hier deduzirte. Ich in diesem Fall nicht nur die Beweise zur Ueberzeugung, s dern durch die Ueberzeugung zum Beweise gelangt. T tommt oft vor, ich verweise einfach auf Kolumbus, und möchte es mit dem Bilde illustriren, daß meine Nase in dies Falle weiter reicht, als mein Verstand. Ich brauche da nicht einmal die Theorie des Herrn Profeffor Jäger in 2 spruch zu nehmen, der doch dem Geruchsfinn eine so i geahnt hohe Rolle zuweist und demzufolge die Nase der eige, liche Sig der Pfychologie wäre. Soweit gehe ich nicht. Aber Braris zeigt, daß der Volkswiß für meine Auffaffung ist. Gebildeten, die Büchermenschen glauben einen Staaatsma am höchsten zu stellen, wenn fie ihm einen weiten Blick

schreiben. Die kluge Menge aber sagt: Was der Manne  

Nase hat!"

Taft, der an einem Diplomaten das Sublimste ist, li in den Fingerspigen; er heißt auch wörtlich: Berührung o Fühlung. Bei aller Feinheit ist er daher ein plumper Ges gegen den voranfühlenden Nasenvorstand, und der Politil dem der Himmel eine feine Nase gewährte, hat eigentlich Taft gar nicht mehr nöthig. Die Nase ist derjenige Theil feres Selbst, welcher körperlich und geistig immer um- 1 sage ich doch? um eine Nasenlänge voraus ist. Sie ist Ellaireur, der Pfadfinder, der wahre Philosoph des Unbewi

Nase nicht. Die Nase ist ein aufrichtiger Kerl. Sie ist nicht immer gerade, aber te tennt feine Schliche. Augen fönnen loden und fahreden, Lippen schmollen und lächeln, aber die Naje hat sich nie zum Mittel der Koketterie hergegeben. Die Augen fönnen sich, wenn sie nicht direkt lügen wollen, im Noth- betrifft, so steht die Nase nur dem Auge nach. Nur diese bei- ten, die Wünschelruthe des Verstandes, das Organ der F

los und offen steht sie da, ein Aushängeschild der Natur, und giebt sich, wie sie ist, der Forschung preis.

Der Forschung, aber auch der Gefahr. Die Nase ist ein

den Organe find es, die ihren Dienst in idealer Höhe, ohne nachweisbaren förperlichen Kontakt mit den Dingen, versehen. Der Geschmack, das Gefühl muß die Sachen berühren und ab­nugen. An das Chr flingen die Schallwellen, welche durch

schung. Das Alles ist die Nase und wer weiß, was ne hätte ich Muße genug, meine Nase noch tiefer in ihren Beg zu verfenten. Sie lebe ,, lange"!